--Schnitt--
Taxi - Am "Suthern"
Er ging die paar Schritte um das Haus herum. Eine gepflasterte Einfahrt führte in einen Hinterhof, der mit Mülltonnen vollgestellt war. Die Fassade des Hauses sah aus, als sei sie seit Jahrzehnten nur noch mit Graffiti und saurem Regen in Berührung gekommen.
Gerade wollte Taxi um die Ecke biegen, um zu dem schmalen Stahltürchen zu kommen, das den Hintereingang markierte, als er Stimmen hörte. Zwei männliche Stimmen. Über die hohen Mülltonnen hinweg erkannte er drei Männer, die um die beiden Sprecher verteilt im Hinterhof des Suthern standen. Einer der beiden in der Mitte des Kreises war Dan.
Dan, schmal und hochaufgeschossen, überragte seinen Gesprächspartner um mindestens eine Haupteslänge. Sein langes, zerzaust wirkendes Haar war nass wie nach einem Regenguss. Er schien nervös an einer Zigarette herumzukauen. Was er immer tat, wenn er nervös war. Es sei denn, er kratzte sich in seinem pockennarbigen Gesicht.
"Okay, Dan, was weißt du darüber?"
"Nichts, Morten. Ich weiß vieles, aber nicht alles."
"Komm schon. Du bist es mir schuldig. Ich habe deinen Arsch vor den Japsen gerettet..."
Dans Gegenüber, ein untersetzter Mann mittleren Alters, zog etwas aus seiner Windjacke.
"Hier. Nimm das. Als kleine Anerkennung. Und nun rück mit der Sprache raus!"
"Ach verdammt, Morten...", sagte Dan und nahm das Päckchen an sich, das Morten ihm hinhielt.
"Okay...also, ich habe gehört, dass Vak angeblich noch lebt."
"Mh-mh. Und weiter? Wer hat ihn so zugerichtet?"
"Darüber weiß ich nicht viel..."
"Hey, Dan...!"
"Ja...okay, das einzige, was ich weiß, ist, dass es Profis waren. Ein Räumkommando mit einem goldenen Adler."
"Na, das ist doch schon mal was. Der Boss wird erfreut sein, mit dir weiter Geschäfte zu machen."
Morten nickte Dan aufmunternd zu. "Jungs, wir rücken ab."
Als er in das fahle Licht trat, das die Küche des "Suthern" in den Hinterhof warf, fuhr sich Morten durch sein dunkelblondes Haar. Er war breitschultrig, und seine Cyberaugen strahlten einen unheimlichen fahlweißen Glanz aus. Seine Begleiter waren Konzerntypen - gestylt und völlig unpassend gekleidet für diese Gegend. Einer schloss schnellen Schrittes zu Morten auf, der auf den Ausgang des Hinterhofes zuhielt - und dabei zwangsläufig Taxis Beobachtungsposition passieren musste.
"Eagle One ist in der Stadt...", hörte Taxi den Konzerntypen murmeln. Morten nickte. "Ich habe es befürchtet. Aber machen Sie sich nicht ins Hemd. Wir benachrichtigen Maggiaro. Indessen werden wir mal sehen, wo unser lieber Russendon abgeblieben ist. Wenn einer weiß, wo Weizmann ist, dann er."
Schnellen Schrittes näherten sich die vier der Mülltonne, hinter der Taxi saß. Dan schnippte inzwischen die Kippe davon und zündete sich eine zweite an. Dann lehnte er sich gegen die Hausmauer und ließ den Kopf hängen.
Zago und Vadim - Im "Karenin"
Eine Zeitlang saßen sie an der Bar, tranken, redeten und ließen den Blick schweifen. Das "Karenin" war nicht sonderlich gut besucht. Aus den Lautsprechern dudelte Elektropop. Mitten in einer Diskussion um gelochte Bremsschreiben für den BMW meldete sich Zagos Handy. Feder.