Autor Thema: [Tag 2] Raumstation Bazaar  (Gelesen 54017 mal)

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Jack Hawkins

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Re: [Sektor F] – Stationssicherheit & Sicherheitsverwahrung
« Antwort #350 am: 5.05.2005 | 22:42 »
Jack hatte ein mieses Gefühl im Magen. Ganz mies. Er hätte lieber den Rest der Woche in der Zelle verbracht, als sich ausgerechnet von Shawn da raus holen zu lassen. War ja klar dass er da auftauchen musste. Der feine Herr in imperialer Uniform. Toll, Shawn.

Jack murmelte missmutig vor sich hin und starrte mit tief in die Taschen seiner Hose gerammten Fäusten auf den Boden. Er nahm erst wahr, wohin sie gingen, als er Niz' Arm an seiner Seite spürte.
Dann den von Monn auf der Schulter.

Er blickte verwirrt von einem Gesicht zum anderen und fühlte sich leicht... bedrängt.
Was angesichts von Denizes Frage wohl auch so geplant war. Ihm wurde warm. Das hatte früher oder später kommen müssen.

Und an einen eleganten Abgang war wohl nicht zu denken. Monns Sonnebrille schwebte über einem ziemlich eindeutigen Grinsen kaum eine Handbreit von seinem eigenen Gesicht entfernt und Jack entschloss sich spontan, dass ein blaues Auge für diesen Tag ausreichte.
Er schluckte und verzog wenig begeistert die Lippen.

Gut, er hatte Commander Lindsey versprochen, nichts über das Ding zu verlieren.
Aber hey- es war nicht Commander Lindsey, die ihn im Schwitzkasten hatte.

"Okay, okay." Jack versuchte, sich unter Monns Arm weg zu winden, gab den Versuch aber recht schnell wieder auf, als der Ukar die Hand um Jacks Schulter schloss und sein Lächeln noch breiter wurde.
"Sieht so aus als..ehm... wäre ich euch eine Antwort schuldig, was?" Er hüstelte und schenkte Denize ein schiefes Lächeln, das an seiner aufgequollenen Wange zerrte.

"Na gut. Ihr werdet mich ja eh nicht eher in Frieden lassen, als bis ihr es aus mir herausgequetscht habt, was, Monn?" Jack versuchte ein Lachen, um die Situation etwas zu entspannen. Aber der Ukar schien nicht offen für Scherze zu sein, und ehe er Jack beim Wort nahm, kam er zur Sache.

"Ich hab da..." Er sah sich geflissentlich um und senkte die Stimme. Wenn er die Story schon erzählte, dann auch mit der nötigen Dramatik. "...ein Artefakt in der Tasche. Ein Artefakt der..." Eine kurze Pause. "Obun."
"Ich hab's von Criticorum, und es ist ziemlich wertvoll. Hab auch schon einen Käufer dafür." Er grinste weltmännisch und rieb Daumen und Zeigefinger aneinader um zu signalisieren, dass eine Menge Firebirds im Spiel waren. "Ist doch klar, dass das nicht gerade bei Mendez landen soll, oder? Hab allerdings... ehrlich gesagt... keine Ahnung, was es mit diesem Rauchen auf sich hat. Ob das normal ist." Er zuckte mit den Schultern.

Offline Azzu

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Re: [Sektor F] – Stationssicherheit & Sicherheitsverwahrung
« Antwort #351 am: 5.05.2005 | 23:21 »
Mwerron atmete zischend aus; seine Mundwinkel sanken schlagartig herab. Aus dem bedrohlichen Grinsen wurde ein ausgewachsenes Zähnefletschen, das dem knochenweißen Antlitz des Ur Ukar beinahe das Aussehen eines Totenschädels verlieh. Seine Finger glitten von der Schulter der Jack-Kreatur zu deren Nacken, packten schmerzhaft zu, drehten den Kopf des Menschwesens, bis er ihm in die Augen blicken konnte.

"Jack..."

Zähne und Lippen bewegten sich kaum, als er sprach. Derweil bewegte sich seine freie Hand zum Gürtel, tastete, fand den Griff des Krax-Dolches nicht.

"Was. Für. Ein. Artefakt. Jack?"
« Letzte Änderung: 5.05.2005 | 23:23 von Azzurayelos »

Denize Noy

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Re: [Sektor F] – Stationssicherheit & Sicherheitsverwahrung
« Antwort #352 am: 6.05.2005 | 00:10 »
Da war er wieder. Ihr immer wiederkehrender Alptraum. Jacks Züge verschwammen vor ihrem Blick, wurden ersetzt durch Bilder von gebrochenen Augen, dem eingefrorenen Entsetzen in den Gesichtern  toter Körper, die zu Boden fielen. Bilder von spritzendem Blut aus zerfetzten Kehlen, die schlaglichtartig durch ihr gemartetes Gehirn zuckten, gemischt mit den Bildern von Dingen, ihren Zeichnungen, dunklen Orten. Dahinter pulsierte der Widerhall von Fragen, Fragen die sie nicht beantworten konnte, Fragen in den Augen der Toten, keine Schreie, nein.  Fragen ihrer Vorgesetzten. Fragen ihrer Frauen und Kinder. Warum?

Langsam und bedächtig schob sich ihre braune Hand nach vorne über den sehnigen Arm des Aliens. Sein instinktiver Griff nach dem Dolch war ihr nicht entgangen. Er schmerzte sie. Obwohl sie ihn so gut kannte. Oder gerade deswegen...
Ihre Finger glitten durch die Schlitze in seinen Ärmeln, umschlossen sanft narbige Muskeln, während ihr Blick durch das dunkle Glas der Sonnenbrille den seinen suchte. Festhielt.
Nur die Andeutung eines Kopfschüttelns.

Die andere Hand, außerhalb von Monns Blickfeld krampfte sich in Jacks Weste.

Bitte!

Ihre Lippen bebten. Doch kein Ton kam darüber. Nur ihre Augen hielten eisern den brennenden Blick des Ukar. Sekundenbruchteile wurden zu Minuten.
« Letzte Änderung: 6.05.2005 | 00:36 von Denize Noy »

Jack Hawkins

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Re: [Sektor F] – Stationssicherheit & Sicherheitsverwahrung
« Antwort #353 am: 6.05.2005 | 20:06 »
Das Gefühl der Halswirbelknochen, die unter Monns Griff aneinanderrieben war eine Erfahrung, auf die Jack gerne verzichtet hätte.
Aber selbst schuld. Hätte er eine Nanosekunde nachgedacht, bevor er mit seiner Geschichte rausgerückt war, wäre ihm vielleicht aufgefallen, dass ein Ukar durchaus etwas gereizt auf die Erwähnung der Obun reagieren könnte. Er wurde das Gefühl nicht los, dass er heute von einem Schlamassel ins nächste rutschte.

