Autor Thema: Habt ihr euren Schaffenshöhepunkt/Magnus Opus schon ereicht?  (Gelesen 1318 mal)

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Offline Namo

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Aus der Musik kennen wir es von vielen Künstlern und Bands die schon ewig dabei sind. Irgendwann haben viele Bands das eine Album, dass alle anderen überstrahlt. In dem sie den Höhepunkt ihrer kreativen Energie zu einem fantastischen Werk kumulieren. Auch in anderen Kunstformen ist das durchaus zu beobachten. Daneben gibt es auch genug Bands die immer gute Songs abliefern, die Spaß machen, aber es nie schaffen, den letzten einen Schritt zu erreichen. Es soll hier nicht um die Umstände gehen und persönliche Geschmäcker. Denn Magnus Opus muss nicht unbedingt der größte kommerzielle Erfolg sein, obwohl das schon oft zusammenfällt. Viele Bands wollen dann in der Folge gerne nochmal, aber können nicht mehr. Da fällt mir z.B. Metallica ein. Wollen wieder Songs wie in den 80er schreiben, aber die Magie bekommen sie nicht mehr hin. Zu verkopft ist alles, die ungestüme Jugend ist weg und zu sehr ist man in gewissen Schemen gefangen. Vielleicht auch weil man inzwischen zu erfahren ist und alles auch zu musiktheoretisch angeht.

Und ich vermute, dass es uns so auch als Spielleiter geht. Wie haben viele Kampagnen geleitet, viele Ideen und Runden gehabt. Seid ihr noch auf dem Weg? Oder blickt ihr zufrieden auf die eine oder zwei, drei Kampagnen zurück, bei denen ihr einfach auf eurem Schaffenshöhepunkt wart und danach wurde es eher mehr of the same? Immer noch gutes Niveau das allen Spaß macht, aber einfach nicht mehr die ganz große Magie erzeugt?

Mir ist das aufgefallen, da ich glücklicherweise noch nahezu alle meine Abenteuer von damals habe. Ich habe eigentlich immer Abenteuer selbst geschrieben. Natürlich auch mal Kaufabenteuer gespielt. Hier sehe ich über knapp 15 Jahre bis zu meiner langen SL Pause eine krasse Entwicklung. Von 0815 Dungeons ohne viel Charakter, dafür mit umso mehr zufälligen Monstern und Schätzen, hin zu immer mehr Charakter(en) und Handlungen. Das kann man tatsächlich richtig in Jahrgängen beobachten. Dazu kam natürlich, dass man extrem in dem Thema gelesen hat und von überall her Inspiration bekommen hat. Und darin mündete dann tatsächlich eine wirklich große und komplexe Kampagne von denen die damaligen Spieler heute noch sprechen und sich nach über 20 Jahren auch an Details erinnern, was ich erstaunlich aber auch unheimlich schön finde. Ein wenig wehmütig werde ich, wenn ich sehe mit welcher Kreativität und Leichtigkeit ich da unterwegs war. Dann kam aber auch eine Zeit in der ich beruflich mehr gebunden war und ich sehe wie eine gewisse Spritzigkeit die letzten 3 Jahre des Spielens abhanden gekommen ist. Da gab es dann immer noch Höhepunkte - die haben aber auch viel von der aufgebauten Geschichte und NSCs gelebt. So dass ich für mich sagen kann, dass ich meinen SL Höhepunkt vermutlich in einer Phase vom 10.-12. Jahr als SL hatte.

