Mir scheint das recht einfach: Geschummelt hast du dann, wenn Du dich über das Spiel als Ganzes (Regeln, Absprache, Gepflogenheiten) hinweggesetzt hast und du es tunlichst vermeidest deinen Mitspieler:innen davon zu erzählen, weil du weißt, dass es ihnen nicht schmecken würde. Und am Ende muss das jeder hier für sich klären, ob und wie häufig sich das in den eigenen Runden zuträgt, das Forum wird es nicht aufklären können. Würde ich auch nicht wollen; wäre mir unangenehm, das von anderen zu wissen. Ich würde es auch vermeiden, das mit Lügen/Lügner oder Betrug/Betrüger zu verwässern, da ich mir vorstellen kann, dass es ganz ehrliche Seelen gibt, die in der Not der Spielleitung (mit ihren widersprüchlichen Anforderungen bzw. teilweise katastrophalen Spielleitertipps) sich zu Handlungen hinreisen lassen, die sie danach ggf. bereuen. Problematisch sehe ich es aber, wenn Schummeln zur Kür erklärt wird, anstatt die Widersprüche anzugehen und aufzuheben.
Vom Schummeln sollte das Würfeldrehen abgegrenzt werden und dieses auch von Rulings. Rulings sind für mich ad hoc Regelungen, die notwendig werden, weil das bisherige Regelwerk keine Antwort auf eine spezielle Spielsituation hat (damit meine ich nicht nur, was in den Regelbüchern steht, sondern alles was mit dem Spiel gewachsen ist), und denen sich die Runde in Absprache freiwillig unterwirft. Würfeldrehen ist dagegen ein zugesprochener, SL-seitiger Eingriff (soll heißen, es wurde vorher abgesprochen oder konnte vorausgesetzt werden, weil diese Runde halt so spielt) in das bestehende Regelwerk für einen gewünschten Effekt. Der Eingriff wird aber nicht unbedingt offengelegt, auch nicht im Nachgang.
Aber ich kann beim besten Willen nicht nachvollziehen, wie man als Spielleitung immer wieder in ähnliche Situationen kommt, dass am Würfeln zu drehen notwendig wird, und das bei ggf. Jahrzehnten an Spielerfahrung. Gehört das nicht zur System Mastery? Wenn die Kämpfe immer wieder zu lang sind: Warum nicht von vornherein die TP kürzen und das den Mitspieler:innen sagen, damit die ihre Builds anpassen können? Oder Moralregen einführen? Wenn TPKs ausgeschlossen sein sollen oder ggf. auch das Ausscheiden überhaupt einer Figur, warum nicht explizit besprechen, was dafür notwendig ist und dann ggf. passiert, dann kann man die Kämpfe trotzdem offen würfeln. Oder man beginnt direkt ein Spiel, das durch ein TPK nicht in sich zusammenfallen würde. Oder sogenannte Bossfights: Hat man nicht irgendwann drauf, was die Figuren im Spiel so können? Oder testet es in der Vorbereitung für den großen Abschluss?
Ich fühle mich als Spielleitung für ein vernünftiges Regelwerk verantwortlich. Deswegen prüfe ich jede Regel oder Prozedur vor und während des Spiels. Ich versuche sie immer allen am Tisch gut zu vermitteln, auch worum es mir bei einer Regel geht, und sammle Einwände bzw. bessere Vorschläge. Aber wenn man sich geeinigt hat, unterwirft man sich und da gibt es keine Ausnahmen.