Autor Thema: [TTWLB] "I Want To Play" Kapitel V "Die Geister, die ich rief"  (Gelesen 37 mal)

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Offline Outsider

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The Things We Leave Behind
- Herbst 2022 –


I Want To Play

And I say, "Hello Satan,
I believe it is time to go"
Me and the devil walkin' side by side
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Me and the Devil


Kapitel V -Die Geiser, die ich rief-

Die Fahrt zurück nach Algonac kam ihr unendlich lange vor. Casey musste jedes mal die Augen zusmmenkneifen wenn ihr ein Auto entgegen kam. Was auch immer die Medikamente ihr vorspielten, ihre Sicht wurde dadurch nicht besser. Das Licht der Scheinwerfer, stach in ihren Augen, als hätten die Strahlen einen direkten Weg in ihr Gehirn gefunden. Vielleicht waren das aber auch nur Nachwirkungen von dem Etwas das versucht hatte ihren Geist, ihren Körper zu übernehmen. Eine Erfahrung die so unglaublich anders und schrecklich war, wie alles was sie bisher erlebt hatte. Es nicht nur zu sehen, sondern auch zu fühlen.

Die Straßenlaternen von Algonac zogen am Rande ihrer Wahrnehmung vorbei wie die aufgezogenen Perlen einer Kette, nur das diese Perlen von innen heraus glühten. Rechts von ihr der St. Clair River hielt sie sich an die Ortsbeschreibung die Dean ihr gegeben hatte. Sie kannte das Gebiet um den Campingplatz flüchtig. Die Stadtplaner hatten hier einen Fehler gemacht. Das Gelände rund um den Campingplatz lag in einer Senke und wenn der Wind das Wasser des St. Clair über die Uferböschung drückte ergoss sich das kalte Nass in das Hinterland und sammelte sich dort wo der Campingplatz sich befand, was dazu führte dass er regelmäßig überflutet wurde und irgendwann gar nicht mehr genutzt wurde. Was an Bauten auf dem Gelände stand wurde der Witterung und dem Verfall überlassen, der Beton der Stellplätze verwitterte und das Holz der wenigen festen Häuser rottete vor sich hin.

Jetzt in einer Nacht die am Ende des Herbstes und am Beginn des Winters stand bedeckten weitläufige Pfützen das Gelände. Die umliegenden Bäume, eines ansonsten schönen Waldgürtels, waren nur schwarze scherenschnittartige Gebilde welches ich gegen den Nachthimmel abhoben. Fahles Gras und modriges Laub bedeckten die Zwischenräume. Weit vor der Ankunft auf dem Gelände stellte Casey ihr Motorrad ab, das Licht oder das Motorgeräusch wäre verdächtig gewesen. Sie musste die Zähne zusammenbeißen um aufzutreten, jeder Schritt war ein dumpfer Schlag in ihre Seite. Dumpf, weil die Nerven nicht das weiterleiteten was sie eigentlich empfinden sollte, höllische Schmerzen.

Dean wartete auf sie am Rande des Platzes hinter einer alten Holzhütte, die vielleicht mal ein Kiosk gewesen war. Jetzt jedoch nicht mehr als eine heruntergekommene, mit Graffitis überzogene Bretterbude die nach Verwesung roch. Irgendwas musste in ihr gestorben sein, ein Waschbär vielleicht, oder einfach nur Müll den irgendjemand hier illegaler Weise abgelegt hatte.

„Das hat lange gedauert! Ich bin schon total durchgefrohren“ kommentierte Dean ihre Ankunft. Er war so auf eine Hütte auf der anderen Seite des Platzes fixiert, dass der Caseys Zustand gar nicht wahrnahm. „Die Frau ist inzwischen Weg, aber er ist noch da, ich denke er hält sich hier versteckt!“

Casey konnte sehen, dass aus einem der Fenster der Hütte gegenüber ein schwacher, gelblicher Lichtstrahl in die Nacht entwich. Das Fenster war zwar mit Holzlatten verrammelt und irgendjemand musste von innen eine Folie davor genagelt haben, aber er hatte einen kleinen Teil vergessen.

Das Licht stammt von Kerzen oder einem kleinen Feuer. Es flackert, war unstet und kaum zu sehen.

