Autor Thema: Die Problematik von SF zur Fantasy - Wiedererkennung  (Gelesen 5553 mal)

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Offline Ludovico

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Hey Leute!

Ich hab mir mal ein paar Gedanken gemacht über einen Faktor, der SF-Rollenspiele benachteiligt zu Fantasy-Rollenspielen und zwar die Wiedererkennung.

Und das möchte ich gerne hier diskutieren:
Bei Fantasy gibt es zumeist Elfen, Zwerge und Menschen oder Rassen, die so ähnlich sind. Die Zauberei ist sich größtenteils auch ähnlich. Es gibt magische Geschosse und Feuerbälle. Es sind an sich immer die selben Sachen und häufig sind die Namen ähnlich.

Bei SF dagegen ist das anders. Da hast Du von Setting zu Setting ganz neue Rassen mit eigener Kultur und eigenem Aussehen und Fähigkeiten und eigenen Namen. Klar, man kann auch hier Schablonen nehmen, aber wenn man nicht möchte, dass man wirkt, als hätte man abgekupfert, dann muss man jede Schablone stark anpassen.

Es wäre ja schon merkwürdig, wenn Wookies bei Babylon 5 auftauchen.

Bei Technik ist es ebenfalls so, dass man stets neue Geräte mit (eigenen Zeichnungen und) Beschreibungen nutzen muss und im Zweifel das mit Technobabbel garnieren muss.

Dementsprechend ist es einfacher, in Fantasy einzusteigen und dann von Setting zu Setting zu wechseln, als bei SF.
« Letzte Änderung: 10.10.2023 | 09:06 von Ludovico »

Offline 1of3

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Re: Die Problematik von SF zur Fantasy - Wiedererkennung
« Antwort #1 am: 10.10.2023 | 10:25 »
Ich glaube das ist im Effekt schon, aber im Grund nicht ganz richtig. Fantasy-Romane haben eine riesige Spannbreite. In den meisten Werken gibt es keine Elfen und Zwerge und Magier werfen seltenst Feuerbälle.

Was du hier Fantasy nennst ist das D&D-Fäntelalter-Kitchen-Sink, welches die Rollenspielerschaft immer wieder abgekupfert hat, bis es keiner mehr merkt.

Du hast insofern recht, dass die Benennung von Dingen in Fantasy sich häufig wiederholt. Da heißt dann etwas Magier, unabhängig davon die mit einem Zauberstab wedeln und das Messer zum Karotten schneiden bringen oder geometrische Figuren irgendwo einritzen, um Schutzkreise zu errichten, oder eine elementare Macht über Käse oder Gallium haben oder, obwohl sie eigentlich Halbgötter sind, lediglich Licht machen und mit Vögeln sprechen.

In SciFi hieße das dann dementsprechend Animacy Transference Rods, Memetic Aversion Patterns, Bierce' Deconstructive Affinities oder Tea Bagging. Lernen was es tut, musst du so oder so, vielleicht ist es weniger einschüchternd, wenn das alles Magier heißt.

Offline AndreJarosch

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Re: Die Problematik von SF zur Fantasy - Wiedererkennung
« Antwort #2 am: 10.10.2023 | 10:31 »
Bei Fantasy gibt es zumeist Elfen, Zwerge und Menschen oder Rassen, die so ähnlich sind. Die Zauberei ist sich größtenteils auch ähnlich. Es gibt magische Geschosse und Feuerbälle. Es sind an sich immer die selben Sachen und häufig sind die Namen ähnlich.

Ich weiß nicht welche Fantasy-Systeme du spielst/kennst/gelesen hast, aber ich möchte dem widersprechen.

Ich gehöre nicht zu den Rollenspielern die alles Neue ausprobieren und habe meine Systeme gefunden, habe aber von 1984 bis 2000 fast alles gespielt was in deutsch erschienen ist (und einiges englische) und habe immer noch zumindest einen kleinen, unvollständigen Überblick was sonst noch so auf dem Markt ist.

