Autor Thema: Personalausweise im Fäntelalter  (Gelesen 1139 mal)

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Offline flaschengeist

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Personalausweise im Fäntelalter
« am: 8.03.2025 | 11:05 »
Ich schreibe gerade an einem Abenteuer, in dem ein Schauplatz eine neutrale Stadt zwischen zwei verfeindeten Nationen ist. Besagte Nationen sind im kalten Krieg und kontrollieren ihre Grenzen deshalb scharf - man will schließlich auch keine Spione reinlassen. Deshalb hat jede Nation auf der Handelsstraße zur Stadt eine "Kontrollstelle" (wahrscheinlich ne Motte).
Vielleicht stehe ich auf dem Schlauch aber das macht zum Rausfischen von Leuten doch kaum Sinn, oder? Schließlich kann ich ohne Meldewesen und entsprechende Ausweisdokumente eh keine Personen identifizieren. Die können höchstens ein paar Zeichnungen von bereits bekannten Personen vorhalten aber sonst?
Wenn ich das weiter denke, macht es außer für Zolleinahmen (die dann aber auch eigene "Bürger" beträfen) und zur militärschen Aufklärung überhaupt keinen Sinn, die Grenzen überhaupt zu kontrollieren.
Damit zur eigentlichen Frage: Was außer "Shibboleth" fällt euch ein, um im Fäntelalter eigene Bürger von anderen zu unterscheiden?
« Letzte Änderung: 8.03.2025 | 18:53 von flaschengeist »
Perfektion ist nicht dann erreicht, wenn es nichts mehr hinzuzufügen gibt, sondern dann, wenn man nichts mehr weglassen kann (frei nach Antoine de Saint-Exupéry). Ein Satz, der auch für Rollenspielentwickler hilfreich ist :).
Hier findet ihr mein mittel-crunchiges Rollenspiel-Baby, das nach dieser Philosophie entstanden ist, zum kostenfreien Download: https://duodecem.de/

Offline Boba Fett

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Re: Personalausweise in Fäntelalter
« Antwort #1 am: 8.03.2025 | 11:13 »
Eine Tätowierung vielleicht, die mit einer magischen Tinte macht wurde und die man nur sehen kann, wenn ein bestimmter Zauberspruch gewirkt wird...
Tätowiert wird das Symbol der Heimatregion im Land und Namen und Geburtsjahr der Person.
Ein Teil der Symbole könnten auch sichtbar sein, um auch Beamten, die nicht magisch begabt sind eine Identifikation zu erleichtern (und um dem Feind zu verschleiern, dass da "noch mehr" tätowiert wurde).
Rezept und Zauber sind natürlich geheim, ebenso der Schlüssel für die Symbole, die abgebildet sind.
In der jeweiligen Region gibt es dann ein "Amt" wo die Geburtsurkunde gelagert ist.
So kann man auch leicht bei einer "Mobilmachung" die Leute einziehen und Fahnenflüchtige identifizieren.
Wird man einberufen, dann werden Haarsträhne oder etwas ähnliches einbehalten, um Fahnenflüchtige zu finden.
« Letzte Änderung: 8.03.2025 | 11:19 von Boba Fett »
Kopfgeldjäger? Diesen Abschaum brauchen wir hier nicht!

Online Quaint

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Re: Personalausweise in Fäntelalter
« Antwort #2 am: 8.03.2025 | 11:14 »
Naja, Biometrik auf nem Ausweis (also z.B. Photo) geht wahrscheinlich nicht. Man kann aber natürlich schon Leute befragen. Und man kann Leuten Papiere mitgeben, wo halt was zu ihnen steht, die kann man nur nicht so arg gut der jeweiligen Person zuordnen. Fälschungssicherheit ist auch so ein Ding. Was evtl. ginge, wenn viele Leute lesen können, dass ne Unterschrift auf den Papieren ist, und bei ner Kontrolle müssen sie unterschreiben, dass sie sind, wer sie sind. Das kann man leichter fälschen als nen Photo, aber ist auch evtl. besser als nix.

Je nachdem was die Situation ist, merkt man aber auch wer fremd ist. Und Fremde sind unter Generalverdacht.

