Autor Thema: Warum ich bei meinen Fanprodukten eigene Bilder verwende (definitiv kein Rant!)  (Gelesen 1480 mal)

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Offline Radulf St. Germain

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Eine Sache fasziniert mich total als Beobachter des menschlichen Lebens:

Es gibt viele Leute, die gerne Fanprodukte produzieren und publizieren. Zum Beispiel auf DriveThru. Ich liebe das und sehe auch teilweise sehr cooles Zeug. Ich selber habe auch viel Spaß daran, Fanprodukte herzustellen und mit anderen zu teilen. Das Geld ist es nicht (kicher, kicher) sondern bei mir einfach die Vorstellung, dass irgendjemand, den ich nicht persönlich kenne, etwas spielt das ich geschrieben habe.

Eine Sache fasziniert mich dabei: Manche dieser Produkte sehen sehr professionell aus, nicht zuletzt wegen dem Artwork. Allerdings sind die Illustrationen in vielen Fällen von Profis erstellt und als Stockart gekauft. Was ich aber noch nie bewusst gesehen habe ist, dass jemand einen professionellen Autor für den Text bezahlt und selber dazu Bilder malt. Warum ist das eine gängige Praxis und das andere völlig abwegig? Warum kooperiert nicht ein Texterlaie mit einem Zeichnerlaien? Gibt es zu wenige Leute die zeichnen können? Ich kann kaum glauben, dass gut Schreiben einfacher ist als gut Zeichnen.

Ich kaufe die Dinger trotzdem (oder vielleicht sogar gerade weil die Art gut ist, sagt eine leise Stimme in meinem Hinterkopf) und finde es auch völlig OK. Aber ich persönlich mache lieber meine eigenen Bilder auch wenn diese definitiv nicht an professionelle Arbeiten heranreichen. (Da mache ich mir nichts vor und das ist auch völlig in Ordnung so.) Ich liebe halt die ganze Wertschöpfungskette. Könnte ich nicht zeichnen würde ich lieber mit einem talentierten Laien zusammenarbeiten als mit Stock Art. (Und ja, auch ich habe schon Stock Art verwendet und - wie gesagt - das ist völlig legitim.)

Schreibt gerne eure Theorien und Meinungen dazu. Aber bitte immer respektvoll, ich will hier Fandom abfeiern und meiner Neigung zum Hobby-Anthropologen nachgehen aber nicht irgendwas schlechtreden.

Online schneeland

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Gibt es zu wenige Leute die zeichnen können? Ich kann kaum glauben, dass gut Schreiben einfacher ist als gut Zeichnen.

Ich würde sagen: ja, ganz banal, daran liegt es. Ich würde jetzt für mich selber nicht in Anspruch nehmen, wirklich gut schreiben zu können, aber ich kann sicher besser schreiben als zeichnen.
Das ist wahrscheinlich letztlich vor allem eine Sache der Übung, aber die ergibt sich eben nicht automatisch. Denn a) spielte zumindest während meiner Schulzeit der handwerkliche Teil des Zeichnens sehr früh keine Rolle mehr und b) muss ich doch einigermaßen regelmäßig Texte schreiben, jedoch nur selten zeichnen. Und jetzt neben dem Beruf habe ich zwar schon seit längerem den Vorsatz, daran mal was zu ändern, aber es gibt da eben doch eine ganze Reihe konkurrierender Aktivitäten, so dass es bisher auch weitgehend beim Vorsatz (und dem Kauf diverser Bücher und Onlinekurse) geblieben ist.
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Offline Yney

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Ich denke da triffst du einen entscheidenden Punkt, schneeland.
Schreiben ist etwas, dass man wohl fast täglich betreibt und dann so halbwegs hinbekommt. Ich denke zwischen jemandem wie uns, der das als Hobby macht, und einem professionellen Autor oder Journalisten liegen sicherlich noch Welten, aber die eigenen Texte verursachen zumindest keinen Augenkrebs oder Gehirnknoten. Etwas, das ohne viel und vor allem kontinuierliche Übung beim Zeichnen nur schwer zu schaffen ist (z.B. wäre ich mit meinen Zeichnungen diesbezüglich vorsichtig).

