Autor Thema: Spieler überraschen  (Gelesen 3026 mal)

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Offline Ludovico

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Re: Spieler überraschen
« Antwort #25 am: 23.02.2024 | 18:40 »
Eigentlich ist Ludovicos Einleitung hinreichend präzise - es geht auch und vor allem um spielmechanische Abläufe, die Spielern durch den Vorgang an sich Wissen an die Hand geben, dass die Charaktere nicht haben können. Neben der Tatsache, dass damit auch für die Spieler die Überraschung an einem großen Reveal verloren geht, ist ein weiteres Problem die weitgehende Unfähigkeit von Spielern, zwischen Spieler- und Charakter-Wissen zu trennen.

Danke!

Offline nobody@home

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Re: Spieler überraschen
« Antwort #26 am: 29.02.2024 | 10:55 »
Was die "weitgehende Unfähigkeit, zwischen Spieler- und Charakterwissen zu trennen" angeht...wie sieht es damit eigentlich auf der anderen Seite des Schirms aus? Unterstellen wir da auch, daß die Spielleitung das ebenfalls nicht kann und also alle NSC zwangsläufig immer a la Schwarmbewußtsein alles wissen, was sie auch weiß (natürlich einschließlich sämtlicher Spielerpläne und -vorhaben am Tisch in Echtzeit), und entsprechend kollektiv reagieren und handeln? Kann aus meiner Sicht eigentlich nicht sein, sonst müßten viele Spielsitzungen konsequenterweise ganz anders verlaufen, als ich sie so kenne... :think:

Offline Isegrim

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Re: Spieler überraschen
« Antwort #27 am: 29.02.2024 | 11:36 »
Ich erinnere mich an mehr als eine SL bei SR, wo man davon ausgehen konnte, dass die Konzernsicherheit eigentlich immer sehr nahe an Perfektion agierte, wenn erst mal getriggert... weil die alles wussten, den perfekten (SL-) Überblick hatten und in Minimalzeit reagierten... Und ich mein nicht nur echte Elitetruppen, bei denen das i-wie nachvollziehbar wäre, sondern auch die zweitklassige Garnitur, die den 24h-Dienst in i-welchen eher unwichtigen Außenanlagen schoben...

Also ja, das Problem kanns geben. Bei Informationsbeschaffung uä ist das meiner Erfahrung nach weniger dramatisch, da SL idR schon wissen, welche NSCs welche Infos haben, und das durchaus trennen. Wenns gefährlich für die NSCs wird: SLs lassen unwichtige NSCs natürlich viel schneller über die Klinge springen, als Spieler ihre SCs. Bei plotwichtigen NSCs (oder denen, die die besonders mögen...) siehts anders aus, denk ich, aber das ist schwer von Plotarmor zu trennen, die eher ein eigenes Problem darstellt.

P.S.: Zumindest beim zweiten Absatz nehm ich mich da nicht aus, auch wenn ich natürlich probier, das zu minimieren. Zum ersten Absatz müsst man meine Spieler fragen; ich würd sagen, ich geh das realistisch(er) an, aber Eigenwahrnehmung & so... ;)
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Re: Spieler überraschen
« Antwort #28 am: 29.02.2024 | 19:57 »
Was die "weitgehende Unfähigkeit, zwischen Spieler- und Charakterwissen zu trennen" angeht...wie sieht es damit eigentlich auf der anderen Seite des Schirms aus? Unterstellen wir da auch, daß die Spielleitung das ebenfalls nicht kann und also alle NSC zwangsläufig immer a la Schwarmbewußtsein alles wissen, was sie auch weiß (natürlich einschließlich sämtlicher Spielerpläne und -vorhaben am Tisch in Echtzeit), und entsprechend kollektiv reagieren und handeln? Kann aus meiner Sicht eigentlich nicht sein, sonst müßten viele Spielsitzungen konsequenterweise ganz anders verlaufen, als ich sie so kenne... :think:

Ja und nein. Trennen kann das die Spielleitung imo nicht. Sie kann nur bewusst Informationen ignorieren. Dabei ist die Wahrscheinlichkeit, in die andere Richtung zu übertreiben, meiner Erfahrung nach halt recht hoch, sodass Gegner "dümmer" agieren, als sie eigentlich sollten. Die einzige Methode, um Infos zu berücksichtigen, die ich kenne und nutze, ist es zu würfeln. Wobei auch das eher schwammig funktioniert, weil ja alle Faktoren pi mal Daumen gesetzt werden müssen und immer etwas willkürlich sind.
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Offline unicum

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Re: Spieler überraschen
« Antwort #29 am: 29.02.2024 | 22:38 »
Ich frage mich gerade wie groß die Anzahl an schlechten SL da draussen sein muss.

