Ich habe gerade vor einigen Wochen endlich meine Sammlung der alten Einsamer Wolf-Bände vervollständigt.
Der Plan ist, im nächsten Jahr noch einmal die gesamte "Reise" nachzuspielen. (wobei "gesamt" natürlich relativ ist, es gibt ja mittlerweile noch mehr als die 12 damaligen Bände auf deutsch...)
Für die Herbstferien ist erst einmal
Der Reiter der Schwarzen Sonne dran - wenn ich denn ausreichend Ruhe finde.
- Ich finde Spielbücher schon fordernder als einen normalen Fantasyroman, weil man ja immer wieder entscheiden muss, und immer neue Situationen visualisieren, und gerade die längeren Dinger wie Fabled Lands bedürfen auch eines Journals, um nicht über die stressigen Arbeitstage wieder alles zu vergessen, was man im vorherigen Wochenende erlebt hat. Deswegen fällt es mir in meiner jetzigen Lebenslage leider auch schwerer, mich auf Spielbücher einzulassen.
Aber in meiner frühen Jugend/späten Kindheit waren Spielbücher ein ganz wichtiger Katalysator.
Ich habe den ersten EW-Band geschenkt bekommen Mitte der 80er, mit 9 oder 10 Jahren, und das hat mich wirklich geprägt in einer Weise, die ich jetzt erst im aufziehenden Alter wieder realisiere.
Ich hatte vorher schon ein bisschen Fantasy gelesen, Märchenmond, Der kleine Hobbit, ein paar Prinz Eisenherz-Bände, aber Einsamer Wolf war ein bedeutender "Brandbeschleuniger" - und die Ästhetik der ursprünglichen Illustrationen prägt meinen Geschmack bis heute.
Das führte mich in den Folgejahren dann nicht nur zu vielen anderen verfügbaren Spielbüchern, sondern auch recht schnell (über die reizende Nedime) zum "echten" Rollenspiel.
Spielerisch und erzählerisch sind moderne Abenteuer-Bücher wie
Fabled Lands und moderne Solo-Abenteuer von z.B. CoC oder DSA (4+) sicher besser.
Ich habe auch deutlich weniger Toleranz für die vielen WTF-Momente in den alten Büchern a la "Überraschung! Es war zwar überhaupt nicht vorhersehbar, aber nun bist Du leider tot." oder "Wie, Du hast vor 20 Schritten nicht den Zahn in der Höhle aufgehoben? Dann bist Du jetzt leider tot! Welche Höhle fragst Du?! So etwas fragen nur Tote!"
Aber die nostalgische Freude und Erinnerung an eine Zeit, in der ich mich vollkommen in meine Vorstellungsräume versenken konnte, machen sie doch immer noch zu einer Freude.
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Meine Empfehlung für diesen Thread - neben den bereits genannten - wäre "
Ein Spion in Isengart", ein Spielbuch auf Basis von MERS. Ich habe den Band letztes Jahr hier im Tanelorn wieder erstanden!
Und vielleicht ist das auch ein Anwärter für wahlweise komplex (aber nicht kompliziert)?
Das Buch brachte eine ganze Reihe von Features mit, die damals zumindest in der Kombination cool waren, wie z.B. wahlweise einfache oder "Ausbauregeln" oder normalen MERS-Regeln (für den Kampf), Bewegung anhand von einer Karte bzw. Raumplans mit der Möglichkeit von wiederholtem Betreten, Episoden nach Zeit (mit Zeitkosten pro Etappe), drei verschiedenen Exit points, sowie erweiterten Konfrontationsregeln (inklusive Vorbeischleichen, hinterhältigem Angriff und Gegner beklauen bei "ahnungslosen" Gegnern.) Man starb auch nicht "einfach so". Man konnte mit einem existierenden MERS-Charakter spielen oder andersherum mit dem erschaffenen Charakter in MERS weitermachen.
In Summe ziemlich
fancy für 1990 und hat mich neben meiner DSA-Gruppe auch für ein paar Monate zu MERS geführt (und damit seinen Auftrag als "Brückenbauer" von den megabeliebten Spielebüchern zum Rollenspiel voll erfüllt!)