Autor Thema: Moddhertang oder "Deutsch-Quote fürs Rollenspiel?"  (Gelesen 17148 mal)

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Offline Azzu

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Re: Moddhertang oder "Deutsch-Quote fürs Rollenspiel?"
« Antwort #50 am: 10.12.2004 | 19:48 »
Nein. Nein! Sag mir bitte, dass das nicht die deutsche Übersetzung für "frog crotch arrows" ist! Sogar Babelfish liefert eine (geringfügig) bessere Übersetzung als das!
Oh Gott, dieser Schmerz...

Doch! :puke:

Igor wollte die Dinger "Schlangenzungenpfeile" nennen, weil Schlangenzungen gespalten sind, und der tierische Kontext halbwegs erhalten bleibt. Das hätte ich nachvollziehen können. F&S konnte das offensichtlich nicht.

Zitat
Was hat sich Feder und Schwert eigentlich dabei gedacht? Sind die wirklich der Meinung, jemand könne diesen Übersetzung irgendwas abgewinnen oder sind die einfach nur dumm?

Wenn du dir einmal auf der Webseite von F&S durchliest, wie die Verantwortlichen dort ihr sprachliches Genie feiern, wirst du zu dem Schluss kommen: Die wissen nicht, was sie tun, halten sich dabei aber für die Größten.

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Re: Moddhertang oder "Deutsch-Quote fürs Rollenspiel?"
« Antwort #51 am: 10.12.2004 | 20:11 »
Igor wollte die Dinger "Schlangenzungenpfeile" nennen, weil Schlangenzungen gespalten sind, und der tierische Kontext halbwegs erhalten bleibt.
Das wäre eine wesentlich bessere Übersetzung gewesen. Wieso wird der Mann eigentlich angeheuert, wenn man ihn nichtmal seine Arbeit machen lässt?  ::)


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Re: Moddhertang oder "Deutsch-Quote fürs Rollenspiel?"
« Antwort #52 am: 13.12.2004 | 16:01 »
Feder und Schwert hat leider sehr seltsame Ansichten darüber, was eine gute deutsche Übersetzung ist und was nicht. Aber ehrlich gesagt: Ich hab ein paar von denen kennengelernt und hatte den Eindruck, daß die sich ohnehin für die Größten halten. Sogar Ironie ist von denen ziemlich abgeprallt...

Und die Vampire-Übersetzung hat schon zu echten Schwierigkeiten geführt: Strength - Körperkraft und Potence - Stärke... leider hab ich Strength ständig mit "Stärke" übersetzt...
Zitat von: William Butler Yeats, The Second Coming
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Offline Azzu

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Re: Moddhertang oder "Deutsch-Quote fürs Rollenspiel?"
« Antwort #53 am: 13.12.2004 | 23:02 »
@Leonie: Der "Diabolist" bei VtM wurde in der Übersetzung stellenweise zum "Teufelsanbeter", was auch für heillose Verwirrung gesorgt hat  ;).

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Re: Moddhertang oder "Deutsch-Quote fürs Rollenspiel?"
« Antwort #54 am: 14.12.2004 | 15:11 »
Feder und Schwert hat leider sehr seltsame Ansichten darüber, was eine gute deutsche Übersetzung ist und was nicht. Aber ehrlich gesagt: Ich hab ein paar von denen kennengelernt und hatte den Eindruck, daß die sich ohnehin für die Größten halten. Sogar Ironie ist von denen ziemlich abgeprallt...

Von den Ollis im allgemeinen aber nicht...
Die habe ich als freundliche, humorvolle und kompetenten Gesprächspartner kennen gelernt...

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Re: Moddhertang oder "Deutsch-Quote fürs Rollenspiel?"
« Antwort #55 am: 14.12.2004 | 15:36 »
Übersetzten können sie trotzdem nicht.  ;)
Das hat dazugeführt, dass ich kein übersetztes Werk von F&S mehr kaufe. Das kann aber jeder halten wie er will.
Wie man es besser macht sieht man bei UA, wo die Übersetzter einfach mal fragen wir haben Probleme mit Wort x. Wie würdet ihr es übersetzten?