Er japste, versuchte sich dem Griff zu entwinden und spürte dann Denizes Hand. Ihr Blick, obwohl er eigentlich Monn galt, ließ ihn ebenso erstarren.
Einen Augenblick geschah nichts, und eine bebende Spannung hing in der Luft zwischen den drei seltsam ineinander verschlungenen Gestalten.

Dann holte Jack Atem und versuchte, die Situation zu entschärfen, verabschiedete sich aber vorsichtshalber schon einmal von seinen Genickknochen.
"Monn, das... es ist nichts bedeutendes... nur eine Art...Fusionszelle", krächzte er. "Lass mich los, ja?"
Jack blinzelte beschwörend zu Denize. 

Offline Azzu

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Re: [Sektor F] – Stationssicherheit & Sicherheitsverwahrung
« Antwort #354 am: 6.05.2005 | 23:33 »
Denize verstand nicht. Die Jack-Kreatur musste Gelegenheit haben, auf die Drohung zu reagieren, Rückgrat zu zeigen. Angst dagegen war Schwäche, verdiente keinen Respekt vor Anikruntas allsehendem Auge. Jedes Kind wusste das. Auf Kordeth. Von den Menschwesen hatten nur wenige begriffen. Mwerron legte den Kopf schräg und erwiderte Denizes Blick, der schmallippige Mund zu einem schwer definierbaren Ausdruck verzogen, der weder ganz spöttisches Lächeln noch ganz gequälte Grimasse zu sein schien.

Kordeth war weit. Unendlich weit.

Der Ur Ukar wandte sein fahles Gesicht wieder dem Menschenmann zu, schob die Sonnenbrille auf seiner scharf geschnittenen Nase herab und blickte die Jack-Kreatur über den Rand der getönten Gläser hinweg mit vollständig schwarzen Augen an.

"Ein Artefakt. Obun... ziemlich wertvoll." Eine fast perfekte Imitation der Stimmlage des Sternfahrers, verzerrt nur durch Mwerrons harten Uryari-Akzent. "Nur eine Art... Fusionszelle."

Zähne blitzten auf. Mwerron grinste breit, raubtierhaft.

Er lockerte seinen Griff, stieß die erbärmliche Jack-Kreatur von sich, um dann die Sonnenbrille zurück über seinen Augen zu platzieren und seine narbigen Arme abwartend vor der Brust zu verschränken.

« Letzte Änderung: 6.05.2005 | 23:40 von Azzurayelos »

Denize Noy

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Re: [Sektor F] – Stationssicherheit & Sicherheitsverwahrung
« Antwort #355 am: 6.05.2005 | 23:58 »
Gut. Monn grinste schon wieder. Solange er Spaß daran hatte, mit seiner Beute zu spielen, bestand keine Gefahr, dass er ihre Freunde dezimierte. Zumindest solange bis Jack wieder den Mund aufmachte.

Trotzdem fühlte es sich an, als würde ihr das Hirn an einem Gummiband zurück in den Kopf klatschen, als das Alien seine Augen von ihr löste. Bleischwer sanken ihre Arme herunter.
Warum musste ich Torfkopf auch fragen?

"Deine Geschichte mit dem Schutzmechanismus war besser," stimmte sie Monn kühl zu. "Macht das unter Euch aus. Ich geh mir ein Bett suchen. Ihr könnt mich alle mal." Betont kalt drehte sie sich um und stiefelte zum Aufzug, lehnte sich schwer gegen den Sensor und lauschte dem monotonen Knarren der sich nähernden Kabine.

Offline Azzu

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Re: [Sektor F] – Stationssicherheit & Sicherheitsverwahrung
« Antwort #356 am: 7.05.2005 | 00:53 »
Mwerrons Kopf fuhr herum, verharrte in einem für Betrachter schmerzhaft wirkenden Winkel, der Blick über die Schulter der davoneilenden Denize folgend. Tiefe Furchen bildeten sich auf der Stirn des Ur Ukar, die seinem Gesicht mit einem mal den Anschein der Alterslosigkeit nahmen. Gleichzeitig erinnerte ein mahnend erhobener Zeigefinger die Jack-Kreatur daran, dass er sie keineswegs vergessen hatte.

Er verstand nicht. Hatte er sie beleidigt? Offenbar! Aber wie? Und warum ließ sie den Menschenmann plötzlich mit ihm alleine? Gerade noch hatte sie den Sternfahrer in Schutz genommen.

Fremde, fremde Wesen.

Mit einer angedeuteten Handbewegung bedeutete er der Jack-Kreatur, Denize zum Aufzug zu folgen. Er schüttelte leicht den Kopf und murmelte kaum hörbar in seiner Muttersprache: "Frauen!"

Jack Hawkins

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Re: [Sektor F] – Stationssicherheit & Sicherheitsverwahrung
« Antwort #357 am: 7.05.2005 | 13:41 »
Für einen Moment war Jack hin und her gerissen zwischen der Erleichterung, nicht mehr Monns Schraubstock-Griff im Nacken zu spüren und dem aufkeimenden Zorn darüber, wie der Ukar mit ihm umsprang. Was bei allen Heiligen sollte das?
Er schnaubte und funkelte Monn verärgert an, sah aber nur sein eigenes Spiegelbild in den Gläsern der Sonnenbrille.
"Verdammt, komm wieder runter, Monn."
Jack zog seine Weste glatt und verschränkte ebenfalls die Arme vor der Brust. Er war vielleicht nicht so kräftig wie der Ukar, aber herumschubsen ließ er sich nicht.

Denize bedachte sie mit jenem Blick, der Männer sofort daran erinnerte, dass sie sich wie Idioten aufführten und verschwand im Aufzug.
Jack rollte mit den Augen und fühlte sich schuldig, obwohl er eigentlich gar nichts gemacht hatte. Er hatte niemandem den Hals umdrehen wollen.
Er ignorierte Monn, der irgendetwas vor sich hin murmelte, im Zweifelsfall ein Schimpfwort, und stürzte Denize hinterher.

"Hey, Niz, jetzt wart doch mal..." rief er, hieb mit der Hand gerade noch rechtzeitig auf den Schalter. Die Aufzugstüren glitten wieder auseinander und Jack schlüpfte in die Kabine. Er wartete, bis Monn sich ebenfalls in den Aufzug bemüht hatte, gab ihr Fahrziel in die Konsole ein und drehte sich zu Denize um.

"Also hör mal" begann er mit einer beschwichtigenden Geste. "Ich erklär euch die ganze Geschichte in Ruhe, okay? Aber vielleicht nicht mehr heute. Wir sind alle müde und..." Er blickte zu Monn "...vielleicht ein bißchen gereizt. Bei ner Tasse Kaffe redet es sich doch besser, oder? Morgen."
Der Aufzug sank mit einem monotonen Summen abwärts, das Licht flackerte leicht, bei jedem Stockwerk, das sie passierten.

