Autor Thema: RPG-Titel: Wann übersetzen und wann nicht?  (Gelesen 2084 mal)

0 Mitglieder und 3 Gäste betrachten dieses Thema.

Offline AndreJarosch

  • Famous Hero
  • ******
  • Mythras/RuneQuest/BRP/W100-Fanatiker
  • Beiträge: 3.331
  • Username: AndreJarosch
RPG-Titel: Wann übersetzen und wann nicht?
« am: 24.11.2024 | 15:06 »
Einige Titel von Rollenspielen (Systeme/Regelbücher, nicht Titel von Quellen- oder Abenteuerbänden) wurden bei ihrer Übersetzung in Deutsche übersetzt, andere nicht.

Shadowrun = Shadowrun
Cyberpunk = Cyberpunk
Earthdawn = Earthdawn
RuneQuest = RuneQuest

aber

7th Sea = 7te See
Lord of the Rings = Herr der Ringe
The One Ring = Der Eine Ring
Vampire the Masquerade = Vampire die Maskerade


Was meint ihr:
Sollten bei der Übersetzung eines Rollenspiels in Deutsche die Titel von Rollenspielsystemen auch übersetzt werden?
bzw.
WANN sollte ein Titel übersetzt werden und wann nicht?

(ich habe meine Meinung dazu, will aber erst einmal eure hören.)

Offline Galatea

  • Adventurer
  • ****
  • Beiträge: 715
  • Username: Galatea
Re: RPG-Titel: Wann übersetzen und wann nicht?
« Antwort #1 am: 24.11.2024 | 15:50 »
Nicht übersetzt werden sollte der Titel, wenn er vom Sinn her schwer zu übersetzen ist oder aus einem Verbundwort besteht (ganz besonders wenn dieses Verbundwort einen spezifischen Sinn trägt, den eine Übersetzung nicht erfassen kann).


Dir ist sicher aufgefallen, dass alle Titel aus deiner ersten Kategorie Verbundwörter sind, während alle Titel aus der zweiten Kategorie aus mehreren Wörten bestehen.

Klar lässt sich Shadowrun auch vage mit sowas wie Schattenläufer übersetzen, aber das trägt nicht wirklich die Bedeutung des Originals, das ja explizit anspielt auf "Runs" (also die Einbruchsszenarien, Überfälle und andere Missionen, die für das Spiel so typisch sind), die "im Schatten" (also verdeckt vor den Augen der Öffentlichkeit) stattfinden.

Bei Cyberpunk fängt das Problem schon damit an, dass es nicht einmal eine vernünftige Übersetzung für "Cyber" gibt. Und Technopunk hört eher wie ein neuer Underground-Musikstil an.

Earthdawn bildet hier vielleicht die Ausnahme, da "Erdendämmerung" im Deutschen durchaus einen gewissen Sinn ergibt - wobei ich das Gefühl habe, dass das für die meisten auch unverständlich ist, spätestens seit ich herausgefunden habe, dass kaum einer meiner Bekannten verstanden hat was gemeint war als bei Watchmen Dr. Manhattans Erscheinen als "Morgendämmerung des Superhelden" bezeichnet wurde.

Und RuneQuest - naja, "Runensuche" ist jetzt kein besonders toll klingender Titel (auch wenn man es in mehrere Wörter aufsplittet, wie "Die Suche nach den Runen" wird es nicht wirklich besser).

Eine Ausnahme, die mir hier spontan einfallen würde wären die Hunger Games, die man locker mit Hungerspiele übersetzen kann - beides normale Wörter und auch der Sinn bleibt erhalten.



Bei den Titeln der zweiten Kategorie verliert man dagegen nicht wirklich was, wenn man sie übersetzt, weil es bereits Phrasen aus mehreren Wörtern sind, die sich absolut sinnvoll ins Deutsche übersetzen lassen und sich dabei auch nicht merkwürdig anhören.

Sicherlich gibt es auch hier Ausnahmen, wo man vielleicht besser nicht übersetzen sollte, die sind aber seltener. Einfallen würde mir jetzt spontan sowas wie Heroes of Might & Magic - "Helden von Macht und Magie" hört sich etwas merkwürdig/gestelzt an, kann man aber prinzipiell auch machen.

