Autor Thema: Warum ist D&D Marktführer  (Gelesen 8327 mal)

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Offline aikar

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Warum ist D&D Marktführer
« am: 1.12.2023 | 13:06 »
D&D ist heutzutage Marktführer weil Hasbro. Mit der Qualität des Produkts hat das also ungefähr so viel zu tun wie bei Microsoft Windows. Hm, wenn man so will, sind die eigentlich beide selbst großartige Beispiele für realweltliche "Erfolge mit Haken"... ;)

Ich wollte das nicht im PbtA-Bereich diskutieren, aber interessant ist es schon. Ich bin da nämlich anderer Meinung.

Klar, Hasbro hat eine immense Marktmacht. Die setzt es aber für D&D praktisch nicht ein.
Hasbro verwertet die Settings bzw. gibt Lizenzen für Brettspiele oder den Kinofilm raus. Aber dabei wird D&D als Rollenspiel praktisch nicht erwähnt und die meisten Leute, mit denen ich geredet habe und die nicht vorher schon Rollenspieler:innen waren, kannten z.B. den Zusammenhang zwischen dem Film und dem Spiel gar nicht. Nicht mal im Abspann des Films wird D&D als Pen & Paper erwähnt.
Auf der Shop-Seite von Hasbro ist das einzige Produkt mit D&D-Bezug die offizielle Nerf-Armbrust zum Film.

Ich weiß nicht wie es bei Baldurs Gate aussieht, gibt es da irgendwo was?

Auf der anderen Seite denke ich, dass Stranger Things und Critical Roll (und all die Nachahmer-D&D-Let'sPlay-Kanäle) massiven Einfluss hatten, neue Spieler auf D&D zu bringen.
Da hatte aber meines Wissens Hasbro nicht wirklich die Finger im Spiel.


Und, auch wenn D&D-Gegner das gerne leugnen, ich denke auch, dass es ein gutes Spiel ist, das genau das macht, was es soll.

Es ist leichtgewichtig genug um Neulinge und Anhänger von einfacheren Rollenspielen abzuholen und bietet gleichzeitig auch genug taktische Tiefe, um die Anhänger etwas komplexerer Rollenspiele grundlegend (!) zufrieden zu stellen.
Und es bedient Macht- und Heldenfantasien. Kann man persönlich davon halten was man will, aber sehr viele Leute haben da Spaß dran.


Ich kenne genug Spieler:innen, die auch viele andere Rollenspiele kennen und trotzdem D&D5 spielen, einfach, weil es ihnen gefällt und nicht, weil es das einzige ist, das sie kennen. Letzteres ist sicher auch ein Faktor, aber ich glaube, er wird überschätzt.

Und was man auch nicht vergessen darf: D&D war seit dem Beginn der Rollenspiele durchgehend Marktführer, nicht erst seit Hasbro. Ja, zeitweise hatte Pathfinder übernommen. Und das ist ... eine Variante von D&D3.
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Offline Weltengeist

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Re: Warum ist D&D Marktführer
« Antwort #1 am: 1.12.2023 | 13:21 »
Zitat
Warum ist D&D Marktführer

Ich wage mal die steile These, dass es viel damit zu tun hat, dass sie zuerst da waren. Dadurch hat sich gerade im amerikanischen Markt der Begriff "Dungeons and Dragons" als Synonym für das gesamte Genre "P&P-Rollenspiel" etabliert. Leute spielen nicht "Tabletop Roleplaying", sie spielen "Dungeons and Dragons". Und das wiederum führt dazu, dass Leute, die das mal ausprobieren wollen, im Laden (oder bei Amazon oder auf Discord) direkt nach D&D suchen und nicht nach Runequest, Pathfinder oder was auch immer.
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Offline AndreJarosch

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Re: Warum ist D&D Marktführer
« Antwort #2 am: 1.12.2023 | 13:28 »
Es ist gar nicht Mal so wichtig ob Hasbro die Marke D&D bewirbt/vermarktet, es reicht, dass D&D im Hause Hasbro produziert wird.

Jeder Laden der Spielwaren führt hat Ware von Hasbro im Programm. Dadurch dass jeder Spielwarenladen Hasbroartikel führt ist es wahrscheinlicher, dass er auch D&D bestellt und in sein Ladensortiment integriert (und es ist dabei egal ob es ein Ladenlogal ist, oder ein Online-Laden aka Web-Shop).

