Autor Thema: Wo entwickelt sich Hollywood hin?  (Gelesen 7869 mal)

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Offline Inquisitor_Majoris

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Wo entwickelt sich Hollywood hin?
« am: 7.09.2024 | 20:02 »
Ich finde die letzten Jahre eigentlich sehr spannend wie sich unsere Film- und Serienwelt entwickelt hat. Aktuell habe ich das Gefühl, dass noch nie so viel und sooft über bestimmte Entscheidungen von Regisseuren/Studios diskutiert wird wie derzeit. Meist geht es um bekannte Franchises mit einer großen Fanbase. Sei es Star Wars, Marvel, Herr der Ringe, usw. Natürlich steht immer das Geldverdienen im Vordergrund, aber eignen sich dafür bekannte Franchises die man mit der Zeit so beliebig und weichgespült erzählt, dass die ursprüngliche Fanbase diesen den Rücken kehrt? Hat Hollywood verlernt interessante Storys zu erzählen oder sind die "toxischen" Fans schuld?

Finde das Video von Yves zu diesem Thema sehr interessant, der es für mich eigentlich ziemlich gut auf den Punkt bringt.

Die Frage ist, was wird die Zukunft bringen? Mehr Fan-Service, mehr Fan-Vergraulerei, mehr Einheitsbrei oder vielleicht doch neue Geschichten die erzählt werden wollen? Es bleibt spannend ...

Offline Irian

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Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
« Antwort #1 am: 7.09.2024 | 20:14 »
Ich finde die letzten Jahre eigentlich sehr spannend wie sich unsere Film- und Serienwelt entwickelt hat. Aktuell habe ich das Gefühl, dass noch nie so viel und sooft über bestimmte Entscheidungen von Regisseuren/Studios diskutiert wird wie derzeit. Meist geht es um bekannte Franchises mit einer großen Fanbase. Sei es Star Wars, Marvel, Herr der Ringe, usw. Natürlich steht immer das Geldverdienen im Vordergrund, aber eignen sich dafür bekannte Franchises die man mit der Zeit so beliebig und weichgespült erzählt, dass die ursprüngliche Fanbase diesen den Rücken kehrt? Hat Hollywood verlernt interessante Storys zu erzählen oder sind die "toxischen" Fans schuld?

Derzeit wirkt es auf mich vor allem so, als hätten sich div. Franchises einfach totgelaufen. Marvel war mal cool, aber inzwischen hat man da halt einfach auch jede Story schonmal erzählt und soviel Neues kommt da nicht mehr. Star Wars genauso, nach der x-ten Fernsehserie ist da einfach die gemolkene Kuh tot. Dazu kommt, dass in vielen Fällen da einfach auch ne Verklärung der "alten" Sachen statt fand (Nostalgie), gegen die nix neues ankommt. Dass bei soviel Output natürlich auch die Qualität leidet, ist ja auch klar. Aber ja, auch die Fanbase wird gespaltener heutzutage, wie eben die ganze Gesellschaft, passiert. Da kommen einfach diverse Faktoren zusammen.

Finde das Video von Yves zu diesem Thema sehr interessant, der es für mich eigentlich ziemlich gut auf den Punkt bringt.

Glaubst du wirklich, ich schaue mir 20 Minuten Video um, zu erfahren, was du denkst, dass "der Punkt" ist? Du überschätzt wirklich, wie sehr ich das wissen will. Ich empfehle... Schreibe das, was du denkst auf und verlinke ggf. MIT ZEITSTEMPEL auf das Video, um die jeweiligen Punkte zu illustrieren.
Hinweis: Nein, ich will dir nicht verbieten, X, Y oder Z in deinem Rollenspiel zu tun. Nein, ich habe dich keinen Rassisten genannt. Ja, du darfst X, Y oder Z auch weiterhin tun (außer es ist illegal, dann ist es aber auch nicht mein Problem). Wenn du denkst, es gibt eine einflussreiche oder auch nur mäßig große Gruppe hier im Forum oder in der dt. Szene, die dir dein Rollenspiel verbieten will, liegst du sehr wahrscheinlich falsch, insb. weil es idR keinen interessiert, was du so tust.

Offline Talasha

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Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
« Antwort #2 am: 8.09.2024 | 10:02 »
Bei einem Bericht über James Gunns Superman las ich kürzlich, dass es mittlerweile Sitte ist mit dem Drehen an zu fangen bevor das Drehbuch fertig ist. Was zu enorm vielen NAchdrehs steigenden Kosten führt. Weiß da jemand mehr?
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Offline Aedin Madasohn

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Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
« Antwort #3 am: 8.09.2024 | 10:30 »
...Hat Hollywood verlernt interessante Storys zu erzählen...?