Und damit hängt auch der wohl entscheidende Faktor zusammen: Zeit!

Zwei Seiten Regelwerk schreiben und zwei mal intensiv überarbeiten kostet immer noch wesentlich weniger Zeit als ein Bild zu erstellen, das halbwegs nach etwas aussieht. Und im Alleingang (oder Zweigang, wie du, Radulf, das vorschlägst), sprengt das denke ich schnell den Rahmen des Möglichen.

Bezüglich Stock, KI oder anderen Quellen geht es mir dann immer auch so, dass das dann doch immer irgendwie nicht passt. Und dann suche ich und suche ich … und Stunden später entscheide ich mich seufzend, es selbst zu machen … und nochmals Stunden später suche ich auswege, wie ich es mit Techniken, die ich beherrsche umschiffen kann. Das ist bei mir also schlicht eine Zeitfrage. Und wahrscheinlich wäre es völlig egal, wenn ich eben doch andere Bilder verwendet hätte. Denn fremde Leser sehen ja all das nicht, was sich bei mir im Inneren beißt.

Aber es ist halt mein Gebastel und ich fühle mich einfach wohler, wenn es dann eben kaum Bilder beinhaltet, diese sich dann aber richtig anfühlen.

Offline Radulf St. Germain

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Aber ist das wirklich so mit dem Schreiben? Es geht ja nicht so sehr um gute Wortwahl und Satzbau sondern um die Ideen dahinter. Also das Erfinden interaktiver Geschichten oder von Regeln.

Eine wichtige Stärke des Fanprodukts ist für mich, dass es Nischen ausloten kann, bei denen dem komerziellen Anbieter vor Angst um den Bankrott die Hosen schlackern. Ich erwarte nicht unbedingt, dass das vom Lektorat und von der Qualität des Spieledesigns auf gleichem Niveau ist. Und feiere es, wenn es doch so ist.

Vielleicht sind wir bei Bildern einfach sensitiver? Ist der visuelle Kortext älter und dominanter als der minimale textverarbeitende Unterbereich den uns die Evolution mehr aus Verlegenheit draufgepackt hat?

Offline Eleazar

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Ich bin seit Anfang der 80er in der Rollenspielszene unterwegs. Damals war der Zugang zu Illusttrationen reichlich kompliziert, so dass in Fanzines sowie selbstveröffentlichten Abenteuern oder Kulturbeschreibungen oft amateurhafte Illustrationen verwendet wurde. Letztlich wurde derdie beste ZeichnerIn des Freundeskreises, der Gruppe, des Vereins oder der Klasse verhaftet, um Zeichnungen für die Cover oder die Innenillustrationen anzufertigen.

Und ich sage es mal so: Diese Zeichnungen waren dann im Vergleich zu den Leistungen im eigenen Kunstkurs ganz gut oder überdurchschnittlich, sie waren passabel oder sie schrabbelten an der ästhetischen Schmerzgrenze entlang, an der man sich fragte, ob kein Bild an der Stelle nicht die bessere Wahl gewesen wäre.

Aber egal: Unter den Blinden ist bekanntlich der Einäugige König, also wurde viel künstlerische Hausmannskost in den Druck gegeben.
Das änderte sich meiner Meinung nach rasant, als das Internet als Medium immer mehr an Einfluss gewann: Erstens werden meine Bilder einer wesentlich größeren Schar von BetrachterInnen gezeigt. Zweitens gibt es die niederschwellige Möglichkeit zu einem (schlechten / kritischen) Feedback. Und drittens stand man auf einmal in einer ganz anderen Konkurrenz.