Offline Boba Fett

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Re: Moddhertang oder "Deutsch-Quote fürs Rollenspiel?"
« Antwort #56 am: 14.12.2004 | 15:56 »
Naja, die Fragestellung von UA tauchte aber auch in einem Forum mit ziemlich hohem Gesprächsniveau auf, wo Tim schon damit rechnen konnte, dass die Antworten inhaltlich sinvoll waren.
Und bei Tim ist es ein Regelwerk und nicht 1 Werk nach dem anderen...

Die WoD hat viel mehr Aufmerksamkeit, dementsprechend käme dort ein Poll zu ganz anderen Ergebissen.
Wahrscheinlich würden die F&S Leute mit Unsinn erstmal zugeschwallt...
Grundsätrzlich finde ich die Übersetzungen von F&S nicht schlecht. Es gibt sicherlich einige Begriffe, die ich anders übersetzt hätte, aber das kommt mir eigentlich bei jedem System unter.
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Offline Arbo

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Re: Moddhertang oder "Deutsch-Quote fürs Rollenspiel?"
« Antwort #57 am: 17.12.2004 | 09:34 »
Hi mal wieder!

Mal weg von den Übersetzungen ist mir mehr oder weniger noch (wieder) ein Gedanke zum Thema gekommen, der mich eignetlich auch dazu veranlasst hatte, meinen Anfangsbeitrag zu schreiben.

... derzeit lese ich ein wenig Terry Pratchett, den ich Anfangs wie der Teufel das Weihwasser gemieden habe. Ein Hauptgrund dafür waren u.a. die "komischen" Namen, wie Mumm, Karotte oder T.M.S.I.D.R. Schnapper etc. ... dies wirkte auf mich irgendwie "suspekt". Wie dem auch sei, wer dann mal in die engl. Bücher schaut, wird feststellen, dass da ein Hauptmann Mumm auch nur "Vimes" genannt wird. Und Karotte ist dort auch "Carrot". Worauf ich hinaus möchte ... für uns kann "Vimes" sicherlich "fetziger" klingen, aber für den Englisch-Sprachigen bleibt das auch so ein komischer Name (Mumm) - was dann (für die) vielleicht doch nicht so "fetzig" oder sonderlich spektakulär klingt.

Nun ist Pratchett vielleicht ein falsches Beispiel, weil die Übersetzungen eben z.B. "Weatherwax" auch mit "Wetterwachs" usw. übersetzen. Aber manchmal bleibt das Gefühl, dass wir Dinge anders nennen, damit sie anders klingen ... wir geben ihnen damit eine etwas "zauberhaftere" Aura und versuchen ihre Banalität zu verschleiern. So jedenfalls mein Eindruck. Warum ist das aber so? Haben Engländer (u.ä.) vielleicht ein anderes Verhältnis zur eigenen Sprache?

Ich meine, man kann sich streiten ob es bspw. Zorn, Rage oder Wut, "Die Erhabenen" oder "Die Hohen", etc. heißen mag. Aber im Kern spiegelt dies m.E. gerade eben erwähntes Phänomen wieder. Wir wollen etwas haben, was "klingt". Holen uns da deutsche Begrifflichkeiten viel eher in die "Realität" zurück und entzaubern?

-gruß,
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Offline Boba Fett

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Re: Moddhertang oder "Deutsch-Quote fürs Rollenspiel?"
« Antwort #58 am: 17.12.2004 | 11:07 »
Zitat
Holen uns da deutsche Begrifflichkeiten viel eher in die "Realität" zurück und entzaubern?
ja, und nein...

Sicherlich werden viele Begriffe die damit verbundenen Elemente entmystifizieren.
Und sicherlich sind wir inszwischen auch so auf Anglizismen eingeschworen, dass uns oft der Gebrauch nicht auffällt und das "Gefühl auf Zunge" gefällt.
Letztendlich kann das aber vielleicht auch daran liegen, dass oft der Bezug zu deutschen Sprachbegriffen inzwischen fehlt.
Und vielleicht würde, wenn man die deutschen Sprachbegriffe wieder pflegt, auch wieder ein Bild im Kopf entstehen und wir auch wieder beginnen die entsprechenden Dinge zu visualisieren.
Ich denke, vielleicht macht es auch das Phänomen aus, dass neue, junge Generationen sich auch immer von den älteren abrenzen wollen - auch in der Sprache. Und vielleicht gibt es deswegen einen "Englisch"-Trend und wahrscheinlich wird es auch einen "Back-to-the-German-
Roots" Trend geben... Ich bevorzuge da eher die Suche von deutschen Begriffe, die unüblich geworden sind.
Allein durch das Hören von Hörbüchern stellt man fest, dass viele Worte, die in Büchern stehen, die nicht gerade modern sind (E.A.Poe z.B.), einem plötzlich "mystisch" vorkommen. (Vor allem wenn Joachim Kerzel das Buch liest... 8) )

Ich möchte ein paar Beispiele nennen...