Allein in meiner Bubble sind die Spielwelten der Fantasysysteme sehr unterschiedlich:

- Mythras (Thennla): an das archaische Griechenland und Röm, so wie den Orient angelehnte Setting mit viel erforschbarem Hintergrund. Elfen, Zwerge, Orks etc. sind da nur nebensächlich. Magie läuft über Glaubensgemeinschaften oder alchemistischen Studien. Feuerbälle oder ähnliches existieren in dieser Welt nicht.

- RuneQuest (Glorantha): eine auf Mythologie aufgebaute Welt, in der es zwar Elfen (Aldryami), Zwerge (Mostali), Trolle (Uz), etc. gibt, die aber völlig anders sind als die Tolkien- oder D&D-Versionen (Pflanzenwesen, Steinwesen, Dunkelheitswesen). Magie ist allgegenwärtig, und das Magiemonopol haben die Kulte. Und man gehört entweder einem dem unzähligen götterkulten an, welche einem erlauben Runenmagie zu wirken, oder man folgt einer animistischen Tradition unter einem Schamanen, oder einem Weg der Zauberei. Es existieren Zauber im Ausmaß eines Feuerballs, aber diese sind mächtigen Runenpriestern oder erfahrenen Zauberern vorbehalten (da der Powerlevel der Spielercharaktere in RQ aber höher ist, als z.B. in Mythras ist es durchaus wahrscheinlich, dass ein Spielercharakter nach relativ kurzer Zeit zum Kreis dieser Elite gehört).

- Sturmbringer (die Jungen Königreiche": Eine Welt in der die menschlichen Reiche eher der Ordnung oder dem Chaos folgen. Die Melnibonéer, die wirken wie halb-elfisch/halb-dämonische Übermenschen, die die Welt ursprünglich beherrschten sind in den Hintergrund getreten. Weitere Nichtmenschen sind geflügelte Menschen und dämonische Wesen. Elfen, Zwerge, Orcs etc. existieren dort nicht. Magie funktioniert über das Beschwören von Dämonen und anderen Wesen aus anderen Existenzebenen, die dann magische Effekte hervorbringen, oder etwas für den Beschwörer (oder den Besitzer eines Gegenstandes in den ein Dämon gebunden wurde) zu können/müssen.

- King Arthur Pendragon (Britannien zwischen 475 und 600 AD): Eine Mischung auf dem historischen 6. Jahrhundert (wo der Hintergrund spielen soll) und dem 15. Jahrhundert (der Zeit in der die Arthus-Sage zu Papier gebracht wurde). Britannien besteht aus diversen Kleinreichen und wird von Arthus geeint... mit Hilfe seinen Hofzauberers/Druiden Merlin. Es gibt Riesen, Elfen (aber die der britischen Mythologie, nicht die Tolkiens oder aus D&D), Trolle, etc. Aber die sind Monster und NSCs. Gespielt werden in dem Setting nur Menschen, und innerhalb Spezies nur Ritter. Magie ist NSCs vorbehalten.

- Conan (Hyperbora): Eine barbarsche Welt vor der unsrigen in der es gilt zu überleben. Ich denke das Setting ist bekannt. Es gab diverse RPGs die Conan versucht haben abzubilden. Auch hier: weder Elefen, noch Zwerge oder Orks. Magie ist zumeist etwas, welches den feindlichen Endgegnern zur Verfügung steht.

- Lex Arkana (das fiktive Jahr 476 AD in dem das Römische Reich nie untergegangen ist): Kann man sich vorstellen: Elfen, Trolle, etc. gibt es als Fabelwesen, bzw. Wesen wegen denen die Custodes (Sonderermittler des Römischen Reiches in Problemfällen mit wahrscheinlich übersinnlicher Komponente) unterwegs sind. Magie ist vorhanden aber nicht mit übertrieben mächtigen Badaboom-Zaubern.

- Harnmaster (Harn): Eine Welt die sehr mittelalterlich wirkt, in der es aber auch Elfen, Zwerge und Orks gibt. Hier sind sie zwar widererkennbar mit den Tolkien- und D&D-Versionen "verwandt", aber doch anders. Magie ist Sache einiger verschrobener Zauber-Orden und Priester.