"Ich schwör euch, ich hab keine Ahnung, was das für ein Ding ist", fügte Jack mehr zu sich selbst murmelnd hinzu.   





» Ortswechsel zu Sektor B
« Letzte Änderung: 8.05.2005 | 17:10 von Enkidi Li Halan »

The_Kossack

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Re: [Sektor B] – Unterkünfte & Krankenstation
« Antwort #358 am: 7.05.2005 | 16:04 »
Andrei lehnte sich etwas zurück, sah, daß der Baron seine Worte ganz richtig aufgefaßt hatte. Nun gut, nicht wirklich sehr subtil, aber er spielte das Spiel, wie man erwartete, daß Decados es spielten. Anatolji Yeshejevich war ein Meister darin, anderen Adligen das perfekte Beispiel eines Decados-Adligen zu liefern. Ganz abgesehen davon, daß es amüsant war, barg diese Taktik noch andere Vorteile.

"Ein weiser Mann hat einmal gesagt, daß es einen Bereich gibt, in dem Exzellenz und Exzellenz miteinander wetteifern und das Gewicht einer Feder die Entscheidung fällt." Das Lächeln blieb unverändert. "Hättet Ihr verloren, wäre das Grund genug, um das Duell zu wiederholen." Er deutete lässig mit zwei Fingern auf einen freien Stuhl. "Nun, während der Hauptmann seine Wunde verlorgen läßt... kann ich Euch vielleicht interessieren für meine Tänzer? Sie stellen ein Geschenk dar... und mögen uns als Ausklang dienen."

Denize Noy

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Re: [Sektor B] – Unterkünfte & Krankenstation
« Antwort #359 am: 7.05.2005 | 22:56 »
Denize ließ sich geräuschvoll gegen die kühle Stahlwand fallen und legte den Kopf in den Nacken, drückte die Rückenwirbel durch, um sie knacksend wieder auf Linie zu bringen. Jacks Lamento zog ohne nennenswerten Eindruck zu hinterlassen zwischen ihren Ohren durch.
Irgendwas mit Kaffee. Sie stierte unter halbgeschlossenen Lidern auf seine Lippen und nahm an, dass sie irgendetwas antworten sollte. Aber was, wenn nichts schnippisches? Bett.

Monn war auch gerade keine Hilfe. Er übte offenbar den bösen Hauptmann-Mendez-Blick an ihr. Mit mäßigem Erfolg.
Besser sie ließ es auf sich beruhen und zog sich hinter den segensreichen Vorhang aus braunem Haar zurück. Ihr war schlecht vor Übermüdung und Ärger.

Ein unangenehmes Schweigen begann den engen Raum auszufüllen bis es fast dröhnte. Das „Pling“ des Aufzugs durchschnitt es schrill. „Sektor B. Unterkünfte, Krankenstation. Die Quartierverwaltung befindet sich auf der mittleren Ebene.“

In der Quartierverwaltung boxten sie sich, Übles ahnend durch einen Schwarm rotäugiger Pilger, die gähnend herumstanden und auf ein Zeichen des Himmel zu warten schienen. Denize schielte neugierig auf die Papiere des jungen Mädchens am Auskunftsschalter und erkundigte sich, ob auf ihre Namen Unterkünfte reserviert waren. Die Kleine glotzte kuhäugig zurück und warf einen  bedeutungsvollen Blick auf die große Neonanzeige, die über die Preise der noch freien Quartiere Auskunft gab. Geben sollte. Denn da leuchtete seit Stunden nichts mehr.
 „Ma’am, wir sind vollkommen ausgebucht. Ihre Anreise bis Mitternacht war von der Gilde zugesichert und da sie nicht gekommen sind...“ Das Kind zuckte hilflos die Schultern. „Sie wissen doch, was hier an St. Keivar los ist, oder?“ 
Die blonden Haare die dem Gör an der Stirn klebten, gerötete Wangen und die Schweißflecken unter ihren Achseln ließen darauf schließen, dass es den ganzen Tag über heftig hergegangen war und erst jetzt langsam Ruhe einkehrte. Kein Wunder, dass sich die erfahrenen Mitarbeiter um den Dienst drückten und einen Lehrling mit dem Horror alleine ließen.

„Privatquartiere?“ Sie schüttelte den Kopf.
„Keine mehr, die uns bekannt sind. Vielleicht wenn sie rumfragen, mit etwas Glück... Kennen Sie sich hier ein bisschen aus?“

Wortlos wandte sich Niz ab. Schob sich resigniert wieder durch die Herde von Gläubigen und blieb wenige Schritte danach stehen, um sich ratlos umzublicken. Das Mädchen da drin hatte solch ein verdammtes Glück, dass ihr Verstand nun endgültig auf Leerlauf geschaltet hatte. Was war es, was sie wollte? Ach ja. Bett.

„Und jetzt?“


Offline Enkidi Li Halan (N.A.)

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Re: [Sektor B] – Unterkünfte & Krankenstation
« Antwort #360 am: 8.05.2005 | 21:13 »
Alles in ihm sträubte sich dagegen, auch nur eine Sekunde länger auf dem Spielfeld des Mannes zu verweilen, dessen Stimme an seinen Nerven kratzte, wie Fingernägel auf trockenem Schiefer.
Es war an der Zeit zu gehen, so schnell wie möglich, ehe eine noch größere Katastrophe dem Tag seine endgültige Krönung aufsetzen konnte. Der letzte Rest an Kraft, den Enkidi noch aufbringen konnte, rann mit jeder Sekunde davon, und wenn dieser Rest aufgebraucht sein würde, dann...

Er musste allein sein mit der Kreatur. Nur so gab es eine geringe Chance, den Preis zu bestimmen, den sie fordern würde.

Die Regeln der Etikette verboten es aber, die Einladung des Grafen abzuschlagen. Selbst wenn die Aussicht auf eine weitere Darbietung der kaum bekleideten Tänzer eine erneute Beleidigung eines jeden gottesfürchtigen Li Halan darstellte. Ja, der Graf amüsierte sich sicher ganz prächtig auf Kosten seines Hauses.   
Aber sein Haus war das letzte, das Enkidi augenblicklich im Sinn hatte. Er blickte kurz hinüber zu Itaru und Darius, die mit versteinerter Miene dem Gespräch folgten. Zu Sir Keitaro, dessen Lächeln nicht mehr ganz so freundlich wirkte. Und zu Megan. Er wusste, wie sehr sie von hier weg wollte.

Dann verzichten wir also auf die Etikette. Schließlich hatte auch der Graf seine ganz eigenen Vorstellungen davon.
Enkidi neigt leicht den Kopf.

"Euer Angebot ist ausgesprochen großzügig, mylord."

