Autor Thema: Rollenspiel in der Praxis  (Gelesen 1640 mal)

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Offline Jestocost

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Rollenspiel in der Praxis
« am: 9.11.2004 | 14:32 »
Ich stelle mir oft die Frage, wie die konkrete Beziehung zwischen den Regeln, dem Setting und dem aktuellen Rollenspielerlebnis wirklich aussieht.

Meine aktuelle Unknown Armies Gruppe besteht aus 4 regelmäßigen Spielern, wobei meistens nur drei an einem SL da sind.

Wir benutzen zwar Charakterblätter, aber gewürfelt wird praktisch nie, meine Spieler haben auch sonst keinen Dunst von den Regeln (obwohl da ehemalige RM Spieler darunter sind).

Meine Spieler puzzeln sich das Setting gerade zusammen und ich verwende zwar die Gruppen aus dem Buch, setze sie aber eher als Inspiration ein (bzw. als Default, wenn mir gerade nichts tolles einfällt).

Als SL pushe ich zwar zu Beginn jeder Session (Die Spieler sind eine Polizistengruppe a la Tatort/Soko, deshalb beginnt jede zweite Session oder so mit einem neuen Fall), aber mittlerweile sind die Charaktere so bewandert, dass sie beginnen, ihre eigenen Fäden zu spinnen.

Stimmung ist sehr wichtig, obwohl wir echt uns auch OOC über vieles lustig machen - und wenn mal 'ne Horror-Session nicht geht, macht'S halt auch nix, dann ist man halt ein wenig distanzierter am Abend und weniger immersiv...

Wir spielen in erster Linie aus Fun, aber schon mit Anspruch. Und versuchen auch den Spielabend erinnerungswürdig zu gestalten, die Spieler sind auch voll dabei und tun ihr eigenes dazu...

Aber ob wir jetzt UA oder Vampire spielen, würde nur die Themen und die Konventionen verändern - in unserer UA Kampagne sind Politik und Machtspiele nicht so wichtig, es geht eher darum, in eine seltsame Welt einzusteigen, schauen, was die mit einem anrichtet und herauszufinden, ob man nun ein Teil davon sein will oder nicht....

Und es geht darum, eine alternative Person auszuleben und zu erschaffen - und diese emotional so rund und real zu gestalten, dass man selbst etwas davon hat, bzw. das man die fiktiven Gefühle der Figur real auskosten kann....

Und bei euch? Was läuft denn da ab?
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Offline Barbara [n/a]

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Re: Rollenspiel in der Praxis
« Antwort #1 am: 9.11.2004 | 14:45 »
UA laeuft bei uns aehnlich wie bei dir :)

Mit manchen Runden geht das einfach automatisch so. Wir machen jetzt einen Dungeoncrawl. Als ich die Zusammenfassung des Abenteuers hoerte, stellten sich mir die Nackenhaare auf - kein Interesse. Dann kamen die ersten Charakterideen und kurz drauf baute ich meinen Char. Jetzt spielen wir die Soap-Conmmedy im Dungeon *lol* Das wird sicher kein reines Dungeoncrawling.

Aber: Es gibt Regelwerke, die doch zum Nachschlagen verleiten. D&D zaehle ich dazu - schon wegen der Feats und Zauber....
UA kann ich auch spielen, ohne einen Grossteil der Regeln zu kennen. Ich glaube, das liegt daran, dass es weniger auf Werten als auf Charakterhintergrund aufbaut.

Insgesamt wuerfeln wir - ausser bei Kaempfen - eigentlich kaum.


[OT] Ist es moeglich, nur mit erspieltem Wissen - also ohne das Regelwerk gelesen zu haben - UA zu leiten?
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NiceGuyEddie

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Re: Rollenspiel in der Praxis
« Antwort #2 am: 9.11.2004 | 15:04 »
Zum Würfeln: Einen großen Teil der Regeln benutzen wir auch nicht, bis auf den Kampf wird vielleicht jede halbe/ganze Stunde ein Würfel gerollt. Dieses Wochenende haben wir sogar mal den Würfelbeutel bei einem Freund liegen gelassen und konnten uns nicht einigen, wer jetzt die 200m zu ihm läuft, um ihn zu holen. Dann haben wir einfach auf Würfel verzichtet. Ging auch, vielleicht, weil wir CoC spielten.
Deshalb bin ich mittlerweile zu der Meinung gekommen, dass die Hauptprioritäten eines guten Systems sind, simpel zu sein und Kampf. Denn nur für den brauche ich wirklich Regeln.

Zum Setting: Bei UA ist die Austauschbarkeit und Veränderungsmöglichkeit natürlich extrem. Aber wenn man in ganzen, unirdischen Welten spielt, muss zumindest auch das Grundsetting übereinstimmen. Da ich meist Settings leite, die nur grobe Einfassungen treffen, kann ich schnell auch ganz besondere Orte einschieben, wo es keine gibt, oder einfach Gegebenheiten abändern. Das liegt auch daran, dass es bei uns meist der Meister ist, der sich gut mit dem Setting auskennt und die Spieler...na,ja, reden wir nicht davon.
Bei DSA ist das natürlich etwas ganz anderes.

Aktuelles Spielerlebnis: Ist bei uns leider immer noch so, dass der SL erzählt, Story und Setting vorgibt und die Charaktere innerhalb dieser Grenzen handeln. Nebenhandlung, die von den Spielern ausgeht, kommt deshalb auch nur selten vor.
Leider sind meine Versuche daran etwas zu ändern bisher kläglich gescheitert... Aber ich gebe nicht auf!

Stimmung ist ebenfalls wichtig und klappt sogar in den meisten Fällen, wenn denn jeder bei der Sache ist. Liegt wohl daran, dass wir nie spielen, wenn niemand bei der Sache ist und dann lieber die ganze Zeit nich bei der Sache sind.  :)

Hmm...Was noch? Ach,ja, einen Powergamer habe ich auch, einen Munchkin auch noch, aber eigentlich macht es meistens höllisch Spaß!