Wie ist das bei euch? Hattet ihr so einen bzw. mehrere Zeitpunkte schon oder spürt ihr, dass ihr da noch auf dem Weg seid? Wie empfindet ihr das? Also seid ihr Nina Chuba, Taylor Swift oder Madonna?
« Letzte Änderung: 1.08.2024 | 09:14 von Namo »
spielt: mit den Gedanken

Offline AlucartDante

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Sehr schöne Frage. Ich werde in etwa einem Monat Vater und stelle mir genau deswegen die Frage:

Ist die Zeit von mir als "Künstler" damit einfach vorbei und ich werde für so Dinge einfach nie wieder die gleiche Zeit und Leidenschaft haben, bzw wenn ich wieder Zeit habe, ist die junge Kreativität vielleicht schon weg. Habe ich also meinen Schaffenshöhepunkt erreicht? Ich hoffe nicht, ich versuche dagegen zu steuern, aber die Chancen stehen nicht gut, da ich eher schnell erschöpft bin und meine Energie einfach Grenzen hat. Wir werden sehen...

Ein anderes Problem ist, dass Rollenspiel oft unter den Erwartungen bleibt. Die Erwartungen steigen kontinuierlich, die reale Erfahrung des Rollenspiels bleibt aber oder steigt nur minimal. Vielleicht geht die reale Erfahrung sogar zurück, weil man das Gefühl hat, alles schon gesehen zu haben.

Ich denke auch manchmal an meine Teenagerzeit, in der wir sehr begeistert gespielt haben. Aus heutiger Sicht waren die Abenteuer ziemlich beliebig und schlecht und ohne Esprit, tolle Rätsel, etc. Sie waren eben unvorbereitet, aber das hat mich damals nicht gestört. Heute macht mir sowas keinen Spaß mehr. Die Erwartungen an mich als Spielleiter von mir und anderen sind also die ganze Zeit gestiegen.

Schließlich gibt es immer mehr Konkurrenz. In den 90ern gab es kaum Computerspiele, wenig passende Filme, schlechte Abenteuer zum Verkauf. Da herauszustechen mit dem eigenen Opus Magnus war viel einfacher.

Aber klar träume ich weiterhin von dem großen Werk, das alles bisherige überstrahlen wird. Doch ich befürchte, es wird zunehmend unwahrscheinlich.

Offline ghoul

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Offline 1of3

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Ist das eine anwendbare Frage? So Musiker produzieren - zumindest theoretisch - für einen Massenmarkt und damit auf öffentliche Wirksamkeit. Sie erzeugen konkrete  Produkte, die man - d.h. jene Öffentlichkeit - auch 40 Jahre später noch genießen und in irgendeiner Weise einordnen kann.

Was private Rollenspielrunden angeht, kann ich sagen, dass ich aktuell die unkomplizierteste, am besten abgestimmte und selbstgenügsamste Runde habe, mit der ich je zusammen spielen durfte. Das ist aber weniger eine Frage, nach unserem kreativen Output, sondern s'läuft halt gut in der Band.

Offline Nodens Sohn

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Sehr schöne Frage. Ich werde in etwa einem Monat Vater und stelle mir genau deswegen die Frage:

Ist die Zeit von mir als "Künstler" damit einfach vorbei und ich werde für so Dinge einfach nie wieder die gleiche Zeit und Leidenschaft haben, bzw wenn ich wieder Zeit habe, ist die junge Kreativität vielleicht schon weg. Habe ich also meinen Schaffenshöhepunkt erreicht? Ich hoffe nicht, ich versuche dagegen zu steuern, aber die Chancen stehen nicht gut, da ich eher schnell erschöpft bin und meine Energie einfach Grenzen hat. Wir werden sehen...

Ein anderes Problem ist, dass Rollenspiel oft unter den Erwartungen bleibt. Die Erwartungen steigen kontinuierlich, die reale Erfahrung des Rollenspiels bleibt aber oder steigt nur minimal. Vielleicht geht die reale Erfahrung sogar zurück, weil man das Gefühl hat, alles schon gesehen zu haben.

Ich denke auch manchmal an meine Teenagerzeit, in der wir sehr begeistert gespielt haben. Aus heutiger Sicht waren die Abenteuer ziemlich beliebig und schlecht und ohne Esprit, tolle Rätsel, etc. Sie waren eben unvorbereitet, aber das hat mich damals nicht gestört. Heute macht mir sowas keinen Spaß mehr. Die Erwartungen an mich als Spielleiter von mir und anderen sind also die ganze Zeit gestiegen.

