In meinen Augen sind die Mängel so groß, dass es sogar keine Frage des Geschmacks mehr ist.
Fragen wir uns doch Folgendes:
- Sieht man auf dem Bildschirm etwas und kann den Bildern als Zuschauer grundsätzlich folgen (gut ausgeleuchtet, vernünftig gedreht, nachvollziehbar geschnitten?)
- Können wir als Zuschauer hören, was passiert (Ton gut und störungsfrei aufgenommen und gut gemischt, Dialoge so zu verstehen, wie sie verstanden werden sollen?)
- (Gibt es ein zusammenhängendes Script, das eine Geschichte erzählt und eine Kausalität erkennen lässt (deshalb "in Klammern", weil ein guter Film strenggenommen nicht einmal das nötig hat.))
Wenn diese Elemente gegeben sind, dann IST es immer eine Geschmacksfrage.
Ich meine, ich bin der Erste, der den Kopf schüttelt über so manches, was hier im Sehen-Thread den großen Hypeschub kriegt – und ich glaube auch irgendwo, dass es "high cinema" gibt. Aber letzten Endes sind das alles Geschmacksfragen. So lange die Grundelemente eines stringenten Filmprodukts vorhanden sind, kann es auch Leute geben, denen das gefällt. Es gibt einen Markt für Dinge, die man selbst als mittelmäßig empfindet – geht einfach mal durch die BluRay-Abteilung im Media Markt.
Ansonsten uneingeschränkte +1 an KWÜTEG!Warum man heutzutage also zuerst irgendwelche Leute braucht, die einem erklären, warum man etwas gut oder schlecht zu finden hat, erschließt sich mir nicht. Offenbar nimmt die Fähigkeit, sich seine Meinung selbst zu bilden, rapide ab.
Naja, "zu finden hat" ist jetzt auch wiederum nicht exakt. Kritiker im Netz geben ja zunächst einmal die persönliche Einschätzung wieder und sammeln Argumente für ihre Ansicht im Text (gute wie schlechte). Das kann man teilen oder nicht. Und je nachdem, welche Kritiker man mag, bestätigen die meist das, was man ohnehin schon denkt (und wo sie es nicht tun, wird es dann interessant, weil das den eigenen Denkprozess anregt). Meinungsbildung bedeutet ja nicht, dass man immer "bei sich selbst" bleibt, sondern kann durchaus bedeuten, dass man jemanden, der sich besser auskennt, zu Rate zieht.
Ich glaube das eigentliche Problem heute liegt darin, dass wir uns keine Zeit nehmen wollen, Dinge zu konsumieren, von denen wir nicht wissen, ob sie uns gefallen. Der Algorithmus in den Streaming-Diensten schlägt uns Dinge vor. Review Aggregators wie Rotten Tomatoes oder Metacritic fassen akribisch zusammen, was quasi alle zu irgendwas denken. Bei allem stehen heutzutage irgendwelche Ratings dabei. Ich versuche es für mich so zu halten: Wenn mir ein Trailer, den ich sehe, gefällt (und damit meine ich, wenn der irgendwas mit mir macht), dann schaue ich mir, wenn ich die Gelegenheit habe, den Film dazu an.
Und wenn der Film scheiße ist, dann weine ich der Zeit nicht nach oder breche bei Bedarf vorher ab. Ich glaube, auch überraschend mal was zu sehen, was man nicht erwartet – sich selbst herauszufordern – das kann einen wachsen lassen.
Und, zum Schluss noch: Die vielzitierte
"Logik
" (in dicken, fetten Anführungszeichen!) ist überhaupt der schlimmste Begriff in sämtlichen Filmdebatten. Da hat jeder andere Voraussetzungen und Toleranzgrade in der Betrachtung vermeindlicher Verstöße. Und in einem Medium, in dem grundsätzlich alles passieren kann (und in der Vergangenheit auch schon passiert ist), scheint der Vorwurf völlig fehlzugehen. "Logik" ist gewissermaßen auch Geschmackssache. Wichtig ist, ob was innerhalb der erzählten Welt plausibel ist. Und "Star Wars" ist Science-Fantasy.