Ich denke seit vielen, vielen Jahren (gelegentlich) über „intelligente Insekten-Staaten“ nach; ursprünglich fürs Rollenspiel (SF), aber inzwischen ist das eigentlich ein reines Weltenbau-“Projekt“ ohne konkrete Anwendung.
Mit Intelligenz meine ich die Dinge, die real Menschen und in Fantasy, SF etc andere entsprechende Wesen auszeichnen: Selbstreflexion, Planungsfähigkeit, komplexe Kommunikation mit anderen solchen Wesen etc. Was wäre nun, wenn bei irgend einer außerirdischen oder phantastischen Lebensform diese Intelligenz nicht auf der Ebene des individuellen Organismus vorhanden ist, sondern auf der eines Kollektivs, wie es in der Realität Insekten-Staaten sind? (Ameisen, Termiten, Bienen, Wespen etc). Müssen nicht wirklich Insekten sein (grad wenns Aliens sind...), entsprechend andere Organismen sind genau so möglich, bzw bei einem SF-Setting gegeben.
Zwei Setzungen vorweg: Ich möchte Individuen (ein Staat = ein Indiduum, mehr dazu s.u.), die jeweils ein eigenes Selbstbewusstsein haben, und zwar mit anderen kommunizieren können, aber keine „Hive Mind“ auf einer noch höheren Ebene bilden, und die eine begrenzte Lebensspanne aufweisen. Und sie sollen nicht nur intelligent sein, sondern auch eine „technische“ Zivilisation haben, mit Möglichkeiten bis hin zu Raumfahrt etc, die man für ein SF-Setting braucht.
Warum schreib ich das hier, wenn doch gar keine konkrete Verwendung angedacht ist? Naja, vielleicht interessiert es irgend jemand, oder dient als Anregung fürs eigene Spiel, oder eigene Weltenbau-Projekte. Auch sind mir Ideen willkommen, auf die ich noch nicht gekommen bin, oder Kritik, wenn ihr was für völlig unplausibel haltet.
Wie stelle ich mir das vor?
Kaiserinnen: Im Gegensatz zu irdischen Insekten-Staaten steht im Zentrum nicht eine Königin (oder mehrere), die alle anderen Tiere des Staates zur Welt bringt, sondern eine Kaiserin. Diese bringt nur spezialisierte Königinnen hervor, die dann jeweils die Eier einer Kaste legen. Dabei sollen dies Kaiserin die (teils bewusste, teils unbewusste) Fähigkeit haben, mittels Genetik diese Kasten zu modifizieren, um spezielle Aufgaben zu erledigen. Das soll die Basis der „Technik“ sein, analog zur menschlichen Werkzeugherstellung. Die Kaiserin ist dabei für den Staat nicht ersetzbar (eine Kaiserin = ein Staat = ein Individuum), und die Lebensspanne eines solchen Staates ist direkt an die der Kaiserin gebunden. Königinnen hingegen sind ersetzbar, von denen kann es (beliebig) viele geben, auch mehrere, die Eier der selben Kaste legen.
Ich stell es mir so vor, dass die Entwicklung der Intelligenz eng mit der Fähigkeit der Kaiserinnen verbunden ist, die Königinnen und ihre Nachkommen genetisch zu modifizieren. Anfangs, bevor sich echte Intelligenz entwickelte, war das nicht oder nur sehr eingeschränkt möglich und gescah auf instinktive Art, und entsprechend begrenzt war die Zahl und die Möglichkeiten der Kasten. Mit der Zeit (und wie gesagt Hand in Hand mit dem intelligenten Denken) gewann die Art die Fähigkeit, vorher noch nie dagewesene Kasten zu kreieren, bis hin zu Dingen, die Menschen ua nur mit Hilfe hochspezialisierter Werkzeuge vollbringen können.
