Das denke ich auch. Allerdings hat D&D im Detail doch ein Sonderproblem: Die hohe Varianz des W20 ist im Kampf kein großes Problem, weil man da viele Würfe macht und viele Möglichkeiten hat, verlässlich Vorteil zu generieren. Beim einzelnen "Fertigkeitswurf" treten allerdings Probleme auf (wobei D&D 2024 es etwas besser macht, da "Expertise" jetzt häufiger ist). Ich habe es ja schon mal aufgedröselt:
Besonders ärgerlich ist es in meinen Augen wie gesagt, wenn der Wurf dann
nach dem Redeeinsatz des Spielers erfolgt und durch (mit diesem System wegen der von dir erwähnten häufigen Ausreißer nach oben oder unten ziemlich oft) Vergeigen dann die ganze Sache in den Mülleimer befördert.
Ich bevorzuge aus diesem Grunde Reaktionswürfe vor der rollenspielerischen Interaktion, die halt festlegen, wie aufgeschlossen der NSC ist und welchen Ton die Konversation hat. Das funktioniert allerdings nur wirklich gut, wenn man ein einfaches Charisma/Auftreten-Attribut oder eine einzelne Fertigkeit hat.
Für 5e mit seinen diversen Beeinflussungsfähigkeiten bietet sich der Disadvantage/Advantage-Mechanismus an. (Beispiel für Persuasion).
Wenn der Spieler geradezu in Fettnäpfchen tritt, erfolgt der Persuasion-Wurf mit Disadvantage.
Wenn ihm keine guten Argumente einfallen, sondern er einfach nur sagt "Ich will ihn überreden", dann normal.
Wenn ihm aber gute Argumente einfallen und die auch noch geschickt formuliert sind, mit Advantage oder sogar mit drei oder mehr W20, von denen der beste zählt.
Auf diese Weise bleiben a.) Charakterfähigkeiten wichtig, wird b.) die Swinginess in den meisten Fällen stark reduziert und wird c.) ein Anreiz geschaffen, sich als Spieler (wie ich erwähnte, in meinen Runden auch ggf. mit Gruppencoaching) gute Argumente und deren Präsentation (aka "Rollenspiel") zu überlegen.
Es geht mir nicht darum, ob Spieler "in echt" über das Ausmaß an sozialen Fähigkeiten verfügen, das sich Menschen gerne selbst zuschreiben ("sehr einfühlsam", "ein Verhandlungskünstler", "ein guter Redner" etc.). Es geht mir darum, dass soziale Herausforderungen das Mittel der Rede verwenden und körperliche Herausforderungen das Mittel der Gewalt. Das Mittel der Rede kann ich zum Ausspielen sozialer Herausforderungen am Tisch verwenden. Selbst bei einer Runde voller Kampfsportprofis kann ich mir hingegen schlecht vorstellen, dass Kämpfe am Tisch ausgetragen werden (wäre auch blöd für den DM, der müsste sich ja z.B. klonen, um 3 Oger zu repräsentieren). Und bei einer Cyberpunk-Runde des lokalen SEK hört es dann ganz auf - die werden ein Feuergefecht trotz entsprechender realer Kompetenzen sicher nicht ausspielen.
Exakt.
Aber wenn ich die vergangenen Jahrzehnte an Rollenspieldiskussionen so Revue passieren lasse, wage ich die Prognose: Das kannst du noch hundertmal erklären, und Leute werden die Kampf/Soziales-Gleichsetzung auch im Jahre 2059 noch als Argument vorbringen...
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