Dazu kommt, dass sich die Qualität der Druckwerke wesentlich verbessert hat: Die ersten Fanzines wurden an der Schreibmaschine geschrieben. Dann wurde am Computer layoutet und mit einem vernünftigen Satz und Schrifttypen gearbeitet. Inzwischen  ist Farbe mit all ihren Möglichkeiten der Standard. Und jetzt kommt auch noch die Bildgeneration per KI.  Das alles lässt hausbackene Zeichnungen im allgegenwärtigen Vergleich um so schäbiger aussehen. Und niemand, wirklich niemand zeichnet oder malt irgendwas und geht damit an die Öffentlichkeit, um sich zu blamieren.

Gibt es mehr talentierte Schreiberlinge als Pinselinge? Ich würde mal sagen: Grundsätzlich schon mal Ja. Malen ist eine relativ isolierte, spezielle Fähigkeit, in der sich vergleichsweise wenig Leute regelmäßig üben. Schreiben hingegen muss ich in der Schulzeit ungleich häufiger und dann immer wieder in verschiedensten Kontexten. Man kann zum Schreiben über seine Kreativität kommen oder über Referate und Sachtexte. Oder man nutzt Schrift doch häufig als Mittel zum Zweck. Man befasst sich zudem theoretisch mit Texten, in dem man Rollenspielregelwerke studiert und deren Menschanismen zu verstehen sucht. Wer guckt sich mit technischem Interesse eine Illustration an?

Dann: Wenn ich im Rollenspielbereich ein Fan-Projekt starten will und meine Ideen umsetzen möchte, dann muss ich was schreiben, sonst gibt es kein Projekt. Wenn ich mich künstlerisch austoben möchte, kann ich frei meine Bilder malen. Und ist das nicht eigentlich viel befriedigender, als die Lücken in einem Text innerhalb eines Korsetts fremder Gedanken zu bebildern? Und ganz ehrlich: Wenn ich einen kreativen Stau mittelmäßiger Rollenspielideen habe, dann lasse ich mich doch von meinen eigenen begrenzten Fähigkeiten im Schreiben nicht aufhalten, mich zu verwirklichen. Als MalerIn suche ich mir aber dann doch lieber andere Kanäle und Plattformen.

Letzter Grund: Einen wirklich schlechten Text erkennt man wahrscheinlich schon nach ein paar Zeilen. Ein mittelmäßiges Rollenspielsystem oder Abenteuer vielleicht erst nach einger Lektüre. Da sind wir weit weniger kritisch als bei Illustrationen. Oder ich sauge aus einem nicht so toll geschriebenen Abenteuer immer noch die ein oder andere geniale Idee und bin zufrieden. Ein Bild verrät selbst kleinere Schwächen fast immer auf den ersten Blick: Falsche Perspektiven, miese Technik, begrenzte künstlerische Möglichkeiten und daher eine steife oder sich wiederholende Komposition der Figuren .... und sofort sieht das Ergebnis laienhaft und billig aus. Und wie gesagt: Dazu der allgegenwärtige Vergleich mit der professionellen Meisterklasse aus dem www oder einer sich rasant weiterentwickelnden KI-generierten Konkurrenz.

Das alles führt dazu, dass der Standard oder die Erwartung an Illustrationen im Laufe der Jahre so gewaltig angestiegen ist, dass Bilder, die vor 5 oder 10 oder 20 oder gar 40 Jahren noch anstandslos geeignet gewese wären, heute ein peinlicher Schandfleck in einem selbstgeschriebenen Werk wären. Also bleiben solche Werke heute und damit auch ein großer Teil der KünstlerInnen außen vor.

Offline Radulf St. Germain

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Ich glaube das ist ein guter Punkt. Viele Autoren sehen Artwork überspitzt gesagt gar nicht als Teil ihrer Fanprodukts. Da man es aber braucht um wahrgenommen zu werden greift man zu Stock Art. So wie man sich nicht selber den Texteditor programmiert. Das würde Sinn ergeben.


Zitat
Das alles führt dazu, dass der Standard oder die Erwartung an Illustrationen im Laufe der Jahre so gewaltig angestiegen ist, dass Bilder, die vor 5 oder 10 oder 20 oder gar 40 Jahren noch anstandslos geeignet gewese wären, heute ein peinlicher Schandfleck in einem selbstgeschriebenen Werk wären. Also bleiben solche Werke heute und damit auch ein großer Teil der KünstlerInnen außen vor.

