Autor Thema: Harvard-Kompromissbildung bei unterschiedlicher Position zur Regeltreue der SL  (Gelesen 1338 mal)

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Offline chad vader

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    Moin zusammen,

    ich möchte hier mal etwas gezielter Beleuchten, wie eine Kompromissbildung bei unterschiedlichen Anforderungen an die Regeltreue innerhalb einer Gruppe aussehen könnte, so dass alle mit Freude zusammen spielen können. Folgende generische Konfliktarteien sind gemeint:

Teilgruppe A möchte,
  • dass die SL sich konsequent dafür einsetzt, während des laufenden Spiels die gemeinsam festgelegten Regeln einzuhalten.
  • Für situative Abweichungen oder notwendige Ergänzungen (Rulings) strebt die SL einen Gruppenkonsens an.
  • Unabsichtliche Regelfehler oder wechselnde Gruppenzusammensetzung/Terminschwierigkeiten können das natürlich erschweren. Darum geht es nicht.

Teilgruppe B möchte,
  • dass festgelegte Regeln für die SL nur eine Orientierungshilfe darstellen, sie sich aber nach eigenem Ermessen von den Regeln lösen kann.
  • Das muss die SL nicht mit der Gruppe absprechen. Regelabweichungen können, müssen aber nicht für die Gruppe erkennbar sein.
Es gibt einige Varianten dieser Positionen, die uns wahrscheinlich spätestens bei der Lösungsfindung wieder begegnen werden.

Bei der Kompromissbildung orientiere ich mich an der bewährten und im Titel genannten Verhandlungstechnik, um mit euch zusammen den Konflikt zu analysieren und Lösungsansätze zu entwickeln.

Im Grunde geht es darum, hinter die Positionen zu schauen, und die Gründe für diese zu verstehen, also welche Interessen mit der Position verwirklicht werden sollen. Mit Fokus auf diese Interessen, und nicht auf die oben gelisteten Positionen, werden Lösungsansätze entwickelt, die diese Interessen möglichst ausgleichend berücksichtigen.

Im ersten Schritt bitte ich euch daher, gemeinsam konkrete Interessen zu sammeln, die ihr bei euch selbst oder anderen beobachtet habt, die mit einer der Positionen realisiert werden sollen. Ich würde euch auch bitten, pauschale Prinzipien wie Vertrauen, Spaß oder Stimmung genauer zu erforschen. Welchen konkreten Vertrauensbruch, welche konkrete Spaßquelle und welches Unterbrechungsereignis könnten hier z.B. verhindert werden wollen?

Im zweiten Schritt könnten wir uns ein paar typische Kombinationen exemplarisch raussuchen und mal Lösungswege suchen, wie diese Gruppe ausgleichend zusammen kommen könnte. Damit stärken wir gemeinsam unsere Kompetenz, solche Konflikte zu lösen, bauen vielleicht sogar praktisch nutzbare Schablonen, wie solche Gruppenkonflikte aufgelöst werden können.

Ich bitte euch aber gleich vorab, moralische Wertungen mal komplett außen vor zu lassen. Ich bitte euch aber auch, erst mal wohlwollend anzunehmen, dass die Mitdiskutanten hier mit anderer Eigenposition sich ebenfalls darum bemühen und nicht nach Angriffen, Beleidigungen und Wertungen aktiv zu suchen.

Ich bin gespannt auf euren Input, hoffe, dass wir hier nen positiven Spin reinkriegen und mit einer Brücke über das Trennende etwas Verbindendes schaffen können.