Früher wurde ja generell alles übersetzt, da gab es durchaus auch mal den ein oder anderen Griff ins Klo - z.B. "Die Rückkehr der Jedi-Ritter" find ich jetzt eher unglücklich/suboptimal, weil wenn man es genau nimmt kehrt da nur genau EIN Jedi zurück, um seinen Job zu Ende zu bringen (die englische Version "Return of the Jedi" ist da schon sprachlich bedingt komplett ambig). Der deutsche Titel würde nur Sinn ergeben, wenn man die ganze Jedi-Akademie-Geschichte des EU vordeuten würde.
« Letzte Änderung: 24.11.2024 | 15:53 von Galatea »
"Ah, they're going 65. So they should be there in 3 BILLION years."

Offline Raindrop

  • Experienced
  • ***
  • Dennis Maciuszek
  • Beiträge: 352
  • Geschlecht: Männlich
  • Username: Raindrop
    • Storyautor
Re: RPG-Titel: Wann übersetzen und wann nicht?
« Antwort #2 am: 24.11.2024 | 16:21 »
Ich bin fast immer fürs Übersetzen. Aber nicht wörtlich, sondern dafür, dass man einen deutschen Titel findet, der ähnlich cool klingt.

Beispiele: Tunnels & Trolls > Schwerter und Dämonen, Call of Cthulhu > Auf Cthulhus Spur, Elfquest > Abenteuer in der Elfenwelt usw.

Es wirkt einfach konsistenter, poetischer ...

Ich würde es nicht im Nachhinein tun, wenn der Originaltitel schon eine etablierte Marke ist, z. B. Runequest, Traveller, Dungeons & Dragons.
« Letzte Änderung: 24.11.2024 | 16:22 von Raindrop »

Offline AndreJarosch

  • Famous Hero
  • ******
  • Mythras/RuneQuest/BRP/W100-Fanatiker
  • Beiträge: 3.331
  • Username: AndreJarosch
Re: RPG-Titel: Wann übersetzen und wann nicht?
« Antwort #3 am: 24.11.2024 | 16:49 »
Nicht übersetzt werden sollte der Titel, wenn er vom Sinn her schwer zu übersetzen ist oder aus einem Verbundwort besteht (ganz besonders wenn dieses Verbundwort einen spezifischen Sinn trägt, den eine Übersetzung nicht erfassen kann).


Dir ist sicher aufgefallen, dass alle Titel aus deiner ersten Kategorie Verbundwörter sind, während alle Titel aus der zweiten Kategorie aus mehreren Wörten bestehen.

Da könntest du recht haben.
Mir fallen nur sehr wenige Titel ein, wo ein Verbundwort-Titel übersetzt wurde:

"Stormbringer" wurde zu "Sturmbringer"... aber das bot sich ja auch an.


Ich finde Beispiele wo Titel die keine Verbundwörter sind nicht übersetzt wurden:

"City of Mist" ist KEIN Verbundwort und wurde nicht zu "Stadt des Nebels".

"Beyond the Wall" ist auch kein Verbundwort und wurde nicht zu "Jenseits der Mauer".

"Trail of Cthulhu" ist kein Verbundwort und wurde nicht zu "Auf Cthulhus Pfad".


Offline Raindrop

  • Experienced
  • ***
  • Dennis Maciuszek
  • Beiträge: 352
  • Geschlecht: Männlich
  • Username: Raindrop
    • Storyautor
Re: RPG-Titel: Wann übersetzen und wann nicht?
« Antwort #4 am: 24.11.2024 | 17:04 »
Trail of Cthulhu ist übrigens das Buch von August Derleth, das auf Deutsch Auf Cthulhus Spur heißt.

Offline Tele

  • Hero
  • *****
  • Beiträge: 1.016
  • Username: Tele
Re: RPG-Titel: Wann übersetzen und wann nicht?
« Antwort #5 am: 24.11.2024 | 18:23 »
Da könntest du recht haben.
Mir fallen nur sehr wenige Titel ein, wo ein Verbundwort-Titel übersetzt wurde:

"Stormbringer" wurde zu "Sturmbringer"... aber das bot sich ja auch an.


Ich finde Beispiele wo Titel die keine Verbundwörter sind nicht übersetzt wurden:

"City of Mist" ist KEIN Verbundwort und wurde nicht zu "Stadt des Nebels".