Aber ich ziehe es vor, mich nun zurückzuziehen. Wollte er sagen.

"Es wäre mir eine Freude." Hörte er.
Und sank in den Sessel zur Rechten des Grafen.


The_Kossack

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Re: [Sektor B] – Unterkünfte & Krankenstation
« Antwort #361 am: 8.05.2005 | 21:55 »
Der Graf nickte, als habe er mit keiner anderen Antwort gerechnet.

Die Trommeln setzten wieder ein, und die beiden Tänzer erschienen wieder von hinter den schwarzen Wandbehängen, ihre Bewegungen abwechselnd lockend, sinnlich, langsam, dann ungeheuer schnell und akrobatisch, in einem Rhythmus, den beide zu hören schienen, und der nicht notwenigerweise etwas mit jenem zu tun hatte, der auf den Trommeln gespielt wurde.

Nach dem Tanz warf Andrei ihnen zwei imperiale Münzen zu, und erhob sich, ein Zeichen, daß die Gäste entlassen waren, aber wie er zögerte verriet auch, daß er durchaus gewillt war, noch einige Worte zu wechseln. Auch Ras erschien wieder, ein gesichtsloser Kossacke, der sich in nichts von den anderen unterschied, Kossacke und Kossacken.

Offline Azzu

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Re: [Sektor B] – Unterkünfte & Krankenstation
« Antwort #362 am: 8.05.2005 | 23:37 »
(Mwerron aka Monn, von Sektor C nach B)

Kaum jemand hätte den Gesichtsausdruck des Ur Ukar, als er die Aufzugkabine betrat, als zufriedenes Lächeln gedeutet. Er hatte die Kriegerseele der Jack-Kreatur geweckt. Es hatte etwas gedauert, wie so oft bei verweichlichten Menschwesen. Aber jetzt war der Sternfahrer wütend. Wütend genug, sein Heil nicht mehr in billigen Ausflüchten zu suchen.

Das unbemerkte Lächeln hielt nicht lange vor. Die Jack-Kreatur wusste nichts über das 'Artefakt'. Mwerrons resigniertes Seufzen äußerte sich als leiser Zischlaut. Sinnlos! Wie fast alle seine Versuche, mit Vertretern der menschlichen Spezies zu kommunizieren.

Einige Male setzte er gedanklich dazu an, mit Denize zu sprechen. Entschloss sich aber dagegen. In Gegenwart der Jack-Kreatur fühlte er ein gewisses Unbehagen. Also warten. Er war Schweigen gewohnt.

Die Quartierverwaltung bot ein Paradebeispiel menschlicher Gastfreundlichkeit. Eine ganze Stadt im All, weit größer als alles, was sein Volk jemals gebaut hatte. Aber man gab ihnen keine Schlafplätze. Als Begründung irgendein Heiliger des Menschengottes. Mwerron verstand nicht. Nur das Resultat. Auch dieses war er gewohnt.

Und jetzt? In allen großen Menschensiedlungen gab es Gebiete, in denen keine Anmeldung, sondern Faustrecht über Schlafquartiere entschied. Sicher auch auf Bazaar. Nein. Niz würde den Vorschlag nicht mögen.

Sein Blick fiel statt dessen auf die Jack-Kreatur, die weißen Augenbrauen über den Rändern der Sonnenbrille fragend erhoben. Der Einfluss des Jack-Clans hatte sie aus der Zelle heraus gebracht. Bestimmt verfügte er auch über Quartiere.
« Letzte Änderung: 9.05.2005 | 22:47 von Azzurayelos »

Offline Azzu

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Re: [Sektor B] – Unterkünfte & Krankenstation
« Antwort #363 am: 10.05.2005 | 00:11 »
(Keitaro)

Eine Weile lang lauschte er dem Wortgefecht, mit dem das Duell zwischen Amethystkreuz und Mantis nun auf verbaler Ebene fortgesetzt wurde, obwohl es doch längst beendet hätte sein sollen. Für einen unachtsamen Moment zeigte sich der Anflug eines Grinsens in seiner Mimik, der sofort wieder seinem wie gemeißelt scheinenden Höflingslächeln weichen musste. Enkidi, offensichtlich ermüdet, aber nicht gewillt, sich provozieren zu lassen, machte einiges an Boden wieder gut, den Keitaro zuvor preisgeben hatte müssen. Keine Gefahr von dieser Seite.

Aber da war noch etwas anderes gewesen... etwas Bedrohliches. Unheiliges. Nicht Menschliches. Die Reliquie unter seiner Haut schien vor Erschöpfung zu schmerzen. Als wären sie aus Blei gegossen, lasteten die glänzenden Panzerplatten seiner Rüstung auf seinen Schultern. Keitaro straffte sich, stämmte sich dagegen.

Nur noch etwas länger! Wir haben es fast überstanden...

Er wandte sich ab von den diskutierenden Lords, musterte statt dessen Enkidis Gefolge. Itaru. Megan. Die Sternfahrerin wusste mehr, als sie zugegeben hatte. Viel mehr. Vielleicht steckt sie hinter all dem! Und der Knappe?

Die Gedanken verschwanden unter einer Woge der Müdigkeit. Seine Augen brannten.

Plötzlich einsetztend, vertrieb das rhythmische Trommeln die Schläfrigkeit. Angesichts der erneuten Darbietung des Tänzerpaares erlosch Keitaros Lächeln, war nicht mehr angebracht. Er sprach ein stilles Gebet für die gepeinigten Seelen, die das Schicksal in die Dienste des Grafen gezwungen hatte, froh, dass der Anblick der nackten Kinder die letzte Provokation in dieser Nacht darstellen würde.

Die Trommeln verstummten, Stimmen erhoben sich. Der Reigen förmlicher Verabschiedungen hatte begonnen und nahm seinen Lauf. Geduldig absolvierte Keitaro die obligatorische Folge aus höflichen Floskeln und Verbeugungen, darauf bedacht, die Halle gleichzeitig mit dem Baron zu verlassen.
« Letzte Änderung: 10.05.2005 | 00:20 von Azzurayelos »

Offline Megan

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Re: [Sektor B] – Unterkünfte & Krankenstation
« Antwort #364 am: 10.05.2005 | 10:44 »
Er blieb sitzen! Megan warf ihm einen bitterbösen Blick zu, den er vielleicht sah, vielleicht auch nicht - ansehen konnte man es ihm nicht. Von der Sekunde an, in der das Amulett zu glühen begonnen hatte, hatte sich das Blatt gewendet und sie war sie nicht sicher, ob sie glücklich darüber sein konnte, sein durfte.
Dieser "Sieg" würde Folgen haben, Folgen, von denen die anderen nichts wussten. Enkidi hatte einen Kampf verloren, der sehr viel bedeutender war, als der gegen irgendeinen gekränkten Grafen oder seinen Handlanger. Und sie würde wieder diejenige sein, die die Scherben zusammenkehren durfte, die Wunden würde flicken müssen.

