Zur Klarheit von Regeln: Interessant ist wahrscheinlich das
Magic-Regelwerk. Die "Comprehensive Rules" sind schon ein ziemliches Monument an Klarheit und Lückenlosigkeit.
https://magic.wizards.com/en/rulesBei
Magic verstehe ich auch, wofür man das braucht.
Andere Beispiele sind Regelwerke für Zinnfiguren-Kriegsspiele (
miniature wargames, im "deutschen" gern auch "Tabletop"). Bei denen ist häufig der Mangel an Klarheit und die Vielzahl der nicht bedachten Fälle ein echtes Problem. Da würde man es brauchen, die meisten Regelwerke sind aber einfach schlecht. (Wunderbare Beispiele sind oft nicht hinreichend definierte Flankenangriffe, Sichtlinien, und Geländeregeln; um die häufigsten Problemfälle zu nennen). Da würde man dringend mehr Klarheit brauchen, hat sie aber nicht.
Beim Rollenspiel ist das weniger problematisch, weil man (normalerweise?) nicht gegeneinander spielt und weil man die Regelungen für unvorhergesehene Situationen meist ganz gut und einvernehmlich lösen kann. Zumindest kommen mir die Resultate solcher spontaner Regelungen meist nicht schlechter vor, als das, was (zu anderen Situationen) im Regelbuch steht. Das ist nämlich auch keineswegs immer super. Aber natürlich immerhin vorhersehbar, wenn man die Regeln denn kennt (was in den mir bekannten Runden durchgehend eher selten war).
Ich würde ja sage: Wer mit Regeln taktisch agieren und optimieren möchte, der wäre bei anderen Spielen eigentlich besser aufgehoben als beim Rollenspiel. Wer gar noch kompetitiv optimieren möchte - für den wären dann ganz andere Spiele sinnvoll.
Entsprechend meine ich, dass Rollenspielregeln zwar möglichst klar sein sollte und dass kein Vorteil in der Schwammigkeit liegt. Gleichzeitig finde ich aber Regellücken beim Rollenspiel nicht so schlimm. Bei anderen Spielen hingegen stört mich das sehr.
Was ein Experte für klar hält und was ein Laie auf der anderen Seite davon denkt, können nun mal zwei verschiedene Dinge sein. Da ist Juristerei noch nicht mal das schlimmste Beispiel (immerhin müssen auch diese Texte noch in einigermaßen "natürlicher" Sprache verfaßt werden und sind also selbst für Anfänger zumindest noch halbwegs les- und verstehbar, wir sind also beispielsweise noch gar nicht in der höheren Mathematik mit ihrer Symbolsprache angekommen).
Das schlimmste an der Juristerei ist, dass viele Wörter eine ganz andere Bedeutung haben, als ihre umgangssprachlichen Entsprechungen. Dazu kommt, dass auch das Verständnis von Gerechtigkeit, von Verhältnismäßigkeiten und von Zumutbarkeiten stark von dem abweicht, was man, wenn halbwegs behütet aufgewachsen, vermuten würde. Dazu kommt oft eine völlig unempathische und mechanische Auslegung anhand unpassender Analogien. Von Tricksereien im Verfahrensrecht mal ganz abgesehen. Auch ganz abgesehen davon, dass der Gesetzestext selbst eigentlich nur die Kurzcodierung ist für einen ganzen Rattenschwanz an Urteilen und Kommentaren, die dann die eigentliche Rechtspraxis bilden.