Je nachdem wie die Grenze beschaffen ist, machen (abgesehen vom Zoll) Kontrollen an der Straße aber auch nur begrenzt Sinn. Wer rüber will geht halt durch Wald und Rüben.
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Online manbehind

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Re: Personalausweise in Fäntelalter
« Antwort #3 am: 8.03.2025 | 11:24 »
Ich würde mir mehr Gedanken darüber machen, was überhaupt wie gegen Spione geschützt werden soll, d. h. Klarheit darüber schaffen, was schützenswert ist.

Grundsätzlich würde ich erwarten, dass es weniger objektive Kennzeichen gibt und mehr Wissen innerhalb der sozialen Milieus, wer dazugehört und wer nicht, und dass in Zeiten eines "kalten Krieges" Verdächtige denunziert werden.

Bei großen Städten ist denkbar, dass jeder, der eine Stadt verlassen will, einen Passierschein beantragen muss bzw. von Beruf oder Stand wegen mit sich führen muss, der Namen, Anschrift, die Unterschrift einer lokalen Autorität usw. enthält.

Zusätzlich wäre denkbar, dass die Wachen an den Stadttoren über ein "Buch der Fragen" verfügen, in dem Fragen und die entsprechenden Antworten, die der Inhaber des Dokumentes sich irgendwann ausgedacht hat, hinterlegt sind, um stichprobenartig Identitäten überprüfen zu können oder die für Bürger aus bestimmten Vierteln, Angehörige bestimmter Stände o. ä. beantwortbar sein müssten.
« Letzte Änderung: 8.03.2025 | 11:26 von manbehind »

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Re: Personalausweise in Fäntelalter
« Antwort #4 am: 8.03.2025 | 11:34 »
Das Konzept "Sprache" hast du ja schon angesprochen. Tatsächlich habe ich mal gelesen, dass sich Dialekte etc. auch deshalb immer wieder neu herausbilden, weil sie Mitglieder einer Gruppe gegenüber den Außenstehenden abgrenzen helfen.

Ansonsten gab es ja sehr wohl auch in frühen Gesellschaften schon Dokumente. Wenn du da zwei eher unterdrückerische Gesellschaften hast, könnte Reisen insgesamt verboten sein, wenn man keinen entsprechenden Schein hat (so wie es bei Visas ja auch heute noch gemacht wird). Klar ist das keine wirkliche Zwei-Faktor-Authentifikation ("Hat das gesiegelte Dokument = autorisiert"), aber das System reicht trotzdem, ob das meiste "Kroppzeug" draußen zu halten.

Und dann gilt natürlich noch, was Quaint schon erwähnt: In früheren Gesellschaften galt "Zugehörigkeit zum Staat" ziemlich wenig, viel bedeutender ist "Zugehörigkeit zum Dorf, zur Stadt etc.". Fremde sind verdächtig, und zwar (so wie in bestimmten Dörfern heute noch) mehrere Generationen lang. Da marschierst du als Außenstehender eben nirgends rein, wo du Zugang zu wichtigen Informationen hast.

Je nachdem, was für Magie und übernatürliche Wesen dein Setting zulässt, kannst du aber natürlich auch fantastischere Lösungen konstruieren. Vielleicht gibt es an der Grenze Magier mit "Lügen erkennen". Oder du kriegst bei der Ausreise gegen eine fette Gebühr einen Imp, der bei deiner Rückkehr bestätigt, dass du du bist und in dieses Land gehörst...
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Re: Personalausweise in Fäntelalter
« Antwort #5 am: 8.03.2025 | 11:40 »
Ein interessanter historischer Punkt, über den ich gerade mehr zufällig gestolpert bin, wäre da vielleicht das alte Geleitrecht -- da ging's noch weniger um Personalausweise und dergleichen als einfach darum, daß sich Leute Schutz oder zumindest ein Schreiben mit buchstäblich "verbrieftem" Anspruch darauf gegen Bezahlung verschaffen konnten. Im Zweifelsfall war dabei natürlich derjenige, der das Schreiben bzw. einen offiziellen Begleiter als Zeugen seiner Identität vorweisen konnte, auch derjenige mit dem Anspruch...

Wie's der Artikel andeutet, muß man sich dafür halt ein gutes Stück weit von der Vorstellung "da ist der Staat und der hat das alleinige Gewaltmonopol" verabschieden -- Schutz zusichern konnte halt nur der, der ihn auch tatsächlich bieten konnte, und ob das nun der örtliche Fürscht war oder auch nur ein Räuberbandenanführer, der gegen Tribut oder gute Beziehungen auch schon mal bereit war, Händler ansonsten ungeschoren durch sein Revier ziehen zu lassen, war weniger relevant.

