Autor Thema: [TTWLB] "I Want To Play" Kapitel V "Die Geister, die ich rief"  (Gelesen 98 mal)

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The Things We Leave Behind
- Herbst 2022 –


I Want To Play

And I say, "Hello Satan,
I believe it is time to go"
Me and the devil walkin' side by side
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Me and the Devil


Kapitel V -Die Geiser, die ich rief-

Die Fahrt zurück nach Algonac kam ihr unendlich lange vor. Casey musste jedes mal die Augen zusmmenkneifen wenn ihr ein Auto entgegen kam. Was auch immer die Medikamente ihr vorspielten, ihre Sicht wurde dadurch nicht besser. Das Licht der Scheinwerfer, stach in ihren Augen, als hätten die Strahlen einen direkten Weg in ihr Gehirn gefunden. Vielleicht waren das aber auch nur Nachwirkungen von dem Etwas das versucht hatte ihren Geist, ihren Körper zu übernehmen. Eine Erfahrung die so unglaublich anders und schrecklich war, wie alles was sie bisher erlebt hatte. Es nicht nur zu sehen, sondern auch zu fühlen.

Die Straßenlaternen von Algonac zogen am Rande ihrer Wahrnehmung vorbei wie die aufgezogenen Perlen einer Kette, nur das diese Perlen von innen heraus glühten. Rechts von ihr der St. Clair River hielt sie sich an die Ortsbeschreibung die Dean ihr gegeben hatte. Sie kannte das Gebiet um den Campingplatz flüchtig. Die Stadtplaner hatten hier einen Fehler gemacht. Das Gelände rund um den Campingplatz lag in einer Senke und wenn der Wind das Wasser des St. Clair über die Uferböschung drückte ergoss sich das kalte Nass in das Hinterland und sammelte sich dort wo der Campingplatz sich befand, was dazu führte dass er regelmäßig überflutet wurde und irgendwann gar nicht mehr genutzt wurde. Was an Bauten auf dem Gelände stand wurde der Witterung und dem Verfall überlassen, der Beton der Stellplätze verwitterte und das Holz der wenigen festen Häuser rottete vor sich hin.

Jetzt in einer Nacht die am Ende des Herbstes und am Beginn des Winters stand bedeckten weitläufige Pfützen das Gelände. Die umliegenden Bäume, eines ansonsten schönen Waldgürtels, waren nur schwarze scherenschnittartige Gebilde welches ich gegen den Nachthimmel abhoben. Fahles Gras und modriges Laub bedeckten die Zwischenräume. Weit vor der Ankunft auf dem Gelände stellte Casey ihr Motorrad ab, das Licht oder das Motorgeräusch wäre verdächtig gewesen. Sie musste die Zähne zusammenbeißen um aufzutreten, jeder Schritt war ein dumpfer Schlag in ihre Seite. Dumpf, weil die Nerven nicht das weiterleiteten was sie eigentlich empfinden sollte, höllische Schmerzen.

Dean wartete auf sie am Rande des Platzes hinter einer alten Holzhütte, die vielleicht mal ein Kiosk gewesen war. Jetzt jedoch nicht mehr als eine heruntergekommene, mit Graffitis überzogene Bretterbude die nach Verwesung roch. Irgendwas musste in ihr gestorben sein, ein Waschbär vielleicht, oder einfach nur Müll den irgendjemand hier illegaler Weise abgelegt hatte.

„Das hat lange gedauert! Ich bin schon total durchgefrohren“ kommentierte Dean ihre Ankunft. Er war so auf eine Hütte auf der anderen Seite des Platzes fixiert, dass der Caseys Zustand gar nicht wahrnahm. „Die Frau ist inzwischen Weg, aber er ist noch da, ich denke er hält sich hier versteckt!“

Casey konnte sehen, dass aus einem der Fenster der Hütte gegenüber ein schwacher, gelblicher Lichtstrahl in die Nacht entwich. Das Fenster war zwar mit Holzlatten verrammelt und irgendjemand musste von innen eine Folie davor genagelt haben, aber er hatte einen kleinen Teil vergessen.

Das Licht stammt von Kerzen oder einem kleinen Feuer. Es flackert, war unstet und kaum zu sehen.

„Da ist er!“ Deans geflüsterte Worte hingen in der kalten, feuchten Nachtluft.
« Letzte Änderung: 14.12.2024 | 11:38 von Outsider »
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Offline Katharina

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Casey - Vor der Hütte

Mit zitternden Händen und weichen Knien steigt Casey von der Maschine. Normalerweise liebt sie das Gefühl von Freiheit, wenn sie in hohen Geschwindigkeiten durch die Nacht rast. Doch davon war heute nichts zu spüren. Sie fühlt sich schwach und dämpfende Wirkung der Medikamente irritiert sie. Fast wünschte sie sich während der Fahrt die Schmerzen zurück, wenn nur im Gegenzug ihre Reaktionen und ihr Verstand wieder normal funktionieren würden. Als sie absteigt und jeder Schritt eine Schmerzwelle durch ihren Körper schickt, ändert sie ihre Meinung jedoch augenblicklich.