- Empire of the Petal Throne/Gardsindial/Adventures in Tekumel (Tekumel): Okay, ist eher Science-Fantasy. Ein anderer Planet der kolonisiert wurde, vom Rest der Welten abgetrennt wurde, und (um zu überleben) in vielen Bereichen wieder auf das Niveau einen Fäntelaters zurückgefallen ist. Eine Mischung aus Fantasy und postapokalyptischer SciFi mit vielen abstrusen Fantasy-/Alien-Rassen.


Deine Verallgemeinerung ("ist alles ähnlich, nur mit Varianten") kann ich für folgende Systeme bestätigen (Kenntnisstand ca. 1995, als ich diesen Systemen den Rücken gekehrt habe): D&D, DSA, Midgard, (Earthdawn), und die "neueren" Pathfinder, DCC, und andere OSR-Rollenspiele.

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Re: Die Problematik von SF zur Fantasy - Wiedererkennung
« Antwort #3 am: 10.10.2023 | 10:39 »
Was du hier Fantasy nennst ist das D&D-Fäntelalter-Kitchen-Sink, welches die Rollenspielerschaft immer wieder abgekupfert hat, bis es keiner mehr merkt.

Denke ich auch. Bei jedermanns Lieblingscimmerier gibt's keine Elfen und sieht selbst ausdrückliche Kampfmagie deutlich anders aus (wenn sie denn mal vorkommt), und drüben bei Harry Potter beschwört nicht mal eben jemand Lolth und sind die Hauselfen auch eher nicht so der Typ "spitzohriger Baumkuschler mit Bogen". Selbst Mittelerde, wo D&D ja seinerseits die Elfen, Zwerge, und Hobbits Halblinge eigentlich erst hergeklaut hat, hat wenig an klassischer "Rollenspielmagie" zu bieten.

(Ganz zu schweigen davon, daß das nächste, was all diese Settings an "Klerikern" zu bieten haben, noch Conans stygische Zauberpriester mit meist üblen Absichten sein dürften... >;D)

Offline 1of3

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Re: Die Problematik von SF zur Fantasy - Wiedererkennung
« Antwort #4 am: 10.10.2023 | 10:49 »
Deine Verallgemeinerung ("ist alles ähnlich, nur mit Varianten") kann ich für folgende Systeme bestätigen (Kenntnisstand ca. 1995, als ich diesen Systemen den Rücken gekehrt habe): D&D, DSA

Tatsächlich fand ich Geweihte in DSA bis Version 3 erfrischend anders als D&D-Kleriker.

Offline tartex

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Re: Die Problematik von SF zur Fantasy - Wiedererkennung
« Antwort #5 am: 10.10.2023 | 10:50 »
Ich habe einen neuen Spieler - sicher schon 30 oder so -, der behauptet vor Baldur's Gate 3, konnte er sich ein Fantasy-Setting nicht vorstellen.  :o
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Re: Die Problematik von SF zur Fantasy - Wiedererkennung
« Antwort #6 am: 10.10.2023 | 10:54 »
Ich habe einen neuen Spieler - sicher schon 30 oder so -, der behauptet vor Baldur's Gate 3, konnte er sich ein Fantasy-Setting nicht vorstellen.  :o

Mag stimmen. Daß es "Fantasy" als Genre überhaupt gibt, habe ich selbst ja auch erst erfahren, als ich schon SF-Fan war und diverse durchaus fantasymäßige Geschichten und Filme (klassische Sagen, Tausendundeine Nacht...) eigentlich schon intus hatte. Da war ich zwar noch ein guuutes Stück jünger als dreißig, aber passieren kann einem so etwas definitiv, und allein über das Timing zu streiten, lohnt sich mMn nicht. :)

Offline tartex

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Re: Die Problematik von SF zur Fantasy - Wiedererkennung
« Antwort #7 am: 10.10.2023 | 11:01 »
Ich denke halt "Jugend spielt (Computerspiele)" und da kommt man an den ganzen Fantasy-Klischees doch kaum vorbei, oder?