"Beyond the Wall" ist auch kein Verbundwort und wurde nicht zu "Jenseits der Mauer".

"Trail of Cthulhu" ist kein Verbundwort und wurde nicht zu "Auf Cthulhus Pfad".

Ich finde übrigens Stadt des Nebels VIEL besser als City of Mist, besonders da Mist im Deutschen ja auch eine Bedeutung hat. Ich glaube da war das Beibehalten des Titels sogar ein negativer Faktor. Ebenso Jenseits der Mauer und auch Auf Cthulhus Pfaden (sic) sind viel schönere Titel.

Offline General Kong

  • Legend
  • *******
  • Werd bloß nicht affig!
  • Beiträge: 4.147
  • Geschlecht: Männlich
  • Username: General Kong
Re: RPG-Titel: Wann übersetzen und wann nicht?
« Antwort #6 am: 24.11.2024 | 18:39 »
Prinzipiell FÜR Titelübersetzungen, englische/ spanische/ polnische Titel nur, wenn man das nicht übersetzen kann oder im Setting gesetzt ist (ein Quelkenbuch zu "Gotham City" sollten nicht "Gotham Stadt" heißen).

Ich war auch damals dafür das Labyrinth Lord den Zusatz/Untertitel "Herr der Labyrinthe" bekam.

In anderen Ländern ist das Gang und Gäbe, nur in Deutschland tut man dich verschämt mit der eigenen Sprache schwer, weil suf Englisch klingt das ja sooo vie besser ...
A bad day gaming is better than a good day working.

Offline AndreJarosch

  • Famous Hero
  • ******
  • Mythras/RuneQuest/BRP/W100-Fanatiker
  • Beiträge: 3.331
  • Username: AndreJarosch
Re: RPG-Titel: Wann übersetzen und wann nicht?
« Antwort #7 am: 24.11.2024 | 18:55 »
In anderen Ländern ist das Gang und Gäbe, nur in Deutschland tut man dich verschämt mit der eigenen Sprache schwer, weil suf Englisch klingt das ja sooo vie besser ...

Eine weitere Erwägung ist wahrscheinlich auch wie ein nicht des englischen mächtiger Deutscher den in englisch gelassenen Titel ausspricht.

Ich sage nur Philipp Lohmann von Nerds-gegen-Stephan und "Destined - Das Superhelden-Rollenspiel" (Däßtinett).  ;)

Online schneeland (n/a)

  • Moderator
  • Titan
  • *****
  • Cogito ergo possum
  • Beiträge: 12.791
  • Username: schneeland
Re: RPG-Titel: Wann übersetzen und wann nicht?
« Antwort #8 am: 24.11.2024 | 19:01 »
"Beyond the Wall" ist auch kein Verbundwort und wurde nicht zu "Jenseits der Mauer".

Ich meine mich zu erinnern, dass Daniel und Patrick in einem Podcast oder Stream sogar mal erwähnten, dass sie intern über einen eingedeutschten Titel diskutiert hatten, das aber verworfen hatten, weil "Mauer" zu stark mit der deutsch-deutschen Grenze bis 1989 assoziiert ist.

Ansonsten bin ich da bei Raindrop: wenn es sinnvoll möglich ist, gern eindeutschen. Für das deutsche Dragonbane hätte ich mir z.B. auch Drachen & Dämonen gut vorstellen können. Und "Auf Cthulhus Spur" erschiene mir ebenfalls passend.

Mein Eindruck ist aber auch, dass die Originalautoren/-verlage mittlerweile gern die Marke gestärkt sehen, und dass eine Verwendung des englischen Titels auch für andere Sprachversionen dabei als hilfreich betrachtet wird.
Brothers of the mine rejoice!
Swing, swing, swing with me
Raise your pick and raise your voice!
Sing, sing, sing with me

Online postkarte

  • Experienced
  • ***
  • Beiträge: 255
  • Geschlecht: Männlich
  • Username: postkarte
Re: RPG-Titel: Wann übersetzen und wann nicht?
« Antwort #9 am: 24.11.2024 | 19:03 »
Ich habe den Eindruck, dass sich einfach die Befindlichkeiten geändert haben.