Schließlich gibt es immer mehr Konkurrenz. In den 90ern gab es kaum Computerspiele, wenig passende Filme, schlechte Abenteuer zum Verkauf. Da herauszustechen mit dem eigenen Opus Magnus war viel einfacher.

Aber klar träume ich weiterhin von dem großen Werk, das alles bisherige überstrahlen wird. Doch ich befürchte, es wird zunehmend unwahrscheinlich.

Also das mit dem Vater werden ... da kann ich dich beruhigen.
Ja - Es wird das Tal der Tränen geben, wo Rollenspiel kaum denkbar sein wird, aber dann, in ein paar Jahren werden dir Rollenspiele wie "So nicht! Schurke!" ins Auge fallen, dann über Beyond the Wall zu D&D mit deinen Kindern und deren Freunden spielen können. Du wirst wieder die Kraft des "ersten Mals" erfahren dürfen, wo für uns alltägliche Rollenspielszenen noch spannend und furchterregend sind. Ideen, die zum ersten Mal entwickelt werden. das wird eine schöne Zeit werden.


Aber zurück zum Thema:
Ich bin ja schon wahrlich lange beim Rollenspiel dabei und habe aber den Eindruck, dass ich erst jetzt zu den großen Themen ausholen kann. Derzeit gibt es so viele klassische große Kampagnen die ich mit meinen Rollenspielfreunden angehe. Das ist derzeit alles großes Kino. Und in dem Spieltempo das wir derzeit haben, muss ich mir auch keine Angst davor machen, was dann passiert, wenn diese Kampagnen rum sind. Denn daran werden wir noch ein paar Jahre spielen :)

Man kann also sagen, dass ich nach einer sehr langen Durststrecke nun mehrfache Höhepunkte meines SL-Daseins erlebe. SL sein zu dürfen ist derzeit wirklich klasse für mich.

Offline Namo

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Ist das eine anwendbare Frage? So Musiker produzieren - zumindest theoretisch - für einen Massenmarkt und damit auf öffentliche Wirksamkeit. Sie erzeugen konkrete  Produkte, die man - d.h. jene Öffentlichkeit - auch 40 Jahre später noch genießen und in irgendeiner Weise einordnen kann.

Was private Rollenspielrunden angeht, kann ich sagen, dass ich aktuell die unkomplizierteste, am besten abgestimmte und selbstgenügsamste Runde habe, mit der ich je zusammen spielen durfte. Das ist aber weniger eine Frage, nach unserem kreativen Output, sondern s'läuft halt gut in der Band.

Das ist doch das beste Beispiel. Ihr spielt - um bei dem Beispiel zu bleiben - eine Drei Akkordrunde. Die Songs die rauskommen klingen immer gut, aber eben irgendwo gleich. Tun keinem weh, machen Spaß, stechen aber nicht gegenüber "besonderen" Songs heraus. Das soll auch nicht wertend klingen, sondern die Frage geht eher in die Frage des künstlerischen Schaffens, bei dem es eigentlich kaum einem Menschen gelingt, gleichbleibendes Niveau zu halten. Dazu gehört natürlich auch die eigene Entwicklung bzw. das Älterwerden. Interessen ändern sich bzw. Dinge die einen begeistern.

Von daher finde ich natürlich auch die von AlucarteDante ins Spiel gebrachte Thematik der Schönheit der Jugendzeit relevant. Wenn ich oben schreibe wie beliebig meine ersten Abenteuer waren, so haben die uns damals allen Spaß gemacht, da wir eben auch den sense of wonder hatten und einen ganz anderen Bezug zu allem. Je älter ich werde umso analytischer und "realistischer" werde ich leider. Da steckt nicht mehr hinter jedem verlassenen Bahntunnel eine mögliche Spukgeschichte wie noch als Kind oder Jugendlicher. Wobei das auch nochmal eine andere Seite der Medaille ist. Tatsächlich möchte ich wirklich auf den Punkt der eigenen "künstlerischen" Entwicklung als SL hinaus und wie das z.B. gerade alte Hasen für sich werten.
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Offline Zanji123

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was man halt hat ist eine "Entwicklung" ob das jetzt auf einem Magnus Opus rausläuft (sowas wie "ich hab die G7 geleitet und überlebt) weis ich nicht.

