Nachdem ich vor Jahren geschworen habe, nie wieder Spacehulk zu spielen, konnte ich beim Doom Brettspiel dennoch nicht widerstehen... Das erste, was man bemerkt, wenn man die Box öffnet, ist die schiere Masse an Spielmaterial: Ein Haufen Plastikfiguren vom Marine bis zum riesigen Cyberdemon (der wirklich 4 mal so hoch ist wie die Spielerfigur), eine Menge Bodenpläne, die man wie bei einem Puzzle aneinander legen kann und richtige viele Counter mit Wummen, Keykards und Verletzungsmarkern... Und mehrere sechsseitige Würfel mit komischen Anzeigen...
Sonst gibt es noch zwei dünne Heftchen, das eine mit den Regeln, das andere mit 5 Szenarien oder so...
Einer der Spieler nimmt die Rolle des "Intruders" an, der die ganzen Viecher spielt und nach und nach das Spielfeld aufbaut, das die Spieler erkunden... Zwischen 1 und 3 weiteren Spielern übernehmen dann die Marines...
Und dann geht es reihum: Jeder der Marines bekommt am Anfang ein paar Karten mit Spezialfähigkeiten, der Intruder-Spieler erhält dafür einige Ereigniskarten mit denen er Monster ausspielen kann oder den Marines auch sonst das Leben schwer machen kann..
Zuerst kommen die Marines dran und dürfen sich bewegen und/oder ballern: Normalerweise stehen einem Marines vier Möglichkeiten zur Verfügung:
1. Rennen: Der Marine bewegt sich 8 Felder
2. Vorrücken: Der Marine bewegt sich 4 Felder und kann einmal schießen
3. Draufhalten: Der Marine bleibt stehen und schießt zweimal
4. Befehle: Der Marine kann entweder sich bewegen und einen Befehl geben oder er kann schießen, einen Befehl geben, aber sich nicht mehr bewegen. Drei (bzw. 4) Befehle stehen zur Auswahl:
- Zielen: Der Marine darf bei seinem nächsten Schuss einen bis alle Würfel neu werfen
- Feuerschutz: Der Marine darf schießen, während der Intruder ein Monster bewegt
- Ausweichen: Der Marine darf einen angreifenden Gegner zwingen, Würfel nochmal werfen zu müssen
- Heilen: Ein Marine mit der Spezialfähigkeit "Medic" darf sich oder andere Marines heilen
Das Spiel läuft dann wie folgt ab: Die Marines handeln und erforschen die Raumstation. Je nach Szenario werden dann die Bodenplatten anders angelegt und unterschiedliche Viecher und Gegenstände sind zu finden. Wenn die Marines einen neuen Bereich öffnen, wenn sie z.B. eine Tür öffnen, dann wird das Spiel kurz unterbrochen und der Intruder offenbart den nächsten Bereich... ISt der Marine dran, darf er neue Aktionskarten ziehen und eine Monsterkarte ausspielen sowie wenn möglich, weitere Ereigniskarten... Monster dürfen nur dort platziert werden, wo die Marines nicht mehr hinblicken können - so können sie sich einigermaßen vor Überraschungsangriffen schützen..
Wenn die Marines dran sind, gehen sie in bester Doom-Manier Monster plätten, Waffen, Medikits, Rüstung und Munition einsammeln. Jede Waffe hat unterschiedliche Reichweite, Spezialeffekte und Schaden: Ein Angriff mit der Faust wird mit nur einem einzigen roten Würfel durchgeführt, der bis zu 4 Schadenspunkte erzeugen kann. Ein Angriff mit der Kettensäge wird auch mit dem gleichen roten Würfel ausgeführt, jedoch wird der Schaden um 1 erhöhnt, außerderm gilt der Angriff auf alle Gegner, die an das Feld des Marine angrenzen.... Eine Pistole wird dagegen mit einem gelben und blauen Würfel (oder so) durchgeführt, kann also mehr Schaden machen (diese werden durch Einschusslöcher angezeigt), höhere Reichweite (die werden durch Zahlen angegeben), aber dafür kann der Marine auch Munition verlieren (wird durch ein Muni-Symbol angezeigt). Schrotflinten können auch angrenzende Gegner verwunden und Granaten und Raketenwerfen machen Gebietsschaden.... Treffer, Reichweite und Schaden wird also durch einen einzigen Wurf abgegolten, was ziemlich schnell geht...