Das finde ich irgendwie schade. Ja, es gibt Bilder, da fällt einem sofort auf, das sind keine Profiwerke. Aber ich glaube selbst ein Laie kann ein Bild produzieren das schön ist. Er oder sie kann halt keine Froschperspektive auf einen Dude mit speziell verrenkten Fingern aber auch einfache Bilder können schön oder cool aussehen.

Offline Nria

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Gibt es mehr talentierte Schreiberlinge als Pinselinge? Ich würde mal sagen: Grundsätzlich schon mal Ja. Malen ist eine relativ isolierte, spezielle Fähigkeit, in der sich vergleichsweise wenig Leute regelmäßig üben. Schreiben hingegen muss ich in der Schulzeit ungleich häufiger und dann immer wieder in verschiedensten Kontexten. Man kann zum Schreiben über seine Kreativität kommen oder über Referate und Sachtexte. Oder man nutzt Schrift doch häufig als Mittel zum Zweck. Man befasst sich zudem theoretisch mit Texten, in dem man Rollenspielregelwerke studiert und deren Menschanismen zu verstehen sucht. Wer guckt sich mit technischem Interesse eine Illustration an?

Das halte ich für den größten Faktor dabei. Wir schreiben ständig (ich tue es jetzt gerade!) und müssen schon zu Schulzeiten Unmengen von Texten verfassen.
Wieviele Bilder haben wir in der Zeit im Kunstunterricht gemalt? 20? Bei uns waren es wirklich wenige, allein schon, weil man viel schneller einen Text geschrieben als ein Bild gemalt oder gezeichnet hat.
Für Texte gibt es viele Anwendungsbereiche, aber Bilder sind erstmal ein Selbstzweck - und ich habe mich auch deshalb im frühen Teeniealter aktiv gegen Malen/Zeichnen als Hobby entschieden, weil ich keine Verwendung für unzählige Bilder gehabt hätte, die ich für gute Mal-/Zeichenfähigkeiten hätte produzieren müssen. Digital wäre das natürlich einfacher, ging damals noch nicht.

Und ja, es dauert ziemlich lange, bis man in der Lage ist, ein "akzeptables" Bild zu produzieren, aber man muss das dann halt sehr aktiv als Hobby verfolgen. Schreiben lernt man nebenbei.

Offline Doc-Byte

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Aber ich glaube selbst ein Laie kann ein Bild produzieren das schön ist.

Was ist die Stufe unter "Laie"? Da würde ich mich dann einsortieren. :-[
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Offline gilborn

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Ich denke bei einem Bild ist auch ein Haken, dass man auf einen Blick sagen kann ob es gut ist oder nicht.
Bei etwas geschriebenen muss man meistens länger lesen bis man feststellt, dass es richtig gut ist oder richtig schlecht.

Und oft wird dann weitergelesen, weil man ja schon 50 Seiten hat (Sunken Fallacy cost und so ; ))

EDIT:
Bevor ich vergesse es zu sagen: Ich finde deine Einstellung total geil!
Lieber Doodle Zeichnungen mit Herzblut als gekauft oder KI... womit ich gekauft oder KI damit nicht schmälern will.
Aber wenn es jemand in Handarbeit macht, ist das erstmal mutig, eigen und originell und hat bei mir einen Bonus.
« Letzte Änderung: 29.06.2024 | 22:00 von gilborn »

Offline Yney

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Ich denke beim Schreiben kommt vielleicht obendrein hinzu, dass das Gehirn der Leser viele Lücken füllt. Ein Bild ist deutlich konkreter und auch kleine Ungenauigkeiten fallen viel mehr auf.