"Computer" (Kombjudah) ist ein Begriff, den inzwischen jeder kennt.
Mit dem Begriff Rechenmaschine denkt jeder eher an eine Registrierkasse oder ähnliches.
Wenn man sich aber ein Setting überlegt, dass im SteamAge spielt, dann gewinnt Rechenmaschine plötzlich ein ganz anderes Gesicht. Dann denkt man an eine mechanische Maschine, die Rechnet, vielleicht ähnlich der Z3 von Konrad Zuse.
Oder an eine Dampfmaschinen getriebenes Ungetüm, das mit viel Getöse rechnet...
Rechenmaschine ist doch ein sehr "romantischer" Ausdruck.

Das gleiche gilt für "toben", "wüten", "zornig"...
Bei "Toben" denke ich an tobende Kinder - etwas lebhaftes...
Wenn man sich aber die Verwandschaft zum Wort "Tobsuchtsanfall" ansieht, beginnt "tobende Kinder" ein ganz anderes Bild zu geben. Und was ist "tob-Sucht"? Ist ein Tobsüchtiger süchtig nach Gewalt?

Ich denke, es gibt sehr viele sehr schöne Worte, die inzwischen immer mehr aus unseren Sprachgebrauch verdrängt werden. Viele davon wecken sehr schöne (oder schaurige) Bilder im Kopf.
Und gerade weiöl sie inzwischen verdrängt wurden, macht sie das auch wieder interessant, weil sie exotisch sind.
Vielleicht sollte man sich mal eine Liste "altmodischer" deutscher Worte machen...
Wer sich da mal inspirieren lassen möchte, sollte man die Hörbücher von Edgar Allen Poe anhören.
Oder ähnliche, deren Romanquellen etwas älter sind.

« Letzte Änderung: 17.12.2004 | 11:25 von Boba Fett »
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Offline Arbo

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Re: Moddhertang oder "Deutsch-Quote fürs Rollenspiel?"
« Antwort #59 am: 17.12.2004 | 11:34 »
@ Boba:

Zitat
Letztendlich kann das aber vielleicht auch daran liegen, dass oft der Bezug zu deutschen Sprachbegriffen inzwischen fehlt.

Erfasst ... in gewisser Weise war es auch genau der Punkt, welcher mir u.a. an DSA *wegduck* gefallen hat bzw. was sich in den Namen von NSCs auch zeigte. Derzeit leite ich bspw. in einer Steampunkwelt urbanen Fantasie-Welt ;) und habe da tlw. auch eher typisch deutsche Namen in Verwendung, wie Wattenstein, Brümmelwitz usw. ... Tlw. zeigt sich das auch in den Ortschaften (Moorheim, Mohntal, Amselfurt etc.). Und irgendwie habe ich das Gefühl, dass durch die "Sprachnähe" eine recht gute Stimmung aufkommt.

Da das Gebiet, in dem wir spielen, tlw. auch "typisch" deutsch angehaucht ist (Stichwort: Beamtentum) ... passt das auch ziemlich gut. Ein weiterer Vorteil, den ich bemerke: Wenn NSCs usw. aus einem gänzlich anderen "Weltengebiet" kommen, fällt das schon irgendwie auf (schon am Namen, dem Heimatort, welcher den Helden ggf. genannt wird etc.) ... und so bekommt das Ganze noch einen ganz speziellen Reiz.

Dies wäre m.E. nicht so, wenn wir mit einer "fremdsprachigen" Version/Welt/System spielen würden.

