Autor Thema: [Changeling: The Dreaming | Ironsworn] Dunkelblaue Teestunde der Seele  (Gelesen 3040 mal)

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Dann blickt er jäh auf, er muss einen Moment lang unkonzentriert ins Nichts geschaut haben.
„Was ist denn mit Dir los?“, fragt David besorgt, „Du hattest einen ziemlich langen Tag, was?“
„Äh … ja!“, sagt Til verblüfft, und ihm wird klar, dass das die Erklärung ist. Halbbewusst hebt er die Hände, und tastet sich durch das Gesicht. Seine Fingerspitzen fühlen kein Fell. Er könnte sich mal wieder rasieren, das ist alles. Fell? Wieso überhaupt Fell? Er sieht seine Hände an. Dann sieht er sich um. Die schummerig beleuchtete Gartenlaube ist voll gepackt mit zwei Dutzend Leuten, die meisten Studenten, der Rest Nachbarn von jung bis alt. Die Stimmung ist großartig. Auf dem Campingtisch in ihrer Mitte liegt eine Luftskizze vom Amtsgebäude, wo sie morgen aufmarschieren wollen, sie haben markiert, wo die Transparente hin sollen, die Zettelverteiler stehen sollen, wo der Parkplatz ist, von dem Herr Doktor Schoffner und die anderen Fuzzis von der Energiefirma anwalzen werden, und wo die Journies stehen sollen, die Filme für Social Media machen werden. Es ist eine Freude, mit David und Ennie solche Pläne zu machen, so wie eben, die beiden sind so strukturiert, und haben beide eine Art Elefantengedächtnis. Ein klasse Zugewinn für die Bürgerinitiative.



Einer der ganz normalen Abende in der Gartenhütte


„Anfrage ans Plenum!“, verkündet gerade die begeisterte Stimme von Volker lautstark über das allgemeine Gelächter, „Wo wir gerade wieder alle so schön beisammen sind!“
„Jetzt kommt er wieder mit seiner Theatertruppe!“, lacht Jévon. Er schnitzt nebenher wieder an irgendwas aus Holz herum, wie immer äußerst kunstfertig ...
„Ja, genau!“, sagt Volker, prächtig gelaunt, „Die hat auch zweierlei Nutzen, die können wir nämlich für unsere politische Sache verwenden, Stichwort Straßentheater. Und dann können wir außerdem auch ein richtiges Stück proben! Es muss ja nicht gleich Shakespeare sein …“, viele Leute lachen durcheinander, „… aber hat hier einer schon mal was von einem gewissen Shakespeare gelesen?“
Ralf guckt von seinem Monster Manual auf, und mischt sich ins allgemeine Durcheinandergerede ein, das aus Volkers neuerlichem Vorschlag resultiert; Ralf hätte nämlich auch einen sehr konkreten Vorschlag dafür, was diese Gruppe machen könnte, wenn die Planungsabschnitte von Abenden wie heute durch sind, und er wedelt mit dem seltsamen Regelbuch!
„Bloss nicht dieses komische Fantasy-Spiel“, winkt Til ab, „ich bin jedenfalls Realist, kein Phantast!“
„Ich krieg‘ Dich da schon noch von Überzeugt, Dude“, sagt Ralf unbeirrt, „wenn Du erstmal wieder erahnst, dass es Goldmünzen und Erfahrungspunkte regnen könnte!“
„... Ich wollte das nur mal zu Euch allen sagen“, erhebt plötzlich die uralte Frau Bachmann aus der Ecke ihre Stimme, „Ich wohne seit siebenundsiebzig Jahren in Vährwerder! Hier liegen meine Eltern und mein Mann begraben, Gott hab’ sie selig, und hier hab’ ich meinen Garten. Das kann man vielleicht keinem so genau verständlich machen, aber das ist der schönste Ort auf der Welt. Ich hab’ mein ganzes Leben gesagt, hier ziehe ich nicht mehr weg. Also: Wenn Ihr das schafft, meinen Garten zu retten — dann vergesse ich Euch das nie.“
Viele der Anwesenden drehen sich zu ihr und lachen sie an. Sie tupft sich eine Träne vom Augenwinkel weg. Alle sind ziemlich gut drauf, vor allem, weil es ja so aussieht, als wäre das wirklich zu schaffen, dass keine Fernwärmetrasse gebaut wird. Til weiß eins genau: Dass er das, was Frau Bachmann da gerade gesagt hat, seinerseits nie vergessen wird. Die Art, wie sie‘s gesagt hat.
Til geht mal raus auf das verwilderte Grundstück, zusammen mit den Rauchern. Hier steht das Doppelhaus, deren bisherige Besitzer die BI ihre Gartenlaube benutzen lassen für ihre Treffen. Til guckt auf sein Smartphone, in einer halben Stunde kann er los, um Jette abzuholen. Er hat’s ihr bisher noch nicht gesagt, aber er ist total verknallt in die. Das ist ihm merkwürdigerweise aufgefallen wegen ihrem Faible für Astrid Lindgren und so. Er hat ja als Kind auch solche Bücher gemocht, aber er wäre eigentlich nicht drauf gekommen, sie aus dem Keller zu holen und jetzt, Ende zwanzig, nochmals zu lesen. Er wird ein bisschen freudentaumelig, wenn er nur an Jette denkt. Er kann sich deswegen auch nicht so ganz konzentrieren, als ein paar von den anderen noch jede Menge Orga-Fragen an ihn haben.
„… Ich hab‘ ja den Plan nicht gemacht, ich kümmer‘ mich nur darum, dass morgen alle Leute alles haben, was sie brauchen …“, wiegelt er ab.
Darin ist er gut, Leuten Sachen zu organisieren, die sie brauchen, das sieht er als seine heimliche Hauptfähigkeit im Leben.

Kurz darauf laufen sie zu dem kleinen Kiosk in der Nähe rüber, dem von diesem Aydin. Til macht das Schlusslicht. Er sieht abermals auf seine Hände. Er hat ein komisches Gefühl von Déjà-vu. Seine Fingernägel sind keine kurzen Krallen, mit denen man in der Erde buddeln könnte, seine Handflächen haben keine Pfotenpolster, seine Haut kein Fell. Warum sollten sie auch, wie kommt er darauf? Was für ein schizophrener Gedanke.

Ich würfle für ihn Geistesschärfe+Enigmas, und sein Aspekt ‚Kann nicht loslassen’ zählt hierbei definitiv als Nachteil, denn hier umgibt ihn das, von dem er insbesondere nicht loslassen will. Aber er würfelt keine Einser, und erreicht zwei Erfolge.

Das ist kein schizophrener Gedanke. Vielleicht ist er ein schizophrenes Wesen, das kann ja sein, aber es stimmt, dass er eigentlich von Hasenfell bedeckt sein müsste. Jetzt ist er sich wieder sicher. Er ist kein Mensch, er bewegt sich nur unter solchen. Was macht er plötzlich hier, in dieser Erinnerung?! Die ist so ähnlich wie die Taschenrealität in seiner Freistatt.
Seiner Freistatt …
Mit einem Mal sieht der Sternenhimmel weichgezeichnet aus, wie unfertig, wie verhängt mit Spinnweben …

David legt ihm plötzlich die Hand auf die Schulter, Til schreckt zusammen.
„Alles okay mit Dir? Du bist heute ein bisschen neben der Spur, kann das sein?“
„Ich …“
„Keine Sorge, Mann. Das klappt morgen schon alles. Du hast nur Lampenfieber.“

Davids freundliche Worte wirken geradezu einlullend. Er hat Recht, nur Lampenfieber …

Ich lasse Til Willenskraft würfeln, wieder mit ‚Kann nicht loslassen‘ als Nachteil, aber wieder fallen keine Einser, sondern drei Erfolge. Til legt reflexiv seine Hand an die Stelle an seiner Seite, wo der Griff des Schwertes von Yvamore sein sollte. Er verengt verzweifelt die Augen zu Schlitzen, und fokussiert seinen Blick. Sein Gewahren kehrt zurück, er sieht einige der Gegenstände und Gebäude blass golden glitzern, alles, was für irgendwen eine besondere Bedeutung hat, leuchtet heller, er sieht sein Hasenfell wieder auf seinen Händen. Er haut David freundschaftlich auf die Schulter, unfähig, etwas zu sagen, und rennt weg. Je weiter er weg kommt von diesem Abend, desto größer ist seine Chance, aus diesem Traumgespinst aufzuwachen.
Ein Traum, innerhalb von einem Traum.

Das versuche ich mit dem Move Face Danger. Das könnte mit Geistesschärfe+Gewahren gehen, und abermals mit ‚Kann nicht loslassen‘ als Nachteil, denn nichts will Til eigentlich so sehr, wie in dieser Erinnerung weiter zu schwelgen! Eine Eins fällt auch, und zieht ihm einen Erfolg ab, aber trotzdem ist der Move erfolgreich, als Weak Hit:

Er hält kurz an, er will zurück auf das alte Grundstück, zu genau dieser Aufgabe, zu genau diesen Menschen. Hier bleiben, selbst wenn es eine Illusion sein sollte! Dann zwingt er sich, weiterzulaufen. Immer weitere Ungereimtheiten sind zu sehen: Glänzende Spinnweben, wie Knicke in der Optik, Pusteblumen-Ableger zu dieser Jahreszeit, Schwärme fast durchsichtiger Motten.

Er rennt zum Rand von Vährwerder, in den Hölznerforst, wo er als Kind auf Bäume geklettert und über Äste balanciert ist, wo seine frühesten Erinnerungen her stammen.
Und hier findet er den losen Faden.
Ein dickes Stück Spinnenseide hängt von einem Baumwipfel, wie ein unverwahrter Nähfaden. Wenn Til kräftig daran ziehen würde …

(Das ist die Lösung seines Problems, die er durch Introspektion gefunden hat, also gibt ihm sein Lichtes Erbe (Eremit) einen Punkt dringlich benötigte Willenskraft zurück, er hat durch die Moves eben viele temporäre Punkte verbrannt.)

Aber für den Weak Hit eben gibt’s auch noch eine Negativkonsequenz: In diesem Fall ist das passenderweise der Folge-Move Endure Stress. Til glaubt, er bekommt einen Nervenzusammenbruch. Er taumelt in die Büsche und kämpft gegen das Kotzen an. Er würfelt Willenskraft (Überraschung: Mit seinem Aspekt wieder als Nachteil); ein Weak Hit erlaubt ihm immerhin, weiterzumachen.

Der Boden unter seinen Füßen scheint zu wanken, und das ist auch kein Wunder, denn irgendwie weiß Til, dass das kein echter Boden ist, er bekommt den losen Faden zu packen, und zieht mit aller Kraft. Die Wirklichkeit kracht und pfeift, während alles über ihm in sich zusammenschnurrt wie ein Wollpullover, aus dem man einen losen Faden zieht, und Til zieht verzweifelt immer weiter. Eine große, sehr dünne Gestalt kommt auf ihn zu, ihre Füße berühren beinahe den Boden bei jedem Schritt, den sie tut, sie reckt eine Hand nach ihm aus. Alles an ihr besteht aus Spinnenfäden, ihr Mantel, ihre Haut, ihr Gesicht.



Schimäre oder Kithain? Der Traumspinner


„Nein, tu‘ das nicht …! Geh‘ nicht zurück …!“, wispert es aus dem Konstrukt aus Traumseide.
„Du hast uns eingefangen! Während wir geschlafen haben!“
„Bleib‘! Da draußen sind nur Krieg, Enttäuschungen, und Zwietracht! Geh‘ nicht zurück …!“
„Wer bist Du!“
„Ich bin der, den man den Traumspinner nennt, denn ich bin der Meister der Gespinste! Schließ‘ die Augen …“

Ich würfle erneut Endure Stress für unseren gebeutelten Pooka, und bekomme einen weiteren Weak Hit:

„Ich weiß alles wieder! Dornbrück, und die Trolle, und mein Eid! Ich darf meinen Eid nicht brechen. Das mache ich schon mein Lebtag so, seit Kindesbeinen, ungelogen! Warum willst Du, dass wir unsere Suche verschlafen?“
„Die Fir-Bholg sind zu gefährlich! Gepriesen sei‘ Grimgoromn, und seine Rechtssprechung!“, wispert es gespenstisch.
„Spinner …!“, schreit Til, und er zerrt weiter verzweifelt an dem losen Ende, jetzt mit letzter Kraft. Und mit einem hohen Kreischen löst die Illusion sich auf, schnurrt endgültig zusammen, hinter der verschwindenden Kulisse des nächtlichen Vährwerder ist kurz eine Nachtlandschaft zu sehen, deren Himmel aus unfertigen, wehenden Netzen besteht, in denen die Lichter nur eingewebt sind, mit Spinnenweben-Brücken über schwarzen Abgründen.


Til springt auf, zieht das Schwert von Yvamore von seinem Gürtel, sieht sich keuchend um, sein Leib ist von Schweiß bedeckt. Die magische Waffe wirkt in seiner großen Pranke wie ein Kurzschwert. Um ihn herum liegen Trolle zwischen Findlingen, wirken im Dunkel, als seien sie eins damit, und schnarchen leise. Hie und da sieht man die Spinnenfäden zwischen ihnen glänzen, und Staubflocken umschweben sie lautlos ...

Einer der grünen Goblins und zwei andere Trolle haben es ebenfalls bereits geschafft, sich aus den Traumgespinsten wieder zu befreien, in welche der Traumspinner sie alle geschickt hat. Sie sind behutsam bereits dabei, die zurückgelassenen Fäden zu zertrennen, um ihre Kameraden zu befreien. Til eilt ihnen schnell zur Hilfe.

Die Orakelwürfel entscheiden, dass dies jedoch nicht bei allen gelingt:

Fünf von den zwölf bleiben in ihrem Tiefschlaf, unbeweglich wie Geröllhaufen! Sie werden sich selbst aus der Illusion des Traumspinners befreien müssen, früher oder später. Die Finsteren Trolle haben wenig Probleme damit, bei ihnen ist jeder sich selbst der nächste. Sie bereuen nur, dass sie an ihrem Ziel jetzt mit deutlich weniger Truppenstärke aufwarten können!
„… Das war ein Loyalist von Grimgoromn!“, sagt Til, seine Stimme verstellend als Axl, „Er nannte sich der Traumspinner!“
Brokonuk grunzt unwirsch, diesen Namen habe man hier an der Oberwelt schon gehört — dies sei ein Sluagh, der sich durch seine Magien über die Jahrtausende bis zur Unkenntlichkeit verändert hätte, oder, wenn man anderen Glauben schenken wolle, sei es ein einstiger Diener der Mächte des Schlafs selbst, der sich in unvollendeten Gutenachtgeschichten verloren habe, und eins mit seinem Traumgespinst geworden sei. Auf eine Spindel gewickelt, könne sein Fädenwerk ganze Hofstaaten in magischen Schlaf versetzen, heißt es.
„Wie bei Dornröschen“, murmelt Axl ahnungsvoll.
„Sehen wir zu, dass wir weiterkommen!“, knurrt einer der Finsteren Trolle, recht anteilnahmslos.
Brokonuk schaut wehmütig, ihm als insgeheim Lichtem Troll scheint gar nicht wohl dabei zu sein, die Kameraden hier zurück zu lassen.
« Letzte Änderung: 24.02.2025 | 14:20 von Schalter »

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Zu Tils Erleichterung haben die Kleinen Bunnies von dem ganzen Drama nichts mitbekommen. Sie haben abseits des Lagers in einem Erdloch versteckt geschlafen, und sind ein bisschen quengelig, dass es schon vor Sonnenaufgang weitergehen soll. Til füttert ihnen schnell eine Extra-Ration Gebäck.

Die verbleibenden acht Trolle, zwei Goblins, und die menschlichen Bauernburschen joggen bei Sonnenaufgang über die schroffen Hügel eines weiten Brachlands. Til muss ziemlich kämpfen mit seiner Stadtbewohner-Konstitution, er ist der kurzatmigste unter den Hünen, auch wenn er überhaupt nicht so aussieht.

Ich würfle Gather Information mit Wahrnehmung+Überleben, um die Fährten der Horde und die Hufspuren der schwarzen Ritter zu verfolgen. Ein Weak Hit, das gibt einen dringend benötigten Punkt Willenskraft zurück, und lässt uns weiter auf der Spur bleiben, führt aber unterwegs zu einer weiteren Zwischenbegegnung. Die Fir-Bholg haben gewisslich ihre Anhänger aus dem mysteriösen Ériu mitgebracht …:

In der Distanz sieht man eine Rauchsäule aufsteigen. Die Trolle schnuppern argwöhnisch die Luft. Einige gucken angewidert, einer jedoch leckt sich die wulstigen Lippen, und grummelt ein schauriges „Mjam, mjam …“
Am Wegesrand haben einige Sterbliche eine primitive Opferstätte improvisiert: Große Steinbrocken haben als Altar gedient. Nun verbrennen dort die stinkenden Überreste von Kadavern. Die Menschen aus Ériu sind eindrucksvolle Gestalten, zumindest für Sterbliche: Sie sind von Kopf bis Fuss tätowiert, mit wilden, langen Mähnen und Bärten, behängt mit Trophäen und allesamt bewaffnet. Sie sehen ganz und gar nicht aus wie Menschen aus der Zeit der Gebrüder Grimm. Aber warum auch: Jenes Reich im Fernen Träumen, aus dem sie stammen, ist niemals christianisiert oder zivilisiert worden. Sie wenden sich in die Richtung der Neuankömmlinge, einige senken sofort mit grimmigen Gesichtern ihre brutal aussehenden Speere.



Die Feen aus den fremden Landen haben ihre eigenen sterblichen Anhänger mitgebracht


Die Trolle halten sich zwischen den Felsen halb verborgen, und schicken ihre Burschen vor. Die beiden grünen Goblins machen sich keckernd unsichtbar. Die bäuerlichen Gefolgsleute bauen sich vor den fremdländischen Tätowierten auf, während in der Distanz die Trolle ihre schrecklichen Augen rollen und ihre Hauer entblößen. Das Gefolge versucht, auf Altdeutsch mit den Fremden zu reden. Sie fangen an ziemlich viel dabei zu gestikulieren, als sie nicht weiterkommen. Die Tätowierten sprechen eine andere Sprache, die Til sehr an sein gelerntes Gälisch erinnert — aber diese Form ist so archaisch, dass auch er nichts versteht.

Schließlich kommen die Burschen zurück, und berichten ihren Finsteren Troll-Herren: Sie haben versucht, ihre Unterstützung anzubieten, aber die Fremden sind unverständig, und obendrein stur. Nur den schrecklichen Namen der Fir-Bholg haben die Burschen heraushören können.
Brokonuk vermutet, „… Dann sind die deren willfährige Diener! Hier harren sie jetzt, um ihren Herrschern den Rücken frei zu halten, nachdem die Opferung abgeschlossen ist.“
„Opferung?!“, fragt der Troll Axl Rocks entgeistert.
„Natürlich!“, knurrt Brokonuk, „Denn unsere künftigen Verbündeten brauchen immerdar Opfer, um weiter überdauern zu können. So wie das Feenvolk sie in so manchem Lande eingefordert hat, in der Vergangenheit.“
„Recht so! Hierzulande sind die Zeiten hart: Ich habe lange kein Schälchen Ziegenmilch mehr auf einer Türschwelle vorgefunden“, grummelt einer der Finsteren, „Oder über die Schulter geworfenes Brot, zur Erntezeit! Dabei war das so lange Brauch!“
„Mjam, mjam …“, knurrt ein anderer wieder, gedankenverloren.
Axl schaut besorgt in Richtung der schwelenden Kadaver. Nahrungsmittel sind das nicht, die den fremden Feen dort geopfert wurden … er sieht Knochen im Qualm … von was, oder von wem?
Die keltischen Menschen haben gleichzeitig eine Speerreihe gebildet, und einige stoßen dabei einen andächtigen, urtümlichen Singsang aus. Sie sehen ganz so aus, als wollten sie die einheimischen Kithain zum Umkehren bringen, notfalls mit Gewalt, auch wenn es ihr Ende bedeuten dürfte. Sie sind zwar in der Überzahl, aber die monströsen Trolle könnten sie dennoch zermantschen, wenn es hart auf hart kommt.
Das wiederum darf Til nicht zulassen, denn das wäre gegen seinen gestern erst geleisteten Eid. Er muss eine friedliche Lösung herbeiführen.

Hier mal Spielwerte für die Barbarenkrieger, nur für den Fall, dass ich sie noch brauche:


Sterbliche Ériu-Barbaren
Attribute: Geschick 3, Konstitution (Zähigkeit) 4, Stärke 3 | Charisma 3, Erscheinungsbild 2, Manipulation 2 | Geistesschärfe 2, Intelligenz 2, Wahrnehmung 3
Fertigkeiten: Athletik 3, Aufmerksamkeit 2, Ausdruck 1, Empathie 2, Gewahren 1, Überzeugen 2; Darbietung 2, Etikette 2, Handwerk 2, Heimlichkeit 3, Seefahrt 2, Überleben 3, Tierkunde 2; Enigmas 1, Gremayre 3
Hintergründe:
 • Ressourcen 1
 • Verbündete (Stämme von Ériu) 2
Aspekte:
 • Blutrünstige Barbarenkrieger +2
 • Verzaubert von den Feen von Ériu +2
 • Fanatische Loyalität zu Erûnar +1
Künste: -
Reiche: -
Glamour: 1
Willenskraft: 3
Ausrüstung: Speere, Äxte, Kurzbögen und Pfeile, manche haben keltische Kriegshörner


Also, Axl stapft auf die Ériu-Barbaren zu, und hebt beschwichtigend seine riesigen Pranken. Wenn hier einer vermitteln kann, dann vermutlich er. Immerhin ist er in diesem (wenn auch weit fern erscheinenden) sterblichen Leben in der Herbstwelt Fremdsprachenlehrer!

Also geht’s an den Move Face Danger, und zwar diesmal mit Intelligenz+Linguistik. Vielleicht findet er Ähnlichkeiten zwischen seinem halbwegs modernen, irdischen Gälisch, und der Ériu-Sprache aus dem mythischen Traumreich, aus dem diese Fremden kommen. Zur Not hilft vielleicht Gestensprache! Acht Erfolge, dank einem Willenskraft-Reroll. Um ein einziges Würfelauge am Strong Hit vorbei, aber immerhin: Nach einer halben Stunde der Vermittlungsversuche sind die grimmigen Gefolgsleute von Ériu bereit, die einheimischen Trolle durchzulassen. Aber nur gegen eine Tributzahlung! (Dies ist die Negativkonsequenz vom Weak Hit.) Nach den Opferungen des heutigen Tages gehen den Sterblichen nämlich ihre Reserven aus. Ich lege also einen Punkt Supply ab, alle der Wanderer müssen in ihre Proviantbeutel greifen.

Die beiden Goblins machen sich wieder sichtbar, und die Finsteren Trolle wirken einigermaßen maulig.
„… Ich wollte diese frechen Kerle lieber zerquetschen! Ihre sterblichen Leiber zermalmen, unter ein paar großen Felsbrocken!“, murmelt einer der Trolle voller Leidenschaft.
Aber auch er sieht ein, dass es daraufhin schwierig gewesen wäre, deren Feen-Herren ihre Dienste anzubieten.

Soundtrack: Stuart Chatwood, Hunger of the Beast Clan
https://www.youtube.com/watch?v=SkcXSUwhdOg

Jenseits der hohen Felsen, welche von den tätowierten Kriegern bewacht werden, erscheint plötzlich eine gewaltige, düstere Turmfestung vor den Wanderern. Axl Rocks hebt beeindruckt den Blick: Das Bauwerk sieht fast uneinnehmbar aus, seine Fenster sind vergittert, und die Erkerchen sind übersät mit schaurigen Wasserspeiern. Und an der Basis des Bauwerks ist das Kriegslager der Horde zu sehen. Auch hier laufen viele der tätowierten Sterblichen einher, aber man hört das Krächzen, Grollen, und Fauchen tiefer Stimmen, die sicherlich nicht menschlich sind, sondern von deren gefürchteten Herren stammen müssen.

Das Kriegslager der eingefallenen Horde gefunden zu haben ist jedenfalls ein zweiter Milestone auf der
Queste (Formidabel): Die Vorhut der Horde gewaltlos dahin zurück schicken, wo sie hergekommen ist
und hebt unseren Fortschritt auf zwei.



Der Turm Grausenszahn in der Grimm-Einöde


„Sollen wir Euch wieder vorauseilen, Herr?“, fragt einer der Bauernburschen diensteifrig die Trolle, „Wir können Euer Kommen ankündigen, wie bei Hofe üblich!“
Brokonuk hebt abwehrend seine Pranke, „Nein, sage ich! Die werden Euch zum Dank für Eure Höflichkeit auf ihre Spieße aufspießen, und Euch möglicherweise hinterher noch die Ehre erweisen, Euch als Fleischspießchen zu verspeisen! Wir gehen selbst. Ihr Sterblichen wartet hier!“
„Haltet nach denen von Grimgoromn Ausschau so lange …“, gurgelt die tiefe Stimme eines der Finsteren Trolle, Rouknar heißt der, wie Til mittlerweile weiß.
Die Bauernburschen nicken gehorsam, und versuchen, ihre Furcht nicht auf ihren schmutzigen Gesichtern zu zeigen. (Da sie Menschen des Grimm‘schen Märchenlandes sind, müssen sie wohl ursprünglich gottesfürchtig aufgezogen worden sein, nimmt Til bei sich an, und hier sind sie umgeben von Kräften, die nicht nur heidnisch sind, sondern ihrem Gott sogar feindlich gegenüberstehen müssen. Ihn schaudert es, obwohl er selber sich in seinem Herbstwelt-Leben immer als Atheist gesehen hat.)

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Brokonuk, Rouknar, und Axl Rocks schreiten also offen auf das Kriegslager zu, als Repräsentanten, Sprachrohr für ihre Gruppe. Axl sieht sich nervös um. Neben den keltischen Menschen sieht er hier zahlreiche Kithain, ebenfalls offensichtlich Einheimische der Ewigen Wälder, die so wie die Gwargar-Trolle der Horde aus Ériu ihre Hilfe zugesagt haben. Alle sind in Zorn auf Grimgoromn vereint. Axl sieht mehrere weitere Trolle, fies aussehende Giftzwerge, ein paar auf den Hinterbeinen laufende Unken, die vielleicht Pooka sind, und sogar drei von den grünen Nixen, wie bei der letzten Traumreise eine ihn und seine Kaninchen umher gejagt hatte.

Beim Weg auf die größeren Zelte zu stellen sich einige der tätowierten Menschen den Neuankömmlingen grimmig entgegen.

Die Orakelwürfel entscheiden, dass man die Trolle zum Anführer der Horde geleitet:

Zwischen den Zelten bewegen sich breitschultrige, geharnischte Gestalten, mit prachtvollem Kopfschmuck. Der Qualm der Lagerfeuer lässt sie aus der Distanz nur verschwommen erscheinen. Und Axl bemerkt, dass es nicht nur die Feuer sind: Gelegentlich entstehen unerklärliche Windböen und Luftspiegelungen um diese Handvoll von Hünen herum, ganz von selbst! Wie jene Kräfte, die Buschwerk und Bäume entwurzeln, wenn sie sich ihre Schneisen durch das Unterholz des Waldes bahnen …

In der archaischen Ériu-Sprache wird eine Ankündigung geschrieen, und einige der Hünen erheben sich. Sie sind längst nicht so groß und massig wie die eintreffenden Trolle, aber immer noch zwei Köpfe größer als die Menschen, die ihnen dienen. Axl begreift, dass sie gar keinen Kopfschmuck tragen — sie sind buchstäblich Gehörnte, wie die verschreckten Bauern in Dornbrück behauptet hatten. Axl muss an den Bryndrick denken, mit seinem imposanten Elchgeweih.

„Erûnar Réodraige!“, ruft einer der Tätowierten ehrerbietig, und in Nachahmung des Altdeutschen, „Schrecken von Anwyn! Großer Feldherr! … Verneigen!“
Die Trolle neigen schnell ihre massigen Häupter.

Erûnar Réodraige ist nicht etwa ein Hirsch-Pooka, wie Axl eine Sekunde lang angenommen hatte — er kann keiner sein. Ein Hauch von Verwesung haftet ihm an, eine Art von eleganter, morbider Brutalität. Wenn er zur Hälfte Tier ist, dann nicht als Geschöpf des Waldes, wie ein Pooka, sondern mehr wie eine Kreatur der Unterwelt.
Das also sind die Fir-Bholg.



Erûnar Réodraige, der Schrecken von Anwyn


„Willkommen in unseren Reihen!“, sagt der Heerführer auf Altdeutsch, aber mit schwerem, kratzigen Akzent, „Ihr seid wohl ebenfalls welche, die Grimgoromn den Kampf angesagt haben?“
Brokonuk nickt, „Gewiss! Wir kamen her wie auch die vielen anderen, um die Grimgoriminatori endlich aus unseren Ewigen Wäldern zu verjagen, ja! Uns jucken die Faustknöchel, und die Hauer, Erûnar Réodraige, oh Schrecken von Anwyn! Und mir für meinen Teil, Herr, mir juckt auch der Nasenstachel!“, und er lacht.
„Hah. Wesen wie Euch kann ich wohl gebrauchen! Hell sollen unsere nächsten Opferfeuer in den Nachthimmel lodern! Wir wollen die Grimgoriminatori in diesem Lande bekämpfen und deren Lager plündern, und sehen, ob es sich lohnt, in größerer Zahl von Ériu her anzurücken. Doch höret, Einheimische: Verräter und Spione gehen auch hier um!“
Axl schluckt. Nicht, dass dieser alte Krieger seine Maskerade durchschaut …?
Brokonuk sagt eifrig, „Wie der, den wir hierzulande den Traumspinner nennen, Herr! Den haben wir unterwegs hierher bereits überwunden. Fünf aus unserem Kriegshaufen hat‘s uns gekostet!“
„Wenn Ihr mit den Fir-Bholg von Ériu ziehen wollt, Einheimische, dann wisset: Ich, Erûnar Réodraige, verlange einen Teil aller Beute, für meine Opferstätten! Und ich verlange Eure Treue. Stellt sie unter Beweis, und helft meinen Vasallen, Darraghán und Brannóin!“
Und Hauptmann Erûnar hebt seine Krallenhand an der Mauer des riesigen Turmes empor: „Dies ist der Turm Grausenszahn! Während sie die Reichsstraßen blockiert haben, haben die schwarzen Ritter Grimgoromns hier einen ihrer Stützpunkte eingerichtet. Soviel wisst Ihr sicher bereits, Einheimische!“
Die Trolle nicken, und Axl beeilt sich, das auch zu tun.
„Wohlan! Ich habe meine Krieger beauftragt, alles zu durchstöbern und zu plündern, was nicht niet- und nagelfest ist. Darraghán und Brannóin habe ich mit ihnen hinein geschickt, als ihre Hauptleute. In den höheren Bereichen haben die bisherigen Besatzer ihrerseits ihre Kriegsbeute verwahrt, und sicherlich ihre vielen Schriften, da sie ja immer über alles wie besessen Aufzeichnungen machen müssen! Sicher warten dort oben Hinweise über ihre Vorhaben in Euren Ewigen Wäldern. … Und dann sind da ja noch die vielen, älteren Geheimnissen des Turm Grausenszahn daselbst! Geheimnisse, die auch die aus Grimgoromn nicht kannten, da sie selber ihn nur okkupiert hatten!“
„Wie können wir Darraghán und Brannóin helfen, Herr?“, fragt Brokonuk.
„Wir sind von weit her gekommen! Sie kennen nicht die örtlichen Mythen und Geschichten. Außerdem seid Ihr Trolle, und könnt alles zermalmen, was sich meinen Leuten in den Weg stellt! Ihr wollt Euch mir beweisen? Geht in den Turm Grausenszahn, und entbietet Darraghán und Brannóin Eure Dienste, oh Trolle!“

Das ganze sollte der Move Compel sein. Axl Rocks war ja nicht gerade der Wortführer, für die Neuankömmlinge, er musste ja eigentlich nur dabei stehen. Aber ist er auch glaubhaft? Charisma+Überzeugen (mit ‚Überzeugter Pazifist, kämpft nur defensiv‘ als nachteiliger Aspekt) liefert nur zwei Erfolge! Und ich habe schon wieder fast keine Willenskraft-Punkte mehr für Rerolls! Das machen die Challenge Dice dann auch zu einem klaren Fehlschlag:

„… Du aber!“, sagt der Heerführer durch gefletschte Fangzähne, „Du bist in meinen Augen nur ein Reindrängler, ein Opportunist! Etwas stimmt mit Dir nicht!“
„Dann, äh?“, sagt Axl Rocks, und hebt die Pranken abwehrend, „Dann sollte ich wohl besser gehen! Ich weiß schon, wenn ich unerwünscht bin! Ich hatte nur beste Absichten, aber wenn Dir meine Fresse nicht gefällt, Herr, tja, da kann man eben nichts machen.“

Da mache ich auf die Schnelle einen regulären Wurf auf Charisma+Überzeugen, wieder mit dem hier gerade nachteiligen Aspekt durch den Pazifismus. Ein mickriger Erfolg, aber vorerst reicht der, Axl will sich ja nur zurückziehen. Er meidet die Blicke der schrecklichen Mitglieder der Horde, er bildet sich ein, Häuptling Erûnar könne ihm die Verlogenheit womöglich an seinen Augen ansehen!

Die Fir-Bholg sehen ihn lauernd an, als wollten sie ihn jetzt fressen, oder ihn ihren Jagdhunden vorwerfen oder sowas. Schnell weg! Die Trolle und die beiden Goblins gucken ganz ähnlich drein, als Axl von der Unterredung zurückkehrt und verhalten sagt, er ‚sei wohl raus’; die Fieslinge können Schwäche riechen!

Dadurch entgeht uns jedenfalls ein Milestone für die Queste. Das heißt allerdings nicht, dass Til raus ist aus dem Abenteuer — er wird sich einfach auf eigene Faust in den Turm Grausenszahn einschleichen!

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Vorerst werde ich aber den Move Make Camp machen müssen, um Schlaf nachzuholen und die Kaninchen zu versorgen, und Til selber hat auch ordentlich Kohldampf. Ich habe ja nur noch einen Willenskraft-Punkt übrig, das reicht nicht für das anstehende Abenteuer! Ein Weak Hit bringt einen Punkt temporäre Willenskraft zurück, immerhin.