Offline Paßwächter

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Re: Personalausweise in Fäntelalter
« Antwort #6 am: 8.03.2025 | 11:46 »
Wenn ich mich recht an alte Texte erinnere, ist die Sprache tatsächlich einer der wichtigsten Aspekte der Zuordnung von "gehört zu uns" und "ist hier fremd" gewesen. Mit dem falschen Akzent konnte man sich leicht mal verdächtig machen.
Dann gab es das von nobody erwähnte Geleit, die von Weltengeist schon angebrachten Empfehlungsschreiben und Zeugenaussagen - jeweils alles andere als unfehlbar natürlich. Es konnte ergänzt werden um "Spezialwissen", entweder als "Passwort" oder z.B. in bezug auf familiäre Angelegenheiten.
Und schließlich kann schon (je nach Gegebenheiten) das Aussehen einer Person zur Unterscheidung herangezogen werden, also Hautfarbe, Haartracht usw. Wenn man es nichtmagisch haben will, könnte man z.B. Narben einsetzen. Wenn die eine Art "Kodierung" vornehmen, muß ein Spion nicht nur wissen, daß es Narben gibt, sondern muß auch die richtigen Narben tragen und ggfs. wissen, was man rund um die Narbe normalerweise wissen sollte. 

Offline Raven Nash

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Re: Personalausweise in Fäntelalter
« Antwort #7 am: 8.03.2025 | 11:47 »
In China gab es bereits sehr früh Reisedokumente. Das waren Pässe, in denen der genannten Person gestattet wurde, Provinzgrenzen zu überschreiten. Natürlich war es mangels Fotografie praktisch unmöglich zu überprüfen, ob der Besagte auch mit dem, der den Pass vorwies, identisch war.

Irgendwo im Hinterkopf hab ich auch, dass die Jakobsmuschel als Pilgerzeichen so eine Art Pass darstellte, denn freies Reisen war auch hierzulande eigentlich nicht möglich. Kann mich aber irren.
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Offline Aedin Madasohn

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Re: Personalausweise in Fäntelalter
« Antwort #8 am: 8.03.2025 | 11:51 »
Pässe (Passierscheine) gab es ja, waren gesiegelte Dokumente, für die (relevant viel) )Geld auf den Tisch gelegt werden musste
das sortiert sich dann über den Ort der Ausstellung: Königreich A stellt Kauffrau Aurelia einen Passierschein aus, damit sie nachher aus Königreich B wieder zurück nach A darf.

ob Königreich B sie überhaupt mit ihrem Handelszug "reinlässt"? also braucht sie zwei Dokumente, bevor sie sich überhaupt mit ihren Waren aufmacht.

sobald die Kauffrau "Bürgen" sowohl in A als auch B einkaufen muss (Sicherheiten hinterlegen), senkt das ihr Interesse an dem Weiterverkauf dieser Passierscheine.
Schließlich ist es ihr Kapital, in beiden Königreichen Passierscheine erhalten zu können.

- die Anzahl an Reisenden ist auch begrenzt, den Reisen ist teuer.
- Bettelmönchshorden waren nirgends gern gesehen, da half auch kein Passierschein (und so ein Brückenzoll für Füße wird dann zum Ausschlussargument)
- Handelszüge gibt es auch nicht wie Sand am Meer, dementsprechend hätten die Zöllner ihre Amtsberechtigung auch darin,
  dass sie die Kauffrau Aurelia anhand ihrer Stichpunkte im Brief
  (Augenfarbe, Haarfarbe, Narben, Größe, Gewichtsklasse, Alter...Marco Polo sprach von groben Gesichtsskizzen) genügend eingrenzen können.
  der muskulöse Orkkämpfer-Agent wird sich also schlecht als filigrane elfische Händlerin tarnen können

Magie bzw. Blutmagische Komponenten im Siegelwachs, welche eine bestimmte Farbe in den Händen des berechtigten Passierscheininhabenden zeigt gibt es auch noch.