Jeder Marine und Gegner hat einen Rüstungswert und Healthpunkte... Für jeden vollen Rüstungswert an Schaden wird ein Punkt Health verursacht: Macht ein Angriff 5 Punkte Schaden bei einem Gegner, der einen Rüstungswert von 2 hat, werden 2 Schadenspunkte verursacht...
Aufgabe der Marines ist es nun, das Szenario zu absolvieren, bevor der Intruder 6 Frags bekommt. Diese erhält er, indem er Marines umbringt oder indem er seinen Kartenstapel aufbraucht: D.h. die Marines müssen sich beeilen und gleichzeitig vorsichtig genug sein, um nicht gekillt zu werden. Passiert das Mal, respawnt der Charakter einfach wieder in der Nähe..
Die Szenarioen haben leichtes Rollenspielflair. So müssen die Marines im ersten Szenario erst eine Keycard finden, um die Basis verlassen zu können. Außerdem treffen sie auf einen verletzten Wissenschaftler, der ihnen verrät, wo eine Bonuswaffe versteckt ist, wenn sie ihn schnell genug erreichen, bevor er dahinscheidet...
In unserem Übungsspiel ging es den Marines am Anfang ziemlich gut, auch weil ich als Intruder am Anfang zuwenig Karten gezogen habe und die Marines so am Anfang auf wenig Gegenwehr getroffen sind.. Und der Nahkampfspezialist mit der Kettensäge war auch ziemlich effektiv... Im Mittelteil ging dann den Marines langsam die Munition aus, was sie ziemlich unter Druck gesetzt hat... Aber am Ende haben sie mit viel Glück und mit 5 von 6 Frags das Szenario geschafft...
Interessanterweise spielt sich das Spiel echt so, wie Doom III. Zombies, Imps und diese komischen Spinnen sind nervig, aber nicht wirklich gefährlich, solange man vor ihnen weglaufen kann oder sich aus der Schusslinie bewegen kann, aber die Hundsdämonen und Obermonster wie der Hellknight (krass fieses Nahkampfteil oder der Revenant (mit riesiger Reichweite) machen den Marines wirklich das Leben schwer...
Durch die Spezialfähigkeiten bekommen die Marines ein paar ganz gute Vorteile, teilweise sind diese aber nicht besonders austariert (z.b. bringt der "Medic" verhältnismäßig wenig, da er nur jede Runde einen einzigen Schadenspunkt heilen kann, wobei er noch auf einen Angriff oder Bewegung verzichten muss)...
Was auch noch auffällt: Passen die Marines nicht wirklich auf, werden sie vom Intruder eiskalt abserviert. Bei mir haben sie ja noch Glück gehabt, weil ich selbst noch nicht wusste, was ich alles tun kann... Dafür gibt es auf der Fantasy Flight Games Seite auch ein Zusatzszenario und Regeln, wie man den Schwierigkeitsgrad anpassen kann...
Mir hat es ziemlich viel Spaß gemacht, auch wenn ich fürchte, dass es durch die vorgegebenen Szenarien einigermaßen an Spielspaß verlieren könnte...
Sagen wir mal: 4 von 5 Punkten... Klasse Aufmachung, viel Material und verhältnismäßig einfache Regeln, die dennoch Taktik erlauben... Auch sollte man den Marines erlauben, dass sie ihre Zugreihenfolge verändern dürfen - im Buch selbst ist diese festgeregeln, was bedeutet, dass der erste Marine immer der ist, der die Tür öffnet, da so die anderen Marines die Möglichkeit haben, den nächsten Raum auszuräuchern, bevor die Monster drankommen... Andererseits hat ja der Intruder-SPieler auch ein paar fiese Ereigniskarten auf der Hand, mit denen er auch mitten im Zug eines Marines agieren kann...
Vielleicht nicht das Non-Plus-Ultra an "Dungeonquest/Spacehulk" Spielen, aber wer Bock auf heftiges Geschredde hat, der ist bei Doom - The Boardgame gut augehoben..
Doom Boardgame
Fantasy Flight Games
ca. 40 - 45 Euro