wir sind hier ja in einem Forum, wo sehr viele Erfahrung damit haben:
Szenen aneinander zu reihen
einen Plot (überhaupt) zu haben
NSCs "tanzen" zu lassen, bis die Runde am Tisch mit ihnen mitfühlt, ihre (auch Antagonisten) Motive nachvollziehen kann (und darauf ihre Pläne aufbaut)

vor der Frage, "wie entsorge entziehe ich dem Rampenlicht einen Stichwortgeber-NSC wieder" stand wohl schon jeder von uns
oder wie erkläre ich, dass "das" nicht von der "Obrigkeit/Inqusition/Sheriff/Polizei" gelöst wird

da entwickelt man Strategie für, nicht wahr?! wir haben Kaufabenteuer gespielt, (RSP)-Bücher gelesen, Filme&Serien "ausgewertet" und uns hier ausgetauscht.

und dann

sitzt man zu Hause auf dem Sofa und erkennt schon beim blanken zuschauen eines Filmes, wie drehbuchhandwerklich_schlecht diese Standardsituationen von bezahlten (und teilweise gefeierten) Drehbuchautoren verbockt wurden.

ich sehe da viele "lange Nägel", mit denen eine "Bretterbude" "zusammengetackert" wurde, wo eine ineinandergreifende/verzahnte Fachwerkkonstruktion problemlos drin wäre.
Drehbücher "schmoren" jahrelang. Und wenn nachher 100 Mille ausgegeben werden sollen, dann wird nicht noch mal mit "Szenen_müssen_zueinander_passen_Handwerkern" drübergeschaut? ein ganzes Filmstudio hat da nicht eine Taskforce von drei Hanseln für, die die "hausinterne" No-Brainer_Stoppy-Checkliste drüberlegt?

vorallem, da es in diversen RSP-Publikationen ja schon wirklich_wertvolle Tipps dazu gibt


Offline Talasha

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Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
« Antwort #4 am: 8.09.2024 | 11:17 »
ich sehe da viele "lange Nägel", mit denen eine "Bretterbude" "zusammengetackert" wurde, wo eine ineinandergreifende/verzahnte Fachwerkkonstruktion problemlos drin wäre.
Drehbücher "schmoren" jahrelang. Und wenn nachher 100 Mille ausgegeben werden sollen, dann wird nicht noch mal mit "Szenen_müssen_zueinander_passen_Handwerkern" drübergeschaut? ein ganzes Filmstudio hat da nicht eine Taskforce von drei Hanseln für, die die "hausinterne" No-Brainer_Stoppy-Checkliste drüberlegt?
Würde mich nicht überraschen wenn man sich das spart um irgendwelche Veröffentlichungs-Zeitpläne durch zu prügeln. Gerade wenn man sich Kathleen Kennedys Biographie ansieht, die muss wissen wie so etwas geht.
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Offline JollyOrc

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Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
« Antwort #5 am: 8.09.2024 | 11:47 »
Das Problem ist ja nicht neu, und ich empfehle da sehr schwer dieses Buch https://litreactor.com/reviews/tales-from-development-hell-the-greatest-movies-never-made-by-david-hughes.html
Fürs Protokoll: Ich bitte hiermit ausdrücklich darum, mich in der Zukunft auf schlechte oder gar aggressive Rhetorik meinerseits hinzuweisen. Sollte ich das dann wider Erwarten als persönlichen Angriff werten, bitte auf diesen Beitrag hier verweisen und mir meine eigenen Worte um die Ohren hauen! :)

Offline Philipp.Baas

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Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
« Antwort #6 am: 8.09.2024 | 12:00 »
Es spielen ja auch immer Äußere Interessen (Geld, Zeitdruck etc.) mit rein sowie nicht selten Egos oder das, was als persönlicher Stil gilt. Ebenso sind Fehlkalkulationen wohl oft ein Problem, was ich mir gut vorstellen kann. Ein Projekt mit mehreren hundert Beteiligten und plötzlich kosten Dinge mehr, die Leute haben schon Folgeverträge und werden an Tag X das Projekt verlassen und du bist weit hinter dem Zeitplan. Das alles drückt auf die Qualität, zwingt zum Umschreiben und Weglassen von Szenen. Zusätzlich ist Drehbücher schreiben echt nicht einfach. Autor und Regisseur haben dann unterschiedliche Vorstellungen und dann grätscht noch das Studio rein. Da passiert es schnell, dass zu viele Köche den Brei verderben.

Der 13. Krieger ist so ein Beispiel, wo es zwischen Regisseur und Autor so gekracht hat, dass das Werk darunter gelitten hat. Nicht selten knallt es ja bspw. zwischen Snyder und den Studios. Die Produzenten fürchten alle eine Geschichte wie "Heavan´s Gate" und United Artist, sodass sie in die Kreativprozesse eingreifen, was ich auch verstehen kann. Dann kommen noch die Testvorführungen und plötzlich stellt sich raus, dass das Publikum (das amerikanische vor allem) Nicht-Happy-Ends doof findet. Zack, wird unter hohem Zeitdruck nachgedreht und plötzlich gibt einiges keinen Sinn mehr. Und am Ende zählt nur, ob ein Film finanziell erfolgreich war.