wenn dann noch bestimmte, an ihren Ordensiegeln/Roben/Standeskleidung leicht erkennbare Gildenmagier/Geweihte/Jesuiten als exklusiv Königreich A-ler zu Persona non grata erklärt sind in B, müssten die schon ihre eigenen Regeln brechen und sich verkleidet einschleichen (was dann beim Aufgegriffen werden wenig Luft zum Herausreden mehr lässt - das Risiko steigt also für einschleichende Spione)
In einer standesbewussten Gesellschaft ist das mit dem abgelegeten Wappen/Amts-Roben auch schon eine Hürde.

ein weiterer Punkt wäre ja:
- warum Grenzgänger weiter als einen "neutralen Marktplatz an der Kontaktlinie" eindringen lassen?
es werden Waren und Güter ausgetauscht, aber keine Horden an Personal.
- wenn dieser Marktplatz auch noch mit diesen Passierscheinen verregelt wird (nur langjährige "Lehrlinge" eines verlässlichen Kaufherrens bekommen ihren eigen Passierschein und so fort), der Passierschein nur für den Marktplatz gilt und selbst beim Einmaligen "Rübermachen" zur anderen Seite wird man aussortiert als "unzuverlässig", dann bremst das die Agentengeschichte zur langjährigen Schläfermission aus.
(und so ein Marktplatz kann recht übersichtlich ausfallen, Zeitbegrenzungen auf reine Tageslicht-Dauer wirken extrem hemmend für "zwielichtige Geschäftsanbahnungen")

kurzum, ein Warenverkehr lässt sich regulieren.

da ist der Gang über die grüne Grenze in Tarnung erfolgversprechender (und kann zu einem eigenen Abenteuer werden), wenn dutzende an selbstermächtigten Grenzern die Scheuser/Schmuggler/Hehler auf eigene Rechnung schröpfen wollen ;D



 

Offline felixs

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Re: Personalausweise in Fäntelalter
« Antwort #9 am: 8.03.2025 | 11:53 »
Damit zur eigentlichen Frage: Was außer "Shibboleth" fällt euch ein, um im Fäntelalter eigene Bürger von anderen zu unterscheiden?

Kleine Bevölkerung und geringe Mobilität: Die Leute, deren Aufgabe es ist, die öffentliche Ordnung zu überwachen (Stadtwachen?), kennen die meisten Leute. Dazu kommt, dass nur ein kleiner Anteil der Bevölkerung überhaupt einen Grund hat, den Kontrollpunkt zu passieren.
Und die Leute, die man nicht kennt, kann man dann ja befragen. Beim Futterhändler Grisbald weiß man halt, dass der fast täglich mit seinem Gespann am Kontrollpunkt vorbei muss. Ebenso bei der Hebamme Nothilda und dem Priester Guthold. Wenn Leute vorbeikommen, die man nicht kennt, fragt man. Möglicherweise fragt man viel. "Aha, zur Goldschmiedin Edelhuld wollt ihr? Seid ihr eingeladen?" - "Zum Hökerer Bunsenschön führt euch die Reise? Das ist mein Vetter, da wartet doch noch bis zur Wachablösung, dann komme ich direkt mal mit".

Und natürlich allgemein Ausschau nach Anzeichen von "Fremdartigkeit". Also genau die Dinge, wegen denen heutzutage die "anlasslosen Personenkontrollen" problematisiert werden.

Legitimieren kann man sich über Bezugspersonen, die bezeugen, dass man der ist, für den man sich ausgibt. "Kennt ihr die Frau? Sie sagt, sie habe häufig mit euch Gerbern zu tun.", "Ihr seid ein Freund des Wirts Konwich? Dann sollten wir den mal fragen" Etc.

Ausweisdokumente halte ich auch für denkbar. Kann man z.B. mit einem Siegel legitimiren. Oder ein bestimmtes Kennwort, das man kennen muss. Allerdings sind das dann Situationen, in denen man sich schon sehr stark abgeschottet hätte. "Handel" legt ja nahe, dass man schon noch Leute reinlässt, aber halt nicht alle.

Wie oben schon angerissen: Die Chinesen haben schon sehr früh ein ziemlich umfangreiches "Meldewesen" gehabt. In Europa waren die Strukturen primitiver - was nicht bedeutet, dass man Personen nicht zuverlässig identifizieren konnte. Schwierig ist es - in jedem System - mit Einzelgängern ohne Bezugspersonen. Historisch ist man damit an den meisten Orten ziemlich schnell ziemlich rechtlos gewesen.

