Ich kann folgenden Erfahrungsschatz anbieten, vielleicht ist er hilfreich. Ich habe den Spielern einer meiner Runden Folgendes zu schlucken gegeben:
- Erstellt euch eure Figur einfach wie ihr wollt. Nehmt euch so viele Punkte / Skills / sonstwas rein, wie ihr meint, dass es die Figur eurem inneren Bild von ihr gemäß abrundet
- Steigert eure Figuren, wann und wie es euch passt. Gebt euch selbst Erfahrungspunkte, legt selbst fest, ob ihr nach gusto steigert oder nach irgendeiner ingame-Logik.
- Ihr entscheidet selbst, ob eure Proben gelingen. Ihr dürft auch im eigenen Ermessen die Würfel entscheiden lassen, wenn ihr das für sinnvoll haltet. Von meiner Seite aus wird im Zweifelsfall alles durchgewunken.
- Ihr verwaltet eure Lebens- und Manapunkte selbst. Es gibt keine Einschränkungen und keine Kontrolle.
- Gewinnt oder verliert Kämpfe nach eigenem Ermessen. Beschreibt einfach, was ihr macht. Von meiner Seite als Spielleiter aus klappt immer alles.
Was ist das Ergebnis?
Die Runde hat ein gutes Jahr lang absolut oberklassig abgeliefert, es war geradezu furios, hochenergetisch, spannend, lustig und kreativ. Alle haben tätig den Plot mitgestaltet, keine der Befürchtungen, die man bei dem genannten Setup so haben kann, hat sich bewahrheitet. Wir haben eine lange Kampagne zum Ende gebracht.
Welches System haben wir gespielt?
DSA
Ich habe keinen einzigen Kampf auswürfeln müssen, Halleluja! Ich war jederzeit Willens und eiskalt bereit, die Kampagne implodieren zu lassen, falls sich das eben irgendwie organisch ergeben hätte.
Lustig fand ich:
- Manche haben sich so systemkorrekte elfseitige Figurenbögen gebastelt, einer hatte seine Figur quasi auf einem Bierdeckel, das ging ganz wild durch den Salat.
- Ich hatte einen ganz unerhört "erwachsenen" Eindruck meiner Spieler. Eine Spielerin hat sich sichtlich Mühe gegeben, an wichtigen Stellen zu scheitern, weil sie der Meinung war, das wäre jetzt cooler oder würde mehr Sinn ergeben. Und das hat ihr auch sichtlich gefallen.
- Ein (Meta-)Konsens, der früh artikuliert wurde, war, dass jeder noch so blöde Unsichtbarkeitszauber o.ä. jede beliebige Kampagne komplett schrotten kann, und dass es eh auf die Beteiligten drauf ankommt, was man daraus macht. Also kann man auch gleich und ganz grundsätzlich so spielen.
- Dass die Figuren krass unterschiedlich "stark" waren, das hat keinen interessiert.
- Für die Magier und die Geweihten und so war es mega fresh, einfach sagen zu können, "Ich zaubere jetzt blablabla" und es klappt einfach. Und zwar immer. Das fanden alle geil.
- Für den werten Herrn Spielleiter war es klasse, einfach ganz offensiv keinerlei Bürokratie zu haben und kein Betreuer, kein Fahrkartenkontrolleur, kein Patriarch und kein Papa sein zu müssen.
Also ich kann den Ansatz empfehlen.
Kill your idols.