Für einen Pen & Paper-Hersteller der nur Pen & Paper herstellt ist es sehr viel schwieriger von Ladenbesitzern (wie gesagt egal ob physisch oder Web) erst einmal a) wahrgenommen und b) dann auch ins Sortiment genommen wird.

Wenn jetzt Mattel plötzlich z.B. "Seveneth Sea" übernehmen würde, würde dessen Verbreitung auch plötzlich steigen. Nicht weil es besser werden würde als es jetzt ist, oder weil mehr erscheinen würde als jetzt, oder weil die Preise besser wären als jetzt, sondern nur der Tatsache geschuldet, dass jeder Spielwarenhändler Mattel führt... und dann eher deren Rollenspiel mal mitbestellen würde, als "nur für Rollenspiele" Chaosium ins Sortiment zu nehmen.

Offline hexe

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Re: Warum ist D&D Marktführer
« Antwort #3 am: 1.12.2023 | 13:39 »
Kurz: Die Leute spielen D&D, weil die Leute D&D spielen. ~;D

Offline aikar

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Re: Warum ist D&D Marktführer
« Antwort #4 am: 1.12.2023 | 13:44 »
Jeder Laden der Spielwaren führt hat Ware von Hasbro im Programm. Dadurch dass jeder Spielwarenladen Hasbroartikel führt ist es wahrscheinlicher, dass er auch D&D bestellt und in sein Ladensortiment integriert (und es ist dabei egal ob es ein Ladenlogal ist, oder ein Online-Laden aka Web-Shop).
Hast du da Quellen (z.B. von US-Ketten) dazu? Ich habe jetzt nur mal probeweise den Webshop von Smyths Toys geprüft (so viele echte Spielzeugläden/Ketten gibt es ja nicht mehr bei uns) und die haben D&D z.B. nicht im Angebot.

Und wenn ich bei Amazon nach Rollenspiel suche (in privatem Fenster und nach Löschen der Cookies) kriege ich 5 Minute-Dungeon, dann Aborea (!), und erst ziemlich weit unten die D&D-Starterbox (Dicht gefolgt von Cyberpunk RED).

Ja, Müller hat D&D als einziges Rollenspiel im Sortiment. Aber ob das auf Druck durch Hasbro geschah oder einfach, weil es eben aktuell bekannter ist, lässt sich für mich nicht eruieren (würde mich aber brennend interessieren)

Kurz: Die Leute spielen D&D, weil die Leute D&D spielen. ~;D
Zum Teil sicherlich. Es hat eine kritische Masse erreicht, die sich selbst befeuert.
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Online schneeland

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Re: Warum ist D&D Marktführer
« Antwort #5 am: 1.12.2023 | 13:51 »
Ich würde auch sagen: First Mover Advantage und generell hohe Markenbekanntheit machen schon Einiges aus. Speziell D&D5 hat es geschafft, an den Punkt zu kommen, wo mehr Leute - auch jenseits der vormaligen Kernzielgruppe - dazu kommen, weil halt schon viele Leute spielen, und weil es groß genug ist, dass sich ein Influencer-Ökosystem rund um das Spiel bilden konnte.

Ansonsten ist es aber natürlich auch so, dass die Spielerfahrung, die D&D5 zentral bietet - sprich: ein diverses Team von Fantasy-Helden/Superhelden mit zahlreichen Fertigkeiten, die bei Bedarf aktiviert werden können, welches dann gemeinsam epische Actionabenteuer erlebt - auch gut in den aktuellen Zeitgeist/die aktuelle Medienlandschaft passt. Es wird also für hinreichend viele Spieler auch recht gut das treffen, was sie sich als Spielerfahrung wünschen.
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Offline Smoothie

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Re: Warum ist D&D Marktführer
« Antwort #6 am: 1.12.2023 | 13:58 »
Klar spielt die Marktmacht bei der Einführung eine große Rolle.
Aber es ist auch ein sehr sehr gutes System, dass einstiegsfreundlich und taktisch tief gleichzeitig ist. Das bietet leider aktuell kein anderes System meiner Meinung nach. Das es im Gegensatz zu vielen anderen Systemen dann auch noch viele Abenteuer/Kampagnen und nicht nur Setting gibt, hilft zusätzlich.
Und dann auch noch der Widerhall durch actual Plays etc. dazu, sowas gabs ja vorher einfach auch nicht.
Dazu ist es absurderweise auch unglaublich vielseitig. Wenn man sieht, wie Dimension 20 damit Urban Fantasy bespielt...