Bezüglich der Entwicklung von Staatlichkeit sind die meisten Fantasy-Welten ja erheblich weiter, als das für Staaten des europäischen Feudalismus gelten würde. DSA ist ja eher auf dem Stand der frühen Neuzeit. Ich denke, da kann man dann ruhig nach Bauchgefühl gehen, was man stimmig findet.
« Letzte Änderung: 8.03.2025 | 12:04 von felixs »
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Re: Personalausweise in Fäntelalter
« Antwort #10 am: 8.03.2025 | 11:56 »
Wobei natürlich auch gilt: wenn ich ein schriftliches Dokument ausstelle, kann das auch eine Beschreibung oder ein zumindest skizziertes Porträt des rechtmäßigen Besitzers enthalten. Die sind ihrerseits natürlich auch noch fälschbar, aber ein offiziell aussehendes Schreiben mit solchen Informationen und Bestätigung derselben durch ein bekanntes Siegel ist vermutlich das Beste, was sich mit nichtmagischen Mitteln und "fäntelalterlicher" Technik in Sachen Ausweis-wie-wir-ihn-kennen erreichen läßt.

Offline Eleazar

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Re: Personalausweise in Fäntelalter
« Antwort #11 am: 8.03.2025 | 11:57 »
Ich sehe da mehrere Schwierigkeiten: Eine Straße kann man kontrollieren, aber die grüne Grenze ja nicht. Da kann mal eine Patroullie durch den Wald reiten, aber sonst ist Feierabend. Wenn die da wen aufgreifen, der keinen guten Grund für seine Anwesenheit angeben kann, der wird als potentieller Spion aufgeknüpft oder aber windelweich geprügelt und über die Grenze geleitet. Vielleicht wird er auch gebrandmarkt, damit man auch Wiederholungstäter erkennen kann.

Insofern kann ein Spion sich leicht ins Nachbarland einschleichen. Aber dann bleiben ja immer noch Sachen wie Gebräuche, Sprache oder Dialekte, über die man Leute rausfischen kann. Wenn die Feindschaft schon länger währt, dann dürften sich die Dialektunterschiede verstärkt haben: Wer in einem Grenzdorf will schon sprechen wie der Feind? Also trainiert man sich das schnell ab und achtet darauf, dass die Kinder das so schon nicht mehr lernen.

Und in einer etwas paranoiden Gesellschaft, wird man auf kleinste Kleinigkeiten achten, so wie das Wörtchen "umzu" jeden Bremer entlarvt.

Klar kann man mit Schriftstücken arbeiten. Die haben schon mal Siegel, wenn sie was taugen sollen. Außerdem kann man mit Bürgen arbeiten: "Du willst Zugang zu unserem Marktplatz, der Gilde, dem militärischen Bereich? Wer kennt dich hier bei uns? Wer hat dich vorgestellt? Wer legt die Hand für dich ins Feuer?"

Und die Geschichte kann immer ziehen, sobald sich wer verdächtig gemacht hat: "Wer kennt den? Wer kann für den bürgen?" Sonst geht es ins Kittchen oder wieder zurück über die Grenze.

Und auf der Straße findet zwischen den beiden Ländern eben gar kein Handel statt. Mit der neutralen Stadt gibt es eine überschaubare Zahl von Händlern, die die umständlichen Nervereien über sich ergehen lassen. Fremde oder auch nur Neue überlegen sich das ganz genau, ob sie die Kontrollen über sich ergehen lassen.

Und wer in Richtung Grenze zur neutralen Stadt will, der muss sich abmelden, damit er überhaupt wieder zurück darf. Und auch da wird bei der Abreise ein Zettel angelegt und persönliche Daten werden aufgeschrieben (Name der Eltern, Ehepartner, Kinder, Geschwister) und wenn man es genau machen will, dann kann man nur bei der gleichen Stadtwache wieder einreisen, bei der man ausgereist ist (vielleicht erinnert er sich ja an das Gesicht). Zur Not steht man bis zu dessen Schichtbeginn vor dem Stadttor.

Und weil die Lage für Spione dennoch eigentlich ja ganz günstig ist, würde ich die Strafen um so drakonischer gestalten. Wenn man schon nicht alle kriegen kann, muss man mit denen, die man kriegt, für eine optimale Abschreckung sorgen.

