Meiner Meinung nach muss man die Preisentwicklung bei Rollenspielen mit der in allen anderen Branchen vergleichen
Das scheint mir ebenfalls sinnvoll, denn - zumindest von mir selbst ausgegangen - richtig sich die Preiswahrnehmung von Rollenspielen als Hobbyprodukt (im Gegensatz zur allgemeinen Teuerung) hauptsächlich danach, was sich in anderen Nerd-Hobbies tut, und vielleicht noch ein bisschen, wie es in meinen anderen Hobbies aussieht.
Für Brettspiele habe ich zu wenig Datenpunkte für einen soliden Trend, aber wenn ich nach meinen gelegentlichen "Spiel des Jahres"-Käufen gehe, dann liegen die eher im Bereich 20-30€, max. 35€. Und wenn ich mich richtig erinnere, lagen die Spiele damals(tm) auch bei 50-60DM, insofern inflationsbereinigt eher merklich günstiger geworden. Und da bekommt man auch 'ne solide Menge Spielzeit raus.
Jetzt gibt's natürlich den Experten-/Enthusiastenbereich, in dem ganz andere Preise aufgerufen werden, aber für Einsteiger- und Gelegenheitsspieler hat sich die relative Position von Rollenspielen, zumindest deutschen Rollenspielen, hier im Schnitt eher verschlechtert. Allenfalls die Einsteigerboxen retten die Sache noch ein bisschen, aber ansonsten sind wir schnell bei einem Faktor 2 bis 3 mehr für Rollenspiele (und das auch nur unter der Prämisse, dass nur ein Satz Bücher gekauft und dann rumgereicht wird) - nur Pegasus mit seinem Brettspielschwerpunkt leistet sich günstigere Produkte.
Für englische Rollenspiele sieht es durch Bundles und bessere Skaleneffekte etwas freundlicher aus, aber wir reden hier ja primär von den deutschen Sachen.
Bei Videospielen gibt es die Preisdiskussion zwar auch (die erst 70, mittlerweile 80€ für Neuerscheinungen im Konsolenbereich sorgen schon für deutliches Gegrummel), aber nachdem mittlerweile auch hochwertige Titel nach einem Jahr mit 40-50% Rabatt im Steam-Sale landen, Sony auf der Playstation ebenfalls nachgezogen hat, und Epic einem die Spiele gleich kostenlos hinterherwirft, sind aus den 120DM, die ich Mitte der 90er für Warcraft 1 gezahlt habe, in der Praxis eher 20-40€ geworden - und vielleicht ausnahmsweise mal 60€, wenn ich einen Hit wie Baldur's Gate 3 einigermaßen zeitnah nach erscheinen haben möchte. Und gerade mit den größeren PC-Titeln ist man dann ja oft auch seine 80+ Stunden beschäftigt (und hat dabei noch 'nen besseren Berieselungsfaktor).
Jetzt ist das natürlich ein Stück weit eine Milchmädchenrechnung, weil es so einen spieletauglichen PC oder eine Konsole und den passenden Fernseher ja nicht gratis gibt, aber da schlägt dann m.E. das "ist ja eh da"-Gefühl zu - die 500€ für die Playstation gehen halt einmalig über den Tisch und lassen sich danach leicht verdrängen
In Summe: so auf den gesamtwirtschaftlichen Trend gerechnet sind Rollenspiele kommen Rollenspiele vermutlich mit ihrer Preisentwicklung gar nicht mal so schlecht weg - im Vergleich mit konkurrierenden Hobbies haben sie aber m.E. in den letzten Jahren ein wenig Boden verloren. Zumindest, was deutsche Produkte angeht.
Für englischsprachige Produkte sieht's m.E. einen ganzen Tick besser aus (aufgrund fehlender Buchpreisbindung, einfacherer PDF+Buch-Bundles und den schon erwähnten Discount-Bundles), aber das hilft den deutschen Verlagen sowie den Leuten, die für diese arbeiten, natürlich erstmal nichts.