Inzwischen bin ich geneigt zu glauben, dass an der DnD Satanic Panic in den 80ern was dran war. Allein, es waren nicht die Inhalte. Es waren die Regeln, die aus der Hölle kommen...

Offline hexe

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Re: Warum ist D&D Marktführer
« Antwort #7 am: 1.12.2023 | 14:01 »
Ich war 2002 auf einer Rollenspiel Convention in den USA, North Carolina und die Aushänge für Runden waren etwa ein Dutzend für D&D: Die Variation darin lag im Hinweis wie viel Hack n Slay es beinhaltet, also Hack n Slay, Hack n Slay only, mostly Hack n Slay bis HACKNSLAY!!!! Daneben eine Vampire Runde und einmal Star Wars d20. Da bekam man schon den Eindruck, dass D&D recht verbreitet sei.

Ja, Müller hat D&D als einziges Rollenspiel im Sortiment. Aber ob das auf Druck durch Hasbro geschah oder einfach, weil es eben aktuell bekannter ist, lässt sich für mich nicht eruieren (würde mich aber brennend interessieren)
Boah, ich dachte sie hätten wegen des Films die Starter Box ins Sortiment genommen und recht günstig verkauft? Zumindest ist es mir ein attraktives Zweitdisplay in Erinnerung geblieben, weil wir zufällig wegen anderen Sachen nach dem Kinobesuch im Müller waren. Tatsächlich trugen auch ein paar junge Menschen diese Box unter dem Arm zur Kasse.

Offline caranfang

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Re: Warum ist D&D Marktführer
« Antwort #8 am: 1.12.2023 | 14:24 »
Weltweit mag es daran liegen, dass D&D das allererste Rollenspiel war. Es wurde zwischenzeitlich zwar von Pathfinder als erfolgreichstes Rollenspiel abgelöst, aber dies war einmal. D&D 5e ist trotz aller Kontroversen immer noch sehr erfolgreich (das mag daran liegen, dass für viele D&D und Rollenspiel ein und dasselbe ist) und konnte den ersten Platz in Rekordzeit zurückerobern. Dies bedeutet nicht, dass D&D 5e gut ist, sondern nur, dass D&D 4e zu schlecht war, um den Markt zu beherrschen.
Hierzulande ist D&D 5e anscheinend, zum Marktführer geworden, jedenfalls entnehme ich dies den Aussagen meines Rollenspielhändlers. D&D 5e verkauft sich besser als DSA5. Und Pathfinder 2e überhaupt nicht. Woran dies liegen mag, kann ich nur schwer abschätzen.

Offline Mouncy

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Re: Warum ist D&D Marktführer
« Antwort #9 am: 1.12.2023 | 14:43 »
Too big to fail?

Offline aikar

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Re: Warum ist D&D Marktführer
« Antwort #10 am: 1.12.2023 | 14:44 »
Hierzulande ist D&D 5e anscheinend, zum Marktführer geworden, jedenfalls entnehme ich dies den Aussagen meines Rollenspielhändlers. D&D 5e verkauft sich besser als DSA5. Und Pathfinder 2e überhaupt nicht. Woran dies liegen mag, kann ich nur schwer abschätzen.
D&D Marktführer zieht sich ziemlich durch, alles andere ist Sache der lokalen Szene. Bei uns ist zB Pathfinder 2 knapp dahinter, mit etwas Abstand Cthulhu und ansonsten ferner liefen. DSA ist gar nicht existent und wird nur selten auf Nachfrage bestellt.
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Offline Swanosaurus

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Re: Warum ist D&D Marktführer
« Antwort #11 am: 1.12.2023 | 14:46 »
Weltweit mag es daran liegen, dass D&D das allererste Rollenspiel war. Es wurde zwischenzeitlich zwar von Pathfinder als erfolgreichstes Rollenspiel abgelöst, aber dies war einmal. D&D 5e ist trotz aller Kontroversen immer noch sehr erfolgreich (das mag daran liegen, dass für viele D&D und Rollenspiel ein und dasselbe ist) und konnte den ersten Platz in Rekordzeit zurückerobern.

