Wie Robin Laws glaube ich fest daran, dass der Spaß nicht darin besteht, die Hinweise zu finden, sondern sie zu kombinieren und Hypothesen aufzustellen und diese dann belegen zu können. Daher sollte es einfach sein, Hinweise zu finden.
Dazu sollte man sich als SL für jede Szene überlegen, welche(r) Hinweis(e) essentiell ist, d.h. gefunden werden muss, bevor die Szene endet. Welche Hinweise man vielleicht zusätzlich auf Nachfrage noch finden könnte und dann auch klar signalisieren, dass nun alles gefunden wurde und mit damit hart zu nächsten Szene überleitet. Je nach Geschmack kann man es einfach so sagen oder ein Signal vereinbaren, etwa, "ein Blick zur Sonne zeigt euch, dass es schon spät geworden ist."
Ich würde nach der Heisenberg-Methode immer nur das konkret festlegen, was auch erfragt wurde und was notwendig ist. Wenn niemand nach der Schuhgröße fragt, dann existiert diese auch nicht. Und falls gefragt wird, würde ich als SL erst mal zurück fragen, was sie mit dieser Information anfangen wollen, damit ich die richtige Antwort geben kann.
Z.B. "um später den Täter eindeutig zu identifizieren" kann man mit "du machst einen Gipsabdruck" erschlagen und "um Gnome als Täter auszuschließen" kann man mit "definitiv größer, eher wie ein Elf oder Mensch" beantworten. Mit "38cm" kann kann man im besten Fall nichts anfangen und im schlimmsten Fall unbeabsichtigt eine falsche Fährte legen.
Ausnahme wären für mich Namen von NSCs. Da mag ich's so gar nicht, wenn auf der Metaebene geschlossen wird "kein Name, keine Relevanz". Da hilft dann eine Namensliste zum Abstreichen. Oder die Spieler fragen. Und zwar für alle NSCs, auch die relevanten.
In der Regel (außer die typischen Fantasy-Murder-Hobos verdingen sich als Amateurdetektive) verkörpern die Spieler ja Charaktere, die besser als die Spieler (wenn die nicht zufällige im echten Leben Kriminalkommissare sind) bei der Ermittungsarbeit sind und das sollte man dadurch ausdrücken, dass man ihre Handlungen nicht mutwillig gegen die Charaktere auslegt, selbst wenn die Beschreibungen der Spieler jetzt nicht optimal sind. Niemand muss wissen, wie genau man nun Spuren am Tatort sammelt, die Tatsache, dass man es will, sollte ausreichen, dass auch professionell zu tun und dabei ggf. festzustellen, dass überraschend viele, wenige oder offensichtlich gefälschte Spuren zu finden sind. Die essentiellen Spuren durch eine verpatzte Probe zu zerstören ist nicht hilfreich in so einem Spiel.
Und wie üblich gilt, am einfachsten ist, Probleme anzusprechen. Bei "Können wir eine Liste aller Personen bekommen, die mit dem Mordopfer kürzlich zu tun hatten? Oh, es ist eine öffentliche Person und sie hatte in der letzten Woche 84 Termine, aha. Ich gehe alle Namen durch, kommt mir da wer bekannt vor? Ich vergleiche die Liste der 84 Termine…" würde ich antworten, das ist für die Geschichte nicht weiter relevant und nach 6 Stunden frustrierendem Herumtelefonieren hast dein Charaktere auch keine verwertbaren Hinweise gefunden. Was machen die anderen in dieser Zeit? Du hilft? Gut, dann dauert es nur 4 Stunden.
Auf "Und kann ich herausfinden, um wie viel Uhr der Todeszeitpunkt war?" würde ich ja "Wie?" zurückfragen und wenn da ein "na, auch als Tierarzt müsste ich das doch wissen, Körperwärme oder Steifheit des Körpers oder so" zurückkommt, könnte man dem Tierarzt vielleicht eine Probe abfordern, weil kein Gerichtsmediziner und dann einen ungefähren oder genauen Zeitpunkt nennen. Oder wenn man diese Informationen nicht herausgeben will, ohne Probe sagen, "nach deiner fachkundigen Meinung ist es zu spät dafür." Wichtig ist dabei nur, klar zu machen, dass die Informationen nicht aufgrund von Versagen oder Unkenntnis nicht ermittelt werden kann, sondern aus der Fachkenntnis heraus nicht. (Wenn du mich als sachkundigen Informatiker fragst, ob ich keinen AES-256-verschlüsselten Text entschlüsseln kann, dann kann ich dir auch sagen, nicht in sinnvoller Zeit. Da muss ich nichts probieren, das weiß ich einfach - und ich kann das auch auf andere mir weniger gut bekannte Algorithmen extrapolieren)
Übrigens, die Fokussierung auf Spuren ist ein eher neuzeitliches Vorgehen. Für eine mittelalterliche Welt würde man eher auf Zeugen setzen und ihre Aussage nach ihrem Leumund bewerten. Wenn der untadelige adelige Sohn des Opfers der Dienstmagd die Schuld gibt, weil sie als letzte beim Vater war und sie dies auch nicht bestreitet, dann zählt das mehr, als der Abtrittsammler, der sagt, dass er durchs Fenster gesehen hat, wie der Sohn seinen Vater erstochen hat. Außer, man findet vielleicht vier Leute, die das selbe aussagen wie der Sammler. Natürlich würde es auch helfen, die Tatwaffe zu finden, aber auf ein heiliges Buch zu schwören ist ultimativ. In einer Fantasywelt hilft es natürlich ungemein, wenn es Wahrheitszauber gibt, die IMHO dann Standard bei jedem Verhör sind, und man in diesem Fall eher nachweisen müsste, dass der Sohn sich am Tag vor dem Mord extra bei dem Hexer am anderen Ende der Stadt ein Amulett der gefahrlosen Lüge besorgt hat und auch noch im Tempel für den Frefel der Falschaussage die Göttin der Wahrheit mit 1000 Goldmünzen zu besänftigen versucht hat.