Was ich von mir sagen kann: hab mit 17 angefangen DSA 3 zu spielen mit vorgefertigten Abenteuern. Anfangs noch akribisch nach Buch geleitet inkl Vorlesetexte und es viel mir ultra schwer davon "weg zukommen" bzw. impro zu machen ich hab mir damals sogar Textstellen markiert xD

erst als ich dann mit 24 oder so wieder geleitet habe war, konnte ich Impro etwas besser und mein großer Schritt war ein Fan Abenteuer (ich glaub ausm Thorwal Standard?? Jedenfalls ging's darum das ein Druide die Helden beauftragt einen McGuffin zu holen und diese dafür in Orks verwandelt. Während der Reise zu dem Ort werden die Helden dann von "Helden" angegriffen (weil nunmal Orks da rumlaufen). Die Spieler finden McGuffin, gehen wieder zurück und bei der Zurückverwandlung wird der Druide von Orks umgebracht welche dachten, der Druide will den Spielern was böses und von da an müssen die mitlaufen während die Orks Richtung Andergast maschieren... ich hab keine Ahnung wie das Abenteuer hieß). Jedenfalls war dies für mich mein erstes Abenteuer in dem ich mich dann an einigen Stellen vom Abenteuer entfernte, neue Dinge einbaute und schon Fäden für andere Abenteuer einflochte (vorher war es egal wie und warum die Spieler an den Ort des Abenteuers gekommen sind).

Was ich bisher nur noch nicht richtig geschafft habe: Ein gute Kampagne zu erschaffen. Ich hab zwar mit Beyond the Wall was kurzes gemacht was auf ideen der Spieler basierte aber das war eigentlich sehr rudimentär. Ich brauch wohl einfach immer ein kaufabenteuer als "Idee" und von da an lass ich mich dann treiben...oder ich bin faul keine Ahnung.

9 von 10 Stimmen in meinem Kopf sagen ich bin nicht verrückt.... die zehnte sitzt in der Ecke und summt die Pokécenter Melodie

Offline Boba Fett

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Also...
Ich bin jetzt 55 Jahre alt und mache Rollenspiel seit dem ich 15 bin, seit 1984 und seit 40 Jahren.
Die allermeiste Zeit war ich Spielleiter und die allermeiste Zeit haben wir Abenteuer und Kampagnen gespielt, die selbst gemacht wurden.
Das resultiert aus der "damals gab es ja nichts" (bzw. nicht genug, denn die Menge an Veröffentlichungen bediente einfach nicht die Menge an Zeug, das wir durchspielten).
Erst in den letzten 5 Jahren greife ich vermehrt auf Kaufabenteuer zurück. Das resultiert aber aus mangelnder Freizeit. Beruf, Familie, das nimmt in Anspruch.

Was bedeutet das?
Das ich nicht an Schaffenshöhepunkte in Prozessen glaube, die eigentlich langfristige schöpferische Arbeit beinhalten.
Sicherlich, Musik schaffende (Swift) treffen natürlich in einem Alter am ehesten die Emotionen der Leute in ähnlichem Alter oder ähnlichen Lebenssituationen.
Madonna kann heute immer noch Musik machen, aber sie wird nicht die Teenager massenweise begeistern. Da sind einfach 40+ Jahre dazwischen.
Aber das brauche ich beim Rollenspiel auch nicht. Ich muss ja die Leute begeistern, die mit mir spielen und das sind in meinem Fall eher gleichaltrige.
Hab ich noch Ideen genug? Ja, eigentlich viel zu viele - wer hat denn schon so viel Zeit...?
Schöpfungskraft erfahre ich eher in Abhängigkeit von Lebenssituationen. Meine Beste Kampagne hab ich mit 45 geschaffen. Weil ich Zeit hatte und der Kopf frei war.
Das "dazu lernen" und "Erfahrung gewinnen" hört auch niemals auf.
Kopfgeldjäger? Diesen Abschaum brauchen wir hier nicht!