Aus der Nähe betrachtet umso ominöser


Der falsche Troll Axl Rocks schaut abermals an der düsteren Fassade der uralten Turmfestung hinauf. Der Schein der abendlichen Feuerstellen der Belagerer bricht sich nun auf den dunklen Steinquadern.
Der Turm Grausenszahn scheint tatsächlich eine Kreation der Gebrüder Grimm zu sein, beziehungsweise jener Leute, welche den Brüdern ihrerzeit ihre Märchen zugetragen haben — aber dann eine solche, die nie ihren Weg in die heute erhaltenen Bücher gefunden hat. Jedenfalls erinnert sich Axl an keine Grimm-Geschichte, wo ein derartiger Schauplatz vorkommt. Vielleicht also ein unvollendetes Märchen von damals, das aber in Fragmenten dennoch die Zeit überdauert, sogar bis heute … Axl läuft ein Schauder über den ledrigen Rücken. Welches Märchen hatte sich wohl ursprünglich dort abspielen sollen … und warum wurde es aus der Sammlung der Grimms gestrichen …?

Er muss daran denken, was Brokonuk heute früh über den Traumspinner gesagt hatte: Dieser bestehe angeblich aus einem unsichtbaren Gespinst aus unvollendeten Gutenachtgeschichten. Ob der Turm Grausenszahn also vielleicht sogar Teil jenes Gespinstes sein mag? Eine unvollendete Geschichte, im Entwurfsstadium verblieben seit wer weiß wie lange …


Brokonuk, Rouknar, und die anderen Gwargar-Trolle machen sich schließlich auf, um sich im Inneren des Bollwerks zu beweisen, wie von Häuptling Erûnar befohlen. Axl Rocks macht sich auch davon, um seinerseits einen Weg ins Innere zu finden, aber nicht in seiner falschen Maskerade, lieber heimlich, gänzlich ungesehen!

Wird er aber dabei von Brokonuk aufgehalten? Der Troll, der sich insgeheim dem Lichten Hof hinzuzählt, rechnet doch schließlich damit, dass Axl Rocks ihm beizeiten eine Fluchtgelegenheit ermöglicht, sollte sein Lichtes Erbe herauskommen! Wenn Brokonuk nun also Axl einfach davon trotten ließe, würde er auf einen eigenen Vorteil verzichten.

Die Orakelwürfel entscheiden klar, dass Brokonuk gerade ganz andere Sachen auf dem Zettel hat als sich darum zu scheren, welchen Weges Axl zieht.

Dann mal los, ich mache den Move Discover a Site, um den Delve in die ominöse Turmfestung zu beginnen! Der Turm wird definiert als Ancient Ruin, und sein Rang ist Formidabel. Das Ziel des Delve ist, die Geheimnisse der zeitweiligen Grimgoromn-Besatzer zu lüften. Im Inneren ist mit den Plünderern der Fir-Bholg zu rechnen, wie auch mit den mysteriösen Hinterlassenschaften der eigentlichen Errichter dieser Festung.

Der Abend ist ja bereits hereingebrochen, aber die Finsteren Trolle hält das natürlich nicht auf. Til also auch nicht. Er lässt abseits des Zeltlagers seinen Sparrows and Nightingales-Zauber fallen, und ist nicht mehr Axl Rocks, sondern wieder Til Haselberger in seiner Mittelalter-Kluft. Die Bunnies hüpfen aufgeregt auf und ab. Zu acht schleichen sie sich an die rückwärtige Mauer des Turms. Geröllhaufen und Mauerreste lassen darauf schließen, dass dereinst diese Anlage noch größer war, und nur der Turm Grausenszahn die Zeit überdauert hat. Im aufgebrochenen Eingangsportal stehen einige Krieger der Fir-Bholg, angeführt von einem schrecklichen Aufseher aus Reihen des Häuptlings Erûnar Réodraige. Dieser ähnelt einem Hirsch oder Elch noch mehr, aber auch sein Haupt zeugt von der leichenhaften Zähigkeit der Unterwelt. Er kommandiert seine tätowierten Sterblichen mit grollender Stimme umher, und den Finsteren Trollen wird gerade Einlass gewährt dafür, dass sie sich im Inneren beweisen sollen.



Ein Befehlshaber der Fir-Bholg-Horde bewacht den Eingang


Das wird mein erster Move für Delve the Depths: Erstmal muss Til ja reinkommen in das Bauwerk, und zwar ungesehen von all diesen monströsen Gestalten. Das mache ich mit dem Hopscotch-Zauber, aber würfle für den Move Geschick+Heimlichkeit+Aspekt (Löwenschweif hilft beim Balancieren), denn das ist die Hauptaufgabe dabei. Acht Erfolge, die werden laut der Challenge Dice zu einem Weak Hit. Bei einem Weak Hit muss ich auf der Tabelle des Moves würfeln, und darf laut Resultat den ersten Punkt Fortschritt markieren:

Til und die sieben Bunnies hüpfen also mit waghalsigen, präzisen Sprüngen ungesehen die Fassade des Turms hinauf, pressen sich reglos an die Mauerwand auf einem der Erker, bis die Patrouillengänger unter ihnen hindurch gezogen sind, und klettern schließlich durch eins der schmalen Fenster ins Innere.

Was erwartet uns denn dort drinnen? Oppose Ruin ist das Stichwort der Orakelwürfel. Also eine Kraft, die dem Verfall des Bauwerks entgegenwirkt. Dann so:

Dies scheint der zweite Stock des Turms zu sein, dieses Stockwerk wurde bereits völlig ausgeplündert, vielleicht von den Fir-Bholg, und von den Grimgoromn-Truppen vor ihnen. Mehrere riesige, schwarze Steinstatuen stützen die Decke des nächsten Stockwerks, tragen sie wie Säulen auf ihren Schultern, Nacken, und Muskelarmen. Von diesen Statuen geht ein Gefühl von scharfsinniger Wachsamkeit aus — sie scheinen der Grund zu sein dafür, dass der Turm Grausenszahn nicht schon vor langer Zeit in sich zusammengefallen ist.

Delve the Depths: Schleichend dringen die Abenteurer weiter vor. Ich würfle dasselbe wie eben, aber ohne den Balancieren-Aspekt, jetzt, wo wir im Inneren sind. Nur vier Erfolge, oh-oh! Aber dennoch ein Weak Hit: Ich darf Fortschritt markieren, oder den Folge-Move Find an Opportunity machen.

Anstatt hastig hier schon einmal jeden Winkel abzusuchen huscht Til in das Treppenhaus, um höher zu steigen. Er hört die Plattfüße der Trolle bereits nahen.

Delve the Depths: Im verfallenen Treppenhaus hüpfen Til und die Bunnies über Geröllberge, und müssen sich in fast vollständiger Dunkelheit vorantasten. Jetzt wäre es praktisch, Marlies wieder dabei zu haben, die konnte mit ihren Feenkünsten Licht machen! Hier geht’s also am besten mit Tastsinn und natürlich dem Hasenlöffel-Gehör voran. Sieben Erfolge bei Wahrnehmung+Aufmerksamkeit, die werden mit Würfelglück ein Strong Hit! Das bedeutet den dritten Fortschritt-Punkt, und den Folge-Move Find an Opportunity obendrein: Die Tabelle von dem Move sagt, hier ist eine Gelegenheit, Nahrung zu sammeln. Ich darf diesen Move daher mit Resupply als Folge-Move verketten. Das mache ich:

Die Kleinen Bunnies sind für Til nur als weißliche Schemen in der Dunkelheit zu erkennen; plötzlich halten sie inne, und hoppeln auf eine der Holzkisten, die auf den großen Steinstufen aufgestapelt sind. Das müssen Vorräte der bisherigen Besatzer sein. Til könnte seinen Proviant aufbessern, und er braucht natürlich wieder mal eine Fackel oder Laterne.

Ich mache also Resupply (mit um eins reduzierter Schwierigkeit, weil ausgelöst durch Find an Opportunity): Wahrnehmung+Aufmerksamkeit+Aspekt des Schimäre-Hintergrund dank den Kleinen Bunnies (‚Untrügliches Gespür für leckeres Happa‘) bringen prächtige zehn Erfolge, und dadurch wird’s ein Strong Hit. Das verschafft mir zwei neue Supply-Punkte, Wegrationen und Fackeln von den Grimgoromn-Truppen, und obendrein einen dringend benötigten Willenskraft-Punkt (weil der vorangegangene Move Find an Opportunity bei erfolgreichem Folge-Move Momentum generiert). Geilo! Die Bunnies machen sich schon im Weiterhoppeln über die Cracker-artigen Backwaren her, und sind offensichtlich hochzufrieden mit ihren Spürnasen.

Damit kommen wir im nächsten Stockwerk an, und würfeln wieder für Delve the Depths: Diesmal Wahrnehmung+Aufmerksamkeit, um das heillose Durcheinander zu durchstöbern.

Hier sieht’s so aus, als haben die Grimgoromn-Reiter alles durchwühlt, und als hätten daraufhin die Schergen aus Ériu erneut alles durchwühlt.

Ein Strong Hit: Das Durchkämmen dieses Stockwerks bringt uns einen vierten Fortschritt-Punkt, und erneut eine Opportunity obendrein. Diesmal würfle ich nicht auf der Tabelle des Find-an-Opportunity-Moves, sondern picke ein Resultat aus der Liste: ‚A clue offers insight or direction‘, nehmen wir mal.

Soundtrack: Mikolai Stroinski, Monstrous Might
https://www.youtube.com/watch?v=tLAvNLUq35U

Hier nämlich zucken Tils Hasenlöffel in die Höhe, als er gedämpfte Stimmen hört auf dem geplünderten Korridor des Stockwerks! Das müssen die beiden Vasallen des schrecklichen Häuptlings Erûnar sein, die Krieger namens Darraghán und Brannóin, oder einer von den beiden!

Worüber reden die gartsigen, tiefen Stimmen denn? Inspect Dream, sagen dazu die Orakelwürfel. Hm, dass ist gewissermaßen ja das, was hier sowieso passiert. Die Plünderer inspizieren den Schauplatz des Traumreichs, an dem sie gerade sind … oder hatte einer aus der Horde gerade eine Art prophetischen Traum, von dem er sich nun Hinweise verspricht? Das finde ich gut, machen wir das mal so:

„… Der Herr Darraghán sagt, das Ding aus seiner Traumvision ist hier ganz in der Nähe, ihr Maden! Seht zu, dass ihr es findet!“, sagt eine Stimme auf Altdeutsch, mit schwerem Ériu-Akzent.
Das muss einer der Diener der eingefallenen Horde sein, der einheimischen Feen die Befehle von Darraghán weitergibt. Einheimischen Feen, die der Horde beim Plündern helfen, so wie es auch die Trolle zu tun gedenken!

Was für ein Ding ist das denn, das die Finsteren suchen, basierend auf Darragháns Traum? Also das Themes-Orakel erneut befragt, das sagt, War. Krieg ist aber kein Gegenstand oder Element des Schauplatzes, also machen wir daraus einen Gegenstand, der für die Kriegsführung benötigt wird, das bringt mich darauf, dass es wahrscheinlich Gebietskarten der Grimgoriminatori sein werden. Diese Schimären lieben schließlich Dokumente, Pläne, und Verschriftlichungen aller Art, diese akribischen Buchhalterseelen!

„Der Herr Darraghán weiß, dass das Kartenwerk hier auf diesem Stockwerk versteckt ist!“
„Unmöglich, Herr!“, schnarrt die Stimme, einer der einheimischen Kithain, „Wir haben alles doppelt und dreifach und fünffach durchsucht! Hier ist nichts mehr, in all diesem Unrat! Nichts, aber auch gar nichts, das von Wert sein könnte!“
Die Stimme des Übersetzers wiederholt das Gesagt auf der Ériu-Sprache. Eine sehr tiefe, sehr grausige Stimme gibt Antwort, Til versteht die Worte nicht, aber von dem Tonfall sträubt sich ihm das Fell!
Der Übersetzer knurrt schließlich, „Der Herr Darraghán sagt, das Kartenwerk liegt nicht in dem Unrat, Ihr Aasgeier! Es liegt in einem Geheimfach, vielleicht im Mauerwerk, vielleicht als Teil einer dieser häßlichen Statuen, die die Decke tragen, vielleicht im Gebälk! Sucht, sucht weiter!“

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Dann schließe ich den Folge-Move Gather Information an: Vorerst erklimmen Til und seine Kaninchen einfach leise eine der steinernen Ballustraden, um dort versteckt zu beobachten, wie die einheimischen Plünderer das Mauerwerk abtasten. Vielleicht kommen sie ja von selbst auf etwas Interessantes. Til kann jedenfalls nicht seinerseits alles absuchen, während diese Finsteren auf diesem Stockwerk sind. Für den Gather-Information-Wurf kombiniere ich Wahrnehmung+Heimlichkeit+Aspekt (‚Löwenschweif hilft beim Balancieren‘). Neun Erfolge, das Versteck von Til und den Kaninchen scheint ausgezeichnet zu sein; er linst zusammengekauert hinter einem der zerschlissenen Wandvorhänge hervor, mit Sicht auf die Korridore und mehrere Raumabschnitte des Stockwerks! Die Challenge Dice belohnen uns mit einem Strong Hit! In dem Fall darf ich etablieren was mir passt, ohne Negativkonsequenzen:

Die grünen Nixen von vorhin sind jetzt ebenfalls im Gebäudeinneren, und tasten mit ihren Schwimmhaut-Fingern die Steinquader ab. Nach einer Weile kommen auch Brokonuk und die Gwargar-Trolle hier oben an, und melden sich bei Darraghán. Der Befehlshaber ist immer noch außer Sicht für Til. Eine der Nixen hat schließlich Erfolg: Til und die Kaninchen sehen genau, wie sie ein verborgenes Wandfach öffnet, hinter dem einige Pergamentrollen zum Vorschein kommen! Aufgeregt huschen die Nixen lautlos zu dem Befehlshaber mit ihrem Fund …

… scheinbar! Ich frage die Orakelwürfel, ob sie denn das Fundstück bei Darraghán abgeben, und die sagen entgegen der hohen Wahrscheichkeit, nö.

Til schleicht auf dem steinernen Sims weiter, auf Fingerspitzen und Zehen, bis er wieder in Sicht der drei grünhäutigen Mädchen kommt. Die sind mitnichten zu ihrem Befehlshaber gelaufen, sondern haben sich in einem Winkel zusammengekauert, und sichten ihrerseits die Pergamentrollen! Diese Feen vom Finsteren Hof aber auch: Eine haut die andere übers Ohr, wann immer es geht!



Die Nixen sind fündig geworden


Vielleicht kann Til den dreien die Karten seinerseits abjagen, aber vielleicht nicht gleich durch Diebstahl. Derartiges machen die Finsteren Feen. Okay, vielleicht läuft‘s doch auf einen fiesen Trick hinaus. Erstmal folgt Til den dreien ungesehen:

Delve the Depths: Geschick+Heimlichkeit+Aspekt (denn wir balancieren immer noch) gibt sieben Erfolge — aber es fällt eine Doppelnull, ein extremer Fehlschlag! Das Ganze war demnach eine Falle! Da brauche ich gar nicht auf der Move-Tabelle von Reveal a Danger zu würfeln, das machen wir so:

Während die drei Nymphen durch das Stockwerk hindurch schleichen, folgen Til und seine Freunde über die Steinsimse. Ein Gargoyle gibt jedoch plötzlich ganz von selbst unter ihm nach, und Til fällt hinab, in einen der Unrathaufen unter dem Sims! Der Wasserspeier lacht sich kaputt, und verwandelt sich in einen grünen Goblin zurück! Sofort wird Til von Trollen, Goblins, und Nixen umstellt, als er aus dem Gerümpel aufspringt!
„Da ist er ja!“, sagt der Troll Rouknar in seiner tiefen, grummelnden Stimme, und gurgelt, „Mjam, mjam!“
„Oh, Ihr wusstet, dass ich da bin?!“, entfährt es Til.
„Rauslocken mussten wir ihn, den Hasenbraten …!“, zischt eine der Nixen, und entblößt dabei ihre spitzen, weißen Piranhazähne hinter ihren dunkelgrünen Lippen!
„Hasenbraten …“, grummelt Rouknar.
„Nein, nein“, sagt Til ängstlich, „Tut nichts, was ich nicht auch tun würde.“
„Der wollte uns unseren Fund abjagen! Nachgeschlichen ist er uns!“, zischt eine andere Nixe, „Dabei ist alle Beute für den Herrn Darraghán!“
Sind sie also doch vorläufig loyal!, begreift Til, das Gehabe eben war Teil ihres Tricks, um ihn rauszulocken.
Til sieht kurz in die winzigen Augen von Brokonuk, der könnte ihn — in der Gestalt als Hasen-Pooka — wiedererkennen aus Cyenwen. Möglicherweise setzt er jetzt sogar zusammen, was es mit Axl Rocks wirklich auf sich hatte!

Das fragen wir mal die Orakelwürfel. Aber erneut: Trotz der großen Wahrscheinlichkeit sagen diese, dass dem nicht so ist! Brokonuk lässt keinerlei Wiedererkennen durchscheinen, er hat das kurze Zusammentreffen mit den beiden Pooka und den Kaninchen im Unterreich Cyenwen längst vergessen!

Da schreitet auch schon die hünenhafte Gestalt von Darraghán herbei. Morsche Wandvorhänge zerplatzen in Stofffetzen, und Staubwolken wirbeln auf, wo er geht, die Kräfte von Chaos und Tumult scheinen auch ihn zu umgeben, wie die anderen Fir-Bholg! Die Nixen machen sich klein vor ihm, und reichen ihm unterwürfig die gefundenen Schriftrollen dar.
„Die Kriegspläne derer von Grimgoromn, Herr! Und obendrein: Ein spionierender Schratiger, ein Puck!“, zischelt eine.

Darraghán besieht sich Til mit verächtlichem Grinsen. Der Befehlshaber ähnelt den anderen Fir-Bholg, aber die Züge seines Fratzengesichtes sind noch wölfischer als die der anderen Exemplare.



Darraghán von den Fir-Bholg


Was ist das denn für einer, dieser Darraghán? die Orakel sagen, eingebildeter Schurke, der eine Person beschützen will. So, und wer ist diese Person, wahrscheinlich sein Hauptmann? Das Orakel verneint jedoch, mit einem Pasch, ein extremes Ergebnis! Also will Darraghán insgeheim einen Schützling gegen Erûnar Réodraige beschützen. Vermutlich dient er dem Plünderer-Heerführer sogar genau deswegen! Wer also ist dieses Mündel? Friendly Bandit who wants to Find a Home, sagt das Orakel diesmal. Also vermutlich einer der keltisch aussehenden Sterblichen aus Ériu.

Hier sind schonmal Spielwerte für Darraghán:

Darraghán, Befehlshaber der Fir-Bholg
Attribute: Geschick 3, Konstitution 5, Stärke 5 | Charisma 2, Erscheinungsbild 0, Manipulation 2 | Geistesschärfe 2, Intelligenz 2, Wahrnehmung 3
Fertigkeiten: Athletik 3, Aufmerksamkeit (Witterung) 4, Ausdruck 1, Ausweichen 2, Einschüchtern (Todesdrohungen) 4, Empathie 2, Gewahren 3, Handgemenge 3, Überzeugen 2; Etikette 2, Handwerk 2, Heimlichkeit 3, Nahkampf (Kriegsbeil) 5, Überleben (Ériu) 4; Enigmas 2, Gremayre 3
Hintergründe:
• Gefolge (Barbarische Anhängerschaft von Ériu) 2
• Ressourcen 3
• Titel 2
Aspekte:
• Furchtbares Geweih +2
• Gefühllose Lederhaut +2
• Gierige Wolfsfänge +1
• Will sein Mündel beschützen
• Loyal gegenüber Erûnar Réodraige
• Eingebildet und großspurig
Künste: Autumn 2, Dragon's Ire 1, Primal 2, Winter 2
Reiche: Fae 4, Nature 4, Scene 3
Glamour: 5
Willenskraft: 6
Ausrüstung: Kriegsbeil 'Hagrúr', Lederrüstung (Panzerung 2), Knochenmesser, Wegrationen

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Das bedeutet ganz klar den Move Face Danger: Til wird versuchen müssen, sich aus dieser Sache heraus zu schwindeln. Das mache ich mit Charisma+Überzeugen. Sieben Erfolge, und daraufhin ein Weak Hit. Da muss ich als Negativkonsequenz etwas in das Geschehen mit einbauen, naheliegenderweise den Folge-Move Endure Stress, immerhin schüchtert die Meute ihn ordentlich ein.

Til schwindelt sich also im Brustton der Überzeugung aus der Sache raus, er sei eben von Natur aus neugierig und habe im Turm Grausenszahn nur schauen wollen, was die Finsteren da alle so angeregt zu finden hofften! Und da sich Brokonuk an ihn nicht erinnert, und die anderen Trolle und Goblins ihn nur in der Tarnung als Axl Rocks gesehen haben, ist den Schergen das glaubwürdig genug.

Daraufhin sind alle Finsteren nur noch genervt von dem bibbernden, Lichten Pooka, und begnügen sich damit, ihn anzuschnauzen, er solle abhauen. Til nickt hastig, aber registriert gleichzeitig, in welche seiner Taschen Darraghán die von den Nixen gefundenen Karten verstaut.

Sobald er nicht mehr am Schlafittchen gepackt ist, verwendet er Hopscotch, um durch eins der offenen Fenster davon zu hechten!

Das ist der Move Delve the Depths: Ich würfle Geschick+Athletik+Aspekt (abermals zum Balancieren), um zu fliehen, nicht aber abwärts, sondern an der Fassade weiter hinauf! Sieben Erfolge, und damit ein Weak Hit:

Laut Move-Tabelle ist das mein fünfter Fortschritt-Punkt für den Delve, aber in Kombination mit dem Folge-Move Reveal a Danger! Die nächste Move-Tabelle gibt an, es kommt zu einem Encounter! Möglicherweise Verfolger von drinnen, die den Störenfried doch noch abmurksen wollen? Oder die Wasserspeier an der dunklen Fassade?! Die Orakelwürfel entscheiden, letzteres!




Die Grausenszahn-Gargoyles erwachen mit einem Knirschen


Das ist der Move Battle, Til muss in schwindelnder Höhe springend und an den Erkern hangelnd den Angriffen der Stein-Flattermänner entkommen, bis er ein nicht-vergittertes Fenster findet, durch das er zurück ins Innere flüchten kann!

Diesmal sind die seltsam belebten Wasserspeier keine verwandelten Goblins, sondern Schimären, die tatsächlich ein eigenes Leben haben. Diese müssen von den Erbauern des Turms Grausenszahn zurückgelassen worden sein, um ihre Hinterlassenschaften über die Jahrhunderte zu verteidigen.

Ich würfle für den Move also Geschick+Athletik+Aspekt (‚Überzeugter Pazifist, kämpft nur defensiv‘), plus Hintergrund-Aspekt (‚Lässt sich auch hervorragend zum Parieren verwenden‘). Der Pazifismus-Aspekt gilt gleichzeitig als vorteilig und auch als nachteilig, also verleiht er seine Bonuswürfel, aber Einser ziehen bei dieser Extended Action Erfolge ab.

Sechs Erfolge trotz Willenskraft-Einsatz (ein paar Einser fallen auch und geben dadurch einen Willenskraft-Punkt zurück, weil Tils eingesetzter Nachteil ihm das Leben schwer macht, immerhin). Die Challenge Dice sind super-ehrgeizig, und machen einen Fehlschlag aus dem Kampf, mit einer Acht und einer Zehn. Der Folge-Move Pay the Price leitet mich weiter zum nächsten Folge-Move Endure Harm.

Til springt von Fenstersims zu Fenstersims, pariert die Klauen und Steinzähne der Gargoyles mit dem Schwert von Yvamore, schwingt ein paar mal an einer Hand an Simsen oder Erkern wie ein Pendel, um sich — den Flugangriffen ausweichend — um die Flanke des Turms herum zu arbeiten! Einer der Gargoyles, an dessen Fratze er sich vorbei pendelt, erwacht jedoch ebenfalls zum Leben, packt ihn seinerseits, und flattert auf ledrigen Schwingen tiefer! Til glaubt kurz, dass die Bestie ihn einfach fallen lassen würde, damit er am Felsboden zerklatscht! Alles um ihn ist verschwommen in der Fluggeschwindigkeit und vom Höhenrausch! Mit vor Verzweiflung gefletschten Hasenzähnen setzt Til die gleißende Spitze des Schwerts von Yvamore an, um die Krallen der lebenden Statue aufzuhebeln, um danach im Fallen ein Sims zu fassen zu bekommen. Während sie kämpfen, trudelt der irritierte Gargoyle durch eins der offenen Fenster ins Innere, und mit voller Wucht steuert er die Innenwand des Stockwerks an, um Til dagegen zu rammen, und sich seiner endlich zu entledigen!

Das ist also der Move Endure Harm, und Til kassiert sechs Wundlevel schimärischen Schaden. Zwei davon bekommt er absorbiert, und es verbleiben vier. Nachdem er mit voller Fluggeschwindigkeit gegen die Innenmauer gewuchtet wurde, fühlt er noch, wie er zu Boden poltert, und dann bleibt er benommen liegen.


Er dämmert wieder hoch aus der Bewusstlosigkeit, als die sieben Bunnies ihn umringen, und aufgeregt quieken. Eins versucht gerade ihm Ohrfeigen zu verpassen mit seinen winzigen Pfötchen wie in Kinofilmen, um ihn wieder zu wecken.
„Schon gut … schon gut … nix passiert …!“, bringt Til heraus. Er muss sich alle möglichen Rippen gebrochen haben, mindestens. Unter seinem weißen Fell bluten fiese Schürfwunden. Er versucht, sich vom Boden aufzulesen.

Das Tiefe Träumen wird Tils schimärische Gestalt binnen kürzester Zeit reparieren, wie sonst auch, aber dennoch wird er sich vorerst irgendwo verschanzen müssen dafür!

Das wird bedeuten, einen Move zu machen für Delve the Depths, vielleicht kann man mit einem Strong Hit den Folge-Move Find an Opportunity freispielen, der würde die Option eröffnen, ein Versteck innerhalb des Dungeons zu finden. Dafür würfle ich Geschick+Heimlichkeit, aber durch die vier Wundlevel hat Til zwei Würfel Abzug aus seinem Pool. Er hinterlässt eine Spur aus roten Blutströpfchen, während er leise davon taumelt, auf der verzweifelten Suche nach einem Versteck! Trotz Willenskraft-Einsatz nur zwei Erfolge, das kann nix werden. Der müde Versuch wird laut der Challenge Dice auch tatsächlich ein Fehlschlag, sogar mit Pasch! Das bedeutet den Folge-Move Reveal a Danger:
Die Move-Tabelle sagt, der Fluchtweg ist blockiert oder mit Fallen versehen.


Eine Steinplatte gibt ein leises Knirschen von sich, als Til taumelnd darauf tritt. Zwei der hünenhaften Teufelsstatuen, welche die Decke tragen, verschieben sich, durch Magie oder einen verborgenen Mechanismus, und versperren die Tür, durch die er gerade wollte! Mit einem ominösen Krachen schlagen die Muskelprotze seitlich gegeneinander, Schulter an Schulter. Stieren aus gemeißelten Glubschaugen auf die Eindringlinge herab.

Das bedeutet einen Move, um die Barriere zu überwinden. Da nehmen wir mal, Secure an Advantage. Til verwandelt sich zitternd in seine Hasengestalt, er und die Kaninchen sind möglicherweise klein genug, um durch die Zwischenräume zwischen den beiden Statuen hindurch zu passen.

Ein Weak Hit für Secure an Advantage: Die wendigen Nager passen zwischen den Statuen hindurch, aber bekommen dabei die nächsten Schwierigkeiten!

Kaum sind die acht Vierbeiner auf der anderen Seite angekommen, rennen kreischend einige der Plünderer herbei, grüne Goblins mit erhobenen Krummdolchen! Sie haben das Mahlen der Statuen auf den Steinplatten gehört, und wollen hastig nach dem Rechten sehen!

Das bedeutet Face Danger, die Mümmelmänner flüchten natürlich einfach, statt den nächsten Kampf zu beginnen. Hier zählt auch Tils Aspekt ‚Hakenschlagen auf der Flucht‘, und trotz seinem Wundabzug von zwei erzielt er schicke acht Erfolge! … Aus denen die Challenge Dice dennoch einen Fehlschlag machen! Das bedeutet, als Folge-Move wird wieder Pay the Price ausgelöst: Dessen Move-Tabelle gibt an, ‚a surprising developement complicates your quest‘. Soso, aber woraus besteht das? Investigate Weapon. Das macht‘s einfach:

„Nyaaargh! Yvamore-Schwert! Seht ihr‘s, Vettern?“, kreischt einer der Goblins, konfus und erbost, „Yvamore-Schwert!“
Feldhase Til vermutet, dass der grünliche Kobold — wenn er schon das magische Schwert nicht sehen kann, so lange Tils Gestalt verwandelt ist — es trotzdem irgendwie instinktiv erahnt, mit seinem übermenschlichen Gewahren. Sieht so aus, als hätten diese legendären Vorbesitzer des Schwertes, von denen die Boggans neulich so hochachtungsvoll gesprochen haben, bei den hiesigen Goblins einen bleibenden Eindruck hinterlassen!
„Jagt den Hasen! Fangt den Hasen, Vettern! Yvamore-Schweeertt!“, schnarrt es wutentbrannt hinter Til und den Kaninchen.

Delve the Depths: Da heißt es, schleunigst voran machen, jetzt mit einer Gruppe Goblins auf den Fersen! Ich würfle dasselbe wie eben, und diesmal sind die Challenge Dice gnädiger, und gewähren den uns einen Strong Hit. Hakenschlagend entkommen die Hoppelhasen im Treppenhaus und auf dem nächsten Stockwerk. Das ist der sechste Punkt Fortschritt für den Delve, und ich darf wie erhofft den Move Find an Opportunity anschließen. Das mache ich, kassiere einen Punkt Willenskraft, und wähle das Ereignis ‚you locate a secure area‘.

Im nächsten Stockwerk stapfen die Gwargar-Trolle durch das Gerümpel, und durchforsten Regale, Kommoden, und Truhen. Die Kleinen Bunnies entdecken eine Tür, die nur halbhoch ist, genau die richtige Größe für Leute wie sie! Die Flüchtenden werfen sich hindurch, und Til drückt sie mit den Vorderläufen zu. Sofort hört man die Füße der Goblins auf den Dielen, die hastig hierher aufschließen, und suchend umher tappen. Trolle und Gobbos beginnen ungehalten miteinander zu streiten, man hört gedämpft ihre Stimmen durch die Wand. Die Kobolde keifen aufgebracht irgendwas vom Schwert von Yvamore, das hierher gebracht worden sei!
„… Hinterlassenschaft der Sidhe, vergoss schon das Blut unserer Vorfahren!“, kreischt einer.
Ein Troll poltert, die grünen Kobolde sollten sich mal besser Gedanken machen um die Hinterlassenschaften derer aus Grimgoromn, deswegen seien sie schließlich hier, nicht wegen irgendwelcher angeblicher Sidhe!

Til sinkt in sich zusammen. Seine Schürfwunden bluten bereits nicht mehr, und die gebrochenen Rippen rücken nach und nach wieder an ihren angestammten Platz zurück! Seine Pfoten und Löffel zittern. Die Kaninchen schmiegen sich mitleidig an ihn und rollen sich zusammen.

Den Heal-Move aus Ironsworn brauche ich nicht zu machen, im Grunde muss Til hier einfach nur eine Stunde abwarten, bis das Träumen ihn regeneriert hat. Aber haben wir diese Zeit in unserem Versteck, immerhin sind wir hier mitten in einem Delve. Die Orakelwürfel sagen, nein, nach einer halben Stunde werden die Tiere aufgescheucht! Aber wovon, finden die Finsteren Feen die kleine Tür? Oder kommt die Gefahr aus der anderen Richtung dieses Geheimgangs? Die Orakelwürfel sagen, ersteres.

Es knirscht und klickt, als einer der Goblins geschickt mit einem rostiges Metallstück das Türschloss aufgefummelt bekommt!
„Guckguck!“, zischt er, mit bösem Grinsen.
Til klopft instinktiv mit dem Hinterlauf auf den staubigen Dielen, und löst erstmals seinen neu erinnerten Feenzauber Quicksilver aus. Zwei Erfolge bei Wayfare+Fae lassen ihn seine Bewegungsrate pro Runde verdoppeln und geben ihm eine Extra-Aktion. Er versucht, instinktiv seine Kaninchenfreunde mit zu bezaubern, aber hat keine Macht über Schimären (sein ‚Reich‘ namens Fae ist nur auf zwei Punkten; muss ich wohl mal steigern).
Wie ein kleiner, weißer Kugelblitz schießt er selber jedenfalls aus der halbhohen Türöffnung, und saust zwischen den Beinen der Verfolger hindurch. Goldene Linien aus glitzerndem Glamour folgen seinen Hinterläufen durch den verwüsteten Raum! Kreuz und quer zuckt er über den Boden, und dann den Korridor entlang.

Das wird der Move Delve the Depths, um zum nächsten Treppenhaus zu gelangen. Ein Strong Hit: Fortschritt steigt auf sieben, und mein Find-an-Opportunity-Folge-Move soll sein ‚you locate an interesting or helpful object‘:

Tils übernatürliche Schnelligkeit endet wieder, als er das nächste Stockwerk betritt. Er kriecht hinter einen der geschlossenen Wandvorhänge, und kaum sieht er sich um, umringen ihn auch bereits seine Kaninchen, die ihm gefolgt sind, nachdem er das Augenmerk der Goblins auf sich gezogen hatte. Der Feldhase sieht sich im Dunklen um, und begreift: Die schmale Tür hinter dem Wandvorhang ist der Zugang zu einem Materiallager, hier stehen Holzkisten und Truhen gestapelt, und hier ist noch nicht alles auseinander gerissen und durchwühlt. Einige der Truhen tragen ein aufgeprägtes Wappenzeichen: Einen schwarzen Ritterhelm über ungleich ausgerichteten Waagschalen. Das sieht ganz so aus, als sei dies das Zeichen des Herrscherreichs Grimgoromn! Die Plünderer-Horde würde möglicherweise in Freudengebrüll ausbrechen, wenn sie bemerken würden, dass sie bisher stumpf an dem verhängten Eingangsspalt vorbeigegangen sind! Til verkriecht sich zwischen den Kisten, und erhebt sich von dort wieder in seiner Kithain-Gestalt als Mann mit Hasenkopf. Um sich an diesem zurückgelassenen Warenlager der schwarzen Ritter zu schaffen zu machen, braucht er wieder Hände!