Wie heist dieser Spruch wieder? "Sei ein Fan der Spielfiguren"? (und nein ich meine nicht den Ventilator).

Präsentieren die Spieler mir einen guten Plan, vieleicht sogar einen kreativen oder überragenden Plan an den ich bei der ausarbeitung eines Abeneteuers nicht gedacht habe (#) und würfeln dann bei der ausführung auch noch passabel, warum sollte es dann nicht einfach auch mal klappen?

Den Spielern da brocken zwischen die beine zu werfen nur um es "spannender" zu machen? Ist ungefähr das gleiche Niveau wie deus ex machina nur von der anderen Seite, oder die Werte eines Endbosses anzupassen während der Endkampf läuft und man feststellt "oh der Kampf ist zu leicht/zu schwer".

(#) Das ist auch ein bisschen wieder on-topic - ich lasse mich gerne von Spielern überraschen, passiert leider auch viel zu selten, liegt vieleicht auch daran das ich zu viel und zu oft gespielt habe und eben schon vieles erlebt da kommt dann weniger neues als noch zu beginn meiner RSP Zeit.

Offline AlucartDante

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Re: Spieler überraschen
« Antwort #30 am: 1.03.2024 | 08:33 »
Wir alle kennen inzwischen viele Geschichten, was Überraschungen schwierig macht. Aber ich würde nicht spielen wollen, wenn der SL mich nicht überrascht und nicht leiten wollen, wenn die Gruppe mich nicht überrascht.

Und ja die Kunst guter Überraschungen ist, dass man es entweder hätte wissen können oder man es eben doch gerade ahnt.

Oft sind es ja auch eher die kleinen Dinge. Bei einem Krimi und Mord heißt es nicht, dass es plötzlich gar keinen Mord gab, sondern dass es unklar ist, wer die Täter sind.

Bei uns hat es zuletzt gut geklappt, als in Dnd rauskam, dass der Bigboss und Engegner eigentlich die Tante der Waldläuferin war. Irgendwie hatten sich Verdachtsmomente gebildet, aber es war doch überraschend, wie sehr die Figuren, die sich die SCs ausgedacht hatten, dann in den Plot verstrickt waren...

Es ist ja diese Kombination aus SC und Spielleitungsinteraktion, die mich immer wieder überrascht.

Aber wie unicum schreibt, wenn der SL immer Stöcke zwischen die Beine wirft, ist es halt gar nicht überraschend.

Offline nobody@home

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Re: Spieler überraschen
« Antwort #31 am: 1.03.2024 | 09:04 »
Ja und nein. Trennen kann das die Spielleitung imo nicht. Sie kann nur bewusst Informationen ignorieren. [...]

Das klingt mir jetzt, mit Verlaub, ein wenig arg nach Haarspalterei. Wie, wenn nicht genau so, würdest Du dir ein "Trennen zwischen SL- und NSC-Wissen" (beziehungsweise Spieler- und Charakterwissen auf der anderen Seite des Schirms) denn sonst konkret vorstellen?

Offline AlucartDante

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Re: Spieler überraschen
« Antwort #32 am: 1.03.2024 | 11:49 »
Ich glaube auch trennen ist schon der richtige Begriff. Aber neben dem Trennen und Ignorieren könnte man psychoanalytisch noch von Spaltung reden.

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Re: Spieler überraschen
« Antwort #33 am: 1.03.2024 | 16:14 »
Das klingt mir jetzt, mit Verlaub, ein wenig arg nach Haarspalterei. Wie, wenn nicht genau so, würdest Du dir ein "Trennen zwischen SL- und NSC-Wissen" (beziehungsweise Spieler- und Charakterwissen auf der anderen Seite des Schirms) denn sonst konkret vorstellen?

