@ Juhanito
Welche Hochzeit der Piraten in welcher Region meinst Du? Falls Du auf die Karibik im 17. Jahrhundert hinaus willst - die Höchstgeschwindigkeiten von Schiffen lagen zwischen 6 bis 12 Knoten, abhängig von Typ, Ladung, Bewaffnung, Feinheiten in Ausführung von Rumpf und Takelage, Witterung und Fähigkeiten der Crew.
Vergiß' mal für eine Moment die Seegefechte aus Piratenfilmen, wo die Schiffe sändig feuernd umeinander herumtänzeln. Vor der englischen Marinereform im Krieg gegen Spanien lagen die Pausen zwischen den Schüssen bei bis zu 10 Minuten, die an Bord befindlichen Kanonen hatten etliche Kaliber, die zudem in sich sehr unsauber waren - Hauptsache, das Geschoß paßte ins Rohr und es gab an den Rändern nicht zuviel Freiraum. Die Kanonengießerei war noch nicht so weit, serienmäßig hochwertige Kanonen in ausreichender Zahl zu produzieren, also nahm man das, was man hatte oder erbeuten konnte. Dementsprechend viele Geschoßkaliber mußte man mitführen, und die Kapazität war begrenzt. Deshalb feuerte man normalerweise nur mit der Absicht, die Takelage des Gegners zu zerstören und ihn damit langsamer zu machen, damit man entern konnte. Piratenschiffe hatten normalerweise deutlich mehr Mann an Bord, so daß sie im Enterkampf überlegen waren.
Gegen Kriegsschiffe sind Piraten nicht angetreten, von dieser romantischen Vorstellung sollte man sich lösen. Piraten hatten keinen Zugriff auf die neueste Technologie, wie es bei der Marine gekrönter Häupter Europas der Fall war, und sie konnten auch ihre Pulvervorräte nicht so leicht aufstocken. Außerdem hatten Piratenjäger eher wenig Bedenken, das in Zahl und Qualität der Kanonen deutlich unterlegene Piratenschiff einfach auf den Grund zu schießen, während Piraten schon allein deshalb nicht gerne feuerten, weil jeder Treffer die Beute schmälerte und man sogar in Gefahr lief, alles an die Fische zu verlieren. Piraten haben die Karibik nie beherrscht, aber sie wurden als Plage empfunden, weil es hohe Kosten verursachte, sie zu dezimieren.
Eigentlich sind Kanonen für diese Epoche noch zu vernachlässigen. Es genügt zu wissen, daß eine Fregatte der Kriegsmarine um die 20 Kanonen (zehn auf jeder Seite) hatte, mit einer Reichweite von wenigen hundert Metern und einer miserablen Trefferquote. Ran an den Feind, Enterseile rüber und auf sie mit Gebrüll, lautete die Devise. Eventuell hatte man noch ein paar Hakenbüchsen dabei, um vor dem Entern die Zahl der feindlichen Besatzung zu dezimieren oder noch eher, um diese einzuschüchtern.
Spanische Galeonen waren beispielsweise schon immer als schwimmende Burgen konzipiert, die dazu dienten, Enterangriffe abzuwehren. Später versuchte man, diese Schiffe mit einer schieren Unzahl an Kanonen auszustatten, was aber im Nachhinein ein Reinfall war - durch die vielen Kanonen war man noch langsamer und sie schreckten kaum ab. Hingegen war es sehr abschreckend, eine starke Besatzung zu haben, die in einem Enterkampf überlegen war.