Das düstere Wappen von Grimgoromn


Til macht jeden Handgriff mit äußerster, angespannter Vorsicht! Dieser Hinterraum ist ja nicht einmal durch eine Tür gesichert, nur durch den zerschlissenen Vorhang. … Und er glaubt, jemanden in einem der angrenzenden Zimmer des Stockwerks zu hören, ein ungeduldiges Blättern in dicken, knisternden Pergamentseiten! Er ist hier nicht völlig allein ...!

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Sehr wahrscheinlich haben die Grimgoromn-Schreiberlinge hier ebenfalls Papiere weggeschlossen, bereit für den Abtransport in ihr düsteres Herrscherreich. Oder vielleicht haben sie auch andere Dinge aus dem Turm Grausenszahn geplündert, die ihnen besonders interessant vorkamen …

Ich würfle Wahrnehmung+Aufmerksamkeit für Gather Information, jetzt nur noch mit einem Wundabzug von einem Würfel. Aber die Challenge Dice machen einen Fehlschlag daraus: Til war wohl doch ein klein wenig zu laut, und die Gestalt da draußen hat Wolfsohren! Für den Folge-Move Pay the Price muss ich auch jetzt wieder nicht würfeln: Diesmal ist sein Gegner Brannóin von den Fir-Bholg.

Plötzlich wird der Wandvorhang nicht nur beiseite gerissen — er wird von telekinetischen Kräften in tausend morsche Stückchen zerfetzt! Die Metalltruhen und Holzkiszten rumpeln und bocken wie von Geisterhand. Til fährt zusammen, und wirbelt mit hoch aufgestellten Hasenlöffeln herum: Er wurde entdeckt, von einer der gehörnten Gestalten!

Brannóin ist schön für eine Barbarin, zumindest wenn man blutrünstige Macho-Weiber mag, die aussehen wie Scheintote! Ihre Züge sind viel anthropromorpher als die Fratzen von Darraghán und dem Wächter draußen vor dem Turm-Portal.



Brannóin, Befehlshaberin der Fir-Bholg


Ein tätowierter Sterblicher mit Zöpfen in seinem grauen Bart eilt an ihre Seite, fast hündisch, und starrt Til an. Brannóin spricht, und auch ihre Stimme ist kratzig und kalt. Der hündische Menschenmann übersetzt: „Du! Befehlshaberin Brannóin sagt Dir, ergeben! Namen sagen! Sogleich!“
„… Fuil na tógfar an dorchaois, ghaoth na scáil!“, knurrt die Kriegerin.
„… Sonst, Axt in den Kopf, verstanden!“, übersetzt der Bärtige.
„Ja ja, keine Gewalt! Welch eine Freude, Euch endlich anzutreffen, Brannóin! Ähm, ich wollte die ganze Zeit schon zu Euch!“, lügt Til.

Vielleicht komme ich auch hier mit einem Compel-Move raus. Ich würfle Charisma+Überzeugen für den Pooka, und er erzielt sechs Erfolge. In einem längeren Hin und Her spinnt er sein Garn davon, hier in etwas hereingeraten zu sein, und gerade einen Hort von Grimgoromn-Unterlagen sichergestellt zu haben, die er den Herren und der Dame aus Ériu gewisslich nicht vorenthalten wollte! Gerade so noch ein Weak Hit: Brannóin ist äußerst skeptisch.

Was sagt das Orakel überhaupt über ihre Persönlichkeit? Cautious Scout who wants to Collect a debt, eine vorsichtige Kundschafterin, die eine Schuld eintreiben will. Das passt ziemlich zu dem, was ich bisher über sie vermutet habe.

Der Weak Hit beim Compel-Move bedeutet, dass das Gegenüber sich halbwegs überzeugen lässt, aber etwas einfordert, bevor es kooperiert. Vielleicht hängt das mit der Schuldigkeit zusammen, die Brannóin hierzulande von jemand anderem einzufordern gedenkt? Hm, ich frage mal das Orakel, und das antwortet, Change Blood. Ominös! Daraus machen wir folgendes:


Die Gehörnte knurrt etwas, das ihr bärtiger Lakai übersetzt als, „Pooka, Geschöpf der Grünen Insel im Nebel — Ériu! Wie auch wir. Altes Ériu-Blut! Sehr mächtig!“
„Ähm. … Ja?“
„Oh, ja. Also! Du bietest Deine Hilfe der Brannóin an, Pooka?“
„Klar, sage ich ja, darum bin ich doch hergekommen!“, lügt Til selbstsicher.
„Gut!“, grinst der Bärtige, und plötzlich hat die große gehörnte Frau Tils Hand gepackt, hält sie fest wie ein Schraubstock, und ritzt mit ihrem Knochenmesser eine Glyphe hinein! Til schreit erschrocken und schmerzerfüllt und versucht sich zu entwinden, aber Brannóins Griff ist fest. Schon ist das Zeichen vollendet!
Sie knurrt zufrieden etwas, und ihr Untergebener übersetzt, „Wir lassen Dich gehen. Aber im Gegenzug, es gibt in der Zukunft Blutschuld! Muss zurückgezahlt werden!“
Til schaut entgeistert auf das Pfotenpolster in seiner rechten Handfläche.
„… Ja, Zeichen verschwindet erst, wenn Schuld beglichen“, verkündet der tätowierte Mann, „Blut muss vergossen werden, beizeiten, wenn es eingefordert wird. Kann schon bald sein. Oder in vielen Jahren! Aber wird eingefordert werden, ja. Oh, mächtige Fir-Bholg haben langes Gedächtnis. Reicht bis zu erster Landnahme von Insel Ériu zurück, und weiter, ja.“
Til sieht auf das blutende Siegel, und blinzelt die große Kriegerin ungläubig an. Diese scheint aber überhaupt kein weiteres Aufhebens darum zu machen, sondern ruft ihre Diener zu sich, um die von Til gefundenen Truhen aufzubrechen und alles zu sichten.

Dieser Blutpakt ist dennoch kein Eid nach Ironsworn-Logik für Til; er bedeutet nur, dass Til früher oder später einmalig den Feen von Ériu gehorchen werden muss. Aber ob dies Teil einer ganzen Queste sein wird, muss sich dann erst noch zeigen.

Während die anderen Finsteren Feen anrauschen, um auf Brannóins Geheiß alles in der von Til entdeckten Abstellkammer zu durchsuchen, macht dieser sich unauffällig davon, und nimmt jene Bücher unter die Lupe, welche Brannóin bisher durchforstet hatte. Auch hier ist das Siegel Grimgoromns auf vielen Einbänden aufgeprägt. Nur wirklich leise diesmal, leise!

Aber das Würfelglück will sich weiterhin nicht einstellen: Bei diesem Move Delve the Depths ist schon Tils erster Wurf auf Intelligenz+Heimlichkeit ein Patzer! Bei Patzern scheitert der ganze Move automatisch. Er stößt unabsichtlich ein Buchregal um, und krachend geht es zu Boden, Staub der Jahrhunderte wirbelt auf! Sofort sind die Finsteren Trolle da, und dann auch Brannóin und ihr Gefolge. Die Tabelle des Folge-Move Reveal a Danger sagt, ‚face the consequences of an earlier choice or approach‘. Das bezieht sich sicherlich auf die Goblins, die wir gefoppt und abgehängt haben, ein Stockwerk tiefer:

„Fressen wir ihn auf! Machen wir Hausschuhe aus seinen Füßen! Fliegenklatschen aus seinen Ohren! Er ist doch der, der heutzutage das Schwert von Yvamore führt!“, kreischt eine Goblinstimme, fast hysterisch, anklagend.
Brannóin geht dazwischen, und verkündet etwas in ihrer tiefen, kratzigen Stimme, das die Einheimischen dazu bringt, die vorlauten Schnauzen zu halten. Anscheinend hat sie ihnen begreiflich gemacht, dass sie nun Anspruch erhebt auf den Hasen-Pooka. Na, dann prost.

Ich würfle als Reaktion auf das Resultat bei Reveal a Danger den Move Compel: Til muss jetzt wohl Brannóin darlegen, wie er an das magische Schwert von Yvamore kam, welches hierzulande die grünen Goblins so fürchten und verabscheuen. Und warum er es zu behalten gedenkt! Ich würfle Charisma+Überzeugen+Aspekt (‚Abgeklärt, wünscht allen Leuten insgeheim Gutes’). Ich gebe seinen letzten verbleibenden Willenskraft-Punkt aus, um immerhin fünf Erfolge zusammenzukratzen bei diesem längeren Verhandlungsgespräch. Überraschenderweise wird das ein Strong Hit! Das gibt dem willenlosen Til direkt wieder einen Punkt temporäre Willenskraft zurück, und lässt mich einen Gesprächsausgang nach Wunsch wählen. Brannóin und auch die Trolle sind bald überzeugt, dass hier die alte Regel ‚wer‘s findet, dem gehört‘s‘ gelten muss, und dass die räudigen Gobbos mal ihre Köppe zu machen sollen.

Für die Narrative haben wir aber das Ziel des Delve eigentlich mittlerweile erreicht: Wir haben zwar selbst keine Hinweise in unsere gierigen Hasenfinger bekommen, und uns ziemlich zum Horst gemacht vor den Finsteren Feen, aber den Plünderern haben wir solche Hinweise zugespielt, und dabei auch noch die Gwargar-Trolle übertrumpft. Brannóin ist Til auch einigermaßen gewogen. Das beides könnte eine Grundlage sein, um mit Häuptling Erûnar erneut zu reden.

Deshalb mache ich nun den Move Locate Your Objective, um den Delve abzuschließen: Und siehe da, ein Strong Hit! Dies ist dann wiederum der dritte Punkt Fortschritt für unsere
Queste (Formidabel): Die Vorhut der Horde gewaltlos dahin zurück schicken, wo sie hergekommen ist.

Die Geheimnisse der Erbauer des Turms Grausenszahn haben wir bei diesem Delve nicht einmal angekratzt! Das lag hauptsächlich an den Zufallsergebnissen. Wenn wir herausfinden wollen, was es damit auf sich hatte, werden die Charaktere hierhin erneut zurückkehren müssen ...

Dann könnte ich mich ja mal von den Finsteren Feen hier drinnen davonmachen, via Escape the Depths. Dafür würfle ich Geschick+Athletik, um rennend und springend ein unvergittertes Fenster zu erreichen, mit Hopscotch abzuspringen, und zwischen den Felsen alle Feenwesen abzuhängen, die ebenfalls Hopscotch-Zauber kennen. Das werden zehn Erfolge dank Tils Geschick-Spezialisierung (‚Schnelligkeit‘) und jeder Menge Zehner! Ein Strong Hit! Rennend beschreibt der Pooka gefolgt von den Kaninchen einen Halbkreis von Deckung zu Deckung, und verschwindet in der Nacht!

Mit dem Move Make Camp bekommen wir einen Punkt Willenskraft zurück:

Versteckt zwischen den hohen Felsen gelingt es Til, ein kleines Feuerchen zu machen, und dann werden geklaute Tagesrationen der Grimgoromn-Besatzer verputzt. Als Feldhase kriecht Til schließlich mit den Kaninchen in ein trockenes Erdloch, und sie übernachten ungestört, hier verliert er die verbleibenden beiden Wundlevel von vorhin, und ist wieder wie neu.

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Evolution: Til hat mittlerweile wieder viele EXP angesammelt, und die setze ich mal um. Ich spendiere ihm ein dritten Punkt im Reich Fae, wodurch er künftig auch Macht über Schimären hat, und unter anderem seine Kleinen Bunnies bezaubern kann. Ansonsten hatte er im Turm Grausenszahn Gelegenheit, Schleichen und Kämpfen zu trainieren, ich hebe bei ihm also Heimlichkeit auf drei an, und Nahkampf auf zwei.


Im Morgengrauen sehen die Heerführer von ihrer Feuerstelle auf, als plötzlich ein weißer Schemen auf einer der Holzkonstruktionen landet, welche ihre Zelte umgeben. Er kauert dort, erneut sprungbereit, geradezu provokativ. Rümpft angewidert die Nase über die Mengen an rohem Fleisch, Knochen, und Baumborke, welche die Fir-Bholg als ihr Mahl vertilgen.



„Heda! Du wurdest des Turmes verwiesen gestern Nacht!“, stellt einer der Untergebenen von Häuptling Erûnar kauend fest, „Du bist der Störenfried vom Lichten Hof!“
„Stören, das wollte ich sicherlich nicht, die hohen Herren“, versetzt Til in gefasster Stimme.
„Lügner …!“, knurrt eins der wölfischen Mäuler.
„Und habe ich nicht auch für Eure Brannóin den großen Fund machen können?“
„Hah! Und trotzdem bist Du ein Schnüffler des Lichten Hofes!“
„Selbst wenn, wir sollten hier die Differenzen unserer Höfe vergessen. Die Lage ist mindestens so ernst, wie sie auch amüsant ist, für Lichte wie Finstere Feen.“
„Die alten Fir-Bholg gehören ja nicht zu den Feen-Höfen, Pooka!“
„Ach nein?“
„Nein. Wir sind alt wie Ériu, wie die tiefsten, versteinerten Gebeine Anwyns und der Erde! Wir zählen uns nicht zu Euren Höfen.“
„Dann habt Ihr umso mehr Grund, mich anzuhören!“
Heerführer Erûnar hebt nun sein leichenhaftes Haupt: „Was ist Dein Begehr, Eindringling? Sag‘ schnell! Bevor ich Deiner überdrüssig werde!“
Til beeilt sich zu antworten, „Ehrlich gesagt will ich mich nur lustig machen über jene Kriegstreiber, die sich närrisch gegenseitig die Schädel einschlagen wollen!“
Geraune und Knurren entsteht unter den Fir-Bholg, als die Worte des Pooka übersetzt werden für die, die kein Deutsch verstehen.
„Wollen mal sehen, wie lustig er sich noch macht, wenn wir ihm die Haut abgezogen haben!“, grollt eine der Stimmen angriffslustig.
„Schweigt! Er ist ein Pooka, er lügt natürlich, wenn Ihr ihn direkt anredet!“, krächzt Hauptmann Erûnar erbost.
Til fährt fort, „Die Ewigen Wälder brauchen keine Feldzüge, Ihr großen Reisenden aus Ériu! Sie brauchen ein Kräftegleichgewicht. Das falsche Gesetz der Truppen aus Grimgoromn kann nur durch wirkliche Rechtssprechung verbannt werden. Nicht aber durch Kriegstreiberei“, und er lügt, „auch wenn ich respektiere, dass Eure bisherigen Versuche ehrenhaft und mit besten Absichten waren!“
Erûnar kommentiert, „Die menschlichen Vorstellungen von Ehre und Gesetz interessieren uns nicht, Fremder. Herunter von Deinem hohen Ross“, und seine Umhänge wehen wie von Geisterhand, und das Gebälk unter Til wird plötzlich geschüttelt, und bricht splitternd in sich zusammen! Verdattert erhebt er sich aus den Trümmern, und wird sogleich von den sterblichen Gefolgsleuten der Horde umzingelt.
„Helft mir, die örtlichen Häuptlinge, Regenten, und die Heerführer der Grimgoriminatori an einen Tisch zu bringen!“, fordert Til verzweifelt, „Nichts ist zu gewinnen durch Euer jetziges Tun!“
„Wenn mehr Grimgoromn-Truppen hierher kommen, Pooka, dann lohnt es sich, wenn auch mehr von unserer Horde von Ériu her übersetzen! Dann gibt es nur noch mehr Beute zu machen, verstehst Du! Ihr Gold und ihr Stahl sind gut, so wie auch die Trophäen, die man daraus machen kann! Und die Geheimnisse, die man ihnen entlocken kann. Glaubst Du, uns ist Eure Heimat einen ausgeschlagenen Backenzahn wert? Glaubst Du, wir wollen Euch zu Freiheit oder Recht verhelfen?! Du Narr!“
„Aha!“, sagt Til, forsch, aber mit zitternder Stimme, „Dann gibt es ja doch etwas, worüber wir handelseinig werden können! Denn das Geheimnis der Grimgoriminatori, das kenne ich ja!“

Das ist natürlich schon wieder dreist gelogen, aber vielleicht überzeugend. Diese Begegnung soll die Basis sein für den Move Compel. Ich würfle für Til Charisma+Überzeugen+Aspekt (‚Überzeugter Pazifist, kämpft nur defensiv‘), aber dieser Aspekt ist gleichzeitig auch nachteilig, also ziehen Einser bei diesem Wurf ab. Da sind auch so einige dabei, die Fir-Bholg sind diese Art von Verhandlungspartner nicht gewohnt, und verachten Pazifisten auch! Am Ende sind meine fünf verbleibenden Erfolge aber ein Weak Hit dank der Challenge Dice: Der Compel-Move gelingt dadurch, aber nur unter einer Bedingung. Die Bedingung ist natürlich von vornherein klar, die Fir-Bholg wollen sich auf Tils Handel nur einlassen, wenn er ihnen die versprochene Lösung des Geheimnisses liefert:

„… Dann behauptest Du wirklich, das Geheimnis der Grimgoriminatori zu kennen?“, braust Häuptling Erûnar auf.
„Gewiss!“, lügt Til faustdick.
„Also heißt das, Du kennst es nicht“, grummelt der Häuptling, „denn ich habe direkt gefragt.“
Oh, er ist gewieft, er kennt sich mit Pooka-Lügen aus!
Til behauptet ungerührt, „Nun, ich würde es niemandem auf die Nase binden. Aber ich habe beinahe alle Teile zusammengesetzt! Das interessiert Euch wohl?“
„Die Grimgoriminatori sind ganz besondere Kämpfer. Der Alleinherrscher von Grimgoromn hatte sie in der Vergangenheit noch nicht unter seinem Befehl! Diese Riesen waren bis vor einiger Zeit ja nur Gleichnisse, pompöser Zierrat, Statuen, im früheren Herrscherreich Grimgoromn. Doch nun marschieren sie tatsächlich durch das Träumen! Manch einen Kithain hier bei Euch auf dem Festland erinnert ihr Äußeres ein wenig an das, was wir alle ganz besonders fürchten — das kalte Eisen. Ihre Zahl wächst, während auch die Macht der Heere des Alleinherrschers von Grimgoromn steigt! ... Wie kommt er also an diese Schimären? Ist es wahr, was man in den Endlosen Wäldern nur zu flüstern wagt, und der Alleinherrscher hat es irgendwie geschafft, einen Pakt mit den Kräften des Winters ohne Ende zu schließen? Oder sind Grimgoromns Schergen nichts weiter als Nutznießer davon, dass der Winter kommt?“
„Und wenn ich Euch dieses Geheimnis verrate, Häuptling, versprichst Du, dass die Fir-Bholg abziehen, und nicht mit kriegerischer Absicht zurückkehren?“
Erûnar Réodraige knurrt, „So sei es! Da Du nur ein Angeber bist, wüsste ich nicht, warum ich Deinem Angebot nicht zusagen sollte, denn meine Horde hat dabei nur zu gewinnen. Aber glaube nicht, dass wir nicht unsererseits weiter nach dieser Antwort suchen, auf unserem Plünderzug! Wir haben die Kisten, die Du Brannóin letzte Nacht finden ließest, noch nicht einmal vollständig durchstöbert. Und auch noch auf andere Weisen ließe sich hier draußen das Geheimnis von uns ergründen!“
„Ein Ultimatum? Ich liebe die!“, nickt Til sofort in ernstem Ton, „Einverstanden!“

Der erfolgreiche Ausgang dieser Verhandlung ist ein vierter Milestone für meine
Queste (Formidabel): Die Vorhut der Horde gewaltlos dahin zurück schicken, wo sie hergekommen ist.

Aber wie entlocke ich den Grimgoriminatori das Geheimnis ihrer Erschaffung? Wie nur …? Es müssen zwar noch schwarze Reiter hier irgendwo in der Nähe sein (jene Streitkräfte, welche die Fir-Bholg bei Dornbrück aufgerieben haben), aber es ist alles andere als wahrscheinlich, dass diese Til einfach Aufschluss geben werden über ihre Staatsgeheimnisse, wenn er sie nett fragt. Außerdem müsste er sie dafür sowieso erstmal finden.
Til hockt im Schneidersitz auf einem der hohen, rötlichen Felsen, und grübelt, die Schwanzquaste seines weißen Löwenschweifs fegt nervös über dem Gestein hin und her.
Die Bunnies umringen ihn schließlich, Wurzeln knabbernd, die sie sich ausgegraben haben.
„Was sollten wir tun, Bunnies? Die Suche vorerst beenden, und weiterziehen zum Schloss der Goldenen Sonne? Da wollten wir doch ursprünglich hin! Vielleicht wissen Marlies und Zusje einen Rat!“
Zwei der Kaninchen hüpfen aufgeregt auf und ab, und schütteln dabei ihre Köpfe, dass ihre kleinen Löffel hin und her schlackern.
„Ja, Ihr habt ja Recht. Wenn wir tagelang weg sind, kann es sein, dass die Fir-Bholg doch selber irgendetwas herausfinden. Dann kann ich sie nicht bei ihrem Wort nehmen, und verlangen, dass sie friedlich abziehen! Aber das habe ich doch den Bauern von Dornbrück geschworen! … Oh Junge, ist echt nicht leicht, ein heidnischer Schutzgeist für Sterbliche zu sein!“

Vielleicht hält das Orakel eine nützliche Prophezeiung bereit für die weitere Handlung! Summon Health, sagen die Orakelwürfel. ... Das zu interpretieren ist aber eine harte Nuss, was könnte das für die Handlung bedeuten? Vielleicht wird eine keltische Gottheit der Heilung hierher beschworen? Die Orakelwürfel sagen bei erneuter Befragung, Til ist vielmehr derjenige, der beschworen wird, um die Gesundheit von jemandem oder von etwas sicherzustellen. Summoning kann natürlich eine Anrufung sein, also eine Aufforderung, irgendwohin physisch anzureisen, oder eben ein magisches Herbeibeschwören. Die Orakelwürfel entscheiden, dass es sich um letzteres handelt: Til wird also durch Teleportation irgendwohin versetzt, an einen anderen Ort ins Träumen! Uh, aufregend!

Und welcher Ort ist das? Das Thema von Health lässt mich gleich an das Traum-Reich von Aevalorn denken, denn dort hat Til ja bei seinem ersten Besuch die Gesundheit der Bäume des Labyrinthes begünstigt. Schritte zur Heilung von Aevalorn werden seitdem ja von den Einheimischen unternommen, aber vielleicht brauchen sie ihn dennoch erneut.
Aber diejenige, die sonst andere Pooka durch die Gegend teleportiert, ist doch Marlies‘ Schwesterlein. So wie sie neulich die ausgebüxte Marlies zu sich zurück gewünscht hat. Die Ideen gefallen mir beide, die setze ich in Kombination um … gewissermaßen:


Til sieht sich kurz von goldenem Glitzerstaub umgeben, der ihn in der Luft umschwebt. Gebannt sieht er hinein. Dann muss er niesen — und niest sich selbst weg! Als er die Augen aufschlägt, sieht er die gesamte Szenerie um ihn völlig verändert ...!
« Letzte Änderung: 5.03.2025 | 17:15 von Schalter »

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Soundtrack: Floex, Gardens
https://www.youtube.com/watch?v=4tfhQ-L8L4g

Das Licht hat eine dumpfe, warme, bronzene Qualität. Ketten aus Harztropfen hängen von den goldbraunen Wänden wie Kronleuchter. Er befindet sich auf einer Art hölzernem, halbrunden Balkon, vielleicht gedrechselt, vielleicht aus dem Holz gewachsen. Um ihn her ist ein Kreis aus kleinen Rauchschalen aufgestellt, die Kräuterduft verströmen, aber der allgemeine Wohlgeruch der ihn hier schlagartig umgibt ist noch intensiver, wie Nadelwald, Harz, Feuchtigkeit, Leben.
„Das … das ist der Everreach!“, entfährt es Til, „… Ich wusste doch, dass ich diese Woche hierhin zurückkehren würde!“, ihm ist bereits wieder eine Lüge über die Lippen gekommen, noch bevor er überhaupt seine Fassung wiedergefunden hat.

(Wir erinnern uns: So sieht es dort aus!)

Interessehalber holen wir uns mal einen weiteren Orakelspruch zu Tils Ankunft ab: Das Orakel sagt, Falter Structure, das Zusammenfallen von Struktur. Da wird anstelle der Umgebung möglicherweise eine mentale Blockade mit gemeint sein, die zu bröckeln beginnt, das erwartet unseren Til sowieso. Machen wir mal folgendes daraus:

In dem Moment wird ihm gehörig schlecht, das Gefühl ist irgendwie wie ganz enormes Jetlag. Sein Feenschein kann diese Reisemethode durch Teleportation wohl akzeptieren, aber seinem sterblichen Körper, den er ja irgendwie darunter auch mit sich herumträgt, dem ging das alles zu schnell!
Taumelnd wendet er sich ab, hält sich an dem kleinen Holzgeländer fest, blinzelt durch Tränenschleier. Bloss hier nicht kotzen!, das würde sich wie ein Sakrileg anfühlen! Kurz weiß Til nicht mehr, wo oben und unten ist.
Da sieht er mit verschwommenem Blick auf einem der höher gelegenen Balkone des Everreach eine menschliche Gestalt, die dort steht, aber von ihm abgewandt. Er hat einen starkes Gefühl von Wiedererkennen, ist aber zu verwirrt und ihm ist zu schwindelig, um den Eindruck einordnen zu können. Ihm ist eine Sekunde lang auch so, als gehöre diese Gestalt nicht hierher, nicht in den Everreach, sondern in eine ganz andere Umgebung, steinern, sonnendurchflutet, und beschaulich ...



Ein ominöses Gefühl von Wiedererkennen beschleicht Til bei diesem Anblick


Sein Nackenfell sträubt sich in großer Nervosität. Als er die Tränen weggeblinzelt hat, ist der Eindruck verschwunden, vielleicht war es eine Art Trugbild, Einbildung. Vielleicht war das auch der Effekt des halluzinogenen Harzes, das ihm schon bei seinem letzten Besuch hier so zu schaffen gemacht hat? Er spürt eine Hand auf der Schulter.
„Willkommen, Til Haselberger! Neuester Heilsbringer von Aevalorn, so heißt man Dich!“, sagt eine tiefe, beruhigende Stimme.
Til dreht sich um, und versucht sich zu straffen.
Ihm stehen mehrere Würdenträger gegenüber, er sieht einige Schamanen der silberhäutigen, feingliedrigen Aevalori unter ihnen, und Pflanzen-Gnome von der Art des Setzlings. Ihm direkt gegenüber steht jedoch ein anderes Wesen. Nicht schon wieder ein Gehörnter!, denkt sich Til erschrocken zuerst. Dieser hier erweckt aber einen ganz anderen Eindruck als die Horde draußen im Ödland: Er strahlt etwas Gütiges aus, sein herzlicher Blick hat eine gewisse Hintersinnigkeit, und er ist auch nicht bis an die Zähne bewaffnet.
„Ähm, hallo, freut mich“, bringt Til vage hervor.
„Die Freude ist ganz auf unserer Seite, oh Freund aus der Ferne! Nimm‘ Dir Zeit, Atem zu schöpfen, und eil‘ Dich!“
„Was jetzt von beidem?“
„Ich beabsichtige nicht, Dich zu verwirren! Wir haben Dich mit einigem Aufwand hierher beschworen, auf vielfaches Wünschen hin!“
„Ja, das, äh, das hab‘ ich mir gedacht. … ‚Heilsbringer‘?“
„Gewiss, so heißt man Dich unter den Aevalori, seit Du die Ruinen von Edovoldda wiederentdeckt hast! Von Edovoldda, der ersten und größten aller Zivilisationen!“
Til sieht sich unwillkürlich erneut nach der gegenüberliegenden Holzplattform um, aber dort steht tatsächlich niemand mehr …
„Ja, ähm. Zu Diensten! Wer bist Du?“
„Ich bin jener, der heutzutage Ūrohso genannt wird. In jenem Land der Herbstwelt, aus dem Du kommst, ist dieses Wort ja auch bekannt!“
„Ach so?“, sagt Til zweifelnd.

Wir lassen ihn flugs Intelligenz+Linguistik würfeln, immerhin ist er Fremdsprachenlehrer im normalen Leben. Eine zehn ist dabei:

„Oh, jetzt check‘ ich, das Wort ist tatsächlich germanischen Ursprungs. … Auerochse!“, sagt er, und das passt tatsächlich zum Äußeren des Gegenübers.



Ūrohso (in der Umgebung seiner Heimatlande, wenn er nicht gerade den Everreach besucht)


„Komm‘, Freund, die Aevalori werden uns durch den Everreach hindurch geleiten. Es gibt viel zu unterreden!“, sagt Ūrohso mit gewinnendem Lächeln.
„Okay … ich meine, sehr wohl. Puh, mir ist noch ein wenig wackelig auf den Beinen! Ich war eigentlich gerade mitten in einer Verhandlung, und ich hatte gerade die Nase vorn bei meinen Damen und Herren Barbaren! Hätte nicht viel gefehlt, und ich hätte die bequatscht bekommen!“
„Wir alle hier sind untröstlich, Dich bei Deinen Geschäften unterbrochen zu haben, oh Til Haselberger! Doch ach, die Gesundung des Labyrinthes von Aevalorn hängt ganz von Dir ab, und duldet nun keinen Aufschub!“
„Ist das wahr …?“, fragt Til, und ihm beginnt zu dämmern, was sein Gegenüber für einer ist.
„Oh, ja!“, sagt Ūrohso mit herrschaftlichem Ton, „Niemand anderes vermag dies zu tun, was die Aevalori von Dir erbitten! So komm‘, Freund, folgen wir ihnen!“
« Letzte Änderung: 2.03.2025 | 15:27 von Schalter »

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Til brennen viele Fragen auf der Zunge, aber die Aevalori ermahnen alle zur Stille, während sie ihren Weg durch die Gangwindungen in den Innenwänden des gigantischen Baumstammes suchen. Zeit für Erklärungen scheint zu sein, wenn sie den Everreach durchquert und das Labyrinth betreten haben.



Scouts der Aevalori begleiten die Pooka schweigsam


Die Kleinen Bunnies tauchen unverhofft aus den kleineren Öffnungen in den Holzwänden auf, um Til wieder munter nachzuhoppeln. Til ist nicht sicher, ob sie mit ihm hierher teleportiert wurden, oder ob sie irgendwie ganz von selbst ihren Weg durch das Träumen zu ihm zurück gefunden haben?

Für den Weg zur Baumkrone mache ich den Move Face Danger, denn der Weg ist weit, und die zahllosen, wundersamen Orte innerhalb des hohlen Baumes sind voller Gefahren und voll möglicher Irrwege hinein in Abenteuer. Til muss dieses Mal alldieweil ja nicht selber den Weg finden, sondern nur folgen, also konzentriert er sich aufs Lauschen, und würfelt Wahrnehmung+Aufmerksamkeit. Fünf Erfolge werden ein Weak Hit: Eine neue Gefahr ereignet sich demnach unterwegs!

An einer Stelle klettern die Reisenden tiefer im Stamm durch dunkle, enge Hohlräume, die sich immer wieder einmal aufspalten zu immer neuen Tunnels. Die Kolonne hat sich ausgedünnt. Til ist ein wenig schwummerig. Er biegt an einer Stelle instinktiv falsch ab, gelockt von einer fast unhörbaren Stimme!

Dies ist ein neuerlicher Face-Danger-Move. Mit Geistesschärfe+Enigmas kann er zur Gruppe zurück finden, ohne sich in die samten-bernsteinfarbene Dunkelheit davon locken zu lassen …
Mit zwei Willenskraft-Punkten kratze ich vier Erfolge zusammen … nur damit die Challenge Dice trotzdem einen Fehlschlag daraus machen! Das bedeutet als Folge-Move Pay the Price:


Im warmen Zwielicht steht vor Tils Augen plötzlich eine kindliche Gestalt, nur als Silhouette zu sehen, mit wildem, lockigen Wuschelhaar. Sie trägt eine zu große Jacke, und einen Flickenrock. Sie steht abgewandt, mit dem Rücken zu ihm. Er zuckt zusammen, und raunt, „Hey! Hey, Du. Habe ich Dich vorhin schon einmal …“
Die Gestalt geht in diesem Moment jedoch lautlos weiter, verschwindet in der engen Höhle im Holz. Til läuft aufgeregt hinterher, sein Herz pocht heftig, er hat wieder das Gefühl von Wiedererkennen. Warum dreht sie sich nicht um? Sie muss ihn gehört haben! Oder nicht?
In der nächsten Kammer ist sie wieder, abermals mit dem Rücken zu ihm!
„Hörst Du mich?“, ruft er unsicher.
Lautlos geht sie weiter, biegt urplötzlich ab, in eine andere Öffnung, die Til vorher noch nicht gesehen hatte.
„Warte!“, keucht er.
Hinter sich hört er die gedämpften Stimmen vom Rest seiner Gruppe. Die versuchen, ihn wiederzufinden! Aber er ist wie gebannt. Er weiß in diesem Moment nicht mehr, ob er träumt oder wacht.

Dann muss das Ergebnis von Pay the Price hier der Folge-Move Endure Stress sein. Til verliert bei diesem Move seinen derzeit letzten Punkt temporäre Willenskraft, und macht anschließend einen einzelnen Willenskraft-Wurf gegen Schwierigkeit vier. (Sein Aspekt ‚Kann nicht loslassen‘ soll hier nachteilig wirken, aber es fallen keine Einser.) Ein Weak Hit wird daraus: Der Move erlaubt Til, weiterzumachen. Aber er hat seine temporäre Willenskraft auf null gesenkt, daher ist er nervlich am Ende!

Die Aevalori-Scouts finden ihn schließlich in einem der vielen, kleinen Hohlräume, wo er zusammengekauert sitzt, und schwer atmet. Die Kleinen Bunnies sitzen um ihn verteilt. Die Eingeborenen helfen ihm auf, und wispern mahnend auf ihrer Urzeitsprache, während sie ihn zurück zum Hauptpfad führen.
„Alles … alles okay“, versucht Til kraftlos abzuwiegeln, „Habe das Rätsel ja schon gelöst …! Ich weiß ja genau, wer das war …“

Da werden wir kurz vor Erreichen des Ausgangstors nach Aevalorn den Move Make Camp machen müssen. Konstitution+Supply bringt einen Weak Hit, und damit erhält Til einen Willenskraft-Punkt zurück. (Mein Supply ist immer noch voll, seit wir im Turm die Provisionen der Grimgoromn-Besatzer geplündert haben.)