Vielen Dank und herzliche Grüße


_________________________________________________ ____

Interessen hinter Position A (Auswahl):
  • Als Spieler möchte ich anhand des Regelwerks Risiken und Chancen der eigenen Spielhandlung einschätzen können.
  • Als Spieler möchte ich für meinen Charakter über Risiken und Chancen auf Bais des Regelwerks selbstbestimmt Entscheidungen treffen können.
  • Als Spieler möchte ich für gemeinsam mit dem Rest der Gruppe über Risiken und Chancen auf Bais des Regelwerks selbstbestimmt Entscheidungen treffen können.
  • Als Spielleiter möchte ich vermeiden, dass Spielende wegen meiner Entscheidungen unzufrieden/traurig/zornig/eifersüchtig sind. Ich möchte die Verantwortung daher mit ihnen teilen.
  • Dass Spielende Erfolgserlebnisse aufgrund (soweit möglich) objektiver Erfolge haben, nicht aufgrund von Nettigkeit der SL 2
  • Dass SL bei negativen Outcomes für die Charaktere kein schlechtes Gewissen haben müssen, da sie nur konsequent und transparent die Regeln angewendet haben 2

Interessen hinter Position B (Auswahl):
  • Als Spieler möchte, dass die SL verhindert, dass Missverständnisse am Spieltisch wichtige Ressourcen oder sogar meinen Charakter im Spiel gefährden.
  • Als Spieler möchte, dass die SL verhindert, dass unbeabsichtigte und unvorhergesehene Zufälle wichtige Ressourcen oder sogar meinen Charakter im Spiel gefährden.
  • Als Spieler möchte, dass die SL verhindert, dass Missverständnisse am Spieltisch wichtige Ressourcen oder sogar meinen Charakter im Spiel gefährden.
  • Als Spielleiter möchte ich Momente der Ungewissheit für die Gruppe schaffen.
  • Als Spielleiter möchte ich verhindern, dass Spieler von Metawissen wie z.B. von Monsterwerten profitiert, die den Charakteren überhaupt nicht zur Verfügung stünden.
  • Als Spieler mit eingeschränktem Verständnis und Interesse an den Regel möchte ich eine Spielleitung, die mir Regelfragen abnimmt. Dafür überlasse ich ihr Möglichkeiten, um einen reibungslosen Spielablauf sicherzustellen.1
  • Frustration auf Seiten der Spielenden zufällige Häufung von Misserfolgen vermeiden 2
  • Frustration auf Seiten der SL über unverhältnismäßig schnell gelöste Herausforderungen vermeiden 2
  • Langeweile und Störungen des Zeitplans vermeiden, die aus konsequenter Regelanwendung resultieren können 2

EDIT: Ich kämpfe leider noch etwas mit der Formatierung.[/list]
« Letzte Änderung: 20.03.2025 | 16:03 von chad vader »

Offline Andropinis

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Ich war ein paar Jahre im Strategischen Einkauf von Konzernen und hätte nicht gedacht, mal was zum Harvard Prinzip in einem RPG Forum zu lesen.  ;D
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Online Maarzan

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Regeländerungen haben ja einen Zweck.
In dem Sinn kann man das denke ich gar nicht generell beantworten.
Was aber denke ich generell extrem hinderlich ist, ist darüber gar nicht erst im notwendigen Detail reden zu wollen.

...

Teilgruppe B möchte,
  • dass festgelegte Regeln für die SL nur eine Orientierungshilfe darstellen, sie sich aber nach eigenem Ermessen von den Regeln lösen kann.
  • Das muss die SL nicht mit der Gruppe absprechen. Regelabweichungen können, müssen aber nicht für die Gruppe erkennbar sein.
Es gibt einige Varianten dieser Positionen, die uns wahrscheinlich spätestens bei der Lösungsfindung wieder begegnen werden.
...

Teilgruppe B ist ja sicher nicht geholfen, wenn sie heimlich Änderungen in Richtung X wollen, aber dann noch mehr in Teilrichtung Y bekommen.

Also wäre denke ich der erste notwendige Schritt die jeweiligen Wünsche (und damit Änderungswünsche) klar auf den Tisch zu bringen.
Storytellertraumatisiert und auf der Suche nach einer kuscheligen Selbsthilferunde ...