Fakt war, er musste jetzt gehen, sonst würde er genug riskieren um alle zu gefährden. War er sich dessen nicht bewusst? Brauchte er noch mehr Aufmerksamkeit?

Dann kamen die Tänzer und plötzlich wurde ihr alles zu viel. Es war stickig, die Trommeln begleiteten einen dringenden Würgreiz. Sie stand auf - Scheiß auf die Etikette - und verließ mit einem hastigen Nicken zu Keitaro und dem Rest der adeligen Riege den Saal. Wenn es Enkidi war würde er das Zeichen hoffentlich verstehen, wenn nicht... - ihr fiel nichts anderes ein.

Draußen, lehnte sie sich schwer an die Wand und atmete tief durch. Sie würde hier warten, hier gegenüber von dem schwarzen Kossacken.

Offline Enkidi Li Halan (N.A.)

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Re: [Sektor B] – Unterkünfte & Krankenstation
« Antwort #365 am: 10.05.2005 | 18:28 »
Die Musik verklang und Enkidi starrte einige endlose Augenblicke ins Nichts, die Hände fest um die Stuhllehnen geschlossen.
Megan ist fort,
tröpfelte es in sein Bewußtsein, und er schrak hoch, als würde er aus einer Trance erwachen.
Die Schwerkraft schien sich verdoppelt, verdreifacht zu haben, seit er Platz genommen hatte.
Und ihm war kalt, obwohl kaum einen Meter entfernt ein Kohlebecken glühte.
Warum war er noch hier? Hatte er sich nicht verabschiedet?

Er spürte ein warmes Kitzeln an der Oberlippe. Wieder rann ein dünner Blutfaden aus seiner Nase.
Enkidi richtete sich ruckartig auf, als ihm dämmerte, was geschehen war. Er durfte keine Zeit mehr verlieren.
Hastig wischte er das Blut fort, in der vagen Hoffnung, niemand könnte es bemerkt haben, und stemmte sich mühsam aus dem Sessel hoch.
Sein Wille war nur noch eine Wand aus Papier.

Da Megan die Etikette bereits gebrochen hatte, sah er wenig Grund, sich selbst noch weiter damit aufzuhalten. Eine knappe Verbeugung musste dem Graf genügen, ein kühles Nicken dem Hauptmann. Den Rest des versammelten Adels ignorierte er völlig.
Einzig auf Sir Keitaro ruhte sein Blick länger, und ja, es war eine eindeutige Aufforderung darin.

Dann rauschte Enkidi aus dem Raum, dicht gefolgt von Sir Keitaro, Darius und einem sehr verwirrten Itaru.
« Letzte Änderung: 10.05.2005 | 18:37 von Enkidi Li Halan »

Offline Elisabeth Hawkwood

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Re: [Sektor B] – Unterkünfte & Krankenstation
« Antwort #366 am: 11.05.2005 | 13:37 »
Auch wenn sie ihre Augen auf die beiden Tänzer gerichtet hatte, sah sie sie doch nicht bewusst. Vor ihren Augen tanzten Andere in einer Zeit, die längst vorbei war.

Ein Ball zu Ehren eines Hazat..., wie war noch sein Name? Die Liste der Skandale um ihn war lang, länger sicherlich als sein Name. Und doch war er vielleicht noch einer der Angenehmsten auf diesem Ball gewesen. Er hatte mit mir getanzt, belanglose Worte gewechselt. Es muss einer meiner ersten Bälle gewesen sein, ich erinnere mich dunkel an ein Gefuehl von leichter Unsicherheit. Und jede Aufforderung liess mich aufgeregt werden, viel zu viel Gefueh, das nach aussen drang. Wie jung war ich, wie unerfahren... .
Und dann ein Decados-Baronet mit einem halbnackten tanzenden Kinderpaar als Geschenk. Wie diese hier. Ich habe damals nicht einmal richtig hingesehen. Dieser junge Kirchenritter hat mich abgelenkt. Er war so idealistisch.
Erst als Vater seine schneidende Stimme durch den Saal schallen liess, merkte ich, dass etwas vorging, das nicht mehr in Ordnung war.
Vaters weisses Gesicht, wie er da stand, die verängstigten Kinder, nun völlig nackt, am Boden. Seine kalte Stimme, als er die Forderung aussprach. Dann: spöttisches Lachen des Baronet: "Es ist mir eine Ehre, Baron, aber ein Kampf mit Waffen erscheint mir hier doch etwas unangebracht. Was haltet Ihr von einem Tanzwettstreit? Eure Tochter gegen - nein nicht gegen die zwei, die sind verbraucht, aber ich habe noch mehr Kinder." Beifall von allen, spöttische, kalte Blicke, auf einen Skandal hoffend, lauter Hyänen, Vater schreckstarr und weiss wie die Wand in der Kapelle.
Was sollte ich tun, natuerlich springt man seinem Vater zu Hilfe, selbst wenn man nicht weiss wofuer. Aber seinen Blick vergesse ich nie, als ich ihm meine Schuhe reichte. Der Boden war so kalt. Wie ich die Blicke ertragen habe, weiss ich auch nicht mehr. Dieser Decados, er hat mir gezeigt, dass man einen Eispanzer braucht. Und, dass man auch auf kaltem Boden tanzan kann. Es war sicherlich das letzte Tanzduell, das er herausgefordert hat. Ich frage mich, ob er noch lebt... . Er hatte komische Augen. Bis heute weiss ich nicht... .


Sie schreckte aus ihren Gedanken auf, als Baron Enkidi den Raum verliess. Irritiert blickte sie ihm nach und warf Sir Keitaro einen fragenden Blick zu. Was ist das denn nun? Haben die LiHalan den Etiketten abgeschworen? Diese Commanderin tut mir immer mehr leid, aber sie wird sich wohl nicht abwerben lassen. Fuer so exzentrisch hätte ich Baron Enkidi gar nicht gehalten... .

Sie erhob sich und sank in eine grazile Verbeugung gegenueber Graf Mandin: "Ich danke Euch fuer die interessante und stimmungsvolle Darbietung, Mylord!"
"Am Ende Deiner Reise durch die Dunkelheit steht immer das Licht. Die Reise wird zuende gehen und doch einen neuen Anfang bringen." Lextius 40, Omega Gospels   

"När förändringens vind blåser bygger en del vindskydd medan andra bygger väderkvarnar." Mao Zedong

Mein Who is Who

Sir Lars Trusnikon

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Re: [Sektor B] – Unterkünfte & Krankenstation
« Antwort #367 am: 12.05.2005 | 11:20 »
Seine Blicke folgten den Tänzern, folgten genuesslich den kaum verhuellten Rundungen. Schade, dass das noch so ein junges ding ist, ein wenig älter, hmm, nicht uebel. aber die Li Halan sehen alle ein wenig versteinert aus. Ich frage mich, was es bei denen fuer Vergnuegungen gibt.