(Andererseits kannte ich One Piece bis vor 4 Wochen auch nur als Logo auf T-Shirts...)
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Offline Feuersänger

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Re: Die Problematik von SF zur Fantasy - Wiedererkennung
« Antwort #8 am: 10.10.2023 | 11:03 »
Hmmm ich weiß nicht so recht, ob ich der Eingangsthese zustimme. Am ehesten vielleicht noch: Fantasy ist meistens eine grob-mittelalterliche Welt, auf die irgendeine Form von Magie aufgeflanscht ist. Und SF hingegen kann eine riesige Spannweite abdecken, von Mondbasis bis intergalaktische Teleporter, mit oder ohne Aliens usw.

Aber im Endeffekt ist auch die SF meist strukturalistisch aufgebaut und bedient sich einer Reihe etablierter Topoi. Diese können analog zur Fantasy sein ("Minbari sind Weltraum-Elfen") oder von gängigen Fantasy-Topoi losgelöst, aber das meiste hat man doch irgendwo schonmal gehört.

Vergleiche dazu den köstlichen Tough Guide to the Known Galaxy, in dem die stereotypischsten SF-Topoi zusammengefasst werden.
Der :T:-Sprachführer: Rollenspieler-Jargon

Zitat von: ErikErikson
Thor lootet nicht.

"I blame WotC for brainwashing us into thinking that +2 damage per attack is acceptable for a fighter, while wizards can get away with stopping time and gating in solars."

Kleine Rechtschreibhilfe: Galerie, Standard, tolerant, "seit bei Zeit", tot/Tod, Stegreif, Rückgrat

Offline KhornedBeef

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Re: Die Problematik von SF zur Fantasy - Wiedererkennung
« Antwort #9 am: 10.10.2023 | 11:07 »
Soso, SciFi ist nicht so humanoid und "relatable" *schieltaufdieganzengrünangemaltenStarTrekAlienmädchen". Kommt drauf an, wer es schreibt. Es ist allenfalls so, dass bei Fantasy eine jahrzehntelange sehr stabile Strömung gibt, die diesen Fäntelalter-Wiedererkennungswert hat. Da ist die Magie noch die wandelbarste, aber die Schwertträger sind alle gleich. Funktioniert ja auch, spitzes Loch in jemanden machen, bumms tot. Sorgen machen tut man sich doch beim Spiel nicht um die eigenen Kräfte, sondern um die Berechenbarkeit des unwirschen Gegenwinds ;)
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Ich vergeige, also bin ich.

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Re: Die Problematik von SF zur Fantasy - Wiedererkennung
« Antwort #10 am: 10.10.2023 | 11:14 »
Da ist die Magie noch die wandelbarste, aber die Schwertträger sind alle gleich. Funktioniert ja auch, spitzes Loch in jemanden machen, bumms tot.

Prinz Eisenherz und Lorenor Zorro im selben Atemzug: "WIE BITTE?!?"

 ;D

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Re: Die Problematik von SF zur Fantasy - Wiedererkennung
« Antwort #11 am: 10.10.2023 | 11:15 »
Meiner Einschätzung nach benennt Ludovico zwei Bereiche:
- 1. die gemeinsame Vorstellung
- 2. das im Genre gebräuchliche Fachvokabular

Beides hängt eng miteinander zusammen. Ob nun Elf, Ork oder Zwerg, die gemeinsame Vorstellung, was diese sind, wie diese Aussehen können sind schon tief im Fantasy Genre verankert, auch wenn es sie nicht in jedem Fantasysetting gibt.

