Autor Thema: Advanced Play  (Gelesen 798 mal)

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Offline Tomas Wanderer

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Advanced Play
« am: 18.01.2025 | 00:58 »
Ich wurde gefragt, warum ich mich über adv. OSE echauffiere, aber ich habe wenig Lust, mich nur über das Produkt zu unterhalten. Deswegen hier der Versuch die Unterhaltung auf eine allgemeinere Ebene zu heben. "Advanced" meint in diesem Zusammenhang insbesondere 1e (im Gegensatz z.B. zu 2nd, kenn ich nicht) und ich möchte nur zwei kleine Punkte machen:

1. Keine einheitliche Mechanik: Sobald es ein einheitliches Lösungsprinzip ("core mechanic") gibt, sind alle Situationen, die im Spiel auftreten können, entschieden, bevor sie relevant wurden. 1e zeigt, dass Spielsituationen Prozeduren oder Regeln benötigen, die der Logik der Situation folgen, damit diese ernst genommen werden können. Altes D&D setzt sich aus verschiedensten Versatzstücken (von Braunstein zu Outdoor Survival) zusammen, dies sollte ein Spiel, das sich "advanced" nennen will, vermitteln und anregen, für die eigene Kampagne selbstständig Anpassungen vorzunehmen. Oder anders gesagt, dass es x-in-6 für Begegnungen, 2d6 für NPCs, d20 im Kampf, d100 für Diebesfertigkeiten usw. gibt, ist kein Fehler, sondern Absicht. Ebenso ist es Absicht für Dungeon, Wilderness und Domain Play jeweils (leicht) unterschiedliche Prozeduren zu nutzen.

2. Langfristiges Spiel: Im Vorwort von OD&D wird betont, dass D&D auf langes Kampagnenspiel (Spieler:innen von altem D&D wissen, was gemeint ist) ausgelegt ist, auch wenn sogenannte one shots damit möglich sind. Aber das Spiel muss dies auch ermöglichen, B/X und reine Klone scheitern hier. Nur weil 14 oder mehr Stufen für die Klasse aufgetragen werden, bedeutet dies nicht, dass man ohne weiteres über alle Stufen hinweg spielen kann. Das Ende einer Figur bei 0 HP für zu schnell zu TPKs und Angst bei den Spieler:innen. Dolmenwood führt Death's Door ein (wenn auch optional), ACKS hat seine Tabellen, LotFP kennt negative HP. B/X raise dead spam nimmt jegliche Gefahr aus dem Spiel. Damit über einen langen Zeitraum gespielt werden kann, ist der Zauber zwar notwendig, aber muss auch angemessen bepreist sein. Dolmenwood nimmt Gold und verortet den Zauber im Milieu, ACKS kennt unterschiedliche Varianten, ein Ritual für 100k Gold oder es wird auf einer Tabelle für die Konsequenzen gewürfelt. In B/X gibt es keine EP für magische Gegenstände, Dolmenwood und ACKS beheben dies. (Am Rand: LotFP will nicht auf höheren Stufen gespielt werden, ist mein Eindruck.) In 1e bleiben Dungeons auch in hohen Stufen interessant (vgl. Huso), die flexible Nutzung von Chainmail für Schlachten ist integral. Fortgeschrittene Spieler:innen schreiben ihre eigenes Kriegsspiel, z.B. für Seeschlachten. Damit schafft man es auf die höheren Stufen und das Spiel bleibt auch dort interessant, weil man leicht zwischen Dungeon, Wilderness, Domain wechseln kann.

Soweit mein derzeitiges Verständnis von B/X und 1e, mag Missverständnisse enthalten. Das Wort "advanced" ist natürlich kontingent, aber adv. OSE hat mMn aus der 1e Content gemacht und ihr damit nicht Rechnung getragen.

Online ghoul

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Re: Advanced Play
« Antwort #1 am: 18.01.2025 | 08:35 »
Bravo!  :headbang:
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PESA hilft!
PESA diskutiert.
Desweiteren: Alle deine Probleme wurden bereits in AD&D 1e gelöst.

Offline Settembrini

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Re: Advanced Play
« Antwort #2 am: 18.01.2025 | 08:45 »
Volle Zustimmung. Advanced OSE-content ist der Bär, der sich waschen will, ohne Naß zu werden.

Was 2e angeht kann amn sagen, daß die Second Edition eine besondere Form der "Inkohärenz" an den Tag legt:
es präsentiert noch fast alle Elemente des Fortgeschrittenen Spiels, versteckt und würdigt diese aber durchgehend im Beschreibungstext herab. Ich laste das allen voran Zeb Cook an.
Mir fällt aktuell kein guter historischer oder kulturelle Vergleich ein, wo so etwas gemacht wurde. Damit ist aber 2e paradigmatisch für die 90er: volle Regelsysteme, die aber vom Beipackzettel von den eigenen Produzenten herabgewürdigt werden. Siehe DSA und die Kampfbegriffe "Würfelorgie" und "Regelfuchser" usw.

caveat lusor, sie befinden sich in einer Gelben Zone - Der PESA RHD warnt!

Abenteuerpunkt. das fanzine des autorenkollektivs.
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Offline Rorschachhamster

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Re: Advanced Play
« Antwort #3 am: 18.01.2025 | 09:29 »
Ich bin zum 99% dabei, allerdings finde ich die festen Gold/Ep Werte für magische Gegenstände auch überflüssig.   :think:
Wenn überhaupt einen Wert, der beides abbildet. Und da ich keine magischen Gegenständeläden habe... Meh.
Mir ist aber bewußt, das es in der etwas inflationären +1 Schwert-Ökologie* von AD&D vielleicht doch Sinn macht, also vielleicht in einem Regelsystem, das dies ebenso beinhaltet, schon ein Grund, das drin zu haben. Ich schreib das bei meinen Gegenständen das ja auch dazu, auch wenn ich persönlich die nicht beachte. Zumal der Markt ja auch relativ klein wäre - man sollte bedenken, welcher Spieler wäre denn bereit ein Schwert +1 zu kaufen? Warum sollten NSC die es sich leisten können denn tun? Normalerweise kann man ja davon ausgehen, das die selbst ähnlich inflationär mit +1 Schwertern ihren jetzigen Status erreicht haben. Heiltränke und Verbrauchsgegenstände etc dagegen bin ich mir unsicher ob zumindest ein Wert zum kaufen sinnvoll wäre...  :think:

Bin ich jetzt doch bei 100%? Keine Ahnung. EP für das behalten von magischen Gegenständen gibt's bei mir aber nicht.

*(ich habe zwei Regeln, die das relativieren, die einfachere ist verschiedenen Boni auf Angriffs- und Schadenswürfe (Was ist besser: +0/+2, +2/+0  oder +1/+1?) und die zweite meine diabloesken Tabellen auf Pre- und Suffixe. ;D Und wie ich herausgefunden habe offensichtlich besonders cool designte Waffen sehr selten auch vor mechanisch besseren vorgezogen werden...  wtf?)

EDIT_ Oh, und bei Systemen ohne Kosten für Stufenaufstieg macht das auch Sinn, meine ich.  :)
« Letzte Änderung: 18.01.2025 | 09:32 von Rorschachhamster »
Rorschachhamster
DMG Pg. 81 " The mechanics of combat or the details of the injury caused by some horrible weapon are not the key to heroic fantasy and adventure games. It is the character, how he or she becomes involved in the combat, how he or she somehow escapes — or fails to escape — the mortal threat which is important to the enjoyment and longevity of the game."

Offline Tomas Wanderer

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Re: Advanced Play
« Antwort #4 am: 18.01.2025 | 10:00 »
Mir geht es insbesondere um die zusätzliche EP-Quelle, um kontinuierlichen Stufenaufstieg sicherzustellen, so zumindest mein Eindruck bisher.

Und wie ich herausgefunden habe offensichtlich besonders cool designte Waffen sehr selten auch vor mechanisch besseren vorgezogen werden...  wtf?
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Offline Katakombenkriecher

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Re: Advanced Play
« Antwort #5 am: 18.01.2025 | 10:10 »
Mir geht es insbesondere um die zusätzliche EP-Quelle, um kontinuierlichen Stufenaufstieg sicherzustellen, so zumindest mein Eindruck bisher.


Da ich Lamentations für meine Kampagne verwende, kann ich dazu sagen: Ich muss die EP-Vergabe von 1e verwenden (mitsamt den Werten von ALRIK), da mir ansonsten das Tempo echt zu arg wäre. Gerade Module von Lamentations sind sehr knauserig wie ich finde. Mit allem. Wie da ein hochstufiges Spiel erreicht werden soll...Kkeine Ahnung. Da mischen sich bei mir immer mehr 1e-Elemente hinein.