Ich denke, dass wir durch die Meisterwerke, die trotz dieser vielen Interessen entstanden sind, verwöhnt sind. Wenn man sich überlegt, wie viele Leute an sowas beteiligt sind, ist es ein Wunder, dass so viele gute Filme erscheinen. Jeder, der schon einmal eine Gruppenarbeit in der Schule und Uni erlebt hat, weiß, was ich meine.

Offline Raven Nash

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Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
« Antwort #7 am: 8.09.2024 | 12:01 »
Das eigentliche Problem, das ich sehe, ist das Festklammern an Franchises. Man will grundsätzlich etwas, das sich in alle Richtungen ausschlachten lässt, nicht nur als Film/Serie. Dabei fehlt aber der (finanzielle) Mut, auch mal was Neues zu machen - man setzt auf bekannte Namen, auch wenn die dann in der konkreten Fassung absolut nichts mehr damit zu tun haben, wofür sie einst standen. Damit verdient man ja zumindest mal Geld.
Das sind dann die ganzen Remakes.

Auf der anderen Seite reitet man alles tot, solange noch irgendwie Geld rauszupressen ist. Siehe Star Wars und Marvel. Man will gar kein Geld mehr in wirkliche Qualität stecken, man erhöht einfach den Ausstoß. Irgendwas Gutes wird schon dabei sein, oder den Fans gefallen. Und wenn nicht, haben wir zumindest ein wenig Kohle gemacht.

Und dann natürlich noch das Bedienen von Fans. Nur sind die sich eben selbst nicht einig, was sie wollen. Wenn man dann noch meint, irgendwelche sozialpolitischen Ansichten vorantreiben zu müssen, anstatt einfach gute Stories zu erzählen...
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Offline Vash the stampede

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Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
« Antwort #8 am: 8.09.2024 | 12:04 »
Bei einem Bericht über James Gunns Superman las ich kürzlich, dass es mittlerweile Sitte ist mit dem Drehen an zu fangen bevor das Drehbuch fertig ist. Was zu enorm vielen NAchdrehs steigenden Kosten führt. Weiß da jemand mehr?

In der Netflix Dokumentation Filme – Das waren unsere Kinojahre (The Movies That Made Us) wird gesagt, dass Stirb langsam - Die Hard während des Drehs geschrieben wurde. Ist also nichts neues und keine Aussage über das Ergebnis oder den Entstehungsprozess.

Zugleich gibt es Aussagen darüber, dass durch StageCraft Improvisation und Änderungen fast unmöglich geworden sei, was ein fertiges Drehbuch voraussetzen würde. Was zumindest schlüssig klingt, weil die Szenerien vorher am Rechner stellt werden müssen.

Zum Thema an sich - und ja, ich habe mir das Video auch nicht angeschaut - und gehe daher nur auf die grundlegende Frage ein, wohin sich in meinen Augen Hollywood entwickelt.

Aktuell herrscht die Content Mafia vor. Es geht um Franchises und Markenrechte. Risiko wird gescheut, bei gleichzeitiger Verlustaversion. Filme, und vor allem das Marketing, ist teuer und so wird der grösstmögliche Markt bei keinstmöglichem Risiko angestrebt. Die Hoffnung auf das nächste grosse Ding ist gross, jedoch ohne den Willen danach zu suchen. Neue und oder kleine Themen sind schwierig bis unmöglich umzusetzen. Dies verhindert eine Reihe von (unabhängigen) Projekten und da durch die Konzentration auf Streaming spätere Vermarktungsoptionen entfallen bzw. reduziert sind, stellen sie ein zu grosse Gefahr in der Finanzierung dar.

Mittlere Budget gibt es fast nicht mehr, sodass Horror - wie und je - als eines der wenigen Low Budget-Produktionen bei grossem Gewinn erhalten bleibt.

Und wenn selbst Studios wie A24 anfangen, nach Gewinnoptimierung zu arbeiten, wird es echt bitter.

In den Serien haben sich Muster etabliert, die zu Langeweile führen. Plus die allgemeine Erschöpfung durch die Masse an Anbieter und zerfasertem Angebot. Inklusive den Kosten, die kaum jemand tragen kann oder will.

Und von Seiten Fandom ist ebenfalls eine grosse Enttäuschung zu spüren. Mal, weil erworbenes Wissen bedroht ist, mal, weil die eigene Sicht auf meine Marke als Allgemeingültig betrachtet wird, mal, weil die Rechteinhaber die Marke nicht verstehen oder aus rein finanzieller Sicht mit Füssen treten. Und bei letzterem wird oftmals nur rein aus Vermarktungsgründen entschieden und nicht weil eine angebliche Ideologie oder Überzeugung vertreten werden soll.