Fachvokabular aus SF sind z.B. Hyperraum, Ionenstrahl, Deflektorschild und Lichtschwert. Die Vorstellung wenn ich sage "Raumschiff" mag schon durchaus weiter auseinanderklaffen, aber das ist wohl alles auch eine Frage der Gewöhnung. Man kann Technobabbel lernen, genausowie Fäntelalter-Marktsprech. :D

Persönlich bin ich der Meinung, dass das Gefühl, die Vorstellungswelt und das Fachvokabular von Fantasy seien leichter zugänglich heutzutage einfach darin begründet ist, dass Fantasy inzwischen deutlich stärker in den Mainstream geschwappt ist, als SF, wobei ich jetzt nicht weiß ob Conan und Elric of Melnibone wirklich Mainstreamwissen sind. Aber grad durch Herr der Ringe, Harry Potter und Game of Thrones oder auch Critical Role hat sich die Fantasy mehr für den Mainstream geöffnet.

Die SF ist genauso vielfältig und breit aufgestellt wie die Fantasy. Bekannte Reihen aus der SF sind Star Wars und Star Trek, RoboCop und vielleicht noch "1984". Da hat sich aber vielleicht nicht eine gut verallgemeinerbare Ästhethik entwickelt außer zu sagen: Raumschiffe, komplizierte Technik und verbesserte Menschen. Während Fantasy leicht und sehr schnell mit Tolkien und Mittelalteridentifiziert ist, auch wenn das überhaupt nur auf 1/4 des Fanatsybereichs passt... Und von dem haben inzwischen auch recht viele, die gar nix mit Fantasy am Hut haben, durch die Filme und ausufernde Werbekampagnen rudimentäres Wissen. Mein Vater (fast 80) mag "so Fantasykram" überhaupt nicht. Aber er kennt auch Legolas und weiß, dass das ein Elf ist und dass "so naturverbundene Grüne" sind. :D Einfach, weil in den 70ern ein junger Mensch und später die HdR Filme mit der Familie (also mir) mitsehen musste... Spock würd er verrmutlich auch noch benennen können und dann vielleicht noch Vulkanier und Raumschiff Enterprise, aber das war's dann auch. Kein Interesse.

In Deutschland muss mensch vielleicht noch dazu sagen, dass die Wahrnehmung von Fantasy in der Rollenspielcommunity vielleicht auch noch ganz stark von DSA geprägt ist und für einige DSA halt DIE klassische Fantasywelt ist. Oder eben dann alternativ eines der D&D Settings.

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Re: Die Problematik von SF zur Fantasy - Wiedererkennung
« Antwort #12 am: 10.10.2023 | 11:23 »
In Deutschland muss mensch vielleicht noch dazu sagen, dass die Wahrnehmung von Fantasy in der Rollenspielcommunity vielleicht auch noch ganz stark von DSA geprägt ist und für einige DSA halt DIE klassische Fantasywelt ist. Oder eben dann alternativ eines der D&D Settings.

Das sowieso. Die reine Marktpräsenz einzelner Exemplare (die dann "zufällig" auch noch vieles gleich machen) verzerrt natürlich schnell den Blick aufs Ganze. Ähnlich im Bereich Computerspiele, wo ja die Computer"rollen"spiele auch erst mal vom großen populären Vorbild D&D (teilweise direkt mit Lizenz schon von TSR) und dann zunehmend einfach nur noch voneinander abgekupfert haben -- das sieht man nicht mal nur an den Settings, sondern auch am ständigen Weitermitnehmen von Regelkonzepten wie etwa "Klassen" und "Stufen" insbesondere und gerade bei Fantasyspielen.
« Letzte Änderung: 10.10.2023 | 11:26 von nobody@home »

Offline Ludovico

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Re: Die Problematik von SF zur Fantasy - Wiedererkennung
« Antwort #13 am: 10.10.2023 | 11:32 »
Es gibt durchaus Fantasy-Welten, bei denen es keine Elfen, Zwerge und Orks gibt.
Da hat man dann drei Sorten:
a) Es gibt nur Menschen
b) Es gibt andere Rassen, die aber ähnlich geprägt sind (z.B. Feen, Sartyr,...).
c) Sie haben ganz neue und unbekannte Rassen (z.B. Talislanta).

Von diesen drei Sorten dürfte a) neben den EDO-Spielen noch die erfolgreichsten sein.
Aber auch hier gilt, dass es einen hohen Wiedererkennungswert gibt.

