Ich überlege schon länger, ob das auch im Rollenspiel funktioniert. Hat das jemand von Euch schon mal gemacht. Hat es funktioniert? Habt Ihr Tipps oder Lessens learned?
Selber hab ich das noch nicht gemacht, aber ich weiß, dass es unter Shadowrun Spielern recht verbreitet ist, das "Privatleben" der Charaktere mit in eine Kampagne einfließen zu lassen. Das geht etwas in deine Richtung. Da gibt es natürlich auch Abstufungen von "ich lass dir einen Job über deine Connection zukommen" bis hin zu "jemand hat deine Familie entführt und zwingt dich, diesen Job zu machen, während deine Freunde einen Weg suchen, die Entführer aufzuspüren". Shadowrun hat natürlich den Vorteil, dass man über die Runs eine Verbindung unter den Charakteren schaffen kann, aus der sich dann weiter Verknüpfungen ergeben (können). Wenn jetzt jeder Charakter eigentlich nur so sein Ding macht, stelle ich mir es etwas schwierig vor, das am Spieltisch umzusetzen, wenn man jetzt nicht gerade nebenher online etwas 1:1 mit den jeweiligen Spielern betreibt und sich dann nur am Tisch trifft, wenn alle zusammen etwas unternehmen.
Der Punkt ist in meinen Augen einfach, dass die Spielercharaktere halt schon in irgendeiner Form eine Gruppe mit einer zentralen "Aufgabe" bilden sollten. Bei Spielen wie Traveller oder equinox wäre es bspw. eine Schiffsbesatzung. Es kann ja trotzdem jeder Charakter seine eigene Geschichte, Handlungsmotive und Freunde und Feinde mitbringen. Das wirkt sich dann halt letztlich irgendwie auf die komplette Gruppe aus. (Die wiederum als ganzes auch wieder Ansatzpunkte für den weiteren Handlungsverlauf einer Kampagne bieten kann.)
Für mein Star Reeves Rollenspiel hab ich ja u.a. auch eine "Metakampagne" entworfen. Das sind die großen Ereignisse, die sich im Hintergrund so oder so ereignen, ob es jetzt die Spielercharakter sind, die daran beteiligt sind oder - wenn die Spieler abdriften - halt andere NSCs. Der Vorteil bei meinem Setting ist ähnlich wie bei Shadowrun, dass es eine konkrete Tätigkeit gibt, welche die Charaktere ausüben. Darüber sind sie eh schon miteinander verbunden und aus der Tätigkeit heraus ergeben sich die alltäglichen Aufgaben aka Abenteuer. Gleichzeitig sind im Regelwerk aber auch konkrete Mechanismen / Anleitungen enthalten, um ein persönliches Setting / Umfeld für die Charaktere und die Spielrunde zu erschaffen und dem habe ich entsprechend Raum eingeräumt. D.h. am Ende des Tages soll eine Kampagne nach meiner Vorstellung dann so aussehen, dass sie aus zwei miteinander verwobenen Elementen besteht: Plots, die sich aus der Vorgeschichte, vor allem aber auch aus den Handlungen der Spielercharaktere auf persönlicher (natürlich mit Bezug zum eigentlichen Job) Ebene ergeben und dann die größere Rahmenhandlung, die mal als SL alle paar Spielsitzungen unter diese Abenteuer mischen kann. Im Idealfall merken die Spieler am Anfang noch gar nicht, dass sie längst in größere Dinge verstrickt sind. - Und auch ihre Freunde, Bekannte und Widersacher können grundsätzlich im Laufe der Zeit auf diese größer Ebene gezogen werden. Wichtig ist mir dabei aber, die persönliche Ebene nicht aus dem Blick zu verlieren. Die beiden Gleise der Handlung können und werden sich ziemlich sicher zwar hier und da kreuzen, aber Ziel der Kampagne ist es, auf beiden den Endbahanhof zu erreichen. - Im Idealfall möglichst zeitgleich/-nahe.