Online 1of3

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D.h. wir tun jetzt so, als wären wir eine dieser beiden Teilgruppen und  zwar diejenige, die unseren tatsächlichen Ansichten näher liegt, und dann führst du uns durch diese Methode? Cool.

Ich bin definitiv ein A. Ich würde tendenziell sogar noch einen Schritt weitergehen. Es ist nicht Aufgabe der SL über die Regeln zu wachen oder sie auszulegen oder irgendso etwas. Diese Aufgabe verantwortet die Gruppe am besten gleichermaßen. Und natürlich sollten sich dann alle an die Regeln der Gruppe halten, auch die Person, die zufällig die SL-Rolle hat.

Ein Problem, dass ich sehe: Häufig ist die SL in Personalunion auch Facilitator. Also Begriff der Brettspielwelt: Die Person, die das Spiel mitbringt und erklärt. Facilitator beim Rollenspiel kennt also das Regelwerk, das benutzt werden soll, und erklärt und interpretiert den Inhalt für diejenigen, die es nicht gelesen haben.

Es kann also sein, dass vielleicht 4/5 einer Rollenspielrunde keine genaue Ahnung haben, an welche Regeln die SL sich jetzt halten soll. Und sich auch nur auf das verlassen können, was die Person, die auch SL ist, in ihrer Rolle als Facilitator erzählt. Und in so einem Szenario, ich denke dann sind die meisten, die sich an einen Spieltisch setzen, auch in Ordnung damit, dass die Regeln eben das sind, was die SL/Facitlitor-Person erzählt.

Und wenn dann die Person in einer Situation kommt, wo sie von dem Regelwerk abweichen möchte, das sie gelesen hat, na kann sie wohl erzählen, hilft mir aber spontan auch nicht sehr. Vielleicht frage ich hinterher mal nach, wenn ich übers Gamedesign fachsimpeln möchte.

Wie gehts jetzt weiter?


Online Galatea

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Man sollte dabei auch das Umfeld berücksichtigen, den das spielt auch eine Rolle.
Regelsysteme, die zu absurden Freakrolls neigen, machen die Sache viel schwieriger und ein Eingreifen von SL-Seiten notwendiger als Systeme, die verhältnismäßig "berechenbar" sind.

Paradebeispiele hierfür wären Krits bei D20 (die in Kombination mit einem Freakroll beim Schaden je nach Setting einen Charakter instant töten können), das D6-System mit seinen explodierenden Würfeln (der Tag, an dem ich in einer Session StarWarsD6 exakt zwei Machtproben ablegen musste und dabei jeweils mit exakt einem W6 eine 32 und irgendwas in den hohen 20ern gewürfelt habe, war der Tag an dem die Idee mit den explodierenden Würfeln für mich als Regelschreiber gestorben ist) oder die W100-Krit-Tabelle bei Midgard, wo ein Charakter durch eine Ohrfeige mit einem Handschuh einen Schadenspunkt erleiden kann und bei einem 100er-Krit-Ergebnis dadurch instant stirbt, komplett egal wie viele Lebenspunkte er noch hat (man muss fairerweise sagen, dass man in einem Kampf i.d.R maximal 1-2mal auf der Krit-Tabelle würfelt bevor man sowieso kampfunfähig oder tot ist, ist aber in gewissen Situationen trotzdem nicht toll).

Wenn Spieler durch eigene Dummheit, bewusstes Risiko oder grobe Fehlentscheidungen draufgehen (oder das System schon grundlegend extrem tödlich ist), dann ist das eine Sache, aber wenn man an einen Punkt kommt, wo ein Charakter durch ein eigentlich nicht lebensbedrohliches Schadensereignis instant zu Tode gecritted wird ohne dass irgendjemand auch nur ansatzweise was dagegen tun kann, dann ist das halt scheiße. (Und nein, grundlegend davon auszugehen, dass einen der pinkviolettgestreifte Drache mit seinem 6W10-Flammenatem bei 0,2% Wahrscheinlichkeit für 114 Schaden kritten könnte ist keine hilfreiche Herangehensweise - ändert ja auch nichts am Problem).

