Ich finde, das ist sowohl eine Frage des 1) Systems wie auch der 2) Spielerbedürfnisse. Und beides sind Themen, die man im Vorfeld besprechen sollte.
1. Das "Lethality Level" und wie man am Leben bleibt, sollte man auch schon bei One-shots im Vorfeld im Spielsystem geklärt haben. Aber natürlich, je länger eine Kampagne läuft, desto involvierter die SuS, desto wichtiger dass geregelt und akzeptiert ist, wie man mit einem neuen SC konstruktiv neu einsteigt, anstatt enttäuscht auszusteigen.
Aber WENN Charaktertod dazu gehört, dann gehört er dazu.
Bei z.B. CoC ist klar, dass der Charakter es eigentlich gar nicht durch mehr als eine, maximal zwei Kampagnen (ohne schwere Schäden) schaffen DARF. Bei WFRP ist es zumindest sehr in Frage zu stellen.
Beide Spiele haben aber auch eine eher flache Charakterprogression, d.h. das Aufnehmen von neuen Charaktern geht schneller und einfacher als wenn man eine DSA- oder DnD-Kampagne Level 10+ hat, und das subjektive Verlustgefühl ist vielleicht geringer, weil man halt nicht ewig lang an der Charakterprogression und neuen Skills&Spells gebastelt hat.
2. Unterschiedliche Menschen haben unterschiedliche Haltungen und Bedürfnisse. Einige investieren sehr viel Zeit und Emotionen in den Charakter, anderen ist die Geschichte wichtiger als die Charaktere selbst.
Einige trauern auf jeden Fall, andere satteln einfach um und "feddich is". Manche freuen sich sogar, nach so vielen Sessions nochmal ein anderes Charakterkonzept ausprobieren zu können, zumal mit einigen XP.
Wenn man so viel Zeit miteinander verbringt, sollte man das auf jeden Fall einmal durchsprechen, im Sinne einer vernünftigen Erwartungssteuerung.
Und wenn dann der Fall eintritt?
Bei sehr sehr involvierten SuS kann man die mögliche Trauer dann ganz bewusst und ritualisiert verarbeiten, z.B. indem man eine eigene Mini-Session dafür abhält, indem man noch einmal die Highlights nacherzählt, und evtl. den Spielercharakter auch ingame dauerhaft manifestiert (einen Schrein bauen, eine Taverne nach dem Charakter umbenennen, eine Verpflichtung schaffen (SC als Mäzen eines Waisenheims) o.ä.)
In meiner DSA-Kampagne, vor Urzeiten in den tiefsten 80ern, haben wir Plaketten gemalt mit dem SC-Namen und einem witzigen Spruch, der den Charakter gut beschreibt.
Wir sind damals aber auch - jugendlicher Experimentierwut sei Dank - auch reihenweise durch Spielercharaktere "durchgewatet".
Das war nachher eine recht stolze Sammlung von beinahe allen möglichen DSA (2)-Charakter-Optionen.
Ich finde das auch im Nachhinein und mit dem Blick eines (mehr oder weniger) Erwachsenen immer noch eine tolle Art der "Erinnerungsarbeit".
- Aber wenn das gar nicht notwendig oder gewünscht ist, dann macht man halt einfach eine mini-Session zur neuen SC-Entwicklung und Erklärung wie der nun in die alte Gruppe "fällt" und gut ist.
TL,DR: Vorher durchsprechen, Spieler-Bedürfnisse klären, und wenn es passiert, dann so behandeln, wie es sich die SuS wünschen.