Naja, bewusst ignorieren kannst du nur den kognitiven Anteil. Meiner Erfahrung nach darf die unterbewusste Verarbeitung von Informationen und deren Einfluss auf unsere Entscheidungen aber nicht unterschätzt werden. Deshalb glaube ich, dass man es nicht trennen KANN.
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Re: Spieler überraschen
« Antwort #34 am: 1.03.2024 | 16:54 »
Naja, bewusst ignorieren kannst du nur den kognitiven Anteil. Meiner Erfahrung nach darf die unterbewusste Verarbeitung von Informationen und deren Einfluss auf unsere Entscheidungen aber nicht unterschätzt werden. Deshalb glaube ich, dass man es nicht trennen KANN.

Ganz im Ernst: ich halte die Fähigkeit, zwischen sich selbst und seiner Spielfigur zu unterscheiden, für eine Grundvoraussetzung dafür, jemanden überhaupt guten Gewissens zum Rollenspielen an den Tisch zu lassen. Denn wer ernsthaft Gefahr laufen würde, die beiden miteinander zu verwechseln (ist mir zwar außerhalb von Jack-Chick-Comics persönlich noch nicht begegnet, aber mit geeignet angenommenen Fehlfunktionen immerhin vorstellbar), für den wäre das mMn schon um seiner eigenen Sicherheit willen das falsche Hobby.

Insofern halte ich denn auch diese Art von Trennung für allemal machbar. Vielleicht nicht zu einem unmöglich-hypothetischen Grad von Perfektion, aber den verlangen ja scheinbar auch nur Leute, die diese Möglichkeit von vornherein abstreiten wollen -- um ein paar Stunden Zeitvertreib lang einfach mal nicht komplett querzuschießen, sollte es aus meiner Sicht bei den meisten mit etwas gutem Willen schon reichen. ;)

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Re: Spieler überraschen
« Antwort #35 am: 1.03.2024 | 17:27 »
Ganz im Ernst: ich halte die Fähigkeit, zwischen sich selbst und seiner Spielfigur zu unterscheiden, für eine Grundvoraussetzung dafür, jemanden überhaupt guten Gewissens zum Rollenspielen an den Tisch zu lassen. Denn wer ernsthaft Gefahr laufen würde, die beiden miteinander zu verwechseln (ist mir zwar außerhalb von Jack-Chick-Comics persönlich noch nicht begegnet, aber mit geeignet angenommenen Fehlfunktionen immerhin vorstellbar), für den wäre das mMn schon um seiner eigenen Sicherheit willen das falsche Hobby.

Insofern halte ich denn auch diese Art von Trennung für allemal machbar. Vielleicht nicht zu einem unmöglich-hypothetischen Grad von Perfektion, aber den verlangen ja scheinbar auch nur Leute, die diese Möglichkeit von vornherein abstreiten wollen -- um ein paar Stunden Zeitvertreib lang einfach mal nicht komplett querzuschießen, sollte es aus meiner Sicht bei den meisten mit etwas gutem Willen schon reichen. ;)

Was hat das mit meiner Aussage zu tun?  wtf? 

Es geht doch darum, dass Informationen, die wir haben, unsere Entscheidungen beeinflussen.
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Re: Spieler überraschen
« Antwort #36 am: 1.03.2024 | 17:38 »
Was hat das mit meiner Aussage zu tun?  wtf? 

Es geht doch darum, dass Informationen, die wir haben, unsere Entscheidungen beeinflussen.

Nun: dann sollte die Information "Ich weiß X, mein Charakter aber nicht" das eigentlich auch tun. :think:

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Re: Spieler überraschen
« Antwort #37 am: 1.03.2024 | 17:43 »
Es geht ja auch darum, überrascht zu sein. Der unterbewusste Teil ist imo halt genau der, der dagegen wirkt. Das was so unter Intuition, Bauchgefühl, 6. Sinn und Erfahrungswerte läuft und uns misstrauisch werden lässt, weil wir die Muster erkennen. Soweit ich sagen kann, ist ein Großteil davon nicht logisch-kognitiv und kann daher auch nicht bewusst ignoriert werden.

Ich KANN natürlich mich aktiv dazu entscheiden, meinem Misstrauen keine Handlung folgen zu lassen, aber das genügt imo nicht, um überrascht zu werden.
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Re: Spieler überraschen
« Antwort #38 am: 1.03.2024 | 17:55 »
Ganz im Ernst: ich halte die Fähigkeit, zwischen sich selbst und seiner Spielfigur zu unterscheiden, für eine Grundvoraussetzung dafür, jemanden überhaupt guten Gewissens zum Rollenspielen an den Tisch zu lassen. Denn wer ernsthaft Gefahr laufen würde, die beiden miteinander zu verwechseln (ist mir zwar außerhalb von Jack-Chick-Comics persönlich noch nicht begegnet, aber mit geeignet angenommenen Fehlfunktionen immerhin vorstellbar), für den wäre das mMn schon um seiner eigenen Sicherheit willen das falsche Hobby.

Ich glaub das ist jezt auch etwas Haarspalterisch. Ich hab es schon oft erlebt das Spieler und Spielfigurenwissen nicht getrennt wurden aber das es zu einer "Identitätsverschmelzung" oder einer irgednwie gearteten Psycologischen Störung - das ist mir in all den Jahrzehnten noch nie untergekommen und ich habe, mit aussnahme einer Gesichte aus den USA die meines wissens schon damals Fake News war ausgelegt von "Evangelikalen" (nicht zu verwechseln mit Evangelischen).

Übel habe ich noch vor einigen Jahren es gefunden als ein Spieler an einer speziellen Stelle im Dungeon nach Geheimtüren suchte. Vorher nicht und danach auch nicht. Nur an dieser Stelle - und ja da war auch eine, wie ich am Abend danach festellen musste waren die SL-Karten des Abenteuers im Netz frei verfügbar. Spielerwissen - Characterwissen, und eben noch mal oben drauf das nachlesen von Abenteuern. War so mit das schlimmste was ich diesbezüglich erlebte.

Dahingehend ist das Spieleriwssen das überschwappt in "Meine Figur weis wer vor 800 Jahren der Sprecher des Römischen Senates war!" "Deine Figur kommt aus China und hat nicht mal irgendwelche Skills in Europäischer Geschichte" zwar auch etwas ärgerlich aber doch eigentlich das um was es hier zumindest im Ansatz auch geht.

Exemplarisch ist doch auch "Beschreibe ein Monster das die Spielfiguren noch nie gesehen haben, die Spieler aber sofort erkennen und genau sofort auf die Schwächen des Monsters eingehen, also 'Werwolf - wer hat eine Silberwaffe?'"

Überraschen kann man glaube ich eine Hochgradige D&D Truppe mit einem Goblin der immun gegen jede Form von magische Angriffen ist (wie auch immer der sich diesen Vorteil zugelegt hat).

Vieleicht ist auch das der Grund warum ich derzeit eigentlich Ermittlungsszenarien gerne spiele(/Leite) - die Spieler wissen in der Regel auch wenig bis nichts und müssen sich alles erst mal erarbeiten. Hier werde ich dann als SL auch immer wieder überrascht wie die Spieler vorgehen. Ein Conszenario (Deadlands) hatte ich über 13x gespielt bis es mir als SL langweilig wurde weil sich zu viel wiederholte (auch eher detektivisch ausgelegt).

Offline nobody@home

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Re: Spieler überraschen
« Antwort #39 am: 1.03.2024 | 19:01 »
Ich glaub das ist jezt auch etwas Haarspalterisch. Ich hab es schon oft erlebt das Spieler und Spielfigurenwissen nicht getrennt wurden aber das es zu einer "Identitätsverschmelzung" oder einer irgednwie gearteten Psycologischen Störung - das ist mir in all den Jahrzehnten noch nie untergekommen und ich habe, mit aussnahme einer Gesichte aus den USA die meines wissens schon damals Fake News war ausgelegt von "Evangelikalen" (nicht zu verwechseln mit Evangelischen).

