Wenn mir jemand sagt ich hab das zu mögen weil es "bunt" ist, dann stellen sich mir einfach die Haare auf.
Mir wird aber gefühlt heutzutage erklärt, ich wäre ein Arsch weil ich es nicht automatisch gut finde.
Aber...
wer sagt dir das denn? Wer tut das denn?Ich wette mit dir, bei all den Werken, die du genannt hast würden sich viele im Netz darüber aufregen, weil da PoCs oder Frauen oder queere Menschen vorkommen oder was auch immer. Diejenigen würden das ansehen und es schlecht finden... oder es gar nicht erst ansehen.
"The Acolyte" mag von mir aus eine schlechte Serie sein... aber sie ist doch nicht
wegen des gender- und hautfarben-sensiblen Castings eine schlechte Serie. Das hat gar nichts damit zu tun, weil es eben (von dir genannte) Beispiele gibt, wo die Qualität unter gleichen Voraussetzungen hoch ist.
Ich halte die Idee, dass Serienmacher oder ein Fandom vom Durchschnittszuschauer verlangen würden, dass sie eine Serie mögen müssen, weil sie LGBTQI+ oder PoC ist, für ausgemachten Unsinn, der vor allem von Kulturkämpfern rechts der Mitte befeuert wird (wobei ich nicht ausschließe, dass es Kulturkämpfer links der Mitte auch gibt... die dürften nur in hohen kreativen Positionen eines Megakonzerns wie Disney ziemlich eingehegt sein... im Zweifel macht eine Serie, was sie macht, um die Streubreite unter verschiedenen Zielgruppen zu erhöhen).
Niemand stellt sich wirklich hin und sagt "du musst das aber jetzt gut finden!"
Bestimmte Kritiker, die in bad faith Position gegen ein imaginiertes "woke"-tum in bestimmten Medienprodukten vorgehen, tun nur so als würde diese Message stets immer und überall von "den Linken" vermittelt.
Insofern liegen wir gar nicht so weit auseinander.
Und selbst wenn eine YouTube-Person wie z.B. der "critical drinker" (der oben in der Liste definitiv noch fehlt!) in seinem Hot-Take über das "woke" StarWars tatsächlich mal valide Kritikpunkte an Kamera, Story, etc. anführt, stehen doch solche Videos stets unter der Überschrift: "Diese Disney-Snowflakes haben sich mehr darauf konzentriert ein 'wokes' Casting zu finden als eine gute Serie zu machen!"
Das ist aber halt Bullshit, weil das eine in den allermeisten Fällen überhaupt nichts mit dem anderen zu tun hat. Wenn ich eine schlechte Kamera habe, dann bauen Regisseur und Kameraleute und Lichtleute etc. Mist. Wenn ich schlechte Effekte habe, dann baut die Postproduction Mist. Wenn die Figuren dumme Dinge sagen, dann bauen die Drehbuchautoren Mist. Das alles ist (Ausnahmen mag es bei bestimmten Konstellationen geben) relativ unabhängig davon, wer wen für welche Rolle gecastet hat oder auf welches Casting-Richtlinien Showrunner, Autoren und Producers sich im Vorfeld geeinigt haben. Unterschiedliche Abteilungen, unterschiedliche Aufgaben.
Und genau diese Verengung von verschiedenen Aspekten in einem schlechten Kunstprodukt zu einem "Seht her, wie schlecht dieses 'woke' Produkt ist, weil es unbedingt 'woke' sein musste!"... das ist das, wo mir der Arsch platzt. Das ist nämlich unterkomplex und ideologiegetrieben.
Es stellt sich ja auch niemand* hin und sagt "Hey, 'The Expandables 3' ist so mies, weil die alle ja nur alte, weiße Männer gecastet haben! Seht ihr wie mies Filme mit non-feministischem Casting immer sind! Das ist der Beweis!"
*"Niemand" stimmt natürlich nicht, denn irgendjemand wird das sicher tun. Vielleicht sogar die ein oder andere aktivistische Gruppe. Aber in der Mainstreamfilmkritik wäre das eine völlige Außenseiterposition. Sogar bei sonst eher als "woke" verschrieenen Kritikern und Kritikerinnen.