Das Luna Park wirkte zwischen den Beton- und Glasfassaden die rechts und links in den düsteren Himmel ragten, wie ein Relikt aus vergangenen Tagen. Eine aus Backsteinen gemauerte Front, durchbrochen von ehemals weiß abgesetzten Rundbogenfenstern, ein klassizistisch anmutender Vorbau, der über den Gehsteig ragte und den Flair eines altertümlichen Hotels oder Lichtspielhauses verströmte.
Einen großen Teil der Fassade nahm eine Leuchtreklame ein: der breite, in Neonpink aufflammende Schriftzug Luna Park und darüber eine von etlichen Lichtspiralen umrahmte Mondsichel. Der andere, untere Teil war ein wilder Flickenteppich verblichener und aktueller Plakate, die der Regen der vergangenen Tage aufgeweicht hatte.
Zago parkte den BMW direkt vor dem Eingang und stieg aus. Er wußte, dass er sich hier keine Sorgen um sein baby machen musste – man kannte den Schlitten und jeder wusste, dass es eine verdammt beschissene Idee war, Hand daran zu legen. Außerdem würde Kostja, der bullige Türsteher, dessen Zigarette er bereits im Halbdunkel unter dem Vorbau glimmen sah, ein Auge darauf werfen.
Zago zog seinen Armanté glatt, fuhr sich durch die Haare und ging rein. Er wusste dass irgendwo in einem Nebenzimmer das Sicherheitssystem ansprang, als er duch den dezent in den hölzernen Türrahmen integrierten Waffenscanner schritt. Aber Kostja und seine vier orkischen Kumpels im Foyer nickten ihm nur gelassen zu. Das Luna war neutraler Boden und konnte man sich sicher fühlen – so lange man keinen Ärger machte. Aleksej schätze das, obwohl er eine durch und durch paranoide Haut war. Zago war schon gespannt, was ihn dazu brachte, sich persönlich mit einem Team zu treffen. Es musste ihm sehr am Herzen liegen, das stand außer Frage.
Drinnen herrschte ein bläuliches Zwielicht, dass von den beleuchteten Bodenplatten emporstrahlte und sich nur an wenigen Gestalten brach. Das Luna würde sich erst später im Laufe der Nacht füllen, aber für ein Treffen war jetzt genau der richtige Zeitpunkt. Man hatte seine Ruhe und der große Innenraum bot jene Art der Übersichtlickeit, die Shadowrunner so schätzten.
Soweit Zago wusste, war die Kneipe früher ein Kurbad gewesen, aber irgendwann hatte man das große Becken abgelassen und das Gebäude für andere Zwecke umgebaut. Einige Wände waren aber immer noch mit blauen und grünen Kacheln verkleidet und auch einige der alten Schilder hingen noch an den Wänden.
Zago lümmelte sich gemächlich in eine etwas abseits gelegene Sitzgruppe im "Nichtschwimmerbereich" von der aus man einen guten Blick auf die Trideo-Leinwand hatte. Sport. Sehr gut. Er schickte Dima, einem seiner beiden Leibwächter, eine Nachricht, dass er seinen Arsch umgehend im Luna sehen wollte und bestellte sich Tee.