Die Sicht der Spieler zu dem Thema hängt daher nicht unbedingt nur von einem allgemeinen Gefühl ab, sondern oft auch von den konkreten Systemen, mit denen sie ihre Erfahrungen gemacht haben.
Würde es sogar nicht mal ausschließen, dass die Meinung hier teilweise von System zu System unterschiedlich ausfällt (also im Sinne von "Würfeldrehen bei System X ist okay weil nötig, Würfeldrehen bei System Y nicht da unnötig".
« Letzte Änderung: 20.03.2025 | 11:48 von Galatea »
We should respect all forms of consciousness. The body is just a vessel, a mere hull.

Offline chad vader

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Ich mach mal Beispiele für so eine Sammlung:

Interessen hinter Position A (Auswahl):
  • Als Spieler möchte ich anhand des Regelwerks Risiken und Chancen der eigenen Spielhandlung einschätzen können.
  • Als Spieler möchte ich für meinen Charakter über Risiken und Chancen auf Bais des Regelwerks selbstbestimmt Entscheidungen treffen können.
  • Als Spieler möchte ich für gemeinsam mit dem Rest der Gruppe über Risiken und Chancen auf Bais des Regelwerks selbstbestimmt Entscheidungen treffen können.
  • Als Spielleiter möchte ich vermeiden, dass Spielende wegen meiner Entscheidungen unzufrieden/traurig/zornig/eifersüchtig sind. Ich möchte die Verantwortung daher mit ihnen teilen.
Interessen hinter Position B (Auswahl):
  • Als Spieler möchte, dass die SL verhindert, dass Missverständnisse am Spieltisch wichtige Ressourcen oder sogar meinen Charakter im Spiel gefährden.
  • Als Spieler möchte, dass die SL verhindert, dass unbeabsichtigte und unvorhergesehene Zufälle wichtige Ressourcen oder sogar meinen Charakter im Spiel gefährden.
  • Als Spielleiter möchte ich Momente der Ungewissheit für die Gruppe schaffen.
  • Als Spielleiter möchte ich verhindern, dass Spieler von Metawissen wie z.B. von Monsterwerten profitiert, die den Charakteren überhaupt nicht zur Verfügung stünden.

Edit: Ich sammel mal alle Interessen im 1. Post, solange das noch geht.
Edit 2: BS Formulierung korrigiert
« Letzte Änderung: 20.03.2025 | 14:57 von chad vader »

Online 1of3

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Ah, OK, jetzt versteh ich, wo die Reise hingeht. Wir sollen überlegen, welche Interessen Personen bei A oder B haben könnten?

Als Person bei A kann ich sicher sagen, dass alle deine Punkte, Chad, bei A nicht auf mich zutreffen. Ich will unabhängig davon, ob ich das SL bin halt sehen, wo das Spiel mich hinbringt. Ich spiel nicht um zu gewinnen, also ist Risiko egal.

Bei B kann ich mir vorstellen, dass die zu sparende Resource Zeit ist. Wenn wir nicht über eine Sache reden, sparen wir Zeit. Womöglich mit dem Preis, dass sich unsere gegenseitigen Annahmen hinterher als inkongruent herausstellen.

Offline Mangu

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Ich bin eine Mischung aus A & B.

Aber ein Argument für A:
Ich möchte den Spielleiter nicht beeinflussen können.

Argument für B:
Der Spielleiter soll einen Ermessensspielraum haben und Situation lösen, so wie es für die Welt logisch erscheint.

Online Zed

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Eigentlich wäre der Versuch eines Kompromisses der Teilgruppen für mich der zweite Schritt.

Das wirkliche Thema ist in meinen Augen, dass Teilgruppe A anerkennen muss, dass eine Spielleitung der Teilgruppe B diegleichen guten, spannenden, lauteren Rollenspiele leiten kann wie eine Spielleitung der Teilgruppe A. Der Teilgruppe B im Grundsatz gutes, spannendes und lauteres Rollenspiel abzusprechen, ist das Grundproblem.