Jeder Spieler weiß, was es mit all diesen Rassen auf sich hat. Entsprechend ist es leicht für Spieler, sich in diese einzufügen.

Da haben es die verschiedenen SF-Spiele halt schwerer, denn sie haben nicht diese Möglichkeit. Spieler müssen sich erst einlösen und das bei Wechseln des Spiels immer wieder neu.

Offline 1of3

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Re: Die Problematik von SF zur Fantasy - Wiedererkennung
« Antwort #14 am: 10.10.2023 | 12:48 »
Hmmm ich weiß nicht so recht, ob ich der Eingangsthese zustimme. Am ehesten vielleicht noch: Fantasy ist meistens eine grob-mittelalterliche Welt, auf die irgendeine Form von Magie aufgeflanscht ist. Und SF hingegen kann eine riesige Spannweite abdecken, von Mondbasis bis intergalaktische Teleporter, mit oder ohne Aliens usw.

Ich kann genauso sagen, SciFi ist meistens so mit Raumschiffen, die zwischen Planeten hin und herfliegen und Aliens treffen. Du weißt da ist das "meistens" schon sehr augewalzt. Wenn du ausgiebig Fantasy liest, weißt du in die andere Richtung ist es genauso  breit und platt.

Ulkiger Weise ist an der Standard-Fäntelalter-Welt auch eigentlich gar nichts europäisch-mittelalterlich. Die Religion ist falsch-verstandener Polytheismus, der graeco-römische Motive so benutzt, als wären sie Christentum. Die Gesellschaftsstrukturen sind modern. Und die Technik ist eher frühe Neuzeit, außer dass es keine Kanonen gibt, die in der Tat mittelalterlich wären.

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Re: Die Problematik von SF zur Fantasy - Wiedererkennung
« Antwort #15 am: 10.10.2023 | 13:56 »
Ich denke, wenn die Fantasy gegenüber der SF einen Vorteil hat, dann ist der etwas grundlegenderer Natur: es gibt einfach mehr Geschichten über die Vergangenheit als über die Zukunft (liegt halt schon in der Natur der Phänomene Zeit und Erinnerung begründet), und auf gemeinsam etablierter und zumindest in groben und nicht immer ganz korrekten Zügen skizzierter Geschichte läßt sich leichter aufsetzen -- da hat's dann eben schon ein vertrautes Vorbild, auch wenn das vielleicht nur aus Hollywood stammt.

Das hat dann halt weniger mit Elfen und Zwergen zu tun als damit, daß die meisten Leute in Europa oder den USA fast schon automatisch zumindest irgendeine Idee im Kopf haben, wie ein Ritter oder Wikinger so auszusehen hat (auch wenn sie vielleicht gerade nicht wissen, daß der Ritter in Vollblechdose erst eine ganze Weile nach der Wikingerzeit aufkam ;)). Aber in Richtung Spekulationen über die Zukunft, was ja in der SF so gut wie immer ein Stück weit mitschwingt, auch, wenn sie vielleicht nicht besonders "hart" ist...gibt's halt keine historische Grundlage welcher Art auch immer, auf der man in dieser Weise aufsetzen könnte.

Offline Marduk

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Re: Die Problematik von SF zur Fantasy - Wiedererkennung
« Antwort #16 am: 15.10.2023 | 12:25 »
Ich persönlich habe eine Theorie, die besagt, daß Fantasy ganz gerne auch einen gewissen romantisierten Flair hat, während der SciFi der Flair der Wissenschaft anhängt. Das klingt dann etwas zu sehr nach Schule usw.
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Re: Die Problematik von SF zur Fantasy - Wiedererkennung
« Antwort #17 am: 15.10.2023 | 12:40 »
Ich persönlich habe eine Theorie, die besagt, daß Fantasy ganz gerne auch einen gewissen romantisierten Flair hat, während der SciFi der Flair der Wissenschaft anhängt. Das klingt dann etwas zu sehr nach Schule usw.