Offline kizdiank

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Re: Personalausweise in Fäntelalter
« Antwort #12 am: 8.03.2025 | 12:05 »
Derartige Kontrollen sind letztlich auch immer eine Frage von Kosten und Nutzen.

Vorurteilbasiertes Profiling ist billig und damit kann man schon einen Großteil der unerwünschten Gestalten ausfiltern: Habenichtse, zwielichtige Abenteurer, Elfen, Aussätzige, offensichtliche Anhänger des Khor, Leute in grondscher Tracht und anderes Gesindel müssen alle draußen bleiben.

Wenn das nicht ausreicht und noch Ressourcen übrig sind, kann mehr Aufwand betrieben werden. Angefangen mit bei Verdacht eskalierenden Befragungen durch die Wache, dann den Offizier und zuletzt der Hellsicht-Hexe. Eventuell muss auch ein Bürge vorgewiesen werden, gerne durch einen Schrieb mit eindrucksvollem Siegel lokaler Potentaten, optional auch magisch.

Um den Prozess zu beschleunigen macht auch eine Whitelist Sinn: Bekannte Händler, hohe Adlige und zahlungsfreudige Reisende mit dicker Geldbörse werden einfach durchgewunken.

Offline Feuersänger

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Re: Personalausweise in Fäntelalter
« Antwort #13 am: 8.03.2025 | 12:25 »
Aedin hat es schon viel ausführlicher geschrieben als ich es vorhatte, also nochmal in aller Kürze: ja, Pässe waren ein Ding.

Sei auch noch gesagt, dass halt realhistorisch die meisten Menschen eh keine Reisefreiheit besaßen. Wer zB hörig war, durfte sich nicht ohne Erlaubnis aus dem eigenen Landkreis wegbewegen.

Kehrseite der Medaille: die meisten Leute konnten auch nicht lesen, hatten also zB als Grenzwächter gar nicht die Möglichkeit, irgendwelche Dokumente auf Echtheit zu überprüfen. Da kam es vermutlich mehr drauf an, dass das Papier/Pergament möglichst wertig und das Siegel möglichst pompös aussah.
Dies wird ja in typischen Fäntelalter-Settings unterlaufen da hier gerne jeder mit der Fähigkeit zu lesen und schreiben ausgestattet wird.
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Offline felixs

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Re: Personalausweise in Fäntelalter
« Antwort #14 am: 8.03.2025 | 12:35 »
Sei auch noch gesagt, dass halt realhistorisch die meisten Menschen eh keine Reisefreiheit besaßen. Wer zB hörig war, durfte sich nicht ohne Erlaubnis aus dem eigenen Landkreis wegbewegen.

Ja. Übrigens auch außerhalb Europas gab es fast überall starke Einschränkungen erlaubter Mobilität.

Aber:

Dies wird ja in typischen Fäntelalter-Settings unterlaufen da hier gerne jeder mit der Fähigkeit zu lesen und schreiben ausgestattet wird.

Genau das. Und zusätzlich sind die meisten Fäntelalter-Settings viel großzügiger, was Mobilität angeht. Leibeigenschaft ist selten, Staaten sind meist relativ freundlich, Besuche in fremden Dörfern problemlos möglich (historisch hätte man erstmal die Dorfhunde, dann vermutlich die Einwohner am Hals). Etc.
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Re: Personalausweise in Fäntelalter
« Antwort #15 am: 8.03.2025 | 12:48 »
Kehrseite der Medaille: die meisten Leute konnten auch nicht lesen, hatten also zB als Grenzwächter gar nicht die Möglichkeit, irgendwelche Dokumente auf Echtheit zu überprüfen. Da kam es vermutlich mehr drauf an, dass das Papier/Pergament möglichst wertig und das Siegel möglichst pompös aussah.
Dies wird ja in typischen Fäntelalter-Settings unterlaufen da hier gerne jeder mit der Fähigkeit zu lesen und schreiben ausgestattet wird.

Ob wirklich so viele Leute sich den Luxus leisten konnten, die Erlässe ihrer Herrn nicht mal lesen zu können, wenn sie denn mal ausgehängt wurden, wäre ich mir gar nicht mal so sicher. Immerhin ist da noch mal ein nicht ganz trivialer Sprung von "kann so halbwegs lesen, hinterläßt aber selbst nicht viel an Schriftverkehr" zu "kann sauber und lesbar schreiben und hat auch als einfacher Untertan immer gleich Papier und Schreibwerkzeug griffbereit"...