Es wäre so einfach zu sagen: "B-Spiele sind nichts für mich, weil ich mir als A-Fan beschummelt vorkäme." - und von dort aus diskutieren wir weiter.

Aber gut: Here we are.

"Was die Teilgruppe B möchte" scheint mir eindeutig von einem Vertreter der Teilgruppe A zusammengefasst zu sein. Diese Zusammenfassung ist für mich weder neutral noch treffend.

Teilgruppe B möchte,
  • dass festgelegte Regeln für die SL nur eine Orientierungshilfe darstellen, sie sich aber nach eigenem Ermessen von den Regeln lösen kann.
  • Das muss die SL nicht mit der Gruppe absprechen. Regelabweichungen können, müssen aber nicht für die Gruppe erkennbar sein.

Mein Vorschlag zur Zusammenfassung der Teilgruppe B ist:

Zitat
Teilgruppe B sieht die Regelumsetzung als einen von mehreren Aspekten der Spielleitung und greift in seltenen, gut begründbaren Situationen auch gegen eine Regel und zugunsten der anderen SL-Aspekte ein, ohne diesen Eingriff im jeden Fall transparent zu machen.

Brauchst Du ein "möchte" in dem Satz, um Deinen Harvard-Kompromiss durchzumoderieren? Dann fällt mir nur ein: "Teilgruppe B möchte, dass die B-Praxis von Teilgruppe A nicht automatisch als unlauter, betrügerisch, charakterschwach und langweilig abgewertet, sondern als legitime Variante anerkannt wird."

Offline Issi

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Ich denke, Regeln sind zwangsläufig eigenem Ermessen ausgesetzt.

Weil sie idR. Nur situativ zur Anwendung kommen.

Zum Beispiel beim Kampf oder bei der Anwendung von Fähigkeiten.

Alles übrige wird auch bei den Hardlinern erzählt. Das heißt spontan bzw. nach eigenem Ermessen der SL festgelegt.*

Deshalb haben A und B das meiste gemeinsam.

Der Unterschied liegt mMn. darin ob man in den Situationen, in denen die Regeln ( Kampf, Anwendung von Fähigkeiten)tatsächlich zur Anwendung kommen, der SL zusätzliches Ermessen zugestehen will oder nicht.

*
Ein Punkt, wäre vielleicht noch die Vorbereitung.
Abenteuer Plots können vorher schon feststehen.
Oder es wird alles spontan improvisiert.
Letzters dürfte für Spieler die sich hohe Planbarkeit wünschen eigentlich auch ein No Go sein.
« Letzte Änderung: 20.03.2025 | 14:02 von Issi »

Online 1of3

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Weil sie idR. Nur situativ zur Anwendung kommen.

Zum Beispiel beim Kampf oder bei der Anwendung von Fähigkeiten.

Alles übrige wird auch bei den Hardlinern erzählt. Das heißt spontan bzw. nach eigenem Ermessen der SL festgelegt.

Sind wir da sicher? Weil ich würde ich ja schon sagen, wer was erzählen darf, ist eine Regel. Genauso wie die Existenz der Spielleitung eine Regel ist. Vielleicht müsste Chad dann noch mal sagen, was Regeln sein sollen?

Offline Issi

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Sind wir da sicher? Weil ich würde ich ja schon sagen, wer was erzählen darf, ist eine Regel. Genauso wie die Existenz der Spielleitung eine Regel ist. Vielleicht müsste Chad dann noch mal sagen, was Regeln sein sollen?
Ja, wer was erzählen darf, kann auch eine Regel sein.
Ich bin jetzt vom klassischen SL Modell ausgegangen.
Bei dem Umwelt und NSC idR. nicht von den Spielern etabliert und beschrieben werden.

