Autor Thema: Tod, Gedärme und Wahnsinn  (Gelesen 12265 mal)

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Offline Nelly

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Tod, Gedärme und Wahnsinn
« am: 8.08.2004 | 01:28 »
Als ich in Mannheim am HBF war, habe ich diese Photoausstellung gesehen, die besten oder beeindruckensten Photos, oder wat dat auch war.

Als ich mir die Bilder angesehen habe, wurde mir teilweise nur vom Ansehen schlecht.

Ein Mann hielt einen Menschenkopf in der Hand, bei einem anderen quillten die Gedärme aus dem Bauch, wieder andere lagen mit einem weisen Pulver bestreut in einem Massengrab...

Worauf ich anspielen möchte?

Nun Ja, wir spielen Runner deren tägliches Handwerk mit dem Tod und solch einem Wahnsinn zu tun hat.
Doch trotzdem töten die Spieler ohne auch nur die Miene zu verziehen, den Charas wird nicht einmal schlecht wenn sie einen anderen mit aus dem Bauch hervorquellenden Gedärmen sehen.
Sie wenden ihren Blick nicht einmal davon ab, im Gegenteil sie lachen darüber und treten noch einmal heftig zu... oder schlimmeres.
Die Orks schneiden den Elfen die Ohren ab...ect.pp
Das ist nicht nur bei Shadowrun so, ich habe bisher in jedem verdammten Rollenspiel beobachtet das noch nicht einmal die Miene über einen toten verzogen wird.

Stirbt ein Gruppenmitglied das schon lange dabei ist... Scheiss drauf der nächste Runner steht um die Ecke und wartet auf uns.
Klar das Runnergeschäft ist hart, aber weshalb arbeitet genau diese Gruppe immer wieder zusammen, mit welcher Motivation halten sie sich gegenseitig den Rücken frei?
Weshalb haben sie soviel gemeinsam erlebt, nur um dann, wenn ein Runner draufgeht, noch nicht einmal ein Sterbenswörtchen darüber zu verlieren?

Weshalb werden die Charas immer so verdammt Emotionslos gespielt?!

Ein Character der tag täglich mit dem Tod Hand in Hand arbeitet muss doch irgendwann wahnsinnig werden, wenn ich jemanden sehe der so stark verletzt ist, das ihm die Innereien heraushängen, oder wenn ein anderer einem den Kopf absäbelt, die Ohren als Kette um den Hals trägt, Menschen in Explosionen und in Flammen umkommen... das geht doch nicht spurlos an einem vorbei....

Aus meiner Schulzeit sind schon einige gestorben, und auch als ich keinen Kontakt mehr zu ihnen hatte, ist mir die Nachricht sehr sehr Nahe gegangen und ich habe getrauert, im Rollenspiel habe ich noch nie erlebt das auch nur irgendeiner um einen verlorenen Chummer getrauert hat.
Und egal welches System es war... welche Gruppe... nie wurde auch nur eine Beerdigung ausgespielt, egal welcher Char draufgegangen ist, egal bei welchem Spieler, der Char wurde meist Stumpf liegengelassen...

Zivilisten in der Umgebung?

Scheiss doch drauf, werf noch ne Handgranate rein, ich kenne die Leute doch nicht... Himmel was manche Runner für ein Grauen anrichten und wie sie darauf reagieren, da könnte ich solchen Spielern manchmal Stumpf ...* ZENSIERT*

Ich versuche immer wieder das grauen mitreinzubringen, und zeige auch mal Gefühle, Angst, Horror, ect.pp

Klar alles kann man nicht ausspielen, denn wenn man davon ausging müssten die Charas schon lange in der Klappse sein, aber ein wenig kann man doch schon mit einbringen...
Was sagt ihr dazu?
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Offline Dash Bannon

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Re: Tod, Gedärme und Wahnsinn
« Antwort #1 am: 8.08.2004 | 02:29 »
das Thema könnte man auch ins Allgemeine stellen...

aber meine Meinung dazu...
du hast Recht!

ich glaube nicht, das Töten und der damit verbundene emotionale Stress einfach so weggesteckt wird. Kaum einer wird mal einfach so mit extremen Erlebnissen (wie eben töten) fertig.
Das Problem das wohl recht viele haben dürften ist, dass man ungern Emotionen zeigt. Mancher versucht vielleicht gar 'übertough' rüberzukommen.

Einerseits muss man ja nicht immer ins Detail gehen, wenn im RPG gekämpft wird, aber man sollte immer wieder klar machen, dass es eben nicht 'lustig' ist wenn jemand stirbt und das der Tod eines Bekannten nicht spurlos an einem vorübergeht. Ein Runner wird mit Blut und Gedärmen wohl kaum noch Probleme haben, aber ob er gleich ein gewissenloser, emotionsloser Killer ist??