Mit anderen Worten bewegen wir uns gerade wieder zurück in der Zeit. Zurück in eine Zeit in der die Inhaber von Marken darüber entscheiden, was und wann wir schauen können. Sie wollen die Kontrolle zurück, die sich an physikalische Datenträger abgegeben haben. Durch Zerfaserung und Verknappung können Bedürfnisse beeinflusst und kontrolliert werden. Durch das Angebot Marke omnipräsent werden, bis übersättigt sind und dem nächsten ein Husarenstück gelingt, welches dann bis zur Erschöpfung verbrannt wird.

Wir erleben also einen verknappten Überfluss und eine erschöpfende kreativarme Dauerberieselung.

Doch gibt es nach wie vor, die visionären Perlen dazwischen. Die Geschichten, die neu und inspirierend sind. Oder anders, same same but different.
Machen
-> Projekte: PDQ# - FreeFate - PtA Zapped - Fiasko - FateCore - Durance - SRAP (mit Diary) - Mothership 0e (dt) - Romanze der  Gefährlichen Lande
-> Diaries 212 (nWoD) - Cypher Suns (Fadings Suns/Cypher) - Anderland (Liminal) - Feierabendhonks (DnD 5e) - DSA mit Shadowdark

Ich sitze im Bus der Behinderten und Begabten und ich sitze gern darin.

Offline nobody@home

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Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
« Antwort #9 am: 8.09.2024 | 12:08 »
Zwei Bestandteile der Gleichung sind sicher auch die rosarote Brille (was auch frühere Generationen von Machern schon an regelrechtem Müll produziert haben mögen, ist uns einfach im Gedächtnis nicht mehr präsent, wir erinnern uns halt gerne an unsere Favoriten) und die Tatsache, daß es heute dank Internet mit allen möglichen Angeboten und Plattformen auch für Informationen, Gerüchte, und wilde Diskussionen und Meinungsmache deutlich leichter ist, sich überallhin zu verbreiten. Wenn's in (beispielsweise) den 1970ern einen Riesenskandal in Hollywood gab, hat man davon mit etwas Glück in der Zeitung gelesen oder den Nachrichten gehört, sich seinen Teil gedacht, und ist dann wieder zum Alltag übergegangen -- heutzutage dagegen kann im Prinzip jeder Hansel zu jedem kleinen Furz eines Regisseurs oder Produzenten seinen Senf dazugeben und einschlägige Flame Wars für wenigstens ein paar Wochen am Laufen halten.

Offline Ainor

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Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
« Antwort #10 am: 8.09.2024 | 15:57 »
Auf der anderen Seite reitet man alles tot, solange noch irgendwie Geld rauszupressen ist. Siehe Star Wars und Marvel. Man will gar kein Geld mehr in wirkliche Qualität stecken, man erhöht einfach den Ausstoß.

Wieso? Bei the Acolyte war ja nun dass Problem dass die Serie viel zu teuer war für die Anzahl der Zuschauer.
Und Ringe der Macht hatte wohl ein Milliardenbudget. Magelnde Bereitschaft Geld auszugeben ist doch eher nicht das Problem.

Aktuell herrscht die Content Mafia vor. Es geht um Franchises und Markenrechte. Risiko wird gescheut, bei gleichzeitiger Verlustaversion. Filme, und vor allem das Marketing, ist teuer und so wird der grösstmögliche Markt bei keinstmöglichem Risiko angestrebt.

Das Problem ist: ohne bekannte Namen gehen die Leute nicht ins Kino (oder schauen hin). Zumindest nicht genug um 200Mio Budgets zu rechtfertigen.  Früher hing das an den Stars, so dass Filme immer ähnliche Hauptfiguren hatten. Das funktioniert nicht so gut bei Serien entsprechend hat man jetzt die Franchises.
Aber grosse Budgets ohne Franchises oder Stars sind einfach nicht realistisch.
Es wird zu viel darüber geredet wie gewürfelt werden soll, und zu wenig darüber wie oft.
Im Rollenspiel ist auch hinreichend fortschrittliche Technologie von Magie zu unterscheiden.
Meine 5E Birthright Kampagne: https://www.tanelorn.net/index.php/topic,122998.0.html

Offline Runenstahl

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Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
« Antwort #11 am: 8.09.2024 | 16:37 »
+1 für nobody@home. Ein Teil des Problems ist es das es oftmals gar kein Problem gibt. Nur eine Gruppe von sehr lauten Stimmen die behaupten es gäbe eines :)

Vielleicht würde es der Filmbranche gut tun wenn es ein Spiel gäbe bei dem man ein Filmstudio spielt und die Situation mal aus deren Sicht sehen kann.