Offline Murphy

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JA


Offline Katakombenkriecher

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Tatsächlich beschäftigt sich unser Alternativprogramm zum rpgaday2024 grob mit dieser Frage, aber lest selbst.

https://kritischerfehlschlag.de/2024/08/01/against-the-rpg-a-day-2024-teil-1/

Mein Opus summum wird in dieser Liste noch kommen.

Zu vergangenen Aktionen kann ich zumindest für mich behaupten, dass ich einen meiner Höhepunkte erreicht hatte, als ich bei "Gatsby and the great race" - Con einer der Spielleiter sein durfte.

Offline Merc

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Definitiv Madonna. Hab früher verdammt viel Arbeit und Mühe reingesteckt und auch die entsprechenden Glanzmomente gehabt. Aber das kann und will ich nicht mehr.

Offline Dr. Evil

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Um es kurz zu fassen: Im Moment dann auch wohl eher Madonna. Die bereits angesprochene Unbedarftheit der Teenagerjahre ist lange vorbei und mit Mitte 50 hat man einige Systeme kommen und gehen gesehen. Ja, die schönsten Sachen waren selbst geschrieben, wobei mir insbesondere die riesige WFRPG-Session im Gedächtnis geblieben ist, die mit Intrigen, Inquisition und mit Chaoshorden aufwarten konnte. Aber das ist sicherlich mittlerweile auch schon mehr als 25 Jahre her. Es gab noch einige tolle Cthulhu-Runden und denkwürdige kurze Abenteuerausflüge in andere Systeme. Aber ich suche auch weiterhin noch nach dem ultimativen Spiel, sonst würde ich dieses seltsame Hobby ja nicht weiter betreiben wollen. Was sollte nach der Bezwingung des Mount Everest noch kommen? Jede Menge andere Berge hoffe ich, die mindestens ebensoviel Spass machen!
« Letzte Änderung: 3.08.2024 | 00:46 von Dr. Evil »
"That makes me angry, and when Dr. Evil gets angry, Mr. Bigglesworth gets upset. And when Mr. Bigglesworth gets upset... people DIE!"

Offline aikar

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Ich würde sagen, meine Herangehensweise an das Spielleiten hat sich geändert. Wo ich früher für jede Szene eigene Musik vorbereitet oder unglaublich lange Texte gelesen habe, fokussiere ich mich jetzt mehr (aber nicht nur) auf Improvisation. Und ich merke eine Tendenz zu mehr leichtherzigen, spaßigen Themen und weniger tiefgründiger Tragik. Aber das kann genauso gut eine Phase sein.
Und ich habe nicht mehr so viel Motivation mich in neue Regelsystem einzuarbeiten wie früher.
Aber Pause habe ich in 23 Jahren Spielleiten keine gemacht, die länger als 1-2 Monate war. ich leite immer noch viel und begeistert, lerne ständig dazu und probiere auch neues. Und jede Kampagne ist für sich genommen toll und besonders.
Und ich stürze mich gerade in mein erstes großes Verlagsprojekt.

Klar, schaut man manchmal nostalgisch auf das zurück, was mal war. Aber ich würde das heutige nicht als schlechter sehen. Wahrscheinlich werde ich nicht noch einmal eine Kampagne mit so vielen Sitzungen machen wie damals meine große DSA-Kampagne mit Ork-Krieg und Gezeichneten (einfach weil ich inzwischen mehr Abwechslung kenne und brauche), aber qualitativ bin ich aktuell sehr zufrieden (und wahrscheinlich als SL deutlich besser als ich es damals war  ;)).

