Ich war auch mal als Gastspielerin in einer D&D-Gruppe, in der alle Spieler sich in einem ständigen Konkurrenzkampf befanden, jeder Charakter jedem Misstraute, sie sich gegenseitig beklauten und in den Rücken fielen, usw. Denen hat das tatsächlich Spaß gemacht. Mir nicht, ich beließ es dann bei meinem kurzen Gastspiel.
Etwa ein halbes Jahr später fragten sie mich, ob ich nicht mal eine Runde Werewolf für sie leiten wollte. Ich lehnte dankend ab und erklärte ihnen, dass wir wohl unterschiedliche Vorstellungen von "gutem Rollenspiel" hätten. Ich erklärte ihnen, dass ich es vorziehe, eine Gruppe von vornherein so abzustimmen, dass die Charaktere funktionieren, dass Rivalitäten nicht Überhand nehmen, dass die Gruppe gemeinsam durch dick und dünn geht. Dass ich Wert darauf lege, dass Spieler nicht ständig versuchen, sich gegenseitig zu übertrumpfen, sondern jeder auch mal zurücksteckt, damit der andere seinen großen Auftritt bekommt.
Sie waren erst skeptisch, aber willigten ein, zu meinen Bedingungen zu spielen, weil sie das System gerne mal ausprobieren wollten. Ich setzte mich also mit ihnen zusammen und entwickelte mit allen zusammen die Charakterkonzepte und deren Beziehungen untereinander. Ich gab ihnen von Anfang an eine starke Verbindung und einen gemeinsamen Feind. Wenn sie sich aufteilten, schickte ich niemanden vor die Tür (wie es bei denen sonst üblich gewesen war), sondern ließ die anderen zuhören und forderte sie auf, Anregungen zu geben, wenn ihnen etwas einfiel. Wenn sie etwas destruktives tun wollten, erinnerte ich sie sofort an unsere Abmachung.
Es funktionierte erstaunlich gut, und die Runde wurde zu einer meiner regelmäßigen Runden. Die Spieler spielen jetzt auch so, wenn ich nicht dabei bin.
Was will ich damit sagen, außer dass ich zu geil für diese Welt bin?
Nun, das beste wären neue Charaktere, und dann mit der klaren Ansage, dass sich alle schon kennen und vertrauen. Und dann eine stringente Kampagne mit einer gemeinsamen Motivation und einem gemeinsamen Feind. Wenn die alten Charaktere schon verkorkst sind und alle sich zur Rechtfertigung ihrer destruktiven Spielweise auf "Charakterspiel" berufen, nimmt man ihnen am besten diese Ausrede, indem man ihnen die Charaktere wegnimmt.
Wenn das partout nicht geht, ist die Idee mit dem NSC-Moderator auch ein guter Ansatz. Ich bezweifle allerdings, dass das ausreichen wird. Auf jeden Fall muss du klar ansprechen, was dich stört.