Du kannst 250 Millionen für einen neuen Film ausgeben. Welchen produzierst du ? (Die Spoiler anklicken wenn du dich entschieden hast)

A - Ein echt tolles Drehbuch aber der Streifen gehört zu keinem bekannten Franchise und ist kein Remake. Die schlauen Köpfe dahinter schwören das sie den Film mit 120 Millionen produziert kriegen !
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B - Ein echt tolles Drehbuch zu einem bekannten und beliebten Franchise. Vielleicht ein bißchen zahm und nicht sehr gewagt. Zuschauer sind aber garantiert. Geschätztes Budget 180 Millionen.
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C - Ein echt tolles Drehbuch zu einem bekannten und beliebten Franchise. Man geht neue Wege aber das könnte Fans verärgern. Aber jede Publicity ist gut, oder ? Geschätztes Budget 220 Millionen.
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"Reading is for morons who can't understand pictures"
   Gareth (aus der Serie "Galavant")

Offline Aedin Madasohn

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Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
« Antwort #12 am: 8.09.2024 | 16:44 »
Wieso? Bei the Acolyte war ja nun dass Problem dass die Serie viel zu teuer war für die Anzahl der Zuschauer.
Und Ringe der Macht hatte wohl ein Milliardenbudget. Mangelnde Bereitschaft, Geld auszugeben ist doch eher nicht das Problem.

sowohl Starwars als auch Herr der Ringe sind ja gute Beispiele:
- zu viel Geld wird für die Rechte ausgegeben
- dieses längst ausgegebene Geld generiert ja wahnsinnige Kapitalkosten
  (weil Kreditgeld Zinsen kosten; alleine dafür könnten Blockbuster abgefilmt werden),
  welche dann auf das "aktuell anstehende Projekt" mit ein paar 10er Mille draufschlagen - ohne dabei in der Produktion irgendeinen Mehrwert zu generieren
- wird das Verhältnis von "Filmkosten" zu "Rechtekosten" zu schlecht, "kosten" (schreiben ab) SW Serien 200 Mille und sehen aber nicht nach 200 Mille aus, was
  dann auch wieder berechtigten Spott hervorruft

HdR die Serie kostete ja auch ein Vermögen nur für die Rechte. Und erst_dann wird Geld bewilligt für den Teil der bewegten Bilder, welcher bei euch über den Bildschirm flimmert. Kommt das "zu hingerotzt billig" rüber, dann war es das auch mit der "HdR Exklusivität" und der Streaming "zieht" nicht mehr "wie von selbst" Kunden, sondern steht in Konkurrenz zu Reallive, Videogames, Hobbys, einer guten Runde pen&paper, Sport...

Jeder, der schon einmal eine Gruppenarbeit in der Schule und Uni erlebt hat, weiß, was ich meine.

bei einem 200 Mille Blockbu/ooster-Projekt wird Gruppenarbeit erwartbar in die Katastrophe führen. Arbeitsteilung ist das Zauberwort.

Da passiert es schnell, dass zu viele Köche den Brei verderben


da liegt die Wahrheit drin. Einer muss den Hut auf haben und die einzelnen Gewerke als (be)zahlender Auftraggeber so stringend führen, wie ein guter Projektleiter die Baugewerke auf der Baustelle zu führen hat. Ansonsten sind die Fenster montiert, bevor der Architekt final festgelegt hat, wo welcher (Funktions)Raum sein soll  ;D
Klofensterarangierung im Wohnzimmer  >;D...ja...hinterlässt eine gewisse Impression...würde man diese Gurkentruppe erneut beauftragen? hmmm...

- wer erst nach Drehbeginn den letzten "Investor" an Bord holt, welcher dann aber plötzlich auf "keine blanken Brüste und nur homöopatisch Blut" besteht, muss sich bei einem Snyder nicht über Probleme wundern...

kurzum, wenn Studiobosse ihren Laden führen wie Lehrer ihre "Gruppenarbeit"-Schulklasse, dann wird da nur gemäß gaußerscher Verteilkurve ein Klassiker drauß.


 


Offline Raven Nash

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Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
« Antwort #13 am: 8.09.2024 | 16:50 »
Wieso? Bei the Acolyte war ja nun dass Problem dass die Serie viel zu teuer war für die Anzahl der Zuschauer.
Und Ringe der Macht hatte wohl ein Milliardenbudget. Magelnde Bereitschaft Geld auszugeben ist doch eher nicht das Problem.
Das Geld wird aber an den falschen Stellen ausgegeben. Neben den Rechten fließt da vor allem viel ins Marketing - und gerade das könnte man in Zeiten von Internet und Streaming deutlich billiger haben. Ich glaube mal nicht, dass RoP durch die Werbeplakate an Haltestellen deutlich mehr Zuschauer anlocken konnte. Die kosten aber deutlich mehr als ein Werbespot auf Prime.

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Offline Zed

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Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
« Antwort #14 am: 8.09.2024 | 17:38 »
Weil die "teuren" Rechte an Rings of Power öfter angesprochen werden:

Es kursiert im Internet die Zahl 250 Millionen Dollar, die für die Rechte geflossen sind. Das ist zwar viel, aber die Zahl muss man ja auf die 5 geplanten Staffeln aufteilen. Die erste Staffel soll darüber hinaus 462 Millionen Dollar gekostet haben.