Meine Liste möglicher zukünftiger Kampagnen umfasst aktuell ungefähr 300 (!), und das sind nur mal die Sachen, die auf gekauften Büchern basieren, dazu kommen natürlich noch komplett eigene Sachen. Immer wieder mal was neues. Das hält jung.  ~;D
« Letzte Änderung: 1.08.2024 | 15:24 von aikar »
Für Fans von Aventurien, denen DSA zu komplex ist: Aventurien 5e: https://aventurien5e-fanconversion.de/

Offline unicum

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Wie ist das bei euch? Hattet ihr so einen bzw. mehrere Zeitpunkte schon oder spürt ihr, dass ihr da noch auf dem Weg seid? Wie empfindet ihr das?

Ich wandelte schon durch tiefe Täler der "ich hab keinen Bock mehr" - aber da waren dann gleichzeit andere Dinge welche freunde machten.
Auf tiefe Täler folgten wieder Berge. Ich glaube sogar das meine kreativsten Sachen im RSP erst vor kurzem geschaffen wurden sind, leider sind sie wohl auch dazu verdammt nie in die öffentlichkeit zu gelangen.

Also seid ihr Nina Chuba, Taylor Swift oder Madonna?

Madonna kenne ich, die hat die Hymne auf eine meiner Spielfiguren gesungen (nur müsste man es etwas umtexten), wer sind die anderen zwei?
 ~;D

Offline Oberkampf

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Was mich angeht, ich kanns kurz halten: Ja, ich habe meine Hochzeit hinter mir. Aus Gewohnheit leite ich manchmal noch, aber ich brenne nicht mehr dafür. Es ist aber nicht schlimm. Es ist wie mit den Fantasyromanen: Manchmal lese ich noch den ein oder anderen, aber eigentlich lese ich mittlerweile lieber andere Bücher.
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Offline gilborn

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Ist bei mir auch in etwa so.

Allerdings hilft da oft eine Schaffenspause bis das Feuer wieder da ist... Das empfielt man ja auch Bands, wenn sie einen zu hohen Output haben und die Qualität leidet.
Aber die Pausen werden gefühlt länger.

Meist war die Begeisterung auch davon verursacht, dass ich etwas neues zum Rollenspiel gelernt habe und es ausprobieren möchte.

Die neuen Impulse sind zwar immer noch da, die größten "Kreativfelder" jedoch vermutlich erschlossen (vermutlich neige ich auch deshalb in neuerer Zeit zum Leiten von Kaufabenteuern).
Von daher, wird man schon irgendwie kalt und immer kälter, um es mit STS zu sagen.
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Und wie bei STS auch, finde ich das sehr schade, aber ich vermute, so ist es generell im Leben.

Da stellt sich dann Frage, ob es dann nicht Zeit ist, zu neuen Ufern aufzubrechen, für die man wieder mehr Begeisterung aufbringen kann und das Feuer im RSP nur eine Erinnerung ist.
Wobei das eine regelmäßige Gedankenfalle von mir ist. Ich kann ja neue Ufer erschließen aber jederzeit zum RSP zurückkehren. Die sich mir aufdrängende Frage "RSP - ja oder nein?" muss ja gar nicht beantwortet werden, der Druck einen definitiven Zustand haben zu müssen zerfällt zu einem gewissen Grad wenn man sich dessen Bewusst macht.

Aber ich habe auch gerade die G7 hinter mir (dessen Finale schon hart episch und emotional war) und bin einen Monat später zum 2ten Mal Vater geworden, von daher drängt sich eine Schaffenspause auf.
Die Muse kommt wieder oder nicht - man wird es schon sehen.