Es gibt drei Arten etwas zu tun. Die richtige Art, die falsche Art und die Dash Bannon Art.

Offline Ralf

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Re: Tod, Gedärme und Wahnsinn
« Antwort #2 am: 8.08.2004 | 03:37 »
Ich möchte euch im Prinzip erstmal vollkommen Recht geben und vermute, dass es in einer Gruppe, welche sich auch darauf einlässt, eine hochinteressante und erfüllende Sache wäre das alles mal konsequent auszuspielen.
Was man aber nicht vergassen darf, ist dass Rollenspiel für die meisten vordergründig eine Form von Eskapismus (gibts das Wort in Deutsch überhaupt?) ist, also eine Flucht (im besten Sinne) aus der Realität und dem Alltag.
Der Realismusgrad orientiert sich hierbei doch eher an Büchern und Filmen als an der Wirklichkeit und der Alltagserfahrung. Gerade Shadowrunnner sind vorrangig Actionhelden. James Bond kriegt ja auch keine Gewissensbisse wennn er den anonymen Wachmann #287 erschiesst, genausowenig wie Conan der Barbar oder John Mc Clane.
Dazu kommt das SR innewohnende Bestreben seinen Runner so professionell wie möglich auszuspielen. Ich meine, wer heuert schon einen Runner an, der dafür bekannt ist, beim ersten Anzeichen von Gedärm zu kotzen oder beim Verlust eines Teammitgliedes das er erst 4 Stunden kennt, in Tränen auszubrechen.
In anderen Systemen kriegt man da schon ganz andere Ergebnisse. Meiner Erfahrung nach, je weniger Actionorientiert und je Storytellinglastiger das System, um so realistischer die Reaktion auf Blut und Tod.
Das mit dem Liegenlassen toter Gefährten finde ich allerdings auch eine Unsitte, die insbesondere bei SR zu finden ist. Zum Glück gabs das bei uns noch nicht so oft, da sich die Caraktere doch meist ziemlich gut kennen.
« Letzte Änderung: 8.08.2004 | 04:00 von Silicon Valerie »
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Teclador

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Re: Tod, Gedärme und Wahnsinn
« Antwort #3 am: 8.08.2004 | 05:40 »
Ich sehe die ganze Sache leider ein Stückchen anders.

Ich stimme dem zu was über das Töten, den emontionalen Stress den es mit sich bringt und die moralischen bzw. geistigen Konsequenzen gesagt wurde.
So.

Aber wie Silicon Valerie schon gesagt hat:
Zuerst einmal ist Gewalt im Rollenspiel etwas komplett anderes als Gewalt im echten Leben. Wenn ich nämlich sage "Mein Runner zieht seine Ares Predator und schießt dem Flüchtenden in den Kopf, sodass ein Großteil seines Hirns an die nächste Wand spritzt!" habe ich einer echten Person Gewalt angetan, noch habe ich die Auswirkungen dieser Gewalt gesehen.

Und somit entfällt von mir als Spieler natürlich die emotionale Reaktion. Ich habe zwar gesagt, dass ich jemanden burtal umbringe, werde davon aber weder geistig noch moralisch beeinflusst.
Wenn ich jetzt eine entsprechende Reaktion haben will, muss ich diese genauso ausspielen wie ich zufahr die Gewalt ausgespielt

Bei echter Gewalt die sich vor meinen Augen abspielt würde sich überhaupt nicht die Frage stellen: "Emotionale Reaktion Ja/Nein". Die Reaktion wäre einfach da.

Ob man diese Reaktion jetzt im Endeffekt ausspielt oder nicht bleibt jedem selbst überlassen.
Ich widerspreche Valerie nämlich vehement, dass die Reaktion etwas mit dem System zu tun hat.
Das ganze liegt nur am SpielStil der Gruppe. Wenn diese wildes Action-Geballere bevorzugt, werden großartige emotionale Ausbrüche oder mentale Probleme nur den Spielspass trüben.
Sollte sie sich aber dafür entscheiden das ganze auf einer eher realistischen Schiene laufen zu lassen, kann man dadurch großartige Szenen inszenieren.