Nun, "Wissen getrennt" wird zwangsläufig eigentlich immer. Denn auch, wenn ich und meine Figur zufällig genau die gleiche Persönlichkeit und dieselben Verhaltensweisen und Ticks an den Tag legen: wenn ich nicht ausdrücklich mein RL-Selbst auch spiele, dann sind wir von vornherein unterschiedlich aufgewachsen und haben unterschiedliche Erfahrungen gemacht, und es gibt also immer Dinge, die meine Figur aus ihrem ganz normalen fiktiven Leben definitiv kennt, mit denen ich aber keinerlei persönliche Erfahrung habe, und umgekehrt genauso. Bloß, weil nobody@home einen Führerschein hat, muß Alrik ein Auto, wenn ihm denn jemals eins begegnet, noch lange nicht erkennen, geschweige denn wissen, wie man den Benzinstand überprüft; umgekehrt ist Alrik wahrscheinlich besser im Nahkampf, als ich es jemals sein werde. Das ist aus meiner Sicht schlicht ganz normaler Rollenspielalltag. :)

Zitat
Übel habe ich noch vor einigen Jahren es gefunden als ein Spieler an einer speziellen Stelle im Dungeon nach Geheimtüren suchte. Vorher nicht und danach auch nicht. Nur an dieser Stelle - und ja da war auch eine, wie ich am Abend danach festellen musste waren die SL-Karten des Abenteuers im Netz frei verfügbar. Spielerwissen - Characterwissen, und eben noch mal oben drauf das nachlesen von Abenteuern. War so mit das schlimmste was ich diesbezüglich erlebte.

Das ist dann aber auch kein Mangel an Fähigkeit, dazwischen zu trennen, sondern schlicht der Mangel an Willen dazu mit einem Extralöffel Beschißabsicht. (Wobei Geheimtüren mMn ohnehin meist ein ziemlicher Gähner sind, aber das ist wenigstens zum Teil Geschmackssache.)

Zitat
Exemplarisch ist doch auch "Beschreibe ein Monster das die Spielfiguren noch nie gesehen haben, die Spieler aber sofort erkennen und genau sofort auf die Schwächen des Monsters eingehen, also 'Werwolf - wer hat eine Silberwaffe?'"

Nun, ich bin mir ziemlich sicher, daß auch von den Spielern noch nie einer einen Werwolf gesehen hat...und ihn trotzdem einigermaßen gut als solchen identifizieren und sich auf die Suche nach Silber machen könnte, sobald der sich erst mal vor ihren Augen verwandelt oder als Wolfsmensch die Gegend unsicher macht. Schon komisch, wie das manchmal funktionieren kann. ;)

Es gibt es zwar, wenn ich mich an einen uralten Dragon-Artikel richtig erinnere, auch schon bei D&D seit Anfängen eine gewisse Tradition, sich neue Monster genau deshalb auszudenken, damit die Spieler (nicht die Charaktere!) sie nicht erkennen können sollen. Aber das stammt halt -- ebenso wie die Motivation, in einen Dungeon ausdrücklich deshalb hinabzusteigen, um den dort umgekommenen letzten eigenen Spielercharakter zu rächen -- aus einer Spieltradition, in der ein SC zumindest meinem Eindruck nach tatsächlich nicht mehr als ein Avatar des Spielers selbst, mit ein paar zusätzlichen Werten und anderen Dekoelementen garniert, sein soll; daß speziell da dann eine "Trennung von Spieler- und Charakterwissen" nicht viel Sinn ergibt, ist einigermaßen klar, aber für den anzunehmenden Normalfall würde ich diese Art von Spiel schon lange nicht mehr halten.

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Re: Spieler überraschen
« Antwort #40 am: 1.03.2024 | 19:16 »
Nun, "Wissen getrennt" wird zwangsläufig eigentlich immer. Denn auch, wenn ich und meine Figur zufällig genau die gleiche Persönlichkeit und dieselben Verhaltensweisen und Ticks an den Tag legen: wenn ich nicht ausdrücklich mein RL-Selbst auch spiele, dann sind wir von vornherein unterschiedlich aufgewachsen und haben unterschiedliche Erfahrungen gemacht, und es gibt also immer Dinge, die meine Figur aus ihrem ganz normalen fiktiven Leben definitiv kennt, mit denen ich aber keinerlei persönliche Erfahrung habe, und umgekehrt genauso. Bloß, weil nobody@home einen Führerschein hat, muß Alrik ein Auto, wenn ihm denn jemals eins begegnet, noch lange nicht erkennen, geschweige denn wissen, wie man den Benzinstand überprüft; umgekehrt ist Alrik wahrscheinlich besser im Nahkampf, als ich es jemals sein werde. Das ist aus meiner Sicht schlicht ganz normaler Rollenspielalltag. :)