Danke für die schöhe Fragestellung!  :d

Offline Fezzik

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Ich bin jetzt seit über 20 Jahren Rollenspieler.
Den Großteil war ich SL. Das sehe ich auch als meine Aufgabe und die macht mir Spaß.
Vor ein paar Jahren hatte ich persönlich mal ne Auszeit vom spielen.
Aber bis auf das, war ich immer rollenspielbegeistert und werds auch bleiben denk ich. Ich hab noch eine Liste an Abenteuern und Kampagnenideen, dich ich gerne spielen will. Und die wird eher länger.
Leider fehlt mir die Zeit und Flexibilität und Gelegenheit, so oft zu spielen wie ich gern würde.
Ob ich die Spitze meiner Kreativität und meines Schaffens erreicht hab ? Denke ich nicht. Abwarten und Tee trinken  ^-^


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"Falls du mich meinst: Ich spiele Regelwerke und Settings, keine Bilder" - Weltengeist

Offline Namo

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In der Summe bisher schon ganz interessant wie gefächert es doch hier ist.

Tatsächlich lese ich aber ein wenig heraus, dass dann doch Alter oder Erfahrung eine große Rolle zu spielen scheinen. "Been there done that" also schon alles irgendwie gesehen und gemacht führt zu einer gewissen Routine. Zum anderen ist da aber scheinbar auch das Thema Zeit. Familie, Verantwortung, Beruf und andere Hobbys binden Zeit, so das diese für Kreativität fehlt und eigentlich mehr drin wäre, man aber nicht mehr kann oder möchte

Nach der langen Pause bei mir spüre ich wie ich wieder unheimlich brenne und durch jede Menge neuen Input auch Ideen bekomme. Nachdem ich jetzt erst wieder ein halbes Jahr in der Materie drin bin, habe ich schon das Gefühl, dass in meinem Gehirn ähnlich Krafttraining etwas geschehen ist. Im Positiven Sinne. Da ist aber auch die Frage inwiefern die "alten" Spieler auch noch im Stande sind sich auf alles ein zu lassen. Insofern könnte man die Frage natürlich auch auf Spieler erweitern. Gerade in Zeiten in denen die Tendenz dahin geht, dass auch Spieler für die Story und das Gelingen einer guten Runde zuständig sind.
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Offline Arkam

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Hallo zusammen,

ich hoffe ich habe mein Magnus Opus trotz meiner 59 Jahre noch nicht erreicht.
Seid vier Jahren habe ich endlich regelmäßige Runden auf meinem Lieblingshintergrund, der Alpha Komplex des Paranoia Rollensoiels, https://www.tanelorn.net/index.php/topic,114002.200.html.
Wo ich vorher Missionen und anderes Material eher so ins Blaue hinein geschrieben habe kann ich das Material tatsächlich nutzen. Eine längere Mission inzwischen sogar mit zwei Runden, eine Erfahrung die für mich wirklich wichtig war.
Zudem verwende ich sehr gerne KI Generatoren für Bilder und Musik um das Material aufzuwerten und den Hintergrund für die Spielenden lebendiger zu machen.
Ich beabsichtige demnächst das deutsche Material mit DeepL ins Englische zu übertragen und dann im Moongoose Forum anzubieten.
Ich würde sagen das mein persönlicher Rollenspiel Höhepunkt erreicht ist wenn eine meiner Missionen von einer anderen Runde gespielt wurde und ich begeistertes Feedback bekomme. - Mal sehen ob ich in meinem Urlaub ein paar Schritte in dieser Richtung mache.

Gruß Jochen
Paranoia Discord Runde sucht neue Mitspieler:

https://discord.gg/RuDqVSFYtC

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Uff. Ich hab ehrlich gesagt schon ein paar verdammt coole Abenteuer und Kampagnen geleitet und gespielt. Schwer zu toppen. Aber ich hab ja auch noch etwas Zeit. Also wer weiß? Vielleicht kommt da noch 'was das alles in den Schatten stellt.
Besucht meine Spielkiste - Allerlei buntes RPG Material, eigene Systeme (Q-Sys, FAF) und vieles mehr
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[o.o]
/)__)
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Offline Eismann

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Möglich? Ich hoffe nicht. Aber dafür müsste ich in die Zukunft schauen können.