Wer wirklich einmal realistische Nachwirkungen von extremer Gewalt ausspielen will, kann sich ja von folgendem kurzen Text inspirieren lassen:

Zitat
Vergewaltigungs- und Inzestopfer, Überlebende von Flugzeugkatastrophen und schweren Autounfällen, Kriegsveteranen und andere, die traumatische Ereignisse persönlich erlebt haben, reagieren möglicherweise emotional mit einer posttraumatischen Belastungsstörung (PBS). Die posttraumatische Belastungsstörung ist eine  Stressreaktion, bei der Menschen unter dem beständigen Wiedererleben der traumatischen Ereignisse in Form von beispielsweise Rückblenden oder Albträumen leiden. Die an PBS Leidenden erleben in Bezug auf alltägliche Ereignisse eine emotionale Abgestumpftheit und fühlen sich von anderen Menschen entfremdet. Schließlich kann das emotionale Erleiden dieser Reaktion in einem Anstieg verschiedener Symptome wie Schlafproblemen, Schuldgefühlen wegen des eigenen Überlebens, Konzentrationsschwierigkeiten und einer gesteigerten Schreckreaktion resultieren.
- Psychologie, 16. aktualisierte Auflage, Zimbardo/Gerring

Ludovico

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Re: Tod, Gedärme und Wahnsinn
« Antwort #4 am: 8.08.2004 | 11:13 »
Gerade, wenn man erfahrene Runner spielt, die schon öfters getötet haben, dann denke ich, daß es durchaus richtig ist, sie emotionslos zu spielen.
Wenn man ausgesprochen oft mit dem Tod konfrontiert wird, stumpft man ab. Das haben nicht nur die Soldaten des 1. Weltkrieges erlebt, auch wenn es dort sehr extrem war.
Vielleicht mag noch der erste Tote eine ungeheure Belastung sein, diese nimmt aber mehr und mehr ab, bis man sich irgendwann sagt: "Ja und?"

Guardsman

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Re: Tod, Gedärme und Wahnsinn
« Antwort #5 am: 8.08.2004 | 11:29 »
Zudem ist es ein Spiel und soll der Stressbewältigung dienen. Wenn man dann noch einen an PBS oder ähnlichem Leidenden richtig rüber bringen will, dann hat das sein Ziel verfehlt und man kann sich gleich nach jeder Session erstmal Urlaub gönnen.
Ausserdem ist diese Emotionslosigkeit für viele cool. Zeigt schon Film und Fernsehen.

Ich habe zwar gesagt, dass ich jemanden burtal umbringe, werde davon aber weder geistig noch moralisch beeinflusst.

Vorsicht mit dieser Behauptung. Das sehen viele anders. Siehe die ewige Diskussion über Gewalt in PC-Spielen, Filmen, Büchern etc.  und ihre Auswirkung auf das Verhalten der Konsumenten.

Ludovico

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Re: Tod, Gedärme und Wahnsinn
« Antwort #6 am: 8.08.2004 | 11:43 »
@Guardsman
Wie viele hochgradig aggressive Rollenspieler kennst Du, die durch das Rollenspiel erst aggressiv wurden?

Ach ja, ich muß gestehen, daß ich schon seit geraumer Zeit mit einem Drohnen-Rigger liebäugele, der Angst vor physischer Gewalt hat und auch seine Drohnen nicht für Einsätze nutzen würde, in denen sie jemanden physisch schaden sollen.

Offline Sir Mythos

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Re: Tod, Gedärme und Wahnsinn
« Antwort #7 am: 8.08.2004 | 11:50 »
hmm, also nur mit Beobachtungsdrohnen, quasi als Detektiv ;)
klingt gut, ich würde jedoch überlegen, ob er nicht gerade die drohnen nimmt, weil er selbst keine gewalt antun kann, bei den drohnen wäre das ja nicht er (an sich schon, aber er könnte sich das einreden)
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Ludovico

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Re: Tod, Gedärme und Wahnsinn
« Antwort #8 am: 8.08.2004 | 12:41 »
@Mythos
Ein Rigger ist beim Riggen die Drohne. Es wäre also kein Unterschied, ob er die Handlung mit seinen eigenen Händen durchführen würde oder über eine Drohne, da die Distanz nicht gegeben ist.

Offline Ralf

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Re: Tod, Gedärme und Wahnsinn
« Antwort #9 am: 8.08.2004 | 12:48 »
Ich widerspreche Valerie nämlich vehement, dass die Reaktion etwas mit dem System zu tun hat.
Das ganze liegt nur am SpielStil der Gruppe.

Das stimmt. Allerdings passen sich System und Spielstil oft aneinander an.
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Offline Sir Mythos

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Re: Tod, Gedärme und Wahnsinn
« Antwort #10 am: 8.08.2004 | 12:56 »
ist schon klar @ Ludovico

aber wenn sich der Rigger das einredet... hey, du glaubst gar nicht, was leute sich alles einreden können
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Guardsman

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Re: Tod, Gedärme und Wahnsinn
« Antwort #11 am: 8.08.2004 | 13:09 »
@Guardsman
Wie viele hochgradig aggressive Rollenspieler kennst Du, die durch das Rollenspiel erst aggressiv wurden?

