Was ist mit den Stereotypen, dass Elfen zwingend in den Wald gehören, Zwerge in den Berg, Halblinge sich immer vollfressen müssen, Orks anderen den Schädel einhauen müssen? Da hätte man eigentlich viel mehr Spielraum, den man nutzen könnte, wie Sovereign Stone so schön beweist: Elfen sind ein japanisch angehauchtes Feudalvolk, Zwerge sind Steppenreiter, Orks ein seefahrendes Volk, "Halblinge" ein Volk von Pazifisten usw.
Das klingt für mich ein wenig nach "anders machen, um es anders zu machen" bzw. nach Etikettenschwindel der Art "hey schau, wir haben Orks - die haben zwar überhaupt nichts mit dem zu tun, was normalerweise mit Orks verbindet, aber wir schreiben mal Orks drauf, weil die Konsumenten das wollen".
Wenn man die Spezies
komplett von dem entfernt, was man im Allgemeinen darunter versteht, dann hören sie irgendwann auf diese Spezies zu sein.
Zwergen-Steppenreiter beispielsweise könnte man mit den unterirdischen Siedlungen verbinden, die es im arabischen Raum tatsächlich gab.
https://de.wikipedia.org/wiki/Derinkuyu_(unterirdische_Stadt)
Dann würde man etwas anders machen, ohne das "Label Zwerg" komplett bedeutungslos zu machen.
Und man hätte sogar die richtigen Umstände, unter denen berittene Zwerge Sinn machen (ohne Reittiere Kontakt zwischen den Städten zu halten wird halt echt schwer).
Ich glaube, ich bin da eher „voyeuristisch“. Für mich ist es nach all den Jahren immer noch der größte Reiz, ein Setting durch einen Charakter zu entdecken. Mit all seinen Wundern, seiner Magie, seinen Wesen. All dem, was es halt „besonders“ macht. Dazu gehört für mich aber, dass dieser Sense of Wonder auch für den Charakter besteht. In dem Moment, wo er selbst Teil des besonderen ist, verfliegt dieser Zauber für mich ein großes Stück weit. Da sind Gruppen, die zu großen Teilen aus nicht-Menschen bestehen, am besten noch aus sehr ausgefallenen „Spezies“, für mich persönlich ein echter Störfaktor. Ich möchte durch die Figur etwas besonderes erleben, ich muss nicht etwas besonderes sein.
Ich finde, wenn man eine ausreichende Beschreibung hat, wie man sich Mitglieder einer solchen Spezies aus einer bestimmten Kultur vorstellen kann, dann ist es durchaus auch möglich das Setting der Welt durch die Augen eines solchen Charakters zu entdecken. Es ist ja nicht so, dass die Welt überall gleich ist, alle Elfen dieselbe Kultur haben und sich in allem einig sind (ist schon bei Tolkien nicht so, die Düsterwaldelfen insbesondere unterscheiden sich schon ziemlich deutlich den anderen Elfen (von den Feanorians ganz zu schweigen) und auch bei den Menschen gibt es deutliche Unterschiede zwischen Numenoriern, Gondoriern, den Nordmännern (die später Rohan gründeten), den Dunlendings, den Easterlings und den Haradrim).
Viel anspruchsvoller ist es, etwas neues, Eigenes zu schaffen, denn nur dann, kann man von echter Schöpfung sprechen.
Geschieht vor allem im Sci Fi Bereich.
[...]
Wer was komplett Neues will, sollte deshalb eigentlich Sci Fi spielen.
(Ohne Weltraum Elfen em Vulkanier...
)
Im SciFi-Bereich hat man aber oft das Problem, dass Alienrassen (oder Menschvarianten, die soweit vom typischen Mensch entfernt sind, dass sie praktisch eine eigene Spezies sind) in einem Absatz oder bestenfalls einer Seite abgefrühstückt werden, was zu einem extremen Grad an Flanderisation führt, bei dem ein Merkmal rausgepickt und auf groteske Dominanz aufgeblasen wird.
In Star Trek hat man das selbst bei Rassen mit mehr Hintergrund, wie den Klingonen, die fast alle ruhmgeile Krieger aus uralten Adelshäusern sind, die sich oft nicht mal im Krisenfall auf ein gemeinsames Vorgehen einigen können - wobei Star Trek wenigstens insofern konsistent ist, dass das klingonische Imperium sich in post-OST-Zeiten im galaktischen Machtkampf nicht gerade toll schlägt (technisch zurückfällt und durch permanente interne Machtkämpfe zerrissen wird) - spätestens Martok's "special military operation" gegen die Cardassianer hat den Mythos vom wiederauferstehenden glorreichen Klingonenreich, das mit den großen Spielern des Alphaquadranten mithalten kann, ja dann endgültig beerdigt (es ist eine Sache schwach befestigte Randwelten zu überfallen, aber gegen schwer befestigte Zentralwelten eignet sich eine Flotte aus individualistischen ruhmgeilen Quasi-Piraten mit mangelndem Interesse an strategischer Koordination halt mal so überhaupt nicht).