Zitat
Ich denke, es gibt sehr viele sehr schöne Worte, die inzwischen immer mehr aus unseren Sprachgebrauch verdrängt werden. Viele davon wecken sehr schöne (oder schaurige) Bilder im Kopf.
Und gerade weiöl sie inzwischen verdrängt wurden, macht sie das auch wieder interessant, weil sie exotisch sind.
Vielleicht sollte man sich mal eine Liste "altmodischer" deutscher Worte machen...

Absolute Zustimmung, allerdings möchte ich hier noch eine m.E. wichtige Unterscheidung machen. Einmal ist es m.E. schon so, dass man sich aus Gründen der Verständlichkeit und - von mir aus auch - der Sprachpflege der deutschen Sprache bedienen könnte. Es macht ja ggf. auch Spaß, damit zu experimentieren.

Auf der anderen Seite steht dann m.E. das "Flair", welches durch die Sprache zusätzlich Unterstützung finden kann. Gerade ältere "altmodische" Worte können ja Genre wie Horror,  urbane/viktorianische Fantasie  usw. bereichern. Ich bezweifle, ob das in fremden Sprachen SO möglich wäre.

Die Frage ist halt, ob und wie man dann seinen Sprachgebrauch pflegen kann und soll. Bezogen auf das Rollenspiel ... vielleicht fehlt einfach mal wieder "frisches Blut" in der deutschen Rollenspiellandschaft. Mal eine von deutschen Autoren ausgearbeitete und beschriebene Welt ... ?

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« Letzte Änderung: 17.12.2004 | 11:37 von Arbo Moosberg »
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Re: Moddhertang oder "Deutsch-Quote fürs Rollenspiel?"
« Antwort #60 am: 17.12.2004 | 13:31 »
Wenn man die englischen Begriffe schon gewöhnt ist, klingen deutsche Übersetzungen fast immer "komisch". Eben irgendwie falsch - weil man halt ein anderes Wort erwartet. Das geht mir aber auch so, wenn ich erst die deutsche Übersetzung gelesen habe und dann ins englische stolpere - da klingen dann die englischen Begriffe irgendwie seltsam.

Außerdem ist Englisch nun mal eine fremde Sprache - aber nicht so fremd, man versteht sie, viele Worte klingen ähnlich. Genau das macht - gerade in fantastischen Settings - vielleicht den Reiz aus: Der Begriff klingt ungewöhnlich, nicht alltäglich. Und das passt dann oft besser, als ein "normales" Wort.
Zitat von: William Butler Yeats, The Second Coming
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Re: Moddhertang oder "Deutsch-Quote fürs Rollenspiel?"
« Antwort #61 am: 17.12.2004 | 15:25 »
Ich wollte keineswegs den Eindruck erwecken, dass ich Übersetzungen prinzipiell ablehne. Der Effekt dass etwas Übersetztes zuerst immer "komisch" klingt, ist mir schon früher aufgefallen und ich ignoriere das mittlerweile größtenteils. Das Problem das ich mit der Übersetzung von Exalted habe, ist nicht das da jetzt lauter deutsche Worte stehen, sondern das da die "falschen" deutschen Worte stehen. Nicht unbedingt "falsch" im Sinne einer Übersetzung (so wie auch Babelfish nicht falsch übersetzt), sondern falsch im Sinne der Atmosphäre, die der Begriff vermitteln soll, oder auch was tatsächlich mit dem Begriff gemeint ist.

Der Stein des Anstoßes hier waren die "frog crotch arrows". Die heißen so, weil deren Spitzen eine Y Form haben. In Creation (Exalteds Setting) gibt es aber kein Y, daher bezeichnet man die mit was anderem, dass auch so aussieht: Dem unteren Teil eines Frosches. Unter "Froschkloakenpfeile" kann ich mir dagegen rein gar nichts vorstellen.

Anderes Beispiel, die "Scavenger Lands", übersetzt mit "Aaslande". Die heißen so, weil es dort noch sehr viele Überbleibsel aus dem ersten Zeitalter (lang vergange Zeit voll magischer Hochtechnologie) gibt und viele Menschen dort Artefakte sammeln und verkaufen und viele Städte da auf den Resten von First Age Städten stehen und noch Gebrauch von der übriggebliebenen Magie machen. Gemeint ist mit Scavenger also der Plünderer, oder vielleicht der Lumpensammler.
Unter Aaslande würde ich mir eher ein Schattenland (Tor zur Unterwelt, heißt im Original Shadowland - das passt mal zur Abwechslung) oder zumindest eine tote, dünn bis gar nicht besiedelte Gegend vorstellen, was nicht weiter von der Wahrheit entfernt sein könnte.