Das ist ja auch ziemlich trivial und oberflächlich. Nimm ein Beispiel wo auch etwas auf dem Spiel steht und die SPIELER die Situation für ihre Charaktere einschätzen müssen. Die Gruppe fährt mit dem Auto und muss Distanz X rechtzeitig zurücklegen, damit NSC Y nicht umgebracht wird. Aber der Tank ist fast leer, nur haben die SC keine Ahnung, dass diese Höllenmaschine überhaupt Benzin braucht... DA wird es dann interessant, ob die Spieler ihr Echtweltwissen wirklich unbeachtet lassen. Vor allem aber ist es unmöglich neutral zu erspielen, dass ein Spieler rechtzeitig auf die richtige Idee kommt.
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Re: Spieler überraschen
« Antwort #41 am: 1.03.2024 | 19:51 »
Das ist ja auch ziemlich trivial und oberflächlich. Nimm ein Beispiel wo auch etwas auf dem Spiel steht und die SPIELER die Situation für ihre Charaktere einschätzen müssen. Die Gruppe fährt mit dem Auto und muss Distanz X rechtzeitig zurücklegen, damit NSC Y nicht umgebracht wird. Aber der Tank ist fast leer, nur haben die SC keine Ahnung, dass diese Höllenmaschine überhaupt Benzin braucht... DA wird es dann interessant, ob die Spieler ihr Echtweltwissen wirklich unbeachtet lassen. Vor allem aber ist es unmöglich neutral zu erspielen, dass ein Spieler rechtzeitig auf die richtige Idee kommt.

Da wüßte ich auch erst mal gar nicht, auf welche "richtige Idee" Du da überhaupt hinauswillst. Um auch nur ansatzweise herauszuklamüsern, daß und wie man so eine Karre beizeiten wieder auftanken muß, um weiterfahren zu können, müßten die SC schließlich erst einmal wissen, was Benzin ist und wie man daran kommt...also, gibt's das in der angenommenen Spielwelt irgendwo? Denn einfach nur mit beispielsweise Roh- oder Lampenöl wie in einem Klischee-Primitivsetting wird da nicht viel Staat zu machen sein, selbst wenn die SC irgendwie den Tankdeckel aufkriegen und anhand des eigenartigen Geruchs auf so einen Gedanken kommen sollten...mit anderen Worten, da macht der Unterschied zwischen Spieler- und Charakterwissen kaum wirklich etwas aus.

Offline Feuersänger

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Re: Spieler überraschen
« Antwort #42 am: 1.03.2024 | 20:11 »
Stimme zu, bei diesem Beispiel halte ich es für zu absurd weit hergeholt, dass Figuren mit vorindustriellem Kenntnisstand sich irgendwie zusammenreimen können, dass man da etwas reinschütten muss, und wo genau, und was genau. Da würde ich erwarten, dass entweder ein Einheimischer zu Hilfe kommt der sich über die verschrobenen Reisenden wundert, oder die SCs halt das komische Metallungetüm stehen lassen und zu Fuß weitergehen.
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Re: Spieler überraschen
« Antwort #43 am: 1.03.2024 | 20:15 »
Da wüßte ich auch erst mal gar nicht, auf welche "richtige Idee" Du da überhaupt hinauswillst. Um auch nur ansatzweise herauszuklamüsern, daß und wie man so eine Karre beizeiten wieder auftanken muß, um weiterfahren zu können, müßten die SC schließlich erst einmal wissen, was Benzin ist und wie man daran kommt...also, gibt's das in der angenommenen Spielwelt irgendwo? Denn einfach nur mit beispielsweise Roh- oder Lampenöl wie in einem Klischee-Primitivsetting wird da nicht viel Staat zu machen sein, selbst wenn die SC irgendwie den Tankdeckel aufkriegen und anhand des eigenartigen Geruchs auf so einen Gedanken kommen sollten...mit anderen Worten, da macht der Unterschied zwischen Spieler- und Charakterwissen kaum wirklich etwas aus.

