Kann man so sehen, muss aber nicht so sein.
Du machst in deinem Job einen kritischen Fehler, der weitreichende Konsequenzen für deinen Arbeitgeber hat, aber du bekommst nur eine Abmahnung.
Du machst in deinem Job einen kleinen Fehler, der deinen Chef nur ungünstig dastehen lässt, wirst aber dennoch von ihm dafür gekündigt.
Die Intensität des Fehlers hängt nicht immer mit den Konsequenzen zusammen.
Grundsätzlich bemisst sich der Erfolg einer Aktion doch am Ergebnis des Wurfes. Der Rest ist nur Erklärung dafür, warum das Ergebnis so ausgefallen ist. Das erste Beispiel passt übrigens sehr gut. Kritischer Fehler, weitreichende Konsequenzen. Die Konsequenzen müssen ja nicht unbedingt einen selber betreffen. Im zweiten Beispiel würde ich übrigens (sollte es wirklich so sein, dass der Wurf knapp daneben gegangen sein), fragen, ob das so Sinn ergibt (im Zweifelsfall in der Nachbesprechung). Denn hier brechen Realität und Rollenspiel - in der Realität ist es möglich, perfekt zu sein und trotzdem zu scheitern. Das ist so eigentlich (in den Runden zumindest, denen ich so beigewohnt habe) beim Rollenspiel eher nicht der Fall. Alternativ: Für den Chef scheint der Fehler nicht so klein gewesen zu sein.
Die Frage an dieser Stelle ist für mich auch, wie zielführend die Argumentation mit verschiedenen Stufen von Fehlern ist. Es geht hier doch eigentlich um verschiedene Stufen des Erfolgs, nicht um verschiedene Stufen des Misserfolgs. In den meisten Systemen gibt es keine wirklich ausführlichen Stufen des Misserfolgs (maximal den Patzer). Der einfache Misserfolg ist einfach ein Misserfolg. Schadenswürfe kommen ja nur Zustande, wenn ich Erfolg habe. Es wird nicht berechnet, wie wenig ich treffe.
Spannenderweise gibt es die Trennung zwischen Treffen und Schaden ja nur im Kampf. Um den Vergleich zu ziehen: Ich mache einen Buchungsfehler, der meinem Arbeitgeber viel Geld kostet. Wieviel Geld, ob es überhaupt viel Geld ist, wird meines Wissens dann in keinem Rollenspiel ausgewürfelt. Auch beim Handwerken in den meisten System, die ich kenne. Da wird im Normalfall die Qualität des hergestellten Gegenstandes einfach am Wurf bemessen.
Was die kleinen Fehler (beziehungsweise eher den Erfolg) im Kampf betrifft: Im Grunde wird die Wirkung beispielsweise eines Schusses immer am Schaden gemessen, den man verursacht hat. Die einzige Lösung in der Interpretation der Würfe, wenn ich gut getroffen habe, aber wenig oder gar keinen Schaden verursache, wäre zu sagen, dass der Schuss wohl doch nicht gut getroffen hat. Rein regeltechnisch hat er das aber. Ein Schuss, der gut trifft, sollte daher auch gut Schaden machen. Alles andere empfinde ich als ziemlich unbefriedigend.