Dragonlance wurde früher zu Drachenlanze übersetzt und wird heute eben so gelassen. Die Produktidentität ist wichtiger als der stimmungsvollere Name.

Offline General Kong

  • Legend
  • *******
  • Werd bloß nicht affig!
  • Beiträge: 4.147
  • Geschlecht: Männlich
  • Username: General Kong
Re: RPG-Titel: Wann übersetzen und wann nicht?
« Antwort #10 am: 24.11.2024 | 19:04 »
Das kommt neben der Unverständlichkeit so mancher Titel noch hinzu.

Außerdem ist das Übersetzen der Titel ja kein stumpfes, wortwötlicjes Übertragen, sondern ein "Wie hieße das Spiel wohl auf Deutsch".

So müsste Shadowrun nicht unbedingt "Schattenlauf" heißen, sondern zum Beispiel "In den Schatten". Für Dungeons & Dragons war damals "Drachen & Dämonen" im Gespräch, aber man wollte von US-Seite nichts mit Dämonen (war gerade Satanistenhatz) und so nahm man nur den Kürzel D&D.
Seltsamerweise war das bei Tunnels & Trolls =  Schwerter & Dämonen kein Problem ..
A bad day gaming is better than a good day working.

Offline foolcat

  • Experienced
  • ***
  • Beiträge: 161
  • Username: foolcat
Re: RPG-Titel: Wann übersetzen und wann nicht?
« Antwort #11 am: 24.11.2024 | 20:17 »
Soviel übersetzen wie nötig, so wenig übersetzen wie möglich.

Sage ich als jemand, der nach Möglichkeit immer englischsprachige Originalfassungen kauft und in der Regel deutsche Übersetzungen dieser Titel—insofern überhaupt vorhanden—mit dem Allerwertesten nicht anschaut. Aber es gibt Ausnahmen.

Was meiner Meinung nach nie übersetzt werden muss sind Eigennamen, wie z.B. Orts- oder Personennamen. Der Werksname gehört auch dazu, allein schon aus Gründen der brand recognition: Ist das Rollenspiel "Cthulhu" in Deutsch jetzt eine Übersetzung von Chaosium's "Call of Cthulhu", oder eine Eigenentwicklung? Schließlich ist der Begriff Cthulhu ja inzwischen in der Public Domain und es gibt mittlerweile gefühlt zwei Dutzend Rollenspiele, die den Begriff benutzen. Als Lizenzgeber würde ich sogar darauf bestehen, dass der Name meiner IP in fremdsprachigen Übersetzungen erhalten bleibt, gerne mit übersetzten Untertiteln, weil es wie erwähnt die Markenidentität erhält und es leichter auffindbar macht. Man stelle sich vor, das künftige amerikanische RPG "The Broken Empires" würde hierzulande als "Die zerfallenen Kaiserreiche" im Regal stehen, das findet doch kein Mensch wieder und der, der es sieht, assoziiert zuallererst ein Setting mit Europa nach dem Ersten Weltkrieg...  ;D

Ich finde ja, dass bei einer zu gut gemeinten Übersetzung aus dem Englischen sehr viel Flair verloren gehen kann (was ohnehin schon der Fall ist, da es die meisten Idiome ja nicht überleben). Deshalb schätze ich Übersetzungen, die behutsam und mit Sachverstand vorgehen; eine Übersetzung für den deutschen Markt kann durchaus Mehrwert gegenüber dem Original haben, vor allem dann, wenn mehrdeutige oder umständliche Formulierungen im Original ausgemerzt werden, Errata eingepflegt werden, oder weit verstreute Blöcke zu ein und demselben Thema zusammengeführt werden (mit ordentlicher Referenzierung, versteht sich). Wenn es dann noch einen brauchbaren Index, eine Tabelle über regeltechnische Begriffe im Original und ihre Übersetzung gibt, oder gar einen Anhang mit allen regelrelevanten Tabellen im Buch, dann ist das für mich Mehrwert.
Power Gamer: 25% | Butt-Kicker: 8% | Tactician: 38% | Specialist: 4% | Method Actor: 71% | Storyteller: 71% | Casual Gamer: 17%

"Wesley, was ist mit den RVAGs?" -- "Ratten von außergewöhnlicher Größe? Ich glaube nicht, dass es die gibt." *brüll* *klopp*

Offline Prisma

  • Hero
  • *****
  • Paperpunk
  • Beiträge: 1.467
  • Geschlecht: Männlich
  • Username: Prisma
Re: RPG-Titel: Wann übersetzen und wann nicht?
« Antwort #12 am: 24.11.2024 | 20:34 »
Letztlich muss der Titel cool klingen. Nicht der Fall war das z.B. bei "Exalted" -> "Die Hohen". Da klang es sogar lächerlich. Das geht gar nicht!
Mit einem 7er-Set, stehen ganze Universen offen.

