Boah, an alles erinnere ich mich nicht, aber ein paar Sachen fand ich ganz gut, weil mein Deutschlehrer die Lektüre in einen zeithistorischen, politischen und philosophischen Zusammenhang gestellt hat. Leider hat sich daraus für mich ergeben, dass ich lieber keine Unterhaltungsliteratur lese, sondern die Sachbücher.
Unter- und Mittelstufe habe ich überwiegend verdrängt. Schillers Wilhelm Tell, Das Feuerschiff von Lenz, noch irgendwas mit dem 30jährigen Krieg (völliger Unsinn, wenn du den nicht vorher intensiv in Geschichte durchkaust) was mit irgendwelchen Räubern und sowas mit einem Ritter mit Handprothese (völlig konfus ohne Kenntnis der Frühen Neuzeit).
An den "Leiden des jungen Werther" habe ich sehr gelitten. Das wurde, wie gesagt, erträglich, als es in die Philosophie Rousseaus eingeordnet wurde, aber da wäre ein Philokurs wirklich angenehmer gewesen. "Iphigenie" haben wir, soweit ich mich erinnern kann, auch gelesen, aber da ist meine Erinnerung dunkel. Irgendwas mit Geschwistern begraben, obwohl es verboten ist, und der Theorie, dass im Drama eigentlich die Wahl zwischen Skylla und Charybdis besteht. You lose anyway.
Aufklärung hatten wir auch Lessing, "Nathan der Weise". Kein schlechtes Theaterstück. Leider das gleiche Problem, Philokurs Aufklärung zu Toleranz und Theodizee wäre besser gewesen.
Romantik... da war doch was mit Marmorstatuen und heidnischen Göttinnen... Eichendorff... Außerdem großes Kino, der Sandmann von E.T.A. Hoffmann. In Englischhaben wir übrigens das Rabengedicht von Poe gelesen. E. T.A. Hoffmann und Poe habe ich dann auch privat ein bisschen geschmökert. (Edit: Dunkle Erinnerungen an das "Fräulein von Scuderu", was ich bestimmt nicht richtig geschrieben habe.)
Romantische Gedichte und deren Kritik/Ironisierung haben wir dann bei Heinrich Heine gelesen, ein Fräulein stand am Meere usw. Spitzenautor! Habe als Referat "Deutschland - ein Wintermärchen" vorgestellt.
Dann kam, glaube ich, poetischer Realismus. Laaaangweilig. Ging um irgendeinen Typen, heute würden wir Cuckold sagen, dessen Frau ihn mit einem Offizier betrügt. Fontane, glaube ich. Wenn ich das richtig im Kopf habe, hat der prima Gedichte geschrieben, aber mäßige Novellen.
Weniger poetischer Realismus war da schon cooler: Büchner. Mit "Woyzeck" hatte ich am Anfang Probleme, der "Hessische Landbote" war cool, "Leonce und Lena" privat gelesen, aber keine Erinnerungen mehr. Da fehlte mir eben der Deutschlehrer, der das zeithistorisch einordnet.
Dann Naturalismus, Hauptmann, Bahnwärter Thiel (Edit: Kann auch sein, dass das "Vor Sonnenaufgang" hieß und Bahnwärter Thiel vom Parallelkurs gelesen wurde). Schande, dass der Mann (also Hauptmann) später mit den Nazis gekungelt hat. Noch was von Arno Holz privat gelesen, "Sozialaristokraten" (not sure?).
Das wars zum 19. Jahrhundert, glaube ich. In Englisch haben wir zum 19. noch "Das Bildnis des Dorian Gray" gelesen.
Zwanzigstes Jahrhundert fing an mit einem Theaterstück, "Gas", weiß nicht mehr von wem. In Englisch dazu Gedicht von Winfried Owen, Dulce et Decorum. Beides gut, Buch über den Ersten Weltkrieg wäre trotzdem besser gewesen.
Verschiedene Gedichte, teilweise spätes Kaiserreich, teilweise Weimarer Republik. In Erinnerung geblieben sind "Der Gott der Stadt", "Kennst du das Land, wo die Kanonen blühen", etwas mit einem übergewichtigen Toten und einer Blume, "Kleine Aster" (Benn?)? "Der Panther", musste bestimmt jeder und jede durch. Genau wie Kafka, "Die Verwandlung", musste bestimmt auch jeder und jede durch. Hilfreich zum Verständnis von Death on the Reik, habe ich im Hinterkopf...
Lehrer war großer Thomas-Mann-Fan, darum haben wir "Tod in Venedig" und "Dr. Faustus" gelesen. Letzteres habe ich nicht ganz fertig gelesen (und ich glaube 75% meines Kurses auch nicht). Erträglicher wurde es, weil in der Besprechung (wahrscheinlich auszugsweise, Erinnerung dunkel) die Schriften von Thomas Mann im Ersten Weltkrieg (Betrachtungen eines Unpolitischen) und seine Radioreden an die Deutschen im Exil gelesen wurden. Das war spannend. Ansonsten habe ich persönlich bis heute kein übermäßiges Interesse an Nietzsche, also ging die Apollonisch-Dionysische Konfliktsituation weit an mir vorüber. Hilft aber bei Percy Jackson.
Nachkriegszeit von Hochhut "Der Stellvertreter". Was Gedichte angeht natürlich die "Todesfuge" von Celan und "Ins Lesebuch der Oberstufe" von ? - weiß nicht auswendig. DDR-Literatur war irgendwas mit "Asche", "Himmelsasche"?, von Monika Maron (?), jedenfalls über Kohlekraftwerke und Luftverschmutzung. Und dann mussten wir noch was Brandaktuelles (für damals) von Walzer lesen, aber das habe ich verdrängt.
In Englisch noch "Streetcar named Desire" und "Brave New World" in Erinnerung geblieben, und das Stück, wo die Burg von Männern angegriffen wird, die sich als Bäume verkleidet haben, weil nach irgendeiner Prophezeiung der Wald selbst marschieren muss, damit ein Kerl, der durch einen Kaiserschnitt zur Welt kam, einen Bad Guy töten kann, auf dessen Namen ich grad nicht komme. (Edit: Und großartig, aber gestern vergessen, "Of Mice and Men" von Jon Steinbeck.)
Alles in allem eine Menge totes Holz.
Edit: Aber generell großes Lob an meinen Deutschlehrer, der mich da durchgepeitscht hat. Niemand vergisst den "Demokrator, der dich aus deiner selbstverschuldeten Unmündigkeit heraustreibt" (so eine Abschlusszeitung).