Fäntelalter-Spielercharaktere mit ihrem vergleichsweise leichten Zugriff auf alle möglichen und unmöglichen Luxusgüter sind ja für mittelalterliche Verhältnisse selbst schon verdammt privilegiert und vermutlich nicht wirklich repräsentativ für die arbeitende Bevölkerung. :)

Offline Raven Nash

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Re: Personalausweise in Fäntelalter
« Antwort #16 am: 8.03.2025 | 12:50 »
Ob wirklich so viele Leute sich den Luxus leisten konnten, die Erlässe ihrer Herrn nicht mal lesen zu können, wenn sie denn mal ausgehängt wurden, wäre ich mir gar nicht mal so sicher.
Dafür gab es den Ausrufer. Der tat ja nichts weiter, als eben diese Erlässe mehrmals am Tag laut auszurufen. Eben für die, die nicht Lesen konnten.
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Re: Personalausweise in Fäntelalter
« Antwort #17 am: 8.03.2025 | 13:01 »
Dafür gab es den Ausrufer. Der tat ja nichts weiter, als eben diese Erlässe mehrmals am Tag laut auszurufen. Eben für die, die nicht Lesen konnten.

Ich denke, der hatte vor allem die Aufgabe, überhaupt als menschlicher Lautsprecher zu funktionieren. Lesen muß man ja nicht nur können, sondern auch wollen und dann an die entsprechenden Unterlagen lange genug ungestört herankommen -- wenn ich als örtlicher Boß vom Ganzen aber sichergehen will, daß sich möglichst wenige herausreden können sollen, daß sie von meiner letzten Entscheidung noch gar nichts mitbekommen hätten, dann geht das natürlich auch heute noch am besten akustisch.

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Re: Personalausweise in Fäntelalter
« Antwort #18 am: 8.03.2025 | 13:23 »
Nebenbei vermute ich, daß typische Fäntelalterbewohner sich auch in höheren Kreisen nicht ganz so viele Sorgen speziell um Spione machen -- die können rein mit der Weitergabe von Informationen an ihre Auftraggeber (die dann ihrerseits erst mal erreicht werden wollen) so furchtbar viel unmittelbaren Schaden ohnehin nicht anrichten, da kann man sich etwas Pragmatismus schon leisten. Außerdem gibt Magie einem in so einem Setting mit Dingen wie Tierspionen oder der klassischen Kristallkugel "normalerweise" gleich noch ganz andere Schnüffelmöglichkeiten, gegen die auch das beste Ausweiswesen nicht viel nützt.

Was man natürlich definitiv nicht im eigenen Ort haben will, sind feindliche Saboteure, Attentäter, Brunnenvergifter und ähnliches Gesocks. Aber das ist dann schon wieder eine etwas andere Gewichtsklasse als bloß "Hey, du, ich denke, der da ist ein Informant der Gegenseite" -- insbesondere in einer Welt ohne Funk und Telefon. ;)

Offline Arldwulf

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Re: Personalausweise in Fäntelalter
« Antwort #19 am: 8.03.2025 | 13:38 »
Ich denke was man sich eher bewusst machen sollte ist die schiere Anzahl an Kontrollen welche in einer mittelalterlich angehauchten Welt üblich wäre.

Denn Reisende zu kontrollieren und von diesen Weggeld zu fordern (und im Gegenzug sicheres Geleit zu bieten) ist eine wesentliche Einnahmequelle im Feudalwesen. Erst in der beginnenden Neuzeit änderte sich dies und viele die später als Raubritter galten haben eigentlich nur frühere Rechte versucht weiterhin wahrzunehmen (und kamen damit in Konflikt mit Städten die freien Handel wollten).

Aber wenn z.B. jemand im Mittelalter eine Reise von Nürnberg nach Frankfurt machte wäre dieser sehr wahrscheinlich ein halbes Dutzend mal kontrolliert worden.

Für Reisende wäre insofern sehr wichtig vorab zu überlegen wo sie Geleitschutz bekommen, wie ihre Schutzschreiben aussehen und wahrscheinlich würde das alles wenn man es ins Rollenspiel überträgt den Spielern aberwitzig häufig und gängelnd bis bürokratisch vorkommen.