Offline YY

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Tatsächlich möchte ich wirklich auf den Punkt der eigenen "künstlerischen" Entwicklung als SL hinaus und wie das z.B. gerade alte Hasen für sich werten.

So viel Entwicklung sehe ich bei mir nach den ersten 10 Jahren nicht mehr (bin seit knapp 30 Jahren Rollenspieler und genau so lange SL).

Ich würde eher sagen, wenn die Rahmenbedingungen passen, kommt regelmäßig was Gutes raus. Das ist dann aber auch der Moment, wo ich feststellen muss: so gut wie früher werden die Bedingungen absehbar nicht mehr.
So gute und verfügbare Spieler müsste ich erst mal wieder finden, die müssten dann auch noch Bock auf meinen Nischenkram haben und selbst müsste ich wieder mehr Zeit haben.


Selbst vorsichtig formuliert stelle ich also fest: mindestens den allergrößten Teil meiner besten Runden habe ich wohl schon geleitet.
Andererseits komme ich in den letzten Jahren eher zu eigenem Gebastel und dahingehender Unterstützung im Freundeskreis, wo die Ergebnisse mich fast schon ärgern, weil wir das viel früher hätten haben müssen ;D
Und ansonsten gibt es neben den seltenen One-Shots mit der alten Crew auch noch Solospiel, das mir noch mal ein paar neue Perspektiven und vor allem Spielmöglichkeiten eröffnet hat.
Bin also nicht furchtbar unzufrieden mit der Situation :)
 
"Kannst du dann bitte mal kurz beschreiben, wie man deiner Meinung bzw. der offiziellen Auslegung nach laut GE korrekt verdurstet?"
- Pyromancer

Offline Lovecraft

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Hätte ich die Technik von heute und die Zeit von damals ... dann wäre die Grenze nur der Himmel. Ich glaube, ich würde da Dinge an den Tisch zaubern, wovon viele nur träumen. Das klingt etwas arrogant. Aber ganz ehrlich, ich habe mich in meiner Schulzeit immer so heftig ins Spiel reingehängt. Das Problem war, dass schlicht meist die Möglichkeiten fehlten um meine ganzen Ideen umzusetzen. Heute sind die Ideen von damals natürlich keine große Nummer mehr ... aber mit der Basis von damals ... und den Möglichkeiten, diese Basis auch umzusetzen? Wer weiß, was ich heute alles machen könnte.

Aber ... ich habe die Zeit von damals nicht mehr. Demnach bin ich wohl leider auch eher Madonna.

Offline Namo

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Was meinst du hier genau? Kannst du mal ein Beispiel dafür nennen wie Technik dein Leiten bzw schöpferischen Prozess auf ein anderes Level heben würde?
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Offline Lovecraft

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Was meinst du hier genau? Kannst du mal ein Beispiel dafür nennen wie Technik dein Leiten bzw schöpferischen Prozess auf ein anderes Level heben würde?

Die Möglichkeiten sind heute ja fast unbegrenzt. Ich kann heute mit genug Zeit Zwischensequenzen in Hörspielform bringen. Inkl. Soundteppich und passender Musik. Ich kann mittels KI passende Bilder für jeden NPC bringen, den ich mir vorstellen kann. Das Ganze mittels Beamer an die Wand werfen, während ich animierte Battlemaps auf einen Bildschirm bringen kann, auf dem sich die Spieler AUF dem Tisch bewegen können. Um nur mal eine kleine Anzahl an Beispielen zu bringen.

Vor allem die Hörspiel-Sache ist der Wahnsinn. Ich habe mir für meine Batman-Runde neulich tatsächlich mal einige Zeit genommen, um das vorzubereiten und die Spieler sind fast ausgerastet. :headbang: