Autor Thema: Settingsklaven  (Gelesen 11318 mal)

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Offline Selganor [n/a]

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Settingsklaven
« am: 30.09.2004 | 22:33 »
Ein Phaenomen das besonders bei den "grossen" Settings (z.B. Aventurien, Forgotten Realms, World of Darkness) zu beobachten ist sind die "Settingsklaven"

Spieler oder Spielleiter die sich sklavisch an alle "offizielle" Informationen halten (wollen) und sich nicht trauen irgendwelche "weissen Flecken" (sofern vorhanden) selbst zu fuellen ("Es kann ja noch was offizielles dazu rauskommen") oder selbst zu aendern ("Dann ist das was ich ja mache 'falsch'")

Wie haltet ihr es mit Settings bzw. was haltet ihr von "Settingsklaven"?
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Offline Suro

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Re: Settingsklaven
« Antwort #1 am: 30.09.2004 | 22:40 »
Ich könnte es ja garnicht haben genau nu rnoch Informationen zu spielen...wenn irgendwo in einem festen Setting noch was frei ist, dnans piele ich da.Ich hab in den FR auch mal in wie heisst der Dschungelkontinent? Kult? gespielt, weil da sogut wie nix drüber drin stand.
Aber ich denke als Spieler bei so einem Spielleiter hat man auch nicht viele Probleme.Außer er verlangt von einem Geographie un Politik udn was weiss ich Kentnisse, die nur aus den Büchern stammen.
Wenn allerdinsg solche Leute bei einem spielen....ich hab das noch ncht gemacht...aber ich stell mir das als Sl nicht so schön vor ;) (mecker, in de Stadt steht ein Cpqx4 Tempel, da kann laut Setting kein Tempel von Ypz² vorkommen etc.).Da sist ja dann schon so Rules-Lawyer mässig, nur halt aufs Setting bezogen.

Aber zur Zeit spiel ich eh in meinen Welten.Da gibts keine Weissen, sondern eher Bunte flecken auf weissem Grund
;)
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Offline Haukrinn

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Re: Settingsklaven
« Antwort #2 am: 30.09.2004 | 22:51 »
Wie haltet ihr es mit Settings bzw. was haltet ihr von "Settingsklaven"?

Ich halte davon ... egal ob als Spieler oder SL ... nicht die Bohne.

Aus Spielersicht steht mir das Setting evtl. bei der Entwicklung und Entfaltung meines Charakters im Weg. Ich habe dabei kein Prolem, meinen Charakter stimmig in eine Welt einzufügen. Ich habe aber etwas gegen "Das geht nicht, den im Clanbuch HasseNichGelesen steht über Blutlinie SaugMichAus...". Außerhalb von Cons hatte ich damit aber bisher ehrlich gesagt noch kein Problem, weil alle meine Spielleiterinnen und Spielleiter das glücklicherweise genauso sehen wie ich. Und auf Cons setzt genau da der Zeitpunkt ein, an dem ich aufstehe und mir eine andere Spielrunde suche.

Aus SL-Sicht achte ich natürlich schon darauf, daß das Setting eingehalten wird. Aber ich habe bis jetzt noch jeden Charakter in meine Kampagnen integrieren können (wobei ich aber auch zuvor beschreibe, was ich mir bei der Hintergrundwelt so vorstelle). Wer meinen Vorstellungen völlig zugegen läuft, findet meist auch keinen Spaß an unserem Spiel und taucht deshalb selten mehr als einmal bei uns auf.

Summasumarum - ich kenne das von Dir geschilderte Problem, bin aber so dreist zu behaupten, daß man sich mit solchen Leuten nicht auseinander setzen muß, wenn man nicht selbst zu dieser Fraktion gehört.
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Re: Settingsklaven
« Antwort #3 am: 30.09.2004 | 22:51 »
Ich kann nachvollziehen, was dahinter steht.
Wenn man ein bestimmtes Setting in der Hand hat und dabei ein "Wow!-Gefühl" hat, dann will man das auch irgendwie bewahren. Man liest zu diesem Setting was man halt lesen kann, und es wird- wie viele Dinge, mit denen man sich intensiv beschäftigt- wichtig für einen. Wenn dann irgendso'n Möchtegern-SL daher kommt und einfavch weil er sich erdreistet, die Spielwelt nicht so toll zu finden oder sich nicht so inmtensiv mit ihr auseinandergesetzt zu haben wie man selbst, dann wird da ein inneres Bild gestört und das Setting, dass einem ja so wie es war sehr gut gefallen hat, leidet. Wenn das zu oft passiert (oder besonders plump) dann setzt eion gewisser Schutzmechanismus in Kraft und man überreagiert schnell und fast etwas paranoid.
Künstlerische Frteiheit ist eine schöne Sache, gerade als Spielleiter. Aber man muß immer da drauf achten, was andren Leuten wichtig ist, und dazu gehört bei vielen Leuten der Hintergrund. Ich habe es bei mir selbst erlebt (Hobbits in Aventurien...), dass so eine "Weltzersetzung" einem wirklich den Spaß am Spiel rauben kann.  Wenn das jemandem in der Spielrunde wichtig ist, sollte man vermerkt drauf achten. Genauso wie man da drauf achtet, dass manche Leute nicht mit Rauchern in einem Zimmer sitzen wollen, kein Fleisch essen, oder gerne Krieger spielen. Es ist netter, wenn man nett zu einander ist.

  

Offline Enkidi Li Halan (N.A.)

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Re: Settingsklaven
« Antwort #4 am: 30.09.2004 | 22:53 »
Das ist genau der Grund, warum ich irgendwann (vor Jahren) DSA geschmissen hab. Ich fand's echt nervig, dass jeder Quadratzentimeter Bauernacker eine Beschreibung, eine Karte und Spielwerte hatte.
Regelwerke und Quellenbücher sind nützlich- aber sie sollen die Fantasie anregen, nicht plattmachen. Da kann ich auch Wanderkarten sammeln oder Reiseführer lesen... nee, das ist nichts für mich. Ich liebe Settings, die einem ein Gerüst bieten, man sich aber alles Spannende zwischen den Zeilen erschaffen muss.

Offline Vale waan Takis

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Re: Settingsklaven
« Antwort #5 am: 30.09.2004 | 23:02 »
Irgendwie haben alle Vorredner irgendwo recht... :-\

Wenn alles festgeschrieben ist fehlt die Freiheit selbst was zu machen, wenn aber einer drin herum fuhrwerkt dann kann er damit anderen ganz schön den Spass versauen.

Mir persönlich sind zu viele festgelegte Sachen ebenfalls ein Graus, ich brauche die weißen Flecken oder Spieler die sich in dem Setting nicht auskennen.
Bisher hatte ich damit zum Glück eher wenige Probleme.

Das Sapce Gothic Setting hatte ich beispielsweise kurzfristig völlig über den Haufen geworfen, da die Spieler das Setting aber nciht kannten war es kein Problem...

Bei Mittelerde ging es mir genau andersrum, ich hatte damals wenig Plan vom ersten oder zweiten Zeitalter, ist halt nur blöd wenn alle anderen mehr wissen (aber da war ich nur spieler)

Ich denke durch vorherige Gespräche lassen sich viele Probleme in diesem Bereich vermeiden...
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Offline Dash Bannon

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Re: Settingsklaven
« Antwort #6 am: 30.09.2004 | 23:03 »
ich habe da gemischte Gefühle sach ich mal...
also einerseits sind Settings da um modifiziert zu werden...allerdings nicht bis zur Unkenntlichkeit.
Die Macher haben sich schliesslich ihre Gedanken über das Flair ihres Settings gemacht und wenn man sich für das Setting 'Aventurien' entscheidet, sollte dass, trotz aller Modifikationen, noch Aventurien sein und nicht die Realms oder Mittelerde.

Allerdings gilt wohl der Grundsatz (für mich), wenns für die Story und vor allem den Spielspaß erforderlich ist, dann ändere ich das Setting auch oder besser passe es an die speziellen Bedürfnisse meiner Gruppe an.
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Offline Bentley Silberschatten

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Re: Settingsklaven
« Antwort #7 am: 30.09.2004 | 23:06 »
Ich oute mich zumindest mal als ehemaliger Settingsklave!

Früher hab ich die Forgotten Realms von West nach Ost und von Nord nach Süd gekannt. Das umfasste nicht nur die arg strapazierten Herzlande sondern auch die anderen Bereiche und die Settings die ebenfalls auf Toril angesiedelt waren. Ich habe keine Rücksicht auf weise Flecken genommen. Die hab ich selbst immer voll bekommen.

In dieser Kampagne hatte ich das Gefühl das wir in einer Komplexen Welt unterwegs sind. Und das bedeutet für mich halt mehr als nur andere NPCs in anders angelegten Städten zu treffen.

Damals fand ich das gut, weil ich auf Cons oder anderen FR Spielleitern oft das Gefühl hatte das es absolut kein Unterschied macht, ob man gerade in Waterdeep oder in Cormyr ist. Fantasy Städte waren sowas von auswechselbar das ich das einfach leid war.

Offline ragnar

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Re: Settingsklaven
« Antwort #8 am: 30.09.2004 | 23:18 »
Das ist genau der Grund, warum ich irgendwann (vor Jahren) DSA geschmissen hab. Ich fand's echt nervig, dass jeder Quadratzentimeter Bauernacker eine Beschreibung, eine Karte und Spielwerte hatte.
Regelwerke und Quellenbücher sind nützlich- aber sie sollen die Fantasie anregen, nicht plattmachen. Da kann ich auch Wanderkarten sammeln oder Reiseführer lesen... nee, das ist nichts für mich. Ich liebe Settings, die einem ein Gerüst bieten, man sich aber alles Spannende zwischen den Zeilen erschaffen muss.
Dem kann ich 100% zustimmen! Abgesehen davon das ich Aventurien auch noch als SL aufgegeben habe, nachdem ich einen Reiseführer von Spieler dabei hatte, der die Welt nur (dafür scheinbar aber umso ausgibieger) aus Romanen kannte.

Preacher

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Re: Settingsklaven
« Antwort #9 am: 30.09.2004 | 23:22 »
Kommt eben drauf an, WIE SEHR darin rumgefuhrwerkt wird. Wenn etwas nicht stimmig ist, gerade bei Kleinigkeiten kann man es ja verändern, ohne gleich die ganze Spielwelt über den Haufen zu werfen. Aber zu viel ist auch hier nicht gut.

Beispiel (aus dem Nossi-Herdentiere-Thread, der wohl Anlaß für diesen hier war)

Wenn der SL sagt "Dein Nossi kann kein Einzelgänger sein, weil die nie welche sind" find ich das einfach dämlich. Da wird nicht nur keinerlei Flexibilität bewiesen, sondern Clans werden auf ein bloßes Stereotyp reduziert und ihnen jegliche Individualität abgesprochen. Selbst wenn das so in den Quellenbüchern/Regelwerken stünde, würd ich das ohne zu zögern über Bord werfen.

Wenn es andererseits heißt "Bei mir sind alle Nossis wunderschön und können fliegen" würd ich mich auch beschweren - das würde wiederum alle Spezifikationen die der Clan nun mal hat negieren und ein wesentliches Element des Settings zunichte machen.

Ist zwar recht speziell, aber ich denke, es wird deutlich, was ich sagen will.
« Letzte Änderung: 1.10.2004 | 11:31 von Preacher »

Offline Dash Bannon

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Re: Settingsklaven
« Antwort #10 am: 30.09.2004 | 23:24 »
Aventurien scheint da ja auch ein sehr krasses Beispiel zu sein, den dort scheint ja nun wirklich, so weit ich weiss, jeder Flecken beschrieben zu sein.
Ich finde das ein interessantes Setting einen gewissen Spielraum für die einzelnen Gruppen lassen sollte, also eben nicht alles bis in kleinste Detail beschreiben...
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Offline Azzu

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Re: Settingsklaven
« Antwort #11 am: 30.09.2004 | 23:26 »
Bei mir äußert sich dieses Phänomen gelegentlich darin, dass meine Abenteuer gerade in den "weißen Flecken" auf der Karte spielen, um zu verhindern, dass die Charaktere das gegebene Setting auf den Kopf stellen  ;).

Offline Vale waan Takis

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Re: Settingsklaven
« Antwort #12 am: 30.09.2004 | 23:28 »
andererseits scheinen sich aber gerade solche quellenbücher großer beliebtheit zu erfreuen, die eben einzelnen völker/städte/landstriche/regionen genauer beschreiben
Auch ich finde es schön wenn ich in einem setting zu bestimmten dingen mehr informmationen bekommen kann. Wenn mir als SL Arbeit abgenommen wird und der Spieler Anregungen bekommt. Man darf sich nur nicht zu sehr daran binden, man muss auswählen können was man mag und was nicht, aber das erfordert das sich alle in der gruppe darüber irgendwie einig werden


(so jetzt hab ich doch noch was gepostet dorin, aber jetzt...*gähn*)
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Offline Dash Bannon

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Re: Settingsklaven
« Antwort #13 am: 30.09.2004 | 23:33 »
'Anregungen' ist das richtige Wort...
genau das sollte doch gegeben sein + Informationen die man sich nicht aus den Fingern saugen möchte (Einwohnerzahl/Klima, etc...)
aber ansonsten kann doch noch Spielraum übrig sein, bzw. ansonsten sollte noch Spielraum sein...
finde ich
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Offline Enkidi Li Halan (N.A.)

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Re: Settingsklaven
« Antwort #14 am: 30.09.2004 | 23:35 »
Tapferer Vale ;-)

Deshalb mag ich z.B. Earthdawn. Da sind viele Beschreibungen aus der Sicht von Charakteren der Welt beschrieben, und damit die Meinung oder Erfahrungen von Figuren aus der Welt. Ich kann also als SL locker entscheiden, ob das gesagte richtig oder falsch ist, je nachdem, was in mein Setting paßt. Nichts erhebt den Anspruch endgültig zu sein, sondern beruht auf Geschichten, Erfahrungen und Hörensagen von Charakteren.

Offline Bitpicker

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Re: Settingsklaven
« Antwort #15 am: 1.10.2004 | 10:29 »
Ein Phaenomen das besonders bei den "grossen" Settings (z.B. Aventurien, Forgotten Realms, World of Darkness) zu beobachten ist sind die "Settingsklaven"

Spieler oder Spielleiter die sich sklavisch an alle "offizielle" Informationen halten (wollen) und sich nicht trauen irgendwelche "weissen Flecken" (sofern vorhanden) selbst zu fuellen ("Es kann ja noch was offizielles dazu rauskommen") oder selbst zu aendern ("Dann ist das was ich ja mache 'falsch'")

Wie haltet ihr es mit Settings bzw. was haltet ihr von "Settingsklaven"?

Bei mir liegt die Sache etwas anders: ich spiele zwar gerne in den weißen Flecken, aber ich versuche, alle für mich verfügbare offizielle Information, die darauf verweist, zumindest einzubeziehen. Z. B. bereite ich gerade eine Werwolf-Kampagne im Jahr 438 vor (es geht um die 'Invasion' Britanniens durch die Angelsachsen), was von WW nicht abgedeckt ist, aber ich durchforste trotzdem Quellen wie relevante Tribebooks, natürlich W:TDA usw., auch halbwegs zeitbezogene Quellenbücher der anderen Reihen, um eine zu der offiziellen WoD passende Historie zu bauen.

Wenn ich in offiziell abgedeckten Setting-Teilen spiele, versuche ich ebenfalls, alle 'Kanon'-Informationen zu berücksichtigen, außer, sie sagen mir absolut nicht zu. das einzige, was ich absolut ignoriere, ist der WoD-Metaplot, weil der so abgrundtief bescheuert ist und ich grundsätzlich keinen diktierten Metaplot haben will, bloß vorgegebenes Startmaterial. Das werte ich aber eingehendst aus, und zwar deshalb, weil das Ergebnis dann um Längen vielschichtiger ausfällt, als wenn ich alles selber mache.

Bei anderen Spielen mache ich mehr selbst, z. B. weiche ich in Kult zuweilen stark von der vorgegebenen okkulten Wahrheit des Settings ab, weil diese mir zu flach ist und den Horror auf bloßen Splatter reduziert. In SLA Industries ist das Setting nicht griffig und stimmig genug, also erweitere ich es. Aber ich werfe ein Setting nie ganz weg, wenn ich es spielen will, denn da bliebe ja auch nichts übrig, weil ich ja schon die Regeln grundsätzlich ignoriere...

Robin
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Offline yossarian

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Re: Settingsklaven
« Antwort #16 am: 1.10.2004 | 12:33 »
Das Problem von extrem sorgfältig ausgearbeiteten Settings ist, dass sie eine gewisse Stabilität voraussetzen, wenn sie ihren Wert behalten sollen. Wer weiter in WoD spielen will, darf die Tremere nicht ausrotten, wer auf Aventurien abenteuern will, darf Gareth nicht verschwinden lassen oder den Kaiser umlegen, weil spätere Produkte dann nicht oder nur noch schwer spielbar sind.