Das möglicherweise auch, so grob nach dem Motto "In der Fantasy kann sich jeder wiederfinden, Science Fiction ist dagegen nur was für Intellektuelle (und wer will schon freiwillig einer von denen sein?)!!".

Wäre natürlich auch nur ein Vorurteil, aber das hat ja noch nie eine Idee ernsthaft daran gehindert, populär zu werden. :P

Offline Lyonesse

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Re: Die Problematik von SF zur Fantasy - Wiedererkennung
« Antwort #18 am: 15.10.2023 | 15:07 »
Rollenspiel hätte in der Hochzeit der SF, in den 40er oder 50er Jahren, erfunden werden müssen,
dann hätte es sich vielleicht einer eben solchen Beliebtheit erfreut wie Rollenspiel in der Fantasy.
In den 70ern war da der Zug insofern schon abgefahren, aber damals war SF doch der heiße Scheiß.
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Offline Marduk

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Re: Die Problematik von SF zur Fantasy - Wiedererkennung
« Antwort #19 am: 15.10.2023 | 15:28 »
Es gab ja schon recht früh die ersten SciFi Rollenspiele. Und es gab immer mal Zeiten, wo die SciFi in Film und Fernsehen der Fantasy den Rang ablief. Das wird also eher weniger der Grund für die Dominanz der Fantasy im Rollenspiel sein
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Re: Die Problematik von SF zur Fantasy - Wiedererkennung
« Antwort #20 am: 15.10.2023 | 15:40 »
Rollenspiel hätte in der Hochzeit der SF, in den 40er oder 50er Jahren, erfunden werden müssen,
dann hätte es sich vielleicht einer eben solchen Beliebtheit erfreut wie Rollenspiel in der Fantasy.
In den 70ern war da der Zug insofern schon abgefahren, aber damals war SF doch der heiße Scheiß.

Hinzu kommt, daß die "strikte" Trennung zwischen Fantasy und SF sich erst im Lauf der Zeit überhaupt so verfestigt hat. Eine ganze Reihe von Autoren insbesondere in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts hat noch fröhlich beides geschrieben und die Elemente von beiden auch ebenso mal vermengt, und selbst in zumindest den Frühzeiten von D&D (das seinerseits den "Rollenspiel ist Fantasy!"-Stein überhaupt erst ins Rollen gebracht hat) waren Quasi-SF-Elemente in Kaufabenteuern und Hintergrundmaterial allemal dort auch noch zu finden. Gab halt keine spielbaren Science-Fiction-Klassen...

...wobei dieses Konzept außerhalb recht "archaischer" Settings mMn ohnehin schnell ins Schwimmen gerät. Vielleicht liegt's also mit daran: Fantasy dominiert nicht so sehr das Rollenspiel an sich als primär die Untermenge der immer noch populären Klassen-und-Stufen-Systeme.

Offline Lichtschwerttänzer

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Re: Die Problematik von SF zur Fantasy - Wiedererkennung
« Antwort #21 am: 15.10.2023 | 18:01 »

(Ganz zu schweigen davon, daß das nächste, was all diese Settings an "Klerikern" zu bieten haben, noch Conans stygische Zauberpriester mit meist üblen Absichten sein dürften... >;D)
da gibt es diesen Asura Priester in Hour of the Dragon
“Uh, hey Bob?”
“What Steve?”
“Do you feel like we’ve forgotten anything?”
Sigh. “No Steve. I have my sword and my bow, and my arrows and my cloak and this hobbit here. What could I have forgotten?”
“I don’t know, like, all of our stuff? Like the tent, the bedroll, my shovel, your pot, our cups, the food, our water, your dice, my basket, that net, our spare nails and arrowheads, Jim’s pick, my shovel, the tent-pegs…”
“Crap.”

Offline Torsten (Donnerhaus)

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Re: Die Problematik von SF zur Fantasy - Wiedererkennung
« Antwort #22 am: 15.10.2023 | 20:36 »
Was unterscheidet denn Orks von Klingonen? Das eine sind torfdumme Frontalangriff-Krieger mit Feuerschalen und einer rückständigen Gewaltkultur und das andere sind Orks.