Online Alter Weißer Pottwal

  • Hero
  • *****
  • Beiträge: 1.596
  • Geschlecht: Männlich
  • Username: Alter Weißer Pottwal
Re: RPG-Titel: Wann übersetzen und wann nicht?
« Antwort #13 am: 24.11.2024 | 20:36 »
Das ist völlig willkürlich.
spielt: Labyrinth Lord bei Fezzik
leitet: Warhammer Fantasy 4

Vermisst wird der Gelehrte Matthias aus Irlendom.
Sichtungen bitte bei mir melden!
Keine Einfangversuche unternehmen!

Offline Edgar Allan Poe

  • Adventurer
  • ****
  • Beiträge: 548
  • Username: Lovecraft
Re: RPG-Titel: Wann übersetzen und wann nicht?
« Antwort #14 am: 24.11.2024 | 22:15 »
/EDIT: Ich bin nicht mehr sicher, ob mein Beispiel tatsächlich passiert ist, oder ob ich das damals nur gelesen habe, deshalb nehm ichs wieder raus.

Anyway: Eine Übersetzung muss von Fall zu Fall entschieden werden. Eigennamen und etablierte Marken sollte man eher nicht übersetzen. Andererseits sollte man etablierte Übersetzungen auch nicht urplötzlich nicht mehr übersetzen (ich sehe dich an, Dungeons & Dragons mit deinen Forgotten Realms ... )
« Letzte Änderung: 24.11.2024 | 22:18 von Edgar Allan Poe »
Den Akkusativ zu nutzen ist sexy.

Offline ghoul

  • Legend
  • *******
  • Beiträge: 5.839
  • Username: ghoul
    • Ghoultunnel
Re: RPG-Titel: Wann übersetzen und wann nicht?
« Antwort #15 am: 24.11.2024 | 22:28 »
Letztlich muss der Titel cool klingen. Nicht der Fall war das z.B. bei "Exalted" -> "Die Hohen". Da klang es sogar lächerlich. Das geht gar nicht!

Es hätte ja auch "Die Erhabenen" heißen müssen.
Tactician: 96%
PESA hilft!
PESA diskutiert.

Zensur nach Duden:
Zitat
von zuständiger, besonders staatlicher Stelle vorgenommene Kontrolle, Überprüfung von Briefen, Druckwerken, Filmen o. Ä., besonders auf politische, gesetzliche, sittliche oder religiöse Konformität.

Offline AndreJarosch

  • Famous Hero
  • ******
  • Mythras/RuneQuest/BRP/W100-Fanatiker
  • Beiträge: 3.331
  • Username: AndreJarosch
Re: RPG-Titel: Wann übersetzen und wann nicht?
« Antwort #16 am: 24.11.2024 | 22:39 »
Gehen wir doch einfach anhand von bisher noch nicht in Deutsch erschienenen Rollenspielen ein paar theoretische Beispiele durch:

MOTHERSHIP
So lassen, oder übersetzen als "Mutterschiff"?

KING ARTHUR PENDRAGON
So lassen, oder übersetzen als "König Artus Pendragon"?

CLOCKWORK & CHIVALRY
So lassen, oder übersetzen als "Uhrwerk & Ritterlichkeit"?

HERO KIDS
So lassen, oder übersetzen als "Helden-Kinder?

Offline Edgar Allan Poe

  • Adventurer
  • ****
  • Beiträge: 548
  • Username: Lovecraft
Re: RPG-Titel: Wann übersetzen und wann nicht?
« Antwort #17 am: 24.11.2024 | 22:51 »
MOTHERSHIP
So lassen, oder übersetzen als "Mutterschiff"?

KING ARTHUR PENDRAGON
So lassen, oder übersetzen als "König Artus Pendragon"?