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Re: Personalausweise in Fäntelalter
« Antwort #20 am: 8.03.2025 | 14:06 »
Ich denke was man sich eher bewusst machen sollte ist die schiere Anzahl an Kontrollen welche in einer mittelalterlich angehauchten Welt üblich wäre.

Denn Reisende zu kontrollieren und von diesen Weggeld zu fordern (und im Gegenzug sicheres Geleit zu bieten) ist eine wesentliche Einnahmequelle im Feudalwesen. Erst in der beginnenden Neuzeit änderte sich dies und viele die später als Raubritter galten haben eigentlich nur frühere Rechte versucht weiterhin wahrzunehmen (und kamen damit in Konflikt mit Städten die freien Handel wollten).

Aber wenn z.B. jemand im Mittelalter eine Reise von Nürnberg nach Frankfurt machte wäre dieser sehr wahrscheinlich ein halbes Dutzend mal kontrolliert worden.

Für Reisende wäre insofern sehr wichtig vorab zu überlegen wo sie Geleitschutz bekommen, wie ihre Schutzschreiben aussehen und wahrscheinlich würde das alles wenn man es ins Rollenspiel überträgt den Spielern aberwitzig häufig und gängelnd bis bürokratisch vorkommen.

Was nebenbei auch so etwas ist, was das reale Mittelalter fast ein Stück "moderner" macht als das gängige Fantasyklischee: "herrenloses" Land als solches existiert einfach nicht, und auch, wenn's noch kein zentrales Einwohnerregister fürs ganze Königreich geben mag, ist der Zoll definitiv schon erfunden. :)

Offline Infernal Teddy

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Re: Personalausweise in Fäntelalter
« Antwort #21 am: 8.03.2025 | 14:19 »
Unddas mit dem sich ausweisen können müssen ist eh so ein thema. Es gibt sogar heute noch Länder - und nicht dritte welt Staaten - in denen es keine Ausweise gibt....
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Offline Galatea

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Re: Personalausweise in Fäntelalter
« Antwort #22 am: 8.03.2025 | 16:14 »
Viele Fäntelalterreiche sind im Vergleich zu echten mittelalterlichen Reichen absurd gut organisiert und haben zudem oft noch Magie auf ihrer Seite, was die Dinge einfacher macht.

Da bei weitem nicht jeder herumreist (warum sollte der gewöhnliche Bauer weiter als zur nächstgelegenen größeren Stadt im eigenen Reich reisen?) wäre es vermutlich kein großes Problem - besonders im hier beschriebenen Fall - Harry-Potter-Style Ausweisepapiere zu machen, mit durch Magie animiertem "Passfoto".
Auch aufwendige "mundane" Passpapiere wären denkbar, wir reden hier wie gesagt von einem niedrigen einstelligen Prozentsatz der Bevölkerung, der tatsächlich überhaupt von diesem Problem betroffen ist.

Im ganz extremen Notfall könnte man sogar zu Tätowierungen oder Brandzeichen greifen.
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Re: Personalausweise in Fäntelalter
« Antwort #23 am: 8.03.2025 | 16:16 »
Da fällt mir ein, Eberron hatte ausweisdokumente, die wurden auch imEberron Palyers uide in 3e gezeigt

https://eberron.fandom.com/wiki/Identification_papers
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Re: Personalausweise in Fäntelalter
« Antwort #24 am: 8.03.2025 | 16:24 »
Leute, ihr seid einfach super. Ich kann nicht oft genug sagen, wie sehr ich das Tanelorn hierfür schätze: Ich habe zu irgendeinem Rollenspielthema Fragen im Kopf, teile sie hier, komme einige Stunden später wieder und sehe 20+ hilfreiche Antworten :d.
Perfektion ist nicht dann erreicht, wenn es nichts mehr hinzuzufügen gibt, sondern dann, wenn man nichts mehr weglassen kann (frei nach Antoine de Saint-Exupéry). Ein Satz, der auch für Rollenspielentwickler hilfreich ist :).
Hier findet ihr mein mittel-crunchiges Rollenspiel-Baby, das nach dieser Philosophie entstanden ist, zum kostenfreien Download: https://duodecem.de/