Keinen. Aber das ist auch vollkommen irrelevant. Den:

hey, du glaubst gar nicht, was leute sich alles einreden können

Es zählt nur der Glaube der anderen. Nicht die Wahrheit.

Zur Drohnengeschichte:
Wenn die Drohne selbstständig jemanden geekt, dann kann er es sich einreden. Aber wenn er in dem Moment da drin sitzt, bildlich gesprochen, und geistig den Abzug drückt und noch durch die Kameras alles wahrnimmt, dann eher nicht.
Möglich wäre aber auch: Das er seine Drohnen vieleicht als intelligente Wesen ansieht, die zum Teil selbstständig handeln und er darauf seine "bösen" Taten ablädt. So ne Art geteilte Persönlichkeit.

Ludovico

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Re: Tod, Gedärme und Wahnsinn
« Antwort #12 am: 8.08.2004 | 13:11 »
Okay, okay!
Aber so wollte ich es nicht handhaben. Er soll keine Kampfdrohnen oder sonstige Waffen besitzen.
Außerdem sind Drohnen, wenn sie selbstständig handeln sollen, gerade im Kampf nicht gerade effektiv, wenn man nicht gerade sehr sehr viel Kohle in einen anständigen Autopiloten gesteckt hat.

@Guardsman
Meinst Du nun die Rollenspieler damit oder die Außenstehenden?
« Letzte Änderung: 8.08.2004 | 13:15 von Ludovico »

Offline Roland

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Re: Tod, Gedärme und Wahnsinn
« Antwort #13 am: 8.08.2004 | 14:47 »
Ich versuche immer wieder das grauen mitreinzubringen, und zeige auch mal Gefühle, Angst, Horror, ect.pp

Klar alles kann man nicht ausspielen, denn wenn man davon ausging müssten die Charas schon lange in der Klappse sein, aber ein wenig kann man doch schon mit einbringen...
Was sagt ihr dazu?

Es kommt auf Genrekonventionen und Spielstil der Gruppe an.

Ich betrachte SR noch immer als Cyberpunk Rollenspiel, andere spielen es eher im Stil der heroischen Fantasy. 

Meine SR Charaktere (die meist einen einigermaßen humanistisch geprägten Hintergrund hatten) haben es möglichst vermieden, anderen Personen zu schaden.

Mir würde es aber nicht einfallen, Charakteren in den meisten Fantasy Genres große Gewissenbisse zu verpassen.
« Letzte Änderung: 9.08.2004 | 14:50 von Roland »
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Teclador

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Re: Tod, Gedärme und Wahnsinn
« Antwort #14 am: 9.08.2004 | 02:54 »
@Guardsman: Nein ich sehe bei dieser Behauptung überhaupt kein Problem.

Im Gegensatz zu Gewalt in Filmen und Videospielen, ist der Einfluss von "erzählter" Gewalt (aus Büchern oder in Rollenspielen) quasi nicht vorhanden, da visuele und akustische Reize fehlen. Will heißen: Wir können erzählte Gewalt nicht wirklich unterbewußt als Model für unser Verhalten übernehmen.

Außerdem muss ich Ludovico beipflichten: Obwohl die negativen Auswirkungen Gewaltdarstellungen in Filmen und Videospielen schon lange belegt sind, ist es ebenfalls belegt, dass nur Personen auf die bestimmte Kriterien zutreffen in relevantem Maß beeinflusst werden.

Offline Haukrinn

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Re: Tod, Gedärme und Wahnsinn
« Antwort #15 am: 9.08.2004 | 14:04 »
Im Gegensatz zu Gewalt in Filmen und Videospielen, ist der Einfluss von "erzählter" Gewalt (aus Büchern oder in Rollenspielen) quasi nicht vorhanden, da visuele und akustische Reize fehlen. Will heißen: Wir können erzählte Gewalt nicht wirklich unterbewußt als Model für unser Verhalten übernehmen.

Ich denke, daß erzählte Gewalt gerade wegen der fehlenden audiovisuellen Reize viel extremere Auswirkungen haben kann als das, was Film und Computerspiel uns zeigen. Wobei natürlich auch wieder abgewägt werden muß, wieviel Fantasie und Kreativität die jeweilige Person besitzt.

Außerdem muss ich Ludovico beipflichten: Obwohl die negativen Auswirkungen Gewaltdarstellungen in Filmen und Videospielen schon lange belegt sind, ist es ebenfalls belegt, dass nur Personen auf die bestimmte Kriterien zutreffen in relevantem Maß beeinflusst werden.