"Warum tust du mir das an, Dean?", flucht Casey innerlich, reisst sich daber zusammen, als sie Dean sieht. Sie zwingt sich zu einem freundlichen Gruß, kann sich bei seinem Vorwurf einen gleichermaßen patzige Antwort aber nicht verkneifen. "Sorry, nächstes Mal versuche ich, mein Bewusstsein schneller wiederzuerlangen, wenn man mich niedersticht." Wie immer kann Casey Dean jedoch nicht lange böse sein und ergänzt rasch in versöhnlichem Tonfall: "Ich hatte einen harten Tag. Reden wir später. Erzähl mir erst einmal, was du herausgefunden hast."

Als Dean sie über den Aufenthaltsort des Mannes informiert, nickt Casey knapp  und betrachtet dann die Holzhütte. Gibt es mehrere Ausgänge? Könnte man über das Fenster flüchten? Im Kopf überlegt Casey bereits, wie man den Jungen am besten überrumpeln könnte. "Möchtest du ihn dir schnappen und ihn befragen, oder ihn erst einmal nur beobachten?", fragt sie Dean jedoch, bevor sie zu einer Entscheidung gelangt.
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„Was?“ Entfährt es Dean eine Spur zu laut als Casey davon spricht das man sie niedergestochen hat. „Das konnte ich nicht ahnen…“ setzt er an aber ihr nächster Satz unterbricht ihn. Er blickt die junge Ermittlerin noch einmal skeptisch an. „Siehst wirklich nicht gut aus. Ich hoffe hier läuft alles glatt!“

Dann wendet sich Dean wieder dem Haus zu.

„Ich glaube diese Häuser haben keinen Hinterausgang, die sind zu klein. Nur ein großes Wohnzimmer mit Kochnische und ein oder zwei Schlafzimmer plus Bad. Wenn alle Fenster so verrammelt sind wie das da, kommt man dort nicht so leicht raus. Aber auch nicht unbemerkt rein!“ schiebt Dean noch nach.

„Ich habe lange genug beobachtet, wir müssen mit ihm reden. Nachdem was in der Akte stand muss er wissen was auf der Yacht passiert ist. Ihm ist das gleiche passiert, vielleicht hat alles mit ihm angefangen.“

Dean sagt noch irgendwas aber seine Worte gehen in einem Gewitter aus Schmerzblitzen unter die Caseys Gehirn fluten. Mit einem Mal hat sie das Gefühl nicht mehr allein in dem dunklen Wald und den verrottenden Resten des Campingplatzes zu sein. Etwas ist da draußen, beobachtet, schleicht, jagt und es ist nahe. Viel zu nahe, eine Präsenz voller Gewalt und unbändiger Kraft. Doch das Gefühl vergeht so schnell wie es gekommen ist. War das ein Schatten der Maschinenelfen. Oder waren sie nicht alleine hier draußen. Hatte sich noch etwas an die Spuren von Veronica gehängt, ist ihr gefolgt um Henry zu finden?

Casey kann Deans Hand an ihrem Arm spüren.

„Himmel Casey, du kannst dich ja kaum auf den Beinen halten. Soll ich das alleine machen und du gibst mir hier draußen Rückendeckung?“

Der Gedanke mit der Präsenz hier draußen alleine zu sein lässt Casey erschauern. Sie weiß nicht mehr wer hier die Jäger und wer die gejagten sind. War das alles eine Falle und Henry der Köder oder waren sie und Dean in etwas hinein geraten was lange vor ihnen begonnen hatte?
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Offline Katharina

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Casey - Vor der Hütte

"Nein, ich lasse dich sicher nicht alleine.", antwortet Casey, eine Spur zu vehement, da ihr Gedanke, alleine hier draußen zu bleiben, einen Schauer über den Rücken jagt. Dann zieht Casey ihre Waffe, entsichert sie. "Ich bleibe bei der Türe stehen, damit er nicht flüchten kann. Die Waffe ist hoffentlich Abschreckung genug, damit er es gar nicht erst versucht."

Casey blickt sich um, so als fühle sie sich verfolgt. "Lass uns keine Zeit mehr verlieren. Gehen wir rein", sagt sie schließlich mit sorgenvollem Gesichtsausdruck, "Je schneller wir es hinter uns haben, desto besser."
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So leise wie möglich umrundet ihr den Platz. Ihr weicht den größeren Pfützen aus, aber auch so ist der Boden hier tief und matschig. Unter der mit altem Laub bedeckten Oberfläche hat sich die schwarze Erde mit Wasser vollgesogen. Der Boden klebt an euren Schuhen, als würde euch irgendwas aus der Erde selbst festhalten. Euch daran hindern zu eurem Ziel zu kommen. Eure Schritte machen schmatzende, saugende Geräusche und hinter euch füllen sich eure Fußstapfen wieder mit dunklem Wasser. Über allem liegt der süßliche Geruch nach Verwesung und Verfall.