Als die Sternenfahrerin hinauseilte, registrierte er eine unwillkuerliche Bewegung Freyas, doch sie liess sich zureucksinken, ehe er eingreifen musste. Beruhigt stellte er dann fest, das sie wieder vollkommen ruhig wurde und sich auch durch die wilden Trommeln nicht beeindrucken liess. Na, ganz gut, dass die gegangen ist. Warum  auch immer Freya sich so ueber sie aufregt. Aber auch einer Sternenfahrerin hätte ich etwas mehr Etikette zugetraut. aber vielleicht ist ihr auch schlecht geworden, verträgt es nicht sich auf nicht fliegendem Boden zu bewegen.

Erstaunt musterte er den Baron, als er hinauseilte, ohne den Etiekkten auch nur ansatzweise Folge zu leisten. Er warf der Baroness Justinian einen fragenden Blick zu.

The_Kossack

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Re: [Sektor B] – Unterkünfte & Krankenstation
« Antwort #368 am: 12.05.2005 | 14:24 »
Mandin nickte der Hawkwood zu und bedeutete ihr mit einer Geste, sich zu erheben. Die Flucht des Li Halan und seines Gefolges hatte dem Baron noch mehr Schaden zugefuegt. "Es ist uns eine Ehre", sagte er leise und hielt das Laecheln an Ort und Stelle. "Es erfreut uns, dass Ihr die Verfeinerung zu wuerdigen wisst. Ihr seid ein wahres Juwel Eures Hauses." Mandin laechelte.

Offline Elisabeth Hawkwood

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Re: [Sektor B] – Unterkünfte & Krankenstation
« Antwort #369 am: 12.05.2005 | 15:49 »
"Vielen Dank, ein Kompliment höre ich immer gern," sie schenkte ihm ein Lächeln.
"Meiner Meinung nach wird bei einem Duell gewöhnlich viel zu sehr das Augenmerk auf den Kampf an sich gelegt, ohne zu beachten, dass man ein Duell durch eine entsprechende Einleitung und mit passendem Ausklang viel besser akzentuieren kann. Viel zu oft wird vergessen, das zu einem gesellschaftlichen Ereignis mehr gehört als nur ein guter Kampf. Und es lässt sich so herrlich zur Machtdemonstration nutzen... Nun, und man sagt mir nach, dass ich eine gute Tanzdarbietung zu schätzen weiss. Genauso wie einen guten Kampf..., diesen hier wuerde ich allerdings eher als ueberrschend einstufen. Hätte es Wetten gegeben, so hätte ich auf Euren Hauptmann gesetzt, Mylord."

Unwillkuerlich blickte sie zu der grossen, gesichtslosen Gestalt hinueber.
"Am Ende Deiner Reise durch die Dunkelheit steht immer das Licht. Die Reise wird zuende gehen und doch einen neuen Anfang bringen." Lextius 40, Omega Gospels   

"När förändringens vind blåser bygger en del vindskydd medan andra bygger väderkvarnar." Mao Zedong

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Jack Hawkins

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Re: [Sektor B] – Unterkünfte & Krankenstation
« Antwort #370 am: 13.05.2005 | 23:23 »
Quartierverwaltung – Jack, Denize und Monn

Angesichts der Pilgerscharen, die in den Korridoren vor und erst recht in der Quartierverwaltung lagerten, hätte es in der Tat an ein kleines Wunder gegrenzt, wenn noch Unterkünfte frei gewesen wären.
Er sah Niz schon von weitem an, dass sie keinen Erfolg gehabt hatte. Müde und mit schlaff herab hängenden Schultern kehrte sie zu Jack und Monn zurück, die an einem der Hauptportale gewartet hatten.

"Ja, die sind ziemlich schnell damit, gebuchte Quartiere frei zu geben, wenn's sein muss." sagte er und nickte in Richtung der Verwaltungsbediensteten, die alle Hände voll zu tun hatten, sich der anstürmenden Bittsteller zu erwehren. Er seufzte tief, legte den Kopf schräg und kratzte gedankenverloren seinen blonden Stoppelbart. Da musste sich doch irgend etwas machen lassen...

Denize und Monn im Schlepptau, machte er sich auf den Weg zwei Ebenen höher, der Bereich, in dem die Privaten Quartiere der Gildenmitglieder und fliegenden Händler lagen.
Nun machte sich bezahlt, dass er den Kontakt zu einigen alten Bekannten auf Bazaar nie abgebrochen hatte. Der Kodex der Sternfahrer, an jedem Ort der Galaxis, und sei er noch so entlegen und gottverlassen, jemanden zu kennen, der einem aus der Patsche half. Jack freute sich, dass wenigstens das an diesem katastrophenbelasteten Tag zu klappen schien. Einige Male hin und her gelaufen, im Zickzack von Wohneinheit zu Wohneinheit, ein paar Worte gewechselt, nach dem und dem erkundigt. Dann: Volltreffer.

Nach einigem Palaver erkärte sich Suzannah Pickett von der Frachtkontrolle mit einem breiten, mütterlichen Grinsen bereit, Denize und Monn bei sich aufzunehmen.
"Wird ein bißchen eng werden", sagte sie mit ihrem erdigen byzantinischen Dialekt. "Aber besser, als irgendwo in den Gängen zu schlafen, was?"

Jack drückte ihr einen Kuss auf die Wange und lächelte sie strahlend an.
"Danke, Suzannah, bin dir was schuldig."

Da Denize und Monn nun in guten Händen waren, verabschiedete er sich und machte sich auf den Weg zu seinem eigenen Quartier.
Er war nicht besonders scharf darauf, Shawn heute noch unter die Augen zu treten.
Vielleicht schaffte er es ja, schon zu schlafen, bevor er von seiner Schicht zurück kam ...

Offline Azzu

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Re: [Sektor B] – Unterkünfte & Krankenstation
« Antwort #371 am: 14.05.2005 | 12:29 »
(Keitaro, die Hallen der Mantis verlassend)

Unzählige Verbeugungen, unaufrichtige Komplimente, unerträglich vorhersehbare Respektsbezeugungen. Mit quälender Langsamkeit zog sich die Verabschiedungsszene scheinbar endlos dahin. Die Formen der Etikette, die er sonst so gerne als Schild vor sich her trug, wurden nun zur Belastung. In Keitaros Kopf drängte die Stimme von Naraka Kaori, diesen Ort zu verlassen. Der alte Mann spürte, dass die körperlichen und mentalen Reserven des Ritters beinahe erschöpft waren.

Fast geschafft.