Offline Skaeg

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Was ich aber noch nie bewusst gesehen habe ist, dass jemand einen professionellen Autor für den Text bezahlt und selber dazu Bilder malt. Warum ist das eine gängige Praxis und das andere völlig abwegig? Warum kooperiert nicht ein Texterlaie mit einem Zeichnerlaien? Gibt es zu wenige Leute die zeichnen können? Ich kann kaum glauben, dass gut Schreiben einfacher ist als gut Zeichnen.
Äh... bei einem Rollenspielprodukt ist offensichtlich der Text das Primäre und sind die Illustrationen das Sekundäre. Und wer das bezweifeln mag: Welches von beiden kann man weglassen und das Produkt als Rollenspielprodukt immer noch verwenden?
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Offline klatschi

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Äh... bei einem Rollenspielprodukt ist offensichtlich der Text das Primäre und sind die Illustrationen das Sekundäre. Und wer das bezweifeln mag: Welches von beiden kann man weglassen und das Produkt als Rollenspielprodukt immer noch verwenden?

Du hast Recht, das Bild kann ich weglassen und habe nichts essentielles verloren.
Aber: Ich denke, Bilder sind wichtig für das situationale Interesse - schön aufgemachte Publikationen führen überhaupt dazu, dass ich mich genau mit diesem Produkt beschäftige und nicht mit den 400 anderen ähnlichen. Das ist aus meiner Sicht ein sehr entscheidender Punkt in der sehr vollen Rollenspiellandschaft, die wir so haben (glücklicherweise).



Und ja, es dauert ziemlich lange, bis man in der Lage ist, ein "akzeptables" Bild zu produzieren, aber man muss das dann halt sehr aktiv als Hobby verfolgen. Schreiben lernt man nebenbei.

Ich widerspreche.
Ich bin der festen Überzeugung, dass viele viele Texte da draußen nicht sonderlich gut sind (ich glaube, auch meine eigenen nicht). Nicht besonders toll geschrieben, nicht besonders kreativ, nicht besonders gut gelayoutet.

Exkurs: Als ich am Donnerstag Dolmenwood gespielt habe, konnte ich dank der wunderbaren Weltbeschreibung die ichAnfang des Jahres mal gelesen habe, dank des guten Layouts einer Seite, die ich vor zwei Monaten gelesen habe und dank des Feelings am Spieltisch schnell eine Stunde Spielzeit improvisieren, die voll zum Kanon des Spiels passte. Da habe ich verstanden, wie gut ich persönlich die Art und Weise und Inhalte des Schreibens von Gavin Norman finde.
Hab ich in meinen Kampagnen und "Werken" so tolle Ideen? Vielleicht, wahrscheinlich nicht. Kann ich sie so gut aufschreiben, mit so malerischen tollen Worten? Definitiv nicht!

Bei Texten haben wir aber eine andere Qualitätskriterien als an Bilder und Figuren, ein Beispiel ist das bekannte Uncanny Valley. Wir sind einfach auch darauf getrimmt, seltsame Darstellungen als... seltsam ... wahrzunehmen.

Und ja: Wir sind natürlich weniger trainiert in diesen Dingen, da stimme ich dann wieder zu. Aber am Ende des Tages ist die Fallhöhe bei Bildern viel höher als bei Texten, denn:

Ich denke beim Schreiben kommt vielleicht obendrein hinzu, dass das Gehirn der Leser viele Lücken füllt. Ein Bild ist deutlich konkreter und auch kleine Ungenauigkeiten fallen viel mehr auf. 

Ja, dem stimme ich zu. Darüber hinaus sehen viele Spielleiter:innen Rollenspieltexte sowieso als Ideensteinbruch und weniger als "feststehendes" Werk. Ein Bild kann ich aber auch nur aufwendiger an meine Bedürfnisse anpassen als einen Text.

Und zuletzt:
Leute, die gut zeichnen können, wissen das meist. Sie davon zu überzeugen, an einem gewissen Produkt mitzuwirken, ohne zu kosten, ist sicherlich nicht leicht. Mir fällt jetzt gerade Christian Günther ein, der es geschafft hat, Marko Djurdjevic so von seiner Idee von "Endzeit Europa" zu überzeugen, dass es inzwischen Marko ist, der Degenesis entwickelt.

