Ganz ehrlich: Die schlechten Kritiken für den Film bestärken mich eher darin, Feuilleton-Kritiken nicht lesen zu müssen. Ich habe ihn gestern gesehen. Ja, die hohen Herren bemängeln, dass der Film tatsächlich spannend erzählt ist und man sogar 2-3 Mal lachen kann. Wie kann es ein Regisseur oder Drehbuchautor wagen, bei diesem Stoff die Regeln der Dramaturgie zu beachten? Die Zuschauer sollen doch nicht unterhalten werden, die müssen sich da durchquälen!
Und wer sich an einen solchen Stoff wagt, muss Antworten geben, darf nicht wertfrei schildern. So wie in der Schule jedem Kind nicht nur die Tatsachen vermittelt werden, sondern die richtige Meinung gleich noch dazu. Praktisch, dann muss man sich keine eigene Meinung mehr bilden. Dann wird es auch gar nicht mehr erforderlich, sich ernstlich damit auseinander zu setzen.
Scheiß auf diese dämlichen Kritiken. Der Film hat sich größtenteils sehr genau an die historischen Quellen gehalten, mit ein paar unbedeutenden Zugeständnissen an die Dramaturgie. Die Schauspieler spielen durchweg hervorragend, vor allem die Darstellung der Eva Braun hat mich sehr berührt. Dieser Film hat keinen erhobenen moralischen Zeigefinger, und das ist das, was ich ihm am höchsten anrechne. Trotzdem zeigt er die Ereignisse, die wichtig sind, um sich eine Meinung zu bilden, nicht nur im Führerbunker, sondern auch in der Frontstadt Berlin: 12-jährige Volkssturm-Rekruten, die sinnlos abgeschlachtet werden, fanatische SS-Schergen, die sich selbst das Leben nehmen, aber vorher in ihrem Wahn noch viele vermeintliche Fahnenflüchtige erhängen.
Und ja, einer der SS-Ärzte ist ein Sympathieträger des Films. Na und? Wenn die taz sich profilieren muss, indem sie dort eine Parallele zu "Alpha Team" und "Schwester Stefanie" konstruiert, bitte, ich halte das für billig und geradezu lächerlich. Im Lazarett sind die Verwundeten. Dort werden Arme und Beine abgesägt, dort hallen die erbärmlichen Schreie eines Mannes mit offenem Brustkorb wider. Es sind die Gräuel des Krieges, im Kontrast zu den bizarr anmutenden Ereignissen im Führerbunker und der alten Reichskanzlei. Zweifellos sehr wirkungsvoll. Ich kann mich nur wiederholen: Scheiß auf die dämlichen Kritiker.
Ich fand den Film hervorragend, und ich bin wirklich kein unkritischer Zuschauer. Und: Wer schon alles weiß, was man in diesem Film lernt, der hat wirklich ein ausgesprochen profundes Geschichtswissen.
Allerdings erfordert der Film auch eine gewisse Vorbildung. Unser Standard-Skin ohne Hauptschulabschluss wird viele Szenen nicht im richtigen Licht betrachten, weil ihm einfach das Rahmenwissen fehlt. Nun ja, hätte man das auch noch aufnehmen wollen, wäre der Film dreieinhalb Stunden lang geworden statt nur zweieinhalb.