Ist er denn weg?
M5 ist gerade nochmal richtig aktiv und vieles wird produziert. Und wenn du in der Zukunft immer wieder dahin zurückkehrst, dann kannst du dir eben genau das erhalten: Deinen Wohlfühlspot ohne jegliche Änderung, die dir missfällt.
Ich verstehe den Frust der Midgard Liebhaber mit M6 (und ich bin kein Verfechter von M6), aber ich verstehe bei Rollenspielen nicht, warum die Editionsänderung mir einen Steick durch die Rechnung machen sollte. Denn am Ende ist ein Rollenspiel immer das, was ich an den Tisch bringe und dort spiele.
Ich spiele Midgard von der 1. Auflage der ersten Edition an und habe mit M3 schon mal praktisch eine Edition ausgelassen (die Aufteilung in drei Hefte hatte genervt und wir haben die besten Sachen als Hausregeln für M2 übernommen). Bei M4 war ich dann wieder begeistert dabei und bei M5 noch begeisterter.
Ich hätte emotional kein Problem, M6 auszulassen und bei M7 oder 8 wieder einzusteigen.
Für micht besteht das Problem, dass M6 eben keine Überarbeitung oder Fortentwicklung von M5 oder was davor ist. Das ist auch anders als es M3 im Vergleich zu M2 war. M6 ist eine Entkernung des bisherigen Regelsystems mit allerlei Geklautem und Zusammengesuchtem aus anderen Systemen und sehr wenig neuen Ideen. Wenn Pegasus nicht voll und ganz auf den Trichter kommt, dass M6 ein Holzweg war und zu den Wurzeln zurückkehrt, dann kann ich jetzt schon sagen, dass mir M7 und M8 auch nichts bringen werden. Es geht zu sehr in die falsche Richtung.
Natürlich kann ich M5 weiterspielen und machen wir uns nichts vor, die PDFs werden sich auch ohne den Erwerb der Bücher in privaten Runden weiter verbreiten, wenn es keine andere Möglichkeit gibt, da ran zu kommen.
Ich brauche nicht einmal neue Abenteuer. Bei dem Tempo könnte ich bis zum Lebensende vom Inhalt meiner Regale zehren. Das meiste schreibe ich eh selbst. Anderes könnte ich auch von anderen Systemen umschreiben.
Aber ich glaube, ein System lebt eben auch von der Kreativität seiner Fans. Ich würde spaßeshalber gern an der alten Midgardwelt weiterbasteln können und vielleicht mal ein Abenteuer veröffentlichen, ohne ein kommerzielles Interesse zu hegen. Ich würde gern das Material anderer Fans anschauen und am besten gedruckt in Händen halten. Und da ist die Zukunft aufgrund der aktuellen Situation ungewiss. Ich verstehe sogar die Gründe, trotzdem wurmt es mich.
Pegasus hat andere Prioritäten und andere Interessen. Ich aber auch. Deshalb hadere ich mit der Situation, dass die Rechte für Midgard bei Pegasus liegen und sie in dem Bereich, der mich noch interessiert, mit beiden Füßen auf der Bremse stehen.
Und zu den allgemeinen Zukunftsaussichten von Midgard: Jürgen und Elsa haben das Produkt seit über 40 Jahren am Markt gehalten. Da sind in der Zwischenzeit schon viele andere schön gestartet und längst von der Bildfläche verschwunden. Andere, die noch vor fünf Jahren als der heiße Scheiß gehandelt wurden, werden auch schon wieder ruhiger. Hingegen hat Branwens Bazar zum ersten Mal auf seiner Homepage angegeben, dass sich die Lieferzeiten wegen der vielen Bestellungen verzögern. Der Droll hat ein fulminantes Crowdfunding hingelegt und Material in Massen rausgebracht. M5 war älteren Mitteilungen zu Folge weit besser gelaufen als erwartet ... Midgard hat also in seiner klassischen Form doch so einiges Potential und ist eher totgesagt als dem Tode nahe gewesen.
Mit einer zusätzlichen neuen Spielwelt, dem professionellen Marketing und dem Kontakt zu einem breiter aufgestellten, bereits vorhandenen Kundenkreis, mit einer Öffnung und Präsenz außerhalb der Midgard-Cons und in Spieleläden hätten auch M5 und das alte Midgard sowie ein moderat, wertschätzend überarbeitetes M6 mit der neuen Welt Damatu (ich hätte allerdings einen Cut gemacht und eine ganz andere Parallelwelt oder meinetwegen die Rückseite des Planeten genommen) kommerziell in noch ganz andere Sphären vorstoßen können.
Ob M6 das hinbekommt, kann wohl noch keiner sagen. Die Rahmenbedingungen sind besser als unter den Fittichen der Frankes, aber das Produkt fällt bezogen auf den PTG deutlich ab.