Autor Thema: Chinareise  (Gelesen 2634 mal)

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Offline Jens

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Chinareise
« am: 18.10.2004 | 21:05 »
Hallo Leute

aaalso ich wollte fragen ob einer von euch tausend Forunusern schon mal in China war.
Nicht das ich da selbst hinwollte.
Aber meine Charaktere in Cthulhu sind aufgrund eines seltenen Buches das sie entschlüsseln wollen auf die Spur nach China gestoßen. Nun würde ich gerne wissen, wie das da abläuft mit Einreise, wie in etwa der (Haupt-?)Flughafen von Hongkong aussehen könnte, wie man im Lande selbst vorankommt (im Auto durch China könnte schon einige Tage dauern...) und wie die Einheimischen so sind. Aber nur falls jemand von euch schon mal in China war und das weiß, wenn nicht... schaaade...

Zum Glück spielen wir in der Gegenwart.

Vielen Dank


Jens

Offline Faryol

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Re: Chinareise
« Antwort #1 am: 19.10.2004 | 09:41 »
Hi Jens,

ich habe 2002 eine 20-tägige Chinareise gemacht. Das war eine geführte Reisegruppe.
Für die Einreise braucht man ein Visum: Für touristengruppen wird in der Regel ein Sammelvisum ausgestellt (macht das Reisebüro). Für Geschäftsreisende (unsere Firma hat mit China zu tun) wird normalerweise ein Einzelvisum (bis zu 6 Monaten Gültigkeit) ausgestellt. Hierfür muss dem Konsulat in Bonn eine Kopie des Reisepasses vorgelegt werden.

Reisen in China:
Da es ein riesiges Land ist, reist man am besten mit dem Flugzeug oder mit dem Zug. Autofahren ist gelinde gesagt Horror! Chaos pur! Fahrräder und Autos keuz und quer! In den Städten nimmt man sich am besten ein Taxi und macht die Augen zu! Nettes Detail: Taxi- und Busfahrer haben mehr oder weniger weiße Handschuhe an (zeigen damit, dass sie einen Job machen bei dem sie sich nicht die Finger schmutzig machen).

Flughafen Hongkong kenne ich nicht, aber an sich unterscheiden sich internationale Flughäfen eh kaum.

Traditionell wird oft vor dem Haus auf der Straße gekocht (-> Garküchen). Es gibt auch Märkte auf denen man alles mögliche Futter kaufen kann (Fischiges, Insektiges, Gemüsiges, Obstiges, Fleischiges). Aufdringlich sind die Händler an den Touri-Stellen. Wer was kaufen möchte, sollte feilschen und unter die Hälfte, besser auf ein Drittel drücken.     
Zum Abwimmeln sollte man ein bestimmtes aber freundliches "Bu xixi" (sprich: Bu cheche) von sich geben - heißt "nein danke".
Ansonsten sind Chinesen sehr freundlich und hilfsbereit.

Falls noch weitere Fragen sind, nur zu ich versuche zu helfen. Besucht habe ich (Peking, Xian, den Yangtze, Hangshou, Shanghai (entspricht etwa Zentralchina von West nach Ost).

Greets
Faryol
 



 
 
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Offline Althalus

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Re: Chinareise
« Antwort #2 am: 19.10.2004 | 17:18 »
Der Hongkonger Flughafen hat ne Einflugschneise direkt über die Häuser hinweg - und zwar so dicht dran, dass man meint, den Leuten in den Wohnungen mal eben die Hand schütteln zu können.  ;D
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Offline Bad Horse

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Re: Chinareise
« Antwort #3 am: 20.10.2004 | 13:10 »
Es gibt da einige gute Reiseführer, in denen genau solche Infos drinstehen. Gibt´s in jeder Bib zu leihen.  ;)

Da stehen häufig auch noch kleine Legenden oder so drin, und man kann sich in einem Nachmittag durchfräsen. Außerdem hast du dann eine Karte...
Zitat von: William Butler Yeats, The Second Coming
The best lack all conviction, while the worst are full of passionate intensity.

Korrekter Imperativ bei starken Verben: Lies! Nimm! Gib! Tritt! Stirb!

Ein Pao ist eine nachbarschaftsgroße Arztdose, die explodiert, wenn man darauf tanzt. Und: Hast du einen Kraftsnack rückwärts geraucht?

Offline Faryol

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Re: Chinareise
« Antwort #4 am: 20.10.2004 | 13:18 »
Jepp, da hat Leonie vollkommen recht!

Ich weiß zwar nicht wo überall du deine Spieler in China herumscheuchen möchtest, aber ein weiteres nettes kleines Detail - was man man vielleicht einbauen kann und für allg. Heiterkeit sorgen kann - ist, dass es in Peking ein Paulaner Hofbräuhaus gibt!  ;D
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Offline Jens

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Re: Chinareise
« Antwort #5 am: 20.10.2004 | 18:29 »
Naja sie landen in Hongkong, werden dann nach Xianjiang (ich glaube so heißt die Provinz nördlich von Tibet, muss ich nochmal nachschlagen) gescheucht in eine Stadt und dann mitten nach Tibet (Leng-Plateau auf der Durchreise).