Ohne hier offtopic werden zu wollen. Belege sind keine Beweise. Und die Belege für die Gewaltförderung durch Medien sind weder stichhaltig noch reproduzierbar.
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Offline Nelly

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Re: Tod, Gedärme und Wahnsinn
« Antwort #16 am: 9.08.2004 | 20:06 »
Mhm.. gerade die erzählte Gewalt, bzw. der erzählte Horror kommt so richtig heftig rüber wenn man es geschafft hat die entsprechende Stimmung aufzubauen.
Das hab ich einmal bei Ctuhullu erlebt. Ich hatte Nachts nicht mehr die Lust und Muse alleine nachhause zu gehen.

Was das Töten betrifft, so finde ich es um so professioneller wenn man so wenig wie möglich tötet.
Wenn man allerdings einen Spezi dabei hat der einfach mal so ne Handgranate auf einen belebten Platz wirft dann möchte ich nicht wissen wie das in der Realität ausschaut.
Ich glaube nicht dass ein Runner der schon viel erlebt hat sich nicht doch davor ekeln könnte.

Egal wie man es dreht und wendet, egal ob man abgestumpft sein sollte oder nicht... wenn ein Chummer draufgeht mit dem man schon Jahre befreundet war, dann finde ich es einfach nur noch richtig schlechtes Rollenspiel wenn er nicht ein wenig trauer zeigen würde.
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Offline Dash Bannon

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Re: Tod, Gedärme und Wahnsinn
« Antwort #17 am: 9.08.2004 | 20:09 »
ich denke gerade Nelly letzter Punkt, wird sehr selten, System/Setting-übergreifend in Betracht gezogen, nämlich, dass der Verlust eines Freundes Trauer hervorruft.
Ob ein Runner darüber lacht wenn er mit Hirn vollgespritzt wird sei mal dahingestellt...
Aber auch im RPG sollten gewisse Grenzen gelten, aber dieses Thema hatten wir glaube ich schon x-mal...
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Re: Tod, Gedärme und Wahnsinn
« Antwort #18 am: 9.08.2004 | 20:35 »
Mich kotzen die durchaschnittlichen Metzler und Massenmörder eher an. Ich gehe eigentlixch von derr Situation aus (als Spielleiter!), dass eine gewaltlose Problemlösung einer gewalttätigen und ganz besonders einer letalen imer vorzuziehen ist. Dazu brauche ich nicht mal irgendwas zu verbiegen- je gewalttätiger sich Menschen verhalten, desto gewalttätiger reagiert ihre UJmwelt auf sie. Je gewalttätiger sich SC's verhalten, desto gewalttätiger reagiert die Spielwelt. Der reine Schleicher wird wegen Einbruch verfolgt- normalerweise nur eine Geldstrafe dafür, höchstens fünf Jahre. Lone Star wird dem nicht all zu engagiert nach gehen. Ein Mörder hingegen droht der heisse Stuhl- und der Star kann sich auf DEINE Kosten profilieren und steht unter viel größerem Druck deinen Hintern ins Rampenlicht zu zerren. Und wenn du so dämlich bist, einen Cop um zu legen, ist es was persönliches. Da gibt's keine Verhaftung, nur einen Leichensack. Vermutlich wirst du auf der Flucht erschossen. In deinem Bett.
Es gibt wenige Dinge die mich an durchschnittlichen Rollenspielrunden so sehr ankotzt wie der standarisierte lockerflockige Wochenendgenozid- eine heile wunderschöne Welt in der blonde Recken die bösen Monster schlachten und die heißen Bräute kriegen. Es ist nicht wichtig, was für böse Monster es sind, oder was sie sonst sind. Sie sind da und sie haben nur einen Trefferwürfel und detect evil gibt den strahlenden Helden jede moralische Rechtfertigung, die sie brauchen, um ein kleines Gemetzel an zu veranstalten. Auf jede Form der Gewaltdarstellung wird verzichtet, die Helden bleiben klinisch weiss, sauber, rein. Es sind die Monster, die häßlich und dreckig sind und stinken. Aber dafür sind sie ja jetzt tot, und mit heroisch-pathetischer Musik kehren die Helden heim, unbefleckt, losgelöst von der Gewalt, rein und gut.

Sorry, aber dieses Nivaeu bringt nicht nur mein Hirn zum Wimmern, ich finde es auch abstoßend, weil mich die da hinter stehende Geisteshaltung sehr irritiert: Das Bedürfnis, nicht über die Konsequenzen der eigenen Handlungen nach zu denken... kann ja sein, das Rollenspiel eine Realitätsflucht darstellt- aber wenn Leute in eine solche Welt flüchten, in der sie Massenmörder spielen... nun dann sind vielleicht doch einige der Vorurteile Rollenspielern gegenüber gerechtfertigt. Und ist wohl Zeichen eines nicht all zu ausgeprägten Selbstbewustseins.