EDIT: Rechtschreibung
« Letzte Änderung: 18.01.2025 | 10:49 von Katakombenkriecher »

Offline Rorschachhamster

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Re: Advanced Play
« Antwort #6 am: 18.01.2025 | 10:40 »

Da ich Lamentations für meine Kampagne verwende, kann ich dazu sagen: Ich muss die EP-Vergabe von 1e verwenden (mitsamt den Werten von ALRIK), da nur ansonsten das Tempo extrem zu arg wäre. Gerade Module von Lamentations sind sehr knusprig wor ich finde. Mit allem. Wie da ein hochstufiges Spiel erreicht werden soll...Kkeine Ahnung. Da mischen sich bei mir immer mehr 1e-Elemente hinein.
Bei LotFP würde ich da sogar zustimmen.  :D
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DMG Pg. 81 " The mechanics of combat or the details of the injury caused by some horrible weapon are not the key to heroic fantasy and adventure games. It is the character, how he or she becomes involved in the combat, how he or she somehow escapes — or fails to escape — the mortal threat which is important to the enjoyment and longevity of the game."

Offline Antariuk

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Re: Advanced Play
« Antwort #7 am: 18.01.2025 | 11:01 »
Mir selbst fehlt Spielerfahrung mit OSE Advanced, aber mein Verständnis ist, dass das AD&D1 Optionen quasi auf B/X runterbricht? So wie es der Companion Band für LabLord auch schonmal gemacht hat. Also echtes AD&D ist das ja nichtmal (im Player's Tome z.B. ist variabler Waffenschaden immer noch eine Optionalregel). Und viele scheinen sich da wohl auch auf die neuen Klassen, bzw. Rassen + Klassen, zu fokussieren, plus neue Zauber. Ich finde die erweitere Monsterliste auch nicht verkehrt für etwas mehr Schmiss in den Encountertabellen. Dass es in AD&D1 deutlich mehr neue oder vertiefte Regeln gab, die OSE Advanced nicht bietet, hab ich mittlerweile gemerkt (bespiele aktuell mit zwei OSE Gruppen eine selbstgebaute Sandbox, für die ich mal so richtig ins Oldschool Becken getaucht bin), und aktuell schnüstere ich in der Rules Cyclopedia, um von OSE nur vage oder gar nicht erklärte Regeln zu verstehen und zu gucken, was es aus der BECMI-Ecke eigentlich so alles gab/gibt.

Die hier genannten Kritikpunkte gegen längeres Spielen oder Kampagnen mit OSE finde ich teilweise etwas merkwürdig, weil z.B. Tod bei 0 hp ja so auch in AD&D gilt und OSE mWn nicht den Anspruch hat, irgendwas Neues zu machen. Aber unter dem Gesichtspunkt dass man es anders hätte machen können, klar, verschenkte Chance.
"Ein Zauberer mag noch so raffiniert sein, ein Messer im Rücken wird seinen Stil ernsthaft versauen." - Steven Brust

Offline Tomas Wanderer

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Re: Advanced Play
« Antwort #8 am: 18.01.2025 | 11:13 »
Zero Hit Points (1e DMG, S. 82 )
When any creature is brought to 0 hit points (optionally as low as –3 hit points if from the same blow which brought the total to 0), it is unconscious. In each of the next succeeding rounds 1 additional (negative) point will be lost until –10 is reached and the creature dies. Such loss and death are caused from bleeding, shock, convulsions, non-respiration, and similar causes. It ceases immediately on any round a friendly creature administers aid to the unconscious one. Aid consists of binding wounds, starting respiration, administering a draught (spirits, healing potion, etc.), or otherwise doing whatever is necessary to restore life.

EDIT: Ich hatte vor Jahren mit 0 HP gleich Tod angefangen und bin dann auf das zitierte umgestiegen, Spieler:innen sind augenblicklich viel eher mal ein Risiko eingegangen und das hat das Spiel beschleunigt, kann nur empfehlen. Und wenn du in RC schaust, um dir OSE zu erklären, weißt auch, was ich mich nervt, hab hingegen in DMG geschaut.
« Letzte Änderung: 18.01.2025 | 11:37 von Tomas Wanderer »