Lieber Vermi!
Deine Spielerinnen wollen geküsst werden - KISS - Keep it straight & simple!
Als erstes zum Setting - Sie wollen ein Setting, dass sie kennen, wo sie sich vertraut fühlen.
Keine Experimente. Am Liebsten auch Charaktere, die ihnen vertraut sind. (denke ich mal)
Da sie Star Wars jahrelang gespielt haben, möchten sie eben Star Wars - sie kennen die Welt, wissen was ein Wookie ist, dass das Imperium böse, Huts gierig und Boba Fett verschlagen ist...
Die Regeln...
Auch da einfache. SW d6 ist eines der simpelsten Systeme, die es gibt. Neue bergen die Schwierigkeit, dass man sich an neue Würfelmechanismen gewöhnen muss... Das Gleiche gilt für neue Spielmechanismen - Playerempowerment ist ja nett, aber gewöhnungsbedürftig. Je nach Spielfrequenz (wie oft / mit welchen zeitlichen Abständen) ist es abhängig, wie lange die Gewöhnung dauert. Und während der Eingewöhnungsphase fühlt man sich halt eben nicht "zu Hause"...
Es ist also Konservativismus (sollte auch als Schublade in die Analen der Rollenspieltheorie eingehen), was Deine Spielerinnen davon abhält. Das bekannte ist bequem, vertraut, einfach.
Neues ist erstmal mühsam, kompliziert, man fühlt sich nicht "zu Hause".
Ich kenne das gut, meine alte Runde ist genauso.
Abhilfe?
1. Möglichkeit:
Verhauen und ohne Essen ins Bett... Äh nein, da hat Kaymac mich wohl wieder inspiriert...
Rigoros ein neues System anbieten - Friss oder stirb (will sagen: Spielt es oder nicht)
Risiko: Dass sie nein sagen, oder dass sie unzufrieden sind - kostet Spielspaß.
2. Möglichkeit:
Behutsam neues einführen:
Andere Settings mit d6 System - Metabarons, oder das universelle d6 System nehmen.
Andere Mechanismen (Playerempowerment) dann mit dem vertrauten System behutsam einführen.
Einfach mal eine Testrunde anbieten. "Mädels, wir spielen am Freitag mal folgendes... Wenn es euch nicht gefällt, dass lassen wir es bei einem Abend..." - Ggf. mit Gastspielleiter - hätte den Vorteil, dass ein neuer Spielleiter auch anderes Verhalten an den Tag legt und sie damit nicht gleich wieder auf die alten Schienen springen.
(Als Gastspielleiter könntest Du zum Beispiel Juhanito für 7. See nehmen. Bei Interesse auf Earthdawn, Fading Suns oder dergleichen kannst Du gerne meine Wenigkeit fragen. Ein Sprung nach Hamburg ist ja nicht so weit - das sollte die alte Slave I schaffen.
)
Dadurch können sie sich das unverbindlich anschauen - und wenn es gefällt, dass spielt man es. Wenn nicht, dann lässt man es.
Oder immer mal eine davon in eine andere Runde mitschleppen und da mitspielen lassen. Dadurch erweitern sich auch die Horizonte...
3. Möglichkeit:
Star Wars d6 spielen und beim alten - erprobten bleiben. Warum nicht?
Wenn es ihnen echt viel Spaß macht... Ich zum beispiel möchte gern mal wieder Star Wars d6 spielen. *seufz*
Zum Abenteueraufbau:
Auch da KISS: wenn sie nicht so "kreativ" sind (was ich nicht glaube), dann mach halt ein wenig Railroading.
Und biete ihnen ab und zu eine Schmankerl als Charakterhintergrund (wobei ich das eigentlich den Spielerinnen überlassen würde).
Mach die Abenteuer einfach und überschaubar. Der Rest (die Verkomplizierung) kommt meist von selbst.
Man muss dazu keine stundenlange Vorbereitung treffen. Einen Plot, ein paar SC Namen (Werte sind Schall und Rauch) und schon steht es.
Mach es Dir da ein wenig einfacher. Und Deinen Spielerinnen halt auch.
Dann macht es beiden Seiten auch Spaß.
Das Ganze erinnert mich an meine Baseball-Zeit. Irgendwann sind wir an den Punkt gelangt, wo der Trainer Blut geleckt hatte und anspruchsvolles Baseball spielen wollte. Vorher haben wir in der Liga nur rumgedaddelt aber eine Menge Spaß gehabt (auch wenn wir verloren haben. [unsere After-Play-Parties waren legendär in Bremen])
Und dann mussten wir uns überlegen - weiterdaddeln oder Ehrgeiz entwickeln.
Es ging dann in Richtung Ehrgeiz. Und auch das war interessant. Für manche. Andere sind ausgestiegen. Die konnten nicht so viel Zeit in Training investieren, kamen nicht mit und wurden deswegen eher selten eingesetzt. Und stiegen dann aus. Machte nicht soviel Spaß...
Uns schon und wir sind dann sogar 2x aufgestiegen... Und bekamen auch neue Spieler hinzu. Naja und irgendwann sind dann von den alten immer mehr ausgestiegen und inzwischen ist es nicht mehr das Spiel und das Team, das ursprünglich war. Es ist erfolgreich, aber von den alten spielt es keiner mehr...
Wie kriege ich den Bogen zum Rollenspiel zurück? Ganz einfach: Auf dem Forum liest man eine ganze Menge von neuen Konzepten.
Da kriegt man schon Interesse, das auszuprobieren. Rollenspiel mit anderem Anspruch. Nur, ob das wirklich mehr Spaß macht ist eine andere Frage. Vor allem, ob das allen Spaß macht. Manche Spieler wollen die vertrauten Pfade nicht verlassen.
Wollen "rumdaddeln" um des "rumdaddelns" wegen. Wollen nicht was neues, weil das neue gar nicht so viel Reiz bietet.
Klar kann man überlegen, das mit Nachdruck durchzusetzen. Aber ob das wirklich dann mehr Spaß macht, möchte ich bezweifeln.
Und noch eines zum Player-Empowerment: Der erste Schritt in Sachen PE ist, dass Spieler sagen, wie sie spielen möchten.
Und das haben Deine Mädels doch eigentlich.
May the force be with you!
Boba Fett