Evtl. magst du deine Position ja noch etwas weiter detaillieren? Welches ist denn dein System der Wahl und warum bleibst du dabei?
Das ist eine überraschend komplexe Fragestellung.
Vielleicht war ein großer Faktor in meiner "Rollenspieler Karriere" einfach, dass ich über mehrere Jahre reiner Con-Spieler war. Und zumindest in Teilen habe ich auch gar nicht mein Lieblings
system, sondern mein Lieblings
setting gefunden. Kennen gelernt habe ich Rollenspiele im Jahr 1993 mit Shadowrun und das ist unter den Verlagsprodukten über all die Jahre einfach mein Lieblingsrollenspiel geblieben. Ich hab dabei fast alle Editionswechsel mitgemacht. Von eins nach zwei und nach drei. Und die vierte Edition fand ich so gut, dass ich damals sogar für ein paar Jahre im Support Team von Pegasus war. Beim Wechsel auf die fünfte Edition bin ich allerdings nicht mehr aktiv mitgegangen, obwohl ich Teile davon gut fand. Das lag aber auch daran, dass es mit einem "SL-Burnout" zusammenfiel und ich dann auch nicht mehr auf Cons fuhr. Die sechste Edition steht bei mir im Regal, wurde aber ehrlich gesagt bisher nicht gelesen. Die alternativen Anarchy Regeln finde ich im Prinzip genial für bspw. Con Runden, nur leider etwas halbherzig umgesetzt.
Außer Shadowrun habe ich tatsächlich wenig aktiv gespielt. Zu Schulzeiten suchten wir mal etwas Abwechslung von Shadowrun und landeten für eine Weile bei Star Wars D6. - Und ich darüber später bei OpenD6, was ich bis vor ein paar Jahren als mein bevorzugtes System für eigene Settings sah. (Mehr dazu weiter unten.)
Später bin ich in einer Runde gelandet, die sich ausdrücklich als DSA4 Runde gegründet hat und wo ich einige Jahre dabei war. (Ich fand DSA4 bzw. 4.1 übrigens super, als es raus kam, auch wenn es später echt etwas ausufert.) Nach ein paar Jahren gabe es gewisse Umbildungen, ich habe aber weiterhin in einer DSA Runde gespielt und wenn wir mal Shadowrun eingeschoben haben, war die Zusammensetzung der Spieler idR leicht anders. Die Runde ist dann irgenwann wegen RL, Familie etc. eingeschlafen, aber mit DSA / Fantasy war ich da dann eh schon ziemlich durch, auch wenn ich später noch eine Weile beim offiziellen Briefspiel mitgewirkt habe.
Onlinespiel vor der Onlinespielzeit ist übrigens auch so ein Ding. Da hab ich auch schon ein paar Foren und Mail Runden durch. - Oder auch nicht durch, weil die meisten damals ja irgendwann eingeschlafen sind.
Neben dem besagten DSA Briefspiel auch hier vor allem Shadowrun und ein wenig Star Wars.
Die letzten Jahre hab ich mich dann auf die Entwicklung meines eigenen Rollenspiels zurückgezogen. Auch wenn die Grundidee schon aus dem Jahr 2011 stammt, nahm das ganze erst so Richtig Fahrt auf, als ungefährt 2019 rum mit equinox das Match-System in mein mein Leben trat. Ich hatte mich davor schon mit anderen potentiellen Regelwerken beschäftigt, darunter Savage Worlds und Traveller. - Selbst eine Übersetzung von OpenD6 hatte ich mal angefangen, dann aber aufgrund des Umfangs abgebrochen. Das Match-System war dann (kein Wortspiel beabsichtigt), der perfekte Match für mein Setting. Die Regeln haben mich überzeugt und die Creative Commons Lizenz ist natürlich perfekt und weitaus besser als alle OGLs und SRDs, die ich vorher in den Fingern hatte. - Und ja, ich könnte mit auch eine angepasste Version dieser Regeln sehr gut für Shadowrun vorstellen!
Letzten Endes ist meine Eigenentwicklung wohl auch der Hauptgrund dafür, dass ich neue System / Settings nur noch bedingt interessant finde, denn ich habe damit ja eigentlich genau das gefunden, was ich gerne spielen möchte. (Als Autor davon wird aber wohl der SL Job an mir hängen bleiben...
) Ich bin gerade vorsichtig dabei, auf Cons zurückzukehren, nachdem mein erster Anlauf 2020 von einer gewissen Pandemie gestoppt wurde.
Unabhängig davon finde ich einige andere Rollenspiele durchaus interessant. - Oder vielleicht muss ich auch hier sagen, dass es in 99% der Fälle tatsächlich um das Setting geht. Aber aus bekannten Gründen sind die Preise in den letzten Jahren explodiert und ob ich mir für ~50€ ein Buch in den Schrank stelle, obwohl ich eh schon keinen Platz für irgendwelche Neuanschaffungen mehr habe, von denen ich weiß, dass ich sie vermutlich eh nie spielen werde, da ich gar keine feste Runde habe und aktuell auch gar nicht suche, überlege ich mir dann halt echt zweimal. Mir fehlt aber auch mehr und mehr die Konzentration, mich in neue Regel einzulesen. Selbst von Shadowrun habe ich längst nicht alle gelesen / verinnerlicht. - Aber, um den Bogen zu schlagen, wenn ich mal wieder auf eine Con fahren sollte und ich dann nicht gerade mein selbst gebautes Rollenspiel anbieten sollte, würde ich auch heute noch zu einer Shadowrun Runde wohl nicht nein sagen und die Regeledition wäre mir mittlerweile sogar relativ egal, auch wenn ich persönlich eine fiktionale Version 4.5 oder aber "Anarchy 2.0" bevorzugen würde.
Abschließend kann ich vielleicht noch ergänzen, dass meine lange und abschnittsweise intensive Zeit auf Cons sicher mit dazu beigetragen hat, dass ich auch Hausregeln bspw. nicht sonderlich mag, weil sie Probleme bei wechselnden Gruppenzusammensetzungen erzeugen. Ich spiele vorzugsweise
grundsätzlich by-the-book und handwedel dann situativ. (Klingt das jetzt schon wieder nach einem Gegensatz?
) Entsprechend hab ich dann auch nie ernsthaft überlegt, mein Lieblingssetting mit alternativen Regelwerken zu bespielen, weil es auf Lasten der Kompatibilität mit anderen Spielern geht und ich ja, wie gesagt, nicht in einer langjährigen, festen Runde spiele, mit der so was sicher viel einfacher ginge. (Außerdem mochte ich die 4. Edition wirklich gerne.
)
Das alles kann man jetzt von mir aus als eingeschränkt sehen, aber ich vermisse aktuell nichts. Ich nehme andere Regelwerke und Settings durchaus zur Kenntnis und finde manches auch spannend und interessant, aber am Ende des Tages läuft es für mich einfach darauf hinaus, dass ich das für mich passenste Rollenspiel schlicht gefunden (Shadowrun) bzw. selbst geschrieben (Star Reeves) habe. Das heißt ja nicht, dass sich daran nie etwas andern wird, aber momentan bin ich rundum versorgt und darauf fokussiert, meiner Selbstentwicklung den finalen Schliff zu verpassen und damit dann wirklich auf wenigstens ein paar Cons in diesem Jahr zurückzukehren. Damit wäre ich aktuell schon sehr zufrieden.