„Ja, das sollte nicht überraschen“, sagt Ūrohso teilnahmsvoll, während sie rasten und nebenher die Kaninchen füttern, und er Tils stockenden Bericht gehört hat, „das Baumharz der Bäume von Aevalorn hat Macht über die Erinnerung. Darum ist es in vielen Teilen des Träumens auch als mächtige Alchemie-Zutat geschätzt! Aber es hat kuriose Eigenschaften; ein Alchimist kann sich in seiner Klebrigkeit verfangen, so wie es auch möglich ist, sich in Erinnerungen zu verfangen!“
„Interessante Metapher“, sagt Til, und muss dabei an den Traumspinner vorgestern denken, da war er auch in einer seiner eigenen Erinnerungen verfangen …


Schließlich treten sie allesamt hinaus ans mysteriöse Licht der ewig währenden Dämmerung, die am Himmel über dem Wipfellabyrinth Aevalorns hängt. Schwärme von Graureihern ziehen unter ihnen hindurch. Til atmet tief die köstliche Waldluft ein.
„Komm‘, mein Lieber, die Aevalori haben jüngst einen größeren Außenposten eingerichtet, nicht weit der Äste des Everreach“, erklärt Ūrohso, „dort können wir Dir berichten, wie die Lage ist.“
„Ist Marlies dort, und ihre Schwester?“, fragt Til neugierig.
„Die beiden Nerz-Schwesterherzen sind derzeit nicht im Träumen! Sie sind wie Du, Wechselbälger! Ich muss zusehen, dass sie regelmäßig in Eure Wahlheimat zurückkehren, die merkwürdige Herbstwelt.“



Die Aevalori haben einen Grenzposten aufgebaut


In dem Außenposten aus kugeligen Zelten und Hütten hoch oben im Astwerk der nahen Bäume sind die Wanderer offensichtlich willkommen. Suppenkellen-förmige Gefäße aus Holz werden ihnen dargereicht, die gefüllt sind mit einem herb-köstlichen Kräutersud, und aus denen man wie aus Strohhalmen trinkt. Ūrohso kann einige der Brauchtümer der Aevalori gut erklären, sehr weltmännisch — und in einigen Fällen scheint er sich solche Erklärungen schlicht auszudenken, wenn er sie nicht kennt, oder seine eigenen Varianten unterhaltsamer findet als die Wahrheit.
„… Ihr wisst viel über das Träumen!“, stellt Til fest.
„Nun, Freund, ich bin sehr alt! Man kommt viel herum in solch einem langen Leben, und schaut viele Wunder. Ich halte mich nicht damit auf, zu reinkarnieren, und in jedem meiner Leben wieder ganz beim Anfang anzufangen mit meinen Erfahrungen. So, wie es das Los von Euch Wechselbälgern ist! Die Nerz-Schwesterherzen, und Du.“
„Dann bist Du wie Lady Ysandra von der Hohlkrone, und die Kithain aus dem Hause Merygmarh, in der Grimm-Wüstenei!“
„Reine Feen, ohne sterblichen Schein. Ja, aber ich darf Dir fast nichts darüber enthüllen. So ist‘s Brauch.“
„Wirklich? Warum nicht?“
„Weil Du, mein Freund, einst die Herbstwelt gewählt hast, wie so viele andere mit Dir! Ihr habt geschworen, dem Leben im Träumen zu entsagen. Nun sind reine Feen immerdar getrennt von Euch Wechselbälgern! … Nanu? Du schaust so gedankenvoll drein.“
„Das was Ihr sagt, ist möglicherweise nicht das, was Ihr denkt …“, sagt Til behutsam, weil er glaubt, dass der Auerochsen-Pooka lügt.
„Wenn Du auch mehr von der Herrschaft verstündest, mein weitgereister Freund, so würdest Du wohl verstehen! Ein Fürst hat seine Worte gar weise zu wählen.“
„Ihr seid ein Fürst?“
„Ja und nein!“
„Ich sollte nicht direkt fragen, denn dann …“
„Frage ruhig direkt, und Du wirst direkte Antworten von mir erhalten. Ich mag ein Pooka sein, aber ich lüge nie! Siehe, Til Haselberger, ich bin der Fürst des Schlosses der Goldenen Sonne! Ein Ort des Lichten Hofs, des Tages, des Sonnenglanzes der mit seiner Wahrhaftigkeit alle Halbwahrheiten illuminiert und aufklärt!“
„Das klingt schön! Also hat Marlies Euch alles berichtet, was wir in Cyenwen erlebt haben? Denn von Ihr weiß ich, dass sie an Eurem Hofe verkehrt, so wie ihre Zusje, ich weiß schon seit Jahren davon ...“
„Haha, gewiss. Nun, nicht an meinem Hofe, sondern nahe des Schlosses, aber die Nerz-Schwesterherzen sind angesehene und stets willkommene Gäste bei uns. Ehrengäste sogar, denn oftmals haben sie sich für die Goldene Sonne verdient gemacht! Trotz ihres zarten Alters, denn sie sind vor Kurzem erst Erwacht.“
„Erwacht?“
„Erwacht, in den Traum, so wie es zwangsläufig alle Wechselbälger tun, keines von Euch verschläft jemals eine gesamte Lebensdauer, hält sich immerzu bloß für ein sterbliches Menschelein! Nun, die Nerze haben mich gebeten, meine Künste zu verwenden, um Dich nach Aevalorn zu beschwören.“
„Ich dachte, Zusje sei diejenige, die sich und Marlies umher teleportiert, mit einer Art Wunschring?“
„Ins Träumen und zurück, gewiss, und zwar zu jeder Zeit, ganz unabhängig von den Phasen des Mondes. Aber um einen Wechselbalg quer durch die Ewigen Wälder hindurch zu versetzen, im Handumdrehen, dafür reicht ihre Macht nicht aus. Dies ist gebunden an den Lauf der Sonne, und kann daher nur einzig und allein von mir getan werden, dem Herren des Schlosses der Goldenen Sonne! Als vor Kurzem klein Marlies fortgelaufen war, war es ebenfalls an mir, sie wieder ins Gebiet der Goldenen Sonne zurück zu zaubern.“
„Oh. Ach so … Aber sagtet Ihr nicht, die beiden Schwestern wären derzeit gar nicht hier?“
„Sagte ich das? Wohlan! Dennoch könnten wir kaum auf ihre Rückkehr warten, nicht wahr? Denn die Sache ist die. Jene, die Marlies und Du Zusje nennen, die hat gar manchen Einblick in Zukunft und Vergangenheit. Die Eremiten-Klause, die sie derzeit bewohnt, ist voll von wunderlichen Dingen, die als Omen funktionieren können. Zusje hat orakelt, dass Aevalorn Dich braucht.“
„Derzeit brauchen andere Gefielde mich, Fürst! Unter anderem das Dörfchen Dornbrück. Ich habe ihnen einen Eid geschworen, feierlich, auf das Tafelsilber meiner Großmama!“
„Dies wird noch ein Weilchen warten müssen“, sagt Ūrohso, und schlürft noch etwas von seinem Kräutertrunk, „Deine Anstrengungen bei Deiner zurückliegenden Queste hierzulande tragen gerade lang erwartete Früchte.“
„Aber, Fürst, es besteht bedauerlicherweise eine klitzekleine Gefahr, dass die Zeit mir davonläuft. Draußen beim Turm Grausenszahn habe ich es mit einer Horde der Fir-Bholg und ihrer Gefolgsleute zu tun!“
Ūrohsos herrschaftliche Miene wird düster, „Dann ist es wahr, und sie sind tatsächlich von Ériu hier eingefallen?“
„Sie haben einen Umweg über Absurdistan gemacht, aber davon abgesehen stimmt es!“
„Mit diesen Geschöpfen aus alter Zeit ist nicht zu spaßen, fürwahr. Gar oft habe ich in meiner Jugend meine Hörner gegen ihre morschen Geweihe knallen lassen, im wilden Kampfe!“
„Tatsächlich?“
„Das ist schon so lange her, das ist schon beinahe nicht mehr wahr.“
„Sie sagen, sie stehen außerhalb der Höfe von Licht und Finsternis.“
„Ja, denn sie sind Wesen der barbarischen Urzeiten, und der Unterwelt namens Anwyn. Keiner von ihnen war jemals ein Wechselbalg, denn sie würden den Winter ohne Ende ja begrüßen, wenn er käme, und darum sind sie ohne Angst; soviel weiß man genauestens über sie.“
„Der Winter ohne Ende? Die Furcht davor steckt hinter vielem, was derzeit geschieht, oder? Grimgoromns Truppenvormarsch, das Einfallen der Fir-Bholg, die Regierung der Sidhe …“
„Die Sidhe, Freund? Vergiss‘ die Sidhe! Sie haben sich abgeschottet in der Welt ihres Ursprungs, und sind im Träumen und in der Herbstwelt uneins und vereinzelt. Die Zeit der Sidhe ist lange vorüber! Wir Gemeinen haben uns selbst zu verwalten!“
„Darum seid Ihr ein Pooka-Fürst?“
„Dies betrifft die Reiche im Träumen, und umso mehr die Herbstwelt, aus der Du kommst! Sorge dafür, dass wir zusammenhalten, die wir von der legendären Art Robin Gutfreunds sind, Til Haselberger, und verlasse Dich nicht mehr auf die Sidhe!“
„Seid Ihr der Mentor von den Nerz-Mädchen? Könntet Ihr auch mein Mentor sein? Ich weiß immer noch fast nichts über die Welt der Feen, außer meiner Liste mit Notfall-Telefonnummern!“
„Nein, Freund, wie ich schon sagte: Reine Feen und Wechselbälger haben sich längst entzweit, und getrennte Wege eingeschlagen.“
„Oh, ich dachte, als Ihr das sagtet, da war es nicht die …“
„Ich stehe immer zu meinem Worte. Wohlan, junger Wechselbalg: Es sieht so aus, als müssten wir uns eilen! Ich werde Dich tiefer hinein ins Labyrinth bringen, damit Du für die hiesigen Wälder die Genesung bringen kannst. Danach versetze ich Dich zu Deiner Aufgabe zurück.“
„Ich brauche politische Verbindungen, Fürst, und ich brauche Gesetze des Lichten Hofes auf meiner Seite, mit denen sich Druck gegen Willkürherrschaft und Gesetzlosigkeit machen lässt. In Holz-Giebel-Brunnen-Dorf, und im Umgang mit der Horde aus Ériu! Könnt Ihr mir vielleicht damit helfen?“
Ūrohso erhebt sich, streicht seine Robe glatt, „Natürlich könnte ich das, wenn ich nur wollte! Ich bin Herrscher eines isolationistischen Hofs, musst Du wissen, Freund Til. Ich habe kein Heer, und nur wenige Ritter! Bisher habe ich mich stets auf meine Verwandlungskünste verlassen, um meine Angelegenheiten daselbst zu regeln.“
„Vielleicht könnt Ihr mir dennoch raten?“
„Ja, gewiss, und gern will ich dies tun, aber ich brauche genau sieben Stunden, um zu grübeln. Vorerst, machen wir voran! Die Tiefen des Labyrinths bedürfen unserer! Danach wird alles weitere sich zeigen.“
« Letzte Änderung: 5.03.2025 | 20:35 von Schalter »

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Dieses Gespräch ist selber noch kein Milestone für unsere Queste, aber vielleicht kann es zu einem solchen führen. Mal sehen!

Ūrohso spricht noch ein paar Worte mit den Schamanen und Scouts der Einheimischen, dann erhebt er seinen langen, bronzenen Wanderstab, und schlägt die Spitze dreimal auf die Holzplanken. Erneut glitzert goldenes Glamour um die Wanderer, Til blinzelt verwirrt gegen die Lichter an, und findet sich schlagartig tief im Labyrinth von Aevalorn wieder! Sie sind hier in der Nähe des Waldbodens, wo die goldenen Harzbäche dahin fließen zwischen den titanischen Baumwurzeln, Licht kommt hier unten nur noch von glühenden Blättern und Pilzgewächsen. Und von den vielen Lampions bei der Ausgrabungsstätte, welche die Aevalori zwischenzeitlich errichtet haben!
„Wow!“, staunt Til, als er auf die vielen Zelte herab blickt.
„Faszinierend, nicht wahr? Die Ausgrabungen sind schon weit fortgeschritten, und die Aevalori haben eine Reihe von Zugängen in die tiefen des versunkenen Edovoldda freigelegt. Äußerst vorsichtig natürlich, stets haben sie sich um die Wurzeln ihrer geliebten Bäume herum gearbeitet! Diese Forschungen haben sogar ein paar Eshu und Satyre von außerhalb dieses Reiches herbeigelockt, die bereitwillig ihr Wissen beisteuern. Gar viele Geheimnisse der Hochkultur von Edovoldda wurden bereits gelüftet!“
„Ja? Ich habe von einem mythischen Reich namens Edovoldda noch nie gehört, in der Herbstwelt …“
„Das ist, weil das Wissen um diese erste aller Zivilisationen den Verstand der Sterblichen schlichtweg sprengen würde! Sie erinnern ja nur Fragmente, und nennen sie Atlantis, oder Mu, oder Ur. Die Wahrheit aber, Freund Til, ist das uralte, majestätische Edovoldda. Vielleicht offenbaren uns seine beschrifteten Steinblöcke sogar das Geheimnis, wie der Winter ohne Ende aufzuhalten wäre. Wer weiß!“
„Das klingt ja … als wäre alles auf einem guten Weg. Wozu brauchen die Aevalori dann mich?“
„Ihre Schamanen bringen Dein Erscheinen mit der Beschwichtigung des Harzherz in Verbindung! Und es war Deine Idee, die Inschriften aus uralter Zeit zu ergänzen. Die Aevalori sind nicht eben für ihren Humor bekannt, aber als diese Idee sich herumsprach im Labyrinth, da ward ein Prusten und ein wieherndes Gelächter über den Wipfeln zu hören, wie es in Aevalorn noch kein zweites gab!“, und ein Grinsen Ūrohsos weißer Zähne huscht über sein dunkles Gesicht bei dieser Vorstellung, „Nun, ich selbst würde ebenfalls sagen, dass es köstlich ist: Das Reich wird gerettet durch eine Halbwahrheit, einen Trick. Wir nehmen der Geschichte ihre Schwermut, indem wir sie mit einem heiteren Fragezeichen versehen.“
„Meine Hoffnung ist vor allem, dass die Baumwurzeln dann nicht mehr nur wehmütige Erinnerungen aus Zeiten von Edovoldda absorbieren werden, sondern auch fröhliche. Ich bin sicher, dass das funktioniert, ich habe es als Kind in einem Schulprojekt schon mal ausprobiert!“, nickt Til.
„Dann auf! Aelhunara hat klare Anweisungen gegeben: Du sollst drunten behilflich sein, die Aufzeichnungen zu vervollständigen.“
„Ich? Ich kenne aber die Schrift und den Stil von Edovoldda nur ganz oberflächlich!“
„Das tut nichts zur Sache. Du hast dem Harzherz und den Aevalori diese Idee geliefert! Nun bist Du derjenige, der ihnen witzige Einfälle liefern soll!“
„Witzige Einfälle … na ja, ich bin schon ein echt spaßiger Typ …“
„Ja, die Spaßigkeit sieht man Dir allzeit an, sie steht Dir ja förmlich ins Gesicht geschrieben. Zumindest beiwohnen sollst Du der Einmeißelung neuer Textpassagen! Wohlan, steigen wir herab!“

Die Wanderer klettern die letzten Äste herab und eine hölzerne Gangway hinunter, wo das Ausgrabungscamp beginnt. Til entzündet eine seiner Fackeln, und mit den Aevalori-Würdenträgern, den Kleinen Bunnies, und Ūrohso beginnt der Abstieg ins Erdreich hinab. Die freigelegten Steinquader formieren stellenweise riesige Treppenstufen, manchmal kleine Terassen, und auf denen kommen die Wanderer Stück für Stück tiefer. Til staunt mit offenem Mund, als ein Gefühl von unfasslicher Altehrwürdigkeit ihn beschleicht: Es mag eine Lüge gewesen sein, dass Edovoldda derartige Bedeutung für die stoffliche Herbstwelt hat, aber jedenfalls haftet diesem Ort eine unleugbare Dramatik an, ein Zeitzeugnis aus Zeiten, die es irgendwann einmal gegeben haben mag — oder eben eine Metapher für solche Zeiten.



Die Überreste vom altvorderen Edovoldda, tief eingesunken in die Erde


Das soll der Move namens Face Danger sein, denn die Wanderung dauert über eine Stunde, und viele Gefahren könnten an diesem lichtlosen Ort unter Aevalorn lauern. Ich würfle Wahrnehmung+Aufmerksamkeit für Til, er konzentriert sich während des Abstieges vor allem aufs Lauschen. Ein Strong Hit, mit Pasch: Der Pooka findet sogar noch eine Abkürzung zum tiefer gelegenen Zielort, die bisher unentdeckt war. Das gibt erneut einen Punkt Willenskraft zurück, und ich brauche auch schon wieder dringend welche (diese häufigen Moves erfordern immer mal wieder Rerolls!).

Gelehrte und Häuptlinge der Aevalori sind auf einem einstigen Prachtplatz versammelt, und an mehrere Stellen sind Steinmetze dabei, die Glyphenzeichen der Historiker aus Edovoldda kunstvoll fortzuführen. Ein paar der neuen Einmeißelungen haben tatsächlich bereits begonnen, im selben magischen Licht von innen her blau zu glühen, wie die bisherigen Textpassagen es tun!

Til wird einigen der Aevalorn-Häuptlinge vorgestellt, unter anderem Hyavis, Shay-Lur, und Velmeq. Sie alle sind ganz berauscht von den vielen Details der Inschriften aus der Vorzeit, und berichten den Neuankömmlingen von ihren letzten Funden. Bei einigen freigelegten Textpassagen wollen sie tatsächlich Tils Meinung hören — offenbar nicht deswegen, weil sie ihn für einen Gelehrten halten, oder seinen Worten überhaupt Glauben schenken würden, sondern weil sie der Meinung sind, er würde ihrer Unternehmung schlichtweg Glück bringen.

Soundtrack: David Lang, Increase
https://www.youtube.com/watch?v=cJN3Kw4xypg

Also darf Til jetzt helfen, das umzusetzen, was er bei seinem ersten Besuch von Aevalorn ausgeheckt hatte. Es gilt, den Stil der Schriftgelehrten von Edolvoldda zu emulieren, und ihre Inschriften in einem fröhlichen Tenor fortzuführen. Dafür mache ich den Move Secure an Advantage, und lasse Til Intelligenz+Linguistik würfeln. Nur fünf Erfolge kommen bei der Extended Action zusammen, obwohl der Gute es echt versucht, und seine letzten beiden Willenskraft-Punkte in die beiden Würfe buttert. Aber was sagt man dazu: Die Challenge Dice machen dennoch einen Strong Hit daraus, mit einer Eins und einer Zwei! Das bedeutet, dass Tils Einfälle und das Verständnis der Gelehrten dafür sorgen, dass sie bei den fraglichen Passagen auf ein paar grandiose Einfälle kommen. Die Ergänzungen werden sogleich von Meisterhand umgesetzt, und die neuen Glyphenpassagen beginnen sich mit blauem Lichtschimmer zu füllen. Gerade so, als wären die schwermütigen Steinquader dieser Ruinenlandschaft selber begierig darauf, ihre traurigen, fatalistischen Botschaften aus der Vorzeit in ein neues Licht gerückt zu sehen! Das gibt laut der Regel des Move Secure an Advantage zwei Punkte Momentum, und in dieser Chronik sind die ja gleichgesetzt mit Willenskraft, also erholt Til sich von seiner Erschöpfung, ganz beseelt davon, dass sein epochaler Trick funktioniert.

Auf dem geisterhaft von blauen Inschriften und Lampions beleuchteten Platz setzen sich schließlich alle zusammen, und betrachten froh das entstehende Werk.
„… Wer weiß, welche Einblicke diese Schriften noch liefern können?“, fragt Til.
„Es könnte das Lebenswerk vieler Kithain sein, dies zu klären“, vermutet Ūrohso, „Jetzt bereits laufen Verhandlungen unter den Wechselbälgern der Herbstwelt, wer die Aevalori um die Forschungsrechte bitten soll!“
„Wirklich?“
„Wäre doch denkbar?“
„Aber was ich unmittelbar am dringlichsten wissen muss“, seufzt Til, „Das ist das Geheimnis der Grimgoriminatori. Nur, wenn ich das habe, kann ich die Horde aus Ériu dazu bringen, freiwillig abzuziehen!“
„Aber dieses Geheimnis wird hier unten kaum eingemeißelt stehen: Die Grimgoriminatori sind ja ein neues Phänomen! Es gibt sie ja erst seit wenigen Tagen in der Gestalt als marschierende Schimären.“
„Ich muss schnell ins Ödland im Osten zurückkehren“, sagt Til entschlossen, „Dort verbirgt sich garantiert irgendwo die Lösung für das Rätsel, wenn es hier unten nicht geschrieben steht.“
„Außer, wir meißeln diese Sache auch noch dazu“, grinst der Pooka-Fürst, und schaut Til hintersinnig an.
„Ja. Aber das wäre ja eine selbsterfundene Lösung. … He, Moment, wollt Ihr damit sagen, wir sollten uns einfach was ausdenken, was das Geheimnis von Grimgoromn ist?!“
„Aber nein! Aufgrund solcher Missverständnisse haben wir Pooka bis heute einen Ruf als Trickser und Possenreißer!“
Til schweigt nachdenklich. Interessanter Gedanke, darauf wird er zurückkommen, wenn er das Geheimnis der Grimgoriminatori nicht herausfinden kann.


Aber vorerst kann er‘s ja versuchen, und zwar gleich hier, wo hier doch gerade derzeit einige Gelehrte zusammengekommen sind wegen den Ausgrabungen — die Weisen der Aevalori, und sogar gelehrte Pilger von den Kith der Eshu und Satyre!

Das ist dann der Move Gather Information, den mache ich im oberirdischen Expeditionscamp. Das ist wohl zwei Würfe auf Charisma+Nachforschung. Vier Erfolge nur, trotz Willenskraft-Einsatz. Die Challenge Dice kullern um eine Augenzahl an einem Weak Hit vorbei, dann ist das ein Fehlschlag.

Die Schergen aus Grimgoromn sind seit dem Eindringen des einen schwarzen Ritters vor Kurzem umso mehr gefürchtet, aber niemand weiß Genaueres über diese Nation zu sagen, oder die Gründe für ihr kriegstreiberisches Sendungsbewußtsein in den letzten Monaten, oder gar den Grund für das Erscheinen ihrer neuen Elitetruppen, der Grimgoriminatori.

Bei Gather Information kommt bei einem Fehlschlag nicht nur keine Spur, sondern obendrein hat die Recherche eine Negativkonsequenz. Uh, interessant! Statt die Natur dieser Entwicklung für die Handlung via Pay the Price auszuwürfeln, entscheide ich mich für folgendes: Nicht alle Scholare, die sich hier eingefunden haben, sind Fans von Til Haselberger und seinen Recherchen! Eine davon ist äußerst skeptisch, auch weil sie ja diejenige sein will, die das Geheimnis von Grimgoromn ans Licht bringt!

Was ist das denn für eine? Sagen wir doch mal, das ist eine der angereisten Eshu, die sind bei C:TD prominent als Abenteurer und Horter von Geheimnissen. Wir nennen sie Olula Kunboladamole (zusammengesetzt aus Silben von Namen aus Yorubaland, wo der Glaube an die Eshu möglicherweise ursprünglich herkommt). Dass Til ein Problem mit Olula bekommen wird, ist möglicherweise noch gar nicht für ihn ersichtlich: Und die Orakelwürfel bestätigen, dass sie ihre Ansichten bei dem kurzen Gespräch mit Til verbirgt. Für ihn ist sie nur eine schwarzhäutige Fee, die möglicherweise auch so etwas wie eine Sidhe sein könnte, die ihn ziemlich abschätzig mustert, als er im Ausgrabungscamp herumfragt ...

Und was ist mit Aelhunara, der legendären Schutzpatronin der Aevalori? Kennt Aelhunara vielleicht den Schlüssel zum Geheimnis der Grimgoriminatori? Nun, die Würdenträger im Camp vermuten, dass dies sein könnte, denn Aelhunara ist eine sehr alte und sehr weise Entität. Aber derzeit kann man keine Audienz bei ihr bekommen, wenn dies einem Ratssuchenden überhaupt möglich ist, dann bestimmt Aelhunara ihrerseits, wann sie aus den Nebeln hervortritt …

Fürst Ūrohso versetzt am nächsten Tag also sich, Til, und dessen Kleine Bunnies schließlich wieder zum Außenposten nahe des Everreach, mit neuerlichem Aufstampfen seines bronzenen Herrscherstabes auf den Boden. Til wird immer noch einigermaßen blümerant von dieser Reisemethode!
„... Könnt Ihr mich direkt zum Turm Grausenszahn zurück bringen, Fürst?“, fragt er zurückhaltend.
„Ja, das kann ich problemlos. Aber, Freund Til, es schickt sich nicht, es zu versuchen. Der Baum Everreach interveniert bei Feenkünsten, die dem Zweck dienen, jemanden nach Aevalorn zu versetzen! Obschon ich dies risikolos tun könnte, denn ich bin der Fürst der Goldenen Sonne, ist es schicklich, zuerst ins Innere des Everreach zu gehen. Deswegen haben wir Dich gestern auch dorthin geholt, und nicht direkt zur Ausgrabungsstätte.“
„Ich verstehe, glaube ich. Wegen der guten Bräuche allein!“
„Wir verstehen uns, Freund Til!“, grinst der Auerochsen-Pooka gewinnend, „Wohlan! Ich erwarte Dich am Schloss der Goldenen Sonne, sobald Du und die Nerz-Schwesterherzen dort zusammenkommen wollen!“
„Aber, das ist ja das Hauptproblem! Ich habe ja keine Ahnung, wie ich Kontakt zu ihnen aufnehmen kann in der Herbstwelt. Von Marlies habe ich mir natürlich die Briefanschrift gemerkt, aber meine Schreiben werden immerzu abgefangen? Ich weiß nicht, wie ich mit anderen Kithain überhaupt in Kontakt treten kann, außer durch Zufall, hier im Träumen!“
„Ja, darum nennt man dies die Welt der Dunkelheit. Eine schreckliche Welt, in der das Tageslicht und alle Farben gedimmt sind, und die silbernen Gucklöcher der Sterne am Himmel allmählich zuwachsen. Gar tapfer seid Ihr, Wechselbälger, dass Ihr es vorzieht, dort zu leben. Ich selbst habe immer einmal wieder darüber nachgedacht, die Herbstwelt kurz zu besuchen, um meine eigene Tapferkeit zu beweisen.“
„Habt Ihr das?“
„Oh ja.“
Til sagt gedankenverloren, „Wenn ich mich in irgendeinem Vorleben dazu entschieden haben sollte, ein Changeling zu werden, dann weiß ich nicht mehr, warum. Es scheint glasklar und logisch, das Träumen vorzuziehen. Ich meine, Unsterblichkeit anstelle von Reinkarnation …“
Der große Herrscher senkt seine Stimme, „Viele Kithain haben dereinst diese Entscheidung getroffen, weil das Träumen von den Kräften des Winters hinweggewischt werden könnte. Es heißt, die Herbstwelt sei zwar kalt, aber dafür eine Welt der Stabilität. Unsere einstige Ursprungswelt ist versiegelt und verloren, seit dem, was die Sterblichen das Mittelalter nennen; und das Träumen ist unstet! Darum habt Ihr den Weg der Wechselbälger vorgezogen, ganz so, wie Du Dich ja deutlich erinnerst.“
„Und Ihr könnt wirklich nicht mein Mentor sein? Ich habe viel zu lernen, vor allem übers Kuchenbacken.“
„Wirklich nicht, denn wir reinen Feen haben all unsere Einsichten sorgfältig zu hüten! Aber, Freund Til, Du bist am Hofe der Goldenen Sonne gern willkommen. Ich will Dich magisch dorthin versetzen, sobald die Nerz-Schwestern wieder in der Nähe davon sind, auf dass Ihr drei Euch wiedertrefft.“


Evolution: Den Ironsworn-Move namens Forge a Bond benutze ich in dieser Chronik nicht, der ist zu sehr doppelt gemoppelt mit den C:TD-Regeln. Stattdessen kaufe ich für drei EXP vom Fleck weg Ūrohso als neuen Hintergrund für Til. Da er nicht den Mentor spielen will, um Tils Ausbildung zu übernehmen, zählt er ab jetzt als Kontakt-Hintergrund, und wird künftig womöglich mit Informationen oder seinen Fähigkeiten aushelfen. Dass er möglicherweise eine verborgene, etwas schattenhafte Agenda hat, immerhin ist er als Pooka-Politiker gewohnheitsmäßig Täuscher, nehmen wir dabei in Kauf.
Als Nebeneffekt beinhaltet laut C:TD-Regelbuch (S. 169) mein neuentstehendes Informanten-Netzwerk noch geringe Kontakte, dazu können logischerweise thematisch ähnliche NSCs zählen, wie Jinva von den Aevalori, Rapunzel aus dem Grimm-Wald, und Kamogelo aus der Freistatt. Deren Wissen kann ich künftig ebenfalls mit meinem Hintergrund-Wert (derzeit also 1W10) anzapfen, zumindest mit etwas Wüprfelglück (wenn das Informanten-Netzwerk wächst, werden solche Hintergrund-Würfe leichter).

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Til verabschiedet sich innerhalb des Everreach also schließlich von Fürst Ūrohso.
„… Es sieht so aus, als dass wir trotz unserer unterschiedlichen Herkunft gemeinsame Ziele verfolgen“, sagt dieser, „Und nicht umsonst ist das Schloss der Goldenen Sonne in aller Welt bekannt als ein Fanal gegen den Winter ohne Ende!“
„Ist das so?“, fragt Til beeindruckt.
„Aber ja“, sagte der Politiker mit versicherndem Lächeln.
„Ich werde jedenfalls das meinige tun, um zu helfen! Ich verstehe das alles noch nicht, aber dennoch ... Und ich weiß ja auch schon so viele Adressen in der Herbstwelt, an die ich mich künftig wenden kann! … Nun, ich werde versprechen, das Geheimnis der Grimgoriminatori herauszubekommen! Wenn dies gelungen ist, können wir womöglich auch mit deren Helfershelfern fertig werden — dem Mammon-Mäuserich, dem Traumspinner, dem Allsehenden Auge, und den anderen allen.“

Das ist dann unsere neue
Queste (Formidabel): Das Geheimnis der Grimgoriminatori herausfinden.

Ich mache dafür den Move namens Swear an Iron Vow, mit Willenskraft. Da ich jetzt den Pooka-Fürsten als Hintergrund habe, sinkt die Schwierigkeit des Moves von vier auf drei. Leider werden die fünf Erfolge dennoch ein Fehlschlag laut den Challenge Dice: Es gibt ein Hindernis, welches dem Beginn dieser Queste im Weg steht!

„Dies kann ich nicht erlauben, Til“, verkündet der Auerochsen-Pooka, „Denn dieser Eid bedeutet viel für die Ewigen Wälder. Ich habe bereits vorausgesehen, dass Du ihn leisten würdest …“
„Tatsächlich …?“
„Oh ja. Aber Du hast vorschnell gesprochen, denn allein kannst Du es nicht vollbringen. Du benötigst die Hilfe derer, an die das Träumen Dich bindet. Ich gebiete, dass Du den Eid am Schloss der Goldenen Sonne leistest, vorher nicht.“

Das ist dann die Auflage, bevor diese Queste wirklich losgehen kann, bis dahin kann ich keine Fortschritt-Punkte dafür sammeln.

Wie die neue Queste übrigens verzahnt ist mit meiner anderen
Queste (Formidabel): Die Vorhut der Horde gewaltlos dahin zurück schicken, wo sie hergekommen ist
werden wir sehen. Bisher hatte Til das Lüften des Geheimnisses ja als Voraussetzung betrachtet, aber vielleicht kann er (wie Ūrohso vorgeschlagen hat) die Fir-Bholg einfach austricksen. Oder es findet sich noch eine andere Lösung ...

Til bittet den Schlossherren jedenfalls, ihn wieder zum Turm Grausenszahn zurück zu teleportieren. Die Zeit läuft ihm weg, wer weiß, wie weit die Plünderer-Horde mittlerweile schon marschiert ist.
„… Nur eine Frage habe ich jetzt gerade noch“, sagt er, innehaltend.
„So stell‘ sie mir!“
„Wo wir gerade von Eiden sprachen! Kennt Ihr zufällig ein Wesen namens Niedzwiedz? Es muss sich um jemanden handeln, der wie ein Wolf ist, oder wie ein Bär! Ein Werwolf vielleicht sogar. Kommt immer ganz drauf an, wen man dazu befragt.“
„So? Merkwürdig. Nun … Ich kenne einen, der ist Bär und Wolf, und hat trotzdem Menschengestalt“, brummt Ūrohso.

Als Märchenkenner darf Til an der Stelle Intelligenz+Gremayre würfeln, um die Hinweise zusammenzusetzen. Eine Zehn ist dabei, also läutet endlich sein mentales Glöcklein:

„Wolf und Bär … Wolf und Bär?! Ja, natürlich! Ihr seid der Herr des Schlosses der Goldenen Sonne! Im Märchen namens ‚Die Kristallkugel‘ kommt Ihr vor …! Nicht wahr? Dort seid Ihr einfach nur als ein Zauberer beschrieben. Und die drei Brüder … na, in dem Märchen hat einer von denen Angst, in einen Wolf oder Bären verwandelt zu werden!“
„Nicht jede Geschichte von Menschen, die sich in Tiere verwandeln, deutet auf Pooka hin, Freund Til!“, lächelt Ūrohso.
„Aber diese! Und … und genau so ist es ja wohl bei den Gebrüdern Grimm beschrieben, die sprechen auch explizit von Pooka. Und selbst wenn nicht, man hat mir gesagt, ich müsse zwischen den Zeilen lesen! Die Grimm-Märchen sind eben aus Menschensicht geschrieben, ohne wirkliches Verständnis für die Natur der Feenwelt!“
„Nun …?“
„Nun, ist der dritte Bruder gerade dort? Ich muss unbedingt mit ihm sprechen!“
„Nein, Freund Til, ich rechne aber jeden Tag mit seinem Erscheinen. Irgendwann in unbestimmter Zeit wird er dort eintreffen.“
„Wie jetzt?“
„Wie ich es sagte.“
„Äh … dann bitte ich Euch, mich dorthin zu zaubern, sobald er aufkreuzt! Ein Bär und ein Wolf, ich wusste es ja von Anfang an. Wir Pooka können Merkmale von verschiedenen Tieren auf einmal haben, nicht wahr? Das könnte mein Gesuchter sein. Ich habe es geschworen, ihn zu finden.“
„Sehr wohl! Dann sehen wir uns bald wieder, Freund Til. Und nun sende ich Dich aus, auf Deine andere Aufgabe! Dir wird sie leicht fallen!“

Das ist zwar ein etwas schwammiger Hinweis, aber dennoch ein Hinweis, denn Niedzwiedz‘ Spur führt tatsächlich ebenfalls zum Schloss der Goldenen Sonne. Also ist dies ein vierter Milestone für die
Queste (Extrem): Das Wesen namens Niedzwiedz finden und beschützen.
Damit wäre mein Fortschritt in dieser Aufgabe auf vollen zwei Punkten.