Offline tartex

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Und wer das bezweifeln mag: Welches von beiden kann man weglassen und das Produkt als Rollenspielprodukt immer noch verwenden?

Ich kaufe mir lieber ein tolles Bilderbuch, das ich dann für mein Lieblingssystem als Inspiration verwende, als eine Regeltextwüste, weil ich wahrscheinlich schon x-mal besseres in Regal stehen habe.
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Offline Radulf St. Germain

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Äh... bei einem Rollenspielprodukt ist offensichtlich der Text das Primäre und sind die Illustrationen das Sekundäre. Und wer das bezweifeln mag: Welches von beiden kann man weglassen und das Produkt als Rollenspielprodukt immer noch verwenden?

Das ist richtig aber ich kenne bei schnellem Nachdenken niemanden, der sich traut auf DriveThru etwas ohne Cover zu publizieren. Leute, deren Gewinn vielleicht bei 15-30 Euro liegt investieren 10 Euro in Artwork. Also scheint es doch ein essentieller, wenn auch nicht der zentale Aspekt des Produkts zu sein. (Ich denke die Erklärung mit dem situationalen Interesse ist wohl die richtige.)

Noch ein paar Gedanken zur Diskussion bisher:

Vielleicht haben mehr Leute Spaß am Schreiben als am Zeichnen. Vielleicht ist die Belohnung im Verhältnis zum Einsatz besser. Das wurde mehrfach geäussert und wäre plausibel.

Es wurde postuliert, aber ich glaube nicht, dass wir alle schreiben können.  ;D
Das Dolmenwoodbeispiel finde ich dazu sehr treffend. Gutes Schreiben und guter Inhalt(!) sind hohe Kunst. Aber auch sehr treffend, man merkt es nicht so schnell. Böse These: Viele PDF-Käufe werden ohnehin nur überflogen, da merkt man nicht, ob das Abenteuer super langgweilig ist oder genial. Und manches Abenteuer liest sich gut und ist im Spiel nicht so toll.

Uncanny Valley ist auch eine gute Erklärung warum Text einfacher zu verkaufen ist als Bilder.

Ich finde es immer noch komisch, dass es keine Hobbyzeichner gibt, die visuell eine Welt gestalten und dann sagen - ich brauche jemanden, der mir den langweiligen Text schreibt.  ^-^
Ich meine was wäre Dark Sun ohne Brom und Planescape ohne Di'Terlizzi? Das neue Planescape mit dem Standard 5e Look ist so boring, meiner Meinung nach.


Offline Skaeg

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Ich kaufe mir lieber ein tolles Bilderbuch, das ich dann für mein Lieblingssystem als Inspiration verwende, als eine Regeltextwüste, weil ich wahrscheinlich schon x-mal besseres in Regal stehen habe.
Einer ist immer dabei...   ::)
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Offline tartex

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Einer ist immer dabei...   ::)

Naja, du bist ja auch nicht derjenige, der sich neue Regelwerke ins Regal stellt, oder?
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Offline Skaeg

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Das ist richtig aber ich kenne bei schnellem Nachdenken niemanden, der sich traut auf DriveThru etwas ohne Cover zu publizieren. Leute, deren Gewinn vielleicht bei 15-30 Euro liegt investieren 10 Euro in Artwork. Also scheint es doch ein essentieller, wenn auch nicht der zentale Aspekt des Produkts zu sein. (Ich denke die Erklärung mit dem situationalen Interesse ist wohl die richtige.)
Genau so wenig wie jemand andere Bücher ohne Cover publiziert. Das ändert aber nichts daran, dass der Text das Werk ist und die Illustration das Beiwerk. Spezifisch das Cover gehört eher in den Bereich Verpackung/Marketing/Verzierung.
Und weil der Text (auch zeitlich) zuerst kommt und auf der anderen Seite nicht alle Autoren auch illustrieren können (um präzise zu sein, können das vermutlich nur wenige), suchen sich Autoren Illustrationen von anderswo, und für den kleinen Geldbeutel sind da Stockart oder gar Public Domain das Mittel der Wahl. So einfach ist das.
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Offline Carus