Was auch immer wieder sehr beschissen zu erleben ist sind die pubertierenden Kids, die sich an ihren Gewaltexessen aufgeilen... sechzehnjährige Sabatspieler mit einer Vorliebe für Geschnetzeltes. Als Kompensation für zu kleinme Penise oder was weis denn ich.

Ich verwende eine möglichst reale Gewaltdarstellung, um zu zeigen, was Gewalt eigentlich ist. Ich verwende als Spielleiter Gewalt auf drei Arten:
1.: "Das Lied der bitteren Asche": Gewaltandrohung. Zwischen Darstellung und Androhung gibt es einen meilenweiten Unterschied, auch wenn Androhung eine Darstellungsform ist und die Androhung heftiger scheint als die Bildliche Darstellung (kennt wer den Film "der Totmacher?'') der Nutzen an der Sache liegt da drin, dass man erschreckende Bilder ohne direkte Konsequenzen erstellen kann. Also, ein Großteil der Gewaltdarstellung läuft bei mir übr Psycho-Spielchen ab, wobei meine liebe Spielerschar in die gleiche Kerbe haut.
2.: "Suffer thy people" Bei Gewalt, deren Ziel die Spielercharaktere richtet, beschränke ich mich auf rein subjektive Gefühlswelten. Ich beschreibe, was der Charakter empfinden (normalerweise Schmerz), gebe aber keine Bestandsaufname der Schäden.
3.: "Das Lange Sterben": bei Gewalt gegen NSC's wird's hart. Besonders, wenn Spieler irgendwelche Leute killen, kommt es häufiger mal zum Langen Sterben. Langes Sterben heißt ein Schmutziger, Grausamer, meistens sehr blutiger Tod. Ich will, dass meine Spieler angewidert sind von ihren Charakteren, wenn diese anfangen, Leute um zu bringen. Gerade bei Gewalt von Seiten der Spieler schöne ich den Umgang kein bißchen. Actionfilmromantik empfinde ich als eine ziemlich pietätslose Gewaltverherrlichung, und auf diese will ich so weit wie möglich verzichten. Bei mir gibt es oft keine "coolen" Kämpfe- zu Mindest keine auf Leben und Tod. Es gibt nur Leid und Schmerz.

Das ist ion meinen Augen der einzuig angemesene Umgang mit Gewalt im Rollenspiel.

Preacher

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Re: Tod, Gedärme und Wahnsinn
« Antwort #19 am: 9.08.2004 | 21:07 »
@Satyr:
Zu deinem ersten Abschnitt: Volle Zustimmung.

Zum Rest: Findest Du das nicht ein wenig übertrieben? Ich meine, vieles ist dabei doch eine Frage des Spielstils. Und nur, weil der char einen Gegner mit einem kaltblütigen Spruch auf den Lippen umpustet geht doch nicht gleich die Welt unter. Wenn DU keine Actionfilme und den dort betriebenen laxen Umgang mit Gewaltdarstellungen magst, dann bleibt das voll und ganz dir überlassen.
Wenn Du jeden Kampf zu einem Horrortrip in das schlechte Gewissen der SC machen möchtest - bitte schön, hat sicher auch einen gewissen Reiz. Aber bei Shadowrun geht es (in meinen Augen) nun einmal nicht um ein psychologisch möglichst realitätsnahes Spiel - man ist ein Shadowrunner, ein Verbrecher, und als solcher begeht man nun einmal Verbrechen. Wenn jemand einen Runner spielen will, der nach jeder Schießerei mit der Konzernsicherheit 3 Monate in therapie muss, mehr Macht für ihn, aber mein Stil wäre das nicht.
Ich denke auch nicht, daß da eine Abstumpfung erfolgt. Mir für meinen Teil dreht sich bei der Darstellung von Kriegsopfern in den Nachrichten ebenso der Magen um wie bei Berichten über Morde oder Misshandlungen an Kindern. Wäre ich selbst im Krieg oder müsste in Notwehr jemanden erschießen, wäre dieser Effekt sicher noch viel schlimmer. Ich weiß nicht, ob ich das verkraften könnte, und will mir auch keine Gedanken darüber machen.
Aber aus eben diesem Grund muss ich im Rollenspiel diesen Effekt nicht bei jeder Schießerei haben. Ich spiele schließlich zum Spaß, udn dazu gehört eine Kugel mit einem flotten Spruch manchmal einfach dazu.
Ich für meinen Teil betreibe Rollenspiel jedenfalls nicht, um mich psychisch auf reale Gewalttaten vorzubereiten - und das was Du beschreibst, klingt für mich, als würde es dir genau darum gehen: Die Spieler zu jedem Zeitpunkt daran erinnern, was im realen Leben geschehen würde, wenn man auf jemanden abdrückt.
Aber Überraschung: Rollenspiel (und insbesondere Shadowrun) ist NICHT das reale Leben (keine Grundsatzduskussion zum Thema "was ist überhaupt Realität?" bitte). Und der fiktive, verbrecherische Charakter tut nun eben manchmal Dinge, die man im realen Leben nicht tun würde - deswegen ist es ja auch ein FIKTIVER Charakter.
Hey, selbst die "Star Trek - TNG"-Besatzung ist bei allem Pazifismus und aller Liebe zum Frieden manchmal dazu genötigt, in Notwehr jemanden zu töten. Auch da hat keine der Rollen längere tiefschürfende Probleme damit - und daß Star Trek gewaltverherrlichend ist wird ja wohl niemand ernsthaft behaupten, oder?