Der Turm Grausenszahn ragt einsam in den stürmischen Himmel empor, und nur der Wind ist zu hören, wie er über die alten Steine schmirgelt. Til taumelt, ringt um Gleichgewicht, zieht hastig das Schwert von Yvamore und hält es abwehrend von sich. Sieht sich keuchend nach allen Seiten um. Aber die Fir-Bholg sind abgerückt; seine Desorientierung lässt nach, und er begreift. Von ihrem Zeltlager bleiben nur Spuren im Sand und jede Menge Unrat. Nur die Gargoyles an den Außenmauern der Turmfestung sind noch zu sehen, von denen man nicht weiß, ob sie Zierrat oder Lebewesen sind ...
„Puh!“, macht Til, etwas erleichtert, und steckt zögerlich die Waffe wieder weg.
Er sieht auf die Kleinen Bunnies herab, die unschlüssig im Sand herum buddeln, und sagt, „Lasst uns versuchen, die Grimgoromn-Reiter einzuholen, die von Dornbrück her kamen! Die müssen ja noch irgendwo hier sein, was? Vielleicht folgen sie weiterhin der Horde?“

Als Scout ist Til ja mittlerweile ziemlich gut, und in seiner Gestalt als Feldhase sogar noch besser! In Tierform rennt er also mit seinen Freunden durch das Ödland, und würfelt Wahrnehmung+Aufmerksamkeit für den Move Gather Information. Acht Erfolge, die aber nur ein Weak Hit werden: Das Brachland wartet auf der Spur der schwarzen Reiter mit einer weiteren Gefahr auf!

Til verwandelt sich in seine Kithain-Gestalt zurück, als seine Pfoten ein merkwürdiges Vibrieren des Erdreichs wahrgenommen haben. Er erhebt sich mit aufgestellten Löffeln und sieht sich um. Sie haben zwar Hufspuren entdeckt, aber die weite Fläche noch gar nicht hinter sich gelassen, wo die Horde ihr Lager errichtet hatte. Irgendetwas ist hier wach geworden durch die vielen Fußpaare und den Hufschlag in den vergangenen Tagen …

Durch das Erdreich nähert sich rasend schnell ein großes Etwas, das schließlich daraus hervor bricht, klappernd und rasselnd, Erdbröckchen fliegen in alle Richtungen. Es sind bleiche Knochengerüste von Pferden, die einen ebenfalls knöchernen Pflug ziehen, und tatsächlich groteskerweise mit diesem verwachsen sind! Ein grinsender Klappermann ist auf dem Pflug zu sehen, ebenfalls verwachsen damit, und scheint die rasenden Ackergäule tonlos anzutreiben! Er scheint — angezogen von der Atmosphäre der Kriegstreiberei — die aufgegebene Lagerstätte der Eindringlinge in seinen ‚Toten-Acker’ verwandeln zu wollen, durch manisches Pflügen! Nennen wir diese Schimäre mal, ‚die Fluchscharen‘, kleines Wortspiel.



Die Fluchscharen brechen aus dem Erdreich um zu Ackern


Diese Phantasmagorie bedeutet den Move Endure Stress, und dann natürlich einen Battle. Ein Weak Hit beim Willenskraft-Wurf für Endure Stress: Til verliert einen temporären Willenskraft-Punkt und es verbleibt ihm schon wieder nur noch einer, aber er darf ansonsten normal weitermachen.

Was ist mit der Eshu namens Olula, Tils neuer, wenn auch ihm bisher unbekannter Konkurrentin? Ist das nicht ihre Chance, ihren Punkt zu machen? Die Orakelwürfel sagen, offensichtlich noch nicht. Also wird Til allein mit der Erscheinung fertig werden müssen.

Wenn Til keine Unterstützung durch andere Akteure im Kampfgeschehen bekommt, ist er natürlich leider schlecht aufgestellt, denn ich habe ihn mit seinen Aspekten nun mal so gebaut, dass er nur Abwehren kann. Er kann also nur mit dramatischen Hopscotch-Sprüngen das anrauschende Pfluggespann meiden, während es seine Bögen beschreibt, und versuchen, es in einen der großen Felsbrocken zu dirigieren! Das Schwert von Yvamore dient ihm dazu, die gelegentlich in seine Richtung schnellende Peitsche des Klappermannes zu parieren, die scheinbar ihrerseits aus zahllosen kleinen Wirbeln besteht, wie ein Rückgrat. Dafür würfle ich dann die volle Packung: Geschick+Athletik+Aspekt (‚kämpft nur defensiv‘)+Hintergrund-Aspekt (Parieren). Der Pazifismus ist hierbei sowohl vorteilig (Bonus-Würfel) als auch nachteilig (Einser ziehen ab). Das sind ordentlich viele Würfel, und die zeigen auch ordentlich viele Einser. Til ist mächtig erschrocken ob des Auftauchens der scheußlichen Schimäre, und eigentlich äußerst avers gegen die offensichtliche Brutalität, mit der sie angreift! Mehrmals versucht er, ihr zuzuschreien, dass er nichts im Schilde führe, und sich auch davon machen würde, aber das trifft auf taube Ohren, weil die garstigen Konstrukte ja auch gar keine haben! Neun Erfolge bleiben trotz allem, sauber, Haselberger! Die Challenge Dice machen dennoch nur einen Weak Hit daraus, denn eine Zehn fällt! Das bedeutet, dass Tils Versuch funktioniert, aber nur zu einem Preis. Da picke ich mal eine der Negativ-Konsequenzen aus der Tabelle des Moves namens End the Fight, und zwar ‚Others won‘t forget‘: Das gibt Rache, entweder durch das Knochengespann selber, oder durch andere verbliebene Schergen des Turms Grausenszahn, welche Zeugen des Kampfes werden. Jedenfalls:

Tils fünfter Hopscotch-Zauber katapultiert ihn erneut über das herbei preschende Konstrukt hinweg. Erdbrocken fliegen in alle Richtungen, als es unter ihm hindurch pflügt. Und da es mit solch teuflischer Wucht auf ihn zu geschossen kommt, kann es diesmal nicht rechtzeitig abdrehen, als es bemerkt, dass es auf einen großen Felsbrocken zuhält! Mit einem infernalischen Knall birst die Erscheinung, und explodiert in ihre Einzelteile, die als trauriger Haufen lebloser Knochen zusammenfallen.

Til landet im Staub, das blau gleißende Schwert immer noch zitternd ausgereckt. Keuchend schaut er auf die zusammengebrochene Spukerscheinung. Hatten die Gebrüder Grimm oder ihre Zeitgenossen das ersonnen? Oder hat das unvollendete Märchen vom Turm Grausenszahn sich längst verselbstständigt über die Jahrhunderte? Feiner Ödland-Staub hängt in der Luft über dem Lagerplatz, der nun zu einem kargen Acker umgearbeitet ist. Til sieht sich ängstlich um, aber kein weiterer Spuk ist im Anrauschen.
„Schnell weg, Leute!“, sagt er zu den Bunnies, die aufgeregt um ihn herum hüpfen. Die nicken hastig, sie mögen Äcker nur, wenn da drauf auch Karotten sind.

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Nachdem diese Negativkonsequenz des Moves Gather Information abgehandelt wurde, können die Wanderer sich wieder auf die anderen Hufspuren konzentrieren, jene, welche die schwarzen Reiter hinterlassen haben. Diese führen zwischen den trockenen Felsen und trockenen, blattlosen Wäldchen hindurch …

… ja, wohin? Die Orakelwürfel sagen dazu, Challenge Advantage. Das klingt so, als würden die schwarzen Reiter sich erneut darauf vorbereiten, mit den Fir-Bholg zusammenzuprallen, welche ja bisher den Vorteil auf ihrer Seite hatten!

Die garstigen, krächzend klingenden Kriegshörner der Fir-Bholg und ihrer keltischen Gefolgschaft erheben ihre Töne über das staubige Ödland. Die klaren, aber enervierenden Hörner der Grimgoromn-Krieger antworten ihnen. Zwischen kargen Baumgrenzen und Felsen sieht man, wie beide Seiten ihre Formationen bilden. Es sieht aus, als haben die berittenen Verfolger einen Trupp gestellt, der für die Ériu-Horde die Nachhut bildet. Sie wollen die Barbaren ausdünnen.
Das könnte die Gelegenheit für Til sein, einem der Befehlshaber der schwarzen Ritter habhaft zu werden!

Was ist mit Olula, wird sie diesmal aufschließen, um zu intervenieren? Ein definitives Nö!

Til robbt zwischen den Felsen auf die Position der schwarzen Ritter zu. Er braucht klare Sicht auf sie, um einen Anführer ausmachen zu können.

Das ist Face Danger, mit Geschick+Heimlichkeit. Magere fünf Erfolge, und Rerolls sind gerade nicht drin, weil das Tils Willenskraft schon wieder auf null bringen würde. Dementsprechend wird’s direkt auch ein Fehlschlag. Das bedeutet als Folge-Move Pay the Price. Da würfle ich nicht, sondern löse die vorhin ermittelte Negativkonsequenz vom Battle-Ausgang aus: Die Fluchscharen haben ihre zerschmetterten Knochengerüste auf gespenstische Weise bereits wieder zusammengesetzt, und tauchen erneut galoppierend aus dem leblosen Erdreich auf! Da sie Til aufs Korn nehmen, fliegt seine Deckung natürlich auf. Möglicherweise ist der Nebeneffekt immerhin, dass die Streithähne zu abgelenkt werden, um wieder aufeinander losgehen zu können!

Diesmal heißt es für Til einfach wegrennen im Gewühl. Dafür mache ich den Move Face Danger erneut, aber jetzt mit Geschick+Athletik+Aspekt (‚kämpft nur defensiv‘). (Die Aspekte der Feldhasen-Gestalt wären sogar noch nützlicher hierfür, aber dafür müsste er sich erneut verwandeln, und die Orakelwürfel entscheiden, dass es dafür keine Zeit gibt!) Der Pazifismus zieht auch hier wieder als nachteiliger Aspekt Erfolge ab, wenn Einser fallen, denn Til ist ungern und ungeschickt in solchen Kampfsituationen. Bei beiden Würfeln fallen auch welche, was ihm zumindest Willenskraft wiedergibt, die ich dann auch gleich in einen Reroll investiere, der tatsächlich auch mal weitere Erfolge einbringt. Sieben Erfolge bleiben schließlich, und die Challenge Dice machen einen Strong Hit daraus. Ich kriege dadurch noch einen weiteren Punkt Willenskraft zurück, und Tils Versuch ist uneingeschränkt erfolgreich:

Haken schlagend — so gut er das in seiner Kithain-Gestalt kann — jagt Til panisch durch die Formation der schwarzen Ritter. Deren gepanzerte Pferde scheuen und tänzeln erschrocken. Hinter ihm pflügen die Fluchscharen durch das trockene Erdreich, entwurzeln einige der toten Bäume, und bringen die Grimgoromn-Schergen zum Auseinanderstieben!

Die schwarzen Ritter können die Fluchscharen nicht unmittelbar zerstören, sagen die Orakelwürfel, so abgebrüht sind sie nicht, aber das Orakel sagt voraus, dass definitiv das Zusammenprallen der Truppen dadurch verhindert wird. Das ist doch schon mal was!

Til und die Kaninchen beschreiben also einen Bogen, und versuchen, sich diesmal von der anderen Seite an das Gewühl heranzuschleichen.

Derselbe Move wie eben ist dafür fällig, Face Danger mit Geschick+Heimlichkeit. Der zweite Wurf der Extended Action ist jedoch ein Patzer! Der Move wird dadurch automatisch ein Fehlschlag!

Til kommt geduckt näher zwischen den blattlosen Bäumen, späht in das Gewühl, das entstanden ist, während die schwarzen Ritter und die Hinterlassenschaften der Errichter des Turms Grausenszahn sich gegenseitig bekämpfen.
„Ihr Narren!“, flüstert Til verzweifelt, während er versucht, im aufgewirbelten Staub auszumachen, wer gewinnt.
Dann hört er Bogensehnen hinter sich, die mit ominösem Knarren gespannt werden, und leises Pferdewiehern, und er begreift, dass er sich seinerseits narren lassen hat! Schnell hebt er die Pfotenhände.

Der Folge-Move Pay the Price aufgrund des Patzers kann nur bedeuten, dass der Spion geschnappt wird!

Könnte durchaus sein, dass die Grimgoromn-Kundschafter einen weißen Hasen-Pooka wiedererkennen, immerhin war er ihren Kameraden bereits bei der Übernahme von Holz-Giebel-Brunnen-Dorf aufgefallen, als auch denen, die dem Mammon-Mäuserich im Märchen von Rapunzel gedient hatten. Also stecken sie ihn in einen Sack, und reiten mit ihm zum nächsten größeren Lager ihrer Streitkräfte in den Ewigen Wäldern. Den Störenfried werden sie endlich näher befragen wollen!

Erneut könnte das die Gelegenheit sein für Olula Kunboladamole und ihr Gefolge, einzugreifen. Immerhin will sie Til beim Versuch aufhalten, das Geheimnis der Grimgoriminatori statt ihrer herauszufinden. Erneut sagt das Orakel jedoch, sie lässt sich nicht blicken. Vielleicht hat sie sich ja gar nicht an seine Fersen geheftet, wie ich angenommen hatte, sondern ist immer noch in Aevalorn.


Der große Sack mit Til drin wird nach vielen Wegstunden ausgeleert über einem Holzkäfig. Er purzelt unsanft hinein, und dämmert aus seiner Benommenheit hoch. Verdattert sieht er sich um. Er befindet sich in einem großen Zelt, wo offensichtlich viele Gefangene wie er untergebracht sind. Im Halbdunkel kann er nicht viel sehen, die Käfige und Pranger sind bestückt mit Wesenheiten verschiedener Art, die meisten sind immerhin anthropromorph. Ein paar Trolle, Zwerge, und Goblins scheinen dabei zu sein, vermutlich auch andere Kithain. Til tastet nach dem Schwert an seinem Gürtel, aber sowohl das als auch seinen Rucksack haben die schwarzen Ritter ihm abgenommen. Sofort beschleicht Panik ihn, er versucht, seine Feldhasen-Gestalt anzunehmen, aber wenn er beobachtet wird, geht das weiterhin nicht! Er sieht sich nach den Bunnies um, aber die sind offensichtlich von der Reiterschar abgehängt worden. Vielleicht finden sie erneut von selbst ihren Weg zu ihm?

Da braucht‘s einen neuen NSC, diesmal einen auf Seiten des Herrscherreichs. Die Tabellen sagen, ein ‚apathischer Söldner, der ein Zuhause finden will‘. Das klingt stimmig. Das wird ein weiterer Troll sein, aber diesmal kein Widerständler, wie die Finsteren Gwargar-Trolle, sondern im Gegenteil einer, der sich auf die Seite der Grimgoriminatori geschlagen hat. Wylkeir Heiserschrei soll er heißen.

„Name!“, krächzt es im Halbdunkel, als klappernd ein Geharnischter sich nähert. Er ist viel größer als die schwarzen Reiter, grobschlächtiger, aber längst nicht so riesig wie ein Grimgoriminatorus.
„Ferdi Fiesmatz“, entfährt Til eine unwillkürliche Lüge.
„So? Was ist denn das für ein Scheiß-Name?“, knurrt der Troll.
„Aus der ruhmreichen Fiesmatz-Familie.“
„Das lügst Du, Waldgeist.“
„Woher willst Du das wissen?“
Seine Stimme klingt etwas schleppend, er scheint solche Befragungen schon zu oft durchgeführt zu haben, „Einerlei. Die glühenden Eisenspitzen in den Folterkellern Grimgoromns werden Dich schon dazu bringen, die Wahrheit zu sagen.“
„Was soll ich denn da!“, entfährt es Til, „Ich gehöre ja nicht mal in Eure Realität! In Grimgoromn war ich schon mal, da hat‘s mir nicht gefallen. Besonders das Essen hat nicht geschmeckt.“
„Du bist ein Spion. Du hast Dich mehrfach in die Angelegenheiten Grimgoromns eingemischt in den letzten Wochen. Man wird aus Dir herauspressen wollen, ob es eine Art geordneten Widerstand gibt. Oder ob Du die ganze Zeit womöglich im Dienste der verabscheuungswürdigen Fir-Bholg standest!“
„Ich habe mit den Fir-Bholg nichts zu schaffen!“
„Du trägst eine frische Narbe auf Deiner Handfläche in Form einer ihrer Glyphen!“
„Upps. Das sieht anders aus als es ist, ich kann das erklären.“
Der Troll winkt müde ab, „Spar‘ Dir Deine Lügengeschichten. Auf den Streckbänken Grimgoromns wird man sehen, ob einer von Deinem Kith nicht doch dazu fähig ist, die Wahrheit zu sagen!“
„Das ist doch scheiße! In der Welt, wo ich herkomme, steht mir vorher ein Anwalt zu! Hier werden meine Rechte mit Füßen getreten, noch dazu von einer Nation, die vorgibt, diesen Landen mehr Gesetze zu geben!“
„Bist Du von Adel?“
„In der Welt meiner Herkunft gibt‘s überhaupt keinen Adel mehr. Alle haben unveräußerliche Rechte.“
„Du bist also in der Tat ein Wechselbalg. Wohlan. Dann werden wir einen anderen Wechselbalg finden in der Zwischenzeit, der in Grimgoromn helfen kann, über Dich zu richten. Einer, der das Gesetz der fernen Herbstwelt kennt. Alles soll schließlich seine Richtigkeit haben, bevor die Folter Dich erwartet.“
„Ihr seid richtig wahnsinnig, oder?“, fragt Til beeindruckt.
„Im Gegenteil, Du armer Sünder. Grimgoromn ist ein Fels der Vernunft in einer Brandung des Chaos, welches das Kommen des Winters mit sich bringt.“
„Ja, ja. Schon klar. So 'ne wie Euch hatten wir drüben in der Welt der Dunkelheit auch schon. Kommt nichts Gutes bei raus.“
„Eher wäre es schlüssig, zu sagen, Welten wie die Herbstwelt wurden zwischendurch schon von uns erreicht. Alle Gedanken und Ansichten kommen schließlich aus dem Träumen, bevor sie in der Welt der Sterblichen aufgenommen werden.“
„Ja, ja. Bist Du hier, um mit mir über Metaphern zu diskutieren?“
„Mit einem Waldgeist wie Dir?! Kaum“, sagt der geharnischte Troll, und winkt mit seiner großen Pranke ab, seine Geste wirkt irgendwie unendlich müde.
Was ist mit dem los?, fragt sich Til im Stillen, und merkt, wie seine eigenen Lebensgeister wieder erwachen; diesen apathischen Burschen kann man bestimmt austricksen!
„Wer bist Du überhaupt? Was macht ein Kithain bei denen von Grimgoromn? Die sind doch eine Nation von Schimären, dachte ich?“
„Ich bin Kommandant Wylkeir Heiserschrei. Ich habe die primitiven Lebensweisen meiner Artgenossen hinter mir gelassen, um dem großen Gesetz von Grimgoromn zu dienen!“
„Die haben doch zweieinhalb Meter große Eisenmänner, die brauchen doch keine Trolle!“
„Natürlich braucht der mutige Vorstoss der schwarzen Ritter einheimische Unterstützer, Du armer Sünder. Allein schon, um das Gebiet einschätzen zu können. In allen Reichen, in die sie ihre schwarzen Reiter aussenden, suchen sie sich einheimische Verbündete. Und weit reicht ihr Griff, Fremder, in viele, viele der umliegenden Reiche!“
Til setzt sich etwas schwerfällig in den Schneidersitz, lädiert wie er ist, und schaut den Troll aus seinen schwarzen Tieraugen an. Vielleicht kann er das Verhör umkehren, und seinerseits den Troll aushorchen!

Ich würfle also für sein Geburtsrecht ‚Vertrauter‘, mit Wahrnehmung+Empathie+Aspekt (‚Abgeklärt, wünscht allen Leuten insgeheim Gutes‘), und ‚Überzeugter Pazifist‘ nehmen wir als nachteiligen Aspekt auch noch dazu, denn ähnlich wie die Fir-Bholg verabscheut dieser Troll eigentlich Memmen. Das ist kein Move, sondern ein regulärer Wurf. Ein einzelner Erfolg bleibt, das bedeutet, dass Til eine einzelne Antwort des Trolls bekommen kann.

„Du bist des Marschierens aber ziemlich müde, oder? Die aus Grimgoromn verlangen auch Dir einiges ab.“
„Das Marschieren ist es nicht. Und überhaupt, Deine Sippe kennt man. Glaube nicht, ich würde mich von einem wie Dir aushorchen lassen.“
„Nein, nein, glaube ich auch gar nicht. Ich bin wohl kaum in einer Position, Fragen zu stellen in dem großen Hamsterkäfig hier.“
„Das ist sehr richtig. So. Ich gebe Dir eine Stunde, um Dir zu überlegen, ob Du nicht gleich hier im Lager auspacken willst. Ansonsten schafft der nächste Trupp Dich zurück ins Herrscherreich.“
„Okay, da muss ich wohl scharf nachdenken. Ich verabscheue Gewalt.“
„Schwächling! Die Finsteren Feen und Albtraumschimären dieser Ära des Spätherbstes werden kaum vor einem wie Dir Halt machen, und jetzt sind ja auch noch die Fir-Bholg im Lande! Da kommt niemand weiter, ohne das Schwert in die Hand zu nehmen.“
„Glaubst Du nicht, Kommandant Wylkeir, die aus Grimgoromn verbergen auch etwas vor Leuten wie Dir? Man kann ja nicht mal ihre Gesichter je sehen. Und niemand weiß, wie die Grimgoriminatori hergestellt werden.“
Und hier wirkt Tils Geburtsrecht, als Wylkeir träge antwortet, „Selbst wenn, ein Troll versteht sich darauf,  loyal zu vertrauen. Das ist alles die Schuld der Herzkönigin. Wenn von ihrem Reiche her kein derartiges Säbelrasseln erklingen würde, dann wäre Grimgoromn nicht im Zugzwang!“

Mit dieser Info kann Til weiterarbeiten, dann ist dieser Hinweis ein Ansatz für meine
Queste (Formidabel): Die Vorhut der Horde gewaltlos dahin zurückschicken, wo sie hergekommen ist
und steigert den Fortschritt auf fünf. Das könnte eine Argumentationsgrundlage sein, um die Fir-Bholg unter Druck zu setzen.

„Also sind die Grimgoriminatori tatsächlich ursprünglich einmarschiert wegen Grenzstreitereien?“
„Das geht Dich gar nichts an“, knurrt Wylkeir ungnädig, „die Angelegenheiten des Alleinherrschers sind sein, und seine allein.“
„Ein schöner Spruch, könnte fast ein Meme sein.“
„Ein was? So geht der Wahlspruch, der sich auch hier in den gesetzlosen, Ewigen Wäldern verbreitet. … In diesem Sinne: Du hast eine Stunde, junger Narr! Du scheinst Dich nicht dem Finsteren Hofe hinzuzuzählen. Dann gilt also auch für Dich der Lichte Codex: Vergiss‘ nie eine Schuld! Und Du schuldest den Ausgesandten aus Grimgoromn einiges. Insbesondere die künftige Sicherheit der Ewigen Wälder!“
Damit wendet der Troll sich schwerfällig ab, und marschiert zu anderen Käfigen innerhalb des düsteren Zeltes, um mit ihnen ähnliche Gespräche zu führen.

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Was machen wir dann mit der Szene? Das Orakel sagt Seize Opportunity. Ui, das spricht ja eine klare Sprache, was Tils Flucht-Vorhaben betrifft! Aber die Eshu-Gelehrte wird nicht diejenige sein, die mit ihrem Gefolge diese Gelegenheit herbeiführt, das hatten wir (nach dreimaligem bisherigen Verneinen des Orakels) wohl vorerst geklärt. Ich weiß aber was anderes:

„Du hast nicht aufrichtig gesprochen!“, sagt eine gedämpfte, störrische Stimme aus dem Käfig neben dem von Til.
„Ich habe was?“, fragt der, und blinzelt ins Halbdunkel.
„Deine Worte waren unaufrichtig! Es war schwierig für mich, ihnen überhaupt lauschen zu müssen!“
In dem anderen Käfig sitzt ein Junge, der vielleicht knapp über zehn ist, in einer Art Lotus-Sitzhaltung, scheinbar schon seit längerer Zeit unbewegt. Alles an ihm wirkt äußerst stoisch, trotz seines Alters.
„Du bist ein Kindling, was?“
„Nein. Ich sehe mich als Krieger. Obwohl ich meine rituelle Jagd nie vollendet habe. Also kann ich mich nicht einen Erwachsenen nennen, und werde es vermutlich nie tun können. ... Und ein Krieger bin ich doch.“
„Sehr schön, sehr schön. Ihr immer mit Eurem Haudrauf-Ethos in diesem Traumreich ...“
„Es ist möglich, ein Krieger zu sein, ohne jemanden zu schlagen. Es ist sogar ehrenvoller.“
„Das klingt schon besser! Ich wusste ja, dass Du ganz okay bist.“
„Siehst Du, das war schon wieder eine Lüge! Ich habe Dich durchschaut. Du kannst nichts über mich gewusst haben, denn Du kennst mich gar nicht.“
Til mustert den Jungen verwundert. Irgendwas an ihm kommt Til aber plötzlich doch bekannt vor! ... Oh nein, ist das etwa schon wieder irgendein Überbleibsel aus einem seiner angeblichen Vorleben?!
„Was ist Dein Kith?“
„Wenn Du damit meine Art meinst, dann bin ich ein Mensch.“
„Du bist aber keiner der Menschen aus dem Grimm‘schen Märchenwald! Äh, ich meine, den Ewigen Wäldern! Obwohl Dein Akzent durchaus hierher passen würde …“ (Sein Akzent klingt ehrlich gesagt sehr fremd.)
„Ich musste mühsam die hiesige Sprache erlernen. Genug davon! Die schwarzen Ritter verbieten Gespräche untereinander. Und ich darf nicht auffallen, während ich warte.“
„Wartest wohl auch auf Deine Weiterverlegung, was? Hör‘ mal, ich finde einen Weg, uns hier rauszuschummeln. Ich kann versuchen, uns zu schrumpfen, hat schon tausendmal geklappt!“
„Unnötig! Ich werde gleich fliehen. Ich habe einen mächtigen Verbündeten, der mir verbleibt. Einen einzigen.“
„Echt?“
„Du kannst hier drin auch nicht zaubern! Die schwarzen Reiter knüpfen irgendeine Art Bann in ihre Käfige ein!“
„Bei dem Zaunkraut neulich hat das aber ziemlich gut funktioniert, zumindest beim dritten Anlauf …“
„Versuche es nicht, Du könntest die Wachen anlocken. Und mein Verbündeter ist schon nahe.“
„Na gut. Da hinten im Zelteingang liegt mein Schwert! Glaubst Du, Dein Verbündeter kann mir das zuwerfen, damit ich mich und die anderen Insassen raushacken kann?“
„Du scheinst ja doch ein Rückgrat zu haben. Du denkst an die anderen hier?“
„Na ja, die sind ja wohl auch von den Fritzen aus Grimgoromn inhaftiert worden. Vielleicht sind das nicht alle meine Freunde, oder Kollegen vom Lichten Hof, aber man kann kaum zulassen, dass die in die Folterstübchen abtransportiert werden!“
Der Junge schweigt eine Weile.
Dann sagt er, „Ich habe mich vielleicht in Dir geirrt. Ich bin bereit, Dir bei solcherlei Befreiungsversuch zu helfen.“
„Stark!“, sagt Til, und dann verstummen sie schnell, als der Troll Wylkeir und mehrere der schwarzen Ritter an ihnen vorbei gehen.

Soundtrack: Wadaiku Matsuriza, Riki-Maru
https://youtu.be/6LfVCIOVmYE?t=484

Dann werden wir einen Face-Danger-Move machen müssen. Die Aufgabe, die der Orakelspruch von eben (‚Ergreifen der Gelegenheit’) mit sich bringt, ist einigermaßen kompliziert: Wenn die vorhergesagte Gelegenheit gleich beginnt, wird Til sich befreien müssen, sein Schwert und seinen Rucksack vom Zelteingang wiederkriegen müssen, und dann werden die beiden Ausbrecher und der mysteriöse Verbündete des Jungen die anderen magieresistenten Käfige und Pranger aufstemmen müssen in dem entstehenden Wirbel.

Dann mal los! Wenige Momente später beginnt die Plane des großen Gefangenenzeltes in aufkommendem Wind zu flattern. Der fremdländische Junge in seinem Lotus-Sitz strafft seine Haltung fast unmerklich. Tils Puls beginnt zu hämmern. Ihm ist sehr gegenwärtig, dass die ersten Trolle, die er getroffen hatte, klar gesagt hatten, der schimärische Tod im Träumen würde auch den sterblichen Tod für Changelings wie sie bedeuten! Dann hört man eine überlaute Stimme, im stärker werdenden Brausen über der Waldlichtung mit dem Kriegslager: Ein übermütiges Lachen, von einer Stimme, die sehr tief, sehr voll, und wohlklingend ist, wie der Hall einer mächtigen, bronzenen Glocke. Til sieht aufgeregt in den Nachbarkäfig, wo der Junge plötzlich sprungbereit sitzt.

Dann geht alles ganz schnell: Etwas Großes verkrallt sich im Dach des Zeltes, und eine Sturmböe reißt es komplett weg! Käfige und Holzpfähle werden umgerissen! Wie ein flatternder, fliegender Teppich schlingert die Zeltplane davon, und verhüllt ein Dutzend der aufgesprungenen schwarzen Reiter. Auch Tils Holzkäfig ist umgefallen, und er muss nur herausklettern; ohne zu zögern prescht er zu der Stelle, wo der Tisch mit Habseligkeiten der Gefangenen stand. Er liest seinen Schwertgurt aus dem Gras auf, und wirft hastig seinen Rucksack über. Als er zurück spurtet, die blau gleißende Klinge gezogen, um Gitterstäbe zu Kleinholz zu zerhacken, hat irgendetwas Großes über der sturmgeschüttelten Lichtung Kehrt gemacht, und rauscht im Tiefflug wieder über sie hinweg, mit demselben vollen, weithin dröhnenden Lachen.



Es scheint sich um eine Art fernöstlichen Drachen zu handeln, sehr untypisch für den Grimm-Wald


Ich würfle für den Move Stärke+Athletik+Aspekt (‚Abgeklärt, wünscht allen Leuten insgeheim Gutes‘, immerhin müssen hier Unschuldige befreit werden). Für unseren neuen Verbündeten würfle ich Stärke+Athletik+Aspekt (der heißt bei ihm ‚Aufrichtiger Krieger‘), plus den gerade relevanten Hintergrund-Aspekt (seine Schimäre hat ‚Fliegt wie ein lebender Blitz‘). Sechs Erfolge vom Pooka, dank eines Willenskraft-Reroll; fünf Erfolge von seinem jungen Mitstreiter mit seiner Schimäre. Wow. Das bringt mich zum Maximum von zehn, und da sind selbst die Acht und die Neun bei den Challenge Dice nicht mehr im Wege für einen Strong Hit!
Bei Face Danger heißt das, voller Erfolg: Die beiden Charaktere bekommen je einen Punkt Willenskraft zurück, und ihr Plan gelingt ihnen:


In völligem, heillosen Durcheinander, Gerenne, und Geschrei, schaffen sie es, die Fesseln aller Gefangenen loszuschneiden beziehungsweise alle Käfige und Pranger und Pflöcke zu zersäbeln, wo diese nicht schon von selbst zerbrochen wurden. Die Fliehenden setzen im Aufruhr davon, verschwinden in den vom Sturm geschüttelten Wäldern jenseits der Lichtung. Als die schwarzen Ritter und der geharnischte Troll Heiserschrei die beiden Befreier endlich umzingelt haben, stößt erneut der silberweiße Drache herab, bekommt beide mit seinen Vorderläufen zu fassen, und schnellt mit ihnen hinauf in die Himmelslüfte!

Im rasanten Aufsteigen hilft das unglaubliche Geschöpf den beiden kleinen Zweibeinern mit seinen Vordertatzen, auf seinen schlangenartigen Rücken zu klettern. Til bleibt die Luft weg, er krallt sich in der flatternden, weißen Mähne fest.
„Danke, Fuchur! Gut gemacht!“, ruft der Junge über das Windtosen hinweg.
Erneut regt sich Wiedererkennen in Tils Verstand! Er blinzelt durch tränende Augen nach vorne. Der Junge hat olivgrüne Haut, aber das ist keine Bemalung ...
„Du weißt doch, dass Du stets vom Glück verfolgt bist, mein Freund!“, donnert die resonante Bronzeglocken-Stimme des Drachen.
„Ich kenne Euch!“, japst Til zitternd, „Euch alle beide! Wenn das Fuchur ist … dann bist Du Atréju!“
Der Junge sieht sich zu dem Pooka um, und nickt vorsichtig, „Wie kannst Du uns kennen? Wir sind nur in unserem Heimatreich bekannt!“
„Haha, ich habe meine Hausaufgaben gemacht!“, lacht Til.
„Was sind Hausaufgaben!“, entgegnet der Junge misstrauisch.
„Sehr gute Frage, Atréju! Sehr gute Frage, das hab’ ich meinerzeit auch so gehalten, spricht jedenfalls von einer guten Einstellung!“
„Wir sind hier in einem fremden Reich!“, ruft der Junge, „Wir haben alles hinter uns gelassen! ... Fuchur, wir setzen den Hasenmann irgendwo ab, außer Reichweite der schwarzen Reiter.“
„Glaubst Du nicht, dass er uns helfen kann, dieses Reich zu verstehen, mein kleiner Herr?“, dröhnt die vergnügte Drachenstimme.