Die meisten Klischees aus Fantasywelten gibt es genauso in Science-Fiction Welten.

Zumal es ja auch "Orks" gar nicht gibt. Wenn du mir sagst in einer Welt gäbe es "Elfen, Orks und Zwerge", dann weiß ich damit… absolut gar nichts. Wie sind denn Elfen in dieser Welt? Was sind sie? Was sind Orks? Sind das Tolkien Orks? Sind es Uruk-Hai? Sind es Shadowrun Orks? Warhammer Pilze? Der Begriff allein sagt mir nichts. Er tut so, als würde er etwas sagen, aber er erzeugt nur ein völlig amorphes Konzept, das entweder ohnehin konkretisiert werden muss und damit genauso neu und eigen wird wie jede beliebige Alienrasse in einem Space Opera Sci-Fi, oder es verbleibt in völliger Beliebigkeit und spielt eh keine Rolle.

Wenn man die Klischees nicht hinterfragt und ausbaut, kämpft in Star Wars auch der junge König Artus zusammen mit Merlin gegen Mordred und Morgana die Hexe. Morgana ist ein alter Mann der Blitze schmeißt, aber die Essenz des Evil Wizard ist ohne detaillierte Abgrenzung genau die gleiche. Ist natürlich geschummelt, weil Star Wars ja im Kern tatsächlich Fantasy ist und nicht viel mit echter Science-Fiction zu tun hat.

Offline YY

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Re: Die Problematik von SF zur Fantasy - Wiedererkennung
« Antwort #23 am: 15.10.2023 | 22:21 »
Zumal es ja auch "Orks" gar nicht gibt. Wenn du mir sagst in einer Welt gäbe es "Elfen, Orks und Zwerge", dann weiß ich damit… absolut gar nichts.

Ich würde aus dem Bauch raus auch sagen:
Bei Fantasy hat man viel eher das diffuse Gefühl, man würde sich schon halbwegs auskennen, auch wenn es bei genauerem Hinsehen gar nicht so ist.
Bis man das gemerkt hat, ist man schon "spielfähig" ins Setting eingestiegen, wo man andernfalls noch rummäkelt, dass SF ja so kompliziert sei :P


Ist natürlich geschummelt, weil Star Wars ja im Kern tatsächlich Fantasy ist und nicht viel mit echter Science-Fiction zu tun hat.

"Echte" Science-Fiction im literarischen Sinne findet man im Rollenspielsektor allerdings allgemein extrem wenig, weil das einfach nicht gut zum Medium passt.
"Kannst du dann bitte mal kurz beschreiben, wie man deiner Meinung bzw. der offiziellen Auslegung nach laut GE korrekt verdurstet?"
- Pyromancer

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Re: Die Problematik von SF zur Fantasy - Wiedererkennung
« Antwort #24 am: 15.10.2023 | 22:23 »
Ein Nachgedanke zum Thema Klassen: kann es sein, daß gerade die dabei helfen und immer schon geholfen haben, den Spielern die einschlägigen Fantasywelten überhaupt einigermaßen zugänglich zu machen? Denn rein für sich betrachtet sind diese Settings für moderne Menschen doch eher noch ein gutes Stück fremder als eine noch so spekulative Zukunft, und viele von ihnen würden sich wohl entsprechend eher noch schwerer damit tun, sich aus eigener Kraft passende Figuren auszudenken -- in der SF kann ich wenigstens erst mal mit so was wie "okay, mein Charakter arbeitet in diesem oder jenem Beruf, den's so ähnlich schon gibt, und darunter kann ich mir grob was vorstellen" ansetzen, aber wieviele spieletaugliche Jobs würden den meisten von uns für ein Quasi-Mittelalter o.ä. einfallen, wenn es keine entsprechenden Starthilfen gäbe? (Selbst eigentlich "klassenlose" Systeme wie die BRP-Familie nehmen einen ja bei der Charaktererschaffung zumindest in dieser Hinsicht gerne mal an die Hand und führen durch eine Kultur- und Berufsauswahl...)