Zum Rollenspiel gehört aber m.E. die Möglichkeit, das Machbare umsetzen zu können. Wenn die Spieler das Gefühl haben, dass sie den Kaiser nicht umlegen können, "weil er noch gebraucht wird", auch wenn sie allein mit ihm auf der Lichtung stehen und nichts und niemand etwas dagegen unternehmen könnte. Genauer ausgefeilt ein Setting ist und je mehr tragende Pfeiler es gibt, desto mehr heilige Kühe laufen herum, mit denen die Spieler nicht frei umgehen können, weil sie in ihrem settingkonformen Zustand noch gebraucht werden. In Aventurien wäre es schon unmöglich, eine kleinere Stadt verschwinden zu lassen, weil Aventurien eben so detailliert ist, und viele Sachen mit einander veknüpft sind.

Daher ziehe ich eher schwammige Settings vor, oder aber eben die eigenen...wenn die Spieler hier eine tragende Säule umhauen, kann ich selber entscheiden, wie ich mit dem "Schaden" umgehe und muss nicht später Kaufprodukte verändern.

Was die Rechthaber angeht: Umgehen oder (z.B. auf Cons, wenn man sie nie wieder sieht und man glaubt, das der Rest der Spielrunde damit klarkommt oder es sogar witzig findet) schocken: "Im Gepäck des Rotorks des Sowossama-Clans vom Geviert des schnelles Speers, den Du so schön als Späher der heiligen Fettwanne identifiziert hast (mit seinen Spielwerten, wohlgemerkt), findet Ihr neben dem normalen Orkgedöns (und, wie Du richtig bemerkst, einem Amulett der Fettwanne) eine zerdrückte Bierdose..." Manchmal reicht das schon als Signal, dass der Spielleiter die Hoheitsrechte hat, auch wenn man in einem überdefinierten Setting wie Mittelerde spielt.

Offline Bitpicker

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Re: Settingsklaven
« Antwort #17 am: 1.10.2004 | 17:01 »
Mit dem Umschmeißen von Setting-Informationen im Spiel hatte ich noch nie Probleme. Meine V:TM Kampagne in Berlin sollte z. B. in die heiße Phase treten, nachdem die beiden Prinzen augenscheinlich vernichtet worden waren. Aus Gründen, die nicht mit dieser Plot-Entwicklung zu tun haben, ist es leider nicht mehr viel weiter gegangen...

Für mich ist ein Setting ein Startpunkt. Ich kann Metaplot nicht leiden, weil er später Einfluss nimmt, wenn jeder Einfluss nur noch von mir als SL und den Entscheidungen meiner Spieler ausgehen soll. Von dem Startpunkt aus ist aber alles frei. Wenn also in einer historischen Kampagne die SC Tremere vor der Diablerie vernichten würden, so be it.

Noch ein Wort zu Spielern; ich halte Wissen über das Setting über das der Charaktere hinaus gerne fern von meinen Spielern, denn selbst wenn der Spieler versucht, zusätzliches Wissen zu unterdrücken, gelingt das nicht immer. Es braucht gar nicht so zu sein, dass der Spieler mir wegen 'besserer' Settingkenntnisse widerspricht, es kann schon in kleinen Details lästig sein, wenn Spieler zu viel wissen. So tauchte in der oben angeführten Kampagne einmal der Begriff 'Niktuku' auf, den die Charaktere nicht kannten und aus dem Zusammenhang für den Namen eines Individuums hätten halten müssen; da aber einer der Spieler Bescheid wusste, lenkte er die Gruppe gleich in die richtige Richtung, ohne zu merken, dass er Spielerwissen verwendete.

Robin
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Offline Lord Verminaard

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Re: Settingsklaven
« Antwort #18 am: 1.10.2004 | 17:06 »
Ich denke, man sollte da als Spieler auch ein bisschen anpassungsfähig sein. Kommunikation ist das Stichwort! Ich persönlich kenne mich z.B. einigermaßen gut in Aventurien aus, vielleicht nicht so gut wie andere, aber immerhin. Wenn ich als SL mit einer Gruppe von eingefleischten DSA-Fans spiele, weiß ich, dass sie gewisse Erwartungen an das Setting haben und dass diese Erwartungen enttäuscht würden, wenn ich einfach wie die Axt im Walde alles ändern würde. Darauf nehme ich Rücksicht, selbst dann, wenn es allein um Erwartungen der Spieler geht und nicht um das Wissen der Charaktere. Andererseits sage ich ihnen auch, dass ich mit dem Metaplot nicht übermäßig vertraut bin und sie sich darauf bitte nicht zu sehr verlassen dürfen. Damit sollen sie dann gefälligst leben.