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Ich kaufe die Dinger trotzdem (oder vielleicht sogar gerade weil die Art gut ist, sagt eine leise Stimme in meinem Hinterkopf) und finde es auch völlig OK. Aber ich persönlich mache lieber meine eigenen Bilder auch wenn diese definitiv nicht an professionelle Arbeiten heranreichen. (Da mache ich mir nichts vor und das ist auch völlig in Ordnung so.) Ich liebe halt die ganze Wertschöpfungskette. Könnte ich nicht zeichnen würde ich lieber mit einem talentierten Laien zusammenarbeiten als mit Stock Art. (Und ja, auch ich habe schon Stock Art verwendet und - wie gesagt - das ist völlig legitim.)

Ramona von Brasch erstellt z.B. schon seit Jahren DSA-Fanart und illustriert dabei auch für Fanprojekte wie der Wiki Aventurica oder Fan-Spielhilfen. Sie hat kürzlich auch einen Roman für das Scriptorium Aventuris (Eine DSA-Fanlizenz) geschrieben, den sie selber illustriert hat. Solche Beispiele gibts also durchaus  :)

Offline tartex

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Ramona von Brasch erstellt z.B. schon seit Jahren DSA-Fanart und illustriert dabei auch für Fanprojekte wie der Wiki Aventurica oder Fan-Spielhilfen. Sie hat kürzlich auch einen Roman für das Scriptorium Aventuris (Eine DSA-Fanlizenz) geschrieben, den sie selber illustriert hat. Solche Beispiele gibts also durchaus  :)

Klar, es gibt genügend Illustratoren, die auch schreiben. Hier ging es aber ums Gegenteil.
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Offline unicum

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Hallochen,...

Aber ich glaube selbst ein Laie kann ein Bild produzieren das schön ist.

Mit welchem zeitlichen Aufwand, und - macht es diesem Laien spass zu "malen"?

Ich erinnere mich an eine Vortlesung über "Technisches Zeichnen" bevor wir da dann mit AutoCAD anfingen hieß es noch "machen wir das mal altmodisch mit Bleistift und Papier" (was ja noch soweit okee ist) aber lustig fand ich was da manche an der Tafel abgeliefert haben zum Thema "Zeichnen sie einen geraden Strich und einen Kreis (ohne hilfsmitte)".

Davor durfte ich während meiner BW Zeit auch den Wehrpflichtigen so was beibringen wie eine Kartenskizze zu erstellen. Ja da gab es welche die Tallent hatten und andere bei denen man mit der "skizze" einfach nichts anfangen konnte (und es konnte dabei sowas wie 'Ihr dürft freitag fgrüher gehen wenn ihr was tolles abliefert' rausspringen). Heut bin ich recht froh darum das ich sowas noch kann wenn ich als SL den Spielern eine Skizze hinwerfen muss, aber ich weis auch das es eben nicht jeder kann.

Also meine Gründe nicht selbst ein Bild (etwa ein Portrai eines NSC) zu zeichnen für etwa ein Abenteuer oder so:
- Meine Ansprüche wären zu hoch, die messlatte der professionellen Produkte liegt einfach zu hoch.
- Es würde mir keinen Spass machen so etwas zu zeichnen eben weil ich nichts abliefern könnte das meinen Ansprüchen standhällt.
- Bilder aus anderen Quellen sind leichter zugänglich.
- Ich hab keine Zeit dafür.

Zusammengefasst:
Ich mach es zu selten, hab deswegen keine übung, deswegen erfülle ich meine eigenen ansprüche nicht, deswegen macht es mir kein Spaß.

Zun Teil ist es bei mir auch anderstrum. Ich sehe ein Bild (aus welcher Quelle auch immer) und mache daraus einen NSC.