Runden wir die Staffelkosten mal ab auf 400 Millionen, dann schätze ich die Gesamtkosten für 5 Staffeln auf 2 Milliarden Dollar. Da fallen die zusätzlichen 250 Millionen für die Rechte gar nicht mehr so ins Gewicht.

Offline JAW6

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Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
« Antwort #15 am: 8.09.2024 | 19:32 »
Weiß jemand zufällig, warum man sich nicht sämtliche Rechte sichern konnte, sondern nur die der Anhänge und darum auch viel Lore erfinden musste? Wollten die Tolkien Nachfahren nicht alles aus der Hand bieten? War das Angebot zu gering?

Offline Ainor

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Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
« Antwort #16 am: 8.09.2024 | 19:42 »
Das Geld wird aber an den falschen Stellen ausgegeben. Neben den Rechten fließt da vor allem viel ins Marketing - und gerade das könnte man in Zeiten von Internet und Streaming deutlich billiger haben. Ich glaube mal nicht, dass RoP durch die Werbeplakate an Haltestellen deutlich mehr Zuschauer anlocken konnte. Die kosten aber deutlich mehr als ein Werbespot auf Prime.

RoP Werung bei Prime nennt man auch "dem Chor predigen"  :)
Für die superteuren Sachen will man ja vielleicht Leute anlocken oder zurückbekommen, nicht nur bei der Stange halten.
Und ich hab Schwierigkeiten zu glauben dass die ganze Werbeindustrie ein Irrtum ist und die Firmen das Geld lieber in bessere Produkte stecken sollten.


Mit dem gesparten Geld könnte man dann gute Autoren bezahlen, gute Schauspieler und bessere Kostüme.

Also auch gute (erfolgreiche) Autoren kosten im Vergleich zu den Produktionsbudgets Kleingeld.
Und bei 200-400 Millionen wird das Geld für die Kostüme doch wohl da sein.

sowohl Starwars als auch Herr der Ringe sind ja gute Beispiele:
- zu viel Geld wird für die Rechte ausgegeben
- dieses längst ausgegebene Geld generiert ja wahnsinnige Kapitalkosten
  (weil Kreditgeld Zinsen kosten; alleine dafür könnten Blockbuster abgefilmt werden),
  welche dann auf das "aktuell anstehende Projekt" mit ein paar 10er Mille draufschlagen - ohne dabei in der Produktion irgendeinen Mehrwert zu generieren

Bei Star wars passt das ja nicht denn Disney hat ja nun die Rechte. Und Kapitalkosten hängen vom Vertrag ab.
Selbst bei kompletter Vorkasse sind dass halt X% pro Jahr. Keine fundamentale Änderung.
Es wird zu viel darüber geredet wie gewürfelt werden soll, und zu wenig darüber wie oft.
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Offline Zed

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Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
« Antwort #17 am: 8.09.2024 | 20:00 »
Weiß jemand zufällig, warum man sich nicht sämtliche Rechte sichern konnte, sondern nur die der Anhänge und darum auch viel Lore erfinden musste? Wollten die Tolkien Nachfahren nicht alles aus der Hand bieten? War das Angebot zu gering?
Ich kann da nur raten: Das Silmarillion und die weiteren Bücher Tolkiens sind eine solche Fundgrube von weiteren Geschichten, dass die Erbengemeinschaft dafür sicher in Zukunft so richtig zulangen möchte.

Wobei: Aus den weiteren Tolkien-Geschichten film- oder serientaugliche Drehbücher zu stricken - das ist sicher nicht einfach. RoP hat ja nicht die Bürde der Loretreue, und zeigt zugleich, wie schwer es ist, aus den Storyideen der Anhänge funktionierende Skripte zu produzieren.

Am "einfachsten" in einen Film/Serie umzuarbeiten wäre nach meiner Vorstellung wohl die Geschichte von Beren und Luthien, sowie der Kampf um Gondolin, denke ich.

Offline nobody@home

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Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
« Antwort #18 am: 8.09.2024 | 20:04 »
Und ich hab Schwierigkeiten zu glauben dass die ganze Werbeindustrie ein Irrtum ist und die Firmen das Geld lieber in bessere Produkte stecken sollten.

Von dem Irrtum lebt die Werbeindustrie nun mal recht gut, da wird sie den Deibel tun und sich ihrerseits um seine Aufklärung bemühen. ~;D

Offline Eismann

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Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
« Antwort #19 am: 8.09.2024 | 20:10 »
Ein wichtiger Faktor sind glaube ich nicht unbedingt die Kosten der Autoren, sondern wieviel Zeit sie überhaupt haben, sich mit der Materie zu beschäftigen. Wenn eine Serie von erster Planung bis Veröffentlichung nur ein paar Jahre hat, dann gilt da vermutlich allzu oft auch "Don't make it good, make it wednesday". Und da hilft es dann auch nicht, wenn da ein Autorenteam dransitzt.