Umgekehrt spiele ich im Moment mit einer Gruppe, wo niemand sich besonders gut in Aventurien auskennt und auch kaum die Wahrscheinlichkeit besteht, dass sie auf Cons oder in anderen Runden noch mal DSA spielen werden. Dort nehme ich mir deutlich mehr Freiheiten heraus und nutze die Quellenbücher lediglich als Inspirationsquelle (wofür sie auch ganz gut taugen).

Wenn ich als Spieler in eine Runde käme, in der der SL von Anfang an ansagt, dass er wenig Ahnung vom offiziellen Hintergrund hat bzw. diesen nicht zu beachten gedenkt, muss ich mir halt überlegen, wie ich damit umgehe. In einer Runde mit einem SL, der sich an das offizielle Aventurien hält, hätte ich vielleicht eher einen gebildeten Charakter gewählt, um mein Wissen einbringen zu können. So aber würde ich wohl eher einen ungebildeten Charakter spielen.

Was eine absolute Unsitte ist, sind Spieler, die den SL ständig über das Setting und den Metaplot belehren wollen, und am besten noch über die Rolle der NSCs, oder gar die anderen Spieler über die Rolle ihrer Charaktere ("Du bist ein Rondrageweihter, und ein Rondrageweiter muss..." *kotz*). Das sind wirklich "Settingsklaven" im negativsten Sinn. :q
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Re: Settingsklaven
« Antwort #19 am: 1.10.2004 | 17:06 »
Nachdem ich meine Meinung in Kurzform schon im Nossi-Thread wiedergegeben hab, hier mal eine etwas ausführlichere Version:

Grundsätzlich gehört das Setting mir bzw meiner Gruppe, die Information im Buch hat keinen größeren Wert nur weil es "offiziell" ist. Wenn etwas dem Spielspaß im Weg steht dann wird das geändert. Dem sind sich meine Spieler aber auch bewußt, und jede Änderung wird vorher auch besprochen, damit sich auch keiner überfahren fühlt. (Das gilt übrigens auch für das System, nicht nur das Setting.)

Die Idee das die Vision des Authors in irgendeiner Weise mehr "Gewicht" hat als unsere finde ich lächerlich, und ich hab zuviele Setting-Lawyer getroffen und von denen das Spiel ruiniert bekommen, um mit solchen Leuten zu spielen. Ein SL der solche Züge hatte hat mir für lange Zeit das WoD spielen ausgetrieben, und die Erfahrung hat mir gereicht.

Fazit: Alles kann bei uns geändert werden, aber keiner wird davon überascht.

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Re: Settingsklaven
« Antwort #20 am: 1.10.2004 | 17:17 »
Weiß nicht, für mich waren Settings immer nette Ansatzpunkte um den Rest mit Farbe zu füllen.
Für Anfängergruppen ein festes Setting, dessen Grundkonzept Sie in den Regeln nachlesen konnten.
Wenn Sie fortgeschrittener waren, das Setting als grobe Rahmenhandlung oder Ort, mit ein paar Sachen die übernommen wurden und dem Rest, welcher frei ausgestattet wurde.

Settingfetischisten hätten bei mir ganz schlechte Karten, da ich grundsätzlich frei leite und mir das Setting dann schnurz piepe egal ist. Es wird durch persönlcihe Spielleiterwillkühr so abgeändert, das es jetzt zu diesem Abenteuer passt und dann im nächsten Abenteuer vieleicht wieder geändert.

Hey, hier gibt es Magie, die kann über Nacht alles ändern.
Wer schweigt stimmt nicht immer zu.
Er hat nur manchmal keine Lust mit Idioten zu diskutieren.

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Re: Settingsklaven
« Antwort #21 am: 2.10.2004 | 00:32 »
Als Spieler möchte ich gerne ein detailreiches, in sich schlüssiges Setting haben. Ich möchte nicht nur wissen, ob die Flagge von Königreich X rot oder blau ist, sondern auch, welches Wappentier (oder wasweißich) darauf zu sehen ist; ich möchte wissen was diese landestypische Speise ist, die mir dort vorgesetzt wird, wie die Leute ihre Haare tragen, warum Metallwaren hier so billig sind und woher dieser jahrzehntelange Konflikt herrührt, den Land X mit Y hat. Ich bestehe nicht darauf, dass jede Kleinigkeit wirklich so ist, wie ich es mal irgendwo gelesen hab, denn es geht mir nicht um absolute "Korrektheit", sondern schlicht um eine gewisse Informationsfülle, damit ich mir die Welt überhaupt plastisch vorstellen kann.

