Immer teurer? Ja. Zu teuer? Wage ich zu bezweifeln. Mir wäre neu, dass irgendwer in der Rollenspielbranche neuerdings Lambo fahren würde. Noch immer bekommen die meisten Leute, die da etwas beitragen, irgendwas zwischen "Hungerlohn" (feste Verlagsmitarbeiter) und "schlechter Witz" (Autoren, Lektoren, Zeichner,...).
Das alles hat strukturelle Gründe (in erster Linie die jammervoll niedrigen Auflagen auf dem deutschen Markt, aber auch massiv gestiegene Druckkosten), für die die Verlage aber wenig können. Ja, die DSA1-Box hat 25 DM gekostet, aber die bestand aus zwei Schwarz-Weiß-Heftchen billigster Machart und hatte eine Auflage von 100.000 Exemplaren (im Vergleich zu 500 bis 2000 bei den meisten aktuellen RS-Produkten). Markus Plötz von Ulisses hat ja unlängst dargelegt, wie die Situation heute aussieht. Die Preise im Rollenspielbereich sind ein Ergebnis von Angebot und Nachfrage, und wenn immer weniger Leute immer hochwertigere Produkte haben wollen, sind diese eben teuer.
Was das auf Sicht mit der Branche macht, ist natürlich eine berechtigte Frage, aber die gleiche Frage stellen sich gerade fast alle Anbieter im Spielebereich (von Hasbro über Playmobil bis Lego). Je weniger Menschen ihre Freizeit mit anderem als Daddeln auf dem Handy zubringen, desto schwerer wird es werden, noch bezahlbares Material zu produzieren. Economics of Scale arbeitet da massiv gegen uns.
Mir selbst hilft da in klareren Momenten der Blick auf das, was mich andere Hobbies kosten. Eine Stunde im Jumping Dome: 10 € pro Person. 2 Stunden im Kino: 14 € pro Person. Ein Legobausatz für Erwachsene (vielleicht 5 Stunden Bauspaß): über 100 €. Essen gehen: bei uns inzwischen meist zwischen 30 und 50 € pro Nase. Im Vergleich dazu kann ich mit den Preisen für ein Regelwerk, das ich jahrelang bespiele, oder einen Kampagnenband, den ich entweder nur lese und dann weiterverkaufe oder hundert Stunden lang bespiele (Kosten durch ALLE Teilnehmer teilen nicht vergessen), immer noch ganz gut leben. Wenn meine Rollenspielausgaben zu hoch werden, liegt das erfahrungsgemäß eher daran, dass ich mal wieder mehr gekauft habe, als ich lesen / spielen kann. Also eher meine Schuld.
Natürlich ist damit nicht alles gut - der Deutsche an sich (und dazu zähle ich auch) neigt ja immer dazu, den Ist-Zustand mit einem unerreichbaren Ideal zu vergleichen und dann unzufrieden zu sein. Aber einen Anspruch darauf, dass die Welt sich diesem Wunschdenken auch anpasst, gibt es halt nicht.