Gast

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Re: Tod, Gedärme und Wahnsinn
« Antwort #20 am: 9.08.2004 | 21:25 »
Ich meine es auch etwas allgemeiner, nicht auf Shadowrun begrenzt. SR ist allerdings ein klassisches "Sau raus lassen" Spiel und dementsptrechend besonders beliebt zum Metzeln.
Dennoch, gerade für moderne Settings gehört für mich auch der Umgang mit Gewalt- ich bin kein Freund von den coolen, durchgestylen Comicrunnern. Für mich Shadowrun  mit das härteste, was ich an Settings auf Lager habe. Ich glaube nicht, dass man Kämpfe als cool betrachten sollte. Sondern als Bedrohung.
Und ich würde nie einem Spieler vorschreiben, was ihre Charaktere empfinden. Wenn ein Spieler glaubt, dass es ihn kalt läßt, wenn der Wachmann vor ihm auf dem Boden liegt und wimmert, dabei seine Därme entleert und um Wasser bettelt... seine Sache. Allerdings spiele ich nicht mit Leuten, die so was kalt läßt (ausserr dem Krankenpfleger. Den schockt nix mehr).
 

Offline Nelly

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Re: Tod, Gedärme und Wahnsinn
« Antwort #21 am: 9.08.2004 | 21:36 »
@Preacher: Die Spieler sollten sich aber auch im klaren sein dass Shadowrun eines der tödlichsten Spiele ist, und was die Runner können, können die NSC's einfach besser!
Und das ist das was viele vergessen, die Konsequenzen!
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Offline Doc Letterwood

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Re: Tod, Gedärme und Wahnsinn
« Antwort #22 am: 9.08.2004 | 21:36 »
@Satyr

Der reale Umgang mit Gewalt - leidiges Thema in Sachen Rollenspiel...besonders bei Shadowrun halte ich persönlich es aber auch eher mit dem klassischen Actionfilm: Gewalt ist an der Tagesordnung, aber das Setting gibt mir die Freiheit, es wie einen Actionfilm ablaufen zu lassen. Schuss, getroffen, tot, Ende. Du dagegen bist am entgegengesetzten Ende des Settings, nämlich am möglichst harten Realismus. Vom System her würde ich dagegen argumentieren, dass Shadowrun ein realitätsnahes Spiel ist - vom Setting und von der Atmosphäre her jedoch KANN man es so auffassen und als SL rüberbringen, keine Frage.

Würde ich KULT oder ähnliches spielen, würde ich es als SL genauso machen wie Du es beschreibst, bis hin zur Darmentleerung.
« Letzte Änderung: 9.08.2004 | 21:38 von morebytes »
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Guardsman

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Re: Tod, Gedärme und Wahnsinn
« Antwort #23 am: 9.08.2004 | 21:39 »
@ Ludovico: Beide natürlich.

@ Crusader17: Da lief vor ein paar Wochen noch so ne Doku auf arte über Gewalt in PC-Spielen. Das einzige was stichfest nachzuweisen war: Stress! Was ja auch kein Wunder ist, wenn ich hektisch dauernd auf irgendwelchen Tasten rumhämmern muss. Bei Filmen wird es ähnlich sein, akustische und optische Stressreize treffen hierbei sogar noch auf einen total inaktiven Bewegungsapparat. Ob das gesund ist auf die Dauer, ich bezweifel es. Gewalt löst das aber noch nicht aus. Es sei den man hat gelernt Stress mit Gewalt irgendwie zu verbinden.