Ob diese Informationen aus offiziellem Material stammen oder von einem engagierten SL, der sich das alles oder teilweise selber ausdenkt, ist nebensächlich. (Bequemer ist freilich Ersteres, weil ich mich dann selber informieren kann, statt dem SL dauernd nervige Detailfragen zu stellen.)

Ich habe deshalb gar nichts dagegen, wenn der SL Offizielles abändert oder weiße Flecken füllt - wenn er dabei auch genügend Stoff liefert (oder von Spielerseite aus zulässt; geht ja auch), dass man sich dort halbwegs "auskennen" und "zuhause fühlen" kann. Wenn das Spiel dagegen eher im leeren Raum stattfindet, wo es über eine Stadt nichts weiter zu sagen gibt als wie viele Einwohner sie hat und ob dort eher Orks oder Hobbits wohnen - nein danke. In diesem Fall ziehe ich ganz ehrlich einen "Settingsklaven" vor; zu wenig Information finde ich nämlich nicht fantasiefördernd. ;)

Nick-Nack

  • Gast
Re: Settingsklaven
« Antwort #22 am: 2.10.2004 | 01:17 »
Da ich vor allem in Aventurien unterwegs bin (sowohl als Spieler, als auch als Spielleiter), will ich einmal für genau definierte Welten sprechen:
Auf Cons hat das alles den Vorteil, dass man den Spielern nicht Stunden lange Einleitungen geben muss, sondern die Spieler ihre Helden so viel leichter ins Abenteuer springen ("Khunchom? Da war Alrik schonmal! Er hat recht gute Verbindungen zur Akademie dort."). Und wenn einem etwas nicht passt, kann man immernoch intervenieren: "Tut mir leid, das passt mir nicht so rein. Hast du vielleicht noch einen anderen Helden bei Hand?"
In Kampagnen ist es hingegen eine wichtige Inspirationsquelle: Statt sich als Spielleiter 50.000.000 NSCs aus den Fingern saugen zu müssen, hat man sie schon ausgearbeitet vorliegen, baut noch das ein, was man braucht, und schon hat man eine lebendige (weil von vielen Quellenbandautoren durchdachte) Welt. Bei Kampagnen darf man allerdings meiner Meinung nach nie den Fehler machen, zu viel Rücksicht auf die Welt zu nehmen: Man sollte sich nur gut überlegen, welche Auswirkungen auf die Welt das hat, was die Helden gerade Kaiser Hal angetan haben.

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  • Gast
Re: Settingsklaven
« Antwort #23 am: 2.10.2004 | 09:51 »
Für mich ist das Setting nur ein Vorschlag der Autoren, wie man das ganze aufziehen kann, aber nicht muss. Ich verändere, was mir nicht passt, aber ich vermeide es ein Setting kaputt zu machen. Dann kann ich auch direkt was anderes spielen.

Ich handhabe es dabei dann so wie Robin. Ich baue mir aus dem offiziellen Material meinen Startpunkt zusammen, aber ab dann geht es so weiter wie sich das in der Kampagne ergibt. Egal was dabei rauskommt.

Wenn sich dabei dann Entwicklungen ergeben, die die offizielle Geschichte des Settings so verändern, dass es nicht mehr mit offiziellem Material kompatibel ist, dann akzeptiere ich das so. Das Setting, in dem ich spiele ist immer auf eine Gruppe zu geschnitten. Und selbst wenn ich mit zwei verschiedenen Runden, die gleiche Kampagne spielen würde, wäre es nicht das gleiche, denn beide Runden bekommen ihre eigene Version. Das ergibt sich allein schon dadurch, dass ich frei leite.
« Letzte Änderung: 2.10.2004 | 10:08 von Ein »

Romaal

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Re: Settingsklaven
« Antwort #24 am: 2.10.2004 | 10:06 »
Naja, man muss halt auch daran denken, dass grad mit D&D und DSA ein haufen Newbs anfangen und die können halt nun mal nicht aus dem Stegreif alles selbst erfinden.
ich persönlich halte mich gern an Hintergrundinformationen und ändere sie nur, wenn es Sinn macht oder mir meine Arbeit erleichtert.