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Re: Moddhertang oder "Deutsch-Quote fürs Rollenspiel?"
« Antwort #62 am: 17.12.2004 | 21:52 »
Zitat
Haben Engländer (u.ä.) vielleicht ein anderes Verhältnis zur eigenen Sprache?

Jup.

Die verehren Heldenfiguren, die He-Man, Superman, Batman heißen.

Wir essen einen Joghurt aus dem Hause Ermann. Aber das war's auch schon. Klaus Kent, der Supermann, wurde bei uns in den 50ern in Clark Kent, Superman, umbenannt  ;).

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Re: Moddhertang oder "Deutsch-Quote fürs Rollenspiel?"
« Antwort #63 am: 20.12.2004 | 17:24 »
@Bluerps: Aaslande klingt echt furchtbar... ich hatte bei mir Grablande daraus gemacht: a) weil es da viele alte Gräber gibt, und b) weil da eben viel gegraben wird...  ;)
Zitat von: William Butler Yeats, The Second Coming
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Re: Moddhertang oder "Deutsch-Quote fürs Rollenspiel?"
« Antwort #64 am: 20.12.2004 | 17:31 »
Was ist so schlimm an Aaslande? Immerhin sind da Aasgeier (Scavenger) am Werk, die an den Überresten toter Zivilisationen aasen.

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Re: Moddhertang oder "Deutsch-Quote fürs Rollenspiel?"
« Antwort #65 am: 20.12.2004 | 17:36 »
Schwer zu erklären... Aaslande klingt eben so sehr nach einer toten Landschaft, in der nichts mehr lebt und es scheußlich riecht. Sumpfig, irgendwie.  :-\
Zitat von: William Butler Yeats, The Second Coming
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Re: Moddhertang oder "Deutsch-Quote fürs Rollenspiel?"
« Antwort #66 am: 20.12.2004 | 18:14 »
Scavenger Lands etwa nicht?

Und ich finde auch Frog Crotch Arrow ziemlich dämlich, was weiß ich wie das Crotch eines Frogs aussieht.

Für mich sind somit die englischen und deutschen Begriffe ziemlich gleichwertig. Ist wohl IMO eher so ein Hip-Ding mit dem Englischen. ;)

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Re: Moddhertang oder "Deutsch-Quote fürs Rollenspiel?"
« Antwort #67 am: 20.12.2004 | 23:26 »
Scavenger Lands etwa nicht?
:P
Zitat
Und ich finde auch Frog Crotch Arrow ziemlich dämlich, was weiß ich wie das Crotch eines Frogs aussieht.
Soso und wie sieht die Kloake eines Frosches aus? ;D
Zitat
Ist wohl IMO eher so ein Hip-Ding mit dem Englischen. ;)
Ich bin nicht Hip! Nenn mich nie wieder Hip!  >:(
 ;)


Bluerps ;D
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Re: Moddhertang oder "Deutsch-Quote fürs Rollenspiel?"
« Antwort #68 am: 21.12.2004 | 09:25 »
Azzurayelos hat es m.E. gut auf den Punkt gebrach - bspw. ein "Fledermausmann" würde bei uns nur Gelächter ernten. Ich bin mir aber auch nicht ganz sicher, ob die Engländer das tlw. nicht auch so sehen. Ich erinnere mich da an ein Monty-Phyton-Sketch über einen Bicycle-Repair-Man  ;)

Bzgl. Übersetzungen bspw. "scavenger land" ... vielleicht sitzt man als Übersetzer da auch wirklich in der Tinte. Es kann ja auch sein, dass die gewählte Bezeichnung schon im Englischen nicht so recht passen mag. Nimmt er sich dann die Freiheit und findet etwas, das vom Kontext her passt (benennt es also streng genommen um), dann schlagen ihm die Rollenspieljünger die Texte um die Ohren, weil angeblich nicht "korrekt" übersetzt. Übersetzt man wortgetreu, dann bekommt man ggf. genau das als Vorwurf an den Kopf geschmissen.