Gast

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Re: Chinareise
« Antwort #6 am: 10.11.2004 | 15:26 »
Grüße, Jens

Hast Du noch Interesse an China-Infos? Könnte Dir ein paar Tips geben (bin Sinologe). Wenn Du noch Infos brauchst, gib doch noch mal ne Meldung...

Bis dann,

Ildfus Mahler

Offline Jens

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Re: Chinareise
« Antwort #7 am: 11.11.2004 | 17:38 »
Auf jeden Fall! Leider hat sich unsere Cthulhugruppe seit einigen Wochen nicht mehr gesehen aber in ein paar Wochen (Anfang Dezember) ist es wieder soweit also: her mit den Infos.

Danke! :)

Gast

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Re: Chinareise
« Antwort #8 am: 12.11.2004 | 12:17 »
Also,

ich versuche, jetzt mal ein paar Gedanken zu Papier zu bringen. Ideen und allgemeine Infos - völlig ungeordnet, so wie sie mir einfallen... Struktur musst Du dann selbst reinbringen.

- China ist gewaltig. Nimm Dir mal eine Landkarte und vergleiche China mit Deutschland, Frankreich oder einem anderen europäischen Land - das Land ist riesig, es gibt unzählige verschiedene Landschaften - Wüsten, Hochgebirge, Sumpfländer, Steppen, dazu 55 verschiedene Völkergruppen mit unzähligen verschiedenen Aspekten wie Religion, Tradition und SPRACHEN! Man spricht in HongKong (heisst übrigens "Duftender Hafen") Kantonesisch - oder Englisch. Das Hochchinesische (Mandarin) ist eine Kunstsprache, die sich aus dem Pekinger Dialekt entwickelt hat und ursprünglich zur Verständigung der Beamtenschaft gedient hat.

- aus der Größe und Diversität des Landes folgt gleich ein ganzes Rudel von Schlussfolgerungen: Du solltest Dir auf jeden Fall eine  logische Route suchen, auf der die Charaktere nach Xinjiang (gesprochen wird das X übrigens wie das "ch" in "ich", das "j" wie "dch") gelangen sollen. Was weißt du denn über diese größte Provinz, warum gerade die - die ist, neben Tibet, so ziemlich die "unchinesischste" Provinz Chinas. Ursprünglich besiedelt ist Xinjiang von den Uighuren, einem Turkvolk, das darüber hinaus stark durch den moslemischen Glauben geprägt ist. In den letzten Jahrzehnten hat eine massive Umsiedlung stattgefunden, in deren Rahmen Han-Chinesen (die typischen Chinesen also) nach Xinjiang (heißt übrigens "Neue Grenze") umgesiedelt wurden. Das Land ist aber noch immer extrem dünn besiedelt.

- Fragen, die Dur Dir auf Deiner Tour de Chine stellen solltest, bevor Dur die Route planst: was sollen die Charaktere sehen: typisches China oder eher die Randgebiete, Reisfelder mit Bauern mit Strohüten auf dem Kopf oder trockene menschenleere Wüsten? Dazu noch ein paar typische Monumente: den Drei-Schluchten-Staudamm (wäre ein cooles Setting für eine Action-Szene); Guilin, eine malerische Landschaft mit skurill aus dem Fluss stehenden Kreidefelsen; die große Mauer vielleicht; oder die Gräber des ersten Qin (Sprich "Tchin") Kaiser, das Shaolin-Kloster oder der Konfuziustempel von Qufu (sprich Tchü-fu). Was soll ihnen begegnen: Eine traditionelle Beerdigung vielleicht, eine uighurische Hochzeit, ... Mit solchen Dingen kannst Du extrem viel Stimmung erzeugen.

- Du musst vor allem auf die unterschiedliche Mentalität der Menschen hinweisen. Gerade in den überfüllten östlichen Provinzen herrscht solches Gedrängel und Rücksichtslosigkeit auf den Straßen. Dazu werden die "Ausländer" gerade auch in den kleineren Städten natürlich gnadenlos angestarrt. Überall auf den Straßen stehen Händler, die Haare schneiden oder Essen verkaufen (neben den klassischen Reis und Nudelgerichten auch allerlei exotische Sachen - allerdings keine Hunde), Fahrräder reparieren oder Schuhe putzen, oder oder oder... Als Ausländer reist man in China - auch ohne Reisebegleiter - in der Regel recht sicher. Problematisch ist allerdings, dass man häufig als "Reich" wahrgenommen wird, einfach durch die Tatsache dass man ja Amerikaner ist (auch wenn man weder Ami noch reich ist). Diese Annahme äußert sich darin, dass man ständig über den Tisch gezogen wird. Man bezahlt deutlich mehr als die Einheimischen.