Atréju, vom Volk der Grünhäute im Gräsernen Meer


Atréju
Attribute: Geschick 3, Konstitution 3, Stärke 2 | Charisma 3, Erscheinungsbild 3, Manipulation 1 | Geistesschärfe 3, Intelligenz 2, Wahrnehmung 3
Fertigkeiten: Athletik (In der Wildnis) 4, Aufmerksamkeit 3, Ausdruck 2, Ausweichen (In Deckung tauchen) 4, Empathie 2, Gewahren 2, Handgemenge 1, Überzeugen 2; Bogenschießen (Zielschüsse) 4, Etikette 1, Handwerk 1, Heimlichkeit (Pirschen) 4, Nahkampf 2, Überleben 3, Tierkunde 2; Enigmas 2, Gremayre 2, Linguistik 2, Nachforschung 1
Hintergründe:
 • Schimäre (Fuchur) 5
Aspekte:
 • Aufrichtiger Krieger +2
 • Jäger des Purpur-Büffels +1
 • Tarnfarbene Haut +1
 • Tapferes Herz +1
 • Auf der Flucht vor der eigenen Geschichte
Künste: -
Reiche: -
Glamour: 2
Willenskraft: 6
Ausrüstung: Umhang aus Purpurbüffel-Haar, Steinmesser, Trinkschlauch, Schlafdecke

Schimäre: Fuchur
 • Glücksdrache +2
 • Fliegt wie ein lebendiger Blitz +2
 • Unerschütterlicher Glaube an gute Wendungen +1
 • Auf der Flucht vor der eigenen Geschichte
 • Tiefes Wasser wird ihm gefährlich
 • Würde alles riskieren für Atréjus Suche
« Letzte Änderung: 6.03.2025 | 15:04 von Schalter »

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„Also dann, wer oder was bist Du?“, fragt Atréju, als sie auf einer Hügelkette gelandet und abgestiegen sind.
„Ich bin halb Mensch, halb Pooka, halb Käsekuchen.“
„Käsekuchen?“, fragt der Krieger verwirrt.
„Ja. Das kennt man bei Euch in Phantásien nicht.“
„Du … Du weißt, woher wir kommen?!“
„In der Welt, aus der ich komme, weiß jeder das. Äh, zumindest die aus meiner Generation. Du bist viel besser getroffen als im Original-Film, ich meine mich zu erinnern, der Film kam zuerst“, lügt er unsinnig, „dann kam erst das Buch von Michael Ende. Im Film siehst Du ganz anders aus, irgendwie spackiger. Fuchur auch! Hat mich als Kind aber nicht wirklich gestört.“
„Ich verstehe die Bedeutung Deiner Worte nicht!“
„Ja, kein Wunder …! Entschuldige. Wie ich schon sagte, ich bin zu einem ganz kleinen Anteil Pooka, uns ist nicht zu trauen! Darf ich Fuchur streicheln? Das wollte ich schon mein ganzes Leben lang!“
„Frage ihn doch selbst.“
„Fuchur, darf ich Dich streicheln?“
Der Drache hebt seinen imposanten Kopf, der die Größe eines Ruderboots hat, „Gewiss doch! Am liebsten werde ich unter dem Kinn gekrault!“
Til kommt dem nach und kichert glücklich, „Wartet, bis meine beiden Freunde Euch sehen, die Kindlinge! Die flippen aus!“
Fuchur gibt eine Art kätzisches Schnurren von sich, das so tief ist, dass Tils Eingeweide davon leicht vibrieren.
„Sagtest Du, Du seiest zum Teil ein Menschenkind?“, fragt Atréju.
„Ja, sagte ich!“, schmunzelt Til und sieht ihn an, „Gewissermaßen habe ich das Dir voraus; Du musst Deine andere Hälfte lange und qualvoll suchen. Ich habe meine immer dabei! Außer Sonntags, da hat der Mensch Ausgang!“
„Du hast also von meiner Großen Suche gehört …“
„Auf die Du von der Kindlichen Kaiserin geschickt wurdest! Ja klar, ein unglaublicher Epos. In meiner Heimatwelt gibt’s Statuen zu Euren Ehren!“
„Was sind Statuen?“
„Achte nicht auf meine Worte! Vielleicht war das ja sowieso gelogen, was ich da gesagt habe! … Ja stimmt, Du kommst aus dieser Gras-Ebene, nicht? Bei Euch gibt’s keine Statuen, und Ihr seid Nomaden. Ich nehme an, Michael Ende hat Euch auf den irdischen Sioux basieren lassen oder so.“
„Man nennt es das Gräserne Meer.“
„Ja, stimmt, so war das! Ich frage mich, ob‘s ebenso schön ist wie in meiner Vorstellung, oder noch schöner? Vielleicht können wir angelegentlich mal hinfliegen?“
„Fuchur und ich können nicht zurück. ... Du bist also zum Teil Menschenkind. Aber Du siehst überhaupt nicht so aus! Auf der Großen Suche, die mir auferlegt war, hatte ich ein Menschenkind zu finden!“
„Ja, genau“, sagt Til fröhlich, „Du hast Dein Counterpart auch schon gesehen, im Zauber-Spiegel-Tor. Du wusstest es aber zu diesem Zeitpunkt noch nicht zu interpretieren.“
„Du willst sagen, Du bist aus der Welt der Menschenkinder? Du kommst von der anderen Seite, von der, die der Zauber-Spiegel mir gezeigt hat?“
„Ja, genau“, sagt Til, aber denkt, zumindest gewissermaßen. Die Welt des Protagonisten Bastian Balthasar Bux ist ja ganz genau betrachtet auch Teil einer Geschichte, und daher nicht exakt dieselbe wie Tils Herbstwelt. Ein Traum in einem Traum, auch hier.
„Ich bin also nicht das Menschenkind, das Du brauchst!“, fügt er hinzu.
„Ich brauche den Retter überhaupt nicht mehr zu finden“, sagt Atréju fast tonlos, „Fuchur und ich haben Phantásien verlassen, und der Großen Suche …“, und schwermütig seufzt er, „… den Rücken gekehrt!“
Til hält inne beim Kraulen, und wendet sich verdutzt dem Jungen zu, „Hä, echt? Das ist neu. Das ist doch nicht passiert, äh, nur in der Comic-Adaption womöglich, und die war noch schlimmer als der Film. Das kann doch nicht sein?“
„Ich sollte nicht darüber reden“, sagt Atréju, recht düster, „Meine früheren Verpflichtungen sind eine sehr, sehr ernste Sache.“
Til mustert ihn schweigend. Wenn der junge Held seine Große Suche aufgegeben hat, dann ist das für ihn vielleicht wie die Sinnkrise, in der Til selber zu stecken vermutet?
„Seid Ihr beiden darum jetzt hier in den Ewigen Wäldern? Und so warst Du auch den schwarzen Reitern Grimgoromns in die Hände gefallen?“
„Wir wussten nicht, dass diese Häscher so zahlreich hier sind! Ich war unvorsichtig. Wenn Fuchur nicht gewesen wäre, würde auch ich mich jetzt auf dem Weg zu den Verliesen von Grimgoromn befinden.“
Die dröhnende Drachenstimme sagt fröhlich, „Aber mein kleiner Herr hat eben immerzu Glück! Wie günstig, dass dieser Gewittersturm gerade heraufgezogen ist, als ich Euch endlich entdeckt habe vorhin!“
Atréju nickt dankbar, und sieht dann Til misstrauisch an, und fragt, „Du kennst dieses Reich? Es ist wie eines der Länder von Phantásien … und doch anders.“
„Hm, es hat ganz ähnliche Gesetzmäßigkeiten und Konflikte. Was bei Euch das Nichts ist, dem die Phantásier zum Opfer zu fallen drohen, wird hier gefürchtet als der Winter ohne Ende.“
„Das Nichts gibt es aber nicht.“
„Äh, wie jetzt? Ist das ein Rätsel?“
„Das ist eine Verschwörung. Ich weiß mittlerweile alles. Es spielt aber hier keine Rolle. … Die vier Sturmriesen haben uns während unserer Großen Suche offenbart, dass es keine Grenzen in Phantásien gibt, über die man hinaus fliegen kann, um in die Welt der Menschenkinder zu gelangen. Und trotzdem haben wir es hierher geschafft, in ein Reich, das nicht zu Phantásien gehört, und irgendwie doch ähnlich ist. Wie aber kannst Du in die Welt der Menschenkinder gelangen?“
„Ich bin als eines geboren worden! Ich bin gleichzeitig Fee und Mensch. Das wusste ich mein ganzes Leben schon. Für mich ist das … wie zu schlafen und Träume zu haben. Nur, dass es ganz besondere, reale Träume sind. Während bei Euch in Phantásien Menschen nur alle Jubeljahre vorbeikommen, gehen wir als Changelings hier regelmäßig ein und aus. Exakt einmal in der Kalenderwoche, um genau zu sein! Aber wir sind ebenfalls selten geworden, hat man mir gesagt.“
„Vielleicht sind Du und Deinesgleichen trotzdem der Schlüssel.“
Fuchur fragt, „Auch, wenn wir jetzt nicht mehr auf der Großen Suche sind, mein kleiner Herr?“
Atréju schweigt, ratlos.
„Verlasst Euch auf mich, ich kann Euch bestimmt aushelfen“, sagt Til tröstend, „Ich und meine Freunde!“
„Aber Du scheinst in jeden Satz eine Flunkerei einzubauen!“, rügt der Krieger.
„Aber nicht in jeden!“
„Wie können wir Dir vertrauen?“
„Hm, ja, in gewisser Weise seid Ihr beiden die Antithese von so Pooka wie meinen Kids und mir. Ihr seid beide sehr wahrhaftig. Aber es beunruhigt mich irgendwie ein klein wenig, dass Ihr Euer Heimatreich verlassen habt … dass das überhaupt möglich war. Da stimmt doch was nicht?“
„Das lass‘ unsere Sache sein, Hasenmann.“
„Til Haselberger.“
„Oh? Nun, es ist mir eine Freude. Unsere Namen kennst Du ja schon.“
„Hört zu, Jungs, ich kann Euch wahrscheinlich helfen. Ich habe Freunde in mehreren der Grimm‘schen Märchen! Die wissen vielleicht was darüber, was Ihr zu tun habt!“
„Was sind Grimm‘sche Märchen?“, fragt der Junge skeptisch.
„Ich sag‘ Euch was, Ihr beiden: Ihr fliegt mich zurück zu der Barbaren-Horde aus Ériu, damit ich die beschwatzen kann. Ich habe jede Menge in der Hand gegen die, jede Menge! Ein Versuch lohnt sich. Na ja, und danach zeige ich Euch den Weg zum Schloss der Goldenen Sonne. Fürst Ūrohso und Zusje die Seherin werden Euch garantiert helfen können.“
Atréju und Fuchur sehen sich gegenseitig an.


Evolution: Und da auch diese neue Bekanntschaft äußerst nützlich sein könnte, kaufe ich Til die beiden Helden als neuen Kontakte-Hintergrund. Das erhöht sein Kontakte-Netzwerk im Träumen auf zwei, und macht es umso effektiver.


Fuchurs Gestalt züngelt über den Abendhimmel wie ein flammender Blitz. Nach kurzem Flug geht er tiefer, und Til entdeckt tatsächlich die Ödland-Gegend, die er heute früh durchwandert hat. In einem laublosen Baumgrüppchen liegen zwischen entwurzelten Bäumen und Ackerfurchen tatsächlich die Knochenhaufen der Fluchscharen. Die schwarzen Reiter sind mit dieser Schimäre fertig geworden. Und dann …?

Die Orakelwürfel entscheiden: Wir finden hier das neue Kriegslager der Fir-Bholg!

Auf der dunklen Ebene geht Fuchur herunter, und lässt die beiden absteigen.
„… Es sieht nicht so aus, als wären die beiden Streitkräfte noch einmal zusammengeprallt!“, stellt Til fest, „Die schwarzen Reiter waren offensichtlich zu beschäftigt mit dem Knochenpflug und meinem Abtransport, um ihre Angriffspläne umzusetzen. Wartet hier, ich hüpfe in das Lager der Barbaren, ich bin im Handumdrehen zurück.“
„Ich werde natürlich mit Dir gehen“, sagt Atréju entschlossen, „Du bist unser einziger Ansatzpunkt in den Ewigen Wäldern, in die es uns verschlagen hat. Sollte Dir dort etwas zustoßen, stehen wir wieder ganz ohne Orientierungsmöglichkeit da.“
„Okay …?“
„Außerdem scheint Dein Vorhaben nobel.“
„Meine Vorhaben sind immer nobel.“
„Das glaube ich Dir nicht, Til Haselberger, denn Du bist ein Lügner.“
„Das ändert nichts an der Wahrheit meiner Aussagen!“
„Das ändert alles an der Wahrheit Deiner Aussagen. Aber …“
„Ganz schön vorlaut …!“
„… aber Du bist dennoch ein würdiger Verbündeter. Wenn auch ein Seltsamer. Jetzt jedenfalls gehen wir zu der Verhandlung! Fuchur, ich bitte Dich, Dich versteckt zu halten. Ich rufe nach Dir, sollte es schlecht laufen.“
„So sei‘ es“, nickt der Glücksdrache.

Also nähern die beiden sich vorsichtig dem Lager der Finsteren Feen und der Plünderer aus Ériu.
Atréju bewegt sich völlig lautlos auf dem Kies, mit den geschmeidigen Bewegungen eines Meisters der Wildnis. Sein Jägerauge ist hochkonzentriert, und er verzieht nur leicht angewidert das Gesicht, als er den gehörnten, leichenhaften Fratzen der Fir-Bholg ansichtig wird.

Also werde ich einen Compel-Move machen müssen, um die Barbaren zum Kleinbeigeben und Abreisen zu bringen:

Til zeigt die Glyphe vor, die Brannóin ihm ins Pfotenpolster geschnitten hatte, und bittet um eine Unterredung mit Häuptling Erûnar Réodraige.
Vor dessen Lagerfeuer geführt, begrüßt er die Schreckensgestalten.
„Du bist also zurück, Angeber!“, schnarrt der Heerführer, man weiß nicht, ob sein Ton amüsiert klingen soll, oder nur einschüchternd.
„… Wie ich angekündigt hatte, und ohne jegliche Umwege! Ich bringe Kunde aus dem Westen, Häuptling. Ihr selbst habt gesehen, dass die Truppen von Grimgoromn immer noch hinter Euch her sind! Fast wäre es heute früh zu einem Aufeinanderprallen Eurer Nachhut mit ihnen gekommen!“
„Und meine Krieger dauert es, dass es nicht dazu kam! Sie gieren nach Grimgoromn-Blut!“, grient Erûnar.
„Ja, gewiss. Aber sie werden ihren Spaß schon noch bekommen, Herr, denn weitere Truppen des Alleinherrschers nahen ja.“
„Dann bestätigst Du uns in unserem Ansinnen, Pooka?“, ruft der Häuptling, „Dann willst Du sagen, wir sollten den Rest unserer Clans von Ériu hierher rufen, auf dass der Krieg und die Verheerung richtig beginnen können?“
„Nein, Herr!“, sagt Til ängstlich, „Denn sie sind ja nicht die einzigen Gegner für Dich! Habt Ihr von der Herzkönigin gehört? Sie ist der eigentliche Grund, warum die Grimgoriminatori uns in den Ewigen Wäldern heimsuchen kommen. Ihre Armee ist bereit, aus den Tiefen des Wunderlandes hinaus zu marschieren! Die Fir-Bholg würden zwischen diesen beiden riesigen Streitmächten zermahlen werden, wenn sie in größerer Zahl von Ériu herkämen! Stattdessen muss unbedingt ein Kräftegleichgewicht herbeigeführt werden.“
„Und dafür hast Du uns das Geheimnis der Grimgoriminatori zusammengesetzt, in nur etwas mehr als zwei Tagen und zwei Nächten?“, fragt der Häuptling herausfordernd.
„Ihr vielerorts gesuchtes Geheimnis liegt nicht in ihrer Erschaffung, wie bisher geglaubt, sondern in ihrem Ziel!", lügt Til, „Sie wollen das Wunderland überfallen, und sich die Macht der legendären Herzkönigin einverleiben, oh Häuptling! Ein Konflikt wird sich entspinnen, in dem Ériu nur verlieren kann.“

Das soll mal die Grundlage sein für den Compel-Move. Na, ob die Unterwelt-Feen Til seinen Bluff glauben werden? Er würfelt Geistesschärfe+Überzeugen, und ich fürchte, keine Aspekt-Boni passen so richtig zu dieser Situation. Der zweite Wurf ist ein Misserfolg, den rette ich mit einem Reroll. Sieben Erfolge sind’s dann unterm Strich. Daraus wird laut Challenge Dice ein Weak Hit! Darauf hatte ich insgeheim gehofft, denn das bedeutet einen Sieg, aber mit weiteren interessanten Konsequenzen:

„Obschon ein Angeber, scheinst Du guten Rat zu haben für meine Horde!“, sagt Häuptling Erûnar, „Nun, wir hatten eine Absprache, und ich bin in Stimmung, ihr nachzukommen.“
„Das müsst Ihr auch! Wir sind Kithain, und Absprachen sind bindend!“, empört sich Til, „Hast Du selbst gesagt, Herr!“
„Was ich Dir sagte, Pooka, war, dass wir Fir-Bholg nicht zu dem Lichten oder Finsteren Hofe gehören, und uns nur unsere eigenen Regeln kümmern! Schweig‘ also still. Aber wir nehmen nun unsere bisherige Beute, und packen uns, und segeln zurück gen Ériu. Denn Du hast mir einen sehr wichtigen Hinweis geliefert, fürwahr!“
Nun ist es an Atréju, sich zu straffen, und zu rufen, „Welchen Hinweis meint Ihr, Erûnar Réodraige?“
Til wirft seinem neuen Begleiter einen Seitenblick zu. Das olivgrüne Gesicht des Jungen verrät, dass er bereits eine Hinterlist wittert!
„Das braucht niemanden in den Ewigen Wäldern zu kümmern, Junge! Dieses Reich Eurer Heimat soll künftig vor uns sicher sein, wie ausgehandelt!“

Atréju würfelt (als regulärer Wurf, ohne Move) Geistesschärfe+Aufmerksamkeit, um zu sehen, ob er derartigen Reden auf die Schliche kommt. Mächtige fünf Erfolge!

„… Du hast es auf Grimgoromn selber abgesehen, Häuptling!“, bringt Atréju bestürzt hervor, „Du denkst Dir jetzt: Wenn die Herzkönigin tatsächlich so mächtig ist, dann wird der Punkt kommen, wo der Alleinherrscher Grimgoromns ihr fast all seine Truppen entgegengeschickt hat! Und dann, das denkst Du Dir, werden die Tore von Grimgoromn selbst unbewacht sein!“
Häuptling Erûnar schreitet am Feuerlodern vorbei, und bleibt genau vor Til und Atréju stehen. Er stinkt nach Rauch, Blut, und den unergründlichen Gefielden der Unterwelt von Anwyn. In gedämpfter Stimme grollt er Til zu, „Und Du, Kithain, Du hast seit neuestem eine Blutschuld bei meiner Dienerin Brannóin! Wann immer sie es befiehlt, wirst Du Blut vergießen müssen, von jemandem, den sie dafür wählt. … Wir werden uns also im dunklen Herrscherreich wiedersehen, Fremder, noch ehe dieser Krieg, an dem wir uns ergötzen dürfen, vorüber ist!“

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Til und Atréju lassen rennend das Zeltlager der Fir-Bholg hinter sich, und hören voller Schrecken noch ihr kehliges Gelächter und ihre Trinksprüche in der Zunge des alten Ériu, die anderorts vergessen ist. In den Felsenhügeln erreichen sie Fuchur, und schwingen sich schleunigst auf seinen Rücken.

Das war ein weiterer Milestone auf Tils
Queste (Formidabel): Die Vorhut der Horde gewaltlos dahin zurück schicken, wo sie hergekommen ist
und damit der sechste Punkt Fortschritt. Halten die schändlichen Barbaren auch Wort? Ich mache den Move Fulfill Your Vow, und die Challenge Dice zeigen einen Weak Hit. Der passt natürlich haargenau zu der vorangegangenen Szene, denn das bedeutet, dass die Handlung trotz erfolgreich beendeter Queste noch weitergehen wird. Ich darf optional als Folge-Move Swear an Iron Vow anschließen, um eine weitere Queste zu beginnen, die Til gegen die Pläne der Fir-Bholg vorgehen lässt. Das ist aber was für später, vorerst hat er andere Abenteuer zu bestehen!


Fuchur bringt die beiden erschöpften Reisenden ins Dorf Dornbrück. Hier ist der Wiederaufbau bereits fortgeschritten. Man lässt in einem der kleinen Gasthäuser Til und Atréju übernachten, und hört sich furchtsam die Erzählung der beiden an. Immerhin werden die Besatzer aus Grimgoromn nicht so schnell zurückkehren, und die Horde der Plünderer gar nicht. Die Sterblichen bedenken Til mit vorsichtigen Blicken, aber durchaus dankbar: Er hat tatsächlich als eine Art Schutzgeist fungiert für ihr Dörflein.

Da mache ich mal den Move namens Sojourn, um mich von der Gemeinde etwas aufpäppeln zu lassen. Da würfle ich als Extended Action Charisma+Empathie+Aspekt (‚Abgeklärt, wünscht allen Leuten insgeheim Gutes‘). Durch Bewirtung und Übernachtung bekommen Til und Atréju beide zwei Punkte Willenskraft zurück und sind beide wieder voll.

Atréju träumt in dem ungewohnten Gästebett in dieser Nacht zum ersten Mal seit Langem wieder vom heimatlichen Gräsernen Meer, und dem riesigen Purpurbüffel, den er hatte schießen sollen als seinen Aufnahmeritus, mit dem er sich seinen Platz als vollwertiges Mitglied des Stammes verdienen hatte sollen.
„… In Phantásien träumte mir fast jede Nacht von ihm, als ich berufen wurde, meine Heimat zu verlassen, und auf die Große Suche zu gehen“, berichtet der Junge Til beim Frühstück in der Herberge.
„Ja, habe ich gelesen. Und konntest Du wieder nicht auf ihn schießen, wie in diesen Träumen?“, fragt Til.
Atréju sieht ihn äußerst verstört an, dann aber erinnert er sich daran, dass seine Geschichte durchaus vorher bereits von anderen gelesen wurde, während er selbst sie erlebt hatte! Es ist ein trotzdem sehr merkwürdiges Gefühl. Til beißt sich auf die Zunge, das hätte er vielleicht nicht sagen sollen.
„Dieses Mal war es so ähnlich …“, sagt der Junge zögerlich, „Wir sahen uns in die Augen, sehr lange. Dann bewegte sich das Grasland um mich her, und zog mich rücklings davon. Ich habe dennoch den Blickkontakt nicht abgebrochen, sehr lange Zeit. Und die Sterne kamen raus über uns.“

Fuchur hat in den Wolkenbergen geschlafen, hoch oben am nächtlichen Himmel, während er schwerelos dahin getrieben ist. Nun landet er voller Tatendrang in den Hügeln am Rande des Dornbrück-Schlachtfeldes.
„Wohin wollt Ihr, meine Freunde? Zum Schloss der Goldenen Sonne?“
Til sagt, „Zusje ist derzeit nicht dort! Zumindest wenn es stimmt, was der Fürst der Goldenen Sonne über sie gesagt hat. Sie und ihre Schwester müssen regelmäßig in die Herbstwelt zurück, aus der sie kommen, um nicht verrückt zu werden!“
„Also seid Ihr nicht so perfekt, wie Du gestern sagtest, Til Haselberger“, merkt Atréju an, „Als Wesen, die Gleichzeitig Mensch und Phantásier sind.“
„Kithain, nicht Phantásier“, sagt Til, „Aber Du hast Recht. Wortwörtlich habe ich gesagt, ich sei perfekt, und ich bin es nicht! … Ich spüre auch, dass ich in meine Ursprungswelt zurückkehren muss. Ich sag‘ Euch was, Jungs: Ich bringe Euch in meine Freistatt. Da ist es sicher vor den Schnüfflern aus Grimgoromn. Und Ihr bekommt dort einen Eindruck, wie die Welt der Menschenkinder aussehen kann, zumindest im Idealfall! Und ich kann binnen kürzester Zeit wieder zu Euch zurückkommen, und dann sehen wir, ob wir zum Schloss der Goldenen Sonne gezaubert werden!“
„Einverstanden“, nickt Atréju mit ernstem Gesicht, und gibt Til die Hand. Fuchur gibt ein freudiges Glucksen von sich mit seiner hallenden, bronzenen Stimme.

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Evolution: Til hat sich im Rätselraten und im höfischen Umgang geübt, und bekommt dadurch Enigmas auf zwei, und Etikette auf zwei, und außerdem steigere ich nach den zurückliegenden Zerreißproben seiner psychischen Belastbarkeit auch noch seine Willenkraft auf sechs.


Die Kleinen Bunnies haben Til in seinem Haus in der Herbstwelt erwartet. Sie sind offensichtlich schließlich einfach nach Hause gegangen, als er von den Grimgoromn-Truppen verschleppt wurde, und sie von ihren Pferden abgehängt waren. Insgesamt sehr vernünftig von ihnen. Mit aufgeregtem Quiek-Quiek und viel Aufhebens umringen sie ihn und scheinen ihm klar zu machen, welche Sorgen sie sich um ihn gemacht haben. Und was sie alles schönes gemalt und gebacken haben in der Zwischenzeit (kleine Wachsmaler-Bilder von Bunny-Strichmännchen an den Tapeten, und die Küche ist ziemlich eingesaut, da hat jemand versucht, Kekse zu backen, scheinbar bei 300 Grad. Ja, große Ungeduld war ein Faktor).



Die schimärischen Kaninchen haben sich die Wartezeit nicht lang werden lassen!


Til ist jedenfalls heilfroh, sie wiederzuhaben. Überhaupt ist er froh, diesen neuesten Eid halbwegs erfüllt zu haben, ohne dass die Schrecken der Vergangenheit ihm dabei das Lichtlein ausblasen konnten. Verstört schaut er auf das Pfotenpolster in seiner rechten Handfläche, wo die Glyphen-Narbe halbwegs verheilt ist. Gut, dass keiner der Sterblichen das sehen kann.

Was geschieht denn diesmal in der Herbstwelt? Uphold Desolation. Wenn Desolation hier nicht Verwüstung meint, sondern Trostlosigkeit, dann ist das ein Orakelspruch, der gut zu Tils Thema passt:

Erstmal passiert ihm also das, was er früher manchmal nach der Rückkehr von Sommerfestivals, beim Zuendelesen bestimmter Romane, und nach Ende intensiver Rollenspiel-Wochenenden erlebt hatte: Er fällt in ein ziemliches Loch. Die Welt der Dunkelheit im Februar wirkt trist und sinnentleert. Sein Arbeitsleben an der Volkshochschule scheint freudlos: Die Hausmeistertätigkeiten zäh, die Schüler in seinen Sprachkursen roboterhaft.
In einer Kaffeepause im Pausenraum sieht er über die Dächer der Schanzenstraße, eine schal schmeckende Tasse lauwarmen Kaffee in der Hand, und ihm fällt ein, was Ūrohso über die Herbstwelt gesagt hatte: ‚Eine schreckliche Welt, in der das Tageslicht und alle Farben gedimmt sind, und die silbernen Gucklöcher der Sterne am Himmel allmählich zuwachsen‘. Und obwohl die Erinnerung an diese Reise ins Träumen jetzt so weit weg erscheint, beinahe wie zusammenfantasiert, weiß Til alles noch genau, er hört den Klang der Worte. Genau so kommt ihm der Anblick, der sich ihm bietet, gerade vor. Die Belanglosigkeiten von seiner blonden Kollegin Bianca gehen ihm in diesem Moment zum einen Ohr rein und zum anderen wieder raus. Bianca ist die Italienischlehrerin im Kollegium, und gesellt sich in den Pausen öfters zu Til, und im letzten Vierteljahr hatte er sich öfters eingebildet, er könne sich ja vielleicht mal auf eine Romanze mit ihr einlassen, um irgendwie die Leere auszufüllen, die Jettes Abreise in seinem Leben hinterlassen hat. Jetzt gerade kann er sich nicht mal darauf konzentrieren, was Bianca ihm erzählt, und sie erzählt es auch ihrerseits halbherzig, wie im Halbschlaf, als wüsste sie, dass es ihn nicht recht interessiert und als würde es ja sie selber auch nicht recht interessieren.

Also wird Til Haselberger dem Orakelspruch gerecht, indem er seine Trostlosigkeit aufrecht erhält in den nächsten Tagen. Sozialkontakte ergeben sich einfach nicht so recht von selbst, und er hat auch keine Lust, sie herbeizuzwingen. Der restliche, graubraune Schnee in den Straßen von Vährwerder schmilzt, und wird von Eisregen und grauem Matsch abgelöst, typischem norddeutschen Schietwetter.

Und sonst so? Wird Til in seiner Abkapselung von Kinain oder von Verzauberten Sterblichen der lokalen Wechselbälger aufgesucht? Unwahrscheinlich, und die Orakelwürfel verneinen dies auch.


Das Vogelhäuschen glitzert verlockend von innen her, als Til sich nach drei Tagen in seiner Alltagswelt zum ersten Mal wieder traut, es ins Auge zu fassen. Es ist kurz vor Dienstschluss der Service-Hotline, bei der er angerufen hat, wo er eben endlich eine reale Mitarbeiterin erreichen konnte, nach langen Warteschleifen. Jetzt erwartet er eigentlich dringend einen Rückruf von der. Aber plötzlich ist ihm das einmalige Angebot seines Netzbetreibers wieder egal. Er schaltet das Telefon ab und legt es irgendwohin.

Vorsichtig geht auf das Vogelhäuschen zu, das auf dem Fensterbrett des Wohnzimmers steht, er schaut gebannt darauf, nähert sich behutsam, wie einer, der jemand anderen nicht erschrecken will. Das Leuchten von innen wird aber nicht schwächer, sondern tatsächlich stärker, mit jedem Schritt, den Til darauf zu macht.


Atréju hockt an einer Straßenecke, auf den Treppenstufen eines Hauseingangs, umringt von den Multi-Kulti-Kindern des Stadtteils, die ihm gebannt lauschen. Viele gucken ihn an als würden sie ihn als exzentrisch wahrnehmen, sowas wie eine ausgebüxte Zirkus-Attraktion. Das liegt aber an seiner Garderobe und seiner Ausdrucksweise, denn die Sache mit der merkwürdigen Hautfarbe jedenfalls ist in dieser Version von Hamburg-Vährwerder für alle völlig nebensächlich. Selbst, wenn einer grün ist, gehört er dazu. Das findet Til ziemlich anrührend, und beobachtet die Gruppe ein Weilchen bei ihrem Cornern. Atréju erzählt den Kindern Geschichten aus seiner Heimat, verschiedene Legenden und Volkssagen aus dem Gräsernen Meer. Sein Tonfall ist wie neulich sehr ernsthaft und sehr aufrichtig. Selbst die Teile, die offensichtlich witzig sein sollen, erzählt er mit großem Ernst, als sei das alles ihm unglaublich wichtig.
... Muss es auch sein, es ist das einzige bisschen kulturelle Identität, das diesem Jungen geblieben ist, denkt Til. Einer, der nicht von seinen Eltern aufgezogen werden konnte, und stattdessen im Stamm ‚das Kind aller‘ war, der sein eigenes Aufnahmeritual verpassen musste, und der Sorge hat, seine Heimat nie wiederzusehen. Immerhin hat er noch die Lagerfeuergeschichten von dort. Eine Art poetische Schwermut beschleicht Til beim Zuschauen, und hätte er den Hasenkopf noch nicht seit vorhin schon, dann würde er ihn wahrscheinlich dadurch für heute bekommen. Dennoch fühlt sich gleichzeitig alles hier großartig an, im Sommersonnenschein des beschaulichen Vormittags in dieser idyllischen Version der Stadt gibt es einfach keinen Grund, den Kopf hängen zu lassen, auch wenn’s ein Hasenkopf ist.
„... Til Haselberger, Du bist ja auch da!“, sagt Atréju schließlich zu dem Pooka.
„Ich hör‘ schon seit Stunden zu. Sind sehr gute Geschichten, die Du da erzählst.“
„Seit Stunden kann gar nicht sein, höchstens ein Weilchen“, stellt der Junge richtig, „Die Kinder dieses Landes wollten wissen, wo ich herkomme.“
„Das wäre der absolute Knaller gewesen für mich als Kind, wenn Du in dieser Nachbarschaft damals vorbeigekommen wärst, um von Deinem Leben zu erzählen“, lächelt Til, diesmal ganz ohne zu lügen, „Wie war‘s bei Günther?“
„Ein sehr freundlicher Mensch! Ich habe es aber vorgezogen, draußen in seinem Garten zu schlafen, unter den Sternen. Das scheint ihn befremdet zu haben, aber er hat mich gewähren lassen. Er fürchtete anscheinend, es sei zu kalt des nachts! Die Leute hier können das nicht wissen, sie sind ja nur gewohnt daran, in festen Häusern zu schlafen!“, und er sagt das, als wäre das eine wirklich verblüffende Sache.
Til hatte Atréju bei ihrer Ankunft in der Freistatt neulich bei Günther einquartiert, der hat einen kleinen Bauwagen auf seinem Grundstück stehen, wo der Reisende unterkommen konnte. Schien aber dann wohl nicht nötig gewesen zu sein. Die unauffälligen westlichen Klamotten die Günther übrig hatte, wollte der junge Krieger offensichtlich ebenfalls nicht anziehen, er war zu stolz und hat seinen angestammten Tarzan-Look beibehalten.
„Ich wäre jedenfalls wieder bereit, tiefer ins Träumen aufzubrechen“, sagt Til, „Ich hoffe, die drei Tage sind Dir nicht allzu lang geworden.“
„Aber nein“, sagt Atréju, „Die Menschen hier sind sehr freundlich, und sehr interessant.“
Die umsitzenden Kinder gucken stolz, als wäre es ein Kompliment gewesen, das hauptsächlich in ihre Richtung ging.