Hm. Seh ich anders. Dann ist halt im Kofferraum ein Reservekanister. Die Spieler müssten mit ihren SC einfach nur auf den Zusammenhang kommen. Sie müssen dafür nicht verstehen, was Benzin ist, nur dass so komisch riechende Flüssigkeit irgendwie in den Tank muss. Ist im Prinzip auch nur ein Rätsel, wie es sie zigfach im RPG gibt.

Da fällt mir wieder ein, wie selbstverständlich unsere physikalische Schulbildung den SC ingame oft zur Verfügung gestellt wird.
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Re: Spieler überraschen
« Antwort #44 am: 1.03.2024 | 20:29 »
Nebenbei noch kurz ein Gedanke zur Spielerüberraschung an sich. Der gegenüberzustellen wäre meiner Ansicht nach nämlich die potentielle Vorfreude auf spätere Ent- und Verwicklungen, die sich für mich als Spieler schon andeuten können, wenn meine Figur nominell noch gar keine Ahnung davon hat...und die mir zwangsläufig wenigstens ein Stück weit entgeht, wenn der Trick mit der mehr oder weniger totalen Überraschung tatsächlich mal funktionieren sollte. Mit anderen Worten, die Frage nach der Überraschung ist nicht einfach eine nach "etwas Besonderes oder halt nicht?", sondern eine nach der Abwägung zwischen zwei sich weitgehend ausschließenden Effekten, die gleichermaßen zum Spielspaß beitragen können -- jeder auf seine Art.

Offline tartex

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Re: Spieler überraschen
« Antwort #45 am: 11.03.2024 | 15:35 »
Ja, aber aufgrund der extremen Vorbildung (im Vergleich zu früheren Generationen) mit zigtausend vorher dagewesenen Stories gleicht der Spieler die erkennbaren Muster ab und wenn er irgendwo ein Match erkennt, wird er zumindest damit rechnen, dass es dann ähnlich wie im erkannten Muster weitergehen könnte, und wird entsprechend nicht überrascht sein wenn es so kommt.

Tja, deshalb finde ich Rollenspiele vom Narrativ oft überzeugender und überraschender als das 1000te Buch oder noch eine Fernsehserie: dank Zufallsgeneratoren wie Würfeln und dem unkontrollierbaren Input aller am Tisch, kommt regelmässig was für mich spannenderes, weil doch überraschenderes, heraus, als wenn Medienprofis sich bemühen zwischen Core Story und Überraschungen zu oszillieren und noch eine Erwartung zu brechen.

Wer den Würfeln vertraut, wird die Spieler am ehesten überraschen.

Im konkreten Fall mit Motiv-Erkennen-Würfen kam eigentlich immer das beste heraus, wenn ich als Spielleitung irgendwas verwechselt oder vergessen habe, und mir dann nach der Session überlegen musste, wie ich den Fehler jetzt noch halbwegs logisch ausbügeln kann - innerhalb der ganz konkreten Vorgaben, was den Spielern schon bekannt und damit Kanon ist.
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Offline Feuersänger

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Re: Spieler überraschen
« Antwort #46 am: 11.03.2024 | 18:45 »
Das nennt man dann wohl Fail Forward seitens der Spielleitung.  ;D

Grundsätzlich sehr gut so. Nur bei der reinen Generierung aus Zufallstabellen oder vergleichbaren Prozessen bin ich immer etwas skeptisch, weil da halt oft Unsinn rauskommt. Wie ich in so einem Zusammenhang schonmal sagte: wenn auf einmal sieben rosa Elefanten im Tütü auf dem Tisch tanzen, ist das zwar wahrscheinlich überraschend, aber sinnvoll ist es  ebenso wahrscheinlich nicht. ;)
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Offline tartex

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Re: Spieler überraschen
« Antwort #47 am: 11.03.2024 | 19:14 »
Grundsätzlich sehr gut so. Nur bei der reinen Generierung aus Zufallstabellen oder vergleichbaren Prozessen bin ich immer etwas skeptisch, weil da halt oft Unsinn rauskommt. Wie ich in so einem Zusammenhang schonmal sagte: wenn auf einmal sieben rosa Elefanten im Tütü auf dem Tisch tanzen, ist das zwar wahrscheinlich überraschend, aber sinnvoll ist es  ebenso wahrscheinlich nicht. ;)