Schönes Beispiele, wie ich finde. Hier würde ich bei Mothership den englischen Titel behalten. Bei Pendragon tatsächlich die Übersetzung!

Vor allem, weil ich "Mutterschiff" als deutlich weniger "cool" empfinde. Und bei Pendragon ist die Bezeichung "Artus" im Deutschen imho sehr viel geläufiger als Arthur (was man glaub ich zuletzt vor allem in den 80ern und frühen 90ern noch sagte).
Den Akkusativ zu nutzen ist sexy.

Offline AndreJarosch

  • Famous Hero
  • ******
  • Mythras/RuneQuest/BRP/W100-Fanatiker
  • Beiträge: 3.331
  • Username: AndreJarosch
Re: RPG-Titel: Wann übersetzen und wann nicht?
« Antwort #18 am: 24.11.2024 | 22:55 »
Schönes Beispiele, wie ich finde. Hier würde ich bei Mothership den englischen Titel behalten.

Vor allem, weil ich "Mutterschiff" als deutlich weniger "cool" empfinde.

Was macht den "Mothership" cooler im Vergleich zu "Mutterschiff"?

Und wie spricht ein Deutscher der keinerlei Engisch beherrscht "Mothership" aus: "Motters-Hipp"

Offline Edgar Allan Poe

  • Adventurer
  • ****
  • Beiträge: 548
  • Username: Lovecraft
Re: RPG-Titel: Wann übersetzen und wann nicht?
« Antwort #19 am: 24.11.2024 | 22:59 »
So richtig erklären kann ichs nicht. Klingt in meinen Ohren einfach besser.

Und wie das mit nicht englischsprechenden Menschen ist, kann ich auch nicht sagen ... mir ist das tatsächlich völlig fremd, dass jemand in der heutigen Zeit so gar kein Englisch spricht. Auch wenn ich natürlich weiß, dass es das gibt.
Den Akkusativ zu nutzen ist sexy.

Offline Paßwächter

  • Bloody Beginner
  • *
  • Beiträge: 27
  • Username: Paßwächter
Re: RPG-Titel: Wann übersetzen und wann nicht?
« Antwort #20 am: 24.11.2024 | 23:20 »
MOTHERSHIP
So lassen, oder übersetzen als "Mutterschiff"?
Hmm... wenn "Mothership" einen Beiklang hat, der besser zum Inhalt passt, eher lassen. Ansonsten eher übersetzen.

KING ARTHUR PENDRAGON
So lassen, oder übersetzen als "König Artus Pendragon"?
Den Titel übersetzen, den Namen in der üblichen Schreibweise belassen, also: "König Arthur Pendragon".

CLOCKWORK & CHIVALRY
So lassen, oder übersetzen als "Uhrwerk & Ritterlichkeit"?
Wie wäre es mit "Räderwerk und Ritterschaft"?

HERO KIDS
So lassen, oder übersetzen als "Helden-Kinder?
Ich würde im Moment dazu neigen, beides zu verbinden: "Hero Kids - Klein, aber wacker" (oder so etwas wie  "Wackere Kleine" bzw. "Die wackeren Kleinen" ).

Online schneeland (n/a)

  • Moderator
  • Titan
  • *****
  • Cogito ergo possum
  • Beiträge: 12.791
  • Username: schneeland
Re: RPG-Titel: Wann übersetzen und wann nicht?
« Antwort #21 am: 24.11.2024 | 23:39 »
Gehen wir doch einfach anhand von bisher noch nicht in Deutsch erschienenen Rollenspielen ein paar theoretische Beispiele durch:
...

So aus dem Bauch raus:

MOTHERSHIP
So belassen oder eine freiere, aber semantisch passende Übersetzung wählen ("Mutterschiff" ist m.E. im Deutsch wenigen verbreitet, außer in "Bazillen-Mutterschiff", was aber vermutlich nicht die Assoziation ist, die man haben möchte :) )

PENDRAGON
Entweder so wie Paßwächter sagt oder gleich das "König Arthur" weglassen und von "Pendragon (Rollenspiel)" sprechen

CLOCKWORK & CHIVALRY
Kann man schon übersetzen und Paßwächters Vorschlag passt schon ganz gut - die Alliteration möchte man ja gern beibehalten. Ich würde aber vermutlich "Räderwerk & Rittertum" oder "Räderwerk & Ritterstand" verwenden.