Til holt noch den Rucksack mit dem restlichen Proviant von neulich aus seinem Versteck ab. Die Mittelalter-Klamotten von den Boggans haben etwas gelitten letztlich, die müsste er mal waschen und flicken! Er behält also einfach seine Jeans und seinen schwarzen Pulli an.
Als die beiden durch die überlange, sich biegende Häusergasse gehen, auf die Eindrücke des Waldes zu, wo die Ausgangstür ist, erscheinen kichernd auch die Kleinen Bunnies wieder. Sie kokettieren, während sie die beiden umhoppeln, eins will von Til auf die Schulter genommen werden, und guckt zufrieden, als es dort oben thront. Atréju quieken sie an, irgendwie fordernd.
„Was wollen sie denn?“, fragt er verwirrt.
„Wahrscheinlich wollen sie den Schlüssel von Dir wiederhaben. Sie verbuddeln den gerne, wenn ich die Freistatt verlasse.“
Til hatte in seiner Abwesenheit nämlich Atréju den Freistatt-Schlüssel dagelassen, damit der raus ins Ferne Träumen könne, zu Fuchur.
„Sind sie auch vertrauenswürdig?“, fragt der Krieger, „Was, wenn sie ihn irgendwo verstecken, wo sie ihn nicht wiederfinden?“
Sieben kleine Kehlen protestieren mit empörtem Quiek-Quiek.
„Ähm, bisher haben sie da einen echt guten Job gemacht!“, begütigt Til, „Ich habe mir da nie irgendwelche Sorgen machen müssen, auch nicht beim ersten Mal!“
Sofort ist die Kaninchenbande zufrieden, und nachdem sie alle durch die schmale, unauffällige Tür getreten sind und Til abgeschlossen hat, kassieren sie den Schlüssel ein und pesen damit weg.
„Was hat es mit diesem Bryndrick auf sich, der an der Waldesgrenze umgeht?“, fragt Atréju indessen.
„Oh! Na, ich hatte Dich ja vorgewarnt! Er ist eigentlich ein verwunschenes Mondkalb.“
„Ein Mondkalb? Glaube ich Dir nicht! Er ist seltsam, er erinnerte mich an die Borkentrolle im Haulewald. Obwohl er solch ein Griesgram ist, scheint er insgeheim an der Freistatt sehr interessiert, und er war auch interessiert daran, mit mir zu sprechen.“
Til mustert Atréju im Gehen, ihm wird klar, dass der Bryndrick mit seinem Bedürfnis, wieder mit dem Menschsein in Kontakt zu treten, Atréju irgendwie ähnelt.
„Der Bryndrick sucht die Nähe des mondänen Lebens in der Herbstwelt, aus der ich stamme“, versucht Til zu erklären, und unterdrückt dabei sogar den Impuls, wieder eine Lüge mit einzustreuen, „aber ich vermute, er würde die Herbstwelt gar nicht betreten können. Scheinbar können nur Halbwesen wie ich das. Aber dieses Menschenleben meiner Welt, das wird von den Bewohnern der Freistatt gespiegelt. Die sind so ähnlich, aber ohne die Gefühlskälte, die ... Tristesse. Daher fühlt der Bryndrick sich von der Freistatt angezogen.“
„Dann bist Du ein Halbwesen, ja? Wie der Gmork.“
„Wer war das noch gleich in Deiner Geschichte?“
„Einer, der sich in Phantásien bewegen kann, jedoch auch in der Welt der Menschenkinder. Vielleicht sogar noch in anderen Welten. Er sagte, er habe keine eigene Welt. Ein abscheuliches, aber sehr bemitleidenswertes Wesen. Er sah aus wie ein riesiger Wolf.“
„Ja, ich erinner‘ mich!“, sagt Til, und ihm geht auf, dass es sich bei dieser Gestalt um ein Wolfs-Pooka handeln könnte — ein Tiermensch, der zwischen den Welten hin und her wechseln kann! Dann aber definitiv ein Mitglied des Finsteren Hofs. … Wenn Atréju von diesem Treffen mit dem Werwolf berichtet, dann hat er ihn an diesem Punkt jedenfalls bereits in Spukstadt getroffen, und Gmork ist bereits gestorben. Til lässt das Thema lieber ruhen.
Stattdessen sagt er, „Das Träumen und die Herbstwelt brauchen sich gegenseitig, das lehrt uns auch die Unendliche Geschichte, aus der Du stammst.“
Der Junge nickt gedankenvoll.
„Vielleicht geht es Dir, Atréju, ähnlich wie dem Bryndrick, in gewisser Hinsicht: Deine Große Suche bestand darin, Bastian zu finden. Jedes Kind weiß das bei uns in der Herbstwelt, buchstäblich jedes Kind. Vielleicht ist der Dein Alter Ego, ähm, will sagen, Dein anderes Ich, von der anderen Seite. Bastian, Euer Retter, das Ziel Deiner Großen Suche. Ich meine, Wikipedia behauptet das.“
„Ist jener, der dies behauptet, ein Weiser, oder ein Orakel, oder eine Lüge?“
„Öh … die meisten Artikel da drin sind glaube ich ganz gut recherchiert. Einige sind natürlich Orakelsprüche. Das gehört dazu.“
„Du scheinst den Weisen Deiner eigenen Welt nicht ganz und gar zu trauen, Til Haselberger!“
„Nee, warum auch. Wahrscheinlich steckt am Ende das Allsehende Auge dahinter. Ich habe jedenfalls sehr stichhaltige Hinweise dafür.“
„Das ist schrecklich, dass die Menschenkinder den eigenen Weisen ihrer Welt nicht vertrauen können!“
Til seufzt, „Oh, es gibt viele Weise in der Herbstwelt, denen wir vertrauen können, viele.“

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Fuchur braust mit flammender, weißer Mähne über ihnen hinab. Alle winken sie ihm begeistert. Die Bunnies scheinen begierig darauf, diesmal auch mitfliegen zu dürfen.
„… Also, Ihr wollt zum Schloss der Goldenen Sonne?“, fragt Fuchur, als sie auf seinen Rücken klettern.
Til erklärt, „Ganz bestimmt sind Marlies und Zusje gerade dort! Oder Niedzwiedz! Fürst Ūrohso hat zwar versprochen, mich dorthin zu zaubern, sobald einer von denen eintrifft, aber es kann ja sein, dass er bisher nicht dran gedacht hat. Und Euch will ich dem Hofe dort sowieso vorstellen. Vielleicht gibt es da jemanden, der Euch raten kann.“
Atréju nickt, ein Hoffnungsschimmer erscheint auf seinem Gesicht, aber er beherrscht sich sogleich wieder.
Til ergänzt, „Wenn das alles nicht hinhaut, können wir zumindest den Eid vor Ūrohso leisten, dass wir das Geheimnis der Grimgoriminatori herausfinden müssen. Das steht schon seit Jahren aus.“
„Das klingt wie eine Übertreibung.“
„Ich übertreibe aber nicht. Das Schloss der Goldenen Sonne ist leicht zu finden, hat Marlies gesagt! Nach Holz-Gibel-Brunnen-Dorf werden wir zu der Stelle kommen, wo der grüne Märchenwald neuerdings in den violetten Tulgee-Wald übergeht. Dann müssen wir im Grunde nur noch dessen Grenze folgen, um schließlich in das Land zu kommen, wo das Schloss der Goldenen Sonne liegt!“
„So sei es — wenn dies auch Dein Wille ist, kleiner Herr!“, verkündet der Drache freudig.
Und Atréju nickt, „Ja! Bring‘ uns bitte dorthin, Fuchur!“
Til setzt die Mutigen unter den Kleinen Bunnies vor sich, damit sie sich in der Rückenmähne des Glücksdrachen festklammern können. Die Ängstlichen steckt er sich sicherheitshalber in den Ausschnitt seines Pullovers, so dass nur ihre Köpfe herausschauen, und sie noch weniger dem Fahrtwind ausgesetzt sind. Da wirken sie schon selbstsicherer.

Das bedeutet für die ungleichen Freunde einen Gather-Information-Wurf, um aus der Luft den Zielort zu finden. (Ohne Fuchur wäre es ein dicker Undertake-a-Journey-Move, der Tage dauern würde! Was für eine grandiose Reisemethode offen steht, dank unserem neuen Kontakte-Hintergrund!)
Atréju würfelt Geistesschärfe+Überleben und Til Wahrnehmung+Aufmerksamkeit, um gemeinsam Ausschau in der unter ihnen dahin sausenden Wildnis zu halten. Es kommen jedoch nur fünf Erfolge zusammen, diese Bereiche der Ewigen Wälder sind ihnen allen noch neu! Da bereite ich mich schon auf abenteuerliche Zwischenbegegnungen vor. Aber wer sagt’s denn: Die Challenge Dice sind äußerst nachsichtig mit einer Zwei und einer Vier, und gewähren uns einen Strong Hit!


Die Grenze des Tulgee-Wald ist leicht zu finden, und obwohl sie sich wild hin und her schlängelt, ist ihr aus der Luft auch leicht zu folgen. Gelegentlich erheben sich die Hälse von Schimären von dort über die Wipfel, die auf ersten Blick rosa Giraffen zu sein scheinen, aber sich als insektenähnlich herausstellen, denn statt auf vierbeinigen Torsos enden diese Giraffenhälse in Seepferdchen-Unterleibern, komplett mit schwirrenden Falterflügeln.
„Dieses Wunderland … das ist doch angefüllt mit Fieberfantasien“, murmelt Til bei diesem Anblick, „Gut, dass wir da nicht rein müssen! Einmal hat gereicht.“
„Ich habe seltsamere Anblicke geschaut“, kommentiert Atréju unbeeindruckt.
Til nickt, das glaubt er sofort; der Bengel ist immerhin auf seinem Pferdchen Artax bereits durch halb Phantásien geritten.

Der Grimm-Wald endet nach ein paar Flugstunden schließlich, und macht einer weiten, sonnenbeschienen Hügellandschaft Platz. Sie hat etwas urtümliches, savannenartiges. Der violette Tulgee-Wald zieht sich bis hier hinauf. Und am schimmernden Horizont erheben sich nun die Umrisse eines prachtvollen Bauwerkes, dessen Turmspitzen hoch in den Himmel hinauf reichen, und glühen wie eitel Gold!



Der Palast der Goldenen Sonne aus dem Märchen 'Die Kristallkugel'


Fuchur landet lautlos auf seinen vier Tatzen auf einem der hochgelegenen Plätze des Schlosses. Ein paar prachtvoll gekleidete Diener kommen aufgeregt hinaus gelaufen, die Boggans zu sein scheinen. Sie machen allesamt große Augen, einige ringen fassungslos die Hände.
„Seid Ihr hinter der Königstochter her?“, ruft eine von ihnen mit zitteriger Stimme.
„Königstochter?“, fragt Atréju, während er mit geschmeidigen Bewegungen von Fuchurs Hals herunter klettert, „Warum denn ausgerechnet eine Königstochter?“
„Oh-oh“, macht Til ahnungsvoll.

Ich lasse ihn einen regulären Wurf auf Intelligenz+Gremayre machen, um zu sehen, ob ihm dieses Detail der Märchenvorlage gegenwärtig ist. Zwei Erfolge:

„… Ach ja. Es hat sich wohl die Kunde davon verbreitet, dass eine verwünschte Königstochter hier auf Erlösung harrt. Dreiundzwanzig Jünglinge sind bereits auf dieser Queste umgekommen. Aber … ich bin sicher, dass das alles nur Gerüchte sind, halb so wild.“
Ūrohso kam Til in Aevalorn eher wie ein Menschenfreund vor, eine Art philanthropischer Lebemann. Einer wie der entführt doch wohl keine Sterblichen, und lässt andere beim Rettungsversuch über die Klinge springen?!

Sind eigentlich Marlies und Zusje derzeit hier? Die Orakelwürfel sagen nein, das ist enttäuschend. Sie bestätigen jedoch, dass der Schlossher selbst derzeit hier ist:

„Willkommen, oh Freunde!“, erschallt seine freudige Stimme über den Vorplatz, als auch er seinen Bediensteten nach schreitet.
„Seid gegrüßt, Fürst Ūrohso! Darf ich Dir meine neuen Freunde vorstellen?“
Der Auerochs-Pooka haut Til seine große Hand auf die Schulter, und sagt, „Das darfst Du gern. Seid mir alle zehn willkommen an meinem Hofe!“
„Das sind Atréju aus dem Gräsernen Meer aus Phantásien, und Fuchur der Glücksdrache. Und die Kleinen Bunnies sind natürlich wieder mit dabei. (Benehmt Euch, Bunnies.)“
„Wir hätten so schnell nicht mit Euch gerechnet! Ich dachte, Deine andere Queste würde Dich noch lange aufhalten, Freund Til. Obschon ja meinem Hofe bereits zugetragen ward, dass die Fir-Bholg-Horde sich wieder zur Küste zurückzieht seit zwei Wochen! Aber wir wagten noch nicht zu hoffen, dass das tatsächlich bedeuten könne, dass Du die Barbaren beschwichtigen konntest.“
„Zwei Wochen? Ich war doch nur drei Tage fort! Und in der Freistatt sind für Atréju auch nur drei Tage vergangen! Na ja, zweieinhalb, um ehrlich zu sein.“
„Es waren drei“, bemerkt Atréju, dem Tils Gewohnheitslügen gegen den Strich gehen.
Der Schlossherr sagt, „Das ist nicht verwunderlich, denn die Zeit in der Herbstwelt vergeht anders als im Träumen. Diesmal waren es drei Tage bei Dir, die drei Wochen bei uns waren …“
„Ich dachte, zwei Wochen?“, fragt Til verdutzt.
„… Drei Wochen“, bestätigt Ūrohso unbeirrt, „Beim nächsten Mal könnte es genau anders herum sein. Manche Höfe der Sidhe behalten ihre sterblichen Spielzeuge für scheinbar nur wenige Nächte der Lustbarkeiten, und bei deren Rückkehr stellt sich heraus, dass währenddessen Jahrhunderte vergangen sind in der Welt der Dunkelheit. Nichts ist gewiss.“
„Oha“, sagt Til, „das wirft aber Probleme auf mit meinem Berufsleben! Da darf ich doch nicht tagelang fehlen … und schon gar nicht jahrhundertelang, das hat meine Geschäftsführung an der Volkshochschule klipp und klar gesagt!“
„Langweile uns nicht mit den Banalitäten der Herbstwelt, oh Freund Til! Dies alles spielt jetzt und hier keinerlei Rolle. Wir waren natürlich auf Euer heutiges Erscheinen vorbereitet! Kommt, Speisen und Trunk erwarten Euch, gewiss seid Ihr hungrig von Eurem Flug! Wir gehen über die Säulengalerie hinein, die ist groß und weit genug, auf dass auch der Drache Fuchur erhobenen Hauptes dort hindurch passt!“
Als sie fröhlich dem Fürsten nachgehen, umringt von seinen eifrigen Boggan-Dienern, raunt Atréju Til zu, „Aber sagte er nicht, er sei eben nicht vorbereitet gewesen auf unser Erscheinen?“
Til raunt zurück, „Du musst aufhören, jedes Wort auf die Goldwaage zu legen, junger Krieger! Verstehst Du, bei Dir in Phantásien sind die meisten Geschöpfe und Völker einzigartig. Hier im restlichen Träumen scheint alles durchzogen zu sein von uns Kithain! Manche sind halbe Menschenkinder, so wie ich und die Nerz-Schwestern. Andere sind reine Feen, wie der Hofstaat hier. Faustregel, Kumpel: Wenn einer Tierattribute hat, dann ist er ein Pooka! Solche Kithain werden Dir stets nur die Wahrheit sagen. Alle anderen sind Schandmäuler, Lügenpack!“
„Das hast Du verdreht! … Aber Du willst damit sagen, selbst der Fürst lügt, weil er auch ein Tiermensch ist?“
„Nee, das kann man so nicht sagen …“
„Ich habe Dich durchschaut! Nun. Ich verabscheue das Lügen!“, raunt Atréju, und hebt stolz das Kinn.
„Ja … das ist gewissermaßen Deine Antithese, nicht? Hm … wir Pooka meinen es aber nicht böse! Es ist auch nicht wirklich ein Drang, dem man nicht widerstehen kann, weißt Du. Eher ein Wunsch, alle zu verarschen.“
„Ver-was?“
„Upps, entschuldige. Das Wort sollte man gar nicht erst lernen.“
„Regenten sollten wahrhaftig sein!“, wispert Atréju bockig.
Da hat er ja recht! Aber Til, der sich ziemlich auskennt in der Realpolitik der Herbstwelt, weiß sehr gut, dass Halbwahrheiten und Beschönigungen einfach zum Geschäft gehören, und dort oft unvermeidlich sind. Aber einem wie dem jungen Krieger kann man sowas nicht sagen, mit seinem Krieger-Ethos und seinem reinen Herzen.

Ich mache den Move Sojourn, um den Hof der Goldenen Sonne kennenzulernen, Hände zu schütteln, mir Namen zu merken, Verbeugungen zu machen, und natürlich fürstlich zu schlemmen. (Und die Kleinen Bunnies davon abzuhalten, heimlich in die Großküche vorzudringen und dort zu rauben!) Für den Move bietet sich natürlich an, Charisma+Etikette zu würfeln. Til hat Etikette frisch gesteigert und bringt drei Erfolge ein, Atréju kennt vor allem die einfacheren Anstandsregeln bei seinem Naturvolk und im Umgang mit dem Zentauren Caíron, aber liefert trotzdem einen Erfolg (da wird auch trotz einem Willenskraft-Reroll nicht mehr draus). Die insgesamt fünf sind etwas mager, das Gebaren der Abenteurer lässt zu wünschen übrig. Die Challenge Dice zeigen eine Doppel-Neun! Ein extremer Fehlschlag. Das bedeutet Pay the Price!

Die Dienerschaft scheint stellenweise auf Zehenspitzen zu gehen, und bestimmte bereiche des Schlosses gänzlich zu meiden. Es wird immer wieder erwähnt, der ‚Gast aus der Fremde’ dürfe keinesfalls gestört werden, überhaupt solle dieser mysteriöse Gast eigentlich denken, das Schloss sei wohl weitgehend leer, und keine Feen zu Gesicht bekommen, wenn es geht!
Der phantásische Krieger wechselt einen aufgebrachten Blick mit Til.
Als das Mahl aufgetragen wird, platzt Atréju also endgültig der Kragen: Das sei eine Verwerflichkeit, dass eine sterbliche Edelfrau hier gefangen gehalten würde, und dass der Schlossherr fortwährend mit gespaltener Zunge spräche! Ūrohso besieht sich den Jungen, als wäre das ein putziges Schauspiel, aber die Boggan-Diener und Würdenträger sind empört!

Das Resultat von Pay the Price ist leicht zu bestimmen:

Wer stört fliegt raus, und Artréju war einfach zu unverblümt und ehrlich für den Hofstaat eines Pooka-Herrschers, zwei Ritter erscheinen also, und bitten ihn gestreng, ihnen zum Ausgangstor zu begleiten.
„... Nicht nötig!“, faucht der Krieger, „Ich komme auch schneller hier hinaus, und ich weigere mich, länger zu verweilen!“, und er stürmt mit Fuchur davon, zurück zum Säulengang, schwingt sich auf dessen Rücken, und schnellt in die Lüfte davon.
Die Boggan-Dienerschaft ist händeringend nachgefolgt, und bleibt nun mit offenen Mündern stehen, so auch Til.
„Na, das war ja mal wieder was …!“, sagt Til hilflos. (Der Satz ist dabei, sowas wie sein Wahlspruch zu werden.)
„Der arme Junge! Der kennt sich in dieser Realität gar nicht aus … ich sollte hinterher!“, hängt er dran.
„Du holst ihn ja doch nicht ein“, sagt Ūrohso begütigend, „Und unser geflügeltes Pferd ist gerade flügellahm.“
„Ihr habt hier ein …?“, entfährt es Til begeistert, dann checkt er, und sagt, „Oh. Nun, Ihr habt recht. Ich müsste schon gewaltig schnell mit den Armen flattern, um meinen jungen Freund einzuholen.“
„Er mag eine Schimäre sein, aber er denkt wie ein Mensch“, sagt der Herrscher, „und den Gemütern der Sterblichen fällt es schwer, zu begreifen, dass die Unsterblichen sich an andere Gesetzmäßigkeiten zu halten haben. Ich kenne abertausende Sterbliche, und bei keinem war es je anders.“
„Eine Schimäre? Atréju ist keine Schimäre, er ist ein Mensch, ähm, beziehungsweise einer vom Volk der Grünhäute, äh …“
„Ich kenne Phantásien wie meine Westentasche! Es ist bevölkert von Schimären, und ein paar wenigen Kithain.“
„Wie Eure Westentasche, ja?“
„Sehr richtig.“
„Hm. Ich hatte gedacht, er ist eine reine Fee, so wie Ihr, Fürst. Er hat‘s ja selbst steif und fest behauptet!“
„Nun, vielleicht ist er ein ungewöhnlicher Sippling der Nunnehi! Demnach ein Gallain, kein Kithain. Unsere entfernten Verwandten aus fernen Landen. Ich weiß es nicht zu sagen. Du brauchst Deinen Freund ja nur zu fragen, er wird es leicht beantworten können.“

Tils Intelligenz+Gremayre-Wurf liefert drei dicke Erfolge, und er kommt auf die Wortbedeutung von ‚Nunnehi‘:

„Das hab‘ ich mal in einem Mythenbuch gelesen. ‚Leute, die überall leben‘, das gibt es in der Sprache der irdischen Cherokee. Aber ich war überzeugt, Michael Ende hätte Atréjus Volk auf den Sioux basieren lassen“, sagt er, mehr zu sich selbst (überzeugt war er ehrlich gesagt nicht im geringsten).
„Lass‘ uns zur Tafel zurückkehren, das Mahl wird noch kalt. Und ich weiß, dass Du sehr wohl weißt, was es heißt, einen Koch vom Kith der Boggan zu beleidigen!“
„Oh! Okay.“

Eine unterkühlte Stimme erklingt hinter ihnen, „Nun, Bildung hat er ja vorzuweisen, unser Wohltäter von Aevalorn.“
Til sieht sich verwirrt um. Hinter ihnen hat sich eine sehr große, magere Schwarze mit unfassbar voluminösen Dreadlocks genähert. Sie ist so zartgliedrig, dass es unmöglich ist, sie für einen Menschen zu halten, sie erinnert sogar ein wenig an die Aevalori.



Olula Kunboladamole, die bekannte Gelehrte


„Kenne ich Euer Gesicht nicht?“, fragt Til.
„Ah, mein anderer Gast sieht die Gelegenheit endlich, ebenfalls zu unserem spontanen Mahl zu erscheinen“, lächelt Ūrohso, „Olula Kunboladamole, dies ist Til Haselberger. Freund Til: Dies ist Lady Olula Kunboladamole, reisende Gelehrte vom Kith der Eshu!“

Diesmal würfele ich nicht, ob sie zufällig erscheint, diesmal kommt es mir äußerst passend vor, immerhin haben die Eshu ein untrügliches Gespür dafür, wann es für sie opportun ist, sich wo einzufinden!

„Wir kennen uns aus Aevalorn“, sagt Olula streng.
„Ah, jetzt fällt‘s mir wieder ein! Ich hatte Euch neulich zu den Wettersystemen am Himmel über Aevalorn befragt!“
„Zum Herrscherreich Grimgoromn befragtest Du mich.“
„Gehen wir speisen!“, verfügt der Fürst, „Dies alles beredet sich viel besser bei Kerzenschein und einem Wein!“, dabei sind gar keine Kerzen entzündet, es ist ja helllichter Tag!

Das, was die Boggan-Köche gezaubert haben, ist tatsächlich über die Maßen köstlich, mittelalterliche Speisen mit einem orientalischen Touch. Die Kleinen Bunnies versuchen, dagegen an zu mumpfeln, sie sind die einzigen, die die Tafel nicht zwischenzeitlich verlassen hatten.
Bei Tisch fragt Olula sogleich, „Wo ist Atréju so eilig hin?“
Til sagt verdutzt, „Ihr kennt ihn, Lady?“
„Ich bin ein Changeling, wie Du. Die Unendliche Geschichte ist auf der Erde ein Meilenstein der Jugend- und Bildungsliteratur. Wer könnte ihn nicht kennen?“
„Ein Changeling! Ich wusste es!“
„Ich hatte Angelegenheiten mit Dir zu bereden, oh Wohltäter von Aevalorn.“
Sie sagt das mit einer großen Prise Ironie, wie Til auffällt, und sie hat immer noch nicht ihre Lippen zu einem Lächeln verzogen.
„Und ich hatte natürlich damit gerechnet, dass Du jetzt hier sein würdest. … Noch heute früh wusste ich selbst nicht einmal, dass ich jetzt hier sein würde!“
„Wir Eshu sind immer zur günstigsten Zeit an dem Orte, wo wir gebraucht werden.“

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„Sind Eure Forschungen in den Ruinen von Edovoldda denn abgeschlossen, Mylady?“, fragt Til neugierig.
„Oh nein“, antwortet die Eshu, „Ein paar aus meinem Gefolge sind noch dort, um die Arbeit weiterzuführen. Das, was dort von Dir und den Kaninchen-Schimären zutage gefördert wurde, ist recht aufsehenerregend. Wer weiß, wie viele Teile der Ruinenstadt noch begehbar sind. Ich werde noch oft dorthin zurückkehren müssen.“
„Denkt Ihr auch, dass sich eine mögliche Lösung für das Kommen des ... sogenannten Winters ohne Ende dort verbergen könnte?“
„Sie kann überall im Träumen sein, und Eshu suchen seit Dekaden danach! Das uralte Edovoldda ist nur ein solcher Ansatzpunkt.“
„Wow“, sagt Til anerkennend, „Das klingt, als könnte Euer Kith mittlerweile ziemlich viele Puzzlestücke zusammen haben, um das Rätsel zu knacken.“
Olula zuckt die Schultern, und versetzt, „Da es sich um ein kosmologisches Rätsel handelt, wer weiß.“
„Kosmologisch?“, fragt Til.
Sie sagt, „Es handelt sich hier ja nicht um ein meteorologisches Phänomen, obwohl der Name darauf schließen lassen könnte. Nein, der Schlüssel ist in der großen Gesamtheit aller Dinge zu suchen. Unter anderem der Frage: Warum ist die Menschheit so, wie sie ist?“
„Ich würde annehmen, die Menschheit kann auch ohne Träume weiterexistieren … wie auch in der Unendlichen Geschichte angedeutet wird, nicht wahr? Als Volk von biologischen Automaten“, sagt Til.
„Wahrscheinlich nur kürzeste Zeit. Es gibt viele Gelehrte unter uns modernen Changelings, die den Verdacht hegen, dass eine solche Menschheit nur wenige Dekaden überdauern würde. Bis sie sich selbst endgültig negiert.“
„Vielleicht wollen die Grimgoriminatori das ja?“, fragt Til unsicher, „Oder das Allsehende Auge?“, und ein Schauer läuft ihm über den Rücken.
„Was weißt Du über das sogenannte Allsehende Auge?“, fragt Olula skeptisch.
„Nichts! Die Grimgoromn-Truppen scheinen sich aber bisweilen mit dieser Macht zu verbünden, oder?“
„Was weißt denn Du überhaupt, Pooka?“, fragt sie misstrauisch, „Wie lange ist Deine Verpuppung überhaupt her?“
„Meine was?!“
Ūrohso mischt sich ein, „Die Lady spricht von Deinem Erwachen, Freund Til. Der Chrysalis. Mithin auch Verpuppung genannt, abgeleitet vom Sinnbilde des Schmetterlings.“
„Wenn Du nicht einmal diese Worte kennst, so hast Du überhaupt keine Unterweisung erfahren, Til Haselberger?“, will Olula wissen, „War Dein Gedenken während Deiner Episode von Traum-Tanz so deutlich, dass Du keinen Mentor mehr brauchtest?“
„Äh. Nicht so schnell, ich komme nicht mit“, sagt Til schwach.
„Oder bist Du nur ein Kasperle?“, fragt Olula gnadenlos weiter, „Welchem irdischen Reich entstammst Du? Deutsch scheint Deine Muttersprache zu sein?“
„Vielleicht“, sagt Til vage, und mustert sie.
„Also, welches irdische Reich?“, verlangt sie zu wissen.
„Das Bayern-Ländle!“, sagt er, „eine Stadt namens Hamburg!“
„Ah, ja, die gute alte Hammaburg!“, sagt Ūrohso erfreut, „ich erinnere mich!", und das sagt er grad so, als sei es gestern gewesen, dass die Stadt nicht viel mehr als eine Burg war, und diesen ursprünglichen Namen getragen hatte.
Lady Olula entgegnet Til, „Ah, also das Elbische Protektorat.“
„Weil da Elben sind? Herr der Ringe?“, fragt Til überfordert.
„Wegen dem Fluss Elbe“, versetzt sie, pikiert über so viel Torheit.
„Elbisches Protektorat … wow …“
„Hamburg ist seine Regentschaftsstadt. Wie kannst Du dort leben und das nicht wissen?! Bist Du nie gefunden worden?“
„Ja nein! Meine Verwandlung in einen Hasenmenschen kam eben leider ohne Anfänger-Handbuch und Adressliste daher. Obwohl ich sie so bestellt hatte.“
Der Fürst seufzt, „Die Wechselbälger sind wirklich wenige geworden, drüben in der Herbstwelt. Es ist eine Schmach.“
Til fügt ehrlich hinzu, „Ich komme immer ins Träumen, um andere Kithain zu treffen.“
Olula rügt, „Umso mehr würde es sich empfehlen, sich vorerst aus politischen Machtspielen heraus zu halten, Herr Haselberger.“
„Tue ich doch“, blufft Til.
„Aevalorn trägt die Spuren Deiner Taten allüberall im Labyrinth verteilt, ... wie schmutzige Pfotenabdrücke!“, kann Olula sich nicht verkneifen zu bemerken.
Die Kleinen Bunnies kichern, das scheinen sie irgendwie verstanden zu haben, und die Vorstellung finden sie witzig.
„Ihr seid eine weltgewandte Persönlichkeit, oder?“, fragt Til ruhig, „Ihr seid weitgereist, Lady?“
„Wie nahezu alle Eshu. Es liegt meinem Kith im Blut.“
„Dann ratet mir doch, als ein anderer Changeling, was Ihr denkt, das ich tun sollte?“
„Meldet Euch am Hofe des Trolls Ludvig Magnus von Hammaburg. Seine Freistatt wird Trollhaven genannt. Von dort aus regiert er über das Elbische Protektorat. Bis dahin, Herr Haselberger, halte Dich zurück, ganz besonders mische Dich nicht ein in den Konflikt mit Grimgoromn!“
„Ehrlich gesagt bin ich hier, um dem Fürsten einen Eid zu schwören“, sagt Til, „Genau das zu tun. Mich künftig zurückzuhalten, meine ich.“
Lady Olula verengt die Augen zu Schlitzen, und scheint dahinter kommen zu wollen, welcher Teil seiner Aussage gelogen sein mag. Til lässt sich schnell noch mehr gebratene Aubergine geben, und tut so, als wäre nichts. Er fühlt sich ziemlich überfordert.


Nach dem Mahl begleitet Ūrohso ihn zu einem der Freiplätze des Schlosses, wo es einen unfassbar schönen Ausblick über das Grasland gibt. Til versucht sorgenvoll, die hellen Schlängelbewegungen von Fuchurs langem Drachenleib am Horizont auszumachen. Für den Schlossherren scheint dies eher ein Verdauungsspaziergang zu sein, er scheint sich nicht zu besorgen, und er scheint dem jungen, hitzigen Krieger Atréju seinen Ausbruch vorhin auch nicht übel zu nehmen.
Nachdem er eine Weile suchend umher geschaut hat, wendet sich Til dem anderen Pooka zu: „Fürst, was hat es mit Lady Olulas Hiersein auf sich, darf ich das fragen?“
„Ich vermute, Du ahnst es längst. Wahrscheinlich hat ihr hellsichtiges Gespür sie hierher reisen lassen, weil sie nicht will, dass Du mir endgültig den angekündigten Eid schwörst!“
„Wie kann sie denn überhaupt davon wissen? Sie war doch im Everreach gar nicht dabei, als ich zuletzt davon sprach?“
„Sie braucht auch gar nicht davon zu wissen, damit ihre Füße sie hierher tragen konnten! Es stimmt schon, was sie sagte: Das Kith der Eshu findet sich immer dort ein, wo die interessanten Begebenheiten sich ereignen werden. Und sie kommen dabei immer exakt eine Viertelstunde zu früh, oder exakt sieben Minuten zu spät!“, schmunzelt der Herrscher.
„Das scheinen äußerst nützliche Verbündete zu sein, abgesehen von der Sache mit der Viertelstunde zu früh. Ich hasse Warten.“
„Hängt davon ab. Ihr Richtungssinn lässt sie nämlich auch stets den Weg einschlagen, an dem die meisten unliebsamen Abenteuer geschehen. Daher ja manchmal die exakt sieben Minuten!“
„Ist der Teil von Euch ausgedacht?“
„Wie dem auch sei, mein guter Til, die Lady Olula Kunboladamole ist eine Forscherin von Namen in vielen Teilen des Träumens! Kaum hätte ich ihr meine Gastfreundschaft verwehren können, als sie kürzlich hier eintraf. Obschon ich vermutete, dass sie Einspruch erheben wird gegen das Geloben Eures Eides!“
„Ja, schon klar. Halt Moment, unseres …? Wessen denn noch? Ich weiß noch gar nicht, ob Atréju und Fuchur mitziehen.“
„Die Kunde davon geht um im ganzen Lande, oh ja!“, lügt der Fürst großartig, „Und auch Deine Pooka-Artgenossen werden davon hören!“
„Meine Artgenossen! Sind sie denn am Schloss?“, fragt Til neugierig.
„Nein, aber ihr Eintreffen wurde klar vorausgesagt.“
Til verschränkt plötzlich die Arme und zögert. „Herr Fürst … was ist überhaupt von jenen Gerüchten zu halten, die unseren jungen Krieger vorhin so aufgebracht haben?“
„Gerüchte gibt es viele! Man muss auf jene schauen, die sie ursprünglich in die Welt setzten, und deren Beweggründe!“, sagt der Politiker beschwichtigend.
„Aber stimmt es? Haltet Ihr die verwünschte Königstochter hier gefangen, wie eben in dem Märchen?“
„Sie hat sich entschieden, sich auf mein Schachspiel einzulassen. Es gibt sehr viel zu gewinnen, und zwar für alle Beteiligten!“
„Sind wirklich Menschen hierher gekommen, die ihre Leben verloren haben bei der Queste, um die verwünschte Königstochter zu befreien?!“
„Die Sterblichen blasen solche Geschichten gern endlos auf, mein Guter. So sind sie eben! Und wir danken ihnen natürlich, denn von den Geschichten der Menschen sind wir ja die Nutznießer. Sie bereichern uns! Aber es ist, wie ich vorhin sagte, oh Freund Til: Die Sterblichen begreifen nicht die Zusammenhänge für uns Unsterbliche, und auch nicht die Notwendigkeit, dass wir mit anderem Maße messen.“
„Warum benutzt Ihr diese Gefangene, um Sterbliche hierher zu locken?“
„Die Wahrheit ist, mein Guter: Es liegt mir gar nicht an den Sterblichen. Auf einen ganz bestimmten Herausforderer warte ich, oh ja!“
„Da war scheinbar gar keine Lüge dabei, Fürst?“
„Doch, auch da war eine Lüge dabei.“
„Uh, jetzt wird’s kompliziert. … Okay, ich nehme an, ich verstehe, und zwar schon längst. Ihr wartet natürlich auf den, den ich Niedzwiedz nenne! Einen Pooka, vielleicht Bär, oder Wolf, oder Bär und Wolf! Er muss von der Verheißung des Abenteuers angelockt werden!“
„Sehr richtig! Ich hätte gedacht, Du findest es niemals heraus.“
„Wenn er kommt, dürft Ihr Euch nicht in Eure Gestalt als Auerochse verwandeln, um ihn zu bekämpfen, Herr. So macht Ihr es doch sonst, wenn ein Herausforderer erscheint, nicht wahr? Wie in dem Märchen um die Kristallkugel beschrieben, kennt man aus dem Blockbuster-Kinofilm von letztem Jahr! … Ich muss unbedingt vorher mit ihm reden! Ich habe es schwören müssen.“
„Freund Til, alles wird sich fügen … wenn er endlich seinen Weg zum Schloss finden wird. Und natürlich sprichst Du klugen Rat, mein pazifistischer Freund, ich werde also nicht als Auerochse gegen ihn kämpfen“, sagt der Schlossherr in beruhigendem Tonfall.
« Letzte Änderung: 8.03.2025 | 10:44 von Schalter »

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Der Schlossherr ist zwar überzeugt davon, dass der junge Hitzkopf Atréju sich schon wieder fangen wird und hierher zurückkehrt. Aber um Til zu beruhigen, schickt er seine geflügelten Kundschafter nach den beiden aus, intelligente Merlinfalken, die in einem der Schlosstürme ihren Horst haben. Sie sollen in ein paar Stunden zurückkehren von ihrem Erkundungsflug, und den Pooka berichten.

