Autor Thema: Horror - Best Practice?  (Gelesen 488 mal)

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Offline HEXer

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Horror - Best Practice?
« am: 12.01.2025 | 20:29 »
Ich persönlich finde, dass Horror in seinen verschiedenen Formen eine der schwierigsten Aufgaben für eine Rollenspielgruppe ist. Ich selbst hab mich da als SL extrem selten ran getraut, und es auch nicht oft gespielt. Mich würde interessieren, was eure „best practices“, also eure erprobten und bewährten Methoden, Tricks und Kniffe sind, um am Spieltisch selbst (weniger in der Vorbereitung oder dem Plot) den Horror aufzubauen zu erhalten und zu fördern.

Ich bin gespannt!
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Offline haste nicht gesehen

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Re: Horror - Best Practice?
« Antwort #1 am: 12.01.2025 | 20:41 »
Ich stimme Dir absolut zu. Horror ist eine der anspruchsvollsten Disziplinen, genauso wie Mysteries. Da beides gerne zusammen kommt, definitiv die Königsdisziplin. Jedenfalls in meinen Augen.

Der einzige Tipp den ich dazu wirklich geben kann ist das kleine Buch "Cthullu Dark" von Graham Walmsley. Das ist ein wahrer Quell vieler guter Tipps genau zu dem Thema!  :ctlu:

Offline Fulko

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Re: Horror - Best Practice?
« Antwort #2 am: 12.01.2025 | 20:52 »
Ich bin jetzt auch kein Experte, was Horror-Rollenspiele angeht. Ich meine aber mal gelesen zu haben, dass es dem Horror förderlich ist, mit "Hilfsmitteln" wie abgedunkeltem Zimmer, gruseliger Hintergurndmusik etc. zu arbeiten. Stille kann aber auch sehr hilfreich sein. Beim Erzählen an entsprechenden Stellen längere Pausen machen und die SpielerInnen anschauen. Plötzlich auf dem Tisch klopfen, wenn etwas passiert.
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Offline Femenmeister

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Re: Horror - Best Practice?
« Antwort #3 am: 12.01.2025 | 22:15 »
Mir hat bei der Konzipierung von Horror Abenteuern oft sehr geholfen, was William F. Nolan mal die "verschlossene Tür"- Methode genannt hat.

Demnach ist nichts so grauenhaft wie das, was sich hinter einer - metaphorisch gesprochen - verschlossenen Tür befindet. So lange sie verschlossen bleibt, arbeitet die Fantasie des Lesers (oder in unserem Fall der Spielgruppe) und es könnte das Schlimmstmögliche sein, was sich dort hinter verbirgt. Doch in dem Moment, wo die Tür geöffnet wird, wird das Grauen grundsätzlich kleiner: Selbst wenn es ein dreiköpfiges Monster mit Spinnenbeinen ist, kann der Betrachter immer denken: "Okay, so ein Ding ist ziemlich gruselig, aber ich komme damit klar. Es hätte schließlich z.B. zehn Köpfe haben und viel größer sein können..."

Soll heißen, laut dieser Theorie sorgt bei einer verschlossenen Tür unsere abstrakte, unbestimmte Angst gepaart mit unserer Fantasie für den Horror, eben WEIL wir das Grauen noch nicht gesehen haben. Sobald die Tür aber geöffnet wird, denkt der Kopf: Hätte schlimmer sein können. Und wenigstens weiß ich jetzt, was es ist...

Für das Horror Genre im Pen&paper Rollenspiel bedeutet dies, dass man ruhig ausprobieren sollte, die handfeste Aufdeckung des Monsters o.ä. so lange wie möglich hinauszuzögern. Je länger die Spieler über das Grauen im Ungewissen gelassen werden, desto mehr kann ihre Vorstellungskraft (genährt durch Hinweise, Spuren, Andeutungen, Geräusche etc.) sie quälen.

Vielleicht renne ich da jetzt offene Türen ein (haha..) und der Trick ist schon den meisten bekannt. Mir hat er damals jedenfalls recht zuverlässig geholfen.