Wenn die Erzählrechte anders bzw gleichmäßiger verteilt sind ergeben sich einige Probleme, die hier behandelt werden, vermutlich nicht in dem Maße.
« Letzte Änderung: 20.03.2025 | 14:13 von Issi »

Offline chad vader

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Als Person bei A kann ich sicher sagen, dass alle deine Punkte, Chad, bei A nicht auf mich zutreffen. Ich will unabhängig davon, ob ich das SL bin halt sehen, wo das Spiel mich hinbringt. Ich spiel nicht um zu gewinnen, also ist Risiko egal.

Bei B kann ich mir vorstellen, dass die zu sparende Resource Zeit ist. Wenn wir nicht über eine Sache reden, sparen wir Zeit. Womöglich mit dem Preis, dass sich unsere gegenseitigen Annahmen hinterher als inkongruent herausstellen.
Hast du alternative oder ergänzende Formulierungsvorschläge?

Es geht auch erst mal überhaupt nicht darum, Widersprüche rauszusieben, sondern Interessen zu sammeln, die Menschen an diesen Positionen ankommen lassen.

Offline Tudor the Traveller

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Teilgruppe B sieht die Regelumsetzung als einen von mehreren Aspekten der Spielleitung und greift in seltenen, gut begründbaren Situationen auch gegen eine Regel und zugunsten der anderen SL-Aspekte ein, ohne diesen Eingriff im jeden Fall transparent zu machen.

Das ist aber eben kein Ziel, sondern eine Maßnahme, und deswegen kann es in einer Verhandlung auch nicht erreicht werden. Deswegen ist das "möchte" wichtig.

Was ist das Interesse hinter dem Eingriff?

Anderes Beispiel: der erwähnte Freakroll. Der Freakroll ist aber nicht das eigentliche Problem. Das Problem ist, dass der Mechanismus zu unerwünschten Situationen führt. Ein Interesse könnte sein:

Ich möchte, dass eine Figur nicht durch einen einzelnen Wurf getötet werden kann.

Edit: dabei muss man allerdings wahrscheinlich noch weiter gehen und Bedingungen formulieren, weil irgendwann beim Würfeln ja immer der letzte und damit einzelne Wurf über Leben und Tod der Figur entscheiden wird.
« Letzte Änderung: 20.03.2025 | 14:41 von Tudor the Traveller »
NOT EVIL - JUST GENIUS

"Da ist es mit dem Klima und der Umweltzerstörung nämlich wie mit Corona: Wenn man zu lange wartet, ist es einfach zu spät. Dann ist die Katastrophe da."

This town isn’t big enough for two supervillains!
Oh, you’re a villain all right, just not a super one!
Yeah? What’s the difference?
PRESENTATION!

Offline Issi

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Vielleicht hilft es auch nur die Erzählrechte zu untersuchen:
Wo fangen die Erzählrechte von SL und Spielern an,  wo hören sie auf?

Eingreifen beim Kampf bzw. bei Prüfwürfen etc. ist ja letztlich auch nur eine Frage des Erzählrechtes.

Darf er das nach Regeln?
(Des Systems)

Darf er das nach Gruppenvertrag?
( Auch wenn das System was anderes sagt)

Gruppenvertrag schlägt gewöhnlich System
« Letzte Änderung: 20.03.2025 | 14:45 von Issi »

Offline chad vader

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Aber ein Argument für A:
Ich möchte den Spielleiter nicht beeinflussen können.
Kriegen wir das noch eine Stufe tiefer gebohrt? Weshalb möchtest du den Spielleiter nicht beeinflussen? Was passiert sonst? Was schwebt dir vor?

Challenget übrigens gerne auch meine Punkte gleichermaßen  :D

Zitat
Argument für B:
Der Spielleiter soll einen Ermessensspielraum haben und Situation lösen, so wie es für die Welt logisch erscheint.
Warum ist dir wichtig, dass die SL das ohne die Gruppe machen kann?