- Reisen: nicht mit dem Auto, sondern mit der Bahn - vielleicht in den völlig überfüllten Waggons der "Holzklasse", was ein Euphemismus für die Bequemlichkeit der Sitze ist! Oder mit dem Flugzeug - einer alten russischen Frachtmaschine, die Öl verliert und deren Propeller so laut sind, dass man sich im Flugzeug nicht unterhalten kann...

- Sprache: mit Englisch kommt man außerhalb der größten Städte nicht weiter. Mandarin hilft auch nur minimal. Die meisten Leute sprechen Mandarin, aber mit einem solch heftigen Akzent, dass man sie kaum versteht.

Als Action Aufhänger oder Setting-Hintergründe fallen mir gleich ein paar Sachen ein:
- Bauernaufstand - soziale Spannungen entladen sich in China immer häufiger in gewalttätigen Demonstrationen (lies mal ein paar Newszusammenfassungen über China aus den letzten zwei, drei Monaten)

- die Kommunistische Partei (KP) ist überall, Mao und Deng Xiaoping (sprich: "Chiao") prangen von den Wänden, Propagandaplakate zieren die Städte, vielleicht könnten die SC ja in Kontakt mit einem korrupten Kader kommen, der sie ausnehmen will oder vielleicht von ihnen ins Ausland geschleust werden will, weil auf Korruption in China die Todesstrafe steht

- ach ja: öffentliche Hinrichtungen, immer wieder gern gesehen.

- die SC könnten auch Probleme mit der Geheimpolizei bekommen, weil es Probleme mit dem Visum gab, weil sie sich irgendwo aufhalten, wo sie nicht sollten, etc. - könnte insb. für Tibet interessant werden.

- vielleicht den einen oder anderen Besuch in einem Arbeitslager für DIssidenten - in Xinjiang vielleicht

- ließe sich ewig fortführen.

Was mir noch einfällt: HongKong hat seit zwei drei Jahren einen neuen Flughafen: Chek Lap Kok, der ist auf einer künstlichen Insel in der Bucht errichtet und hat nicht mehr den Charme von Kai Tak, für den die Anflugschneis wirklich mitten durch die Häuser ging...

Hoffe, das hilft, wenn Du mehr willst, melde Dich noch mal. Brauche dann aber spezifischere Anfragen...

Grüße,

Ildfus Mahler

Offline ting-bu-dong

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Re: Chinareise
« Antwort #9 am: 12.11.2004 | 12:35 »
Tach,
ich wohne seit mehreren Jahren in Shanghai und kann Ildfus Mahlers Beschreibungen unterstreichen.

In Tibet wuerde ich zudem noch betonen, dass die Menschen einem als Auslaender stark misstrauisch gegenueber sind. Vor ein paar Jahren bin ich durch Qinghai (das ebenfalls eine Provinz noerdlich Tibets) durch Tibet und schliesslich bis nach Nepal gefahren und es klingt plakativ und abwertend, aber: bei chinesischen Reiseagenturen wird man am laufenden Band beschissen (Reisegenehmigung viermal bezahlt, teures Hotel war noch nicht fertiggebaut, 10 km Niemandsland zwischen Tibet und Nepal sollten wir zu Fuss bewaeltigen und mussten dann draufzahlen als wir uns beschwerten).

Je nachdem wie deine Gruppe reist, haben sie entweder mit inkompetenten Guides zu kaempfen (das ist keine Uebertreibung - ich habe in 5 Jahren China einmal einen Guide gehabt der was wusste) oder wenn sie auf eigene Faust reisen besonders in Tibet mit Misstrauen und Zurueckhaltung. Als wir in Tibet einmal es wagten, ohne Guide etwas zu essen besorgen zu wollen, sassen wir eine Stunde im Restaurant nach der Bestellung (es war eine groessere Stadt) und dann sagte man uns, dass die Zutaten ausgegangen seien.

Bemerkenswert ist jedoch, dass Lhasa kein Kaff am Arsch der Welt ist, sondern eine relativ moderne Stadt. Auch der Potala (das buddhistische Gegenstueck zum katholischen Vatikan) steht nicht wie auf allen Bildern auf einem entlegenen Berg sondern im Stadtzentrum.

Zusammenfassend kann man sagen, dass in China vieles kurios erscheint. Manche Dinge sind sehr einfach (man faehrt drauf los; es gibt ein Gesetz dass man ein Fahrrad maximal 2 Meter hoch beladen darf, es haelt sich nur kaum jemand dran), andere sind sehr schwierig (besonders was Organisation und Engagement anbelangt). Grundsaetzlich haelt sich niemand an Regeln - ausser es steht ein Aufpasser daneben.

tbd

Offline Jens

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Re: Chinareise
« Antwort #10 am: 12.11.2004 | 15:02 »
Vielen Dank! Werd mein Abenteuer etwas überarbeiten und die vielen Infos erst einmal verarbeiten ;)

Diese Informationsflut ist fantastisch! THX!!!