Offline Quaint

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Re: Horror - Best Practice?
« Antwort #4 am: 13.01.2025 | 02:06 »
Ich denke mit das wichtigste sind Spieler, die da auch mitmachen. Sonst ist das ganz schnell passiert, dass dumme Sprüche kommen und Flaxen gemacht werden - und dann kannste dich als Horror SL auf dem Kopp stellen und mit den Zehen wackeln, da wird es keine gute Stimmung mehr geben. Ein Grund warum Spieler manchmal so reagieren ist übrigens, wenn ihnen unwohl wird. Humor als Selbstschutz. Insofern ist es meines Erachtens kein Schaden, da mal mit den Spielern zu sprechen und auch Safety Tools anzuwenden. Dann brauch es den Humor vielleicht nicht als Schutz, und alle können sich auf den Horror einlassen - wenn man Glück hat. In dem Zusammenhang habe ich die besten Horrorrunden auch mit Leuten gehabt, die ich etwas kannte, und wo es ein gewisses Vertrauen gab. Grundsätzlich würde ich zum kennenlernen was anderes als Horror wählen. 
Besucht meine Spielkiste - Allerlei buntes RPG Material, eigene Systeme (Q-Sys, FAF) und vieles mehr
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Offline Fulko

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Re: Horror - Best Practice?
« Antwort #5 am: 13.01.2025 | 06:17 »
Ich denke mit das wichtigste sind Spieler, die da auch mitmachen. Sonst ist das ganz schnell passiert, dass dumme Sprüche kommen und Flaxen gemacht werden - und dann kannste dich als Horror SL auf dem Kopp stellen und mit den Zehen wackeln, da wird es keine gute Stimmung mehr geben.

Ich kann mich eine Cthulhu-Runde Mitte der 90er erinnern, die wir früh am Morgen gespielt hatten. Es war ein Standard-Szenario, in dem die Investigatoren ein Haus inspizieren sollten, auf dessen Dachboden eine tödliche Kreatur lauerte. Unserer Spielleitung gelang es tatsächlich, ein Gefühl von Horror herüberzubringen, sodass alle und alles mucksmäuschenstill war. Die Stimmung wurde jäh unterbrochen und dann komplett zerstört. als ein leises Schnarchen zu vernehmen war - einer der Mitspieler war eingeschlafen.
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Offline Saffron

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Re: Horror - Best Practice?
« Antwort #6 am: 13.01.2025 | 09:21 »
Ich stimme Quaint zu, dass die Spieler bereit sein müssen, sich darauf einzulassen. Deshalb würde ich immer vorher absprechen, welche Vorstellungen alle Beteiligten von der Runde haben.

Auch deshalb, weil es unterschiedliche Arten von Horror gibt. Geh nicht in den Winterwald hat eine Atmosphäre von Gruselgeschichte, die am Lagerfeuer erzählt wird, Final Girl ist ein Slasherfest mit vielen Wegwerf-Charakteren und  Cthulhu beginnt als Ermittlungsabenteuer, dass irgendwann zum Kampf um das eigene Überleben bzw. die geistige Gesundheit wird.

Außerdem wichtig: Sicherheitswerkzeuge, also z.B. vorher Themen besprechen, die nicht vorkommen dürfen. Nur wenn der Spinnen-Phobiker in der Runde sicher sein kann, dass er nicht getriggert wird, kann er sich richtig auf den Horror einlassen.
Ich leide nicht an Realitätsverlust. Ich genieße ihn.

Offline unicum

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Re: Horror - Best Practice?
« Antwort #7 am: 13.01.2025 | 11:07 »
Was Quaint sagt.

Horror ist die Königsdisziplin im RPG wobei Humor gleich dahinter kommt, was lustig ist da gerade die beiden Antipoden am schwersten sind. Beim einen ist es einen Kalauer nach dem anderen rauszuhauen und bei dem anderen ist es das gerade nicht zu machen.

Es steht und Fällt mit den Spielern die sich darauf einlassen müssen.

Horror ist imho auch das einzige wo ich auf Ambiente achten würde. (Alles andere ob nun SF oder Fantasy, ist mir das Ambiente einerlei).

Offline Marduk

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Re: Horror - Best Practice?
« Antwort #8 am: 13.01.2025 | 11:24 »
Meine best practices für Horror sind folgende:

- Die Spieler müssen mit an Bord sein, ohne dass die Spieler sich darauf einlassen, ist Horror im Rollenspiel unmöglich.

- Vertrauen. Die Spieler müssen der SL trauen

- Safety Tools/Horror Contract etc. es ist unheimlich wichtig, dass Grenzen abgesteckt werden

- Kontrast: es ist wichtig ab und an Tempo rauszunehmen, oder auch mal zu lachen, damit der Horror dann auch ordentlich reinknallen kann. Gerne auch mal Alltagszsenen anspielen, gerade am Anfang.

- Die Fantasy der Spieler ist dein mächtigster Verbündeter. Egal wie toll du beschreiben kannst, gib den Spielern Lücken, die ihre Fantasy selber ausfüllt. Niemand weiß besser, was einen erschreckt usw, als die eigene Fantasy. Deute Dinge lieber an, anstatt zu explizit zu werden.

- Benutze Jump-Scares, wenn überhaupt nur spärlich. Die nutzen sich schnell ab.
Als SL: -
Als Spieler: Runequest Glorantha, Hero Quest Glorantha

Offline Boba Fett

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Re: Horror - Best Practice?
« Antwort #9 am: 13.01.2025 | 13:49 »
Ich fasse mich mal kurz.

Horror ist immer schwierig.
 Das resultiert daraus, dass ein einzelnes störendes Element ausreicht, um die Stimmung zunichte zu machen und dass es einfach ganz viele Möglichkeiten gibt, dass so ein Element eben ganz schnell entsteht. Und da reicht es auch, wenn irgendwer "zu albern" ist und irgendwann loslacht.

- Die Leute müssen mitmachen und "wollen".
  Teflon-Billies, Problemlöser und Taktiker oder "nicht verlieren können wollen" machen ein Spiel schwierig, das auf Kontrollverlust und Ohnmacht (da entsteht Horror) baut.
  Die Charaktere müssen Angst haben können und die Spieler müssen das zulassen WOLLEN.
- Das "Ambiente" muss stimmen.
  Beleuchtung, Umgebung, Geräusche, Ablenkungen - darauf sollte man acht geben.
  (Chips futternd, Coke schlürfend, am Küchentisch im hell erleuchtetem Raum sitzend, Smartphone in der Hand und fröhliche Fun-Punk Musik hörend - wird das nix)
  Dazu zählt auch: Der Spielleiter muss die Stimmung vermitteln können.
- Gewalt und rationale Problemlösungsansätze dürfen nicht zur Lösung führen.
- Es darf nicht darum gehen, zu gewinnen oder die Situation zu beherrschen. Wer das versucht, verhindert Horror.
  Es geht darum, heraus zufinden, was los ist, dann einen Schritt zu weit gegangen zu sein und dann zu versuchen, da lebend (möglichst unbeschadet) herauszukommen.
  Probleme dürfen daher auch nicht mit Spielmechaniker zu bewältigen sein. Genrewissen (Exorzismus, Weihwasser, Silber) darf auch keine Lösung sein.
  Generell: Nicht die erste, nicht die beste Idee bringt eine Lösung, sondern:
  die in aller letzter Sekunde versuchte Idee bringt einen soweit weiter, dass man sich für kurze Momente von der Bedrohung distanzieren kann, bevor es weitergeht.
  Dinge spitzen sich zu. Die Bedrohung wird immer größer, es wird immer schlimmer, die Zeit immer knapper und der Ausweg immer unwahrscheinlicher.
  Ziel muss sein, dass die Leute froh sind, davongekommen zu sein und das niemand dorthin zurück möchte.
- Spielregeln braucht es wenig. Je weniger gewürfelt wird, desto besser. Man kann den Charakteren der Spieler ruhig alles schaffen lassen, nur die Dinge, die gegen "die Bedrohung" gehen, klappen nicht, gehen schief oder helfen nur kurz.
- Spieler sollten in der Lage sein, zuzuhören. Tatendrang ist verständlich, aber beim Stimmung vermitteln, kommt es darauf an, dass der Spielleiter in der Lage ist, seine Dinge vollständig zu beschreiben und nicht von "Ich mach dies!" "Ich jenes!" "Ich schlag zu." unterbrochen zu werden.

Gute Hintergrundmusik: Der Soundtrack von Vikings, Staffel 1-3 im Hintergrund leise mitspielen. Ist schön unaufdringlich und unterschwellig, liefert aber jedemenge beunruhigende Stimmung. Geht lang genug für einen Abend und drängt sich akkustisch nicht in den Vordergrund.

Und ja: Ich würde mich auch vergewissern, dass die Leute wissen worauf sie sich einlassen, NoGos klar formuliert werden, dass jeder weiß, wie man abbricht und ein Abbruchwunsch vorausplanen.
Was machen wir, wenn die X-Card gespielt wird (zB: Spiel wird sofort unterbrochen, Musik aus, Licht an, jemand kümmert sich, die anderen halten sich zurück. Die Person geht nicht alleine nach Hause, ...was auch immer notwendig ist...)
« Letzte Änderung: 13.01.2025 | 14:11 von Boba Fett »
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Offline Ralf

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Re: Horror - Best Practice?
« Antwort #10 am: 13.01.2025 | 14:17 »
Horror ist die Königsdisziplin im RPG wobei Humor gleich dahinter kommt.
Oha. Und ich Verrückter habe fürs nächste Wochenende ausgerechnet eine Horrorkomödie angekündigt. Wie komme ich da jetzt wieder raus? >;D

Im Ernst dass Horror und Humor Antipoden sind kann ich so nicht ganz unterschreiben. Horror und Albernheiten ? Vielleicht.

Ich persönlich mache gerne Horrorrunden, und abgesehen von den schon erwähnten Kniffen wie Musik, Requisiten und (ganz wichtig) Sicherheitsvorkehrungen etc. hilft es mir immer der folgenden Leitsatz zu vergegenwärtigen:

Bei einer RPG Horrorrunde versuchst du nicht den Charakteren Angst zu machen sondern den Spielern.

Die Charaktere sind dabei allerdings dein bestes Werkzeug. Dein Zugang. Dein Hebel.
Denn am Spieltisch gilt noch mehr als sonst die wichtigste Regel, nämlich "make them care". Wenn den Spielern egal ist was den Figuren in der Geschichte (und das müssen noch nicht mal ihre eigenen SCs sein) geschieht, dann kommt auch keine Angst auf.
Deshalb funktioniert ja auch Dread mit seinem Jengaturm oftmals so sensationell, weil es die Angst vor schlimmen Konsequenzen ™ direkt vom Charakter (Schmerz/Tod) auf den Spieler (Turm fällt um und ich bin raus) überträgt.
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Offline Boba Fett

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Re: Horror - Best Practice?
« Antwort #11 am: 13.01.2025 | 14:26 »
Wie komme ich da jetzt wieder raus? >;D

Im Sarg mit einem Grinsen im Gesicht...?   ~;D

Bei einer RPG Horrorrunde versuchst du nicht den Charakteren Angst zu machen sondern den Spielern.

Ja, und...
Also, ja, das stimmt, und auch alles andere, was Du geschrieben hast.
Allerdings - auch wenn das bei einem Spieler nicht klappt, muss der trotzdem "mitmachen" und darf kein Störfaktor darstellen.
Sonst haut der wieder die anderen "raus aus der Stimmung".
« Letzte Änderung: 13.01.2025 | 14:30 von Boba Fett »
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Offline nobody@home

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Re: Horror - Best Practice?
« Antwort #12 am: 13.01.2025 | 14:28 »
Letztendlich ist die Frage auch immer so ein bißchen, was "Horror" überhaupt genau sein soll. Schließlich gibt's ja mindestens auch noch das mehr oder weniger klassische Abenteuer, das zwar mehr oder weniger stark mit Horrorelementen angereichert worden ist, aber letzten Endes sehr wohl immer noch wenigstens im Prinzip "gewinnbar" sein soll -- und die Grenze zwischen den beiden Kategorien ist bestenfalls fließend. Darf eine Gruselgeschichte mit Happy End überhaupt als "Horror" zählen, und wenn nicht, wie schlecht muß dann die Aussicht darauf sein, damit ein noch zu spielendes Szenario sich qualifiziert?

Offline Ralf

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Re: Horror - Best Practice?
« Antwort #13 am: 13.01.2025 | 14:49 »
Im Sarg mit einem Grinsen im Gesicht...?   ~;D
Das wäre dann wenigstens thematisch passend.

Ansonsten stimmt natürlich was du sagst und mir fällt jetzt gerade beim lesen auf:

Bisher gibt es hier im Thread nur Spielleiter Tips.  ::)

Ist leider bezeichnend. Dabei hängt so eine Runde vielleicht noch viel mehr als jede andere davon ab wie die Spieler an die Sache Ran gehen. Oft bleibt viel zu viel von der Verantwortung für einen ordentliche Atmosphäre allein am SL hängen.

Deshalb hier noch ein paar Tips für Horror Spieler:

- Mach dich locker. Lass los. Horror heißt Kontrollverlust, das gehört dazu. Genieß einfach die Achterbahn.
- Keine Angst davor Angst zu haben und das auch zu zeigen. Ihr seid alle aus demselben Grund am Tisch. Die besten Runden sind die wo jede hinterher eine Szene hat von der sie sagen kann "Mann, da hätte ich mir fast in die Hosen gemacht!"
- Bring dich ein. Lass die Taschenlampe fallen! Geh in den Keller! Schau nach dem Generator! Spekuliert laut darüber wo der Killer als nächstes auftaucht oder wie schrecklich das Monster wohl aussieht. Wenn du als Spieler es schaffst den anderen Angst zu machen, UM SO BESSER.
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Offline Boba Fett

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Re: Horror - Best Practice?
« Antwort #14 am: 13.01.2025 | 15:04 »
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Offline felixs

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Re: Horror - Best Practice?
« Antwort #15 am: 13.01.2025 | 16:14 »
Demnach ist nichts so grauenhaft wie das, was sich hinter einer - metaphorisch gesprochen - verschlossenen Tür befindet. So lange sie verschlossen bleibt, arbeitet die Fantasie des Lesers (oder in unserem Fall der Spielgruppe) und es könnte das Schlimmstmögliche sein, was sich dort hinter verbirgt.

Für mich passt das auch.
Wobei ich immer wieder erlebe, dass die Realität und die Phantasie anderer Leute Dinge hervorbringen, die ich sehr viel schlimmer finde, als alles, was ich mir selbst ausdenken kann. Oder zumindest: Alles, worauf ich von mir aus komme und worauf ich mich einlassen möchte.

Gleichzeitig ist das für mich auch eine nützliche Grenze, denn mehr als das möchte ich mir nicht zumuten. Mir reicht das "schlimmstmögliche", auf das ich selber komme. Und mir ist es durchaus recht, wenn diese Grenze nicht überschritten wird.
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Offline Femenmeister

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Re: Horror - Best Practice?
« Antwort #16 am: 13.01.2025 | 17:15 »
Denn am Spieltisch gilt noch mehr als sonst die wichtigste Regel, nämlich "make them care".
Wenn den Spielern egal ist was den Figuren in der Geschichte (und das müssen noch nicht mal ihre eigenen SCs sein) geschieht, dann kommt auch keine Angst auf.

Volle Zustimmung!!  :d Ohne diesen Punkt kann man - egal, in welchem Genre - noch so viele andere Tricks aus dem Ärmel ziehen, es wird nie so richtig zünden.

Crusader

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Re: Horror - Best Practice?
« Antwort #17 am: 13.01.2025 | 17:30 »
Mir hat bei der Konzipierung von Horror Abenteuern oft sehr geholfen, was William F. Nolan mal die "verschlossene Tür"- Methode genannt hat.
...
Soll heißen, laut dieser Theorie sorgt bei einer verschlossenen Tür unsere abstrakte, unbestimmte Angst gepaart mit unserer Fantasie für den Horror, eben WEIL wir das Grauen noch nicht gesehen haben. Sobald die Tür aber geöffnet wird, denkt der Kopf: Hätte schlimmer sein können. Und wenigstens weiß ich jetzt, was es ist...
...
Stimme hier definitiv zu. Der Horror der Spieler geht nicht mit Blut und Tentakeln einher, sondern mit dem Grauen im Dunkel. Solange niemand es gesehen hat ist es einfacher die Spieler zu ängstigen. Ich würde sogar so weit gehen: gib keinen Namen an. Sobald das Grauen einen Namen hat, wird es für die Spieler fassbar.

Ein für mich echt schwieriger Punkt ist Horror in klassischen Fantasy-Systemen. Spieler die regelmässig Zombies, Drachen und Untote bekämpfen, scheuen sich auch nicht mit finsteren Gottheiten in den Clinch zu gehen. Man geht unterbewusst davon aus, dass man den Gegner mit magischen Waffen und Zaubern bekämpfen kann, also ist er greifbar.

Bei World of Darkness oder anderen Spielen die mehr Fokus auf eine dunkle Atmosphäre setzen als das klassische Fantasy-System, ist es etwas leichter. Die Spieler gehen eben schon davon aus, dass sie finsteren Dingen gegenüberstehen. Überhaupt brauchst du als SL Spieler die bereit sind sich auf Horror einzulassen (also ihren Charakteren auch erlauben sich zu fürchten) und nicht sofort mit logischen Mitteln versuchen alles zu lösen oder aufzurüsten um dem Horror mit einem Bleihagel zu begegnen.

Für Horror Oneshots kann ich tatsächlich das fabelhafte System Dread (auf deutsch bei System Matters zu erwerben) empfehlen, nichts hat bei meinen Spielern je mehr Nerven gefressen als der Jenga-Turm. Dazu noch einen leisen Soundtrack an machen, der das typische Herzrasen verursacht und deine Spieler kriechen am Ende der Runde auf dem Zahnfleisch. Sowas müssen die Spieler aber mögen, da es echt aufreibend ist.
« Letzte Änderung: 13.01.2025 | 17:35 von Crusader »