Mich würde interessieren, ob das D&D-Comeback direkt mit einer stark zugenommenen Verbreitung von Rollenspielen zusammenfällt. Das ist jetzt reine Spekulation, aber es kann ja sein, dass D&D=Rollenspiel die meiste Zeit über für fast alle Leute, die überhaupt wussten, was RSP ist, galt, und dass früher nur eben sehr viel weniger dieser Leute tatsächlich RSPs (also: D&D) gekauft haben. Wirklich Rollenspielmaterial gekauft haben zu den Zeiten, als Pathfinder das größte RSP war, vielleicht nur die richtigen Nerds, die sich eben durchaus auch schon bei ihrem Rollenspieleinstieg darüber im Klaren waren, dass es noch andere RSPs als D&D gibt.

Kann es sein, dass Pathfinder heutzutage evtl. gar nicht weniger verkauft wird als zu den Zeiten, als es an der Spitze lag, und einfach nur unglaublich viele Neuspieler:innen dazugekommen sind, die in ihrer (gar nicht wertend gemeint) "Unbedarftheit" einfach zu dem greifen, was seit jeher DAS Rollenspiel ist, also D&D?
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Re: Warum ist D&D Marktführer
« Antwort #12 am: 1.12.2023 | 14:49 »
Zu den bisher genannten Punkten - die Welten sind halt auch schon gut etabliert. Forgotten Realms, Dragonlance etc. und Charaktere wie Drizzt, Elminster und Raistlin kennt man einfach. Weil es neben dem eigentlichen RPG Material auch tonnenweise Romane, Computerspiele und was weiß ich gibt. Gleiches gilt hier im Prinzip für DSA u. Aventurien.
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Re: Warum ist D&D Marktführer
« Antwort #13 am: 1.12.2023 | 14:51 »
D&D5 ist kräftig gewachsen. Das darauf zu schieben, dass D&D schon immer Marktführer war, reicht nicht.

Wir haben einen D&D5-Boom, nicht umgekehrt.
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Re: Warum ist D&D Marktführer
« Antwort #14 am: 1.12.2023 | 14:53 »
D&D5 ist kräftig gewachsen. Das darauf zu schieben, dass D&D schon immer Marktführer war, reicht nicht.

Wir haben einen D&D5-Boom, nicht umgekehrt.

Liegt am OGL Skandal. Nach dem Motto auch schlechte PR ist gute PR.  >;D
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Offline tartex

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Re: Warum ist D&D Marktführer
« Antwort #15 am: 1.12.2023 | 14:58 »
Liegt am OGL Skandal. Nach dem Motto auch schlechte PR ist gute PR.  >;D

Ich rede von den letzten 8 Jahren. OGL ist eher die Coda.
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Re: Warum ist D&D Marktführer
« Antwort #16 am: 1.12.2023 | 15:00 »
D&D5 ist kräftig gewachsen. Das darauf zu schieben, dass D&D schon immer Marktführer war, reicht nicht.

Wir haben einen D&D5-Boom, nicht umgekehrt.

Aber könnte es nicht wirklich daran liegen, dass in den anhaltenden Jahren des D&D5-Erfolgs eine Menge externe Gründe dafür aufgetaucht sind, dass sich viele Leute überhaupt erst neu für Rollenspiel interessiert haben, und dass die dann (zumindest in den USA) Rollenspiel aus dem Allgemeinwissen heraus erst einmal nur mit D&D assoziieren und entsprechend mit der gerade aktuellen Edition von D&D zu spielen anfangen?
An Gründen würden mir einfallen: Stranger Things, das öffentliche "Bekenntnis" zahlreicher Promis von Vin Diesel bis GRRM zum Rollenspiel (das sicher auch eine Folge gestiegener Popularität des Hobbys ist, aber vielleicht auch einfach eine Generationenfrage, weil manche aus den frühen RSP-Generationen wie GRRM eben jetzt erst wirklich dort angekommen sind, wo sie öffentlich wahrgenommen werden) ... gibt es noch mehr? Ich habe keine Ahnung, wie sich RSPs auf dem Computer im entsprechenden Zeitraum entwickelt haben und ob es aus der Ecke noch mal einen Schub gab.
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Offline Weltengeist

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Re: Warum ist D&D Marktführer
« Antwort #17 am: 1.12.2023 | 15:15 »
D&D5 ist kräftig gewachsen. Das darauf zu schieben, dass D&D schon immer Marktführer war, reicht nicht.

