War oder ist Dir egal, was das Spielsystem wie regelt, weil Du mit den Rulings Deiner Spielleitung sowieso immer einverstanden bist? Oder ist es Dir wichtig, dass das System Regeln für die wichtigsten Situationen anbietet und damit die Rulings der SL in den allermeisten Fällen überflüssig macht (dann gerne das System nennen)?
Ich bin komisch: Ich kann mir Regeln nicht sehr gut merken. Trotzdem möchte ich, dass die grundlegenden Regeln eines Systems, auf das sich die Gruppe geeinigt hat, auch genutzt werden. Was ich gar nicht mag: "Lass doch mal X spielen!" und dann wird von X nur der Würfelmechnismus genutzt und so wenig Proben verlangt, dass die Fähigkeiten der SC gar nicht zum Zuge kommen.
Andererseits habe ich grundsätzlich kein Problem, wenn die SL oder gar Spielende ein Ruling vorschlagen, wenn die Regel grad nicht parat ist oder der Gruppe so nicht gefällt. Das hat aber wiederum schon zu Situationen geführt, wo ich als SL ein Ruling getroffen habe, ohne mir die Implikation in dem (mindestens mittelkomplexen System) bewusst zu sein und dann von einer Spielerantwort überrascht zu werden: "AHA! Also wenn du das für Skill A SO regelst, dann bedeutet das, dass ich mit Skill B über das Ruling auch X,Y,Z machen kann, und dadurch kann ich..." und damit ein Powerlevel zu generieren, das nicht mehr zum Bild meine Welt passte. Oder wo ich als Spieler gemerkt habe, dass das Ruling einen SC den Anderen ggü. deutlich bevor- oder benachteiligt.
In folgenden Gesprächen konnte sowas eigentlich immer direkt geklärt werden, aber sowas reißt immer raus und ist unschön - zumal der Triumphmoment der Spielenden ja berechtigt ist.
So habe ich für mich nach und nach die Grenzen herausgefunden, was ich überhaupt angemessen zu leiten in der Lage bin, wenn ich meinem Anspruch, das System zu nutzen, auch gerecht werden will. Die Anforderung an ein klassisches
(*) System ist also: Einfach genug, um aus den Grundmechanismen heraus herzuleiten, wie es gedacht ist - komplex genug, um Standardsituationen abzudecken -robust genug, um jederzeit eine Regel zu improvisieren, ohne dass damit das System "bricht".
(*) damit meine ich: Eines, was für Kampagnen in offenen Settings, also ohne "Zielprämisse" und sehr engen Fokus, genutzt werden soll. Sehr thematische Indies, explizite Oneshotsysteme oder sehr narrative Lösungen sind ein anderes Thema