„Gehirn“: Ein irdischer Insekten-Staat hat kein Gehirn, keine zentrale Lenkung. Das Zusammenspiel aller Tiere eines Staats funktioniert durch das instinktive Zusammenarbeiten aller Organismen. Die Königin(nen) sind zwar eine Art Zentrum, aber nur für die Fortpflanzung, nicht für die Lenkung des Verhaltens oder der Problemlösung. Ich stelle mir vor, für eine intelligente Art ist aber eine Art Zentrale hilfreich, die das Vorgehen der einzelnen Teile organisiert, und (wie gesagt) auch die „Konstruktion“ neuer Kasten steuert, um Antworten auf neue Probleme zu erschaffen. Daher gibt es eine spezielle Kaste (oder vielleicht auch mehrere?), die, in engem Zusammenleben mit der Kaiserin, genau dazu dient. Die Kaiserin hat als Einzelorganismus irgendwie die Fähigkeit, die Einfluss auf die Genetik der von ihr hervorgebrachten Eier zu nehmen, aber wie sie das genau machen muss, um einen bestimmten Effekt zu erzielen, wird von von dieser Denk-Kaste“ ausgerechnet. Ebenso gehen von hier sozusagen „Befehle“ an den Rest des Staates, um bestimmte Aufgaben in Angriff zu nehmen.
„Nerven“ und Kommunikation: Daneben stell ich mir eine Art „Nerven-Kaste“, die dazu dient, Sinneseindrücke zum „Gehirn“ zu übermitteln, Befehle von dort an die verschiedenen Arbeits-Kasten, und die auch der Kommunikation mit anderen Individuen/Staaten dient. Diese „Nerven“ bilden dabei lange Kolonnen von Tieren, die die besagten Informationen mit einer Mischung aus chemischen Signalen und Fühler-Kontakt weiterleiten; um das zu vereinfachen haben sie entsprechende Fühler an beiden Körperenden. Schließen sich zwei solcher Kolonnen von unterschiedlichen Staaten zusammen, können die zwei Individuen miteinander kommunizieren, sozusagen miteinander „reden“, oder auch Sinneseindrücke austauschen uä. Schließen sich mehrere Staaten zusammen (jedes Individuum mit jedem anderen zB), kann es auch größere „Debatten“ mit mehreren Teilnehmern geben.
„Innen und Außen“: Natürlich erkennt jedes Einzel-Tier andere Angehörige des gleichen Staates anhand chemischer Signale. Da es ja eine Art „Zivilisation“ geben soll, treffen dabei oft Angehrige verschiedener individueller Staaten aufeinander, ohne dass das zu Konfflikten führt bzw führen muss. Ich stell mir aber vor, dass es eine Art Bau, Ameisenhaufen oä gibt, sozusagen das „Körperinnere“ des Staates. Hier werden staats-fremde Tiere angegriffen und bekämpft, rein instinktiv, und ohne dass das wirklich der Kontrolle des „Zentral-Gehirns“ unterliegt. Hier liegen die Brutkammern der Königinnen und der Kaiserin, eben dieses „Zentraö-Gehirn“, und vielleicht noch weitere Einrichtungen des Staates.
Abspaltungen/“Außenteams“: Manche Aufgaben werden es erfordern, dass kleine (oder auch größere) Gruppen von Arbeiterinnen ua Kasten sich vom Staat trennen, und zumindest eine Zeit lang alleine aktiv werden, ohne durch „Nerven-Kolonnen“ mit dem Staat verbunden zu sein. Diesen fehlt dann die „intelektuelle Kapazität“ des „Gehirns“. Daher sind sie nur zu den Aufgaben im Stande, die ihnen ihr Instinkt und einfache, vorher gegebene Anweisungen ermöglichen. Kehren sie zum Staat zurück, empfängt ideser (und damit das Individuum) die Eindrücke und Informationen, die die Arbeitsgruppe gesammelt hat, auch wenn das (je nach beteiligten Kasten) vermutlich nur recht eingeschränkt ist. Will das Individuum eine Sache genau untersuchen, muss eine „Nerven-Kolonne“ die Sache direkt in Augen- (oder Fühler-) schein nehmen.
So, erst mal genug geschrieben. Später vielleicht noch mehr, zB dazu, was für Kasten es geben könnte, für welche Aufgaben etc. Wie gesagt, schreibt ruhig, was ihr von der Idee haltet, und welche Teile euch gefallen, oder auch nicht. Anregungen, weitere Ideen etc sind jedenfalls willkommen, ebenso Hinweise auf andere, ähnliche Projekte.