Naja, wurde ja schon genannt: Weil es in bestimmten Medien (Stranger Things, Critical Role) gespielt wurde und die Leute da auch wieder gesehen haben: Man spielt nicht Rollenspiel, man spielt D&D ;).

Abgesehen davon haben die von Critical Role ja ursprünglich Pathfinder gespielt, sind davon aber weggekommen, weil zu kompliziert für Casual Gamers. Da liegt sicherlich auch ein Teil der Erklärung drin: Dass D&D 5E regelseitig deutlich abgespeckt hat, hat es Neueinsteigern und Casuals leichter gemacht, dazuzukommen. Ein Faktor, den sie beispielsweise bei DSA5 (und auch bei vielen der Regel-Revivals der letzten ~10 Jahre) weitestgehend ignoriert haben.
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Offline Arldwulf

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Re: Warum ist D&D Marktführer
« Antwort #18 am: 1.12.2023 | 16:15 »
Was auch hilft ist der relativ enge Fokus des Spiels. Gerade für Einsteiger und aus Marketingsicht ist es offenbar schlicht sinnvoller zu sagen

"In diesem Spiel geht es darum in den Dungeon zu gehen, Monster zu hauen und Schätze zu kriegen (aber du kannst damit auch mehr machen)"

als zu sagen

"In diesem Spiel kannst du ganz viele verschiedene Dinge machen, was du willst halt (aber unter anderem auch in den Dungeon gehen, Monster hauen und Schätze kriegen)"

Als Nerds und langjährige Rollenspieler ist es dann verlockend zu sagen: aber warum kann das Regelsystem denn XYZ nichtmehr so gut, warum ist dasda eingeschränkt und so weiter. Ich nenn es mal die Nörgelei der Erfahrenen. Aber wenn man einfach nur bei Bier und Bretzeln ein Spiel aufbauen will werden die meisten der Norgeleien nicht relevant und wenn doch kann man drauf pfeifen. Und das gilt nicht nur für Spieler die generell ins Rollenspiel einsteigen, sondern auch für Umsteiger und Leute aus anderen Editionen.

Die niedrige Einstiegshürde ist halt nicht nur für Einsteiger interessant, sondern auch generell für Spieler die einfach mit einem Spiel an einem kurzweiligem Abend loslegen wollen. Und das ist was die aktuelle Regeledition richtig gut kann.
« Letzte Änderung: 1.12.2023 | 16:18 von Arldwulf »

Online schneeland

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Re: Warum ist D&D Marktführer
« Antwort #19 am: 1.12.2023 | 16:18 »
Wobei der Dungeon an sich ja jetzt in der 5e gar keine so große Rolle mehr spielt. Ordentlich wunderliches Viehzeug verkloppt wird aber natürlich trotzdem. Und für den Rest muss halt das (eher schmalspurige, aber eben auch in den Grundzügen einfach zu erklärende) Skillsystem herhalten.
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Offline Arldwulf

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Re: Warum ist D&D Marktführer
« Antwort #20 am: 1.12.2023 | 16:20 »
Wobei der Dungeon an sich ja jetzt in der 5e gar keine so große Rolle mehr spielt. Ordentlich wunderliches Viehzeug verkloppt wird aber natürlich trotzdem. Und für den Rest muss halt das (eher schmalspurige, aber eben auch in den Grundzügen einfach zu erklärende) Skillsystem herhalten.

Dungeon meint dabei jetzt natürlich nicht zwingend das klassische Hohlensystem. Aber ja...das was D&D Regelseitig anders macht als frühere Editionen ist Regeln für Spielelemente abseits der "Core Story" zu streichen.

Und damit ist man halt erfolgreich.