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Re: Moddhertang oder "Deutsch-Quote fürs Rollenspiel?"
« Antwort #69 am: 21.12.2004 | 10:11 »
Ich habe gestern, als ich zu meiner Freundin gefahren bin Scavenger Lands (Aasräuberlande) und Aaslande mal von den Assoziationsräumen auseinander genommen. Und bin zu folgenden Schluss gekommen: Aaslande ist IMO der stimmigere Begriff. Warum?

Aaslande rückt den Fokus von den Aasräubern (Scavenger) weg (was ja eh nur ein 08/15-Begriff ist), hier stehen die Ruinen der "Alten" im Mittelpunkt. Sofort entsteht bei mir das Bild der toten Körper der alten Städte. Manche haben offene Wunden, in denen "Maden" wusseln, andere scheinen intakt, doch unter der Oberfläche ist der Verfall schon weit fortgeschritten. Natürlich zieht das Aas nach einer Weile auch größere Aasräuber an und auch Raubtiere, die sich von den Aasfressern ernähren.

@Bluerps
Ich nehme einfach an, dass du nicht Englisch so sehr gewohnt bist wie ich. Für mich ist kein großer Unterschied zwischen Scavenger und Aasräuber. Wirklich nicht.
« Letzte Änderung: 21.12.2004 | 10:55 von Ein »

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Re: Moddhertang oder "Deutsch-Quote fürs Rollenspiel?"
« Antwort #70 am: 21.12.2004 | 10:27 »
Scavanger bedeutet auch Plünderer. Daraus hätte man auch etwas machen können.
Entweder "geplünderte Länder", "Land der Plünderer" oder "Beuteland" oder dergleichen...
Da wäre mehr.
Bei den Pfeilen wären "Schlangezungenpfeile" auch denkbar gewesen, aber eigentlich ist es müßig darüber zu reden.
Ich finde es albern, sich an 2 Beispielen aufzuhängen und deswegen eine Übersetzung "schlechtzureden".
Ich finde immer Dinge, deren Wortwahl mir nicht gefallen. Und bei Bedarf ändere ich sie auch.
Bei Earthdawn fand ich die Namensgebung "Bartertown" schlecht, denn sie erinnerte mich immer an Mad Max III und an eine wirklich kitschige Endzeitumsetzung. Da war ich froh, dass "Märkteburg" so gar nicht nach Mad Max klang.

Ich persönlich bin dankbar über jedes übersetze Exemplar, das es gibt, auch wenn ich englisch inzwischen genauso runterlese wie deutsch. Aber die deutsche Version hat Vorteile.
Meine Spieler sind nicht so sehr des englischen fähig und da ist es mir lieber, dass zumindestens die Grundregeln in deutsch verfügbar sind.

Ausserdem ist es mir wichtig, dass Rollenspielsysteme in Deutschland auch eine gewisse Verbreitung finden.
Und  da finde ich es schon manchmal lustig, dass oftmals die "Belächelung" von DSA und D&D von genau den Spielern kommt, die im nächsten Beitrag schreiben, dass sie ihre Systeme ohnehin nur im englischen Original kaufen.
"ihre Systeme" hätten vielleicht eine Chance, mehr Verbreitung zu finden, wenn es mehr geben würde, die für die deutsche Version einen breiteren Markt schaffen.
(Anmerkung: Aber natürlich ist das System dann nicht mehr elitär)

Deswegen wäre es mir lieber, eine gewisse Solidarität den Leuten zu zeigen, die mit englischen Regelwerken nichts anfangen können... 8)
Aber Solidarität ist ja leider ein Begriff, den man nur in den 80ern verstand (ich glaub ich werd alt)... ;D
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Re: Moddhertang oder "Deutsch-Quote fürs Rollenspiel?"
« Antwort #71 am: 21.12.2004 | 10:56 »
Iiiihhh, deutsche Regelwerke lesen??? Ich??? Niemals!!! ~;D