Eine unerwartet plötzliche Bewegung stach aus dem bedächtigen Reigen heraus, weckte seine Aufmerksamkeit. Enkidis Blick traf den seinen, dann stürmte der Baron an ihm vorbei, hinaus. Ohne den Anwesenden Respekt zu zollen. Wie kleine Kinder! Sowohl der Graf, als auch der Baron. Aber dies hier war kein Kinderspiel!

Für einen verlockenden Augenblick war er versucht, dem Drängen der Maschine nachzugeben, den Raum in Schutt und Asche zu legen, die Zeugen samt und sonders für immer zum Schweigen zu bringen. Ein bemerkenswert unsinniger Einfall, angesichts der Sturmeinheit im Nebenraum. Trotzdem fast unwiderstehlich!

Lextius, steh mir bei! Es war nur ein kurzer Moment der Unaufmerksamkeit gewesen, den er Enkidi wütend hinterher gestarrt, das einstudierte Lächeln verloren hatte. Lange genug jedoch für ein geschultes Auge, um Schlüsse daraus zu ziehen. Als letzter Li Halan im Raum hätte er bleiben können, sogar müssen, erklärend, entschuldigend, rechtfertigend. Unmöglich! Die fragenden Blicke trafen ihn bereits wie gezielte Nadelstiche. Für verbale Attacken, in honigsüße Höflichkeiten gekleidet, und doch vor beißendem Spott triefend, würde sein innerer Panzer zu dünn, zu brüchig sein. Kein Blutvergießen!

Er fuhr herum, stapfte mit schweren Schritten dem Baron hinterher, begleitend vom Rasseln und Scheppern seiner Rüstung. Kurz vor dem Ausgang drehte er sich noch einmal der versammelten Menge zu, verneigte sich tief.

"Mein Lord Mandin, Haus Li Halan dankt für die Schaffung dieses eindrucksvollen Rahmens für den heutigen Zweikampf. Es war uns eine Ehre, Eure Gastfreundschaft in Anspruch nehmen zu dürfen. Meine Damen, meine Herren, Dank auch an Euch, die Ihr den Duellanten als Zeugen des Kampfes Ehre erwiesen habt. Ich wünsche eine gesegnete Nachtruhe."

Geschafft! Die Schlangengrube lag hinter ihm.

Hatte er als einfacher Ritter wirklich in dieser Weise für sein Haus sprechen dürfen? Einerlei! Er hatte heute bereits eine Passage aus dem Duellkodex zitiert, die zwar zweifelsohne in der einen oder anderen Form existierte, die er selbst aber nie gelesen hatte. Der Zweck heiligt niemals die Wahl der Mittel. Niemals! Zweifelnd biss er sich auf die Unterlippe. Er würde die Beichte ablegen müssen. Bald.

Enkidi und sein Gefolge waren schnell eingeholt. Keitaros Diener mühten sich, mit ihrem Herrn Schritt zu halten. Sein Kopf schmerzte, schien zerspringen zu wollen. So vieles, dass er noch durchdenken musste, bevor er für eine Konfrontation mit diesen hier gewappnet war! Morgen. Jetzt galt es, sich schnell zu verabschieden, die kritischen Themen zu vermeiden. Und zunächst einmal, die Situation zu meistern, ohne dass eine Seite ihr Gesicht verlor.

Die verschmierten Reste von Blut in Enkidis Gesicht, an sich alarmierend, kamen jetzt wie gerufen, mochten als Rechtfertigung für den unrühmlich plötzlichen Abgang dienen.

"Mein Lord Enkidi! Ihr seid verletzt?"

Offline Azzu

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Re: [Sektor B] – Unterkünfte & Krankenstation
« Antwort #372 am: 14.05.2005 | 18:40 »
(Gildenquartiere, Mwerron aka Monn)

Während der Nachtzeit wurden die Gänge in Sektor B nur von schummrigem Fusionslicht erhellt. Menschwesen, Oberflächenbewohner! Offenbar ein Versuch, den Lauf der Sonne zu simulieren, die ihnen so heilig war. Mwerron hatte die Sonnenbrille wieder abgesetzt, genoss das Zwielicht, durch das sie sich bewegten, die Hände tief in den Taschen seiner Jacke vergraben. In den engen, nach Mitternacht fast menschenleeren Korridoren fühlte er sich wesentlich wohler, als inmitten der pulsierenden, lärmenden Pilgermasse im Ankunftsbereich. Dem Sternfahrer folgend, summte er eine leise Melodie vor sich hin, an deren Ursprung er sich nicht erinnern konnte. Ein Lied der Fischer auf Madoc, möglicherweise.

Denize teilte seine Stimmung nicht, wirkte müde. Ihr rechtes Auge war rot unterlaufen, blieb die meiste Zeit ungeöffnet. Mwerron wusste wenig von den sonderbaren, mehrfarbigen Augen der Menschwesen, aber dies war bestimmt kein gutes Zeichen. Trotzdem wäre es ihm niemals in den Sinn gekommen, Niz anzubieten, ihre Tasche für sie zu tragen. Eine Sitte der Menschwesen, nicht der Ukari. Die Frage hätte bedeutet, dass er sie für zu schwach hielt. Denize war nicht schwach.

Am Ziel angekommen, beäugte er die Gastgeberin, verzog sein bleiches Gesicht zu jener Grimasse, welche die Menschwesen als freundliches Grinsen zu interpretieren pflegten. "Vielen Dank. Dass Sie. Uns aufnehmen," formulierte er stockend, stellte anschließend Denize und sich mit hartem Uryari-Akzent vor.

Das Suzannah-Wesen strahlte ihn an. Ungewohnt.

"Leise bitte," murmelte es, "die Kinder schlafen schon! Werde sehen, ob ich irgendwo Platz schaffen kann."

Drinnen im Quartier war die Luft weniger trocken, als auf dem Korridor. Im Flur standen große Töpfe mit echten, lebenden Pflanzen, die Mwerron nicht erkannte. Sonst war die Unterkunft sehr eng. Überall Klappen und Nischen, in denen man Tische, Sitze und andere Dinge verschwinden lassen konnte, die gerade nicht gebraucht wurden. Durch eine offene Tür konnte er in einen weiteren Raum sehen, aus dem ungesund klingende Schnarchgeräusche drangen. Magische Fenster vermittelten dort die Illusion, auf unberührte Natur hinauszublicken. Jetzt aber war es Nacht draußen. Das Suzannah-Wesen mühte sich, etwas aus der Wand zu ziehen, das eine Schlafgelegenheit sein mochte.

Dann kam es zurück, machte eine einladende Geste nach drinnen. "Nicht gerade der imperiale Palast, was?"

Was wurde nun von ihm erwartet, dass er antwortete? Mit den Gesetzen menschlicher Gastfreundschaft war er kaum vertraut. Hilfe suchend warf er Denize einen fragenden Blick zu.