HERO KIDS
Nicht wörtlich übersetzen, sondern eher sowas wie "Kleine Helden" verwenden (auch wenn sich das mit den Illustratoren überlappt)
Brothers of the mine rejoice!
Swing, swing, swing with me
Raise your pick and raise your voice!
Sing, sing, sing with me

Offline Galatea

  • Adventurer
  • ****
  • Beiträge: 715
  • Username: Galatea
Re: RPG-Titel: Wann übersetzen und wann nicht?
« Antwort #22 am: 25.11.2024 | 00:50 »
Ich bin fast immer fürs Übersetzen. Aber nicht wörtlich, sondern dafür, dass man einen deutschen Titel findet, der ähnlich cool klingt.

Beispiele: Tunnels & Trolls > Schwerter und Dämonen, Call of Cthulhu > Auf Cthulhus Spur, Elfquest > Abenteuer in der Elfenwelt usw.

Es wirkt einfach konsistenter, poetischer ...

Ich würde es nicht im Nachhinein tun, wenn der Originaltitel schon eine etablierte Marke ist, z. B. Runequest, Traveller, Dungeons & Dragons.
Call of Cthulhu würde ich jetzt eher wörtlich mit "Der Ruf des Cthulhu" übersetzen, weil das ganze ja eine explizite Anspielung darauf ist, dass das Unbeschreibliche die Menschen oft anzieht, geradezu nach ihnen ruft bzw. sie seinem Ruf folgen.


Im Prinzip ist es egal, solange der Titel vernünftig klingt, den Sinn halbwegs wiedergibt und man nicht bei sowas wie Stefon Rudels "Menschheitsverteidigungsplato Itönetie" endet.

(Umgekehrt gibt es das Problem mit merkwürdigen wörtlichen Übersetzungen übrigens auch - das schwarze Auge direkt zu "the black eye" übersetzt wäre das was im deutschen ein blaues Auge ist, weshalb man sich auch klugerweise für "the dark eye" entschieden hat.)
« Letzte Änderung: 25.11.2024 | 01:11 von Galatea »
"Ah, they're going 65. So they should be there in 3 BILLION years."

Offline aikar

  • Legend
  • *******
  • Beiträge: 6.888
  • Username: aikar
Re: RPG-Titel: Wann übersetzen und wann nicht?
« Antwort #23 am: 25.11.2024 | 08:18 »
Ich bin sehr froh, dass Tails of Equestria nicht übersetzt wurde  ;D

Ist wohl immer eine individuelle Entscheidung.
Für Fans von Aventurien, denen DSA zu komplex ist: Aventurien 5e: https://aventurien5e-fanconversion.de/

Offline Tudor the Traveller

  • Karnevals-Autist
  • Legend
  • *******
  • (he / him)
  • Beiträge: 5.241
  • Geschlecht: Männlich
  • Username: Tudor the Traveller
Re: RPG-Titel: Wann übersetzen und wann nicht?
« Antwort #24 am: 25.11.2024 | 08:30 »
Ich halte Übersetzungen nur in sehr wenigen Ausnahmefällen für gut.

Und wie spricht ein Deutscher der keinerlei Engisch beherrscht "Mothership" aus: "Motters-Hipp"

Das halte ich für ein sehr konstruiertes Problem. Englisch ist hier in allen Gesellschaftsebenen angekommen. Es geht ja nur um Titel, nicht um Textverständnis.

Edit:
In anderen Ländern ist das Gang und Gäbe, nur in Deutschland tut man dich verschämt mit der eigenen Sprache schwer, weil suf Englisch klingt das ja sooo vie besser ...

Das halte ich für nicht zutreffend. Hast du dafür eine belastbare Quelle?
« Letzte Änderung: 25.11.2024 | 08:39 von Tudor the Traveller »
NOT EVIL - JUST GENIUS

"Da ist es mit dem Klima und der Umweltzerstörung nämlich wie mit Corona: Wenn man zu lange wartet, ist es einfach zu spät. Dann ist die Katastrophe da."

This town isn’t big enough for two supervillains!
Oh, you’re a villain all right, just not a super one!
Yeah? What’s the difference?
PRESENTATION!