Offline Shihan

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Ich finde es immer noch komisch, dass es keine Hobbyzeichner gibt, die visuell eine Welt gestalten und dann sagen - ich brauche jemanden, der mir den langweiligen Text schreibt.  ^-^
Disclaimer: Antwort basiert auf anekdotischer(!) Evidenz

Es gibt nicht so viele Hobbyzeichner, glaube ich. Unter "meinen" RPGlern sind das 2 von ca. 15. Aber Hobbytexter sind sie fast alle (einer verdient sogar als Autor genug Geld, um den Hauptjob nur noch 3 Tage in der Woche zu machen). Also würde ich als erstes vermuten, dass es einfach nicht viele Kandidaten gibt und sich diese Tatsache darauf auswirkt.
Davon abgesehen erscheint mir der Weg "falsch" herum. Bin selbst kein Zeichner, aber kommt das echt vor, dass man was zeichnet und dann denkt "was könnte das für eine Welt sein"? Hätte eher vermutet, dass erst vor dem inneren Auge das Bild entsteht und dann jemand es zeichnet.

Und dazu kommt unter "meinen" Leuten noch, dass die Hobbytexter sehr enthusiastisch sind, ihre Kreationen anderen zu zeigen, während die beiden Zeichner ihre Zeichnungen nur widerwillig zeigen. Vielleicht sind das nur die beiden, aber anscheinend ist der innere Kritiker bei ihnen deutlich ausgeprägter. Vielleicht ist das auch ein Teil des Ganzen?

Insgesamt vermute ich, dass du von der Annahme ausgehst, dass beide Kreativhobbies gleichartig funktionieren und der Weg dementsprechend aus beiden Richtungen gangbar ist. Glaube das aber eher nicht.

Offline tartex

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Wahrheit ist doch: wenn mir einer meiner Freunde seine textlichen Ergüsse schickt, lese ich das meist nicht wirklich, nicht weil ich ihnen nicht trauen würde, sondern weil ich die Lektüre auf irgendwann später verschiebe.

Bei den meisten Bildern ist aber schon nach einer Sekunde Betrachtung sofort für jeden Laien sichtbar, dass es da deutliche Mängel gibt. Das kann auch jeder Trottel sofort sehen und der Welt mitteilen.

Und irgendwie Reden können ja wirklich die allermeisten und dabei übt jeder wirklich täglich Gedanken an andere Leute zu vermitteln. Wahrscheinlich können sie auch deshalb reden, weil sie es seit 1. Lebensjahr jeden Tag machen. Der Wandel von Sprache zu Text ist jetzt nicht sooo groß.

Wenn wir alle jeden Tag zeichnen würden, wären wahrscheinlich auch die meisten leidlich gut.
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Offline Ein Dämon auf Abwegen

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Was auch noch dazu kommt, bei einigen Systemen gibt es mWn "Stock Art" vom Verlag die man als Fan innerhalb bestimmter Lizenzregeln umsonst verwenden kann.

Die Autoren im der professionellen Rollenspielprodukte sind (zumindest hier in Deutschland) zu Großteil auch nur Fans die das nebenher machen, da ist man als Fan der eine eigene Spielhilfe macht nicht soweit drunter,während das Artwork sich schon etwas über diesem Niveau bewegt.
Merke: Neue Regeln zu erfinden ist nicht schwer, unnötige Regeln zu erkennen und über Bord zu werfen erfordert bedeutend mehr Mut und Sachverstand.

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Online Mr. Ohnesorge

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zudem findest sich unter Creative Commons ganz viel professionelle Arbeit (z.B. über Pixaby), so dass die Notwendigkeit des selbst tätig werdens immer kleiner wird.
"These things are romanticized, but in the end they're only colorful lies." - This Is Hell, Polygraph Cheaters

Offline Doc-Byte

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Ich finde es immer noch komisch, dass es keine Hobbyzeichner gibt, die visuell eine Welt gestalten und dann sagen - ich brauche jemanden, der mir den langweiligen Text schreibt.  ^-^

Vielleicht ist der Rollenspiel Bereich auch nicht die passende Umgebung für diesen Fall. Zeicher, die eine Welt entwerfen wollen, würde ich eher im Comic Sektor suchen und da ist es auch nicht so ungewöhnlich, dass sie sich mit einem Autor für die Texte zusammentun.
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