Dann haben Til und die Bunnies freies Geleit am Schloss, so lange die erwarteten Gäste nicht eingetroffen sind, heißt es abwarten. Nur in den Südflügel des Schlosses sollen sie nicht gehen, denn dort ist der ‚hohe Gast aus der Fremde‘ einquartiert. Sie solle nicht gestört werden.

Til sucht etwas zögerlich schließlich Olula erneut auf, die sich mittlerweile in eine der Bibliotheken des Schlosses zurückgezogen hat. Zwei andere Eshu und sie sichten hier einige der alten Folianten mit einigem Interesse.



Die Schlossbibliothek


Hier sind die Spielwerte für den neuen NSC:

Olula Kunboladamole
Alter: 28; Kith: Eshu; Hof: Licht; Erben: Weise/Gesetzlose; Schein: Wildling
Attribute: Geschick 3, Konstitution 3, Stärke 1 | Charisma 3, Erscheinungsbild (Exotisch) 4, Manipulation 3 | Geistesschärfe 3, Intelligenz (Schriftgelehre) 4, Wahrnehmung 3
Fertigkeiten: Athletik 3, Aufmerksamkeit 3, Ausdruck 3, Ausweichen (Seitenschritte) 4, Empathie 2, Gewahren 3, Überzeugen 2; Etikette 3, Heimlichkeit 3, Überleben 2; Computer 1, Enigmas 3, Geisteswissenschaft (Geschichte) 4, Gesetz 2, Gremayre (Mittelalter-Folklore) 4, Linguistik 4, Politik 3, Nachforschung (Schriftensammlungen) 4, Naturwissenschaft 2
Hintergründe:
 • Gedenken 2
 • Gefolge 2
 • Kontakte (Universitäten, Wissenschafts-Magazine) 3
 • Ressourcen (Universitäts-Job) 1
 • Titel (Lady) 1
Aspekte:
 • Strenge Selbstbeherrschung +2
 • Hungrig nach verlorenem Wissen +2
 • Namhafte Forscherin im Träumen +2
 • Will mit ihren Einblicken verblüffen +1
 • Hat Schwierigkeiten, sich unter sterblichen Gelehrten durchzusetzen
 • Beziehungsunfähig
Künste: Chicanery 2, Chronos 1, Pyretics 2, Wayfare 3
Reiche: Actor 2, Fae 4, Prop 2, Scene 3
Glamour: 6
Willenskraft: 6
Sprachen: Yoruba, Englisch, Latein, Spanisch, Deutsch
Ausrüstung: Rucksack, Referenzbüchlein, Pendel, Taschenuhr, Feldflasche, Wasserwaage


Etwas schafhaft sucht Til also erneut das Gespräch mit der hochgewachsenen Eshu.
„… Ich wollte Euch zu der Sache mit der Königstochter befragen, die hier festgehalten wird. Oder vielmehr, gebeten wurde, hier zu residieren, man weiß genau, dass dies aus freien Stücken geschah.“
„Nun, das Märchen, das diesem Ort zugrunde liegt, ist Dir doch wohl bekannt, oder?“, fragt sie.
„Ja, schon. Aber was denkt Ihr darüber?“, fragt Til, indem er seine Stimme noch mehr senkt, „War Atréju zurecht so wütend? Machen wir uns nicht gewissermaßen zu Komplizen, indem wir diese Gefangenschaft zulassen?“
„Warum sich in die Geschäfte des Fürsten einmischen?“, flüstert Olula, „Wenn die Sidhe sich Verzauberte in ihren Freistätten halten, warum nicht auch ein Pooka-Fürst?“
„Wegen, äh, so Sachen wie dem freien Willen, Mylady. Euer Akzent und Euer Name sind doch Afrikanisch, oder? Solltet also nicht gerade Ihr hellhörig werden bei derartigem?“
„Warum? Meinst Du etwa, wegen dem Atlantischen Sklavenhandel?“
„Äh … ja?“
„Höre, Herr Haselberger. Ich bin alt wie die Zeit. Ich erinnere mich an ein Vorleben von mir, in dem ich ein Kriegsherr im Oyo-Imperium war in Yorubaland, im achtzehnten Jahrhundert, da hatte ich selbst ein Dutzend eigene Sklaven. Deine Ansichtsweise und dieser Gerechtigkeitswunsch von Dir, die scheinen nicht auf viel mehr Bildung zu beruhen, als den Weisheiten der modernen Filmindustrie der Herbstwelt, wenn Du so sprichst.“
„Hm. Wollt Ihr damit sagen, Ihr seid eine Schwarze, die kein Problem hat mit der Leibeigenschaft?“
„Nein. Damit sage ich Dir, dass ich eine Eshu bin, die sich nicht einmischt, wenn Feen Sterbliche verzaubern. Außerdem wäre es falsch, die Umstände dieses Märchens mit Gewalt verändern zu wollen, nur weil Du vielleicht moderne Sensibilitäten hast.“
„Wieso ...? Was ist, wenn hier ein Unrecht geschieht?“
„Dann stünde es uns dennoch nicht zu, zu versuchen, die Errungenschaften der vergangenen Kultur einfach umzuschreiben. Wir befinden uns hier in einem lebendigen Zeitzeugnis, Herr Haselberger. Hast Du das noch nicht begriffen? Es grundlegend ändern zu wollen wäre frevlerisch.“
„Auch, wenn man gute Absichten hat?“
„Egal, welche Absichten man haben mag. Die Vergangenheit muss Dir nicht gefallen, Pooka, und auch die Zeugnisse vergangener Kulturen müssen es nicht. Du musst sie trotzdem respektieren, für das, was sie sind.“
„Oh. Interessanter Gedanke“, sagt Til, und es fällt ihm nicht einmal eine kleine Lüge ein zum Garnieren.
Olula spricht weiter, „... Wann ist eigentlich Euer nächstes Gespräch mit dem Schlossherren über die politische Lage mit Grimgoromn?“
„Warum fragt Ihr, Mylady?“
„Sagt schon!“
„Äh, das ist noch nicht bestimmt! Der Fürst sagte vorhin, er habe vorerst noch so viele Termine mit seinen Schneidern und Ausstattern und Hausmeistern!“
„Ich erwarte, über derartige Gespräche unterrichtet zu werden.“
„Die Sachlage mit Grimgoromn interessiert Euch persönlich, Mylady, nicht wahr?“
„Jeder Changeling in diesen Teilen des Träumens wäre närrisch, sich nicht dafür zu interessieren.“
„Hängt Grimgoromn mit Euren derzeitigen Nachforschungen zusammen?“
„Genug jetzt! ... Ich muss jetzt an die Luft“, und jäh wendet sie sich ab.
„Habe ich Euch beleidigt, Lady?“, fragt Til kleinlaut.
„Unsinn. Ich erlebe einen spontanen Anfall von Wanderlust. Gehab‘ Dich wohl.“

Was gibt’s denn Abenteuerliches da draußen zu entdecken, wenn Lady Olulas Eshu-Spürsinn davon ausgelöst wird …? Ist dies vielleicht der Moment, wo die Nerz-Schwestern auftreten? Die Orakelwürfel zeigen diesmal ein deutliches Ja!

Til eilt auf einen der Außengänge des Schlosses, und schaut der einsamen Wandererin mit den überlangen, wogenden Dreadlocks nach.
„… Und seht mal, Bunnies!“, sagt er überrascht zu seinen Begleitern, „Ihr Instinkt hat sie nicht getäuscht! Da kommen die Nerz-Schwesterherzen nun! Alle beide.“
Als winzige Schemen auf der weiten Grasebene sind tatsächlich die Bewegungen zu sehen, von jemandem, der plötzlich dort auf Olula und das Schloss zu wandert. Man kann von hier oben so weit über die Ebene sehen, dass Til annimmt, er hätte die Bewegung dort unten schon vor Minuten entdecken müssen bei seinem Ausspähen. Es ist ihm also, als wären sie nicht von weit her heran gewandert — sondern mitten in ihrem Näherkommen einfach aus der Luft erschienen! … Und vielleicht ist das auch der Fall, denn Marlies‘ Schwester wird ja nachgesagt, dass sie einen Wunschring hätte, der sie einfach ins Träumen versetzen könne.

An dieser Stelle sollte die Story weitere Dynamik aufnehmen, finde ich. Dazu befrage ich die Würfel, und das Orakel sagt voraus, Weaken Freedom. Was heißt das wohl für die Szene? Aus einer Ahnung heraus frage ich weiter, ob die Schwächung der Freiheit wohl mit den Truppen der Herzkönigin zusammenhängen könnte? Das wird deutlich bestätigt!

Über den beiden auf der Ebene herannahenden Mädchen rauscht plötzlich der wie eine Flamme züngelnde Leib des Drachen Fuchur hernieder! Federleicht setzt er vor ihnen auf, und sie scheinen alle vier miteinander zu sprechen! Til stützt sich aufgeregt auf der Brüstung ab, legt die Ohren an, und starrt konzentriert. Atréju gestikuliert aufgeregt in Richtung Südwesten. Es wirkt ganz so auf Til, als habe er eine Entdeckung gemacht, von der er zu berichten habe. Man sieht, wie Lady Olula eintrifft, gerade zur rechten Zeit am rechten Ort, um das Gespräch mit anzuhören!
„Hätten wir Olula doch direkt verfolgt, als sie eben losgegangen ist!“, knurrt Til, „Ich hätte Hasengestalt annehmen können! Mist! Ich wünschte, ich wüsste, was dort geredet wird!“
Die Bunnies hüpfen aufgeregt quiekend um ihn herum, vermutlich ist es ihnen schnurz, was geredet wird, Hauptsache, es geht auf ein Abenteuer!

Til wirbelt also herum, packt den Türrahmen, der zurück ins Innere führt, als wolle er sich selbst mit einer Steinschleuder ins Innere zurück schießen, und rennt los so schnell er kann. Das ist ein Schelmenspiel für Quicksilver. So wie er sich neulich schon als Feldhase im Turm Grausenszahn beschleunigt hatte, beginnt er nun als Zweibeiner mit aberwitzigem Tempo durch die Gänge und Säle zu rennen. Er umgeht erschrockene Boggan-Bedienstete in einem wilden Zickzack.
Schon in einem der kleinen Innenhöfe kommt ihm unverhofft Olula Kundboladamole entgegen, sie hat einen Kindling auf dem Arm, deren seidenweißes Fell silbrig in der hellen Sonne glänzt — es ist Marlies!
„Til!“, ruft die, und reckt die Arme nach ihm aus.
Til schießt in seinem beschleunigten Lauf beinahe trudelnd an Lady Olula vorbei, und kann in letzter Sekunde stoppen. Marlies springt ihm in die Arme.
„Marlies Lore! Da seid Ihr ja endlich. Ich wusste, dass Ihr heute kommen würdet!“
Sie lacht ihm freudig ins Gesicht: „Niemals, das glaube ich Dir nicht, das übertreibst Du doch!“
„Was war denn da draußen los?“, fragt er.

Marlies ist nicht so ganz ‚Generation Unendliche Geschichte‘, aber das Buch ist immer noch ein populärer Klassiker, und ihr Wurf auf Intelligenz+Gremayre sagt, dass sie genau weiß, um wen es sich bei dem Drachenreiter eben gehandelt hat.

„Das waren Atréju und sein Glücksdrache Fuchur, Til! Du hättest es sehen müssen!“
„Hab‘ ich ja, ich habe die beiden doch hier angeschleppt. Nur um Euch eine Freude zu machen natürlich“, schleimt der Lügenbold unwillkürlich.
„Sie haben gesagt, sie haben den Tulgee-Wald überflogen, Til! Und da haben sie die Spione von tiefer aus dem Wunderland dort gesehen. Die kommen hierher!“
„Was?!“, fragt Til, „Und es ist auch alles daran wahr, was Du da sagst?“
„Ja, klar, weil ich eben niemals lüge! Hab‘ ich Dir doch schon erklärt, ich bin zu wohlerzogen.“
Lady Olula sagt aufgeregt, „Til Haselberger, Du folgst sofort Atréju, Fuchur, und dem anderen Nerz-Pooka, runter zur Grenze des Tulgee-Wald! Ich informiere den Fürsten!“
„Okay“, nickt Til.
Marlies ruft, „Aber ich komme mit! Du musst mich mitnehmen, Til, Du hast‘s versprochen!“
Til guckt überfordert auf Marlies runter, „Ich hab‘s versprochen?!“
„Klar, hast Du. Du musst mich mitnehmen!“
Olula ermahnt das Pooka-Mädchen, „Deine Schwester hat extra gesagt, ich soll Dich hierher ins Schloss bringen, damit Du sicher bist!“
Marlies protestiert, „Aber jetzt ist Til ja da! Der passt doch auf mich auf.“
Olula sagt streng, „Wir haben jetzt keine Zeit, herumzudiskutieren! Gebt aufeinander Acht. Ich alarmiere den Hofstaat!“

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Til wird von zweien der Ritter die Treppen hinunter geleitet, Marlies immer noch auf dem Arm, die Vollrüstungen klirren mächtig, während alle eilig die Stufen hinab joggen.
„Wie kommt Ihr hierher, Marlies?“, fragt Til im Laufen, mit ihr redet er natürlich wieder Gälisch, „Mit Zusjes Wunschring?“
„M-hm! Machen wir immer so, alles, was sie kann, hat sie von mir!“
Marlies scheint ja auch diesmal weniger zwanghaft zu lügen als Til und Fürst Ūrohso es tun — aber auf direkte Fragen mit der völligen Wahrheit antworten, das kann auch sie nicht.
„So ein Zufall! … Ich meine … dass Ihr beide am selben Tag anreisen würdet wie ich, nur wenige Stunden später, was sag‘ ich, quasi nur eine halbe Stunde später!“
„Das ist doch kein Zufall!“
„Was, ist es nicht?!“
„Doch, doch, alles Zufall. Nee, Til, das Träumen ruft uns doch zusammen.“
„Also willst Du mir sagen … da steckt schlicht das Schicksal dahinter, dass wir aufeinander treffen.“
„Nee, nicht irgendein Schicksal! Das Träumen! Erinnere Dich!“
„Ich hab‘ doch schon erklärt … das kann ich irgendwie nicht!“
„Dein Gedenken kommt bestimmt zurück.“
„Diese Traum-Mächte hätten uns auch gleich zusammenbringen können, wenn das stimmt, dass die das wollen. ... Ich war auf ziemlich vielen Irrfahrten mittlerweile!“
„Was glaubst Du, wie oft wir schon beim Schloss waren, meine Zusje und ich, und jedes Mal gehofft haben, dass Ihr anderen beiden dort erscheint! Immer wieder, nix und wieder nix!“
„Verstehe … Na, immerhin sind wir diesmal drei von vieren, nicht wahr? Das ist doch schon mal ein ganz guter Schnitt. … Jetzt dürfen wir uns nur nicht von irgendwelchen Spionen aus dem Wunderland auseinander treiben lassen!“

Damit verlassen sie das Treppenhaus, und joggen durch einen sonnigen Hof, zu einem kleineren Ausgangstor. Hinter dem führen gemeißelte Steinstufen hinab, auf die weite Ebene. Marlies deutet aufgeregt in die Richtung, in die Fuchur mit Atréju und Zusje verschwunden ist. Die Ritter salutieren, und wünschen auf Altdeutsch Glück. Til nickt ihnen höfisch zu, dann lässt er die sieben Kleinen Bunnies in seinen Rucksack hüpfen, und nimmt Marlies wieder auf den Arm.

Ein Wurf auf Wayfare+Fae beschleunigt Til, und von golden glitzernden Geschwindigkeitslinien verfolgt, schießt er in die angezeigte Richtung über die Ebene dahin!

… Immer ein paar Sekunden lang, dann muss er den Zauber erneuern. Aus der Ferne betrachtet muss das so aussehen, wie ein heller Punkt, der immer wieder dahinjagt, und dann wieder inne hält, wie unschlüssig.

„... Das ist ganz schön anstrengend auf die Dauer!“, japst er.
„Hast Du denn keine Macht über die Zeit?“, fragt Marlies.
„Doch“, beteuert Til, „ich stelle jeden Morgen meinen Wecker, und der Tagesverlauf gehorcht!“
„Das ist doch nicht das, was ich meine, Du Dummerle“, kichert der Kindling, „Ich meine, Macht über das Reich der Zeit! Für Deine Künste!“
„Ich weiß ehrlich gesagt nicht mal, wovon Du redest!“
„Um die Dauer Deines Zaubers zu verlängern! Sonst musst Du den ja ständig neu machen. Außerdem ist das gefährlich. Versuch‘ das nicht in der Herbstwelt, da würdest Du viel zu schnell all Deinen Glamour verlieren, Til.“
Er lacht, „Zaubern in der Herbstwelt? Oh, das ist eine hübsche Idee! Aber ich kann doch nur hier zaubern, wegen der Traumlogik und so, ich weiß das schon, habe ich schon tausendmal ausprobiert, drüben in der anderen Welt.“
„Schnickschnack, natürlich kannst Du zaubern in der Herbstwelt! Es ist nur ein bisschen schwerer.“
„Echt wahr?“
„Na ja, für viele ist es sogar ein bisschen leichter!“, flunkert sie übermütig.
Til ist versucht, diesem Gedanken nachzuhängen, der fasziniert ihn total. Diese Traum-Zaubereien könnten seinen Alltag deutlich leichter machen, und vor allem sehr viel amüsanter! Aber die Welt der Dunkelheit kommt ihm jetzt gerade fern und absurd vor.
„… In jedem Fall sind wir dem Ende der Ebene noch nicht sonderlich nahe gekommen!“, schnauft er.
„Bin ich zu schwer?“
„Du bist leicht wie eine Handvoll Daunenfedern, kleine Dame; der Rucksack ist’s, der schwer ist!“
„Warum laufen wir auch nicht als Tierchen? Das wäre doch viel schneller?“
„Ja, guter Gedanke. Hm … Aber in der Unendlichen Geschichte reicht es doch manchmal, Fuchur einfach laut zu rufen! Der scheint ein ziemlich gutes Gehör zu haben!“
„Au ja, versuchen wir‘s!“

Dafür würfle ich meinen Kontakte-Hintergrund, zu dem ja jetzt auch Fuchur und Atréju gehören, ohne alles weitere, nur die 2W10. Mindestens ein Achter müsste schon dabei sein, so gefühlt. Eine Sieben, nah dran. Also rufen die beiden ein Weilchen, aber kein züngelnder Drachenleib erscheint über dem Horizont, wo der violette Tulgee-Wald beginnt. Dann müssen sie wohl als Feldhase und Nerz rennen!

Auch auf flinken Pfoten wird es mehrere Stunden dauern, um die südwestliche Waldkante zu erreichen. Dafür muss mal ein Move her, um zu sehen, ob es unterwegs Zufallsbegegnungen gibt. Dafür wähle ich Gather Information, da die SCs ja die richtige Richtung finden müssen. Als Attribut sollten beide Konstitution nehmen, weil es so ein langer Dauerlauf ist. Marlies würfelt in ihrer Nerz-Gestalt also Konstitution+Überleben, um Zusjes Geruch auf dem Wind zu erschnuppern, und Til Konstitution+Wahrnehmung+Aspekt (‚In Wald und Feld von Instinkten geleitet‘). (Marlies Aspekt in Nerz-Gestalt habe ich so ähnlich definiert, nämlich ‚In Wald und Gewässern von Instinkten geleitet‘, aber dadurch gilt dessen Bonus-Würfel hier nicht, denn die Ebene ist ganz klar ein Gefielde.) Sieben Erfolge kommen zusammen, und die werden ein Weak Hit. Fast gehofft: Das führt die SCs zwar zum Ziel, gibt aber unterwegs eine Zufallsbegegnung!

Was nehmen wir denn da mal her? … Es sind Wunderland-Säbelzahn-Katzenraupen (‚Cat-erpillars‘!), abgerichtet von den Spionen der Herzkönigin. Eine Handvoll dieser wilden Schimären ist ungesehen davon gerobbt, um in der Ebene zu wildern. Und die SCs sollen als Zwischenmahlzeit herhalten, das wollen sie nicht.



Obacht: Säbelzahn-Katzenraupen!


Der Move Face Danger muss also gemacht werden! Da würfeln sie beide Geschick+Athletik, beide mit ihrem Aspekt ‚Furchtsamer Respekt vor großen Tieren‘ als Nachteil (Einser ziehen ab), und Til bekommt außerdem seinen Aspekt ‚Haken schlagen auf der Flucht‘ als vorteiligen Aspekt dazu. Beide haben auch durchaus einige Einser mit dabei, und bringen es dadurch gemeinsam nur auf fünf Erfolge. Die Challenge Dice jedoch lassen Gnade walten, und machen trotzdem einen Strong Hit daraus: Hase, Nerz, und Kaninchen locken die fünf Säbelzahn-Raupen auf die Baumgrenze zu, wo diese von ihren Bändigern wieder eingefangen werden können.

Mit pochenden Herzen verkriechen sich die Tiere im violetten Unterholz. Hier halten sie sich verborgen, bis ihre scharfen Sinne ihnen sagen, dass die Schimären fort sind.
An der Baumgrenze des Tulgey-Wald liegt ein Wall aus Gestrüpp, Totholz, und Heckengeflechten, das von der schlagartigen Ausdehnung des violetten Waldgebiets herrührt: Dies sind Pflanzenreste des grünen, Grimm‘schen Waldes, die der Tulgey praktisch vor sich her geschoben hat, während er seine Grenzen bis hier hinauf verschoben hat.

Ab jetzt können die Freunde vielleicht die anderen drei Gesuchten wittern. Fuchur ist jenseits der Baumgrenze wahrscheinlich herunter gegangen, damit die drei die Waldgrenze näher unter die Lupe nehmen können. Dann haben sie auch Spuren hinterlassen.

Also ein weiterer Gather-Information-Move: Ich würfle Wahrnehmung+Überleben für sie beide, diesmal mit dem Aspekt ‚In Wald und Feld bzw. Gewässern von Instinkten geleitet‘, denn jetzt sind wir ja im Wald. Darin brillieren die beiden Tiere und bringen zehn Erfolge zusammen, aber eine Zehn bei den Challenge Dice macht dennoch nur einen Weak Hit daraus: Nach kurzer Suche finden sie die Fährte und einige Spuren im weichen Wunderland-Moos, aber auch hier lauert eine Gefahr.

Denn logischerweise sind hier nahe des Waldrandes die gefürchteten Spione der Herzkönigin unterwegs! Zwischen den violetten Farnen kauernd sehen die neun Tiere nun, wie mittelalterliche Fußsoldaten sich nähern, mit absurd langen, sehr dünnen Armen und Beinen. Einige führen sehr lange Hellebarden oder Spieße, die eigentlich etwas zu schwer für sein dürften, um sie sinnvoll im Kampf einzusetzen. Sie glotzen aus dümmlichen Froschaugen ins Halbdunkel, und pirschen sich vorsichtig voran. In der Ferne sieht man eine dieser vogelscheuchenhaften Gestalten, wie er zwei der schauderlichen Säbelzahn-Raupen an einer Kette führt.

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Froschige Fußsoldaten der Herzkönigin


Das ist dann ein Move für Face Danger: Wir werden versuchen, die Froschfressen zu umgehen, mit Geschick+Heimlichkeit. Die beiden würfeln crazy-viele Erfolge, die sich noch vermehren durch ihre Heimlichkeit-Spezialisierungen (Verstecken bzw. Samtpfoten). Das wird ein Strong Hit, und die Schimären staksen weit an ihnen vorbei, ganz mit der Baumgrenze beschäftigt, und vielleicht der Suche nach Zusje, Atréju, und Fuchur.

Als sie weg sind, hoppelt Til ins Abseits, um sich dort zurückzuverwandeln, und kommt als Kithain zurück; er tuschelt den anderen zu, „Vielleicht sollten wir uns einen von denen schnappen, und ihn ausfragen? Das sieht so aus, als wenn die nicht allzu helle seien! Abgesehen von dem einen, das war die intelligenteste Froschfresse, die ich je gesehen habe.“
Der Nerz nickt vorsichtig.
„Sind das eigentlich Pooka, wie wir?! Nee, oder? Wohl eher durch und durch Schimären …“
Nerz und Kaninchen quietschen leise durcheinander, hier scheinen die Meinungen auseinander zu gehen.

Ist einer der Anführer vielleicht in der Nähe? Das bestätigen die Orakelwürfel deutlich. Dann müssen wir den nur umstellen, wenn seine Froschmänner gerade nicht in Reichweite sind! Das mache ich mit einem weiteren Face-Danger-Move:

Til pirscht sich frontal auf ihn zu, Marlies als Nerz hinterrücks, um sich in dem Rückenbereich des Gegners zurückzuverwandeln. Die Kaninchen kommen von allen Seiten. So können wir den Kerl vielleicht in die Zange nehmen!

Das wird leider nur ein Weak Hit. Das muss bedeuten, dass meine Taktik klappt, wir umzingeln den Anführer — aber seine Froschfressen waren nicht so weit weg, und staksen mit großen Schritten sofort herbei, so dass die Umzingler jetzt ebenfalls umzingelt sind!

„Haaaaltt! Haalt! Alle bleiben, wo sie siiindd!“, schnarrt der Befehlshaber in krächzender Stimme. Er ist ein großer Dodo, etwa so groß wie ein Truthahn!
„Halte Deine Soldaten besser auch zurück!“, sagt Til, verharrt stehend in seiner Bewegung, die Hand demonstrativ auf dem Schwertgriff.
Er wechselt einen Blick mit Marlies, die sich gerade in ihrer Mädchengestalt aus dem violetten Farnwedeln erhoben hatte, und nun erschrocken blinzelt.
„Ja, ja, haha, schon gut!“, kräht der Dodo, „Wir wollen keine Scherereien mit Euch! Parley. Parleyyy!“
Marlies guckt Til hilfesuchend an, zu ängstlich, um was zu sagen, sie hält immer noch inne. Til begreift, dass der Dodo ja in viktorianischem Englisch redet! Und so ungewöhnlich das auch ist, Marlies spricht zwar fließendes Gälisch als Fremdsprache, aber fast kein Englisch.
„Ich kapiere, das hatte ich mir ja auch genau so gedacht!“, ruft Til ihr auf Gälisch zu, „Im Grimm‘schen Märchenwald wird vornehmlich Altdeutsch gesprochen, und im Tulgey-Wald das Englisch von 1900. Immer jeweils die Sprache ihrer damaligen Schöpfer!“
„Was soll das?“, fordert der Dodo, und stemmt seine anthropromorphen Arme in die Hüften und plustert sich auf, „Ich verlange, dass in korrektem Tone mit mir geredet wird, und in richtigem Englisch, nicht in Kauderwelsch!“
„Entschuldigen Sie!“, sagt Til also auf Englisch, „Aber wir sind nicht alle hier denselben Sprachen mächtig. Ich werde wohl dolmetschen müssen.“
„Dann sagen Sie, Sir, Ihren Leutchen mal bloss, dass Sie verloren haben, und sich nun zu ergeben haben. Ich deklariere hiermit meinen Sieg, Sir“, schnarrt der Dodo.
Til entgegnet, „Aber Sie sind ja der Umzingelte. Wir sind tausendmal so viele wie Sie.“
„Und meine Lakaien sind die besten Hellebardiere des Wunderlands, Sir! Haha, unterschätzen sie nicht ihre Kampfeslust und ihren Blutdurst!“
Til sieht sich ängstlich um, und stellt dabei aber fest, dass er in wirklich bornierte Froschgesichter guckt.
„Kaltblütig sehen sie aus“, gibt er zu, „Aber, davon abgesehen, nicht sehr blutgierig, wie ich finde. Vorhin habe ich sogar gesehen, wie ein lauer Luftzug einen Eurer Büttel umgeweht hat.“
„Ah so?“, kräht der Dodo, „Nun, das muss damit erklärt werden, dass sie schlecht gefrühstückt haben! So ist’s nun mal so nahe des Feindesland.“
„Feindesland?“
„Ja, weiß Gott. Ich hätte sie zwingen müssen, mehr Butterbrote und Scones einzupacken. Ich bin ein schlechter Anführer! Nun. Das alles hier, Sir, könnte womöglich ein Patt sein.“



Ein Dodo im Dienste der Krone


Til übersetzt etwas befremdet für Marlies auf Gälisch, dann schaut er den Dodo wieder an, und versucht bedrohlich zu klingen, „Wir wollen keine Gewalt. Aber wenn Sie es drauf anlegen, können wir ganz schön fiese Abmurkser sein. Verstehen Sie?“
„Ja ja, ich verstehe schon …“
„Dann ist ja gut …“
„Sie, Sir, sind ein Pooka! Die Kleine auch. Und diese Kaninchen, wer weiß! Gegen Leute wie Sie liegen Haftbefehle vor bei den königlichen Truppen!“
„Quatsch, wir haben gar nichts gemacht. Noch überhaupt nie.“
„Es obliegt mir, die Anweisungen durchzusetzen. Ich habe nun mal meine Befehle. Da kann ich nichts dafür, Sir.“
„Sind Sie nicht selber auch ein Pooka?“
„Unsinn! Ich bin ein Dodo, das sieht man ja wohl. Mit Euereins habe ich nichts zu schaffen. Sie scheinen Freischärler zu sein! Mit Truppen wie Ihnen, Sir, haben wir hier im Grenzgebiet nicht gerechnet.“
„Dann rücken Sie mal mit der Sprache raus. Was wollen Sie im Grenzgebiet?“
„Wir sind nur ein Kundschaftertrupp!“
„Geschickt, um das Schloss der Goldenen Sonne auszuspionieren?“
„Reine Routine, reine Routine! Ich bin dafür da, Sorge zu tragen, dass hier alles ritterlich und menschlich über die Bühne geht!“
„Aber, äh, Sie sind kein Mensch …“
„Na und? Die Krone hat mich ausersehen für diese Aufgabe, und ich werde sie machen!“
„Ja, ja. Man hat vielmehr gehört, die Herzkönigin habe mit ihrem ganzen Säbelrasseln sogar den Vormarsch der Grimgoriminatori zu verschulden!“
„Wie dem auch sei, sie ist die beste Verbündete in dieser turbulenten Zeit. Wir überlegen, ob wir auch hierzulande Allianzen anbieten sollten!“

Erneut übersetzt Til Marlies das Gesprochene.
„Willst Du ihn nicht fragen, ob er nicht einfach ins Wunderland zurückkehren kann? Jetzt, wo wir sie ertappt haben und so?“
„Genau mein Gedanke“, versichert Til auf Gälisch, und sagt auf Englisch zum Dodo, „Hören Sie, Sir! Die Entfaltung dieses Märchens dort darf nicht gestört werden. Es steht nicht geschrieben, dass der sagenhafte dritte Bruder es mit Truppen aus der Feder von Lewis Carroll zu tun bekommt, auf seinem Weg zum Schloss der Goldenen Sonne. Äh ... Sie verstehen? Es ist unabdingbar, dass sie sich fern halten. Diese Erzählung hier tritt gerade in eine hochsensible Phase ein!“

Das wäre einfach ein Compel-Move, wenn wir nicht von Hellebardenträgern umstellt wären, also ist der Move stattdessen Face Danger. Dennoch würfle ich Charisma+Überzeugen für Til und Marlies (der Kindling hat zwar nicht aktiv mit argumentiert wegen der Sprachbarriere, aber den Einfall am Schluss geliefert). Til hilft außerdem sein Aspekt ‚Überzeugter Pazifist’, für Marlies ist hier Aspekt ‚Schüchtern’ nachteilig. Insgesamt komme ich nur auf fünf Erfolge. Die werden immerhin noch ein Weak Hit. Dadurch büßen beide SCs einen temporären Punkt Willenskraft ein, und eine unvorhergesehene Wendung passiert — der Dodo-Kommandant mag überzeugt sein, aber seine Scouts nicht!

„Habt Ihr nicht gehört, Ihr Affen? Sofort nieder mit den Waffen!“, kreischt der Dodo seine Froschsoldaten an.
Nieder mit den Laffen!“, wiederholen die gehorsamen Froschfressen mit ihren stumpfen Stimmen — und holen mit den Hellebarden und Spießen aus! Die vielen Pooka-Lügen haben sie so verwirrt, dass sie nun glauben, dies wäre ein Angriffsbefehl gewesen!

Also machen wir einen neuerlichen Face-Danger-Move, diesmal um abzuhauen.

Til zieht das Schwert von Yvamore, um die dürren Lulatsche auf Distanz zu halten, packt den Dodo am Schlafittchen, klemmt ihn sich unter den Arm. Marlies und die Kaninchen brechen aus dem sich auflösenden Ring der Umzingeler aus. Til hinterher.

Da muss ich nicht lange würfeln, denn schon der erste der beiden Würfe für den Move ist ein Patzer:

Marlies stolpert im unwegsamen Unterholz, und überschlägt sich kullernd im lila Gras. Til hechtet zu ihr, kniet sich neben sie, um ihr schnell aufzuhelfen, und Angriffe von ihr abzuhalten. Den kreischenden Dodo dabei immer noch unter dem Arm. Wie er mit den Vogelfüßen strampelt! Diese Sekunden reichen den langbeinigen Froschfressen, um den Ring erneut um sie zu ziehen, diesmal gründlich!