„Da ist er!“ Deans geflüsterte Worte hingen in der kalten, feuchten Nachtluft.
« Letzte Änderung: 14.12.2024 | 11:38 von Outsider »
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Offline Katharina

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Casey - Vor der Hütte

Mit zitternden Händen und weichen Knien steigt Casey von der Maschine. Normalerweise liebt sie das Gefühl von Freiheit, wenn sie in hohen Geschwindigkeiten durch die Nacht rast. Doch davon war heute nichts zu spüren. Sie fühlt sich schwach und dämpfende Wirkung der Medikamente irritiert sie. Fast wünschte sie sich während der Fahrt die Schmerzen zurück, wenn nur im Gegenzug ihre Reaktionen und ihr Verstand wieder normal funktionieren würden. Als sie absteigt und jeder Schritt eine Schmerzwelle durch ihren Körper schickt, ändert sie ihre Meinung jedoch augenblicklich.

"Warum tust du mir das an, Dean?", flucht Casey innerlich, reisst sich daber zusammen, als sie Dean sieht. Sie zwingt sich zu einem freundlichen Gruß, kann sich bei seinem Vorwurf einen gleichermaßen patzige Antwort aber nicht verkneifen. "Sorry, nächstes Mal versuche ich, mein Bewusstsein schneller wiederzuerlangen, wenn man mich niedersticht." Wie immer kann Casey Dean jedoch nicht lange böse sein und ergänzt rasch in versöhnlichem Tonfall: "Ich hatte einen harten Tag. Reden wir später. Erzähl mir erst einmal, was du herausgefunden hast."

Als Dean sie über den Aufenthaltsort des Mannes informiert, nickt Casey knapp  und betrachtet dann die Holzhütte. Gibt es mehrere Ausgänge? Könnte man über das Fenster flüchten? Im Kopf überlegt Casey bereits, wie man den Jungen am besten überrumpeln könnte. "Möchtest du ihn dir schnappen und ihn befragen, oder ihn erst einmal nur beobachten?", fragt sie Dean jedoch, bevor sie zu einer Entscheidung gelangt.
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Offline Outsider

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„Was?“ Entfährt es Dean eine Spur zu laut als Casey davon spricht das man sie niedergestochen hat. „Das konnte ich nicht ahnen…“ setzt er an aber ihr nächster Satz unterbricht ihn. Er blickt die junge Ermittlerin noch einmal skeptisch an. „Siehst wirklich nicht gut aus. Ich hoffe hier läuft alles glatt!“

Dann wendet sich Dean wieder dem Haus zu.

„Ich glaube diese Häuser haben keinen Hinterausgang, die sind zu klein. Nur ein großes Wohnzimmer mit Kochnische und ein oder zwei Schlafzimmer plus Bad. Wenn alle Fenster so verrammelt sind wie das da, kommt man dort nicht so leicht raus. Aber auch nicht unbemerkt rein!“ schiebt Dean noch nach.

„Ich habe lange genug beobachtet, wir müssen mit ihm reden. Nachdem was in der Akte stand muss er wissen was auf der Yacht passiert ist. Ihm ist das gleiche passiert, vielleicht hat alles mit ihm angefangen.“

Dean sagt noch irgendwas aber seine Worte gehen in einem Gewitter aus Schmerzblitzen unter die Caseys Gehirn fluten. Mit einem Mal hat sie das Gefühl nicht mehr allein in dem dunklen Wald und den verrottenden Resten des Campingplatzes zu sein. Etwas ist da draußen, beobachtet, schleicht, jagt und es ist nahe. Viel zu nahe, eine Präsenz voller Gewalt und unbändiger Kraft. Doch das Gefühl vergeht so schnell wie es gekommen ist. War das ein Schatten der Maschinenelfen. Oder waren sie nicht alleine hier draußen. Hatte sich noch etwas an die Spuren von Veronica gehängt, ist ihr gefolgt um Henry zu finden?

Casey kann Deans Hand an ihrem Arm spüren.

„Himmel Casey, du kannst dich ja kaum auf den Beinen halten. Soll ich das alleine machen und du gibst mir hier draußen Rückendeckung?“

Der Gedanke mit der Präsenz hier draußen alleine zu sein lässt Casey erschauern. Sie weiß nicht mehr wer hier die Jäger und wer die gejagten sind. War das alles eine Falle und Henry der Köder oder waren sie und Dean in etwas hinein geraten was lange vor ihnen begonnen hatte?
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