Offline SigmundFloyd

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Wenn ich A bin, möchte ich:
  • Dass Spielende Erfolgserlebnisse aufgrund (soweit möglich) objektiver Erfolge haben, nicht aufgrund von Nettigkeit der SL
  • Dass durch die Möglichkeit nicht willkürlicher negativer Outcomes bei den Spielenden die Motivation steigt, sich in strategische Elemente und Spielwelt zu immersieren
  • Dass SL bei negativen Outcomes für die Charaktere kein schlechtes Gewissen haben müssen, da sie nur konsequent und transparent die Regeln angewendet haben
  • Dass spannende und dramatische Geschichten zustande kommen, die es aufgrund willkürlicher Entscheidungen statt Regeltreue nicht täten

Wenn ich B bin, möchte ich:
  • Frustration auf Seiten der Spielenden über unverhältnismäßig viele Misserfolge vermeiden
  • Frustration auf Seiten der SL über unverhältnismäßig schnell gelöste Herausforderungen vermeiden
  • Langeweile und Störungen des Zeitplans vermeiden, die aus konsequenter Regelanwendung resultieren können
  • Dass spannende und dramatische Geschichten zustande kommen, die es aufgrund Regeltreue statt kreativer Kontrolle nicht täten

Für mich ist insofern auch klar: Ich bin A, es sei denn es gibt einen guten Grund B zu sein.

Offline chad vader

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Eigentlich wäre der Versuch eines Kompromisses der Teilgruppen für mich der zweite Schritt.
Nicht nur für dich. Deswegen sammeln wir erst mal die Interessen, die beim Kompromiss wichtig sind,

Zitat
Das wirkliche Thema ist in meinen Augen, dass Teilgruppe A anerkennen muss, dass eine Spielleitung der Teilgruppe B diegleichen guten, spannenden, lauteren Rollenspiele leiten kann wie eine Spielleitung der Teilgruppe A. Der Teilgruppe B im Grundsatz gutes, spannendes und lauteres Rollenspiel abzusprechen, ist das Grundproblem.
Ich denke wir müssen uns damit begnügen, dass wir anerkennen, dass wir alle Spaß am gemeinsamen Spiel haben wollen und nicht absichtlich einander den Spaß nehmen möchten.

Meine persönliche Entwicklung ist von Gruppe B in Gruppe A und ich gebe offen zu, dass ich das rückblickend für mich persönlich als Evolution und Reifeprozess hin zu den mir wichtigen Werten Ehrlichkeit und Transparenz wahrnehme. Hier geht es darum, eine gemeinsame Spielgrundlage mit Menschen zu bauen, die das anders sehen.

Zitat
Mein Vorschlag zur Zusammenfassung der Teilgruppe B ist:
Die Position soll beschreiben, wie du spielen möchtest.
Die Interessen sollen beschreiben, warum du so spielen möchtest.

Wie du wünschst, das wir definieren, wie wir uns gegenseitig bewerten, würde ich da unbedingt raus lassen, weil wir sonst wieder in die Wertungsdiskussion einsteigen und unsere Aufmerksamkeit auf trennendes richten. Das hindert die Lösungsfindung.
« Letzte Änderung: 20.03.2025 | 15:55 von chad vader »

Offline chad vader

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Wenn ich A bin, möchte ich:
  • Dass Spielende Erfolgserlebnisse aufgrund (soweit möglich) objektiver Erfolge haben, nicht aufgrund von Nettigkeit der SL
  • Dass durch die Möglichkeit nicht willkürlicher negativer Outcomes bei den Spielenden die Motivation steigt, sich in strategische Elemente und Spielwelt zu immersieren
  • Dass SL bei negativen Outcomes für die Charaktere kein schlechtes Gewissen haben müssen, da sie nur konsequent und transparent die Regeln angewendet haben
  • Dass spannende und dramatische Geschichten zustande kommen, die es aufgrund willkürlicher Entscheidungen statt Regeltreue nicht täten
Den ersten und dritten Punkt übernehme ich direkt.
Kriegen wir den 2. noch etwas einfacher formuliert?
Der 4. ist mir noch etwas zu ungenau. Welche spannenden und dramatischen Geschichten werden durch eine nicht konsequent regeltreue SL verhindert?

