Robin, vor Wawoozles DAG Definition hätte ich das genau so gesehen. Ich sage ja auch, das, wenn man die Story durch seinen Charakter beeinflusst (egal wie das technisch genau aussehen mag, mit Fate Punkten, Erzählrechten oder durch narrarativistische Manöver), sei Rollenspiel. Wawoozle und Ein sehen das offensichtlich anders, was mich zu TRG brachte. Eben die Pole CoSim/Brettspiel <-> Rollenspiel <-> Erzählspiel.
Dann vergiss jetzt mal jegliche Definition, fangen wir noch mal von vorne an.
Wenn du einen Charakter führst, der die Fertigkeit 'Spuren Lesen' hat und du würfelst gegen diesen Wert, dir gelingt die Probe und du verfolgst erfolgreich den flüchtigen Dieb, dann hast du mit deinem Charakter Einfluss auf die Handlung genommen und spielst deshalb ein Rollenspiel.
Wenn du aber so etwas wie Erzählrechte verwendest, dann ist das kein Teil deines Charakters, selbst wenn du einen hast. Wenn du dir ein erfolgreiches Spurenlesen erkaufst, weil du ein Story-Element erwirbst, dann ist es ein Erzählspiel.
Vielleicht nennen wir es mal nicht Fokus, sondern Werkzeug. Wenn das Werkzeug zur Einflussnahme auf das Spiel ein irgendwie simulierter Charakter und dessen Werte ist, dann handelt es sich um ein Rollenspiel; die Regeln eines Rollenspiels befassen sich primär mit der Quantifizierung und der Verwendung von Charakter-Fähigkeiten. Ist das Werkzeug zur Einflussnahme aber ein Satz Regeln, mit dem sich Plot-Elemente, Wendungen oder solche Dinge erwerben lassen, dann ist es ein Erzählspiel. Ein solches Spiel kann zwar vielleicht eine dem Spieler gehörende Hauptfigur haben, muss es aber nicht.
Du kannst nicht 'durch' einen Charakter die Handlung mittels eines Plot-Elements beeinflussen, weil Plot-Elemente nicht Teil eines Charakters sind. Wenn du Auto fährst, dann nutzt du eine dir innewohnende Fertigkeit des Auto Fahrens; damit kannst du aber nicht beeinflussen, ob z. B. während der Fahrt der Keilriemen reißt. In einem Rollenspiel würde so etwas ausschließlich passieren, weil der SL es festlegt. In einem Erzählspiel kannst du dieses Ereignis irgendwie selbst ermöglichen, doch obwohl es deinem Charakter passiert, ist es nichts, was durch deinen Charakter passiert. Hier liegt der Unterschied.
Viellecht kann man es auch so sagen: die Fragestellung, die den Rollenspieler treibt, ist 'Was kann mein Charakter als nächstes tun?', während der Erzählspieler fragt 'Was könnte als nächstes geschehen?'.
Robin