@ Satyr: Holla! Ok, das Gewalt erzeugt Gegengewalt-Prinzip wende ich auch an. Wirkt auch sonst etwas komisch, wenn man zerlegen kann was man will, ohne das irgendwelche Elemente der Spielwelt versuchen das zu verhindern. Ausserdem ist Gewalt elementarer Bestandteil der meisten Rollenspiele. Man siehe sich nur mal die Aufteilung der Regelwerke an. Aber solche exzessive Gewaltbeschreibungen, na das geht doch zu weit. Sicher, dass das auf die Dauer nicht zu einem psychischen Knacks bei allen Beteiligten führt?

@ Nelly: Jap. Die meisten scheinen Konsequenzen nicht mal schreiben zu können. Ein Glück das diese Spielwelt hervorragende Überwachungs- und Verfolgungstechniken bietet. Da kann man schnell nen Riegel vorschieben.

Sollte ich irgendwen/irgendwas vergessen haben. Melden. Der Überblick ist mir verlustig gegangen.

Preacher

  • Gast
Re: Tod, Gedärme und Wahnsinn
« Antwort #24 am: 9.08.2004 | 21:39 »
Für mich Shadowrun  mit das härteste, was ich an Settings auf Lager habe. Ich glaube nicht, dass man Kämpfe als cool betrachten sollte. Sondern als Bedrohung.
Auch hier gebe ich dir recht - hängt zwar auch wieder vom jeweiligen Gegner ab, aber eine Bedrohung sollte jeder Kampf sein: Ein Gossenpunk der durch Glück an eine dicke Bleispritze gekommen ist kann mit einem Glückstreffer jeden Char umlegen.

Wenn ein Spieler glaubt, dass es ihn kalt läßt, wenn der Wachmann vor ihm auf dem Boden liegt und wimmert, dabei seine Därme entleert und um Wasser bettelt... seine Sache. Allerdings spiele ich nicht mit Leuten, die so was kalt läßt (ausserr dem Krankenpfleger. Den schockt nix mehr).
Wie gesagt - die Frage ist nicht, ob das den SPIELER kaltläßt, sondern den Charakter. Und ein Söldner mit Wüstenkriegerfahrung dürfte mit so etwas weniger Probleme haben, als der frisch gefeuerte Konzern-Schreibtischmagier, der aus irgendwelchen Gründen in die Schatten eingetaucht ist.

Außerdem gilt es zu unterscheiden, ob der bloße Anblick einen schon so belastet oder das Wissen, für diese Schmerzen verantwortlich zu sein. In meiner Zeit beim Rettungsdienst habe ich auch einige üble Sachen gesehen - nicht so viele wohl wie der Krankenpfleger, aber zumindest ein paar Autounfälle und auch 2 Messerstechereien durfte ich auch schon im Nachhinein "aufräumen". Man stumpft schneller gegenüber solchen Dingen ab, als man meinen sollte. Insbesondere zynische Witze gehören in diesem Beruf meistens dazu - das ist einfach ein Abwehrmechanismus, um so etwas nicht zu nahe an sich heranzulassen.
Wenn ich den Typen mit dem Messer im Bauch, der sich gerade eingekotet hat und aus dessen Wunde ebenfalls Stuhl austritt aber selbst so zugerichtet hätte, dann wäre das wieder eine ganz andere Geschichte - dessen bin ich mir sicher. Ich wüßte nicht, ob ich das verkraften könnte.

Aber nochmal: Es hängt vom Char ab, wie dieser damit umgehen würde, und der abgehärtete Kriegsveteran hat sicher schlimmeres gesehen, als Du oder ich uns auch nur vorstellen können.

Letzlich bin ich beim rollenspielerischen Umgang mit so etwas für ein gewisses Mittelmaß: Der Spielstil den Du beschreibst wäre nicht mein Ding, ebensowenig wie der comicrunner mit der Vindicator, der sich im Terminator-Stil durch Myriaden von Gegnern metzelt. Ab und zu ein wenig "coole" Gewalt (in Tarantino- oder Stirb-Langsam-Manier) schadet nichts, aber man sollte doch ab und an auch wie Du es betreibst das Leid und die Schmerzen darstellen. Das bewirkt einerseits, daß die Spieler wirklich nicht abstumpfen und andererseits bleibt auch die Dramatik im Kampf erhalten - allein schon weil den Spielern so immer wieder bewußt gemacht wird, daß es den SC genauso gehen kann.

Edit:
@Nelly: Es kann nicht jeder Gegner alles besser als die SC - ab und an auch mal ein paar leichte Gegner dürfen es schon sein. Aber daß es immer welche gibt, die mit den SC den Boden wischen können, sollten diese in der Tat nie vergessen.
« Letzte Änderung: 9.08.2004 | 21:42 von Preacher »