Ihr kommt an einem alten Holzpfahl vorbei und selbst in der Dunkelheit könnt ihr sehen wie sich weiße Schimmelflecken vom Boden bis zur Hälfte des Pfahls nach oben ziehen. Oben auf dem Pfahl war wohl mal ein Briefkasten, jetzt liegt sein durchgerostetes Gehäuse halb überwuchert daneben. Der Nagel, welcher den Briefkasten gehalten hat, hängt schräg aus dem Holz, rostig. Alles auf dieser Lichtung ist in einem mehr oder weniger starken Zustands des Zerfalls.

Ihr nähert euch seitlich dem Eingang der Hütte in der das Licht brennt. Von drinnen ist ein leises, unverständliches Murmeln zu hören, wie als wenn jemand zu sich selbst spricht. Hier mischt sich unter den Moder der Geruch nach aufgebrühtem Tee.

Zwei, dreimal durchatmen. Die Körper angespannt gibt Dean der Ermittlerin das Zeichen vorzugehen. Wie im Tunnel, verengt sich Casey Sichtfeld, am unteren Rand das Visier ihrer Waffe, eng am Körper so dass niemand ihr die Waffe aus der Hand schlagen oder danach greifen kann. Die Mündung nach vorne. Der erste Deutschuss wird alles treffen was direkt vor ihr ist und versuchen würde ihr zu schaden, sie muss nicht einmal zielen. Wo ihr Körper hinzeigt da zeigt auch ihre Waffen hin.

Ihr Blick ist nach vorne fixiert, auch wenn ihr Körper schmerzt, der Stich pocht und alles in ihr danach schreit sich zu schonen dreht sie den Körper ein und geht mit einem großen Schritt durch die Tür. Durch Deans Beobachtungen weiß sie, dass hier nur eine Person drin sein kann und die sieht sie vor sich.

Der Raum ist schmutzig, eine billige Petroleumlampe aus dem Campingzubehör des Dollar General hängt an der Decke. Als Aufhängung dient ein altes Elektrokabel an dem wohl mal eine Lampe befestigt war. Von den wänden schält sich, wie schorfige Haut eine billige vergilbte und mit schwarzen Schimmelflecken überzogene Tapete, auf dem Boden liegt eine alte Matratze. Niemand will so richtig wissen was das für Flecken auf dem Stoff sind. Auf der Matratze liegt ein Schlafsack, Verpackungen von Fertigessen, ein Esprit-Kocher und Plastikflaschen mit Wasser. Auf dem Esprit-Kocher steht ein kleiner Aluminiumtopf, über den Rand hängen die Bänder von Teebeuteln.

Vor der Matratze stehe ein Mann, Casey erkennt ihn sofort wieder, das Gesicht, es ist Henry. Er trägt schmutzige Hosen, er muss sich schon eine ganze Weile hier aufhalten, verschlammte Militärstiefel. Jedes Detail prägt sich der Ermittlerin ein, eine fleckige Daunenjacke, schwarz, darunter ein kariertes Flanellhemd, den Kragen hochgeklappt, darüber das markante Gesicht. Die Haare aber länger als auf dem Knastbild. Strähnig, fettig hängen sie über die Ohren, erreichen fast die Schultern.

Als Dean und Casey den Raum betreten zuckt Henry zusammen. Seine Augen weiten sich, sein Körper versteigt sich. Instinktiv blickt er sich über die Schulter, aber die Fenster sind verrammelt. Es gibt nur diesen einen Ein- und Ausgang und in dem steht ihr.

Seine Hand fährt zum Gürtel.
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Offline Katharina

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Casey - In Henrys Hütte

"Stopp, keine Bewegung.", fährt Casey Henry an, als seine Hand zum Gürtel wandert. Ihre Stimme ist nicht laut, aber so akzentuiert und nachdrücklich, dass sie die Luft zu durchschneiden scheint. "Ich habe keine Lust, dich hier und jetzt zu erschießen, als beantworte einfach unsere Fragen und wir sind genauso rasch weg, wie wir gekommen sind." Caseys Augen funkeln den Kerl an. Sie wollte die letzten Worte zwar eine Spur konzilianter wirken lassen, doch Schmerzen und Erschöpfung machen es der Ermittlerin unmöglich, ihre Mimik zu entspannen. Mit geweiteten Pupillen und der Waffe in der Hand starrt sie Henry an und braucht einige Augenblicke, bis ihr wieder einfällt, warum Dean und sie hier sind. "Wir wollen wissen, was auf der Mako passiert ist, deiner Yacht. Jedes Detail. Und wir wollen die ungeschönte Geschichte hören. Also vergiss auch den Taddybären nicht." Bei der Erwähnung des Stofftieres spannt sich Caseys Waffenhand instintiv an, sodass der Lauf der Pistole zu zittern beginnt. Es fällt ihr schwer, sich auf Henry zu konzentrieren, aber Dean würde hoffentlich aufmerksamer sein und sich morgen noch daran erinnern, was Henry erzählt.
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