1. Ich gehe erstmal minimal off topic:Ich fand die Reaktionen auf meine Spiele und Spielbeiträge immer total interessant. Das waren meistens positive und beizeiten auch ernsthaft emotionale Reaktionen (die mich immer sehr glücklich machen :3), aber sie sind selten ... in die Tiefe gegangen?
Los Muertos hat bspw. ein gutes Dutzend "richtig" ausführlicher Reviews bekommen, aber oft waren die eher so "Das ist das Setting! Das sind die Regeln! XY funktioniert nicht so toll, aber sonst cooles Spiel!" Und das ist nett, aber für andere Medien wäre es das absolut Minimum von dem, was man "Review" nennen kann.
Ich weiß auch, dass viele Leute die Einführungskurzgeschichte aus dem Splittermond-Zhoujiang-Band mochten, aber ich habe von niemandem etwas
über die Geschichte gehört. Was keine Kritik an der Kritik sein soll. Es ist ein Einseiter in einem dicken Buch in einer noch dickeren Reihe von Büchern, die zum Spielen gedacht sind ...
Aber oft wünsche ich mir als Autor, hm, mehr Deep Dives in diverse Werke? Ich habe das selbst ja mit dem Splimobil versucht (
Text 1,
Text 2,
Text 3), was damals auch sehr gut angekommen ist und mich letztlich zur Mitarbeit bei Splittermond gebracht hat ... Aber sowas macht irgendwie kaum jemand, warum auch immer? Und wenn, geht es eigentlich fast immer um Regeln, nicht um Setting, Schreibstil, Abenteuerdesign oder andere inhaltliche und stilistische Werte. Das fand ich schon immer schade.
2. Zum Thema:Autor*innen finde ich nur insoweit interessant wie das Spiel interessant ist, aber das gilt auch für aaaaalle anderen Medien. (Das sind schließlich Fremde.) Ich will Leuten auch nicht meine Lebensgeschichte erzählen, aber ich will, dass sie verstehen, wie meine Spiele gedacht sind und was die Motivation dahinter war. Was vorzugsweise aber auch klappen sollte, wenn sie noch nie von mir gehört haben.
Insofern auch mal ein Positivbeispiel für beide Punkte: Ich mag total die
Interviews des 3W6-Podcasts! Die sind immer angenehm nah an den Spielen, haben eine ordentliche Tiefe (auch wenn sie für mich doppelt so tief gehen könnten!) und man kriegt
nebenbei was von den Schreibenden mit. So kann das gerne funktionieren, und dann gucke ich auch eher mal in ein Spiel von jemandem, den ich als Podcast-Gast interessant fand!
3. Was ich aber auch nicht untergehen lassen will:Viele Leute in dieser Szene schreiben einfach sehr generisch. Nicht unbedingt schlecht, aber eben ... unauffällig, effizient entlang der Standards. Und der Witz ist: Das ist völlig okay, weil Rollenspiel sowieso zu einem vieeel größeren Teil am Tisch und in den Köpfen stattfindet als in den Büchern. Rollenspiel als Hobby braucht keinen AUTEUR (tm).
In diesem Sinne finde ich auch verständlich, dass die Autorschaft oft in den Hintergrund tritt; man kann halt auch mit einem schlecht geschrieben oder designten Rollenspiel 100% ehrlichen Spaß haben, was bei weniger involvierten Medien deutlich schwieriger ist, zumindest ohne in den ironischen Bereich abzurutschen.
Edit: Punkt 3 ist nah an dem, was Boba sagt ... Es ist aber imho auch nicht die einzige Art und Weise, Rollenspiele zu genießen. Zumal viele von uns ja sowieso mehr lesen als dass sie spielen. Und VIELLEICHT unterschätzt Boba auch, wie viel Kunst ins Design eines gut verwendbaren Schlagbohrers fließt.