Denize Noy

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Re: [Sektor B] – Unterkünfte & Krankenstation
« Antwort #373 am: 15.05.2005 | 17:08 »
Geht doch.

Kaum dass es das Quartierproblem zu lösen galt, waren ihre beiden Jungs wieder ganz handzahm. Monn summte sogar und Jack ging völlig darin auf, seine Beziehungen spielen zu lassen.
Wie ferngesteuert trottete sie hinter den beiden her; zu erschlagen, um den Gesprächen, die Hawkins führte, echte Aufmerksamkeit zu schenken.  Auf einmal standen sie im Inneren eines Privatquartiers.

Jack umarmte sie zum Abschied noch einmal, und ihr fiel gerade noch ein, ihn an sein Versprechen im Aufzug zu erinnern: „Morgen um halb zwölf im Coffee Garden zum Brunch. Ich lad’ dich ein. Danke für die Hilfe.“

Und wehe, du hast morgen keine bessere Geschichte parat. Uns erst neugierig machen und dann.... eine Fusionszelle, die dazu dient, Dinge zu erhitzen? ...

Mrs. Pickett gefiel ihr. Monn offenbar auch, denn er sprach aus eigenem Antrieb mehr mit der Frau als mit ihr an manchen Tagen.

... Klingt etwas seltsam. Pfusch? Aber dann: Obun? Oder war das bloß Prahlerei?...

Dankbar lächelte Niz in sich hinein. Ein wahrer Sonnenschein, Suzannah. Im Handumdrehen hatte sie ein Gästebett aus der Wand gezogen und zwei Wolldecken darauf geworfen.
 
...Vielleicht sind irgendwelche kryptischen Zeichen drauf... Was könnte denn die Form einer Fusionszelle haben?...

Denize sah sich außerstande so spät noch Komplimete zu drechseln,  doch ihr sehnsüchtiges Schnurren beim Anblick des Bettes, war für ihre Gastgeberin Grund genug, vor Stolz ganz rote Wangen zu bekommen.

...Vielleicht irgendwas Knopf- oder Zylinderförmiges...oder auch eckig, naja.  Nichts besonders großes, wenn in der Tasche noch mehr Zeug war...das jetzt ziemlich angebrannt sein dürfte....

Mit dem glücklichen Grinsen eines Menschen, der ein gutes Werk tun durfte, zog Mrs. Pickett die Tür zum Schlafraum zu.

Also, ein Ding, das für Jack aussehen kann, als hätten es Aliens gemacht...

Denize ließ sich schwer auf den Rand des Bettes fallen und zog das Spray aus der Tasche, das ihr der Typ von der Krankenstation in die Hand gedrückt hatte.
„Gnaaaargh... Sssshhhit!... P’tain! Soll das den Schmerz rausbrennen?“ 

... Und das für meinen Geschmack viel zu viel Wärmeenergie freisetzt. ... Ah, verdammt! Gleich werd ich wieder wach, wenn ich mir so viel den Kopf zerbreche.

Mit diesem Gedanken ließ sie sich nach hinten kippen und schlief ein, noch bevor sie sich richtig in die Decke gewickelt hatte.

« Letzte Änderung: 15.05.2005 | 17:12 von Denize Noy »

Offline Azzu

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Re: [Sektor B] – Unterkünfte & Krankenstation
« Antwort #374 am: 16.05.2005 | 15:58 »
(Mwerron aka Monn)

Nach kurzer Suche fand er den Dimmschalter. Die Menschwesen brachten die Schalter stets nahe den Türen an. Unvorsichtig. Noch dazu, wenn man im Dunkeln so hilflos war. Ein Eindringling hätte sofort und überraschend das Licht löschen können. Mwerron war kein Eindringling, sondern Gast. Das Vertrauen der Suzannah-Kreatur überraschte ihn. Hätte er böse Absichten gehabt, die Schlafenden wären ihm nun hilflos ausgeliefert gewesen. Die Türen geschlossen, aber nicht verschlossen. Ob sie wusste, dass die Jack-Kreatur ihn kaum kannte?

Auf Denizes gleichmäßiges Atmen lauschend, fand er ohne Schwierigkeiten den Weg durch die Finsternis, zurück zum Gästebett. Er schlüpfte aus der gepanzerten Pada-Jacke und seinen Stiefeln, ertastete dann seinen Rucksack. Mit den Fingerspitzen las er die Bhakti-Schriftzeichen auf den Taschen und Beuteln, bis er seine Medizintasche gefunden hatte. Seine Rippen schmerzten. Ein Treffer mit dem Ellbogen im Frozen Sunset. Dwadra-Salbe würde helfen.

Lautlos setzte er sich auf den Rand des Bettes, zog behutsam Denizes Decke zurecht. Sofort eingeschlafen. Erschöpft. Es war kein guter Tag für sie gewesen. Ein seltsamer Empfang, den man ihr in ihrem Zuhause bereitet hatte. Kein Clan, der sie willkommen gehießen hätte. Nur das Jack-Wesen. Im Nachhinein stieg es nun in Mwerrons Achtung.

Dennoch. Der Ur Ukar musste wissen, was für ein Artefakt der Sternfahrer mit sich herumgetragen hatte. Obun? Nein. Die Technik der Obun war für Schwächlinge konzpiert, mehrfach gesichert, selbst für Ahnungslose völlig ungefährlich. Die zerstörerische Hitze, die der Gegenstand in der Tasche entwickelt hatte, deutete auf einen anderen Ursprung hin. Jedenfalls nicht menschlich. Soweit konnte man dem Urteil der Jack-Kreatur vertrauen. Technologie seines Volkes? Sogar ein Artefakt der Kadani? Nichts, das in die falschen Hände gelangen sollte. In dieser Hinsicht vertraute Mwerron dem Sternfahrer ganz und gar nicht.

Er griff noch einmal in seinen Rucksack und schraubte den Griff einer stabförmigen Fusionsfackel auf. Statt Energiezellen glitt ein schlankes Springmesser heraus. Menschliche Schmiedekunst. Aber die Klinge würde ihren Zweck erfüllen, bis er seinen Krax zurückbekam. Mwerron steckte die Waffe in eine Beintasche. Letztendlich rollte er sich neben Denize in seine Decke und lauschte den Geräuschen der Raumstation. Das Rauschen der Belüftungsmaschinen. Leises Ächzen von Metall. Kaum Hörbares Summen von elektrischen Leitungen. Alles um ihn herum war von Menschenhand geschaffen. Ob dieser Ort von Geistern beseelt wurde? Niz nannte ihn ihr Zuhause. Bazaar musste eine Seele haben. Selbst, wenn die Erbauer selbst nicht daran glaubten.

Seine Augenlider wurden schwer. Zeit, ins Reich der Träume zu wechseln.