ne mal ernsthaft, ich lese einfach die Regelwerkelund auch Bücher und auch Filme wenn möglich lieber in der Sprache, in der sie geschrieben wurden (ähh in diesem Fall dann Englisch), dann können keine Übersetzungsfehler auftreten, die teilweise den Sinn verschleiern. Ich Zitiere hier mal Star Trek: "Was ist das für ein Mist da draußen?" Mist=Nebel oder: "Feuert die Unterbrecher ab!" Unterbrecher=Disruptor. so was ist peinlich und auch dämlich. Ich vermeide hiermit für mich und meine Mitspieler Missverständnisse und auch unser ehemaliger Waldorfschüler kriegt das mit dem Englischen inzwischen ganz brauchbar hin.
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« Antwort #72 am: 21.12.2004 | 13:19 »
Ich les die Dinger auch meistens im Original (aus ähnlichen Gründen wie Gwyn). Und viele Rollenspiele erscheinen eben nicht in Deutsch, weil der Spartenmarkt in den USA immer noch ein gutes Eck größer ist als in Deutschland (mehr Leute da) und es sich einfach nicht lohnt, das Ganze zu übersetzen. Oder weil die Übersetzung erst dann kommt, wenn schon ein gewisses Interesse vorhanden ist - und ich weiß meistens schon vor einer Übersetzung, ob mich ein System interessiert oder nicht.  :)

Ich hab aber nix gegen Leute, die deutsche Regelwerke verwenden, auch wenn ich dann manchmal Schwierigkeiten habe, herauszufinden, welcher Begriff wie übersetzt worden ist... ("Ich kann Ausflüchte!" "Was??? Ach, du meinst Guile, oder?"). Da sollte man sich innerhalb einer Gruppe einigen, sonst kommt´s zu Verwirrung.  ;)
Zitat von: William Butler Yeats, The Second Coming
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Re: Moddhertang oder "Deutsch-Quote fürs Rollenspiel?"
« Antwort #73 am: 21.12.2004 | 14:03 »
@ Boba:

Zitat
Ausserdem ist es mir wichtig, dass Rollenspielsysteme in Deutschland auch eine gewisse Verbreitung finden.

Zustimmung. Außerdem kommt es gerade diesbezüglich auch darauf an, nicht nur deutsche Sprache zu verwenden, sondern sie auch stimmig zu verwenden. Und ich glaube, dass schafft ein Muttersprachler irgendwie besser - nur muss er dazu auch die Sprache beherrschen können (Pisa-Wink  >;D ).

Zitat
Und  da finde ich es schon manchmal lustig, dass oftmals die "Belächelung" von DSA und D&D von genau den Spielern kommt, die im nächsten Beitrag schreiben, dass sie ihre Systeme ohnehin nur im englischen Original kaufen.
"ihre Systeme" hätten vielleicht eine Chance, mehr Verbreitung zu finden, wenn es mehr geben würde, die für die deutsche Version einen breiteren Markt schaffen. (Anmerkung: Aber natürlich ist das System dann nicht mehr elitär)

Ebenfalls Zustimmung, obwohl ich das eher für ein generelles Problem der "Szene" halte.

Zitat
Deswegen wäre es mir lieber, eine gewisse Solidarität den Leuten zu zeigen, die mit englischen Regelwerken nichts anfangen können... Cool

Neben "Solidarität" geht es m.E. aber auch darum, mit der eigenen Sprache zu arbeiten. Wie geschrieben, es kann dem Ganzen manchmal schon ein gewisses Flair geben. Und bei Neulingen kann dies das Eis brechen.

@ "scavenger land":

Man könnte natürlich auch noch etwas weiter gehen. Wenn ich an Aas denke, denke ich auch gleichzeitig an diese Aasgeier - die mit dem nackigen Kopf ;) ... Nicht ganz abwegig fände ich deswegen auch "kahles Land" oder "kahles Feld". Denkbar wäre auch Bruchfeld. Wer Ruinen mit Geistern assoziiert, kann sicher auch mit "Schattenland" (Ödschatten, oder die Staubschatten usw.) was anfangen.

Aber alles Geschmacksache :)

-gruß,
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Re: Moddhertang oder "Deutsch-Quote fürs Rollenspiel?"
« Antwort #74 am: 21.12.2004 | 14:05 »
Wie wäre es mit "Trümmerland"?
(wehe jemand assoziert jetzt "Lummerland"... ;D)
Kopfgeldjäger? Diesen Abschaum brauchen wir hier nicht!