Offline Aedin Madasohn

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Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
« Antwort #20 am: 8.09.2024 | 21:41 »
sondern wieviel Zeit sie überhaupt haben, sich mit der Materie zu beschäftigen. Wenn eine Serie von erster Planung bis Veröffentlichung nur ein paar Jahre hat, dann gilt da vermutlich allzu oft auch "Don't make it good, make it wednesday". Und da hilft es dann auch nicht, wenn da ein Autorenteam dransitzt.

wenn brauchbare Dialoge
brauchbare Motive von 08/15 Figuren
Verzahnung von Szene zu Szene

jedes Mal ein paar Jahre rumdümpeln benötigen, bis dann beim Duschen/Staubsaugen/Langstreckeautofahren "etwas" Inspiration vom Himmel fällt...

...verdammte Axt, wie Schmatz_SUPER_sind_wir_ :t:_das wir so häufig in einem Jahr zum Spielen kommen?  ;D
und einige bemalen zusätzlich noch eine Kiste voll Minis für die nächste Sitzung (wir haben hier so wunderschöne Beispiele dafür  :d)

es gab/gibt im deutschsprachigen Raum ja so ein paar Verlage für Groschenromane und gelegentlich auch mal Interviews mit den dort Masse machenden Autoren.
brutal forderndes Schreibhandwerk, wer dort seine "Werkzeugkiste" nicht gut sortiert hält, geht gnadenlos unter.

Da lebt keiner von vom Himmel fallender Inspiration. Und diese Werkzeugkiste des Schreibhandwerkes ist käuflich zu erwerben. Keine mysteriöse Bruderschaft mit Fechtduell und Erstgeburtsopferung oder so, was an Klischee so rumgeistert. Hilfen für "eigene" Abenteuer hat wohl jeder hier von uns im RSP Schrank stehen.

Auch Arbeiten gemäß Vorgaben eines Expose wird in diesen Verlagen geübt. Abgabetermine und Gegenlesen durch Chefredaktion, damit Perry eine neue Wochenausgabe hat.
Und wir reden von Monatsgehältern im mittleren Tausenderbereichen, wenn neben Heft noch ein Monatsbuch "fertig" wird.
Qualmende Tasten, würde ich da sagen.

Nimmt man jetzt diese Basislinie, was sollte den nicht alles rauskommen bei Routiniers, wenn mal 3 Monate "Zeit" wären? 

wenn wir uns einen Plot einfallen lassen, dann recyceln wir doch auch nur "bekanntes"&schon mal dagewesenes
Motivlagen für Schurken&Schergen? Hobbs mit ein paar Seiten, fertig
Die Monographien aus Der Fürst ist auch immer gut für einen Evillord
ein paar fetzige Zitate für einen Borbadianer/Faustianer? einfach mal Nietsches also sprach Zaratruster aufschlagen und ein paar Halbsätze klauen.








 





Offline YY

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Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
« Antwort #21 am: 8.09.2024 | 22:52 »
Und bei 200-400 Millionen wird das Geld für die Kostüme doch wohl da sein.
+
Ein wichtiger Faktor sind glaube ich nicht unbedingt die Kosten der Autoren, sondern wieviel Zeit sie überhaupt haben, sich mit der Materie zu beschäftigen. Wenn eine Serie von erster Planung bis Veröffentlichung nur ein paar Jahre hat, dann gilt da vermutlich allzu oft auch "Don't make it good, make it wednesday". Und da hilft es dann auch nicht, wenn da ein Autorenteam dransitzt.

Geld ist offensichtlich da und Zeit wäre zumindest nicht das Kernproblem, wenn man sie sich richtig einteilen würde oder könnte.


Bei den Autoren ist es vielleicht etwas nebulöser, aber an den Kostümen sieht man es dafür um so besser und mMn ist die Ursache großteils identisch:
Es wird schlicht die Notwendigkeit nicht mehr gesehen, solche Sachen handwerklich sauber zu machen.

Teils haben sich Arbeitsweise und Rahmenbedingungen verändert, aber zum größeren Teil hat ein Generationenwechsel mit einem enormen Kompetenzverlust stattgefunden, nicht nur bei den großen Regisseursposten, sondern auch in der mittleren Arbeitsebene. Dort sind fast nur noch die Nachfolger und Zöglinge derer vertreten, die das jeweilige Handwerk auch schon nicht mehr von der Pike auf gelernt haben, sondern immer mit vielfältigen Abkürzungen, unhinterfragten Routinen und allerlei technischen Helferlein gearbeitet haben (in der IT ist das sektorenweise sehr ähnlich, habe ich mir sagen lassen).
Und so wird dann das, was früher als Anfängerfehler oder missliebige Auswirkung eines zu geringen Budgets eingeordnet worden wäre, zum Normalfall und damit auch zur Messlatte.