Das ist dann aber halt Spielleiterinterpretation. Wüsste nicht, wer Tabellen benutzt, wo sowas vorkommt. Mit ein wenig Phantasie kann man die paar Stichworte, die ein Würfelergebnis liefert eigentlich immer in der passenden Stimmung einbauen, finde ich. Mein Lieblingsbeispiel dazu war die Havena-Diskussion: Oger und Trolle auf der Zufallstabelle?!?  :o
« Letzte Änderung: 11.03.2024 | 19:22 von tartex »
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Re: Spieler überraschen
« Antwort #48 am: 11.03.2024 | 19:39 »
Mich erinnert das gerade an eine Begebenheit, wo der SL uns (in PF) damit "überrascht" hat, dass in einem ansonsten verlassenen Dorf gleichzeitig wildgewordene Krähenschwärme, ein Spriggan-Clan, eine Horde Chuuls und eine Kompanie Söldner-Marodeure über uns hergefallen sind. All diese Gruppen haben ausschließlich uns angegriffen und keinesfalls irgendwelche dieser Gruppen sich gegenseitig. Für unsere SCs musste das nach einer besonders unheiligen Allianz mit weißgott was für Motivationen und Drahtziehern aussehen. Tatsächlich war das einzige, was dahintersteckte, dass der SL uns tüchtig ins Schwitzen bringen wollte.
(Es war auch kein Resultat von Zufallstabellen; es waren einfach verschiedene unabhängige Encounter aus dem AB alle zusammengequirlt.)

Hätten wir uns als Spieler darauf versteift, dass das alles kein Zufall sein könne und entsprechende Nachforschungen losgetreten, hätten wir die Kampagne ganz hübsch derailen können.  >;D
Der :T:-Sprachführer: Rollenspieler-Jargon

Zitat von: ErikErikson
Thor lootet nicht.

"I blame WotC for brainwashing us into thinking that +2 damage per attack is acceptable for a fighter, while wizards can get away with stopping time and gating in solars."

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Re: Spieler überraschen
« Antwort #49 am: 11.03.2024 | 20:39 »
Wie ist bei solchen Mechaniken es noch möglich, die Spieler zu überraschen? Oder ist dies mittlerweile eh vollkommen außer Mode?

Ich verstehe das Problem nicht.

Überraschungen für die aktuelle Kampagne, ausstehend.

- Die Tankstellenchefin von Midnight ist hauptberuflich Superschurkin, nämlich Retail. (Leser Blättern zu New Guardians Ep. 1)
- Bubblegum Bats Mama hat ein magisches Amulett, aus diesem einen Keller. (Leser blättern zu Marvelous Masks Factory Ep. 5)
- Incredible Insect ist "three greenies in a power armor".
- Der galaktische Unionskreuzer heißt Happiness in Pancakes. (Marvelous Masks Zodiac Event.)
- Das Lighthouse ist von den gleichen Leuten gebaut, die das HQ der Young Elites gebaut haben. (Promoted to canon aus dem Halcyon Gates Universum)
- Shadow Wing ist Charly. (Pink-Purple-Black Ep. 1)
- Der "Engelsflügel" ist Michaels Saat von/für Autonomy. (Pink-Purple-Black Camp Arc Ep. 4.)
- Die Agency ist in Nachfolge von Feather gegründet. (Camp Arc Ep. 5)
- Captain Halcyon hat gar keinen Sohn.

Bereits gedroppt und gut befunden:

- Vampire sind nicht von dieser Welt.
- Amazing Amazon ist "floaty girl". (Camp Arc Ep. 1)

Merke, das sind Überraschungen für die Personen im Chat. Die Charaktere sind vielleicht von einigen dieser Dinge auch überrascht, die anderen dürften ihnen aber herzlich egal sein. Natürlich werden die Charktere von Dingen überrascht sein, welche ihre Besitzer nicht überraschen, insbesondere solche, die sie in ihre Hingründe geschrieben haben. Ich weiß auch noch nicht, womit sie mich überraschen werden.