Meine persönliche Meinung zu M6:
Ich habe mir den Playtest Guide bei meinem örtlichen Rollenspieldealer besorgt und etwas drin rumgeblättert, aber nicht genau studiert. Wirkt vom Layout und den Artworks her modern und ansprechend, aber die Flufftexte und der Umfang des PTG haben mich nicht motiviert, da tiefer einzusteigen.
Ich frage mich nach wie vor, was das Ziel der Lizenzübernahme ist. Warum hat Pegasus nicht eine eigene Rollenspiel-IP mit dem Namen Legenden von Damatu entwickelt? Ich sehe wirklich Null Mehrwert durch die Midgard-Marke und ein paar Regeln aus dem Midgard-System. Wenn man bei der Hintergrundwelt als auch bei den Regeln so krasse Änderungen macht, wie das bei M6 der Fall ist, dann sehe ich nicht, wie man da Altspieler:innen abholen will. Und Neuspieler:innen gewinnen halte ich für nahezu ausgeschlossen. Der Markt ist doch längst abgegrast. Wer heute neu anfängt mit RPG, der zockt D&D 5 oder wie immer man das jetzt nennt. Evtl. auch eines der Systeme von Rocketbeans TV. Danach kommt erstmal ganz lang nix. Dann kommt Cthulhu, weil sich die Leute mal gerne für ein Krimidinner verkleiden wollen, so wie die Typen und Tanten in den Twitch-Kanälen und vielleicht verirrt sich mal jemand zu DSA 5. Das war's dann. Alles andere ist Nische - also Kleinverlage, die von Typen wie mir finanziert werden, die ihre Finanzen nicht im Griff haben
Midgard, das ist für mich eine liebenswerte deutsche Rollenspielmarke. Es ist ein bisserl antiquiert und nicht für den Mainstream geeignet, aber ein paar Deutsche lieben es halt, gerade wegen dieser "Verstaubtheit". So wie Nusspli und Sinalco Cola. Und ich meine das überhaupt nicht negativ. Wenn ich durch die M5-Publikationen blättere, dann sehe ich das Herzblut, das dahinter steckt. Außerdem hatte Midgard bisher etwas, das ich ungemein schätze: einen kleinen Zirkel von Autor:innen, die die Konsistenz des Settings kontrollieren. Das hatte DSA auch mal...
Disclaimer: ich bin ein absoluter Laie und habe keine Ahnung von Spieleverlagen. Aber mein Gefühl sagt mir: Pegasus hätte entweder lieber selber ein mainstreamiges Rollenspiel (vielleicht auch als Brettspiel mit angetackerten Rollenspielelementen) als originär deutsche Alternative zu D&D im 21. Jh. entwicklen oder halt die Midgard-Lizenz nebenher betreiben und für die nächste Zeit jedes Jahr 4 bis 5 Bücher für die alternde Midgard-Community raushauen sollen. Ob man mit letzterem viel Geld hätte verdienen können? Keine Ahnung.