 
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Offline Eismann

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Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
« Antwort #22 am: 8.09.2024 | 23:10 »
Die Rotationsgeschwindigkeit hat sich aber wohl auch erhöht, gerade durch Netflix und Co. Da müssen Serien schnell rausgeballert werden, um gegen die Konkurrenz nicht alt auszusehen. Andererseits muss sich das alles rentieren, also findet die Produktion auf Kante und gleichzeitig von diversen Gremien kontrolliert statt. Und da geht es dann eben nicht um "ein paar Jahre", sondern um ein paar Wochen, vielleicht Monate. Die Serie will ja auch noch vorproduziert, gedreht und nachproduziert werden.
Und wenn man dann im schlimmsten Falle vor dem Berg an Hintergrundmaterial von Star Wars oder Tolkien steht, und nicht eingestellt wurde, weil man dafür ein Spezialist ist, sondern angeheuerter Drehbuchschreiber... tja, dann kommt da halt gerne mal Käse bei rum.
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Offline YY

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Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
« Antwort #23 am: 9.09.2024 | 00:13 »
Und da geht es dann eben nicht um "ein paar Jahre", sondern um ein paar Wochen, vielleicht Monate. Die Serie will ja auch noch vorproduziert, gedreht und nachproduziert werden.

Das ist z.B. so eine Stelle mit veränderten Rahmenbedingungen.
Früher wurden viele erfolgreiche Serien quasi "just in time" produziert, d.h. man hatte vielleicht 1-2 Folgen in Reserve, aber grundsätzlich wurde die Folge produziert, die dann nächste Woche gesendet wurde.
Das hatte so einige negative Nebeneffekte, allen voran die spürbar schnell zusammengeklöppelten Füller-Folgen, die teils auch zustande kamen, weil Teile des Casts durch Krankheit, Unfälle etc. nicht verfügbar waren. Im Rückblick eigentlich völlig irre, aber so war es eben.


Wenn ich jetzt aber als Streaming-Anbieter den Anspruch habe, dass eine Serie einen durchgehenden und ansprechenden Staffel-Plotbogen hat und dann über mehrere Staffeln noch mal einen großen Bogen - das kann ich eben nicht mehr hinschludern* und auch nicht ständig nach 1-2 Staffeln den Stecker ziehen und was neues anfangen. Das wird nämlich mit dieser Schlagzahl nichts und irgendwann machen die Zuschauer es auch nicht mehr mit, ständig angefixt und dann im Regen stehengelassen zu werden. Dann doch lieber "problem of the week" mit guter Durchschnittsqualität.

*Solche Serien gab es recht kurz vor der Streaming-Zeit und in deren Anfängen. Da konnten die Streaming-Dienste hier und da noch die Lorbeeren abgreifen, aber insgesamt hat sich gezeigt, dass deren Anreizstrukturen und Operationsweise solche Serien auch eher verhindern als begünstigen.
Wobei "hinschludern" gegenüber dem alten just in time-Modell auch wieder unfair ist, weil das offensichtlich trotz allem eine gut geölte Maschine war, die im Schnitt brauchbar bis gut geliefert hat. Zumindest da, wo gute Leute an den wichtigen Stellen saßen.


Qualität braucht nun einmal ihre Zeit.

Vor allem braucht sie die richtigen Köpfe und passende Rahmenbedingungen. Beides gibt es aus verschiedenen Gründen nicht mehr in der gleichen Form wie früher, was für mich z.B. dazu geführt hat, dass ich quasi gar keine Filme oder Serien mehr schaue, der ich bis in die späten 2000er hinein quasi meinen Zweitwohnsitz im Kino hätte anmelden können.


Ich sehe auch nicht, wie man als Streaming-Anbieter oder als ganze Branche inklusive Hollywood ohne großen Knall wieder aus der Nummer raus kommt :-\
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Offline Raven Nash

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Re: Wo entwickelt sich Hollywood hin?
« Antwort #24 am: 9.09.2024 | 08:26 »
Wer schonmal die Original-Kostüme von Ep. IV live gesehen hat weiß, dass auch damals schon viel Husch-Pfusch gemacht wurde. Der Unterschied ist, dass sich Kamera/Regie darüber im Klaren waren, und entsprechend fotografiert haben, damit man das eben nicht sieht. CGI zum Nachbearbeiten gab's nicht in der Form.
Da hatte man eben ein Kostüm für Nahaufnahmen und mehrere schlechtere für die Totalen.

Wenn man aber in RoP mal eben ein mit Schuppenmuster bedrucktes Rashguard unter die Plastikrüstung tut, und das in Nahaufnahme zeigt, zeugt das entweder von Unfähigkeit oder Ignoranz.

IMHO besteht auch ein Problem in einem gewissen Personenkult bei Regisseuren und Showrunnern. Ich persönlich kümmer mich nicht um die Leute, aber offenbar bringen bestimmte Namen Publicity. Und die wollen dann auch entsprechend bezahlt werden. Auch wenn sie Mist abliefern.
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