Offline Prisma

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Re: Warum ist D&D Marktführer
« Antwort #21 am: 1.12.2023 | 17:03 »
Wir haben einen D&D5-Boom, nicht umgekehrt.
So sieht es aus. D&D3 und der d20 Boom war innerhalb der Szene groß, aber D&D5 ist viel größer. Dies ist nicht gelungen weil 5E das bessere Produkt ist, man hat es mit Medien geschafft tiefer und breiter in die Popkultur vorzustoßen als je zuvor. TV-Serien, YouTube, Social Media. Stranger Things und Critial Role und andere (da gabs z.B. auch was mit Wil Wheaton oder von Rick & Morty) haben dafür gesorgt D&D so darzustellen, als habe man damit viel Spaß und Gesellschaft. YouTube ist voll von D&D Content und Influencer haben ihren Teil dazu beigetragen.
Der Erfolg von Baldur's Gate 3 kommt zwar spät zur Party, aber das Spiel ist so gut geworden, dass Interessierte den Weg zu 5E finden. Generell sind Videospiel-Fantasy-RPGs viel größer und zahlreicher geworden. Fast jeder kennt das Konzept der Hitpoints und versteht das ein Angriff X Schaden macht, ein anderer Y Schaden. Wer dann mal guckt, woher das kommt landet früher oder später bei dem bekanntesten Fantasy-Rollenspiel D&D.
Durch die mediale Aufarbeitung hat Rollenspiel an sich viel von seinem früheren Schmuddelimage verloren. Heutzutage ist es weitaus harmloser zu sagen, man sei Rollenspieler, als noch vor 10, 15 Jahren. Da galt man nicht als der "kunstvolle Improtheatermensch", sondern war das Kellerkind, welches eine Zeit vertrödelt, anstatt sinnvolle Dinge zu tun. Damals war es glatt peinlich zu sagen das man Rollenspieler sei. Die Akzeptanz hat sich verändert. Durch diesen Entwicklungsprozess ist auch mehr Geld ins gesamte Hobby geflossen. Und wo Geld sich aufhält, da ist auch Respekt. Kellerkinder die mit ihrem YT-Kanal plötzlich Kohne reinfahren sind nicht mehr irgendwelche Trottel, sondern "Szeneinfluencer", die ihr Leben (Einkommen) gemeistert haben. Das alles ist erst mit 5E richtig durchgestartet, nicht weil es das beste bisherige D&D ist, sondern weil es die umfassendste Medien- und Bekanntheitsspritze bekommen hat.   
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Offline caranfang

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Re: Warum ist D&D Marktführer
« Antwort #22 am: 1.12.2023 | 17:32 »
Ich würde mal behaupten, dass Pathfinder besser darstehen würde, wenn Paizo das Regelwerk von PF2 nicht fast vollkommen neu entwickelt hätte, sondern sich nur auf die Beseitigung der wirklichen Macken beschränkt hätte, wie sie es damals bei der Entwicklung von PF1 gemacht hatten. DSA würde ebenfalls viel besser darstehen, wäre man damals ähnlich vorgegangen. Hätte das mit dem DSA-Film funktioniert, wäre DSA vielleicht weltweit erfolgreicher. Am Beispiel von D&D sieht man gerade, wie wichtig hochwertige Filme, AAA-Computerspiele und gutgemachte Livestreams sind.

Offline Runenstahl

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Re: Warum ist D&D Marktführer
« Antwort #23 am: 1.12.2023 | 17:45 »
Ich mag ja den letzten D&D Film, aber der ist noch nicht alt genug um irgendetwas zur Marktmacht des D&D Rollenspiels beigetragen zu haben. Und die D&D Filme davor haben dem Genre keinen Gefallen getan (diplomatisch ausgedrückt).

Ich stimme eher den folgenden Thesen zu:
- D&D war zuerst da UND es war auch in frühen Editionen schon weit verbreitet und gut spielbar (nur zuerst da zu sein bringt nichts wenn das Produkt schlecht ist).
- Es gab und gibt massive Querverweise auf D&D aus diversen Medien (Romane, TV-Serien etc.)
- Critical Role hat beachtlich dazu beigetragen Rollenspiel (positiv) ins Rampenlicht zu bringen und auch wenn sie nicht nur D&D spielen, so doch (bislang) überwiegend was der Marke stark geholfen haben dürfte
- D&D ist relativ einfach zu lernen, hat einen klaren Regelkern (Kämpfe !) und dabei noch genug Substanz um auch alles andere damit zu spielen.
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Offline Weltengeist

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Re: Warum ist D&D Marktführer
« Antwort #24 am: 1.12.2023 | 17:54 »
- D&D ist relativ einfach zu lernen, hat einen klaren Regelkern (Kämpfe !) und dabei noch genug Substanz um auch alles andere damit zu spielen.

... und die Stereotypen, die die meisten Leute mit "Fantasy" assoziieren, ganz einfach als Einstiegscharaktere von der Stange.

Genau das, was mich unendlich nervt, ist für viele Leute eben ein Asset.
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