Good is not nice!
Paladine sind keine namentanzenden Sozialpädagogen, sondern die ultimative Waffe gegen das Böse. Wer Böse ist und böse Dinge tut, der muss eben damit rechnen, vom Paladin zerhäckselt zu werden. Wenn der Paladin ihm stattdessen die Gelegenheit gibt, sich zu bekehren und Buße zu tun, zeugt das von großem Wohlwollen; schließlich muss der Pala dabei abwägen, ob derjenige sich wirklich bessert oder doch nur sofort in seine alten Muster zurückfällt, sobald er nicht mehr unter Aufsicht steht.
Und wir wollen mal im Gedächtnis behalten: Gut und Böse sind in D&D keine Ansichtssache. Wir haben eine objektive Moralität. Kosmische Prinzipien, die sich nicht dafür interessieren, ob _du_ jetzt findest, Handlung XY sei "nicht böse sondern pragmatisch".
Gleichzeitig und aus dem gleichen Grund findet es der Böse aber nicht schlimm, Böse zu sein. Für ihn ist die Böse Philosophie richtig und erstrebenswert, und die Gute Philosophie falsch und verachtenswert.
Insofern dürfte allerdings der Böse auch nicht besonders an Erlösung und Bekehrung interessiert sein. Nach dem Tod auf eine Böse Ebene (Hölle / Abaddon / Abyss) zu gelangen, müsste für ihn streng genommen genauso erstrebenswert sein wie Elysium für die Wahrhaft Guten. Schließlich hat man dort wieder die Gelegenheit, sich aus der Madengrube nach oben zu beißen und ein mächtiger Unhold zu werden, und wenn man hier zu Lebzeiten schon genug Vorarbeit leistet, spart man sich vielleicht das Madenstadium und wird sofort als echter Teufel inkarniert. (Da bin ich mir jetzt nicht ganz sicher ob das laut D&D-Ebenenlehre möglich ist)
Gerade deshalb wäre es für einen Paladin freilich ein großer Sieg, einen Bösen wirklich zu bekehren, weil er damit der Hölle die Verstärkung abgräbt. Aber halt in den meisten Fällen wohl unerreichbar schwer, sodass er sich dann lieber mit dem kurzfristigen Benefit "1 Böser weniger im Hier und Jetzt" begnügt, zumal er so auch verhindert, dass die Böse Seele weiter Punkte auf dem Höllenkonto ansammelt.