Zitat
Wenn ich B bin, möchte ich:
  • Frustration auf Seiten der Spielenden über unverhältnismäßig viele Misserfolge vermeiden
  • Frustration auf Seiten der SL über unverhältnismäßig schnell gelöste Herausforderungen vermeiden
  • Langeweile und Störungen des Zeitplans vermeiden, die aus konsequenter Regelanwendung resultieren können
  • Dass spannende und dramatische Geschichten zustande kommen, die es aufgrund Regeltreue statt kreativer Kontrolle nicht täten
Hier Punkt 4 genau so.

Offline SigmundFloyd

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Kriegen wir den 2. noch etwas einfacher formuliert?
Die Spielenden sollen motiviert werden, das Schicksal ihrer Charaktere selbst in die Hand zu nehmen, da dieses nicht von der Willkür der SL abhängt. So klarer?
Der 4. ist mir noch etwas zu ungenau. Welche spannenden und dramatischen Geschichten werden durch eine nicht konsequent regeltreue SL verhindert?
Hier Punkt 4 genau so.
Ich fände es schwierig, dafür Kriterien zu formulieren. Mal sind die Geschichten besser, die durch konsequente Regelanwendung zustande kommen, manchmal die, die durch kreative Ideen und Ignorieren der Regeln zustandekommen. Was davon wann der Fall ist, verhält sich wie mit Erotik und Pornografie - I know it when I see it.

Online 1of3

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Zu den beiden 4en vielleicht:

Ich wünsche mir kreativen Input, auf den ich selbst nicht gekommen wäre, den ich dann dramatisch in Szene setzen kann.

Ich wünsche mir, dass die Handlung entlang gewisser dramatischer Konventionen verläuft.

Offline SigmundFloyd

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Zu den beiden 4en vielleicht:

Ich wünsche mir kreativen Input, auf den ich selbst nicht gekommen wäre, den ich dann dramatisch in Szene setzen kann.

Ich wünsche mir, dass die Handlung entlang gewisser dramatischer Konventionen verläuft.
Zustimmung zum ersten Teil; der zweite trifft es für mich nicht ganz (Um Konventionen geht es mir gerade nicht). Vielleicht eher:
Ich wünsche mir, dass die SL kreative Ideen umsetzen kann, auch wenn diese nicht von den Regeln abgedeckt werden.

Offline Suro

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Bei "den 4en" habe ich den Eindruck, es könnte auch um

Zitat
Ich will, dass dramatische Entwicklungen und besondere Momente sich natürlich* aus dem Spiel ergeben, denn nur dadurch fühlen sie sich "echt" an, und sind für mich erinnerungswürdig.

vs.

Zitat
Ich will, dass dramatische Entwicklungen regelmäßig und zuverlässig herbeigeführt werden können, und ich mich nicht auf den Zufall verlassen muss.

gehen. Noch nicht besonders elegant formuliert.

(*Natürlichkeit ist recht offensichtlich ein problematischer Begriff, den man nochmal durchleuchten müsste.)
Suro janai, Katsuro da!

Offline chad vader

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Vielleicht "Der SL soll die Gruppe mit kreativen Ideen überraschen können, ohne dafür nötige Regelabweichungen im Vorfeld mit ihr absprechen zu müssen." ?

Offline SigmundFloyd

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Vielleicht "Der SL soll die Gruppe mit kreativen Ideen überraschen können, ohne dafür nötige Regelabweichungen im Vorfeld mit ihr absprechen zu müssen." ?
Wenn "die Gruppe" auch die SL selbst meint, kann man das so sagen. Wobei "überraschen" es für mich nur zum Teil trifft; aber ich nehme an, "begeistern" wäre zu unpräzise.